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Der Brief

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30.01.2005
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Der Brief

"Schatz, hier ist jede Menge Post für dich. Ich gehe schnell einkaufen, okay?“ Tanja legte mir einen Stapel Briefe auf den Küchentisch und gab mir einen flüchtigen Kuss. Ohne sich noch mal umzusehen, griff sie nach ihrem Schlüssel und verließ das Haus.
Ich seufzte kurz, missgelaunt wegen der Tatsache, dass sie unseren gemeinsamen Urlaub zu Hause kaum genießen konnte, machte mich aber direkt daran, die Post durchzusehen.

Noch ehe ich den Brief in der Hand hielt roch ich schon das weiche Parfum. Vielleicht war es ein Lilienduft, auf jeden Fall war der Geruch unendlich zart. Es schien, als streichelte er meine Nase. Behutsam öffnete ich das Kuvert, mein Herz überschlug sich dabei förmlich.
Wie immer war eine gefaltete Din A 4 Seite darin, einmal gefaltet, mit einigen Bildern dazwischen. Ohne die Seite aufzufalten, erkannte ich die gleichmäßige, rhythmische Handschrift. Sie zeichnete sich noch immer dünne Linien auf das Briefpapier vor, um das Geschriebene ebenmäßig, geradezu perfekt aussehen zu lassen.
Ich musste mich setzen, den Brief hinlegen, um ihn überhaupt lesen zu können. Zu sehr zitterten meine Hände.
Lieber Oliver, las ich, wie geht es dir? Immer die gleiche Einleitung, immer der gleiche Fortgang. Sie hoffe, dass bei Tanja und mir alles in Ordnung sei, dass wir gesund seien und dass sie bald von uns hören würde. Ich überflog diesen ersten Teil des Briefes flüchtig, wartete begierig auf die gesuchten Informationen. Da ging es endlich los.
Heute war der Tag seiner Einschulung. Jamie und ich und die Familien haben ihn begleitet. Ich habe dir einige Bilder dazugelegt. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht. Vor mir sah ich meinen Sohn, eine riesige Schultüte in beiden Händen, umgeben von seinen Großeltern und den Eltern von Jamie.

Jamie, der Amerikaner. Der Catherine und den kleinen Marc mitgenommen hat. Auch er strahlte, als wäre Marc sein Kind, nicht meines. Catherine wäre nie zurückgekehrt in die Staaten, hätte sie ihn nicht kennen gelernt. Ausgerechnet ein Amerikaner, einen ihrer Landsleute. Welche Gründe braucht man noch, um heimzukehren. Die Familie, der Sohn und der Mann, den man liebt sind dort. In Deutschland gab es nur eine zerbrochene Liebe und den Vater ihres Kindes. Ich wäre an ihrer Stelle auch gegangen- .
Ich schüttelte mich innerlich und bekämpfte das Gefühl der aufkommenden Eifersucht. Meine Frau hatte mich schon vor dreieinhalb Jahren verlassen, um mit Jamie in ihre Heimat zurückzukehren. Ich schwor mir zum tausendsten Mal, diesen Teil meines Lebens nicht wieder so dicht an mich heran zu lassen.

Catherine ging nun dazu über, die Schule zu beschreiben, von der neuen Klassenlehrerin zu erzählen und berichtete nicht ohne Stolz, dass Marc bereits einen Freund gefunden hatte, mit dem er sich den Schulweg teilte. Sie schilderte Jamies Geburtstagsparty, den Krankenhausaufenthalt ihrer Mutter, und schließlich....
Ich musste den Satz noch einmal lesen. Tränen rannen mir übers Gesicht. Sie hatte es geschrieben, schwarz auf weiß stand es vor mir. In klitzekleinen Buchstaben, als sei sie sich selbst ihrer Sache nicht sicher. Fast zwei lange Jahre hatte ich in jedem Brief von ihr nach diesem Satz gesucht. Nie hatte es sich auf meine Bitten reagiert, nie hatte sie mich in meiner Sehnsucht ernst genommen. Mir war, als gingen von einem Moment zum nächsten all meine Wünsche in Erfüllung.
Ich glaube der kleine Marc vermisst dich sehr. Er würde Euch gerne in den nächsten Ferien für drei Wochen besuchen kommen. Vielleicht möchtest Du ihn auch über Weihnachten bei Dir haben? Sag mir einfach Bescheid, ob Dir das irgendwann recht wäre.
Ich schluchzte heftig auf. Seit nunmehr zwei Jahren, seit meinem letzten USA – Aufenthalt, hatte ich Marc nicht mehr gesehen. Catherine kam nie nach Deutschland und ich hatte selten lange genug Urlaub, um eine so teure und weite Reise zu unternehmen.
Tränenüberströmt vor Glück blieb ich in der Küche sitzen, bis Tanja vom Einkaufen zurückkam. „Was ist mit dir, Schatz?“ Sie stellte ihre Taschen an der Haustür ab und kam zu mir gelaufen.
Ich konnte kaum sprechen, alles was ich sagte, war: „Marc kommt.“

 

Hallo da draußen,

ich habe mir hier bei der Absatzgestaltung etwas schwer getan. Irgendwie war die Geschichte als Word-Datein nahezu absatzlos in Ordnung, als ich sie nun aber posten wollte, fühlte ich mich irgendwie gezwungen, zwecks besserer Lesbarkeit, ein paar Absätze einzubauen. Bin aber irgendwie nicht zufrieden.

Freue mich auf Tips jeder Art von Euch,
liebe Grüße
Cassandra

 

Hi cassandra83,

deine Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Die Absatzgestaltung gefällt mir gut. Der erste Absatz bildet die Einleitung, der zweite erzählt von dem Brief, der dritte von Jamie und der vierte handelt von dem Ende des Briefes und dem Schluss. Ich glaube, du könntest aber auch den 3. Absatz noch in den 2. mit einbeziehen ohne dass es stört. :D
Hör dir aber lieber noch die Meinung eines anderen an. Vielleicht jemand, der mit der Schule schon fertig ist *g* ;) .

Lieben Gruß,
Melaa :read:

 

Hallo Cassandra,

Also an Deinen Absätzen find ich nichts zu meckern.
Die Geschichte selber ist mir allerdings zu kurz. Da ist einfach zu wenig Handlung, für meinen Geschmack.
Als Stimmungsbild wäre es gelungen, die Sprache ist schön und flüssig, und die Emotionen gut geschildert. Dann würde ich aber vielleicht die Geschichte ausbauen, was eigentlich dazu geführt hat, dass die Ehe zwischen dem Prot und seiner Ex-Ehefrau gescheitert ist, oder warum der kleine Marc sonst nie nach seinem Vater fragt...

Liebe Grüße
ardandwen

 

Hallo melaa und ardandwen,

erst Mal vielen Dank für Eure Kommentare.

@ melaa: warum soll deine Meinung weniger wert sein, nur weil du noch zur Schule gehst? Auf jeden Fall danke für das Lob.

@ ardandwen: Es fällt mir häufig schwer, um meine Ideen, die meistens Stimmungsbilder sind, eine "richtige" Geschichte zu basteln. Vielleicht hast du in dieser Hinsicht recht und ich müsste noch mehr über die alte Liebesgeschichte und die Beziehung zum Sohn erzählen. Nur, zu wenig Handlung sehe ich eigentlich nicht. Der Prot. erhält einen Brief, liest ihn und ist überglücklich über die erhaltene Nachricht. Zudem erfahren wir noch etwas über seine Vergangenheit und dass er eigentlich eine neue Liebe hat.
Auf jeden Fall auch dir danke für die Kritik.

Liebe Grüße
Cassandra

 

Hallo cassandra,

die Idee der Geschichte finde ich nicht schlecht. Aber dass sie in einem flüssigen Stil geschrieben ist, dieser Meinung bin ich nicht. Ich musste einige Passagen mehrmals lesen, um zu erfassen, was du sagen willst.

Hier einige Verbesserungsvorschläge von mir:

Ohne sich noch mal umzusehen griff sie nach ihrem Schlüssel und verließ das Haus.

Komma nach umzusehen

Vielleicht war es ein Lilienduft, auf jeden Fall war der Geruch unendlich zart.

War es vielleicht Lilienduft? Auf jedem Fall war der Geruch unendlich zart.

Wie immer war eine gefaltete Din A 4 Seite darin, einmal gefaltet, mit einigen Bildern dazwischen. Ohne die Seite aufzufalten erkannte ich die gleichmäßige, rhythmische Handschrift.

zu oft "falten", Komma vor erkannte

Wie immer war eine Din A4 Seite darin, einmal gefaltet, mit einigen Fotos dazwischen. Ohne die Seite aufzuschlagen, erkannte ich die gleichmäßige, rhythmische Handschrift.

Ich musste mich setzen, den Brief hinlegen, um ihn überhaupt lesen zu können. Zu sehr zitterten meine Hände.

