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Der beste Job der Welt

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31.08.2020
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Der beste Job der Welt

Dreizehn Jahre Schule lagen hinter mir. Nun warteten die längsten Ferien aller Zeiten auf mich. Ich hatte ein halbes Jahr Zeit, bis mein Studium begann. Vielleicht war ich nicht der glücklichste Mensch auf der Welt, aber es fehlte nicht viel. Meine Mutter hatte jedoch Bedenken. Du solltest die Zeit nutzen und ein Praktikum machen! Hast du nicht Lust, dich ehrenamtlich zu engagieren? Solche Bemerkungen kamen fast täglich. Ich ignorierte sie mühelos. Schließlich besorgte sie mir einen Job als Kassiererin im Freibad, damit ich nicht dem Laster verfiel.

Ich arbeitete jeden Tag von 13.00 bis 18.00 Uhr. Es gab ein paar Rentner im Ort, die darauf bestanden, morgens um sieben ihre Bahnen zu schwimmen. Für die schloss der Bademeister persönlich auf. Wenn er angeradelt kam, standen schon die ersten vorm Tor und begrüßten ihn freundlich. Er war nicht viel jünger als sie, einige kannte er noch aus der Schule. Gut möglich, dass sie auch das Freibad zusammen erbaut hatten. Er nahm die Morgenstunde zum Anlass, ein wenig zu plaudern. Den Rest des Tages ergab es sich ja nicht mehr. In mir jedenfalls sah er keine geeignete Gesprächspartnerin. Ich war noch nicht geübt in Plattitüden, antwortete stets höflich, aber kurzangebunden. Ehrlich gesagt, kam selten mehr als ein Ja oder Nein über meine Lippen.

Ich fand mich täglich im Freibad ein, obwohl es nicht nötig gewesen wäre. Oft kamen über den Tag verteilt nur ein Dutzend Leute, um sich im Wasser zu vergnügen. Deshalb verabschiedete sich der Bademeister, mein Vorgesetzter und einziger Kollege, stets mit den Worten: Kannst morgen zu Hause bleiben. Wird nicht viel los sein. Manchmal fügte er noch hinzu: Ich werd’s auch keinem sagen und zwinkerte mir konspirativ zu. Breit grinsend zwinkerte ich zurück. Der alte Herr mochte es, wenn ich über seine Witze lachte. Immerhin diesen Gefallen konnte ich ihm ja erweisen, ließ er mich doch ansonsten den ganzen Tag in Ruhe.

Kurz vor eins betrat ich die kleine Baracke, in der die Kasse lagerte, und stellte meinen selbstgemachten Eistee in den rostigen Kühlschrank. Zumeist befand sich zeitgleich der Bademeister in dem engen Raum und schloss den einzigen Schrank auf, aus dem er die Kasse holte und nach draußen trug. Danach zog er sich sein T-Shirt über den Kopf. Er sollte es bis zum Schichtende nicht wieder anziehen, egal wie unerbittlich die Sonne auf seinen kurzen, kräftigen Oberkörper brannte.

Vor der Baracke stand ein runder, weißer Plastiktisch, auf dessen Mitte die Kasse platziert wurde. Dahinter nahm ich auf einem alten Liegestuhl Platz, über dem ein kleiner Sonnenschirm aus gestreiftem Stoff spannte, und wartete auf Gäste. Die ersten Kleinfamilien kamen, zumeist Mütter mit Kindern im Kita-Alter. Manche hatten auch Babys dabei. Väter sah ich selten. Etwas später kamen noch ein paar Grundschüler, danach lange Zeit niemand mehr. Ich konnte also ungestört lesen, und ich las wirklich viel in jenem Sommer. Mindestens an einem Vormittag in der Woche fuhr ich zur Bibliothek, um meinen Büchervorrat wieder aufzufüllen. Ich tastete mich Buchstabe für Buchstabe durch die Reihen der Bücherregale und war im Juli bereits bei „R“ angekommen. Meine Wahl fiel auf Philip Roth, von dem die Bibliothek erstaunlich viele Bücher vorrätig hatte. Ich nahm sie alle mit. Heute erinnere ich mich allerdings nur noch an seinen Roman Amerikanisches Idyll, ein Buch, von dem ich selten freiwillig aufsah, um einen Blick auf meine eigene Welt zu werfen. Erst wenn mich mein schlechtes Gewissen plagte – ich wurde schließlich bezahlt -, legte ich das Buch beiseite und ließ dabei meinen Blick gedankenverloren über das Gelände streifen. Das Freibad war großzügig gestaltet worden, die beiden Becken – eines für Schwimmer und eines für Nichtschwimmer – jeweils fünfundzwanzig Meter lang. Die Rezauer hatten es zu DDR-Zeiten selbst gebaut. Es muss damals echte Schwimmenthusiasten im Ort gegeben haben. Nun blätterte trotz jährlicher Renovierungsarbeiten hier und da die hellblaue Farbe ab, mit der die Betonbecken gestrichen worden waren. Den Dreimeterturm zierte schon seit Jahren ein Absperrband, weil das alte Sprungbrett entfernt, jedoch nie durch ein neues ersetzt worden war, und die einzige Rutsche war ein kleines prähistorisch anmutendes Spielzeug aus verblasstem, rotem Kunststoff. Nur Kleinkinder konnten sich daran noch erfreuen. Die Älteren fuhren lieber in den Nachbarort, wo die Schwimmbecken aus Edelstahl waren und in der Sonne glänzten. Wo sich Erlebnisrutschen wie Krakenarme dem Wasser entgegendrehten. Wo die Chancen gut standen, seine Klassenkameraden zu treffen und Spaß zu haben. In Rezau schwammen die alten Leute in Ruhe ihre Bahnen. Hier roch es nicht nach Pommes und Sonnencreme, ja nicht einmal nach Chlor. Der Geruch in Rezau war herber, voller, ja unbeschreiblich grün. Verströmt wurde er von den Sommerlinden, die das Freibad wie eine überdimensionale Hecke säumten. Dank ihrer Samenstände, die wie kleine Hubschrauber zu Boden und zu Wasser flogen, hatte der Bademeister immer etwas zu tun. Gemächlich umkreiste er mit dem Kescher die Becken und fischte sie einem nach dem anderen heraus.

Im Laufe des Nachmittags gesellte sich Linda für eine, manchmal auch zwei Stunden zu mir, um mir Beistand zu leisten, wie sie sagte. Dass ich arbeiten musste, tat ihr leid. Eigentlich hatten wir uns zusammen zum Nichtstun verabredet. Aber das hier war ja nicht viel anders, meinte ich zu ihr und sie nickte einträchtig. Genau wie ich wohnte sie nur wenige hundert Meter vom Freibad entfernt. Scheu huschte sie durch den Eingang und bezahlte zwei Euro. Es kam ihr überhaupt nicht in den Sinn, mich auszunutzen (ich hätte ihr die Eintrittskarte auch gratis in die Hand gedrückt). Obwohl es eine Umkleidekabine gab, trug sie ihren Bikini immer unter ihren Kleidern. Sie zog sich also in Windeseile aus, sprang ins Wasser, schwamm zwei Bahnen und setzte sich dann zu mir auf den klapprigen Stuhl des Bademeisters. Der blinzelte die ganze Zeit zu uns herüber und lächelte breit, was meine Freundin allerdings nicht bemerkte. Trotzdem näherte er sich uns selten auf mehr als zehn Meter, weil sie stets mürrisch vor sich hin stierte. Sie hatte sich für alle möglichen Lehrstellen und Studiengänge beworben, aber bislang nur Absagen erhalten. Obwohl ihr das Nichtstun gefiel, machte ihr der Gedanke, es könne länger andauern als geplant, eine Heidenangst, so als könnte es ihren Werdungsprozess nicht nur lähmen, sondern gänzlich zum Erliegen bringen. Ich verstand sie. Ihre Bedenken waren angebracht. Eigentlich konnte sie nur abwarten und hoffen, dass am Ende doch noch etwas aus ihr würde. Ich konnte dieser Situation nichts Positives abgewinnen und deshalb auch keine beruhigenden Worte finden. Unser Nichtstun wurde von Tag zu Tag deprimierender. Heute aber wählte ich den Weg der Ablenkung, indem ich auf ein neues Thema zu sprechen kam.

