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Der dritte Schatten

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16.05.2005
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Der dritte Schatten

Der dritte Schatten

I.
Der Planet, auf dem Gosching den Landegleiter so sanft aufgesetzt hatte, verdiente diese zarte Behandlung in keiner Weise. Schwarze Wolkenbänke, aus denen gewaltige Blitzkaskaden zitterten, absorbierten auch den Rest des Lichtes, den der nahe Stern abstrahlte.
Den Stern eine Sonne zu nennen verbietet sich: er ist ein roter Zwerg, dessen purpurnes Glimmen kaum das Funkeln seiner fernen Geschwister abschwächt.

Da ich, gegen den Protest Goschings die Beleuchtung in unserer Kommando-Kapsel ausgeschaltet hatte, umhüllte uns tiefe Finsternis. Nur im jähen Aufzucken der elektrostatischen Entladungen enthüllte sich für kurze Momente die Umgebung unseres Landeplatzes.
Welch trostloser Anblick.
Verwitterte, von einfahrenden Blitzsalven zerschmetterte Felsformationen umgaben uns, gratig und von schmutziger schwarzgrauer Färbung. Tote, abgeschliffene Plateaus, die wie abgewetzte Straßen wirkten, schlängelten sich zwischen zerklüfteten Granitgebirgen bis zum Horizont. Staubfahnen, von orkanähnlichen Winden gejagt, stiegen in grotesken Verwirbellungen auf und tanzten über die Außenhaut unseres Gleiters.
Gosching schaltete das Licht nun doch ein.
"Und?", fragte er mit spöttischem Lächeln,
"möchtest du dieses Kleinod für die Menschheit in Besitz nehmen?"
Wie stets spürte ich den dringlichen Wusch, mit meiner Faust, seinen Gesichtsausdruck zu korrigieren. Ich bin mir sicher, dass ein kleiner Hieb zumindest Überraschtheit in seine Gesichtsmuskulatur zeichnen würde.
Statt dessen knurrte ich zustimmend.

Als ich, durch den schweren Raumanzug geschützt, tatsächlich als erster Mensch auf die Planetenoberfläche trat, riss mich der Sturm beinahe um. Selbst der speziell auf Atmosphären mit starker Wirbelbildung, wie extraterristische Orkane in der Gerätdokumentation schön umschrieben werden, angepasste Raumanzug hielt mich nur mühsam aufrecht. Ich konnte das Aufheulen von dutzenden Servomotoren hören, die gegen die andrückenden Böen kämpften.
Nach einiger Zeit gab mir das Lot im Helmdisplay zu verstehen, dass der im Gewebe integrierte Computer den Raumanzug stabilisiert hatte. So wagte ich vorsichtig die erste Schritte und entfernte mich vom Landegleiter.

Die Scanner hatten uns lange vor dem Landeanflug erhebliche Vorkommen an jenen Erzen gemeldet, nach denen die Erde und ihre Kolonien gierten.
Ausgelaugt von Generationen bildete sich dort ein stetig zunehmende Missverhältnis zwischen den wenigen aus der Erdkruste und dem Planetoidengürtel ausgekratzten Rohstoffen und dem Bedarf einer den Weltraum erobernden Menschheit. So war in höchster Not die Erkunderflotte geboren worden, die den Weltraum nach Rohstoffen absuchte.
Die Flüge zählten trotz lichtnahen Geschwindigkeiten nach Jahren, aber das Heer der Erkundungsschiffe war zahlreich ausgeschwärmt. Selbst unbedeutende Erzadern auf den Asteroiden waren kartographiert und von automatischen Erzfrachtern abgebaut worden.
Allein, es genügte nicht. Die Industrien auf Mars und Venus verschlangen unsägliche Mengen der verschiedensten Erze und langsam nahte der kritische Moment, an dem die spärlichen Vorkommen innerhalb des Sonnensystems erschöpft sein würden.

