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Der Briefkastenmörder

Wortkrieger-Team
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23.05.2005
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Der Briefkastenmörder

Für SIE

Ich gehe zum Briefkasten, um meine Post zu holen, wie jeden Morgen.
Rechnung, Rechung, Mahnbescheid, Rechnung, anonymer Brief, Rechnung, die übliche Briefbombe, Rechnung, Räumungsklage – Moment! Fünf Rechnungen? Da kann was nicht stimmen! Misstrauisch betrachte ich den fünften Rechnungsumschlag. Hm, sieht echt aus. Ich fange an, an meinen Fingern abzuzählen: Wasser, Strom, Telefon, hm, was gibt’s noch? Hey, ich habe ja jahrelang vier Rechnungen nicht bezahlt und jetzt muss ich feststellen, dass es bei der vierten umsonst war. Verdammt! Von dem gesparten Geld, das ich nicht bezahlt hätte, hätte ich mir ein neues Auto kaufen können! Aber wofür ist denn nun schon wieder die fünfte? Auf dem Umschlag steht schlicht „Rechnung“. Entgegen meiner Angewohnheit öffne ich diesen sofort. Der Überschrift entnehme ich, dass es eine Rechnung über hundert Euro ist, dafür, dass meine Nachbarn mich ertragen müssen. Na, toll! Schon wieder hundert Euro gespart.
Moment Mal! Anonymer Brief? Da ich heute meine Angewohnheit schon gebrochen habe, kann ich diesen auch gleich öffnen. Es stehen nur drei Worte auf dem Papier, in roter Schrift:

Du wirst sterben.

Ich betrachte das Papier. Ich kann gar nicht begreifen, was da steht. Ich schleppe mich zurück ins Haus und setze mich an meinen Küchentisch. Dann dringen die Worte erst richtig zu mir vor.
Ich komme aus dem Lachen nicht mehr heraus. Herrlich, diese Kinderstreiche. Bestimmt wollen sie sogar noch, dass ich den roten Filzstift für Blut halte. Ha, ha. Gedankenverloren streiche ich über die farbigen Worte. Ach, da haben sie sich ja wirklich Mühe gegeben, es verwischt sogar, als ob es Blut wäre. Ich betrachte meine Finger. Es riecht sogar wie Blut. Und schmeckt auch so. Sogar. Sogar. Ich liebe dieses Wort sogar. Es ist sogar so gar wie ein Braten. Das stimmt einen nachdenklich, nicht wahr? Doch ist es.
Da erst merke ich, dass ich mich am Papier geschnitten habe, und dass das Blut meines ist. Dann ist ja alles in Ordnung. Einen Moment dachte ich wirklich – aber egal jetzt. Es hätte ja immer noch ein Tier sein können. Na ja, den hat wahrscheinlich keiner gecheckt.
Dann kann ich mich ja endlich meinem morgendlichen Ablauf widmen:
Die übliche Briefbombe wird entsorgt – ich frage mich jedes Mal aufs Neue, wie ich eine Briefbombe erkennen kann, ich habe keinerlei Schulung in dieser Richtung – die Rechnungen verbrannt, die Räumungsklage durch den Fleischwolf gedreht, der Mahnbescheid aufgegessen. Sie wollen abnehmen? Fangen Sie an, Mahnbescheide zu kassieren.
Es klingelt an der Tür. Das wirft mich völlig aus der Routine. Es darf jetzt nicht klingeln. Nicht jetzt. Es ist erst neun Uhr, Klingeln ist erst ab halb zehn eingeplant. Verdammt, diese Lauser können sich aber auch an gar nichts halten.
Ich schlurfe zur Tür und öffne. Niemand da, war klar, aber das sollen sie büsen. Ja, machen Sie sich ruhig über meinen Sprachfehler lustig.
Da fällt mein Blick auf den Briefkasten. Ein neuer Brief steckt drin. Ts, ts, Briefeinwurf nur bis fünf vor neun. Meine Fresse, die lernen es nie.
Ich begebe mich also auf den langen Weg zum Briefkasten und dann in die Küche. Dort öffne ich den Brief. Wieso habe ich bisher nicht auf den Absender geschaut?