»Sebastian steht auf dich.«

Statt weiter still in die Ferne zu blicken, hob sie ihren Blick und sah mich fragend an: »Sebastian? Welchen meinst du?«
»Du warst mit ihm im Französischgrundkurs, wenn ich mich recht erinnere.«
Sie schaute mir noch immer direkt in die Augen, doch ihr Blick wurde glasig. »In Französisch«, murmelte sie schließlich, als spräche sie zu sich selbst.
»Hat er nicht sogar direkt vor dir gesessen?«
»Ach der, ja, der Sebastian!« Sie schlug nach einer Pferdefliege, verfehlte sie jedoch.

Ein weiterer Minuspunkt unseres Schwimmbads: Es lag direkt neben einer Weide, auf der nicht nur ein paar Ponys grasten, sondern auch zahlreiche Pferdefliegen kultiviert wurden. Und die brauchten anscheinend immer mal Abwechslung auf ihrem Speiseplan. Selbst im Wasser hatte man keine Ruhe vor ihnen. Den Badegästen blieb oft nichts anderes übrig, als immer wieder auf Tauchstation zu gehen.

»Der war nett.« Damit schien das Thema für sie erledigt, denn sie griff nach einer Zeitschrift, die ich aufgeblättert auf dem kleinen Kassentisch liegengelassen hatte.
»Findest du nicht, dass er wie Prince William aussieht?«, fragte ich, um ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Wesentliche zu lenken. Sie zog die Augenbrauen hoch und warf mir einen ungläubigen Blick zu.
»Oho, wie Prince William!«, rief sie anerkennend. „Hat der nicht blonde Haare?“
»Kann sein, ja, aber ich meine seine Gesichtszüge, sein Lächeln. Die Ähnlichkeit ist doch verblüffend, nicht wahr?«
Geistesabwesend sah sie an mir vorbei in Richtung des Bademeisters, der ihren Blick mit Wohlwollen auffing und ihr immer noch lächelnd zunickte.
»Wenn du meinst.«
»Und? Gibst du ihm eine Chance?«
»Nein.«
»Nein?« Ich war ehrlich überrascht, denn ich mochte Sebastian. Er war ein still vor sich hin lächelnder, völlig harmloser Kerl. Und er hatte wirklich große Ähnlichkeit mit Prince William, was ich unheimlich sexy fand. »Warum denn nicht?«
Sie holte tief Luft und atmete langsam und leise zischend aus, wie sie es beim Meditieren gelernt hatte. Zu Boden blickend sagte sie schließlich: »Weil ich ihn nicht liebe.«
Noch bevor ich Einwände hervorbringen konnte, fuhr sie fort:
»Es tut mir echt leid, dass Sebastian auf mich steht. Ja, wirklich, ich könnte auf der Stelle in Tränen ausbrechen, so traurig macht mich das. So eine Schande, eine Verschwendung von Liebe. Warum verlieben sich die Menschen immer in jene, von denen sie nicht zurückgeliebt werden? Weshalb verliebt sich so ein Sebastian in mich, obwohl er kein einziges Wort mit mir gewechselt hat? Wahrscheinlich sitzt er gerade in seinem Zimmer und denkt an mich und ist traurig, weil ich ihn nicht einmal wahrgenommen habe während der gesamten Schulzeit. Ach, ich ertrage es nicht, Schuld zu haben an seiner Traurigkeit. Ich habe doch nichts getan, und trotzdem trage ich die Verantwortung für diese Misere! Gott, wie mich das herunterzieht. Das ganze Leben ist eine einzige beschissene Farce.«
Damit stand sie auf, packte ihre Tasche und lief – im Bikini – nach Hause. Kein Wort des Abschieds. Ihren Kopf hielt sie gesenkt. Ich vermutete, sie weinte wirklich. Am liebsten wäre ich aufgestanden und ihr hinterhergerannt, um ihr zu sagen, dass ich mir die ganze Geschichte nur ausgedacht hatte. In Wirklichkeit war ich es, die abends in ihrem Bett lag und nicht einschlafen konnte, weil ihre eigenen irren Träume von einer überirdischen Liebe zwischen ihr und Sebastian gänzlich die Kontrolle über ihre Gedankenwelt einnahmen. Sebastian beherrschte meine Nächte. Oder zumindest meine Vorstellung von Sebastian, denn eigentlich kannte ich ihn ja gar nicht. Wir hatten nie miteinander gesprochen, und wenn sein Blick auf mich fiel, dann wohl eher zufällig. Nun würden wir uns erst in fünf Jahren zum ersten Klassentreffen wiedersehen, wenn überhaupt. Dass nie etwas aus uns werden würde, obwohl wir wie geschaffen füreinander waren, machte mich unendlich traurig, aber dafür hätte Linda kein Verständnis gehabt. Sie hätte mich für eine Liebesverschwenderin und Lügnerin gehalten. Mir blieb nichts als die Hoffnung, dass sie morgen wiederkommen und wir uns dem Nichtstun widmen würden. Sebastian würde totgeschwiegen, während sie so tat, als hätte ihr Gefühlsausbruch nie stattgefunden.

