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Der Dieb

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05.03.2020
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Der Dieb

„Wer hat mein Portmonee geklaut?“, schrie Luke quer durch die Klasse. „Wenn ich das Arschloch erwische!“ Aufgeregt fuchtelte er mit beiden Armen wild in der Luft herum und sein Gesicht bekam langsam eine rote Farbe vor Anspannung und Wut. „Da waren über fünfzig Euro drin. Was soll ich jetzt bloß machen?“ Seine Stimme bekam jetzt einen verzweifelten Unterton. Die anderen in der Klasse schauten ihn kurz an oder kramten scheinbar unbeteiligt in ihren Unterlagen. Immerhin stand gleich die Mathematikarbeit bei Herrn Jansen an. Algebra. Das ging jetzt für die meisten vor und war jetzt wichtiger. Luke sagte nun nichts mehr. Man sah ihm seine besorgte Hilflosigkeit an. Langsam sank er auf den unter ihm befindlichen Stuhl hinab. Er starrte wie geistesabwesend nach vorne, sein Blick ging ins Leere. „Ich habe doch überall nachgeschaut...“, flüsterte er kaum hörbar.

Die Mathearbeit lief, wie sie laufen musste. Luke kam normalerweise halbwegs in Mathe klar, aber heute konnte er sich nicht mehr konzentrieren. Er musste die
ganze Zeit nur über den Verlust seines Portmonees nachdenken. Am Ende gelang ihm gar nichts mehr. Entnervt gab er das Heft schon zwanzig Minuten vor dem
Abgabezeitpunkt ab. „Na, schon fertig?“, fragte Herr Jansen sichtlich verwundert. Luke antwortete nicht und nickte nur kurz. Dann schlurfte er langsam zu seinem
Platz zurück. Lena und Tim erzählten unmittelbar nach der Arbeit, sie seien mal wieder gar nicht klar gekommen, so wie sie es immer nach den Klassenarbeiten
taten. Aber das glaubte ihnen schon längst niemand mehr. Sie würden ohnehin wieder mindestens eine Zwei wiederbekommen und dann ganz verwundert tun.
Luke fand das heute nur zum Kotzen. Aber heute war ja auch einfach nur ein Misttag.

Luke ging in der Pause zu den Jungen, mit denen er auch privat häufiger zu tun hatte. Aber er stand diesmal nur stumm dabei und bekam kaum mit, was die anderen sagten. „Hast du dein Portmonee immer noch nicht wieder?“, fragte Joel ihn nach ein paar Minuten. Joel war einer seiner besten Freunde. Sie trafen sich
regelmäßig, um zusammen mit ihren Rädern zu fahren oder sich einfach nur mit ihren Handys die Zeit zu vertreiben. Luke schaute auf und antwortete: „Nichts
Neues, leider.“ Dann senkte er seinen Blick wieder ab und schaute niedergeschlagen auf den Boden. Joel zögerte kurz mit einer Antwort und sagte dann: „Ich habe eine Vermutung, wo dein Geld ist.“ Verwundert riss Luke nun seinen Kopf hoch und schaute Joel hoffnungsvoll an. „Der Chalid, der hat doch nie Geld. Und heute hat er sich zu Beginn der Pause am Kiosk zwei Brötchen, eine Cola und sogar noch einen Schokoriegel gekauft. Wenn ich mich nicht irre, hat der sogar mit einem Fünfzig-Euroschein bezahlt.“ Lukes Mund verzog sich. „Der Mistkerl, verprasst meine Kohle. Nur weil die kein Geld haben, muss er doch nicht seine Mitschüler beklauen.“ Bevor Joel noch etwas sagen konnte, hatte sich Luke schon umgedreht und war mit entschlossenen Schritten in Richtung Pausenhalle gegangen.

Luke erinnerte sich noch an den Tag, an dem Chalid neu in die Klasse gekommen war. Herr Jansen, der auch Klassenlehrer der Klasse 8d war, hatte zu ihnen gesagt: „Seid freundlich zu Chalid. Er stammt aus Marokko und spricht kein Deutsch. Seine Familie hat wenig Geld und wir sollten ihn unterstützen, so gut wir es können.“ Jetzt hatte er ja Geld, dachte Luke verbittert, sein Geld. Wie konnte Chalid die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft seiner Mitschülerinnen und Mitschüler so ausnutzen? Luke erreichte nun den Hintereingang zur Pausenhalle und betrat das Gebäude. Er schaute sich um. Ein großer Pulk von Schülerinnen und Schülern stand noch am Kiosk. Die anderen standen in kleinen Gruppen verteilt in der Halle herum. Endlich sah er Chalid, der mit einem anderen Jungen aus dem 9. Jahrgang zusammenstand und sich mit ihm unterhielt. Beide hielten eine Flasche Cola in der Hand. Luke näherte sich beiden und unterbrach deren Gespräch. „Na, schmeckt euch die Cola? Ich habe euch gerne eingeladen.“ Chalid und der Neuntklässler blickten ihn überrascht an. „Warum hast du uns eingeladen?“, fragte der andere Junge nun und Chalid schaute Luke fragend an. „Na, weil das mein Geld war, mit dem du eben bezahlt hast“, antwortete Luke verärgert und blickte Chalid direkt in die Augen. Chalid wurde unsicher und schaute weg. Na also, dachte Luke, Joel hatte also doch recht gehabt. Chalid sagte nun in sehr unsicherem Deutsch: „Ja, du eingeladen, dich eingeladen, aber es nicht mein Geld.“