Dieser Planet, ein von Erzen gesättigter Metallhaufen, war bisher übersehen worden. Verglichen mit den größten von den Erkundern bisher bewältigten Entfernungen, lag er geradezu vor der Haustür des Sonnensystems.
Als Gosching mir die Scannerwerte am Bildschirm präsentierte, glaubte ich erst an einen Fehler der Instrumente und meine Zweifel wurden auch durch mehrmalige Selbsttest der Scannersoftware nicht vollständig ausgeräumt.
Doch an Goschings Lächeln, dass zum ersten Male seit Anbeginn unseres Fluges frei von Spott war zeigte mir, dass er längst die Tragweite unserer Entdeckung realisiert hatte: hier würde in naher Zukunft generationenlang Nahrung für die gefräßigsten Industrien unseres Sonnensystems gewonnen werden.

Aus tiefem Raumfahrermistrauen heraus hatte mich Gosching überzeugt, in den Orbit eines benachbarten blauen Riesensterns abzutauchen und nach einer halben Umrundung Kurs auf den Planeten zu nehmen. Dadurch war es etwaigen Konkurrenten, die das große Geschäft witternd sich auf unseren Kurs zu setzen versuchten unmöglich, unsere Bahn weiterzuverfolgen.
Ich hielt das für spleenig, zumal es teuren Treibstoff kostete, hütete mich aber dies auszusprechen und richtete lächelnd das Raumschiff zum blauen Riesen hin.

Meine Aufgabe nach der Landung bestand in den ersten Stunden darin um den Landegleiter Sonden in das Gestein zu pflanzen, die gezielte Erschütterungen in den Untergrund jagen, die Echos der sich fortpflanzenden Schallwellen berechnen und die auf Erzlagerstätten schließenden Muster filtern sollten. Anschließend würde Gosching in einem schweren Geländefahrzeug die mutmaßlich ergiebigsten Lagerstätten aufsuchen und Probebohrungen vornehmen.
Sobald sich dort die durch die Schalluntersuchungen prognostizierten Erzvorkommen bestätigen, war unser Auftrag erfüllt und unsere Konten würden, noch vor unserem Start in Richtung des Heimatgestirns, um einem hohen Prämienbetrag aufgefüllt.

Die Sonden ließen sich in den von Plasmabohrern verflüssigtem Gestein mühelos versenken. Trotz der Böen, die an den herausragenden Funksendern zerrten, ruhten die kugelförmigen Körper der Sonden fest im Felsen, bereit mit lautlosen Kanonaden den Untergrund zum Erzittern zu bringen.

Ich freute mich bereits auf den heißen Tee, den Gosching für meine Rückkehr versprochen hatte, als aus meinem Helmlautsprecher ein markerschütternder Schrei drang. Dessen kehliger Unterton wies unzweideutig auf Gosching als Urheber hin.
"Das ist unmöglich",
brüllte er immer wieder, so laut dass ich um meine Trommelfelle fürchten musste. Die Tatsache, dass er, trotz meiner Anrufe bei diesem einem Satz blieb trieb mir den Angstschweiß auf die Stirn während ich, so schnell es der Raumanzug zuließ, dem Landegleiter entgegeneilte.