Ich musste mich setzen. Meine Händezitterten so sehr, dass ich den Brief hinlegen musste.

Sie hoffe, dass bei Tanja und mir alles in Ordnung sei, dass wir gesund sind und dass sie bald von uns hört. Ich überflog diesen ersten Teil des Briefes flüchtig, wartete begierig auf die gesuchten Informationen.

Sie hoffe, dass bei Tanja und mir alles in Ordnung sei, dass wir gesund seien und sie bald von uns hören würde. Ich überflog den ersten Teil des Briefes und wartete begierig darauf, die gesuchten Informationen zu entdecken.

Jamie und ich und die Familien haben ihn begleitet. Ich habe dir einige Bilder dazugelegt.

Ich begleitete ihn mit Jamie und der Familie. Jamie und ich und die Familien haben ihn begleitet.

Jamie, der Amerikaner. Der Catherine und den kleinen Marc mitgenommen hat.

Jamie, der Amerikaner, der Catherine und den kleinen Marc mitgenommen hatte.

Ausgerechnet ein Amerikaner, einer ihrer Landsleute.

Ausgerechnet ein Amerikaner, einen ihrer Landsleute.

Welche Gründe braucht man noch um heimzukehren.

Komma nach noch

Ich wäre an ihrer Stelle auch gegangen- .

Ich an ihrer Stelle wäre auch gegangen. (ohne Gedankenstrich am Ende)

Meine Frau hat mich schon vor dreieinhalb Jahren verlassen, ...

Meine Frau hatte mich schon vor dreieinhalb Jahren verlassen, ... (vollendete Vergangenheit)

Ich schwor mir zum tausendsten Mal, diesen Teil meines Lebens nicht wieder so dicht an mich heran zu lassen.

Ich schwor mir zum tausendsten Mal, diesen Teil meines Lebens nicht wieder so dicht an mich herankommen zu lassen.

Sie schilderte Jamies Geburtstagsparty, dem Krankenhausaufenthalt ihrer Mutter,

Sie schilderte Jamies Geburtstagsparty, den Krankenhausaufenthalt ihrer Mutter, ...

Nie hatte es sich auf meine Bitten reagiert,

Nie hatte sie auf mein Bitten reagiert,....

Seit nunmehr zwei Jahren, seit meinem letzten USA – Aufenthalt, hatte

Seit nunmehr zwei Jahren, seit meinem letzten Amerikaaufenthalt, hatte ...
(hört sich mMn besser an)

„Was ist mir dir, Schatz?“

„Was ist mit dir, Schatz?“


So das war es von meiner Seite. Es sind lediglich Vorschläge von mir, wie ich den einen oder anderen Satz umformulieren würde. Es sind die Stellen, an denen ich beim Lesen einen Hänger hatte.
Ich hoffe, du erschrickst nicht über meine Kritik.

Viele Grüße
bambu

 

Hallo bambu,

auch dir vielen Dank - vor allem für die ausführliche Kritik. Ich bin übrigens nicht erschrocken, schließlich bin ich hier um mich zu verbessern.

Was ich auf jeden Fall gelernt habe: Ich muss meine Geschichten einmal ausdrucken, bevor ich sie poste. Ich habe am Computer bestimmt 3000 Mal drüber gelesen und kann jedes Wort auswendig, habe aber die Kommafehler und auch die Zeitfehler völlig übersehen.

Einiges werde ich sofort verbessern, in manchem stimme ich aber nicht mit dir überein. Ein paar Beispiele:

bambu schrieb:
Ich schwor mir zum tausendsten Mal, diesen Teil meines Lebens nicht wieder so dicht an mich herankommen zu lassen.


Nie hatte sie auf mein Bitten reagiert,....

Seit nunmehr zwei Jahren, seit meinem letzten Amerikaaufenthalt, hatte ...
(hört sich mMn besser an)

„Was ist mit dir, Schatz?“


An diesen Stellen werde ich wohl bei meiner Version bleiben. Bei den Bitten möchte ich ausdrücken, dass er mehr als einmal darum gebeten hat, was mMn durch den Plural besser ankommt.
Bei deinem letzten Vorschlag "Was ist mit dir, Schatz?", weiß ich nicht, was du meinst. Sehe gerade keinen Unterschied zwischen meinem und deinem Satz :confused:

Meinst du auch, dass ich die Geschichte weiter ausbauen müsste, da zu kurz/zu wenig Handlung?

Auf jeden Fall vielen Dank für die Mühe, ich werde mich gleich ans Überarbeiten machen.

Viele Grüße
Cassandra

 

hallo cassandra,

nicht ausführlicher, aber anders strukturiert. zum einem bin ich sehr der meinung, dass es besser ist, diese geschichte in gegenwart zu schreiben. nicht nur damit der blick in die vergangenheit einfacher und sinniger ist, sondern auch weil ein brief am besten in der gegenwart gelesen wird. "ich las einen brief, in dem stand." das klingt nicht gut.

zum anderen ist eine andere struktur wünschenswert, weil du am ende den leser alle information hinterherwirfst, die noch nötig sind für ihn zu wissen, damit er die emotionale gewaltigkeit begreifen kann. das ist wirklich ungeschickt. die struktur sollte "unbedingt" so sein: Brief ist zeile für zeile die basis, die sich durch die ganze geschichte zieht. dabei solltest du ebenfalls "unbedingt" auf die zeitraffende inhaltsangabe des briefes verzichten.
unterbreche den brief mit kleinen erinnerungen. mit der fortgang des briefes muss die information zum leser wachsen. sinnvoll ist es, sobald neue personen auftauchen, dann eine pause machen für die erinnerung an diese person. ein brief von catherine. du schreibst etwas über ihre handschrift. hier muss erwähnt werden, wer sie ist.
dann wird im brief "Marc" erwähnt, hier wieder den brief unterrichten und von marc schreiben. HIER gehört es auch hin, wie sehr der vater seinen sohn vermisst.
dann wird am "Jamie" erwähnt. jetzt kann der brief wieder unterbrochen werden, und oliver erinnert sich, wie es zu trennung kam. so wird die geschichte rund und lesbar - und so ist dein abschlusssatz auch gewaltig.

zu den einzelnen stilnoten:

und verließ das Haus.
Ich seufzte kurz, missgelaunt wegen der Tatsache, dass sie unseren gemeinsamen Urlaub zu Hause kaum genießen konnte,
"Haus" ist doppelt. anstatt "zu Hause" könntest du "daheim" schreiben

Wie immer war eine gefaltete Din A 4 Seite darin, einmal gefaltet, mit einigen Bildern dazwischen. Ohne die Seite aufzufalten, erkannte ich die gleichmäßige, rhythmische Handschrift.

"gefaltete" seiten sind immer "gefalten" - besser du lääst das 1. "gefaltete" weg.
"Seite" ist doppelt. das 2. "die Seite" könntest du tauschen mit "das Blatt"

Sie hoffe, dass bei Tanja und mir alles in Ordnung sei, dass wir gesund seien und dass sie bald von uns hören würde.

falsche zeit. "hoffe" >> "hoffte", "sei" >> "wäre", "seien" >> "wären"

Jamie und ich und die Familien haben ihn begleitet.
"Familien"? bei der mafia kenne ich das, dass familien zusammenkommen. hier wäre es doch sinniger, dass sie eine grosse familie sind.

Jamie, der Amerikaner. Der Catherine und den kleinen Marc mitgenommen hat.

das verstehe ich nicht. hinter "Amerikaner" ein komma, dann wäre der satz grammatisch verständlich,

aber inhaltlich iat das recht ungeschickt. besser: "Heute war MARCS Tag der Einschulung. Natürlich haben Jamie und ich ihn begleitet. Schaue dir die Bilder an. Die ganze Familie war dabei."
hast du schon mal briefe geschrieben? in den briefen sind wir wesentlich freier. du bist hier viel zu formal!

Welche Gründe braucht man noch, um heimzukehren.

ist das eine frage?

Die Familie, der Sohn und der Mann, den man liebt sind dort. In Deutschland gab es nur eine zerbrochene Liebe und den Vater ihres Kindes.

sie ist die tochter, des vaters meines mannes bruder. dieser informationswust ist wie ein hammerschlag gegen den leser.
du darfst das gerne ausführlicher schreiben. "Ich kann sie verstehen. dort hat sie alles, was ein Herz braucht, eine Familie, das eigene Kind und die Liebe eines Mannes. Und was hätte sie hier?! Mich, als Teil einer schmerzhaften Vergangenheit."
wobei ich aber inhaltlich einschränken möchte, dass das kind kein Argument ist, denn wo sie ist, ist auch das kind!

fazit: das ist potential. so, wie diese geschichte zur zeit ist, ist das eher durchschnittlich.
ich empfehle dir, an dieser geschichte zu arbeiten, sie vielleicht auch neu zu schreiben und dich dabei an dem o.g. muster zu halten, dann hast du eine schöne geschichte!

viel erfolg *smile*

barde

 

Hallo barde,

vielen, vielen Dank für die ausführliche Kritik. Ich hab schon ein paar andere Kritiken von dir gelesen, meist zu Geschichten, die ich auch kommentiert habe, und habe insgeheim gehofft, dass du über meine Ergüsse auch mal drüber siehst.
Verstehe jetzt irgendwie auch besser was bambu gemeint hat, du hast mir echt auf die Sprünge geholfen *smile*.

