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Der Dampfschneckenschleim

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07.12.2005
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Der Dampfschneckenschleim

- AAAHHHHHH - Der Schrei, den Roy la Dakota ausstieß war von einer solch entsetzlichen Lautstärke, daß er damit ohne Probleme Agolf Hitla, der ja das bekanntlich am lautesten schreiende Wesen im gesamten Universum ist, den sauer erkrischenen Schneid hätte abkaufen können. Man kann Roy den Mark und Bein erschütternden Schrei aber nicht übel nehmen, denn was sich da jenseits der Gitterstäbe auftat war einfach unglaublich und eines unartikulierten, vorgeschichtlichen Lautes würdig!

Eine fremdartige, aber zugleich auch irgendwie vertraute Welt war es, die sich da vor Roy abzeichnete. An dem grauen, feinstofflichen Himmel, der etwa 30 Meter über ihm abrupt zu enden schien lag es nicht...
Nein! Es lag auch nicht an den gewaltigen, metallischen Linien, die sich quer über den Himmel zogen und ihn in viele kleine Parzellen aufteilten. Es lag vielmehr an den unzähligen CD's, Kleidungsstücken, Feuerzeugen, Stiften, Radiergummis, Schlüsseln und Geldbörsen, aus denen alles, was es in dieser Welt gab, zusammengeschustert worden war. Roy la Dakota's rege Fantasie hätte ihm kein abstruseres Bild einer anderen Welt erstellen können als es dieser gottverdammte Dampfschneckenschleim vermochte!

Die Landschaft war von einer beängstigenden Unordentlichkeit und doch schien alles, wenn man es sich nur etwas genauer ansah, mit größter Sorgfalt und Liebe erstellt worden zu sein.
Neben einem aus seltenen 12" Picture-Discs bestehenden Schallplattenbaum schlängelte sich ein von allerlei Feuerzeug-Unkraut nahezu überwucherter T-Shirt Weg einen recht steilen Geldbörsen-Hügel in ein pittoresques Tal hinab. In was für eine Scheiße war er da bloß wieder reingeraten?
Ja, dieser Dampfschneckenschleim wirkte... Und wie!
Vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend, um das kleine Feld sehr zerbrechlich erscheinender Bleistift-Gewächse zu überqueren, daß sich zwischen ihm und dem T-Shirt Weg ausbreitete, machte sich Roy auf, den nebelbehangenen Talkessel dieser wahnwitzigen Welt näher zu erkunden. Zwischen den Radiergummi-Blättern der Schallplattenbäume entdeckte Dakota zwitschernde Handschuhe, die aufgeregt davonflogen, als er sich ihnen näherte. Nach einer Weile, in der er staunend den Geldbörsen-Hügel hinabgegangen war, kritisch beäugt von allerlei Wühltier-Schlüssel-Gesocks, das vorsichtig aus ihren Löchern lugte, gelangte er schließlich an ein großes, rotes Hinweisschild. Die Schriftzeichen auf dem Schild, das übrigens nicht mehr als eine rote Lederhandtasche war, hatte Dakota noch nie im Leben gesehen und doch verstand er irgendwie, was sie zu bedeuten hatten... Was sie ihm sagen wollten.

- Willkommen in Untabett! Bitte bleiben sie ruhig! -

Untabett? Dakota schüttelte den Kopf und ging staunend weiter. Als er nach etwa einer halben Stunde den Talkessel erreichte, machte sich Erschöpfung in ihm breit und er beschloß, sich ein wenig auszuruhen. Ein am Wegesrand liegender silberner Stein, der eigentlich gar kein am Wegesrand liegender silberner Stein, sondern vielmehr ein aus Geldstücken zusammengesetztes Gebilde war, welches einen am Wegesrand liegenden silbernen Stein darstellen sollte kam ihm da gerade Recht. Er setzte sich hin und dachte darüber nach, wie lange die Wirkung der Droge wohl noch anhalten möge, als er plötzlich eine leise Stimme vernahm, die geradewegs aus dem sich gleich neben dem kleinen Weg auftuenden Wald zu stammen schien.
Mit der Stimme verhielt es sich ähnlich wie mit den Schriftzeichen auf der roten Lederhandtasche. Gehört hatte er die Sprache noch nie und verstehen dürfte er sie deshalb eigentlich auch nicht, aber aus irgendeinem sonderbaren Grund gelang es seinem Gehirn, die Grunzlaute zu übersetzen und somit für ihn verständlich zu machen.
"Ich bin der König von Untabett!", rief die Stimme, "Komm näher und ich offenbare dir den Sinn des Lebens!"
"Oh, Mann!", murmelte Roy, "Mit diesem Schleim könnte man auf der Erde ein Heidengeld verdienen..."
Dakota, der sich in absoluter Sicherheit wog, da er sich ja nur auf einem unglaublichen Trip befand, verspürte keinerlei Angst und ging nachsehen, zu wem die Stimme gehörte. Physisches Leid konnte ihm in 'Untabett' nicht zustoßen, er bildete sich das Ganze ja schließlich nur ein... Es bestand nur die Möglichkeit, die verschwindend geringe Gefahr, beim Anblick des Wesens verrückt zu werden... Aber das war er ja ohnehin schon längst. Zumindest glaubte er das.