II.
Die Schemen auf dem mit einer milchig-weißen Schicht überzogenem Fels waren von vager menschlicher Gliederung. Zwei reliefartige Abdrücke mit Korpus, Haupt und Extremitäten.
Gosching war, nachdem ich ihn mühsam beruhigt und mir selbst Tranquilizer gespritzt hatte, mit dem biochemischen Analyseset aus der Kapsel gestürmt um den Gesteinsbrocken mit den merkwürdigen Abbild genauerer Betrachtung zu unterziehen.
Fieberhaft warteten wir nun auf die Ergebnisse der Analyse.
"Meinst du, sie sind..."
Gosching ließ offen, was mir wie wild durch den Kopf wirbelte.
Wir hatten endlich die Spuren der Anderen entdeckt, was, auch wenn es die Besatzungen der Erkunderflotte vehement bestritten, dem insgeheim gehegten Traum jedes die Erde verlassenden Menschen entsprach. Eine tiefe, verdrängte Sehnsucht, deren Eingeständnis jedoch den Ruch des Unseriösen, ja Perversen trug.
Deshalb antwortete ich ungewohnt heftig:
"Gosching, was ist mit dir los? Hat dir der Schock dein kleines Hirn verschmort?"
Und ich zitierte aus den psychologischem Handbuch der Kosmonautik, übrigens ein auch für Menschen die nie im Weltraum die öde Leere ertragen mussten sehr empfehlenswerter Ratgeber gegen Frust und Langeweile, die Merkmale einer Raumpsychose:
"Bei Überarbeitung, Langeweile oder Schlafentzug wird ein normales Bewusstsein Komponenten der pseudorealistischen Wirklichkeitsbildung einfügen. [...] Dies führt u.a. zu Wahrnehmungen außerhalb der Objektivität, die aber durch ihre rein fiktive Möglichkeit plausibelisiert werden, insbesondere wenn ein Großteil [...] der Mannschaft hiervon erfasst ist. [...] Bei diesen Vorkommnissen obliegt es den Betroffenen, gemäß des Prinzips von Ockhams Messer, mit großer Skepsis jede, vom Normalen [...] abweichende Situation unter dem Leitsatz "das Wahrscheinliche ist wahrscheinlich, das Unwahrscheinliche hingegen unwahrscheinlich" zu überprüfen, d.h., jedwede anormale Wahrnehmung soll nach für nach mit den naheliegenden Gründen (z.B., Instrumentenversagen, Überanstrengung der Sinnesorgane, etc.) abgeglichen werden. Erst wenn Prozedur keine [...] hinreichend plausible Arbeitshypothese ermöglichen sollte, darf die am wenigsten unwahrscheinliche der unwahrscheinlichen Phänomenerklärungen versucht werden."
Während ich sprach zitierte ich in Gedanken mit erwachendem Entsetzen die Antwort meines Professors für kosmische Wahrnehmungsphänomene, als ich in der Vorlesung mit der Frage herausgeplatzt war, wie sich diese Theorie in der Praxis der Raumfahrt bewährt hatte.
´Mein lieber, zynischer Freund, in 60 Prozent der bekannten Fälle haben die betroffenen Weltraumerkunder diese Methode angewandt - die anderen 40 Prozent sind nie zurückgekehrt...´ war die lakonische Antwort.

"Gut, gut" unterbrach mich Gosching unwirsch.
"Mir ist bekannt, dass der uns zugängliche Teil des Weltraums ziemlich umfassend erforscht ist. Darauf wolltest du doch wohl hinaus? Aber zum einen habe ich bereits die naheliegenden Hypothesen durchgespielt (und wenn du noch so ironisch grinst, ich bin geistig klar wie nie) und zum anderen ist es offensichtlich, dass es mit der Überwachung des kartographierten Raumes nicht sonderlich weit her sein kann, wenn wir uns mit diesem Metallklumpen goldene Nasen verdienen."
Da ich nachdenklich schwieg, nutzte Gosching die kurze Pause und fuhr listig lächelnd fort:
"Allerdings ist das mit der goldenen Nase nun nicht mehr so sicher. Denn wenn die Anderen in unserer Nähe siedeln würden, wären sie entdeckt worden. Vielleicht, auch wenn es verdammt prosaisch klingt, haben wir hier einen extraterristisches ´Claim´zeichen gefunden, dass zwei der Anderen hinterlassen haben um ihre Ansprüche auf dieses Zink-, Kobalt- und Eiseneldorado zu sichern?"
Wie vom Schlag getroffen zuckte ich zusammen und versuchte in Goschings ernstem Gesicht zu lesen. Diese verteufelt logische Gedankenkette war doch nicht etwa...
Gosching Gesicht verfloss zu einem breiten Grinsen. Er hatte mich wieder einmal auf Kreuz gelegt.

