Der beste Papa der Welt
Der beste Papa der Welt
Ich will noch nicht ins Bett!, habe ich gerufen, Ich bin noch gar nicht müde. Und du hast gelächelt und gesagt: Na gut, mein Engel, dann machen wir noch ein Spiel. Und wenn du lieb zu deinem Papa bist und schön mitspielst, weißt du was? Dann bringe ich dir morgen Bonbons mit, die bunten, die du so gerne magst und die auf der Zunge zerschmelzen. Ich habe genickt, jetzt auch ein Lächeln auf den Lippen, mein Papa spielt mit mir und morgen, morgen bringt er mir viele bunte Bonbons mit, in allen Farben, rot, blau, sogar grün! – ich habe den besten Papa der Welt. Zuerst musst du dich aber ausziehen, hast du gesagt und noch immer gelächelt, Mein kleines Mädchen muss nachher rasch schlafen gehen, deshalb musst du dich vorher schon ausziehen. Geholfen hast du mir dabei. Das Engelchen ist noch zu klein um das allein zu machen, hast du gesagt, dabei stimmt das gar nicht, denn ich gehe schon zur Schule seit dem Sommer und bin fast schon erwachsen. Aber du magst das, wenn du mir helfen darfst und hast mich an dich gedrückt, dein Geruch, ein bisschen nach Bier, nach Motoröl und nach dem Shampoo, das Mama immer für die ganze Familie kauft, ist mir in die Nase gestiegen, vertrauter Geruch. Vertrauter Geruch von dem mir schlecht wurde, als du mich immer stärker an dich drücktest, mich festgehalten hast, fest, fester, über meinen Rücken strichst. Meine kleine Prinzessin, hast du in mein Haar gemurmelt und ich konnte den warmen Luftzug deines Atems nicht mehr aushalten, Gänsehaut hat er mir gemacht, dein Atem. So fest gedrückt hast du mich, dass ich fast keine Luft mehr bekommen und gedacht habe, jetzt bin ich bestimmt ganz blau im Gesicht so wie mein kleiner Bruder Sebastian, der noch ein Baby ist, wenn er sich an der Milch verschluckt. Blau im Gesicht, habe ich gedacht, während ich deine Atemzüge hörte, immer schneller, lauter. Ganz stoßweise hast du geatmet, so dass ich gefragt hätte, Papa, geht es dir nicht gut? wenn ich nur hätte fragen können, wenn mein Mund nur nicht so trocken gewesen wäre und ich nicht versucht hätte, die Luft anzuhalten um deinen Geruch nicht riechen zu müssen. Plötzlich denke ich nicht mehr, dass ich den besten Papa der Welt habe, plötzlich sind auch die Bonbons ganz weit weg. Ich versuche sie hierher zu denken, Bonbons, rot, blau, sogar grün, nur an die Bonbons denken. An die Bonbons denken und nicht an das Geräusch deines Reißverschlusses, den du aufziehst, was machst du, Papa? Warum tust du mir weh, wenn du mein Papa bist? Rot, blau, sogar grün, viele, viele Bonbons. Wir spielen ein Spiel, Engelchen. Du tust mir weh, weh, weh! Tust mir weh! Rot, blau, sogar grün, auf der Zunge zerschmelzen. Alles in mir brennt, wieso nur, wieso, Papa? Hast du mich nicht lieb? Ich hab dich lieb, Prinzessin, du bist doch mein kleines Mädchen. Papa, Papa, warum tust du das?