Ging es auf den Feierabend zu, legte ich Roth beiseite und blätterte nur noch durch Modezeitschriften. Fast mein ganzes Gehalt ging damals für diese blöden Hochglanzmagazine drauf. Wenn mich die verheißungsvollen Titel und Bilder fast gänzlich meiner Lebensenergie beraubt hatten, erhob ich mich mühsam, streckte mich und lief ein wenig umher. Für eine Kassiererin gab es nichts mehr zu tun, aber mein Pflichtbewusstsein hielt mich im Schwimmbad. Irgendwo wurde meine Hilfe benötigt, da war ich mir sicher. Also ließ ich meinen Blick schweifen, nach links und rechts und oben und unten. Manchmal sammelte ich Müll ein, der neben die Tonnen gefallen war, aber ich musste lange suchen, bis ich ein Bonbonpapier oder einen kleinen Plastikspieß fand. Einmal suchte ich im Schuppen nach einer Harke, um den Sand des Beachvolleyballfeldes zu glätten. Statt einer Harke zeigte mir der Bademeister einen Vogel:
»Das können die doch selber machen!«, blaffte er und schickte mich zurück auf meinen Stuhl an der Kasse.
Hin und wieder machte ich ihm den Kescher abspenstig und holte Insekten aus dem Wasser. Die kleinen Kinder im Becken interessierten mich nicht im Geringsten. Deshalb ignorierte ich sie nach Möglichkeit. Es kam jedoch vor, dass mich ein paar von ihnen ansprachen:
„Guck mal, ich kann schon den Köpper!“, rief ein vielleicht neunjähriger Junge. Nachdem er sich meiner Aufmerksamkeit gewiss war, sprang er also kopfüber ins Wasser.
„Ich auch!“, rief ein anderer und sprang hinterher.
Als die beiden auftauchten, sahen sie mich erwartungsvoll an. Ich hob anerkennend beide Daumen in die Höhe und wollte ihnen schon den Rücken zukehren, doch ihre Show ging weiter. Ich musste mir einen Sprung nach dem anderen anschauen - mal seitlich, mal gedreht, mal halb überschlagen - und würdigende Worte finden. Klasse. Fein. Prima. Echt super. Sehr schön. Phantastisch. Gut-wirklich-gut. Als mir die Worte ausgingen, nickte ich nur noch und verzog den Mund zu etwas, das mein aufrichtigstes und wohlwollendstes Lächeln werden sollte, doch mein Kiefer verkrampfte langsam, und ich zog nur eine Fratze. In Sekunden war ich um zwanzig Jahre gealtert und spielte nun die Rolle einer Mutter, die Lobeshymnen auf ihre Söhne sang. Für die beiden Jungen machte es keinen Unterschied, aber ich kam mir unheimlich deplatziert vor. Dann aber fiel mir ein, dass rein theoretisch die Möglichkeit bestand, dass diese beiden Jungen (oder wenigstens einer von ihnen) Sebastians kleine Brüder sein könnten. Eine gewisse Ähnlichkeit bestand, wenn man genau hinsah. Vielleicht holte er sie nachher ja vom Schwimmbad ab – und würde mich endlich sehen. Und nicht nur das, er würde außerdem erkennen, wie cool ich doch war: Ich beschäftigte mich mit seinen Brüdern! Immer wieder schaute ich mich verstohlen um, ob Sebastian am Tor auftauchte. Als der Bademeister endlich »Wir schließen!« rief, und die Jungen das Wasser verließen, war er allerdings immer noch nicht zu sehen. Die nächtlichen Trugbilder hatten einen Weg in den helllichten Tag gefunden. Ich fasste es als Bereicherung auf.

Tags darauf stellte ich bestürzt fest, dass ich Amerikanisches Idyll zu Hause liegengelassen hatte, aber ich wagte nicht, noch einmal umzukehren. Das Thermometer zeigte schon zur Mittagszeit 33 Grad an, bislang der heißeste Tag des Sommers, und die ersten Schüler, die Hitzefrei bekommen hatten, warteten ungeduldig vor meinem Tisch mit der Kasse. Unter ihnen waren auch Sebastians Brüder, aber diesmal beachteten sie mich gar nicht. Die anderen Kinder waren interessanter, wie sie sich gegenseitig neckten, um die Wette rannten und – sehr zum Ärger des Bademeisters – schubsten und kabbelten.
Nach einer halben Stunde hatte ich die erste Charge abgearbeitet und lehnte mich in meinem Liegestuhl zurück. (Ich hatte festgestellt, dass die Gäste meistens wellenartig einschneiten: Nie stand einer allein an der Kasse, immer bildete sich eine kleine Schlange. Dabei waren sich die meisten fremd. -Und dennoch zum gleichen Zeitpunkt am selben Ort. Danach war eine kurze Weile niemand an der Kasse, bis sich das nächste Grüppchen bildete. Es war kurios und ich grübelte beinahe täglich über dieses Rätsel nach.)
Von der Weide stiegen drei Störche auf und schraubten sich immer höher in den Himmel hinauf. Am Ende sah ich nur noch drei schwarze Schatten über dem Schwimmbad kreisen, und hätte ich nicht gesehen, wie die Störche zum Flug ansetzten, so hätte ich sie für Geier gehalten.

»Schläfst du?«
Linda hatte sich, ohne dass ich es bemerkt hatte, vor meinem Tisch aufgebaut und sah mich fragend an.
»Ich arbeite.«
»Sah so aus, also, wegen der Sonnenbrille.«
Wir tauschten Geld gegen Eintrittskarte, doch diesmal ging sie nicht schwimmen, sondern setzte sich gleich neben mich unter den Sonnenschirm. Ihr Blick war klar, sie wirkte aufgeräumter als die Tage zuvor.
»Weißt du«, begann sie, »es muss wohl Schicksal sein, dass ich nur Absagen kriege.« Sie spielte an ihren Fingernägeln. »Ich meine, irgendein tieferer Sinn muss doch dahinterstecken, nicht wahr? Ich glaube, das Schicksal will, dass ich zu Hause bleibe.« Nun lachte sie verlegen, aber es klang nicht fröhlich. »Ich werde also zu Hause bleiben«, sagte sie schließlich noch einmal, wie um sich selbst zu überzeugen. »Hier.«
»Oh.« Ich strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr und überlegte, was ich sagen sollte, ohne sie allzu tief zu verletzen. In Rezau zu bleiben, glich einem Versagen, das seinesgleichen suchte. Man musste einfach das Nest verlassen, sobald sich die Chance dazu bot. Daran gab es in meinen Augen keinen Zweifel. Und Linda war der gleichen Meinung, das wusste ich, obwohl wir nie darüber gesprochen hatten. »Du Arme«, entfuhr es mir also.
»Ja«, seufzte sie tief. »So eine Scheiße. Hab den Absprung nicht geschafft.«
»Hey, es ist noch nicht zu spät – wir könnten doch zusammen studieren: BWL ist nicht zulassungsbeschränkt!« Mein Bauch kribbelte, so aufgeregt war ich auf einmal, denn nichts fürchtete ich mehr, als allein nach Berlin zu ziehen. Mit Linda zusammen würde alles viel einfacher sein und heimeliger sowieso.
»Klingt gut, wirklich, aber weißt du, ich bleibe lieber erstmal hier. Vielleicht kann ich in der Stadtverwaltung anfangen. Scheinbar haben ein paar Bewerber doch nicht ihren Vertrag unterschrieben. Jedenfalls bin ich nachgerückt. Am Freitag habe ich ein Vorstellungsgespräch. Drück mir die Daumen, dass es klappt!« Linda sah mich erwartungsvoll an. Jetzt war es angemessen zu gratulieren und ihr Glück zu wünschen oder auch nur so zu tun, als würde ich mich für sie freuen, aber ich brachte es nicht über mich. Ich räusperte mich, das war alles.
»Wenn ich hier eine Ausbildung mache, dann kann ich zu Hause wohnen bleiben und brauche mir keine Sorgen zu machen, dass meiner Mutter etwas zustößt.« Stirnrunzelnd sah sie mich an. »Ich habe nämlich den Verdacht, dass Marco ihr was antun will.«
Ich lachte laut auf. Lindas Bruder war drei Jahre jünger als sie, ein zurückhaltender Junge, dem die Mädchen schmachtende Blicke zuwarfen. Zuckersüß. Auf niemanden passte dieses Attribut besser. Und er sorgte dafür, dass ihm dieser Ruf erhalten blieb, indem er sich die Haarspitzen gelte und ausschließlich Markenklamotten trug. Mit seinen tief auf den Hüften hängenden Baggy-Pants und den weiten, weißen T-Shirts schien er eine Stilikone auf dem Schulhof zu sein, denn nahezu alle männlichen Teenies kleideten sich so wie er.
»Du verarschst mich.«
»Nein! Nein. Das ist mein Ernst. Obwohl ich es natürlich nicht zu einhundert Prozent wissen kann. Es ist mehr so eine Vorahnung.«
Sie war aufgeregt. Ihr rechtes Knie wippte im Bruchteil von Sekunden auf und ab. »Aber er hasst sie, das weiß ich mit Sicherheit. Ja, er verabscheut sie aus tiefstem Herzen. Und immer wenn ich diese Verachtung in seinen Augen sehe, dann muss ich mir unwillkürlich vorstellen, wie er in den Keller geht, den Werkzeugkasten öffnet und etwas herausnimmt, einen Hammer zum Beispiel, ja, einen Hammer, und dann geht er wieder hoch in die Küche, wo unsere Mutter am Tisch sitzt, vor sich eine Tasse Kaffee und die Zeitung, in die sie sich vertieft hat. Er nähert sich ihr und schlägt dann unvermittelt zu, immer und immer wieder - ihr Blut spritzt auf die Zeitung, die Fliesen, die Wände und die Küchenschränke, bis sie schließlich tot vom Stuhl kippt.« Sie hielt ihren Kopf mit beiden Händen fest umklammert. Ängstlich stierte sie geradeaus, als hätte sie Marco gerade im Schwimmbad entdeckt. Ich ließ ebenfalls den Kopf in meine Hände sinken, jedoch nicht aus Mitgefühl, sondern um mein Lachen zu verbergen. Gänzlich zurückhalten ließ es sich trotzdem nicht. Ich presste die Lippen auf einander und wimmerte. Schließlich grunzte ich laut. Das verdammte Lachen hatte sich seinen Weg durch die Nase gebahnt.
Schließlich holte ich tief Luft, wich ihrem düsteren Blick jedoch aus.
»Der süße Marco nimmt einen Hammer und verarbeitet den Schädel eurer Mutter zu Mus? Oh Gott, Linda, wie kommst du denn darauf?«
»Ich spüre es eben.«
»Du fantasierst wohl eher.«
»Ich wünschte, es wäre so.«
»Hast du es deiner Mutter gesagt?«
»Natürlich.«
»Und?«
»Sie hat gelacht. Sie hat mir ebenso wenig geglaubt wie du.«
»Ich wäre ja gerne auf deiner Seite, aber dass dein Bruder zum Mörder wird…, das kann ich dir einfach nicht glauben.«
Sie seufzte. »Dir mach‘ ich keinen Vorwurf. Du kennst ihn nicht. Aber dass sie es nicht sieht…« Sie schüttelte traurig den Kopf. »Wenn er ihr Vorwürfe macht, nennt sie ihn nur ihren kleinen Griesgram und streicht ihm übers Haar. Er hasst diese Geste, und sie weiß, dass er sie hasst. Trotzdem geht dieses Spiel immer so weiter. Doch irgendwann wird er sich rächen. Ganz bestimmt.«
»Ach, Linda, er ist doch nur ein Junge.«
»Und doch so voller Verachtung. Er könnte locker beide Becken fluten mit all seinen schwarzen Gedanken.«
Mit einer ausholenden Bewegung zeigte sie auf die Schwimmbecken. Dann erhob sie sich und zog ihre kurzen Hosen aus, bereit, im kühlen Nass zu verschwinden. Nachdenklich blickte ich ihr nach. Einen Moment später kam ein Gast zum Tor hereingeschlendert. Ich hielt nach weiteren Leuten Ausschau, um meine Wellentheorie bestätigt zu wissen, doch er war tatsächlich allein.