Eine Serie von Glockenschlägen, beruhigend in Melodie und Rhythmus, ließ uns an den Hauptcomputer springen. Dessen Monitor warf in schneller Folge Daten aus, die ich nicht verstand. Allein an den, aus den Poren Goschings Gesichtshaut entspringenden und sich in den Tiefen seines schmutzgeränderten Hemdkragens verschwindenden Schweißperlen, erkannte ich, dass Gosching dem Maschinensingsang Informationen entnehmen konnte.
Den Blick noch auf den Bildschirm gewandt, so als vermied es mir in die Augen zu sehen, seufzte er laut auf:
"Weißt du", sagte er,
" ich hatte insgeheim doch ein ganz kleines Fünkchen Hoffnung, dass es die Anderen sind, dort auf dem Felsen. Ich hätte ihnen sogar die Schürfrechte abgetreten, aber laut Analyse sind die beiden Gestalten im Gestein" und jetzt hob er den Blick um mir in die Augen zu sehen:
"Wir beide."
Ehe ich die unausgesprochene Frage in den Wirbeln meiner Gedankenfetzen formuliert hatte, schob Gosching die Erklärung nach:
"In den verwitterten Gesteinen hat sich eine Form von Leben entwickelt, primitiv und auf der Basis von Silberchlorid. Im Aufbau ähneln sie entfernt irdischen Amöben, allerdings bewegen sie sich sehr langsam, wohl wegen der geringen Energie, die ihnen der rote Zwerg liefert.
Der Computer meint nun, dass diese "Tierchen" auf der Suche nach Silberchlorid umherirren und, sobald fündig geworden, den Fundort mit einem Oxidationsprodukt überziehen, das als optische Orientierung für ihre ´Verwandten´ dient. Diese Oxidation vollzieht sich unter der kurzen Einwirkung eines Blitzes. Befindet sich demnach ein Objekt, sagen wir ein Mensch im Raumanzug, vor solch einem Fundort, wird die Stelle, an der er das Blitzlicht abschirmt so geformt sein, wie seine Silhouette."
Ich sah ihm die Ernüchterung an. Unseren Amöben ähnlich, pah, was für geistreichen Austausch von Wissen wir mit diesen ´Tierchen´ treiben könnten. Selbst die siliziumbasierten Vielzeller vom Jupitermond Europa waren dagegen evolutionäre Giganten.
Aber, auch wenn meine Enttäuschung tief saß, so hatten wir doch immer noch diesen Sechser in der Rohstofflotterie. Ich schlug Gosching vor, die Arbeit wie geplant fortzusetzen und war erleichtert als er lustlos zustimmte.

Nach Tagen schwerer Arbeit in den ungelenken Raumanzügen hatte sich unsere Stimmung gebessert. Gosching hatte seine unbeschwerte Fröhlichkeit wiedergewonnen und so war es nicht verwunderlich, dass er mir am Tag des avisierten Abfluges vorschlug, uns auf der Oberfläche eines sonderbar ebenmäßig geformten und mit Silberoxid getränkten Monolithen zu verewigen.
Ich hatte nichts einzuwenden und so stiegen wir ein letztes Mal aus der Kapsel.

Gosching hatte sich, in den wenigen Mußestunden versöhnlich mit den Einzellern, die er mit dem ihm eigenen Humor ´Silberscheißer´ nannte, beschäftigt, Kolonien gezüchtet und alle möglichen Experimente mit ihnen veranstaltet. Deshalb mussten wir, um ein gestochenes Abbild zu erhalten den Stein mit dem geologischen Laser abtasten.
Anschließend trugen wir einen Film mit den von Gosching im Inkubator gezüchteten Kolonien auf das mattsilbrig schimmernde Gestein.
Dann stellten wir uns in Pose und harrten dem zitterndem, blendenden Strahl der schon bald aus den Wolken schleuderte.
Was wir dann sahen, war ein brillanter Schattenschnitt. Ein Bild so scharf wie mit dem Laser eingebrannt. Gosching mit mühsam zum V gespreizten Manipulatoren, symbolischem Fingerzeichen des Sieges. Daneben, in ergriffener Verbeugung vor diesem, mit seinen ehernen Schätzen die irdische Maschinerie der Moderne in Gang haltenden Planeten, ich selbst.
Hinter uns, nur schemenhaft, ein Gebirgszug, hingekauert wie eine im Panzer versteckte Schildkröte.