Zu deinem Vorschlag mit der geänderten Struktur. Es ist so, ich wollte den Leser eine Zeit lang im Unklaren lassen, was es mit diesem Brief denn nun auf sich hat. Deshalb habe ich zum Beispiel nicht an der Stelle, als er die Handschrift erkennt, von Catherine erzählt. Vielleicht hast du aber recht, und ich kann mir auch so die Inhaltsangaben zwischendrin sparen. Ich werde auf jeden Fall einen ausführlichen Überarbeitungsversuch starten und schauen wie ich deine Ideen umsetzen kann.

Stilistisch ist jetzt endlich alles angekommen. Wie sagte schon King: "Trennen Sie sich von Ihren Lieblingen." Der Satz mit Jamie und den Familien war mein absoluter Liebling! Ich werde ihn sofort beerdigen, versprochen.

Zu der Sache mit der Gegenwart. Klar, würde es die Zeiteinteilung einfacher machen. Meine erste Version der Geschichte spielte sowohl in der Gegenwart, als auch in der dritten Person. Ich habe mich dann dagegen entschieden, weil es mir zu unpersönlich war. Vielleicht versuche ich es aber mal noch mit Gegenwart und erste Person.

Liebe Grüße
Cassandra

 
Zuletzt bearbeitet:

vielen, vielen Dank für die ausführliche Kritik. Ich hab schon ein paar andere Kritiken von dir gelesen, meist zu Geschichten, die ich auch kommentiert habe, und habe insgeheim gehofft, dass du über meine Ergüsse auch mal drüber siehst.

- oh, danke für die blumen *smile*, das tut mir gut.

Zu deinem Vorschlag mit der geänderten Struktur. Es ist so, ich wollte den Leser eine Zeit lang im Unklaren lassen, was es mit diesem Brief denn nun auf sich hat.
oh ja, das ist dir auch gelungen, aber die aufklärung lässt nicht lange auf sich warten. geht es dir also um 2 minuten ungewissheitsgefühl beim leser? ich glaube, es waren ungefähr 2 minuten, bis du die katze aus dem sack gelassen hast.
Heute war der Tag seiner Einschulung. Jamie und ich und die Familien haben ihn begleitet.
um dass zu erreichen, muss der anfang gedehnt werden. aber mal ehrlich, das parfum soll doch den leser absichtlich in die irre führen, oder? wenn meine exfrau mir einen brief schicken würde, der parfumiert ist, dann klingeln alle alarmglocken. wenn sie aber der typ dafür wäre, so dass das parfum ein marotte ist, dann würde keine alarmglocke klingeln. nun stellt sich die frage, möchtest du (wie ein fussballer die schwalbe) den leser hereinlegen, absichtlich in die irre führen? wenn ja, wird das sicherlich einen kritikpunkt geben. man darf leser in die irre führen, aber nur, wenn man es so schreibt, dass sie sich selbst in diese meinung hineinmanöverieren - nicht leicht m.e.
ansonsten musst du entweder diese falle aus dem weg räumen, oder - womit wir wieder beim thema "katze aus dem sack" sind, erklären, dass parfum eine eigenart des briefverfassers ist.

übrigens - geschichten in der gegenwart sind selbstverständlich persönlicher - was ist den unpersönlicher als eine zeitliche distanz zum geschehen?

Stilistisch ist jetzt endlich alles angekommen. Wie sagte schon King: "Trennen Sie sich von Ihren Lieblingen." Der Satz mit Jamie und den Familien war mein absoluter Liebling! Ich werde ihn sofort beerdigen, versprochen.

der satz selbst, so wie er da steht, ist ungeschickt. aber wenn er dir so viel bedeutet, dann schreibe ihn um - so lange, bis er immer noch ein liebling ist und trotzdem lesbar.

deine überarbeitung(en) werde ich mir natürlich auch durchlesen. dabei musst du aber aufpassen, dass deine geschichte noch deinen persönlichen stil behält *smile*

viel erfolg

barde

nachtrag:

Vielleicht hast du aber recht, und ich kann mir auch so die Inhaltsangaben zwischendrin sparen.
nicht sparen, ich meinte - ausschreiben. ihn vom oliver lesen lassen. der brief braucht so oder so volumen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Cassandra,

nur ganz kurz. Der Satz " „Was ist mir dir, Schatz?“
Das MIR in MIT ändern!!!

Über die Kürze oder Länge der Geschichte hat sich Barde ja genügend geäußert. Gegen ihn kommt man nicht an. Er denkt aber auch immer an alles!!! *smile*

Aber wie du schon selbst bemerkt hast, kann von ihm auch etwas lernen!

Viele Grüße
bambu

 

Hi Bambu,

ich muss wirklich was auf den Augen haben!! Danke nochmal,

Grüße
Cassandra

 

Hallo da draußen,

habe gestern Abend und heute morge fast die ganze Zeit an der Überarbeitung gesessen und kann sie jetzt einfach nicht länger ruhen lassen.

Ich habe nicht alle Eure Ideen umgesetzt, sondern versucht, Eure Vorschläge meinem eigenen Stil anzupassen. Bin gespannt, was Ihr davon haltet.

Ich habe die Geschichte jetzt einfach hinter die erste Fassung gepostet, damit man besser vergleichen kann. Hoffe, das war okay so.

Viele Grüße
Cassandra

 

hallo cassandra,

658 zu 1385, weisst du, was das ist? das sind die anzahl deiner worte. 1.text zu 2. text.
damit wird es schon sehr deutlich - du hast den selben inhalt um mehr als das doppelte gestreckt. das kann unmöglich eine verbesserung sein. ich hatte es in meiner kritik aber auch gesagt - nicht ausführlicher - nur anders strukturiert. durch diese ganzen zusatzinformationen hat sich deine geschichte sehr verschlechtert. wie kommst du denn darauf, dass das alles der leser wissen muss? warum gehst du so sehr ins detail? deine erste version war inhaltlich doch in ordnung, nur die struktur wäre änderungsbedürftig gewesen.
diese version ist das ergebnis, wenn du auf die kritik von ardandwen gehört hast.
nun bin ich natürlich nicht der allsatz der kurzgeschichten, und es mag vielleicht andere leser geben, die meine meinung nicht teilen, sondern diese ausführlichere version gutheissen, aber ich glaube nicht, dass es viele sein werden.
vielleicht ist es sinnvoller, diese geschichte in 2 stufen zu entwickeln. die eine stufe ist der brief. schreibe den brief. nach der einleitung der geschichte wird der brief eingefügt. dann werden einzelne passagen des briefes unterbrochen mit erinnerungen aus der vergangenheit. der brief sollte nicht so lang sein. aber die erinnerungspassagen sollten die gesamtlänge des briefes nicht übersteigen. in den textbezügen habe ich einige beispiele, wie ballungen von informationen aufs kleinste gerafft werden.
der andere kritikpunkt ist die sprache. es ist auch mit meine schuld, ich habe vorgeschlagen, die geschichte in der ich-erzählperspektive zu schreiben. ich hatte aber nicht erwähnt, dass damit auch der erzählstil angepasst werden muss. oliver führt selbstgespräche. er redet mit uns, ohne uns anzusprechen. dabei ist er keinesweg formal.
in den textbezügen habe ich die steifen stellen heraus geschrieben.

ich bin versucht, diese geschichte als plagiat zu schreiben - das habe ich bislang 2 mal gemacht, aber das ergebnis ist dann leider nicht gewollt. es wäre meine geschichte mit meinem erzählstil mit dem inhalt des autors. keine gute idee. das heisst also, dass du dich durchkämpfen musst. wenn du wieder daran arbeiten möchtest, dann solltest du aber die 1. version als basis verwenden und dann die vorgehensweise, wie oben beschrieben, verwenden. vielleicht gehst du auch in stationen - also, du schreibst zuerst den brief, und wir schauen gemeinsam darüber, dann die einleitung, und so weiter.

die textbezüge:


Ich habe den Brief noch nicht zwischen den anderen ausmachen können, doch das weiche Parfüm steigt schon langsam in meine Nase. Es ist ihr Lieblingsduft, den ich immer als „Lilienparfum“ tituliert habe, auch wenn ich gar nicht genau weiß, wie Lilien riechen. Auf jeden Fall ist der Geruch unendlich zart.

mit der wörtlichen rede darfst du dann auch eine lebendigere sprache verwenden. locker und natürlich.