»Einmal, bitte«, sagte er.
»Hm?«
»Äh, ich will ins Schwimmbad.«
»Ach so. Okay.« Ich wechselte seinen Zehner und gab ihm das Kärtchen.
Erst jetzt sah ich ihn direkt an und zuckte unwillkürlich mit dem Kopf. Was für ein vollkommenes Gesicht! Das muss wohl der makelloseste Typ gewesen sein, den ich je gesehen hatte. Symmetrie und Harmonie in einen Körper gegossen. Ich beobachtete, in welche Ecke des Schwimmbades es ihn verschlug. Er breitete sein Handtuch auf der Wiese aus und legte sich bäuchlings darauf. Er schien keine Bekannten hier zu haben. Ich selbst hatte ihn nie zuvor gesehen. Weder im Ort, noch in der Schule, noch sonst irgendwo.

»Hast du den gesehen?«, rief ich Linda schon von weitem zu, als sie aus dem Wasser kam.
»Den Gockel etwa?«
»Einen Gockel?«
»Ich meine diesen Schönling, den selbst die Muttis anglotzen, als hätten sie noch nie einen Mann zu Gesicht bekommen.« Sie zeigte genau in dem Moment mit dem Finger auf ihn, als er in unsere Richtung schaute: »Der da!«
»Echt, du bist so peinlich, Linda! Hör auf damit! Nimm den Finger runter!«
Linda lachte schallend. Der Typ sah uns immer noch an. Ich verzog mich schnell in die Baracke und warf dabei fast meinen Liegestuhl und den Sonnenschirm um. Von Ferne muss ich einem aufgescheuchten Huhn geglichen haben, das meinte, den Fuchs entdeckt zu haben. Ich wollte in der muffigen Dunkelheit ausharren, bis sich Linda beruhigt hatte, aber so lange hielt ich es dann doch nicht aus. Zwar kicherte sie nach einer Weile nur noch, doch gänzlich klang ihr Glucksen nicht ab. Sie seufzte tief und fing von vorne an. Immer im Wechsel: seufzen, kichern, seufzen, kichern.

»Kannst rauskommen«, sagte sie schließlich mit zitternder Stimme. »Er guckt nicht mehr.« Ich lugte hinterm Türrahmen hervor und warf einen kurzen Blick auf die Liegewiese. Er lag mit geschlossenen Augen auf seinem Handtuch. Beruhigt rückte ich meinen Liegestuhl zurecht und ließ mich wieder hineinsinken.
»Kennst du ihn?«, fragte ich.
»Vom Sehen. Er klingelt in letzter Zeit öfter bei uns, um Marco abzuholen. Dann fahren sie zusammen in seinem dämlichen Auto herum. Wohin, will Marco nicht verraten. Wahrscheinlich langweilen sie sich auf irgendeinem Parkplatz zu Tode. Oder schmieden irgendwelche tödlichen Pläne.«
Ich suchte den wolkenlosen Himmel nach den drei Störchen ab, doch sie waren nirgends zu sehen.
»Hast du das wirklich ernstgemeint vorhin? -Dass Marco deine Mutter umbringen will?«
Linda richtete sich im Stuhl auf und griff nach ihrer Cola light, die im Schatten unter dem Tisch stand. Langsam schraubte sie den Deckel ab und trank einen Schluck.