Roy la Dakota zwängte sich zwischen einigen mit Radiergummis dicht behangenen Besenstiel-Ästen hindurch und sah auf einer kleinen Lichtung ein Schwein mit einem Monokel sitzen. Ja, ein Schwein mit einem Monokel. Er wollte gerade ein Gespräch mit ihm beginnen, als das Land 'Untabett' plötzlich in einem wabernden Weiß zu verschwinden begann. Es löste sich auf! Ja, das Land löste sich ganz einfach auf!
Wenige Augenblicke danach befand er sich wieder in seinem tristen, grauen Labor.
Er streckte seine Nase durch die Gitterstäbe und hörte einen der Wissenschaftler sagen: "Vermerk: Der Ratte das nächste mal nur die halbe Dosis verabreichen."

 

Hallo Hank Sinatra,

wenn du nicht so entsetzlich schwafeln würdest, könnte dieser Unsinn ja sogar ganz witig sein. Leder erweckt er aber den Eindruck, dass du deine eigene Vorstellungswelt selbst so komisch fandest, dass du wie ein schlechter Witzeerzähler die Pointen zerredest. Das ist schade, denn die Idee der Welt aus Münzen Portmonees und Kleiderbügelbäumen finde ich gut.
Wenn es nicht als Drogentripp kenntlich gemacht wäre, wäre es wirklich seltsam. Trips oder Träume sind nun wirklich eine billige Auflösung für Seltsames.
Dazu die leider auch schon viel zu häufig verwendete Pointe, dass das, was man als Mensch vermutet in Wirklichkeit in Tier ist. Da fehlt es im Grundstock an der Originalität, die die Welt aus Accessoires bietet.
Details:

Es lag vielmehr, und das war ja gerade der Grund für Roy's ursprünglichen Schrei,
Zum einen wissen wir nun wirklich, dass es ein ungewöhnlicher Schrei war, zum anderen dreht sich der ganze Absatz um die Begründung dafür und zum dritten würde "ja gerade" vermuten, dass es schon eine Widerspruch gegeben hätte. Kurz: Es lag vielmehr, und das war ja gerade der Grund für Roy's ursprünglichen Schrei,
Was für ein Trip!
Auch streichen. Durch den Hinweis, dass der Dampfschneckenschleim wirkte, ist klar, dass es ein Trip ist. So ist es nur ein ärgerlicher jugendanbiedernder Holzhammerhinweis für die ganz Blöden.
kritisch beäugt von allerlei Wühltier-Schlüssel-Gesocks, das vorsichtig aus ihren Löchern lukte gelangte er schließlich an ein großes, rotes Hinweisschild.
aus seinen Löchern lugte (Bezug auf Gesocks); Komma nach lugte.
Als er nach etwa einer halben Stunde den Talkessel erreichte machte sich Erschöpfung in ihm breit und er beschloß, sich ein wenig auszuruhen.
Komma nach "erreichte" und da du in alter RS schreibst, mE auch nach breit
Ein am Wegesrand liegender silberner Stein, der eigentlich gar kein am Wegesrand liegender silberner Stein, sondern vielmehr ein aus Geldstücken zusammengesetztes Gebilde war, welches einen am Wegesrand liegenden silbernen Stein darstellen sollte kam ihm da gerade Recht.
Das ist leider nicht witzig, sondern nur dämlich, weil es dem Leser nur sagt: Hey du gottverdammtes Arschloch, wenn ich dir nicht alles doppelt und dreifach erkläre, bist du sowieso nicht in der Lage, es zu kapieren.
Dakota, der sich in absoluter Sicherheit wog, da er sich ja nur auf einem unglaublichen Trip befand, verspürte keinerlei Angst und ging nachsehen, zu wem die Stimme gehörte. Physisches Leid konnte ihm in 'Untabett' nicht zustoßen, er bildete sich das Ganze ja schließlich nur ein...
Dieser Teil erfüllt nur einen Zweck: Er belügt den Leser, damit er auch ja nicht auf die Pointe kommt. Nun magst du sagen, hey, ist doch nur ne Geschichte, nimms doch nicht so ernst, aber es weiß nun mal jeder, dass Laborratten sehr wohl körperliches Leid bis hin zum Exitus droht.

Schade.

Lieben Gruß, sim

 

Hallo Sim!

Erstmal Danke für deine Kritik! Habe sie mir zu Gemüte geführt und sehe einige Punkte davon auf jeden Fall ein. Das mit dem ürsprünglichen Schrei habe ich ausgebessert und den zugegebenermaßen wirklich holzhammermäßigen Hinweis 'Was für ein Trip' völlig gestrichen.

Was ich persönlich jedoch nicht verstehen kann, ist deine Meinung über die Beschreibung des silbernen Steins. Werde ich so lassen, gefällt mir.
Ich glaube, ich würde mir beim Lesen einer solchen Beschreibung nicht wie ein gottverdammtes Arschloch vorkommen. Ist Geschmackssache...
Ach ja, und noch was zu der Sache mit den Laborratten...
Natürlich werden die Viecher umgelegt und ja, sie können physisches Leid erfahren, aber auf einem Trip nicht! Da kann man sich entweder nur selbst verletzen oder eben verrückt werden.

Beste Grüße, Hank

 

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