Ich halte einen Stapel Briefe in meinen Händen. Ich rieche Parfum, ein mir wohl bekanntes Parfum, so unendlich zart, Lilienduft, wie ich jenes immer genannt habe; nicht dass ich jemals überhaubt gewusst habe, wie Lilien riechen.
dass der duft zu dem brief gehört, ergibt sich im nächsten satz deutlich
(tituliert passt wirklich nicht in eine natürliche sprache, darüber hinaus heisst es eigentlich auch "betitutliert")

Es scheint mir immer, als streichele er meine Nase.

das ist jetzt zu viel. "unendlich zart" reicht aus für die stimmung zum parfum.

Behutsam öffne ich das Kuvert, mein Herz überschlägt sich dabei förmlich.

richtig weiter: Mein Herz überschlägt sich förmlich vor Freude, suche hastig das recht dicke Kuvert heraus und öffne es behutsam.

Wie immer befindet sich eine zusammengefaltete Din A 4 Seite darin,

welche alternative gibt es denn für den inhalt eines briefumschlags?
ich würde diese stelle hier ersteinmal übergehen und jetzt mit der begrüssung im brief anfangen.

"Lieber Oliver", die Schrift sin gleichmäßige und rythmische Buchstaben, die wie eine geordnete Parade auf ihren vorgezeichneten, dünnen Linien marschieren. Das passt zu Catherine. Das passt zu ihr wie ich sie in Erinnerung habe mit ihrem Hang zum Makellosen, so wie sie sich vorbildlich, modern und doch formal kleidet, und so wie sie sich auch schminkt, wie eine Komposition der Nuancen.
hier kommt das schwärmen besser herüber, er wird poetisch und bleibt informativ.
weiter:
Sie hat Fotos beigelegt.

Wenn ich sie wegen ihrem durchgedrückten Rücken und den akkurat übereinander geschlagenen Beinen gehänselt habe, zitierte sie stets ihre alte Lehrerin: „Einmal Ballett, immer Ballett.“ In zärtlicheren Stunden gestand sie mir manchmal, dass wohl das einzige, was sie dank dieser Ausbildung ein Leben lang genießen konnte, die ständigen Schmerzen waren.

bitte halte der geschichte unnötige informationen fern. das bild, was der leser bis jetzt von catherine hat, reicht völlig aus, sie als edel einzustufen. du bringst ansonsten ein ganz neues thema mit ein - schmerzen vom ballet - das in der ganzen geschichte nicht weiter behandelt wird. lasse diesen block besser weg.

Heute kehrt also mit diesem Brief wieder ein Stückchen Perfektionismus in mein Leben ein.

lasse das auch weg, bitte. dieser satz ist unwahr. das einzige, was stimmt, wäre, dass er in berührung kommt mit der perfektion von catherine. aber der brief verändert keinesfalls sein leben in ein perfektionistisches.

Ich muss mich setzen, den Brief hinlegen, um ihn überhaupt lesen zu können. Nicht nur meine Hände zittern, mir ist als würde der ganze Boden unter meinen Füßen beben.

damit ich in der reihenfolge bleibe mit meinen vorschlägen:
Meine Hände zittern vor Anspannung, ich muss mich setzen. Ich lege die Bilder auf den Tisch un lese weiter:

"wie geht es Dir?"

Lieber Oliver, lese ich, wie geht es dir? Immer die gleiche Einleitung, immer der gleiche Fortgang. Ich hoffe, bei Tanja und Dir ist soweit alles in Ordnung, hier bei uns sind alle gesund und munter.

wor begint der brief, wo endet er, wo ist der icherzähler? du hast es visuell nicht getrennt. in der fassung auf deinem computer mag es wahrscheinlich kursiv geschrieben sein, hier müssen wir am anfang von kursiv [ i ] ohne leerzeichen schreiben. am ende dann [ /i ].
apropo perfektion, "bei Tanja und Dir" es ist umgekehrt: "bei Dir und Tanja"

dass mein neuer Job als Ballettlehrerin ganz schön anstrengend ist.

HIER wäre die richtige stelle, den brief zu unterbrechen, und oliver erinnert sich an das: Die Disziplin der Leistungssportlerin hat sie bis heute nicht verlassen. Wenn ich sie wegen ihrem durchgedrückten Rücken und den akkurat übereinander geschlagenen Beinen gehänselt habe, zitierte sie stets ihre alte Lehrerin: „Einmal Ballett, immer Ballett.“ In zärtlicheren Stunden gestand sie mir manchmal, dass wohl das einzige, was sie dank dieser Ausbildung ein Leben lang genießen konnte, die ständigen Schmerzen waren.
richtig? passt doch genau hier, oder? natürlich darf das unbedingt noch gerafft sein. ein zitat von einer lehrerin klingt sowieso öde. wenn, dann sollte sie das selbst sagen.
"job" wenn der brief auf englisch geschrieben wäre, dafür gibt es aber keinen hinweis in deiner geschichte, dann wäre "Job" angemessen. aber in der deutschen fassung sollte die perfektionistin von einer "Anstellung" sprechen
fogenden vorschlag habe ich an dieser stelle:

"...aber ich hab Dir ja schon am Telefon erzählt, dass mein neuer Job als Ballettlehrerin mich sehr beansprucht." Ja, ich erinnere mich an das Gespräch. Ballet ist ihr Leben, das war damals schon so, als ich sie noch wegen ihrer trainierten Körperhaltung geneckt habe ...
bitte "necken" nicht hänseln. oder heisst es ... "was sich liebt, das hänselt sich"? *smile*

Die Kinder sind wahre Monster und nicht halb so diszipliniert wie wir es als Kinder sein mussten.

"kinder" ist doppelt. Die Kinder heutzutage sind wahre Zappelgeister, nicht halb so diszipliniert wie in meiner Anfangszeit.
auf "Monster" bitte verzichten, denn das ist eine negative wertung - selbst wenn catherine so denken würde, sie würde sich nicht die blösse geben, das auszusprechen.

Irgendwie bin ich es auch nicht mehr gewohnt, zehn Stunden am Tag in einer Balletthalle zu verbringen.

disiplin kennt keine schwäche. besser weglassen

Bis hierin habe ich die ewig gleichen Floskeln nur überflogen, bei der Erwähnung meines Sohnes aber, beginne ich Zeile für Zeile langsamer zu lesen.
langsamer? oder "bedächtiger" ?

Catherines Entscheidung mit Marc zurück in ihre Heimat, die Vereinigten Staaten, zu gehen, bedrückt mich daher noch immer.
hinter "Entscheidung" ein komma

Ich kann selten lange genug Urlaub bekommen, um eine solch lange und teure Reise machen zu können.

hier ist die steifheit wieder: urlaub ist kaum das problem, geld ist es.

Ich spare jeden freien Euro für eine Reise zu ihm, aber die Wahrheit ist, dass ich bislang nur ein einziges Mal genug Geld für Flug und Aufenthalt gehabt habe.

Sie selbst hat Deutschland den Rücken gekehrt und wird wohl nie wieder einen Flug nach Stuttgart buchen.

wieso? ist ihr etwas schlimmes passiert? lasse diesen satz besser weg, er irritiert den leser

Diese räumliche Distanz hat Marc und mich voneinander entfernt, ich vermisse ihn unendlich, aber er ist ein kleiner Junge und kann sich kaum noch an mich erinnern. Ich spüre es am Telefon, wenn er mich Oliver, anstatt Daddy nennt, wenn er minutenlang schweigt, weil er nicht weiß, was er diesem Fremden, der tausende Kilometer weit weg lebt, denn nun erzählen soll.

den ersten satz könntest du auch weglassen - er ist trivial
im 2. satz muss endlich gesagt werden, wer marc ist:

Ich vermisse Marc, ich vermisse meinen Sohn, ein kleiner Junge, der kaum noch weiß, wer ich bin, der am Hörer kaum noch frei "Papa" zu mir sagen kann.

damit wäre der eklige 3. satz vom tisch. zu gedehnt das ganze - zu ausführlich - du bringst ja nichts neues, sondern reitest auf alten infos nur herum. das wrikt sich aber langweilend auf den leser aus

Meine Eltern sagen, dass es ihnen genauso geht und dass Catherine an alldem Schuld sei. Aber welchen Vorwurf soll ich ihr machen? Sie schreibt mir regelmäßig, hält mich über alles auf dem laufenden.

die eltern schneiden hier nicht gut ab. ausserdem ist der satz für wörtliche rede zu steif:

Meinen Eltern ergeht es nicht anders. Sie vermissen ihren Enkel und manchmal glaube ich, dass sie Catherine einen Vorwurf machen. So wie ich, damals; dabei sicherlich auch unbegründet. Catherine schreibt, ruft an und hält mich auf dem Laufenden.
"laufenden" gross

Heute war Marcs Einschulung. Jamie und ich haben ihn natürlich begleitet. Ich habe dir einige Bilder dazugelegt. Du siehst auch Jamies Eltern. Sie stehen neben Marc vor unserem Wagen. Die beiden sind wirklich nett und haben unseren Sohnemann schon sehr ins Herz geschlossen.
ja - so ist das ein lickerer brief. gut gemacht!
"Sohnemann" halte ich allerdings für einen patriatischen ausdruck - passt nicht zu dem bild catherine. "unseren Kleinen" "unserem Sohn"


Ein Lächeln huscht über mein Gesicht. Vor mir sehe ich meinen Sohn, eine riesige Schultüte in beiden Händen, umgeben von zwei älteren, freundlich winkenden Personen. Die Frau trägt ein lila Kleid und hat ihren Arm fest um meinen Kleinen gelegt.

schwerfällig.
Ein Lächeln huscht mir durchs Gesicht, denn auf dem Bild sehe ich ihn mit einer riesen Schultüte, und seine Großmutter in Spe, ganz in lila, hat ihren Arm um ihn gelegt. Sie und ihr Mann machen mir einnen herzlichen Eindruck.
Etwas abseits steht Jamie. Mit seiner imposanten Körpergröße von mehr als zwei Metern überragt er die kleine Gruppe auffällig.

