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Der Baum sollte goldene Zitronen tragen

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18.07.2005
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Der Baum sollte goldene Zitronen tragen

Der Baum sollte goldene Zitronen tragen.
Das sagte sie ständig. Die Bedeutung kannte ich nicht., doch es klang faszinierend und poetisch. Sie scheint so weise zu sein, dachte ich immer insgeheim. Seit ich ihn das erste Mal gehört hatte, umgab mich dieser Satz in meinen Gedanken, wenn ich an sie dachte. Meine Großmutter war schon immer anders. Sie sah zwar aus wie eine so normale ältere Dame. Graue, zu einer kurzen Dauerwellenfrisur frisierte dünne Haare. Milchig graue Augen. Ein eingefallenes Gesicht und eine gedrückte Figur. Es schien als hätte sie ständig eine Last zu tragen. Aber sie war auch so exzentrisch. Auf eine stille und bescheidene Weise, wenn das möglich ist. Seit ich klein war, kannte ich sie so. Sie war nie eine Frau großer Worte, was aber niemanden davon abhielt, sie für ihre innere Stärke und ihr Wesen zu bewundern.
Es war beeindruckend. Ihre Leichtigkeit. Ihre Wärme. Ihre innere Größe. Ihre Kälte. Ihre Härte. Ihre nicht enden wollenden starren Blicke. Ihre Unnahbarkeit. Das alles war sie. Mit all dem musste man leben. Wenn man sie regelmäßig besuchte, in ihrem alten Haus, am Dorfsee, dann war das, als wenn man auf alle Gegensätze der Welt stoßen würde. Heute war so ein Tag. Ich kam, um sie nach über vier Monaten endlich einmal wieder zu sehen. Mit gemischten Gefühlen betrat ich das Haus, aus schönen dunklen Ziegeln erbaut. Lange bevor mein Großvater starb. Ich hoffte, sie würde nicht böse sein. Ich war gegangen, um in einer zu großen Universität, in einer zu großen Stadt zu studieren. Verabschiedet hatte ich mich nicht. Wieso wusste ich nicht mehr. Aber ich sehnte mich nach ihrem Garten. Ihr Garten, wie ich ihn liebte. Und wie ich ihn doch hasste. Familienfeste, die immer damit endeten, dass jemand sich über sie und ihre häufig so unüberwindbar abweisende Art beschwerte. Ich betrat das Haus durch die niemals geschlossene Tür zum Esszimmer. Sie lebte allein. Ich ging durch die Wohnung. Erinnerte mich an meine Kinderzeit. An das süße Obst der Bäume im Sommer. An den Garten. Dort saß sie auch jetzt. Sie sah mich an und es dauerte eine Weile bis sich ihre Augen erhellten. Sie sah mich an und lächelte. Mich an sich drückend, wechselte sich der helle Blick mit der Kälte eines Eisblocks ab. Ich setzte dazu an, ihr alles zu erklären aber sie machte eine Handbewegung um mir zu sagen, dass ich mich an den großen dunklen Holztisch setzten sollte, der schon ewig im Garten stand. Sie sah mich an. Eindringlich und intensiv. Der Baum sollte goldene Zitronen tragen. Da war er wieder. Der Satz, der uns nichts sagte. Niemand der Familie wusste was sie meinte. Die Kälte in ihrem fremd gewordenen Blick gefror, explodierte im Zentrum der intensivsten Stelle, und wurde zu einer beinahe unerträglichen Wärme. Sie begann zu lachen. Bald hysterisch, dann leise. Fast wie ein Kind. Sie versteckte etwas Kleines in der Tasche ihres bunt bestickten Kleides und sah mich verstohlen an. Der unschuldige Blick eines Kindes. Mir wurde plötzlich unbehaglich und ich fühlte mich plötzlich noch nie so unwohl wie in diesem Moment. Etwas schien falsch. Sie war kein Kind. Die anfängliche Kälte und Härte aus ihrem Blick war verschwunden und mich sahen trübe, gräulich anmutende und doch so wache Augen an. Sie holte das kleine Etwas aus ihrer Tasche und schob es vor mich auf den Tisch. Ein kleiner Elefant. Ein kleiner, aus Stein gehauener Elefant mit bizarren Proportionen. Das Stück Stein, das seinen Rüssel hätte darstellen sollen, war augenscheinlich abgebrochen und durch diesen Umstand sah der Stein noch seltsamer aus. Auf seinem Rücken schien etwas eingraviert. „Sieh!“. Es war das erste Mal. Es schien mir unfassbar wichtig, ein Wort aus ihrem Mund zu hören. Es war das erste Mal, dass sie wirklich mit mir sprach. Aber was sollte ich sehen? Was wollte sie mir zeigen? Der Elefantenrücken war rau gemeißelt und nur mühsam konnte man den Schriftzug erkennen. Niemals werde ich vergessen. Niemals werde ich vergessen. Sie sah mich an. Vielleicht hoffte sie, in meinen Augen eine Art Erklärung zu finden. In den Ihren suchte ich wie sie in meinen. Ihre grauen Augen...Sie sahen aus wie bewölkte Himmel bei Nacht aus denen Milliarden goldener Funken sprühten. Sie hofften vergebens, ihre gold-grauen Augen. Sie strahlten. Und sie starrten. Sie sahen mich an. Noch. Sie stieß einen Seufzer aus und nahm mir den Stein aus der Hand. Ich versuchte immer noch einzuordnen, was passiert war. Leise erhob sie sich aus ihrem alten Holzschaukelstuhl. Ich konnte sie nicht ansehen als sie ging. Das war alles? Das ist ihr Geheimnis? Sie zeigte es niemandem, niemals. Außer mir . Heute. Ausgerechnet heute. Ich fragte: „Was...warum zeigst du es mir? Warum heute? Was soll es bedeuten?“ „Dein Großvater... Er ist jetzt 17 Jahre weg.“ Daran hatte ich nicht mehr gedacht. Er war von einer seiner geliebten Reise nach Afrika nicht wiedergekommen. Niemand wusste was passiert war. Niemand hatte ihn wirklich gekannt. Das hatte sie sicherlich auch so werden lassen. So befremdend. Er war ein außerordentlich stiller Mann. Ein Mann der gerne nachdachte und las. Und reiste. Mit oder ohne sie. Meistens aber mit ihr. „Er hat ihn für mich gemacht. Auf einer unserer Reisen. Es ist schon so lange her... Die Botschaft...“ Der vollkommen unrealistische Elefant, er... „Es ist seine Botschaft...an mich. Es stimmt. Er wollte mich niemals vergessen. Er wird mich niemals vergessen. Ich hoffe es so.“ - „Was haben deine Zitronen damit zu tun? Willst du es mir sagen?“ Sie überlegte. Das sah man an ihren nun wachen Augen, die mich ununterbrochen musterten. Weich, aber zweifelnd. Es sprudelte nur so aus ihr heraus. Sie war aufgebracht und das merkte man ihr an. Ihre Stimme, sie zitterte. „Er versprach mir Bäume an denen Zitronen wachsen. Ich kannte doch so wenig... Und er so viel. Er wollte mir die Welt schenken. Ich fing an ihn zu lieben als er das erste Mal sagte: Und irgendwann, wirst du in unserem gemeinsamen Garten Bäume finden, die goldene Zitronen tragen... Ich liebte ihn so und wir bauten dieses Haus. Nie wieder konnte ich jemand anderen so lieben...Bis auf ihn, den Mann, der meinen Garten so wunderschön pflegte, der Mann, der mir liebevoll meine Träume ermöglichte...Er war rau und so bodenständig, ganz anders als dein Großvater. Er liebte mich so sehr. Er hat es nur für mich getan... aber er hat mir damit so weh getan...Er konnte nicht begreifen, wie schrecklich es für mich war, denn er wollte mich ganz haben. Ohne meinen Mann....“ Ich traute meinen Ohren nicht...Ein anderer Mann? Ohne Großvater? Ich sah sie an. Nein! Sie lächelte. Entschuldigend und ruhig.