Das war übrigens mein Ernst. Der Briefkastenmörder

So, so, sein Ernst war das. Na schön. Schön für i – ihn! Ha, ha.
Doch da fällt mir was ein. Ich renne in den Keller und suche nach alten Zeitungen. Endlich habe ich die gesuchte, aus dem Jahre 1976, gefunden. Ha, wusste ich es doch! Mein Vetter hatte gar keine sechs Richtigen!
Aber als ich mich noch so über diesen Triumph freue – immerhin habe ich gewettet, dass er keine sechs Richtigen kriegt. Das bringt mir satte fünfzig Cent – fällt mein Blick auf einen Artikel auf der gleichen Seite:
„Briefkastenmörder meint es ernst. Du bist tot.
Der als Briefkastenmörder in die Geschichte eingegangene Kriminelle (wir wollten nicht „Mörder“ schreiben, man hätte uns sonst vermutlich Wortwiederholung vorgeworfen) Paul Paulsen a.k.a. Hans Hansen a.k.a Giselher Giselhersen a.k.a. Briefkastenmörder Briefkastenmördersen konnte nun endlich gefasst werden. Er schickte seinen Opfern immer zwei Briefe. Den ersten mit dem Inhalt „Du bist tot.“ mit einer Feder, die er in sein eigenes Blut getaucht hatte, den anderen mit dem Inhalt „Das war übrigens mein Ernst. Der Briefkastenmörder“ in dem Blut seines Opfers. Niemand weiß, wie er das angestellt hat, gewiss ist nur, dass er es schaffte, dass sein Opfer sich am ersten Brief schnitt.“
Sehr lehrreich. Wenn ich aufmerksam gelesen hätte. Tatsächlich interessiert mich die ganze Geschichte gar nicht. Solange ich selbst nicht davon betroffen bin, ist mir eigentlich alles egal.
Ich machte mich also frohen Mutes auf den Weg aus dem Keller hinaus in die Küche zurück. Als ich an einem Fenster vorbeikam, stieß ich einen leisen Schrei aus und stürzte ins Freie zu meinem Briefkasten.
Er war total demoliert und auf der weißen Fläche war ein dickes rotes B aufgesprüht. Dieser Betrüger. Dieser Besserwisser.
Ich wusste, der Briefkastenmörder hatte wieder zugeschlagen.

 

Inspiriert hat mich flicflacs Geschichte "Der Briefkastenwahnsinnige" in Satire. Allerdings nur vom Titel her. Als ich den Titel las, fiel mir sofort als Assoziation "Briefkastenmörder" ein und so entstand die Kacke hier.
Aber so schlecht find ich sie nicht mal. Schön kurz. Dann gibts hoffentlich auch wenig Schlechtes zu kritisieren ;-)

 

Ist irgendwie voll der "intelligent-dumme" Humor. Also, die Witze sind eigentlich ziemlich dumm (im positiven Sinne), aber man - besser gesagt vielleicht nur ich - muss erst ein wenig nachdenken, um sie zu begreifen.

Hey, ich habe ja jahrelang vier Rechnungen nicht bezahlt und jetzt muss ich feststellen, dass es bei der vierten umsonst war.
Ich bin zuerst über das Wort "umsonst" gestolpert, weil ich es mit kostenlos assoziierte ... aber als ichs gecheckt hatte, musste ich voll lachen.
Na, toll! Schon wieder hundert Euro gespart.
Da musste ich auch schmunzeln
Das stimmt einen nachdenklich, nicht wahr? Doch ist es.
Als ich den gecheckt hatte musste ich auch grinsen, aber der ist nichtmal gut, der ist wirklich dumm ;-)
Einziger Schwachpunkt: Das Ende. Kommt irgendwie zu schnell und zu unerwartet. Es hinterlässt eine Leere, man hätte sich mehr Erläuterungen gewünscht.
Man liest sich.

 

Danke ihr zwei fürs Kommentieren.
@Fridolin: Na gut, du findest es nicht witzig. Ist es vllt auch nicht. Aber - und entschuldige, dass ausgerechnet ich das sage - ein wenig mehr Konstruktivität, was fandest du ausbaufähig oder -würdig, oder fandest du überhaupt etwas ddavon?
@Leser: Intelligent-dummer Humor? Sachen gibts, die gibts gar nicht. Obwohl das natürlich ein Widerspruch ist.
Aber ernsthaft: Das Edne kommt zu schnell? Wirklich? Hm, ich hatte mir eigentlich sogar überlegt, die zwei vorletzten Sätze noch wegzustreichen ... Aber, na ja.
Tserk

 

Hallo Tserk,

irgendwie eine ziemlich sinnlose Geschichte, so vom inhaltlichen her. Aber ich fand sie auch höchst witzig und amüsant. Sehr gute Wortwitze drin.
Und auch die Länge des Textes ist okay, zu lang und zu viel davon, denn wäre es irgendwann auch nur nervig geworden. So hat es genau die richtige Länge.
Sprachlich ist es auch gut. Keine Rechtschreibfehler, ich habe zumindest keine entdecken können.