über 2 meter??? muss das sein? das grenzt ja schon an körperbehinderung und eröffnet ein neues unbesprochenes themengebiet. "bald zwei Meter" hat auch die wirkung, die du erzielen möchtest.

Er strahlt, als wäre Marc sein Kind, nicht meines.

und? wir fühlt sich das an für oliver? ich kann dir sagen, es ist ein sch### gefühl *smile*! nur lese ich hier nichts davon.

Catherine und er stehen wie glückliche Eltern neben meinem Sohn.

das ist eine sinnwiederholung zum vorherigen satz

Zu dritt halten sie seine Schultüte.

nein, das tun sie nicht. die hält das imännchen schön allein!

Anscheinend hat jemand etwas lustiges gesagt, denn sie lachen herzlich und ungekünstelt. Die perfekte Familie.

"lustiges" gross
"perfekte" familie. das könnte ironisch und unironisch herüberkommen. entweder beabsichtigst du die ironie, dann muss ein "Ja, ja" davor - oder oliver soll dem zustimmen, dann ist "perfekt" das falsche wort". "richtige" ist besser

Nicht wie der Sportmuffel Oliver, der kaum geradeaus laufen kann.

hinter "Nicht" fehlt ein so.
hinter "wie" besser auch ein ",ich"

Ich verstehe ihre Entscheidung zurück zu gehen wirklich

ein gequälter satz.
Dabei kann ich sie verstehen.
Ihren unterbezahlter Job und eine zerbrochene Liebe. Es war leicht für sie, alle Brücken abzubrechen.

ein unbezahlter job? das ist ja wieder ein thema, über das nicht weiter gesprochen wird. diese info ist untauglich.

"Ihren" >> "Ihr"

Ach ja, fast hätte ich es vergessen. Dein Sohn scheint sehr nach Dir zu schlagen. Er hat innerhalb von einem Tag gleich drei neue Freunde gefunden, mit denen er sich jeden Mittag trifft. Schau mal, auf einem Bild siehst du ihn mit Alex. Die beiden teilen sich jetzt auch den Schulweg. Jamie und ich sind sehr stolz, dass er so unkompliziert mit anderen Kindern umgeht.

das ist wieder eine gelungene stelle!

Ich muss den Satz noch einmal lesen. Urplötzlich schießen mir Tränen in die Augen.

nein, das ist schlecht. das kannst du hier nicht vorziehen.

Ich traue meinen Augen kaum, als ich den letzten Teil ihrer Zeilen lese.
so aknn es weitergehen. die wirkung der tränen verpufft sonst, der leser hat ein ganz anderes bild vor augen - nämlich das eines springbrunnens in seinen augen. zuerst vom schmerz berichten - dann erst von der wirkung.

--------

sorry

barde

 

Hallo barde,

bedanke mich noch mal für die erneute Mühe beim Lesen. Deine Kritik hat mich schon etwas enttäuscht, weil ich ein viel besseres Gefühl hatte und meine ersten beiden Probeleser zu Hause die Überarbeitung als deutlicher und besser verständlich eingestuft haben.

Sehen wir uns also mal an, was mir zu Deinen Anmerkungen einfällt:

Barde schrieb:
damit wird es schon sehr deutlich - du hast den selben inhalt um mehr als das doppelte gestreckt. das kann unmöglich eine verbesserung sein. ich hatte es in meiner kritik aber auch gesagt - nicht ausführlicher - nur anders strukturiert. durch diese ganzen zusatzinformationen hat sich deine geschichte sehr verschlechtert. wie kommst du denn darauf, dass das alles der leser wissen muss? warum gehst du so sehr ins detail? deine erste version war inhaltlich doch in ordnung, nur die struktur wäre änderungsbedürftig gewesen.

Ich habe den Text durchaus bewusst gestreckt, weil ich meine Figuren dem Leser näher bringen wollte. Durch die Zusatzinformation, dass Catherine Balletttänzerin war, wollte ich ihr ganzes Wesen beschreiben. Die Kindheit, das harte Training (ständige Schmerzen, die sie bis heute begleiten), das alles hat sie geprägt. Deshalb ist sie perfektionistisch und scheinbar makellos.


Barde schrieb:
der brief sollte nicht so lang sein. aber die erinnerungspassagen sollten die gesamtlänge des briefes nicht übersteigen.

Diesen Punkt halte ich für schwierig umzusetzen. Der Leser kann Olivers Gefühlswelt doch hauptsächlich durch seine Erinnerungen nachvollziehen. In dem Brief kann ich schwerlich genug Informationen mitgeben, schließlich schreibt Catherine "einfach mal so wieder", um zu berichten, was es Neues bei ihr gibt.

Barde schrieb:
der andere kritikpunkt ist die sprache. es ist auch mit meine schuld, ich habe vorgeschlagen, die geschichte in der ich-erzählperspektive zu schreiben. ich hatte aber nicht erwähnt, dass damit auch der erzählstil angepasst werden muss. oliver führt selbstgespräche. er redet mit uns, ohne uns anzusprechen. dabei ist er keinesweg formal.

Das verstehe ich nicht ganz. Die erste Version der Geschichte war doch auch schon eine Ich-Erzählung. Die angesprochenen - zu formalen Stellen - sehe ich mir aber noch mal an.

Barde schrieb:
das heisst also, dass du dich durchkämpfen musst.

Wie Du vielleicht schon gemerkt hast, habe ich das auch vor!! Ich werde schon eine Version hinkriegen, die sowohl mich als auch meine Kritiker (vornehmlich Dich) zufriedenstellt.


Barde schrieb:
dass der duft zu dem brief gehört, ergibt sich im nächsten satz deutlich
(tituliert passt wirklich nicht in eine natürliche sprache, darüber hinaus heisst es eigentlich auch "betitutliert")

Vielleicht passt "titulieren" nicht richtig, ich werde mir den Satz nochmal vornehmen. Meines Wissens heißt es aber durchaus titulieren = einen Titel geben. Betituliert habe ich noch nie gehört, vielleicht eher betiteln??

Barde schrieb:
Mein Herz überschlägt sich förmlich vor Freude, suche hastig das recht dicke Kuvert heraus und öffne es behutsam.

Ein schöner Satz, aber abkupfern ist nicht meins. Werde aber die Parfumszene auf jeden Fall straffen.

Barde schrieb:
hier kommt das schwärmen besser herüber, er wird poetisch und bleibt informativ.

Das wird doch nicht mein erstes Lob gewesen sein ;)


Barde schrieb:
bitte halte der geschichte unnötige informationen fern. das bild, was der leser bis jetzt von catherine hat, reicht völlig aus, sie als edel einzustufen. du bringst ansonsten ein ganz neues thema mit ein - schmerzen vom ballet - das in der ganzen geschichte nicht weiter behandelt wird. lasse diesen block besser weg.

Ich denke darüber nach. Einerseits wollte ich durch die Formulieren "In zärtlicheren Stunden" nochmal deutlich machen, dass sie seine Ex ist, zum anderen wollte ich ein möglich detailgenaues Bild von ihr zeichnen und zeigen, dass ihr Wesen durch ihre Körperhaltung widergespiegelt wird.
Das "hänseln" ist wirklich nicht passend, da stimme ich zu.

Barde schrieb:
lasse das auch weg, bitte. dieser satz ist unwahr. das einzige, was stimmt, wäre, dass er in berührung kommt mit der perfektion von catherine. aber der brief verändert keinesfalls sein leben in ein perfektionistisches.

Das finde ich nun gar nicht. Mit dem perfekten Brief (mit vorgezeichneten Linie n und ebenmäßiger Handschrift) kehrt wieder etwas von ihr in sein Leben ein. Das heißt nicht, dass sein Leben jetzt perfekt wird, sondern nur, dass ihre Art wieder Einzug in seinen Alltag nimmt - wenn auch nur kurzfristig.