»Gestern hat er zu Mama gesagt, wenn sie nicht wäre, müssten wir nicht in diesem Dreckshaus wohnen, nicht in dieser Drecksgegend, und er müsste nicht mehr diese billigen Drecksschuhe tragen – als einziger in seinem Freundeskreis.« Wieder entwich mir ein Lachen. Da wir in einem Vorort wohnten, in welchem nahezu alle Häuser identisch aussahen, wohnten Linda und ich sozusagen im gleichen Haus.
»Oh Mann.« Ich schüttelte den Kopf.
»Es klingt wie ein Witz, und ich muss zugeben, am Anfang habe ich auch darüber gelacht, wirklich. Der Junge hat Probleme, von denen andere nur träumen können! Kein Wunder, dass ihn niemand ernstnimmt. Er spinnt doch nur ein bisschen herum, sagen meine Eltern und verdrehen belustigt die Augen. Sie machen sich nicht die Mühe, ihn wirklich anzusehen, wenn die Wut aus ihm herausbricht. Ansonsten würden sie erkennen, wie ernst er es meint. Wie viel Hass in ihm steckt.« Linda schüttelte sich fast unmerklich. Auf ihren Armen breitete sich Gänsehaut aus. »Ich verstehe es selbst nicht. Er scheint zu leiden. Aber woran? Jedenfalls gibt er Mama die Schuld dafür. Und was macht man mit Schuldigen?«

Ich versuchte, mir Marcos Gesicht in Erinnerung zu rufen. Es fiel mir schwer. Ich hatte ihn schon seit Monaten nicht mehr gesehen. Irgendwann tauchte sein Gesicht doch noch vor meinem inneren Auge auf. Es war das Gesicht eines Kindes mit weicher Haut und runden Wangen. Aus seinen mit dichten dunklen Wimpern umrahmten Augen sah er mich an. Sein Blick war neutral. Je länger ich ihn betrachtete, desto absurder erschien mir die Vorstellung, er könne gewalttätig werden.

»Nun, da gibt es die verschiedensten Möglichkeiten, aber man bringt sie nicht um, denke ich.«

Die Sonne stand hoch am Himmel. Linda war gegangen. So allein am Tisch und ohne irgendeine Aufgabe, die ich noch hätte erfüllen können, fühlte ich mich auf einmal unendlich einsam. Ich war bis auf die Knochen erhitzt und schwitzte beim bloßen Herumsitzen. Dicke Schweißperlen liefen Bauch und Rücken herab und sammelten sich in meinem Schlüpfer, der bereits so nass war, dass ich befürchtete, Flecken auf dem Sitzkissen meines Liegestuhls zu hinterlassen. Ich sehnte mich danach, wie die Badegäste einfach ins Wasser zu springen, und mich dann auf dem Rücken treiben zu lassen, schwerelos. Doch ich war kein Gast, ich war außen vor. Eine unsichtbare Wand trennte uns, bis mein Job beendet war. Also blieb mir nichts anderes übrig, als so still wie möglich dazusitzen. Ich mutierte zu einer Eidechse, die sich reglos auf einem Stein sonnte. Mein Blick fiel auf die Badenden. Mütter, Väter, Kinder, Babys und ein Gockel, der alle mit seiner Vollkommenheit überstrahlte. Er ging gerade zu den Sprungblöcken. In zwei Metern Abstand folgten ihm ein paar jüngere Kinder, die beiden Jungen von gestern waren auch darunter. Er hatte bereits eine Entourage! Wenn er ins Wasser sprang, zappelten sie ganz aufgeregt, fast klatschten sie in die Hände. Dann sprangen sie hinterher. Schwamm er eine Bahn, schwammen sie ihm nach, tauchte er unter, tauchten auch sie. Schließlich schwang er sich in einer fließenden Bewegung aus dem Wasser und richtete sich am Beckenrand auf. Geistesabwesend ließ er seinen Blick schweifen, bis seine kleinen Begleiter ebenfalls aus dem Becken geklettert waren. Die Kinder umringten ihn und bewunderten seine Muskeln, blieben jedoch immer um Armeslänge auf Abstand. Irgendjemand machte einen Witz und alle lachten ausgelassen. Es war ein herrliches Schauspiel, das mich so sehr erheiterte, dass ich selbst lachen musste. Der Bademeister warf mir im Vorbeigehen einen fragenden Blick zu, daraufhin hielt ich die Luft an und zählte die Ameisen zwischen den Grashalmen.

Kurz vor sechs zogen sich die ersten Gäste um und schüttelten ihre Decken aus, obwohl der Bademeister noch gar nicht gerufen hatte. Ich selbst stellte die Kasse wieder in den Schrank und packte Thermoskanne und Modezeitschriften in meinen Rucksack. Die Schwimmbecken leerten sich, die Wasseroberfläche wurde glatt wie ein Spiegel für den Himmel und die Linden. Ich war bereit zu gehen, doch ich betrachtete es als meine Aufgabe, zu warten, bis auch der letzte Gast gegangen war. Wellenartig strömten sie an mir vorbei durchs Tor. Die meisten verabschiedeten sich freundlich, der Gockel aber schaute in die entgegengesetzte Richtung. Federnden Schrittes lief er zum Parkplatz, auf dem sein schwarzer Sportwagen in der Abendsonne brutzelte. Schnell rannten meine zwei Bekannten, Sebastians kleine Brüder, zu ihm hin.
»Geil!«, riefen sie immer wieder, als sie sein Auto sahen. Sie lachten und sprangen um das Fahrzeug herum, während der Gockel seine Badesachen auf dem Beifahrersitz verstaute. Schließlich stieg er ein und ließ den Motor aufheulen. Ruckartig setzte er zurück, obwohl sich die beiden Jungen noch immer ihre Nasen an den Autoscheiben plattdrückten. Die Reifen drehten durch und wirbelten Sand und Staub auf. Dann fuhr er davon. Ich erschrak so heftig, dass mir ein kurzer, heiserer Schrei entwich. Auch ein paar andere Badegäste blieben wie angewurzelt stehen und blickten bang auf die Staubwolke, die sich langsam lichtete. Endlich zeichneten sich zwei Schatten darin ab. Einer davon am Boden hockend. Langsam lief ich auf ihn zu.

»Bist du verletzt?«, rief ich. »Brauchst du Hilfe?«
»Geil!«, hörte ich eine bekannte Stimme quieken. Und dann ein Kichern, das seinen Freund veranlasste, vor Erleichterung lauthals zu lachen.

Ich streckte dem Kleinen die Hand entgegen, um ihm aufzuhelfen, doch er ignorierte mich. Er hatte sich das Knie aufgeschlagen, seine Badesachen lagen verstreut im Dreck herum. Ich sammelte sie auf und reichte sie ihm, während er sich allein aufrappelte. Schließlich humpelte er immer noch leise kichernd davon. Auch die übrigen Leute entfernten sich langsam. Ich aber blieb stehen und lauschte meinem leiser werdenden Herzschlag. Ich fror.

 

Hallo @Fatna_ked_daddy ,

herzlich willkommen hier im Forum. Mir hat dein Einstand sehr gut gefallen. Obwohl es eine recht lange Geschichte ist, habe ich mich durchgängig gut unterhalten. Und ich mag das Abgründige hinter der scheinbar leichten Sommer-Jugend-Geschichte. Mein Eindruck ist, dass du schon eine recht versierte Schreiberin bist. Den Titel finde ich etwas nichtssagend, gerade, weil du im Text so wunderbare Bilder hast.

Ich arbeitete jeden Tag von 13.00 bis 18.00 Uhr. Es gab ein paar Rentner im Ort, die darauf bestanden, morgens um sieben ihre Bahnen zu schwimmen. Für die schloss der Bademeister persönlich auf. Wenn er angeradelt kam, standen schon die ersten vorm Tor und begrüßten ihn freundlich. Er war nicht viel jünger als sie, einige kannte er noch aus der Schule. Gut möglich, dass sie auch das Freibad zusammen erbaut hatten. Er nahm die Morgenstunde zum Anlass, ein wenig zu plaudern.
Hier war ich etwas irritiert von der Perspektive. Wenn sie erst mittags kommt, sieht sie doch nie, dass die Rentner ihn freundlich begrüßen.

