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Der Baum

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31.05.2010
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Der Baum

Eines Tages auf einem fernen Planeten. Die Strahlen der Sonne waren so warm und weich wie lange nicht. Das erkannten auch die Pflanzen, die sich zahlreich auf der Oberfläche des Planeten ausbreiteten, und in der wohligen Wärme prächtig gediehen.

In diesem Augenblick durchbrach ein kleiner Samen die Erdoberfläche, weil er spürte, dass es an der Zeit sei, in die Welt zu treten um am wunderbaren, angenehmen Leben dort oben Teil zu haben.
So schob der Samen die feuchte Erde über sich hinweg und streckte schüchtern seinen ersten Trieb in die milde Luft. Kaum traf ihn ein sanfter Sonnenstrahl, fühlte sich der Samen ungemein gut, richtig stark und kräftig, obwohl nicht mehr als ein winziger Spross zwischen den Erdhäufchen hervorlugte, den die großen Pflanzen noch gar nicht bemerkten. Angezogen von der rosigen Aussicht auf einen schönen, sonnigen und gemütlich Platz auf der Welt, steckte der kleine Spross alle Kraft in sein Wachstum. Er mühte sich mehrere Stunden schwer, bis es ihm endlich gelang, sein erstes Blatt zu öffnen. Erst ganz langsam, dann aber immer schneller konnte er es aufrollen. Die kleine Pflanze war so erfreut darüber, mit ihrem Blatt die wärmenden, Kraft spendenden Sonnenstrahlen einfangen zu können, dass ihr zartblasses Grün allmählich kräftiger und dunkler wurde. Die Pflanze erkannte schnell, dass ein weiteres Blatt gut wäre, um mehr Licht zu empfangen. Erneut konzentrierte sie ihre ganze Kraft auf ein neues Blatt, und es fiel ihr bereits leichter als beim ersten Mal, es zu öffnen. In kurzer Zeit konnte sie vier weitere Blätter und sogar einen kleinen Zweig austreiben.
Als das Pflänzchen wuchs und größer wurde bemerkte es, dass es nicht genug Wasser aus dem Boden schöpfen kann, um weiter zu wachsen. Zunächst dachte es, es sei jetzt bereits am Ende seines Wachstums angekommen, was jedoch unmöglich sein konnte, waren die anderen Pflanzen doch auch größer und stärker. So dachte es Tag und Nacht darüber nach, wie es wohl an mehr Wasser käme. Am dritten Tage verloren die obersten Blätter bereits das leuchtende Grün und sanken kraftlos gen Boden. Da half all die herrliche Sonne nichts. Und als am fünften Tage das ganze Pflänzchen bereits einen recht erbärmlichen Eindruck machte, schlaff zu Boden hing, kam ihm die rettende Idee wie ein Geistesblitz. Es muss seine noch feinen Wurzeln weiter in die lockere Erde bohren, um einen besseren Zugang zum Wasser zu bekommen. Unter größten Mühen und mit letzter Kraft konnte das Pflänzchen seine Idee in die Tat umsetzen. Sobald die Wurzeln aber in tiefere Schichten vordrangen und mehr Erdreich erschlossen, hatte das Pflänzchen Zugang zu mehr Wasser, das es gierig aufsog. Das Wasser schoss im dürren Stamm empor bis in die Spitze des obersten Blattes. Neue Lebenskraft machte sich in der Pflanze breit, sie war stärker als zuvor.
An diesem Tage beschloss das Pflänzchen, immer größer zu werden, damit es mit seinen Blättern weiter in den Himmel reichen kann um mehr Sonne einzufangen und mit seinen Wurzeln immer tiefer bohren kann um mehr Wasser zu erreichen, damit es nie mehr eine so schreckliche Dürre erleben müsste. Erstmals nahmen auch die anderen Pflanzen das wieder ergrünende Pflänzchen wahr. Da wurde es von Glücksgefühlen und Stolz übermannt und in seinem Ziel bestätigt, dass sein Erfolg und Glück von seinem Wachstum abhinge.