III.
Gosching betrachtete lange das Photo. Er grübelte. Das Gebirge, das die Kulisse unseres theatralischen Abschied vom Planeten abgab, machte ihm zu schaffen. Wieder und wieder verglich er die Aufnahmen, die wir vom Orbit aus gemacht hatten mit dem Photo.
Er hatte sich in seine Kabine eingeschlossen und beschäftigte sich mit nichts Anderem mehr.
Zusehens magerte er ab.
Da ich mit der Programmierung des Navigationscomputers für Tage ausgelastet war, entging mir, wie sehr er sich auszehrte. Seine Augen lagen tief in den Höhlen und Tränenspuren verloren sich in schweren Tränensäcken.
Als meine Arbeit abgeschlossen und das Raumschiff auf dem Heimatkurs ausgerichtet war und ich um seinen fiebrigen, dem Wahnsinn zustrebenden Zustand bewusst wurde, stellte ich ihn zur Rede.

Ich beschwor, flehte, drohte und schließlich, als er sich meinem Appellen widersetzte, drang ich in seine Kabine ein.
Offensichtlich völlig umnachtet sprang er mich an, aber das Handgemenge dauerte nur kurz. Zu abgezehrt war sein Körper um mir ernstliche Gegenwehr entgegenzusetzen und als ich ihn überwältigt hatte schaffte ich ihn auf die Krankenstation.
Damit sich sein Zustand stabilisierte, fixierte ich ihn auf eine Liege und schloss ihn an einen künstlichen Nährstoffkreislauf an.

Um herauszufinden was mit Gosching, der jede Aussage unter Tränen verweigerte, geschehen war, kehrte ich in seine Kabine zurück.
Nichts Ungewöhnliches - nur eben jenes Photo und die Karte der Planetenoberfläche. Ich stierte bis mir die Augen schmerzten, ohne zu begreifen, was Gosching fast in den Wahnsinn getrieben hatte.
`Langsam´, forderte ich mich auf, ´ein Photo mit dem Schattenbild von uns und der Berg, der einer Schildkröte gleicht im Hintergrund´.
Versonnen wanderte mein Blick zur Oberflächenkarte.
´Der Name´, durchfuhr es mich, ´wir haben jedem verdammten Felsen einen Namen gegeben, aber wie zum Teufel, heißt dieser merkwürdige Berg?´
Von äußerster Erregung ergriffen, studierte ich aufmerksam die Oberflächenkarte. Ich versuchte mir vorzustellen, wie der Berg aus dem Weltraum aus aussehen musste; verglich die Umrisse jedes Gesteinsbrockens dieser Größenordnung, der in der Nähe um unseren Landeplatz lag. Ergebnis: negativ.
Plötzlich lachte ich auf. Es lag ja glasklar auf der Hand. Wir hatten zwar die alte Schicht der ´Silberscheißer´ abgestrahlt, aber offensichtlich nicht so gründlich, dass sich ein altes, darunter liegendes Motiv völlig abgelöst hätte. Also war der mysteriöse Berg ein Palimsest, eine millionen Jahre alte Belichtung unter der unseren.
Der Berg mochte von der Verwitterung und den Stürmen abgetragen oder in sich auftuenden Erdspalten versunken sein, sein Abbild hatte die Zeit überdauert, war durch unsere ´Silberscheißer-Kulturen´ verstärkt auf das Photo gekommen. Ein Nachruf, ferner Widerhall eines vergangenen Bergdaseins.