Gut möglich, dass sie auch das Freibad zusammen erbaut hatten.
Obwohl ich das sehr witzig finde. Überhaupt mag ich den Humor in dem Text sehr. So eine Art Humor, der am Ende kippt.

Danach zog er sich sein T-Shirt über den Kopf. Er sollte es bis zum Schichtende nicht wieder anziehen, egal wie unerbittlich die Sonne auf seinen kurzen, kräftigen Oberkörper brannte.
Schönes Detail.

Meine Wahl fiel auf Philip Roth, von dem die Bibliothek erstaunlich viele Bücher vorrätig hatte. Ich nahm sie alle mit. Heute erinnere ich mich allerdings nur noch an seinen Roman Amerikanisches Idyll, ein Buch, von dem ich selten freiwillig aufsah, um einen Blick auf meine eigene Welt zu werfen.
auch so etwas gefällt mir gut, weil es sie so charakterisiert und irgendwie auch in der Welt verankert. Und jetzt zitiere ich mal ein paar Lieblingsstellen:

Den Dreimeterturm zierte schon seit Jahren ein Absperrband, weil das alte Sprungbrett entfernt, jedoch nie durch ein neues ersetzt worden war, und die einzige Rutsche war ein kleines prähistorisch anmutendes Spielzeug aus verblasstem, rotem Kunststoff.
Die Älteren fuhren lieber in den Nachbarort, wo die Schwimmbecken aus Edelstahl waren und in der Sonne glänzten. Wo sich Erlebnisrutschen wie Krakenarme dem Wasser entgegendrehten. Wo die Chancen gut standen, seine Klassenkameraden zu treffen und Spaß zu haben.
Der Geruch in Rezau war herber, voller, ja unbeschreiblich grün. Verströmt wurde er von den Sommerlinden, die das Freibad wie eine überdimensionale Hecke säumten.
Dank ihrer Samenstände, die wie kleine Hubschrauber zu Boden und zu Wasser flogen, hatte der Bademeister immer etwas zu tun. Gemächlich umkreiste er mit dem Kescher die Becken und fischte sie einem nach dem anderen heraus.
Besonders das letzte Bild ist wunderschön. Du schaffst viel Atmosphäre und ich habe beim Lesen richtig die Sommerhitze gespürt.

»Sebastian steht auf dich.«
»Wenn du meinst.«
»Und? Gibst du ihm eine Chance?«
Die Sache mit Sebastian geht mir etwas zu schnell. Sie behauptet, dass Sebastian auf Linda steht, ohne weitere Begründung und Linda nimmt das einfach so an und legt dann so einen Gefühlsausbruch hin. Diese Linda ist sicherlich etwas überspannt, aber wenn sie selber gar nichts davon gemerkt hat, müsste sie doch eigentlich nachfragen, wie deine Prot. darauf kommt.

»Nein?« Ich war ehrlich überrascht, denn ich mochte Sebastian. Er war ein still vor sich hin lächelnder, völlig harmloser Kerl. Und er hatte wirklich große Ähnlichkeit mit Prince William, was ich unheimlich sexy fand. »Warum denn nicht?«
Und auch hier, die Schule ist offenbar vorbei. Wie soll sie ihm denn jetzt eine Chance geben?

In Wirklichkeit war ich es, die abends in ihrem Bett lag und nicht einschlafen konnte, weil ihre eigenen irren Träume von einer überirdischen Liebe zwischen ihr und Sebastian gänzlich die Kontrolle über ihre Gedankenwelt einnahmen.
Hattest du den Text möglicherweise mal in der 3.Person?

Wenn mich die verheißungsvollen Titel und Bilder fast gänzlich meiner Lebensenergie beraubt hatten, erhob ich mich mühsam, streckte mich und lief ein wenig umher.
Sehr schön, ich kenne das Gefühl.

Klasse. Fein. Prima. Echt super. Sehr schön. Phantastisch. Gut-wirklich-gut. Als mir die Worte ausgingen, nickte ich nur noch und verzog den Mund zu etwas, das mein aufrichtigstes und wohlwollendstes Lächeln werden sollte, doch mein Kiefer verkrampfte langsam, und ich zog nur eine Fratze. In Sekunden war ich um zwanzig Jahre gealtert und spielte nun die Rolle einer Mutter, die Lobeshymnen auf ihre Söhne sang. Für die beiden Jungen machte es keinen Unterschied, aber ich kam mir unheimlich deplatziert vor.
Auch eine tolle Stelle.

Man musste einfach das Nest verlassen, sobald sich die Chance dazu bot. Daran gab es in meinen Augen keinen Zweifel. Und Linda war der gleichen Meinung, das wusste ich, obwohl wir nie darüber gesprochen hatten. »Du Arme«, entfuhr es mir also.
»Ja«, seufzte sie tief. »So eine Scheiße. Hab den Absprung nicht geschafft.«
:lol: Schon mit achtzehn das Leben verpfuscht.


Und immer wenn ich diese Verachtung in seinen Augen sehe, dann muss ich mir unwillkürlich vorstellen, wie er in den Keller geht, den Werkzeugkasten öffnet und etwas herausnimmt, einen Hammer zum Beispiel, ja, einen Hammer, und dann geht er wieder hoch in die Küche, wo unsere Mutter am Tisch sitzt, vor sich eine Tasse Kaffee und die Zeitung, in die sie sich vertieft hat. Er nähert sich ihr und schlägt dann unvermittelt zu, immer und immer wieder - ihr Blut spritzt auf die Zeitung, die Fliesen, die Wände und die Küchenschränke, bis sie schließlich tot vom Stuhl kippt.«
Überraschung. Mir gefällt das gut, wie in diese Idylle so eine Gewaltphantasie hineinplatzt. Ich denke, die Sprache könnte noch authentischer sein. "dann muss ich mir unwillkürlich vorstellen ..." eher "dann stell ich mir vor ...", oder hier: "Er nähert sich ihr und schlägt dann unvermittelt zu", das klingt sehr literarisch und wirkt dadurch etwas künstlich.

Ich ließ ebenfalls den Kopf in meine Hände sinken, jedoch nicht aus Mitgefühl, sondern um mein Lachen zu verbergen. Gänzlich zurückhalten ließ es sich trotzdem nicht. Ich presste die Lippen auf einander und wimmerte. Schließlich grunzte ich laut. Das verdammte Lachen hatte sich seinen Weg durch die Nase gebahnt.
Klasse.

Ich hielt nach weiteren Leuten Ausschau, um meine Wellentheorie bestätigt zu wissen, doch er war tatsächlich allein.
auch ein schönes Detail.

Ich wollte in der muffigen Dunkelheit ausharren, bis sich Linda beruhigt hatte, aber so lange hielt ich es dann doch nicht aus. Zwar kicherte sie nach einer Weile nur noch, doch gänzlich klang ihr Glucksen nicht ab. Sie seufzte tief und fing von vorne an. Immer im Wechsel: seufzen, kichern, seufzen, kichern.
die Szene ist großartig

Linda schüttelte sich fast unmerklich. Auf ihren Armen breitete sich Gänsehaut aus. »Ich verstehe es selbst nicht. Er scheint zu leiden. Aber woran? Jedenfalls gibt er Mama die Schuld dafür. Und was macht man mit Schuldigen?«
Irgendwie gefällt mir das mit der Gänsehaut, aber es erstaunt mich doch, dass die Freundin das bemerkt.


