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Der Brief

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30.01.2005
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Der Brief

"Schatz, hier ist jede Menge Post für dich. Ich gehe schnell einkaufen, okay?“ Tanja legte mir einen Stapel Briefe auf den Küchentisch und gab mir einen flüchtigen Kuss. Ohne sich noch mal umzusehen, griff sie nach ihrem Schlüssel und verließ das Haus.
Ich seufzte kurz, missgelaunt wegen der Tatsache, dass sie unseren gemeinsamen Urlaub zu Hause kaum genießen konnte, machte mich aber direkt daran, die Post durchzusehen.

Noch ehe ich den Brief in der Hand hielt roch ich schon das weiche Parfum. Vielleicht war es ein Lilienduft, auf jeden Fall war der Geruch unendlich zart. Es schien, als streichelte er meine Nase. Behutsam öffnete ich das Kuvert, mein Herz überschlug sich dabei förmlich.
Wie immer war eine gefaltete Din A 4 Seite darin, einmal gefaltet, mit einigen Bildern dazwischen. Ohne die Seite aufzufalten, erkannte ich die gleichmäßige, rhythmische Handschrift. Sie zeichnete sich noch immer dünne Linien auf das Briefpapier vor, um das Geschriebene ebenmäßig, geradezu perfekt aussehen zu lassen.
Ich musste mich setzen, den Brief hinlegen, um ihn überhaupt lesen zu können. Zu sehr zitterten meine Hände.
Lieber Oliver, las ich, wie geht es dir? Immer die gleiche Einleitung, immer der gleiche Fortgang. Sie hoffe, dass bei Tanja und mir alles in Ordnung sei, dass wir gesund seien und dass sie bald von uns hören würde. Ich überflog diesen ersten Teil des Briefes flüchtig, wartete begierig auf die gesuchten Informationen. Da ging es endlich los.
Heute war der Tag seiner Einschulung. Jamie und ich und die Familien haben ihn begleitet. Ich habe dir einige Bilder dazugelegt. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht. Vor mir sah ich meinen Sohn, eine riesige Schultüte in beiden Händen, umgeben von seinen Großeltern und den Eltern von Jamie.

Jamie, der Amerikaner. Der Catherine und den kleinen Marc mitgenommen hat. Auch er strahlte, als wäre Marc sein Kind, nicht meines. Catherine wäre nie zurückgekehrt in die Staaten, hätte sie ihn nicht kennen gelernt. Ausgerechnet ein Amerikaner, einen ihrer Landsleute. Welche Gründe braucht man noch, um heimzukehren. Die Familie, der Sohn und der Mann, den man liebt sind dort. In Deutschland gab es nur eine zerbrochene Liebe und den Vater ihres Kindes. Ich wäre an ihrer Stelle auch gegangen- .
Ich schüttelte mich innerlich und bekämpfte das Gefühl der aufkommenden Eifersucht. Meine Frau hatte mich schon vor dreieinhalb Jahren verlassen, um mit Jamie in ihre Heimat zurückzukehren. Ich schwor mir zum tausendsten Mal, diesen Teil meines Lebens nicht wieder so dicht an mich heran zu lassen.