Erleichtert verließ ich die Kabine und begab mich zurück zur Krankenstation. Gosching war erwacht und sah müde, aber kaum mehr verwirrt auf.
"Hast du es gesehen?", fragte er schlicht.
Ich nickte.
"Und?"
"Der Berg, der dir so großes Kopfzerbrechen bereitet hat, ist wohl der Schatten einer weit in der Vergangenheit liegenden, früheren Belichtung. So wie bei den alten Silberplatten der frühen Photographie, die Konturen im Laufe der Zeit bis zur Unkenntlichkeit verschwimmen, so hat unsere Aufnahme einen solchen, unsichtbaren Schnappschuss aus ferner Vergangenheit sichtbar gemacht."
Da Gosching schwieg, hoffte ich, meine Argumentation hätte ihn überzeugt.
Doch als er seinen Blick stumpf über die Konsolen des Medikamentengebers schweifen ließ, so als schätze er gleichgültig ab, ob ihm von dort eine Gefahr drohe, wurde ich nervös. Unauffällig näherte ich mich dem Gerät, bereit bei einer unvorhergesehenen Reaktion Goschings Beruhigungsmittel in seinen Körper pumpen zu lassen.
Er bemerkte jedoch meine zu zielgerichtete Bewegung, lächelte und hob beschwichtigend die Hand.
"Du hast ihn nicht gefunden.", konstatierte er befriedigt,
"Den dritten Schatten."
Verständnislos presste ich einen fragenden Laut aus meinen Lungen.
Gosching setzte sich, sofern es die Fixierbänder der Liege zuließen in annähernd aufrechte Position.
"Hole das Photo und ein Vergrößerungsgerät.", befahl er.
Willenlos, mit weichen Knien in Ahnung einer Offenbarung gehorchte ich.
Als ich das Geforderte zu ihm gebracht und mich auf einem Stuhl platznehmend an seine Liege geschoben hatte, wurde ich nicht enttäuscht:
"Sieh dir diese Stelle an", er deutete auf eine Stelle des Photos die Abseits unserer Schatten lag, fast am linken Rand des Felsens auf dem wir uns verewigt hatten.
"Nimm 80fache Vergrößerung, mit Entzerrung um 20 Grad in Felsrichtung."
Ich folgte.
Vor meinem Auge formte sich ein drittes Abbild, mit Armen, überlangen Armen, kurzen, sehr dicken Beinen, einem fließenden Körper und einem Kopf, der halslos auf dem Korpus ruhte.
"Das... das... ist..", stammelte ich mühsam.
Und dann jubelte ich, schrie meine Freude heraus, begriff der Berg - ein Raumschiff.
"Gosching, du alter Schwerenöter, du hast es gewusst. Du, du...", mir fehlten die Worte.
Goschings Gesicht wurde mürrisch, dann finster.
"Mensch alter Junge", ich hieb ihm freudig auf den Nacken,
"wir haben sie gefunden, oh Gott, wir haben sie wirklich gefun..."
Ich brach ab, verwirrt, Gosching weinte, schluchzte leise und unter seinem sich schüttelnden Körper brach es zitternd aus ihm hervor:
"Du irrst. Wir haben sie nicht gefunden.
Aber lass mich erklären: Als wir den Planeten fanden, habe ich dich, wie du dich sicherlich erinnerst, dazu gebracht unser Schiff einige irreführende Flugmanöver ausführen zu lassen. Dafür haben wir einen Planetentag verbraucht.
Als ich den schemenhaften Berg auf dem Photo entdeckte, kam ich zum selben Ergebnis wie du, dass es hier eine ´Verunreinigung´ mit einer alten Belichtung gegeben haben musste. Ich wollte daraufhin herausfinden, in welchem Zeitraum dieses geisterhafte Bild entstanden war. Dazu führte ich Versuchsreihen mit den ´Silberscheißern´ durch, simulierte Zeiträume von Jahren, Wochen und Tagen, um aus der abnehmenden Intensität des Oxidbelages auf das früheste Verschwinden des ´Schildkrötenberges´ stochastische Rückschlüsse ziehen zu können.
Aber das vom Computer berechnete Modell der expotentiellen Abnahme mit Halbwertzeiten im Stundenintervall ließ nur einen einzigen Rückschluss zu:
Der ´Schildkrötenberg´, dieses fremde Raumschiff, hat den Platz, der nur wenige Hundert Meter von unserer Kapsel entfernt lag, 6 Stunden vor unserer Ankunft verlassen."
Er räusperte sich kurz, innehaltend, die Worte abwägend:
"Fehlertoleranz plus minus 10 Prozent. Wir hätten sie gar nicht verpassen können, wenn....
Durch den Tag den unsere, meine, Manöver verschlangen, flogen wir den Planeten von der falschen Seite an. Sie hoben auf der uns abgewandten Seite ab, als unsere Kapsel sich gerade vom Raumschiff löste."
Und dann brach es eruptiv aus ihm heraus, mit einer Verzweiflung, die mir an ihm ungeahnt und fremd war und seinen geschunden Körper so überforderte, das er in Agonie fiel.
Wir haben sie nicht gefunden... wir haben sie verloren", stieß er erlöschend heraus.
"Verloren, verloren, verloren."