So vergingen die Monate und aus dem Pflänzchen wurde ein kleiner Baum mit einem schönen, geraden Stamm und vielen Ästen und Blättern.
Als der Baum sein Reich immer weiter vergrößerte, bemerkte er, dass die anderen, höheren Pflanzen, ihm die Sonne nahmen, ihn in den Schatten stellten. Wenn er aber nicht mehr Sonne einfangen kann, dann kann er auch nicht weiterwachsen, das hatte er schon erkannt, als er noch ein winziger Spross war.
Er sah sich von seinen Nachbarn in seinem Wachstum bedroht und kam nach kurzem Überlegen zu dem Ergebnis, dass der einzige Ausweg darin bestand, größer zu werden, größer als die anderen Pflanzen, damit sie die energiespendenden Sonnenstrahlen nicht vor ihm vom Himmel fingen. Allerdings fand sich der Baum in einer wenig aussichtsreichen Situation wieder, die anderen Gewächse waren einfach schon älter und größer. Er wurde wütend auf sie. Sie sollten ihn nicht daran hindern weiter zu wachsen. Mit vollem Ehrgeiz erweiterte er sein Blätterdach, trieb seine Äste in immer neue Höhen, machte seinen Stamm stärker und seine Wurzeln tiefer. Wegen seines schnellen Wachstums wurde er von manchen Nachbarn bewundert, von dem meisten Artgenossen jedoch mit Argwohn beobachtet. Die enormen Anstrengungen des Baumes machten sich bezahlt, schnell war er mit den Kronen vieler anderer Bäumen auf gleicher Höhe. Für einen Augenblick dachte der Baum, dass es jetzt gut sei, er jetzt dem Himmel genug Sonnenenergie und dem Boden genug Wasser entziehen könnte, um das Leben richtig genießen zu können. Bereits am nächsten Tag erkannte er jedoch die Bemühungen der anderen Bäume, höher in die Luft zu reichen. Das entfachte wieder seinen ungeheuren Ehrgeiz und seine Wut auf die anderen. Er will der Größte sein, dachte sich der Baum. Er möchte der Sonne am nächsten sein. Und er allein soll das tiefste, beste Wasser aufnehmen können, zumal weiter oben nicht mehr genug Wasser für alle zu finden war. Trotz aller Widrigkeiten konnte der Baum sein Wachstum fortsetzen. Schneller als alle anderen. Jetzt überragte er sie alle. Und doch fürchtete er, sie könnten erneut versuchen zu ihm aufzustreben. Darum dachte er gar nicht daran, sein Wachstum einzustellen.

Schnell bekam er es jedoch mit neuen Problemen zu tun, die ihm so noch nie aufgefallen waren. Es fiel ihm immer schwerer zu wachsen, die Luft in der Höhe wurde immer dünner, die Erde ächzte unter seinem Gewicht, der Wind packte ihn immer stärker in der mächtigen Krone, der Boden in der Tiefe wurde immer härter, vom Himmel zuckten Blitze, die sich den Weg in seine höchsten Äste bahnten und diese krachend zum Splittern brachten. Allerdings war sich der Baum sicher, diese Probleme nur durch weiteres und schnelleres Wachstum überwinden zu können. Denn nur wenn der Stamm dicker wird, kann der Wind ihn nicht knicken. Nur wenn die Wurzeln stärker werden, können sie auch in der tiefsten Tiefe nach Wasser schürfen. Nur wenn die Äste fester werden, können sie der Kraft der Blitze widerstehen. Und nur wenn er mehr Blätter hat, kann ihn die dünne Luft nicht am Atmen hindern. So strengte er sich mehr denn je an, zu wachsen. Er war von unglaublicher Stärke, und seine ganze Kraft steckte er in sein Wachstum, damit es ihm besser erginge. Trotz erneutem Wachstum konnte der Baum seine Probleme nicht verringern, im Gegenteil, sie wurden immer größer. Er stöhnte unter dem enormen Kraftaufwand, den er tätigen musste, um weiter zu wachsen. Er wurde müde, konnte es jedoch nicht zulassen, Schwäche zu zeigen, er, der größte aller Bäume. Und er schaffte es erneut, sich zu steigern, größer zu werden.
Lange schon war sein einziges Ziel das Wachstum, dem er alles andere unterordnete.
Und als es eines Tages so weit kam, dass der Baum mit seinen höchsten Blättern die Atmosphäre des Planeten durchstieß und in den Weltraum reichte und sich seine Wurzeln einmal um den Erdball zogen und auf der anderen Seite zusammentrafen, war sein Gewicht so unglaublich hoch, dass der Planet nicht mehr vermochte, die gigantische, ungleich verteilte Masse zu bewegen. Der Plante stoppte seine Drehbewegung und der Baum hing auf dessen Schattenseite fest. Damit hatte er nicht gerechnet. Wie konnte das passieren? Doch nun war es zu spät. Erst wurde es ganz dunkel um den Baum. Die Sonne wagte sich nicht mehr über den Horizont. Dem Baum wurde klar, dass er jetzt, egal wie er sich anstrengte und weiter in die Höhe wachse, die warme, freundliche Sonne nie wieder zu Gesicht bekommen werde. Er wurde traurig und verharrte in Ratlosigkeit. Schon bald wurde es ohne die wärmende Sonne bitterkalt und nach der dunklen Nacht legte sich ein eisiger Mantel über die Seite des Planeten, auf der der Baum stand. In einem letzten, langen Atemzug spürte der Baum, wie der Frost in seine Adern drang und mit unsagbarer Gewalt die Äste von Innen zerbarst. Die riesigen und schweren Äste krachten kilometertief zu Boden. Das Laub fiel tonnenweise wie schwarzer Regen vom dunklen Himmel. Der einst größte Baum zerbrach in unzählige Splitter und sank zu Boden. Dort erging es den anderen Pflanzen nicht anders, auch sie wurden vom Frost zerrissen. Die Kälte zog sich sogar bis tief in den Boden und vernichtete alles Leben. Auf der anderen Seite brannte die sonst so milde Sonne unablässig vom Himmel. Die Temperaturen stiegen ins Extreme und bald wüteten fürchterliche Feuer auf dem ganzen Kontinent, die sämtliche Pflanzen vernichteten. Asche und Rauch zogen auf und hüllten den gesamten Planeten in Dunkelheit.