„Du gibst es also zu, du schäbiger Dieb. Das werde ich melden. Das hat Folgen!“, rief Luke nun laut, so dass es die Umstehenden hören konnten und seine Stimme hatte nun einen bösen und drohenden Unterton bekommen. Wie oft hatten ihn seine Eltern schon gewarnt. Sie hatten ihm gesagt: „Pass auf dein Geld auf! Lass dein Portmonee nicht unbeobachtet. Zeig es nicht herum. Gerade die Kinder aus Familien mit weniger Geld stehlen manchmal.“ Er hatte nicht auf sie gehört. Aber es war noch einmal gutgegangen. Dank Joel war der Dieb ermittelt. Alles würde nun wieder gut. „Kameradenschwein!“, schimpfte Luke weiter und wandte sich ab.

Er wollte sich gerade auf den Weg zum Lehrerzimmer machen, als ihm Lena strahlend entgegenkam. Auch die noch, dachte Luke. „Du hast Glück, Luke“, sagte sie und grinste ihn an. „Herr Jansen hat eben dein Portmonee gefunden. Es lag auf der Fensterbank im Physikraum. Du hast es wahrscheinlich heute morgen in der ersten Stunde dort abgelegt und offensichtlich liegen gelassen.“

 

Hallo Ralf,
Ich schreib dir zu dieser Geschichte ein Kommentar, da ich es schade ist wenn man gar keins für eine Geschichte bekommt
Aber bei deiner Geschichte ist es auch schwierig.
Du wolltest mit deiner Geschichte, sicher das Thema Vorurteile aufgreifen. Das ist ja auch nicht schlecht, von solchen Geschichten gibt es verhältnismäßig zu wenige. Deine Umsetzung ist allerdings nicht gut gelungen.

Zur Geschichte:
Der erste Teil deiner Geschichte, ist viel zu lang für das was du damit sagen möchtest. Luke ärgert sich. Mehr hast du darin nicht thematisiert. Das solltest du kürzen und dafür die Stelle mit seinen Freunden ausweiten. Lass sie mehr darüber spekulieren, wer der Dieb ist, um mehr Handlung in den Text zu bekommen.

Die Stelle, wo er schließlich Chalid beschuldigt solltest du auch noch mal überarbeiten. Chalid sollte sich etwas mehr verteidigen. Vielleicht kannst du es auch so drehen, dass er es ist, der das Portmonee findet und vollständig im Lehrerzimmer abgibt. Damit würde man dein Grundgedanken, noch verdeutlichen.

Was das Ende angeht... es kommt etwas plötzlich. Vielleicht solltest du es etwas umschreiben und damit enden, dass Luke ein schlechtes Gewissen bekommt und sich vielleicht auch bei Chalid entschuldigt.

Das sind jedoch nur Vorschläge. Am Ende ist es deine Geschichte.
Viel Spaß bei den Wortkriegern und vielleicht auch beim bearbeiten deiner Geschichte.

VG
Schwinge

 

Hallo @Ralf Hanses

die Idee an sich find ich erstmal ganz gut. Typ verliert seinen Geldbeutel, ärgert sich, verdächtigt jemanden und liegt falsch. Mir ist das bloß etwas langweilig aufgezogen. Selbst der Punkt, an dem er den anderen Jungen zu unrecht verdächtigt und darauf anspricht, reagiert der andere Junge ganz schüchtern und zurückhaltend. Der Ärger deiner Hauptfigur zieht sich durch den ganzen Text und dabei bleibt es auch. Das ist mir dann ein wenig zu eintönig.

Ach ja mir hat man bei meinem ersten Text hier gesagt, dass es sinnvoll ist, einen Zeilenumbruch zu machen, wenn jemand anderes spricht. Ich dachte, das gebe ich einfach mal so weiter.

Man liest sich!
Gruß aufdemWeg

 

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