Ich war aufgesprungen und lehnte mich an die kalkweiße Wand in die ein winziges Bullauge eingelassen war. Mein Blick zerlief in der Kälte des Weltalls.
Wie nie zuvor wurden mir im schwarzschimmernden Nichts die goldenen Sprenkel der fernen Sonnen bewusst. Dort draußen war die gute, alte Erde, aber ich wusste nun auch, dass es dort ein zweites Gestirn mit raumfahrender Zivilisation gab und dieses Wissen schmerzte, ob der vertanen Chance, sie kennen zu lernen.
Und es schien mir, als neige sich die frostige Einsamkeit der Menschheit zu, die Goschings letzte Worte raunte: "Verloren, wir haben sie verloren!"

 
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uups. Habe versehntlich die falsche Story zum Thema des Monates gesendet.
Laesst sich aber nicht rausnehmen.
Hilfe, PMs!

 

Hi Proproxilator!

Werde dir heute Nacht aus Zeitgründen nur einen Teil der Gesamtkritik geben. Aber soviel kann ich dir jetzt schon verraten:

Die Idee zu der Story ist einfach super. So super, wie ich es bei einer kg.de-Story normalerweise nie zu hoffen wage. :thumbsup: :thumbsup: :thumbsup:
Menschen hoffen ständig darauf, Spuren einer anderen raumfahrenden Rasse zu entdecken. Aber du thematisierst nicht, wie erwartet, die Begegnung mit den Außerirdischen, sondern die Sehnsucht der Menschen nach dieser Begegnung. Und erst, als den Raumfahrern die verpasste Gelegenheit bewusst wird, wird mir als Leser die Tiefe dieser Sehnsucht bewusst. Diesen Aspekt konntest du m. E. zumindest an den entscheidenden Stellen gut rüberbringen, auch durch den dramaturgischen Kniff, erst einen Fehlalarm zu geben, damit der Leser die Reaktion der Menschen beobachten kann, bevor es richtig ernst wird.
Auch die Idee mit den "Silberscheißern", die auf Felsen Spuren von Objekten hinterlassen, anhand derer der entscheidende Beweis erbracht werden kann, du meine Güte, darauf muss man aber erst mal kommen. :sconf:
Und das alles brauchte einen einsamen, lebensfeindlichen Planeten, um wirklich rüberzukommen.

Aaaaber... :D. Es wäre zu schön, um wahr zu sein, wenn auch die Umsetzung perfekt wäre. Sie ist es aber nicht.

Auf Details gehe ich, wie gesagt, später ein, aber über ein paar Punkte kannst du schon mal nachdenken:

Die Story hat eindeutig zu viele ermüdende Hintergrundschilderungen und Faktennennungen, um die Spannung nicht zu stören. Zu viel "tell", wie es auf dieser Website landläufig heißt. Je mehr notwendige Fakten und Hintergrunde du in die eigentliche Handlung und lebendige Dialoge einbauen kannst - und das geht bei dieser Geschichte ganz bestimmt - desto mehr wertest du die Geschichte als Ganzes auf.