Barde schrieb:
wor begint der brief, wo endet er, wo ist der icherzähler? du hast es visuell nicht getrennt. in der fassung auf deinem computer mag es wahrscheinlich kursiv geschrieben sein, hier müssen wir am anfang von kursiv [ i ] ohne leerzeichen schreiben. am ende dann [ /i ].

Sorry, hab Dir dadurch wohl das Lesen erschwert. Auf meinem Computer war es tatsächlich kursiv und ich hab vergessen mir die Vorschau anzusehen. Wird umgehend geändert.

Barde schrieb:
apropo perfektion, "bei Tanja und Dir" es ist umgekehrt: "bei Dir und Tanja"

stimmt

Barde schrieb:
HIER wäre die richtige stelle, den brief zu unterbrechen, und oliver erinnert sich an das: passst doch genau hier, oder? natürlich darf das unbedingt noch gerafft sein.

Es passt sehr gut, dennoch finde ich es an meiner Stelle auch nicht übel. Oliver bekommt den Brief von ihr und malt sich ihr Bild vor Augen, weil er sich durch die akkurate Handschrift an ihr Wesen erinnert fühlt.

Barde schrieb:
"job" wenn der brief auf englisch geschrieben wäre, dafür gibt es aber keinen hinweis in deiner geschichte, dann wäre "Job" angemessen. aber in der deutschen fassung sollte die perfektionistin von einer "Anstellung" sprechen

Catherine ist Amerikanerin und war seit mehreren Jahren nicht mehr in Deutschland. Ich glaube es ist normal, dass sich der deutsche Wortschatz dann etwas amerikanisiert.

Barde schrieb:
"kinder" ist doppelt. Die Kinder heutzutage sind wahre Zappelgeister, nicht halb so diszipliniert wie in meiner Anfangszeit.
auf "Monster" bitte verzichten, denn das ist eine negative wertung - selbst wenn catherine so denken würde, sie würde sich nicht die blösse geben, das auszusprechen.

Der Begriff Monster hatte für mich einen umgangssprachlichen Effekt, der den Brief auflockern sollte. Vielleicht finde ich aber was besseres, Zappelgeister ist bezogen auf Ballett ja schon mal nicht schlecht.

Barde schrieb:
disiplin kennt keine schwäche. besser weglassen

Catherine hat seit ihrer Karriere ein Kind zur Welt gebracht und nicht mehr trainiert (zumindest nicht wie früher). Stundenlanger Unterricht strengt sie also an. Sie schreibt ihrem Exmann, einem Vertrauten, warum nicht eingestehen, dass der neue Job ( ;) ) harte Arbeit ist?

Barde schrieb:
langsamer? oder "bedächtiger" ?

okay, gemeint war wohl bedächtiger.


Barde schrieb:
wieso? ist ihr etwas schlimmes passiert? lasse diesen satz besser weg, er irritiert den leser

irritiert? Catherine hat alle Brücken abgebrochen, es verbindet sie nichts mehr mit Deutschland. Warum sollte sie nochmal herkommen?


Barde schrieb:
damit wäre der eklige 3. satz vom tisch. zu gedehnt das ganze - zu ausführlich - du bringst ja nichts neues, sondern reitest auf alten infos nur herum. das wrikt sich aber langweilend auf den leser aus

okay, hier habe ich irgendwie geschwafelt und versucht auf die Tränendrüse zu drücken. Ich werde das anders verpacken.

Barde schrieb:
die eltern schneiden hier nicht gut ab. ausserdem ist der satz für wörtliche rede zu steif:

Eltern halten immer zu ihrem Kind. Oliver widerspricht ihnen ja bereits einen Satz später. Deine Formulierung gefällt mir trotzdem gut. Ich werde versuchen, meine Version zu lockern.


Barde schrieb:
schwerfällig
Ein Lächeln huscht mir durchs Gesicht, denn auf dem Bild sehe ich ihn mit einer riesen Schultüte, und seine Großmutter in Spe, ganz in lila, hat ihren Arm um ihn gelegt. Sie und ihr Mann machen mir einnen herzlichen Eindruck.

sorry, hier gefällt mir meine Version besser.

Barde schrieb:
über 2 meter??? muss das sein? das grenzt ja schon an körperbehinderung und eröffnet ein neues unbesprochenes themengebiet. "bald zwei Meter" hat auch die wirkung, die du erzielen möchtest.

Ich meinte schon über zwei Meter. Der Kerl ist einer der besten Basketballer der USA, hast du mal gesehen, wie groß die so sind?

Barde schrieb:
und? wir fühlt sich das an für oliver? ich kann dir sagen, es ist ein sch### gefühl *smile*! nur lese ich hier nichts davon.

Der Leser weiß schon wie er fühlt, weiß dass es ihm weh tut. Warum meinen Leser mit der Nase auf offensichtliches stoßen. In der Formulierung liegt meiner Meinung nach auch ein eindeutiger Unterton.

Barde schrieb:
nein, das tun sie nicht. die hält das imännchen schön allein!

Sorry, Barde. Das tun sie. Von mir gibt es auch so ein Bild und es sieht kein bisschen unnatürlich aus. Sie halten die Schultüte (meinetwegen irgendwie quer) zu dritt.


Barde schrieb:
"perfekte" familie. das könnte ironisch und unironisch herüberkommen. entweder beabsichtigst du die ironie, dann muss ein "Ja, ja" davor - oder oliver soll dem zustimmen, dann ist "perfekt" das falsche wort". "richtige" ist besser

Darin sollte auch irgendwie Traurigkeit mitschwingen, nicht aber Ironie. Vielleicht ist wirklich die "richtige Familie" dann besser.


Barde schrieb:
ein unbezahlter job? das ist ja wieder ein thema, über das nicht weiter gesprochen wird. diese info ist untauglich.

okay, stimmt. Nehme ich raus.

Barde schrieb:

zu entschuldigen gibt's da nix, wie könnte ich ohne Kritik besser werden?

Okay, habe jetzt mal einige Stellen kommentiert und bin noch unschlüssig, wie ich jetzt weiter vorgehe. Mein persönliches Gefühl sagt mir, ich sollte an der zweiten Version arbeiten, sie meinetwegen straffen und stilistisch verbessern.
Dein Vorschlag ist wohl ein anderer.

Ich muss echt darüber schlafen,

viele Grüße
Cassandra

 

Hallo nochmal,

Hendek hat mich ermahnt, die Überarbeitung bitte als Antwort zu meiner Geschichte zu posten. Deshalb tue ich das jetzt nachfolgend. Sorry, war die erste Überarbeitung, die ich reingestellt habe, wollte niemandem das Lesen erschweren.

Grüße
Cassandra

 
Zuletzt bearbeitet:

Überarbeitete Version:

Der Brief

„Schatz, hier ist jede Menge Post für dich. Ich gehe schnell einkaufen, okay?“ Tanja legt mir einen Stapel Briefe auf den Küchentisch und gibt mir einen flüchtigen Kuss. Ohne sich noch mal umzusehen, greift sie rasch nach dem Autoschlüssel und zieht die Tür hinter sich zu.
Ich seufze kurz, missgelaunt wegen der Tatsache, dass sie unseren gemeinsamen Urlaub zu Hause kaum genießen kann, mache mich aber direkt daran, die Post durchzusehen.

Ich habe den Brief noch nicht zwischen den anderen ausmachen können, doch das weiche Parfüm steigt schon langsam in meine Nase. Es ist ihr Lieblingsduft, den ich immer als „Lilienparfum“ tituliert habe, auch wenn ich gar nicht genau weiß, wie Lilien riechen. Auf jeden Fall ist der Geruch unendlich zart. Es scheint mir immer, als streichele er meine Nase. Behutsam öffne ich das Kuvert, mein Herz überschlägt sich dabei förmlich.
Wie immer befindet sich eine zusammengefaltete Din A 4 Seite darin, gespickt mit mehreren Photos. Ich erkenne die gleichmäßige, rhythmische Handschrift, brauche das Blatt gar nicht erst zu öffnen, um sie als die ihre auszumachen. Sie zeichnet sich noch immer dünne Linien auf das Briefpapier vor, um das Geschriebene ebenmäßig, geradezu perfekt aussehen zu lassen. Es ist nicht nur ihre Schrift, Catherine selbst ist immer mustergültig. Vorbildlich gekleidet, makellos geschminkt ohne dabei irgendwie künstlich auszusehen. Ich erinnere mich an ihre hervorragende Haltung, den sicheren und doch eleganten Gang. Die Disziplin der Leistungssportlerin hat sie bis heute nicht verlassen. Wenn ich sie wegen ihrem durchgedrückten Rücken und den akkurat übereinander geschlagenen Beinen gehänselt habe, zitierte sie stets ihre alte Lehrerin: „Einmal Ballett, immer Ballett.“ In zärtlicheren Stunden gestand sie mir manchmal, dass wohl das einzige, was sie dank dieser Ausbildung ein Leben lang genießen konnte, die ständigen Schmerzen waren. Heute kehrt also mit diesem Brief wieder ein Stückchen Perfektionismus in mein Leben ein.