»Geil!«, riefen sie immer wieder, als sie sein Auto sahen. Sie lachten und sprangen um das Fahrzeug herum, während der Gockel seine Badesachen auf dem Beifahrersitz verstaute. Schließlich stieg er ein und ließ den Motor aufheulen. Ruckartig setzte er zurück, obwohl sich die beiden Jungen noch immer ihre Nasen an den Autoscheiben plattdrückten. Die Reifen drehten durch und wirbelten Sand und Staub auf.
Ja und hier dringt in diese unschuldige kleine Sommerwelt die Rücksichtslosigkeit von dem "Gockel" ein. Etwas, was an Lindas brutale Phantasie von ihrem Bruder anschließt, so, das sie auf einmal glaubhafter wird, dass da ein Zweifel entsteht.
»Und doch so voller Verachtung. Er könnte locker beide Becken fluten mit all seinen schwarzen Gedanken.«
doch sehr klarsichtig, die Linda?

»Bist du verletzt?«, rief ich. »Brauchst du Hilfe?«
»Geil!«, hörte ich eine bekannte Stimme quieken. Und dann ein Kichern, das seinen Freund veranlasste, vor Erleichterung lauthals zu lachen.
Die kleinen Jungs, die einfach weiter bewundern wollen. Wieso muss ich auf einmal an Donald Trump und seine Wähler denken?

Auch die übrigen Leute entfernten sich langsam. Ich aber blieb stehen und lauschte meinem leiser werdenden Herzschlag. Ich fror.
Ich würde mit "Herzschlag" enden.

Tolle Geschichte. Aber auch eine sehr lange Geschichte und momentan sind viele nach der Challenge ein bisschen erschöpft, denke ich mal. Die beste Möglichkeit viele Kommentare zu bekommen ist übrigens, selber Kommentare zu schreiben.;) Ich wünsche dir noch viel Spaß hier, @Fatna_ked_daddy .

Liebe Grüße von Chutney

 

Liebe(r) Chutney,
gaaaaaaaaaaaaaaaanz, ganz lieben Dank für deine detaillierte Kritik!!!
Es ist tatsächlich die erste kontruktive Kritik in dieser Form, die ich erhalte. Nochmals vielen Dank, dass du dir die Zeit dafür genommen hast.
Ich nehme mir deine Einwände/Vorschläge auf jeden Fall zu Herzen, gerade was Perspektive und Logik angeht. Da verliere ich beim Schreiben leider oft den Überblick und kann mich nur noch schlecht in die Perspektive des Lesers hineinversetzen.
So, dann setze ich mich mal an den Text und werde das ein oder andere ändern...
Bis bald,
Fatna.ked.daddy :)

Ach so, ja, der Titel: Über den muss ich auch noch mal intensiv nachdenken. Vielleicht einfach "Freibad"? :rolleyes:

 

Hallo @Fatna_ked_daddy

ich habe selten eine so hohe Diskrepanz zwischen der handwerklichen Qualität eines Textes und dem Inhalt empfunden, wie bei Deiner Geschichte.
Eine wundervolle, unaufgeregte Erzählweise. Der Blick fürs Detail, treffende Bilder und der leise Humor, der immer wieder durchscheint, heben den Text auf ein hohes Niveau.
Aber ich lese Geschichten nicht, um die Fertigkeiten der Autoren zu bewundern, sondern um Geschichten zu erfahren. Und da klemmt es hier gewaltig. Bis zur Hälfte habe ich gelesen, wobei ich mit zunehmender Ungeduld nach einem roten Faden suchte, der mich durch den Text führen würde. Dann habe ich einige Stellen nur überflogen und erst wieder den Schluss komplett gelesen.
Die Gedankenwelt, die Sorgen der Protagonistin und ihre Sicht auf die Umwelt und das Leben erscheinen mir brutal banal. Die Gespräche, könnten wahlweise von Rentnerinnen oder 12jährigen geführt werden. Mittendrin hielt ich inne und meinte, ich hätte die Aussage des Textes erfasst: Die unerträgliche Qual einer sinnfreien bourgeoisen Existenz. Der Einschub mit der extremen Gewaltfantasie könnte darauf hindeuten. Doch dieser Moment verstreicht und die Geschichte dümpelt weiter durch seichtes Fahrwasser.
Ich könnte mir den Text sehr gut als Einstieg in eine Novelle oder Roman vorstellen. Die Sprache erzeugt eine gewisse Stimmung, die mich gut in diese Welt der spießigen Vorstadt hineinführt. Aber dann müsste irgendetwas geschehen, das mich in dieser Welt festhält. Bei einer Kurzgeschichte sollte das so früh wie möglich passieren.
Die Figuren sind glaubwürdig und sicher sieht das normale Leben für einige Menschen genau so aus. Aber das interessiert mich nicht, solange kein echter Konflikt abgebildet wird, der sich hier z. B. auf der inneren Ebene der Figur abspielen könnte.
Der hervorragende Schreibstil verdient ein echtes Thema und nicht so ein "Mein Ferienerlebnis" Geplätscher.

Schöne Grüße!
Kellerkind

 

Hach ja, das hatte ich befürchtet, liebes Kellerkind... :sconf:
Ich schildere gern Dinge, die ich beobachte, finde aber selten einen effektvollen Konflikt. Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, dass Konflikte im wahren Leben in der Regel unterschwellig brodeln und selten mal zu Tage treten. Da ich mich der Realität verpflichtet fühle, wollte ich dies in meiner Geschichte auch so handhaben, also den Konflikt eher unterschwellig halten.
Welch ein Konflikt hätte dir denn vorgeschwebt? Was hast du beim Lesen erwartet, was da noch kommen könnte?
Ich danke auch dir vielmals für dein Feeback!!!
Gruß vom
Fatna.ked.daddy

 

Hallo @Fatna_ked_daddy

ich ahne hier zwischen den Zeilen den Konflikt, der in zeitgenössischer Literatur oft thematisiert wird. Ich möchte das als vergebliche Sinnsuche der Wohlstandskinder bezeichnen. Es ist das unbestimmte Gefühl dafür, dass es noch mehr geben müsste, als seine Lebenszeit in einem Pseudojob zu verplempern und sich in der Oberflächlichkeit infantiler Themen zu verlieren, Die Zukunft ist zwar verschwommen, aber auf die Sicherheit gebettet, dass keine existenziellen Schwierigkeiten drohen. Man ist satt. Die Härte des Lebens der Nichtprivilegierten kennt man aus Büchern (Deutsch Leistungskurs). Im eigenen Leben fehlt die Herausforderung, da man sich nichts erkämpfen musste. Die Bequemlichkeit des bürgerlichen Lebens frisst an der Seele.
Die Seele wehrt sich mit Bulimie, Dyslexie, Neurosen, Psychosen. Der beliebte Sohn aus gutem Haus, quält Tiere, um irgendetwas zu spüren. Seine Schwester ritzt sich die Arme. Mord und Totschlag aus Langeweile. Auf langes Brodeln folgt Explosion.