Schließlich, als alles Leben ausgelöscht und vom einst größten Baum nichts als Holzsplitter übrig waren, begann der Planet langsam, sich wieder zu drehen. Dabei entsandt er ein tiefes, erleichtertes Seufzen in die unendlichen Weiten des Alls.

 
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Moikka SebHeer,

und ein herzliches Willkommen auf KG.de! :)

Guten Abend. Dies ist mein erstes Posting hier. Ich heiße Seb und habe mich an einer kleinen Geschichte versucht. Über euer Feedback freue ich mich.
Bitte Anmerkungen immer in ein extra Posting, das erste bleibt der Geschichte selbst überlassen. ;)

Da Du keinen explizit genannten Sprecher hast, habe ich die unüblichen Anführungsstriche am Anfang und Ende gelöscht, denn sie stehen für wörtliche Rede. Der fette Titel dient bereits als solcher.

Was das Lesen noch angenehmer machen würde, wären noch ein paar Absätze anstatt des langen Textblockes - Du kannst den Beitrag jederzeit über den roten bearbeiten-button rechts unten im Textfeld ändern.

Auch wenn man das Ganze als eine Parabel sehen könnte, legt der Märchenerzählerton und die Einleitung ähnlich zu "es war einmal" eine andere Rubrik nahe. Ich schlage Fantasy/Märchen vor (da kann durchaus Kritik mitschwingen). Vom Tonfall her wäre Kinder noch eher was, aber vermutlich ist das Ende für die zu grausam, das kann ich schlecht abschätzen. Ich denke aber, in einer dieser beiden Rubriken wird die Geschichte auch die Lesererwartungen besser treffen; hier erwartet man einen ernsteren/erwachseneren Tonfall und etwas harschere, realistischere Themenbearbeitung. Auch wird hier dem Leser selten eine Moral so direkt um die Ohren gehauen.

Sagst Du mir hier im thread oder per PN, ob - und wenn wohin - ich verschieben kann? Lieben Dank!

Viel Spaß noch beim Lesen, Schreiben und selbst Kommentieren!
Katla

P.S.

die zahlreich die Oberfläche des Planeten säumten
Säumen geht nur an einem Rand, nicht auf einer Oberfläche.