Ich muss mich setzen, den Brief hinlegen, um ihn überhaupt lesen zu können. Nicht nur meine Hände zittern, mir ist als würde der ganze Boden unter meinen Füßen beben.
Lieber Oliver, lese ich, wie geht es dir? Immer die gleiche Einleitung, immer der gleiche Fortgang. Ich hoffe, bei Tanja und Dir ist soweit alles in Ordnung, hier bei uns sind alle gesund und munter. Ich weiß, dass ich mich lange nicht gemeldet habe, aber ich hab Dir ja schon am Telefon erzählt, dass mein neuer Job als Ballettlehrerin ganz schön anstrengend ist. Die Kinder sind wahre Monster und nicht halb so diszipliniert wie wir es als Kinder sein mussten. Irgendwie bin ich es auch nicht mehr gewohnt, zehn Stunden am Tag in einer Balletthalle zu verbringen. Ich hoffe auf jeden Fall, in der nächsten Zeit mal wieder von Euch zu hören. Ruf doch einfach an, wie Du Zeit hast. Marc ist mittags immer daheim.
Bis hierin habe ich die ewig gleichen Floskeln nur überflogen, bei der Erwähnung meines Sohnes aber, beginne ich Zeile für Zeile langsamer zu lesen. Unser einziger Kontakt seit nunmehr zwei Jahren besteht aus gelegentlichen Telefonaten, E-Mails und Briefen. Catherines Entscheidung mit Marc zurück in ihre Heimat, die Vereinigten Staaten, zu gehen, bedrückt mich daher noch immer. Ich kann selten lange genug Urlaub bekommen, um eine solch lange und teure Reise machen zu können. Sie selbst hat Deutschland den Rücken gekehrt und wird wohl nie wieder einen Flug nach Stuttgart buchen. Diese räumliche Distanz hat Marc und mich voneinander entfernt, ich vermisse ihn unendlich, aber er ist ein kleiner Junge und kann sich kaum noch an mich erinnern. Ich spüre es am Telefon, wenn er mich Oliver, anstatt Daddy nennt, wenn er minutenlang schweigt, weil er nicht weiß, was er diesem Fremden, der tausende Kilometer weit weg lebt, denn nun erzählen soll. Meine Eltern sagen, dass es ihnen genauso geht und dass Catherine an alldem Schuld sei. Aber welchen Vorwurf soll ich ihr machen? Sie schreibt mir regelmäßig, hält mich über alles auf dem laufenden.
So auch dieses Mal.

Heute war Marcs Einschulung. Jamie und ich haben ihn natürlich begleitet. Ich habe dir einige Bilder dazugelegt. Du siehst auch Jamies Eltern. Sie stehen neben Marc vor unserem Wagen. Die beiden sind wirklich nett und haben unseren Sohnemann schon sehr ins Herz geschlossen.
Ein Lächeln huscht über mein Gesicht. Vor mir sehe ich meinen Sohn, eine riesige Schultüte in beiden Händen, umgeben von zwei älteren, freundlich winkenden Personen. Die Frau trägt ein lila Kleid und hat ihren Arm fest um meinen Kleinen gelegt. Etwas abseits steht Jamie. Mit seiner imposanten Körpergröße von mehr als zwei Metern überragt er die kleine Gruppe auffällig.
Jamie, der Amerikaner, der Catherine und den kleinen Marc mitgenommen hat. Ich nehme das zweite Photo zur Hand und betrachte es nachdenklich. Er strahlt, als wäre Marc sein Kind, nicht meines. Catherine und er stehen wie glückliche Eltern neben meinem Sohn. Zu dritt halten sie seine Schultüte. Anscheinend hat jemand etwas lustiges gesagt, denn sie lachen herzlich und ungekünstelt. Die perfekte Familie.
Ich bin sicher, Catherine wäre nie zurückgekehrt in die Staaten, hätte sie ihn nicht kennen gelernt. Ausgerechnet ein Amerikaner, einen ihrer Landsleute. Und natürlich ein Leistungssportler, Jamie war einer der besten Basketballer der NBA. Nicht wie der Sportmuffel Oliver, der kaum geradeaus laufen kann.
Ich verstehe ihre Entscheidung zurück zu gehen wirklich. Ihre Eltern leben seit über dreißig Jahren in Kalifornien, sie ist dort aufgewachsen. Der Zufall wollte es dann wohl, dass auch Jamie aus Kalifornien stammt und nur wenige Kilometer von ihrem Elternhaus entfernt wohnt. Welchen Grund hätte sie gehabt, in Deutschland zu bleiben? Ihren unterbezahlter Job und eine zerbrochene Liebe. Es war leicht für sie, alle Brücken abzubrechen.

Ich schüttele mich innerlich und bekämpfe das Gefühl der aufkommenden Eifersucht. Meine Frau hat mich schon vor dreieinhalb Jahren verlassen, um mit Jamie in ihre Heimat zurückzukehren. Ich schwöre mir zum tausendsten Mal, diesen Teil meines Lebens nicht wieder so dicht an mich heran zu lassen und wende mich wieder dem Brief zu.
Auf einem der hinteren Bilder siehst Du auch Ms. Allison. Sie ist Jamies Klassenlehrerin und genau das was ich mir immer als Lehrerin für ihn gewünscht habe. Immer freundlich, herzlich aber dennoch streng genug, um ihm seine Flausen auszutreiben. Die beiden verstehen sich bisher prächtig. Ach ja, fast hätte ich es vergessen. Dein Sohn scheint sehr nach Dir zu schlagen. Er hat innerhalb von einem Tag gleich drei neue Freunde gefunden, mit denen er sich jeden Mittag trifft. Schau mal, auf einem Bild siehst du ihn mit Alex. Die beiden teilen sich jetzt auch den Schulweg. Jamie und ich sind sehr stolz, dass er so unkompliziert mit anderen Kindern umgeht.
Ich ärgere mich über diesen Satz und betrachte daher erstmal das beschriebene Bild. Beim Anblick der beiden Lausbuben muss ich grinsen. Alex steht der Schelm ins Gesicht geschrieben, er erinnert mich an meinen besten Freund aus der Schulzeit. Und meinem Sohn sitzt der Schalk im Nacken, seit er geboren wurde. Langsam beruhige ich mich wieder. Marc scheint es sehr gut zu gehen. Ich besinne mich darauf, dass es nicht selbstverständlich ist, was Jamie für den Kleinen tut und mein Ärger verschwindet. Meine Augen suchen die Stelle des Briefes, an der ich gerade abgebrochen hatte. Ich finde sie nicht, lese aber einfach einige Zeilen am Ende der Seite weiter.

Ich muss den Satz noch einmal lesen. Urplötzlich schießen mir Tränen in die Augen. Sie hat es geschrieben, schwarz auf weiß kann ich es vor mir sehen. In klitzekleinen Buchstaben, als sei sie sich selbst ihrer Sache nicht sicher. Fast zwei lange Jahre habe ich in jedem Brief von ihr nach diesem Satz gesucht. Nie hat sie auf meine Bitten reagiert, nie hat sie mich in meiner Sehnsucht ernst genommen. Mir war, als gingen von einem Moment zum nächsten all meine Wünsche in Erfüllung.
Ich glaube der kleine Marc vermisst dich sehr. Er würde Euch gerne in den nächsten Ferien für drei Wochen besuchen kommen. Vielleicht möchtest Du ihn auch über Weihnachten bei Dir haben? Sag mir einfach Bescheid, wie es Dir am liebsten wäre.
Ich schluchze heftig auf. Am ganzen Körper zitternd bleibe ich einfach in meiner Küche sitzen. Ich bewege mich kaum, spüre nur, wie die heißen Tränen über meine Wangen kullern.
Wenig später klackt die Haustür und Tanjas Schritte nähern sich hastig. Sie sieht mich und stellt perplex ihre Sachen ab. „Was ist mir dir, Schatz?“
Ich bekomme kaum ein Wort heraus, alles was ich sagen kann, ist: „Marc kommt.“

 

hallo cassandra,

es geht hier nicht darum, dass ich meinen willen bei dir durchsetze, deshalb sind deine gegenkritiken absolut angebracht.
leider hilft es aber nichts, wenn wir beide allein unsere meinungen austauschen, ohne dass eine dieser jewiligen meinungen ein übergewicht bekommt. es ist notwendig, dass noch andere leser sich mit diesen beiden versionen beschäftigen. das ist leider ein problem, auf das ich oft stosse. ich arbeite eine kritik aus mit dem ziel der verbesserung, aber ohne dass meine vorschläge von anderen bestätigt werden, haben meine verbesserungsvorschläge selbstverständlich kein grosses gewicht. und es ist auch richtig so - ich weiss nicht alles - ich irre mich ganz sicher.

in einem punkt glaube ich aber nicht, dass ich mich irre. diese geschichten ist vollgestopft und müsste ausgedünnt werden. es tut mir leid, dass meine kritik dich enttäuscht hat. aber eine kritik macht nicht die geschichte.
ich gehe deine punkte durch:

Ich habe den Text durchaus bewusst gestreckt, weil ich meine Figuren dem Leser näher bringen wollte.

waren die figuren in der 1. version nicht nah genug? gibt es leser, die das bemängelt haben?