Catherine ging nun dazu über, die Schule zu beschreiben, von der neuen Klassenlehrerin zu erzählen und berichtete nicht ohne Stolz, dass Marc bereits einen Freund gefunden hatte, mit dem er sich den Schulweg teilte. Sie schilderte Jamies Geburtstagsparty, den Krankenhausaufenthalt ihrer Mutter, und schließlich....
Ich musste den Satz noch einmal lesen. Tränen rannen mir übers Gesicht. Sie hatte es geschrieben, schwarz auf weiß stand es vor mir. In klitzekleinen Buchstaben, als sei sie sich selbst ihrer Sache nicht sicher. Fast zwei lange Jahre hatte ich in jedem Brief von ihr nach diesem Satz gesucht. Nie hatte es sich auf meine Bitten reagiert, nie hatte sie mich in meiner Sehnsucht ernst genommen. Mir war, als gingen von einem Moment zum nächsten all meine Wünsche in Erfüllung.
Ich glaube der kleine Marc vermisst dich sehr. Er würde Euch gerne in den nächsten Ferien für drei Wochen besuchen kommen. Vielleicht möchtest Du ihn auch über Weihnachten bei Dir haben? Sag mir einfach Bescheid, ob Dir das irgendwann recht wäre.
Ich schluchzte heftig auf. Seit nunmehr zwei Jahren, seit meinem letzten USA – Aufenthalt, hatte ich Marc nicht mehr gesehen. Catherine kam nie nach Deutschland und ich hatte selten lange genug Urlaub, um eine so teure und weite Reise zu unternehmen.
Tränenüberströmt vor Glück blieb ich in der Küche sitzen, bis Tanja vom Einkaufen zurückkam. „Was ist mit dir, Schatz?“ Sie stellte ihre Taschen an der Haustür ab und kam zu mir gelaufen.
Ich konnte kaum sprechen, alles was ich sagte, war: „Marc kommt.“

 

Hallo bambu,

wie du vielleicht mitbekommen hast, warte ich gespannt auf weitere Kritik. Würde mich deshalb sehr freuen, deine Version meiner Geschichte zu lesen. Alles was weiterhilft ist bei mir willkommen.

Danke und liebe Grüße
Cassandra

 

Hallo Cassandra,

muss die Geschichte noch in word tippen, dann maile ich sie dir.

Hoffe dass barde nicht wieder so viel zu meckern hat!!! *smile*

Auf bald
bambu

 

@ Barde: Du als mein Lieblingskritiker bist natürlich mittendrin statt nur dabei!
Denke bambu hat da nix dagegen

 

Hallo Cassandra,
hallo Barde,

wie soll ich es machen? Hier reinstellen, oder lieber jedem eine Privatnachricht schicken?
Ich will ja auch nicht angeben mit der Geschichte. Ich möchte bloß wissen, ob ich es richtig umgesetzt habe.

Bis bald
bambu

 

Hallo cassandra83
ich hätte deine Geschichte schon früher lesen sollen. Naja idjotie wächst nicht auf Bäumen, sondern ist einfach da. :hmm:

(Diese Kritik bezieht sich auf die erste Fassung der Geschichte)

Ich muss ehrlich gestehen, dass ich nach

Bis hierin habe ich die ewig gleichen Floskeln nur überflogen
aufgehört habe die neue Fassung zu lesen. Und auch was ich davor mitbekommen habe gefällt mir nicht.
Mal ehrlich: Si tacuisses, philosophus mansisses. (Da kannste jetzt selber schauen, was das heisst. Ich hab auch erst mal googlen müssen, bis ich den Spruch wiedergefunden hatte :p ) (Passt auch zu Bambu, ist aber nicht beleidigend gemeint :) )

Mir hat die erste Version um längen besser gefallen, nicht nur weil sie schön kurz war, aber dennoch alles wichtige beinhaltet hatte, sondern auch, weil du, wie ich, sehr viel wert auf Stimmungsbilder legst. Nur du scheinst dich mehr mit positiven Gedanken zu beschäftigen. In meinem Kopf spukt immer nur Tod und Trauer... (auch nicht gerade das Beste, aber kg.de dient als gutes Ventil um das alles rauszulassen, so dass ich eigentlich ein fröhlicher Mensch bin)

Ich fand die Stimmung sehr schön rübergebracht:

Ich musste den Satz noch einmal lesen. Tränen rannen mir übers Gesicht. Sie hatte es geschrieben, schwarz auf weiß stand es vor mir. In klitzekleinen Buchstaben, als sei sie sich selbst ihrer Sache nicht sicher. Fast zwei lange Jahre hatte ich in jedem Brief von ihr nach diesem Satz gesucht. Nie hatte es sich auf meine Bitten reagiert, nie hatte sie mich in meiner Sehnsucht ernst genommen. Mir war, als gingen von einem Moment zum nächsten all meine Wünsche in Erfüllung.
Diese ganze Spannungssteigerung ist dir sehr gut gelungen. Ich würde die Sätze eher sogar noch kürzer machen. Etwa so:
Sie hatte es geschrieben. Schwarz auf weiß. Es stand vor mir. In klitzekleinen Buchstaben. So, als wäre sie ihrer Sache selbst nicht sicher...
Und
Tränen rannen mir übers Gesicht
würde ich nicht gleich im zweiten Satz schreiben. Eher am Ende. Das ist schon eine wirkliche Extremsituation, dass man weint, wenn man einige Zeilen ließt.
aber verändere es lieber nicht. :)
Si tacuisses, philosophus mansisses.
Die Geschichte ist sehr schön, so wie sie ist.

Aber einen kleinen Kritikpunkt nur mal so nebenbei:
Die ganze Hintergrundbeziehung verstehe ich auch nicht.
Wer sind Catherine, Jamie und Tanja :confused:
Da musste ich völlig passen...

wünsch dir dennoch eine schöne Nacht

dein Gara

 

Der Text ist sehr flüssig geschrieben, aber die Handlung ist mir zu dünn. Sicherlich eine Alltagsepisode, aber nicht viel mehr als der Auftakt zu etwas wirklich Spannendem: der Besuch, das Zusammentreffen an Weihnachten. Da böte sich m.E. ein konfliktreiches Thema auf.

 

Hallo gara und cbrucher,

ich war übers Wochenende nicht zu Hause, kann euch also erst jetzt antworten. Erst mal auch Euch danke fürs Lesen.

Mittlerweile besteht eine dritte Version der Geschichte, die ich Barde und Bambu, die mir sehr geholfen haben, per PN geschickt hatte. Ich war etwas unschlüssig, ob ich nochmal eine andere Version ins Internet stellen soll, deshalb habe ich die ersten beiden Fassungen einfach stehen lassen.

Jetzt zu Euren Anmerkungen:
@ gara: "Wenn du geschwiegen hättes, wärest du ein Philosoph geblieben", als alter Lateiner muss ich das doch nicht googeln!! Danke für das Lob für meine erste Fassung. Die zweite Version ist wohl wirklich etwas ausgeufert, ich hatte aber zum Beispiel auch gehofft, die ganzen Hintergrundinfos bzgl. Jamie, Tanja, usw. hier deutlicher herauszuarbeiten. Mein Ziel war es (obwohl das gar nicht richtigt bemängelt wurde) die Personen näher an den Leser zu bringen, ich wollte zeigen, wer Catherine wirklich ist und warum sie dem Prot so viel bedeutet hat. Allerdings beschäftige ich mich nicht wirklich nur mit positiven Stimmungsbildern. Dieser Kerl da ist todtraurig, weil er seinen Sohn so selten sieht und er das Gefühl hat, ihm immer fremder zu werden. Na ja, aber ein Happyend muss schon meistens her, da hast du recht *smile*.

@ cbrucher: auch dir danke. Ich wollte aber ganz bewusst, nur diesen kurzen Moment herausarbeiten, an dem der Prot diese freudige Nachricht erhält. Vielleicht ging es Dir ja auch mal so, du erhälst irgendeinen Brief, Anruf, etc. und dein Herz macht einen riesigen Sprung, man ist so glücklich, dass man es gar nicht fassen kann. Dies wollte ich erleben lassen, musste aber um es verständlich zu machen, schon etwas von der Vorgescicht erzählen. Vielleicht mache ich ja eine Fortsetzungsgeschichte daraus *smile*....

Okay, ich weiß jetzt nicht recht. Soll ich die beiden alten Versionen und die Kritiken löschen lassen und meine "neueste Kreation" reinstellen?
Kann Euch beiden "Neukritikern", das auch per PN zukommen lassen, wenn Ihr Interesse habt.

Liebe Grüße
Cassandra

 

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