 
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Hallo Katla, danke für die Anmerkungen. Ich habe meinen Text ein bisschen redigiert.
Bzgl. der Kategorie denke ich schon, dass mein Text in die Rubrik "Gesellschaft" passt. Habe sie deswegen auch bewusst ausgewählt. Zwar ist der Text auch für Kinder geeignet und von der Erzählung her an ein Märchen angelehnt, dennoch geht es mir im Grunde um ein gesellschaftliches Phänomen.

 
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Moi,

na dann lasse ich sie hier stehen, wenn nicht dringende Gründe dagegen sprechen, verschieben wir nicht gegen Willen des Autors.
Mal gucken, was von anderen Lesern kommt, aber so muß ich ganz hart sagen, ich fühle mich - als erwachsener Mensch, der halbwegs von hier bis an die näxte Ecke denken kann - komplett von dem Text verarscht.

Da fehlt nur noch, daß mir der Autor über den Kopf streichelt, nen Keks gibt und sagt: 'Siehste, war doch nicht so schwierig, haste schon kapiert.' Ganz gleich, was Du mit dem Text ausdrücken möchtest, das vllt ja von gesellschaftlichem Belang sein mag: in dieser Form plus dieser Rubrik ist das nur was für die severely intellectually challenged.

Aber das ist nur meine Meinung, vllt sehen das andere hier ja auch anders.

Herzlichst,
Katla

 

Na dann scheinst du ja schon mal mehr verstanden zu haben als 98% der restlichen Bevölkerung.

 

Hallo SebHeer

Ich habe Deine Geschichte als Abstraktion wahrgenommen, indem der Baum ein zu imposanter Macht gelangendes Unternehmen darstellt. Es wächst und wächst, doch erkennt es die Wachstumsgrenze der Vernunft nicht, da es nur noch auf Machtmaximierung (bei Unternehmen prioritär Gewinnmaximierung) fokussiert ist. Die kausale Folge ist der Untergang.

Ich habe sie gern gelesen, auch wenn sie mich in ihrer Monotonie nicht zu faszinieren vermochte, doch die Idee an sich war schön aber erlaubte mehr Esprit.

Im Nachgang, um mich nicht vorab durch andere Eindrücke beeinflusst zu sein, las ich dann noch die Ausführungen von Katla und Dir. Ich sehe es zwar nicht ganz so eng wie Katla, die es eher Kindergeschichten zuordnet, aber ich denke es stimmt, dass Leser die den Text nicht grundsätzlich uminterpretieren, eine gesellschaftliche Relevanz nicht erkennen und enttäuscht sind.

Ich selbst würde einen solchen Text eher unter „Seltsam“ platzieren, da dort wahrscheinlich vorwiegend Leser reinschauen, die aussergewöhnliche Herausforderung beim Lesen suchen.

Gruss

Anakreon

 

Hallo SebHeer!

Mir geht es ähnlich wie Katla, allerdings vermeide ich das Wort "verarsch..."

Es wird ziemlich deutlich, was du sagen willst und zweifellos hast du recht. Allerdings ermüdet mich der Text. Die vielen Adjektive, die wie mit der Gießkanne gestreut wurden, machen es mir schwer, mich auf dein Thema zu konzentrieren. Beispielhaft:


"Kaum traf ihn ein sanfter Sonnenstrahl, fühlte sich der Samen ungemein gut, richtig stark und kräftig, obwohl nicht mehr als ein winziger Spross zwischen den Erdhäufchen hervorlugte, den die großen Pflanzen noch gar nicht bemerkten. Angezogen von der rosigen Aussicht auf einen schönen, sonnigen und gemütlich Platz auf der Welt, steckte der kleine Spross alle Kraft in sein Wachstum."

Hinzu kommt die etwas umständliche Satzkonstruktion zuweilen und lang sind sie auch oft.

Vllt hast du einen Rotstift bei der Hand und probierst, ob dein Text nicht gewinnt, wenn du das eine oder andere Adjektiv eliminierst und den einen oder anderen Satz teilst.

Alles meine Meinung und deshalb nicht allgemeingültig.

Gruß

Adem

 

Hey Adem,
danke für deine Kritik. Dass der Text voll mit Adjektiven ist, ist mir bewusst, wohl weil ich diesen Stil absichtlich gewählt habe. Auch mag ich lange Sätze ;).
Deine Meinung bestätigt mich in meiner Ansicht, dass der Text nicht in die Kategorie "Kinder" gehört.

 

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