Durch die Zusatzinformation, dass Catherine Balletttänzerin war, wollte ich ihr ganzes Wesen beschreiben. Die Kindheit, das harte Training (ständige Schmerzen, die sie bis heute begleiten), das alles hat sie geprägt. Deshalb ist sie perfektionistisch und scheinbar makellos.

ja, das ist ja auch in ordnung, aber nicht so ausführlich - oder wenigstens im volumen geringer. und ich denke immer noch, dass die vorgeschlagene stelle dafür geeignet ist.

Diesen Punkt halte ich für schwierig umzusetzen. Der Leser kann Olivers Gefühlswelt doch hauptsächlich durch seine Erinnerungen nachvollziehen. In dem Brief kann ich schwerlich genug Informationen mitgeben, schließlich schreibt Catherine "einfach mal so wieder", um zu berichten, was es Neues bei ihr gibt.

ja, du hast wahrscheinlich recht. ich habe das kritisiert, weil es mir aufgefallen ist, dass der brief einfach zu lange unterbrochen wurde mit einem dicken wust an informationen. alles muss in einem angemessenen verhältnis stehen. die erinnerungen werden den umfang des briefes sprengen, du hast recht, aber nicht übermässig, wenn es zu vermeiden ist.

Das verstehe ich nicht ganz. Die erste Version der Geschichte war doch auch schon eine Ich-Erzählung. Die angesprochenen - zu formalen Stellen - sehe ich mir aber noch mal an.

ja, das habe ich ungeschickt geschrieben. die ich-erzählung ist richtig für diese geschichte. aber locker, bitte.

die sowohl mich als auch meine Kritiker (vornehmlich Dich) zufriedenstellt.

ein spagat, der oft heftig ausfallen kann.

Vielleicht passt "titulieren" nicht richtig, ich werde mir den Satz nochmal vornehmen. Meines Wissens heißt es aber durchaus titulieren = einen Titel geben. Betituliert habe ich noch nie gehört, vielleicht eher betiteln??

nun, ob "titeln", "betiteln" oder "betitulieren" ist völlig irrelevant, keine dieser 3 klingt gelenk!

Zitat:
Zitat von Barde
Mein Herz überschlägt sich förmlich vor Freude, suche hastig das recht dicke Kuvert heraus und öffne es behutsam.


Ein schöner Satz, aber abkupfern ist nicht meins. Werde aber die Parfumszene auf jeden Fall straffen.


der satz ist von dir, ich habe hier nur teile aus anderen sätzen zusammengestrickt. es ist DEIN satz.
davon abgesehen, ich schäme mich keine sekunde, einen satz eines kritikers zu übernehmen, wenn er besser klingt als der meinige. denn diese idee entspringt doch als inspiration aus meiner eigenen geschichte.

Zitat von Barde
hier kommt das schwärmen besser herüber, er wird poetisch und bleibt informativ.


Das wird doch nicht mein erstes Lob gewesen sein


nein, das bezog sich auf einen meiner vorschläge.

Einerseits wollte ich durch die Formulieren "In zärtlicheren Stunden" nochmal deutlich machen, dass sie seine Ex ist, zum anderen wollte ich ein möglich detailgenaues Bild von ihr zeichnen und zeigen, dass ihr Wesen durch ihre Körperhaltung widergespiegelt wird.

da ist es wieder - der hang zur detailtreue - sie verleitet dich zur sesamstrassenmethode. kennst du die? zahlen und buchstaben werden durch einhämmern (ständige wiederholung) den kindern vermittelt.

Catherine ist Amerikanerin und war seit mehreren Jahren nicht mehr in Deutschland. Ich glaube es ist normal, dass sich der deutsche Wortschatz dann etwas amerikanisiert.

ja, vielleicht hast du recht. "job" ist aber dann die einzige amerikanisierung in der sprache in deiner geschichte, DAS ist das, was nicht rund ist. aber das ist eher eine winzigkeit.

Catherine hat seit ihrer Karriere ein Kind zur Welt gebracht und nicht mehr trainiert (zumindest nicht wie früher). Stundenlanger Unterricht strengt sie also an. Sie schreibt ihrem Exmann, einem Vertrauten, warum nicht eingestehen, dass der neue Job ( ) harte Arbeit ist?

ich bin da mir nicht mehr sicher. vielleicht darf sie das sagen - dass es hart ist, solange sie nicht durch blicken lässt, dass es ihr zu hart ist.

irritiert? Catherine hat alle Brücken abgebrochen, es verbindet sie nichts mehr mit Deutschland. Warum sollte sie nochmal herkommen?

du hast den satz knallhart geschrieben, also entgültig - wie nach einem schlimmen erlebnis.

Ich meinte schon über zwei Meter. Der Kerl ist einer der besten Basketballer der USA, hast du mal gesehen, wie groß die so sind?

ja, riesig *smile*. ich ziehe diesen kritikpunkt zurück

Der Leser weiß schon wie er fühlt, weiß dass es ihm weh tut. Warum meinen Leser mit der Nase auf offensichtliches stoßen. In der Formulierung liegt meiner Meinung nach auch ein eindeutiger Unterton.

das könnte der leser vielleicht erahnen - muss er aber nicht.

Sorry, Barde. Das tun sie. Von mir gibt es auch so ein Bild und es sieht kein bisschen unnatürlich aus. Sie halten die Schultüte (meinetwegen irgendwie quer) zu dritt.

das erinnert mich an meine tochter, sie wurde vor 2 jahren eingeschult, und ihr papa, das bin ich, hat die riesige schultüte so gerammelt voll gemacht, dass sie einfach zu schwer für das zierliche mädchen war - da brauchte sie auch hilfe beim tragen *smile*!

Okay, habe jetzt mal einige Stellen kommentiert und bin noch unschlüssig, wie ich jetzt weiter vorgehe. Mein persönliches Gefühl sagt mir, ich sollte an der zweiten Version arbeiten, sie meinetwegen straffen und stilistisch verbessern.
Dein Vorschlag ist wohl ein anderer.

Ich muss echt darüber schlafen,


wenn du freunde hast, die sich mit deinen geschichten auseinander setzen, dann besprich das mit ihnen - OHNE dass du ihnen deine eigene position verrätst.

ansonsten warte bitte auf andere leser, die ihre meinung zu den punkten beigeben.

bis dann *smile*

barde

 

Hallo Barde,

Deine Antworten kommen immer schnell! Das kommt mir mit meiner Ungeduld ganz schön entgegen. Hiermit verleihe ich persönlich den Orden "Kritiker der Woche". *smile*

Du hast wahrscheinlich recht und ich muss andere Meinungen abwarten. Ich finde aber trotzdem, dass unser Dialog fruchtbar ist. In einigem hast du mich ja auch schon überzeugt, in anderem sind wir uns halt noch nicht einig.

Ich werde auf jeden Fall ein drittes Mal drüber gehen und sie hoffentlich von einem Teil ihres Ballastes befreien können. Ob dies so gelingt, wie du es dir vorstellst, weiß ich nicht, aber der Versuch ist schließlich nicht strafbar.

Vielleicht schreiben ja noch ein paar andere was dazu (bei der steigenden Anzahl an Antworten müsste das Interesse ja steigen),

liebe Grüße
Cassandra

 

Hallo Cassandra,

wie du sehen kannst, habe ich ja schon eine Kritik zu deiner ersten Version geschrieben.
Jetzt will ich mich noch mal in eure Diskussion einmischen, die ich mit großem Interesse verfolgt habe.
Nachdem ich in der ersten Stellungnahme mehr auf das Äußerliche geachtet habe, möchte ich mich nun auch zum Inhalt äußern.

Optimal wäre mE eine Mischung von beiden Geschichten. Ich habe mir beide Versionen nebeneinander gelegt und mir die 2. zur Bearbeitung vorgenommen.
Am Ende meiner Streichung und Umschreibung bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass ich im Grunde die ganze Geschichte verändert habe.

Jetzt meine Frage an dich:
Willst du noch eine Neufassung lesen, oder hast du bereits genug Kritik bekommen?

Wenn ja, dann kann ich dir meine Story (die ja vom Inhalt her deine ist) als Privatnachricht schicken. Sie hier in der Kritik zu schreiben, finde ich etwas blöd.

Wenn du nein sagst, bin ich auch nicht böse, denn es hat mir Spaß gemacht auch für mich selbst auszuprobieren, ob ich eine passable Geschichte hinbekomme aus deinen beiden Versionen zusammen gebaut.

Viele Grüße
bambu

 

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