Du siehst: Ich mag das große Drama. :)
Wahrscheinlich würde das nicht zu Deinem Stil passen. Die Fantasie der Freundin geht in die Richtung, die ich meine. Hier zeigt sich, dass hinter der Fassade dunkle Abgründe lauern. Denn es ist nicht ihr Bruder, sondern ihr eigener Drang, aus der behüteten Kindheit auszubrechen, die sie biologisch längst hinter sich gelassen hat. Die Mutter wird zum Feind, der die Emanzipation der Tochter verhindert. Der Bruder ubernimmt die aktive Rolle, damit sie sich nicht mit ihren eigenen Hassgefdühlen auseinandersetzen muss. Sie will, sie muss ausbrechen, ist aber zu feige. Der Konflikt einer ganzen Generation innerhalb der bürgerlichen Mittelschicht.
Ich glaube, das wolltest Du auch vermitteln, diese innere Zerissenheit der jungen Menschen in dieser perfekten Idylle. Ein frustrierendes Verharren in der Rolle des Kindes.
Aber dann verlässt Dich der Mut und Du relativierest den Ausflug in das Dunkle mit dem Lachen der Protagonistin und weiterem Sonnenschein-Geplapper. Ich denke, die Figuren, und damit die Geschichte, könnten auf eine anspruchsvollere Ebene gehoben werden, wenn dieser Konflikt zwischen harmloser Scheinwelt und der lauernden Verzweiflung der Figuren, deutlicher ausgebaut würde.So dass immer wieder ein Schatten auf die rosa Einhörner fällt.

Soweit meine Gedanken dazu. Aber lassen wir den Text doch vorerst von anderen Lesern beurteilen. Nicht jeder wünscht sich harte Konflikte.
Ich bin aber sicher, dass Du das Zeug zu heftigeren Texten hast.

Schönen Gruß!
Kellerkind

 

Ich schildere gern Dinge, die ich beobachte, finde aber selten einen effektvollen Konflikt.

Jetzt sehe ich @Fatna_ked_daddy vor ihrem Schreibtisch sitzen und verzweifelt sucht sie einen großen, tollen, effektvollen Konflikt, der sich wie ein kleiner Wirbelsturm aus dem Text erhebt. Aber vielleicht brauchst du das gar nicht. Und damit

Herzlich Willkommen im Forum @Fatna_ked_daddy :-)

Bitte nehme meine Anmerkungen als das auf, was sie sind: Anmerkungen, keine großen, objektiven Wahrheiten. Jeder liest einen Text eben unterschiedlich. Deinen Text habe ich sehr gerne gelesen, gebe aber zu - mir ging es ähnlich wie @Kellerkind. Deine Erzählweise ist richtig gut. Eine angenehm unaufgeregte Sprache, klar, passend zum Spätsommer eines (Wald-)Freibads, mit einem Gefühl für Rhythmus und Bilder, entspannt, leise der Humor:

Ich musste mir einen Sprung nach dem anderen anschauen - mal seitlich, mal gedreht, mal halb überschlagen - und würdigende Worte finden. Klasse. Fein. Prima. Echt super. Sehr schön. Phantastisch. Gut-wirklich-gut. Als mir die Worte ausgingen, nickte ich nur noch und verzog den Mund zu etwas, das mein aufrichtigstes und wohlwollendstes Lächeln werden sollte, doch mein Kiefer verkrampfte langsam, und ich zog nur eine Fratze.

Die Erzählerin beobachtet Ihre Umwelt sehr präzise. Mich hat es gewundert, dass sie Linda nicht ähnlich genau beobachtet. Denkt deine Erzählerin über die Worte nach, die sie Linda gegenüber äußert? Denkt sie wirklich das, was sie ausspricht? (vielleicht ist ja der Marco wirklich aggressiv, vielleicht erinnert sich deine Erzählerin an irgendeine fiese Tat in früherer Zeit). Was spürt sie, wenn Linda von ihrem Plan, in der Stadt zu bleiben, erzählt?

Du brauchst meiner Ansicht nach gar keinen großen Konflikt. Du könntest deinen Scheinwerfer etwas anders justieren: Weg vom Freibad hin zur sozialen Beziehung zwischen Linda und der Erzählerin.

Ich bin kein Experte, @Fatna_ked_daddy, für Geschichten und lasse mich gerne von versierteren Schreibern eines anderen überzeugen. Aber als ich Deinen Kommentar zum effektvollen Konflikt las, dachte ich an einen ganz bestimmten, sehr erfolgreichen Roman: Ein wenig Leben von Hanya Yanagihara. Es geht um vier Freunde in New York. Ja, im Grunde ist das die Story. Aber Yanagihara beobachtet realitätsgenau und schafft es, aus einer alltäglichen Fahrt der Freunde in der New York Subway all die kleinen Details, all dieses Sprechen und Nicht-Sprechen-Können, all die winzigen emotionalen Nuancen, die Zweifel, die Anerkennung, das Einordnen des Augenblicks in die Vergangenheit, manchmal die Eifersucht, manchmal die geteilte Freude, zum Ausdruck zu bringen. Ist doch irre, wie unterschiedlich man zu seinen eigenen Freunden in unterschiedlichen Situationen redet. Ich glaube, dass deine Erzählweise durch diese sehr kleinen Beobachtungen mehr gestärkt wird als durch das Plotten eines Konflikts.

Ich hoffe, ich überfordere dich nicht. Vielleicht kennst du den Roman sogar. Und normalerweise empfehle ich auch nicht irgendwelche Romane. Aber ich glaube, dass dir eine "sozialere und emotionalere" Beobachtung einer Alltagsszene mehr bringen wird als die Suche nach dem einen, großen effektvollen Konflikt.

Lg aus Leipzig, heute heiter bis sonnig,
kiroly

 
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Ahhh, okay, ich verstehe: Linda überträgt ihre eigenen negativen Gefühle auf ihr Umfeld/ihren Bruder. So weit habe ich tatsächlich noch nicht gedacht, finde den Gedanken aber wirklich interessant, weil er so um die Ecke geht. Er bringt noch mal neue Spannung ins Geschehen. Danke für den Input!
Das, was du im ersten Abschnitt beschreibst, sind jedoch die Gedanken eines mittelalten Menschen. Ich weiß das, weil ich selbst auf die 40 zugehe :heul:
Teenager ticken noch anders. Sie blicken positiver in die Zukunft, weil sie glauben, dass sie es eh besser machen werden als ihre Alten (Stichwort: Arroganz der Jugend).
LG vom
Fatna.ked.daddy


Besten Dank, liebe(r) @kiroly für deine lieben Worte!!!
Ja, literarische Texte werden sehr subjektiv wahrgenommen. Das merkt man ja schon an den Amazon-Rezensionen selbst gefeierter Werke: Die einen vergeben 5 Sterne, die anderen nur einen. Insofern bin ich echt froh, hier im Forum bislang so viel konstruktive Kritik erfahren zu haben, also Hinweise, mit denen ich tatsächlich etwas anfangen kann. Vielen dank dafür auch an dich!!!
Das Buch, das du empfiehlst, habe ich schon auf meine Wunschliste gesetzt. Das passt genau in mein Schema.
Ich habe meine Dialoge schon ein wenig geändert, so dass die Beziehung zwischen den Mädchen klarer wird. Allerdings scheue ich mich noch davor, einen "echten" Konflikt einzubauen. Ich bin auch der Meinung, dass die Geschichte einen solchen eigentlich nicht braucht. Es sei denn, man würde sie tatsächlich weiterspinnen zu einer Erzählung oder einem Roman...
LG
fatna.ked.daddy

 

Ach, und für deinen Titel: Vielleicht "Sommerwolken"? Oder ist das zu kitschig?

 

Ist ne Überlegung wert...
Vielleicht baue ich das Ganze doch noch zu einer längeren Erzählung aus und dann ergibt sich noch ein anderer Titel?
LG

 

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