 

Hallo Tortilla,

und herzlich willkommen. Bis zum Ende hätte ich dir für diese Geschichte ja Romantik/Erotik vorgeschlagen, denn es geht um die Liebe und eigentlich um eine romantische Erinnerung. Das viel zu verwirrende Ende deutet an, dass es dir um eine gesellschaftliche Pointe ging, die ich so nicht ganz verstehen kann. Die Frau hatte zwei Männder, die sie liebte, sicherlich zu jedner Zeit auch ein gesellschaftlicher Skandal. Nur wird irgendwie durch die Art, wie du es nur als Ointe einsetzt nicht wirklich klar, von wem die ganze Zeit die Rede ist, wer der Großvater, wer der Geliebte war. Das finde ich da etwas unübersichtlich hineingepresst.
Vielleicht ist ja jemand anderes schlauer als ich.
Stilistisch kann ich nicht viel schreiben. Es ist okay, aber nicht überwältigend. Die völlige Anwesenheit von Absätzen macht das Lesen sehr mühsam.

Die Bedeutung kannte ich nicht., doch es klang faszinierend und poetisch.
Punkt weg
Niemand hatte ihn wirklich gekannt.
Mutter oder Vater von deiner Ich-Erzählerin müssen ihn gekannt haben. Einer von beiden ist schließlich bei ihm aufgewachsen Damit die Enkelin ihn n icht gekannt hätte, wäre es sicher gut, die 17 Jahre in Bezug zu einem Alter der Prot zu setzen, wenn sie studiert vielleicht 19? Okay, dan kann es gut sein, dass sie keine Erinnerung hat, wenn er auch nich verreist war.

Lieben Gruß, sim

 

Hallo Tortilla,

ich schließe mich mehr oder weniger Sims Kritik an.
Es ist schwer, deine Geschichte zu lesen, so lange sie keinen einzigen Absatz hat. Falls das ein Stilmittel sein soll, ist es schlecht gewählt, denn es bewirkt nur, dass man sich so stark darauf konzentrieren muss, nicht den Faden zu verlieren, dass keine Atmosphäre, geschweige denn ein Lesegenuss entstehen kann.
Vielleicht mit aus diesem Grund habe auch ich nicht ganz verstanden, welcher Mann im Leben der Großmutter nun was gesagt oder bewirkt hat. Die Verwirrung ist zu stark.
Dabei gefallen mir Idee und Aufbau deiner Geschichte recht gut, auch die Pointe, dass es da noch einen zweiten geliebten Mann neben dem Großvater gegeben haben muss. Allerdings verpufft sie in meinen Augen ein wenig dadurch, dass auch der Großvater für den Prot ein Unbekannter ist. So sind eben beide Männer fremd. Der zweite Mann würde eher einschlagen, wenn der Enkel den Großvater noch in Erinnerung hätte.

Viele Grüße
Pischa

 

mh...mh...mittlerweile kommt mir die Geschichte selbst reichlich seltsam vor...

 

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