Gruss
Lemmi

 

Aber ich fand sie auch höchst witzig und amüsant. Sehr gute Wortwitze drin.
Oh, danke!
Und auch die Länge des Textes ist okay, zu lang und zu viel davon, denn wäre es irgendwann auch nur nervig geworden.
Wahrscheinlich habe ich deshalb nicht weitergeschrieben ;-) Weil es mich selbst genervt hat ;-) Nee, mir ist halt nix mehr eingefallen
Keine Rechtschreibfehler, ich habe zumindest keine entdecken können.
Ah, balsam für meine Seele :-)

 

Hi Tserk!

Ah, balsam für meine Seele :-)

Ja, das tut schon gut, ich weiß. Und tatsächlich ist die Geschichte auch gut zu lesen, die Wortspiele witzig, die Situationskomik gelungen.

Wenn es dir noch gelingen würde, den inhaltlichen Sinnzusammenhang herzustellen, könntest du sie mit Recht gut nennen.
Ich bin mal so frei, dir Fridolins Beitrag wieder vor die Nase zu setzen:

Wo ist der Witz?

Das habe ich mich nämlich auch gefragt. Die Einzelteile mögen noch so gelungen sein - wenn diese Einzelteile zu einem unförmigen, sinnlosen Etwas verleimt werden, wird der Betrachter deren Qualität nicht würdigen können, mag der Künstler auch noch so talentiert sein. Und das ist gerade bei diesem Text sehr schade.

Hoffe, du gibst dir endlich mal 'nen Ruck und machst eine Überarbeitung.
Überdenken kann zwar jeder, aber es kann sich auch jeder von der Muse leiten lassen. Entscheidend ist, was dabei raus kommt.

Ciao, Megabjörnie

 

Hoffe, du gibst dir endlich mal 'nen Ruck und machst eine Überarbeitung.
Ich weiß nicht, irgendwie glaube ich, du denkst, ich will gar keine Überarbeitung machen. Dazu Folgendes:
Ich schreibe einen Text. Halte ich ihn für gut, poste ich ihn. Halte ich ihn für schlecht, geh ich ihn noch mal durch (jawohl!) und verbessere Stellen, die ich verbessern kann. Halte ich ihn dann für gut -> posten. Immer noch schlecht -> posten, mit der Hoffnung, dass man mir Verbesserungsvorschläge macht.
Wenn du mir also sagst, "überarbeite ihn", ohne genaue Andeutung, welche Stellen oder wie, stehe ich vor folgendem (ja, ja, Wortwiederholung) Problem: Ich will ihn überarbeiten. Wenn ich das aber will und den text so poste, folgt daraus, dass ich nicht weiß, wie. Und wenn ich als Kommentar lese "überarbeite ihn", fühle ich mich zwar bestätigt, bin aber genau so dumm wie vorher.

Ich bin mal so frei, dir Fridolins Beitrag wieder vor die Nase zu setzen
Na, toll, danke! Den hatte ich schon verdrängt! :-))

Und tatsächlich ist die Geschichte auch gut zu lesen, die Wortspiele witzig, die Situationskomik gelungen.
Mörzi!!

wird der Betrachter deren Qualität nicht würdigen können, mag der Künstler auch noch so talentiert sein.
Vllt meintest dus nicht so, aber für mich alten Egomanen suggerieren diese Worte, dass ICH mit dem letzten Nebensatz gemeint bin! Juchhu!
Tserk

 

Die Aufforderung zur Überarbeitung betraf den Sinnzusammenhang des Textes. Du musst dich fragen: Was ist die Pointe des Textes? Die Quintessenz? So wie er jetzt ist, könnte er auf jede erdenkliche Art enden. Du kannst zwischendurch auch irgendwelchen Unsinn reden oder passieren lassen, ohne dass es stören würde.

Okay, es ist mit Absicht eine sinnlose Geschichte. Aber wer soll das lesen? Eigentlich wüsste ich auch bei dieser nicht, wie du noch einen Sinn oder Plausibilität hineinbringen könntest. Versuch es wenigstens bei der nächsten.

 

Versuch es wenigstens bei der nächsten.
Okay.
Ja, schreib mal nicht einfach so aus Spaß, sondern versuch auch mal mit Ernst an eine Sache ranzugehen. Wir wollen ja nicht wie die kleinen Kinder sein! Das nervt einfach!
Ja, okay, ICH HABS VERSTANDEN!!!!!!!! ...
Tserk

 

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