Auch bei der Handlung selbst kommen zu wenig Emotionen rüber. Ich konnte zum Beispiel überhaupt nicht nachvollziehen, woher am Anfang die leichte Antipathie des Prots gegenüber Gosching kommt. Dass er ein Klugscheißer ist? Dass er dem Prot ständig seine geistige Überlegenheit unter die Nase reibt? Das tut er aber viel zu selten, um wirklich rüberzukommen.
Oder dass Gosching plötzlich zum Wrack wird. Auch das will sich mir nicht wirklich erschließen. Nachfühlen kann ich die Verzweiflung der beiden erst am Ende. Ich will aber die ganze Handlung hindurch voll dabei sein!

Die Dialoge sind dir leider überhaupt nicht geglückt. Was du fabriziert hast, ist mir auch schon mal als "Pseudo-Dialog" angekreidet worden: Das wechselseitige Herunterbeten der Positionen, und das auch noch in ellenlangen Monologen, wie sie in der Wirklichkeit niemals ein Mensch halten würde, nicht mal in tausend Jahren.
Denn: Glaubst du im Ernst, dass ein Astronaut in einer Stresssituation einem Kameraden einen Lexikonartikel auswendig vorträgt? Und dann noch diese Klammern... :rolleyes: Also bitte, das gehört nicht in einen Dialogtext. :D
Und dann der Zwölf-Zeilen-Monolog Goschings am Ende: So redet niemand, der sich in emotionaler Agonie windet, sondern ein Wissenschaftler, der einen Vortrag hält.
Natürliches Sprechen besteht aus kurzen oder zumindest nicht allzu verschachtelten und ganz bestimmt nicht aus lehrbuchhaften Sätzen. Versuche schon mal, die Prots mit Umgangssprache zu versehen, sie Aussetzer haben und sie sich beim Reden gegenseitig unterbrechen zu lassen, wie wir das in Wirklichkeit auch bei Gesprächen tun.

Bleibt noch das Ende selbst: Gosching stirbt tatsächlich vor Verzweiflung, weil sie eine Gelegenheit verpasst haben, die Anderen zu treffen? Momentchen mal, das musst du mir näher erklären.
Die Anderen legen es doch nicht direkt darauf an, unentdeckt zu bleiben, oder? ( In dem Falle könnten die Prots wohl eher dankbar sein, sie verpasst zu haben, weil sie wohl nur deshalb noch am Leben sind )
Wenn die Anderen also einer Begegnung nicht abgeneigt sind, brauchen die Menschen ja nur abzuwarten, bis sie zu diesem Rohstoffplaneten zurückkehren.
Insofern kommt die Verzweiflung der Prots über die "verpasste Gelegenheit" ein bisschen merkwürdig.
Vielleicht wäre das anders, wenn der Planet ein ganz abgelegener wäre, am äußersten Rand des von Menschen erforschten Raums. Dann käme auch die Atmosphäre des unwirtlichen Planeten ganz anders rüber, und die Einsamkeit, die du am Ende ausdrücken willst.
Aber auch dann musst du unbedingt eine Erklärung konstruieren, wieso die "verpasste Gelegenheit" so endgültigen Charakter haben soll. Vielleicht sind die Anderen ja doch ein bisschen scheuer... ;)

Erstmal

Ciao, Megabjörnie

 

Hab jetzt mal "Thema des Monats" entfernt - Geschichte kann ja bleiben; wie ist der Titel, immer noch der dritte Schatten?

 

Hi Proproxilator,

ich möchte Megabjörnie hier nicht groß wiederholen, nur soviel: Ich fand die Geschichte toll, wirklich gut. Die Foto-Idee ist genial! (Übrigens heißt es nach NR "Foto" nicht mehr "Photo".)
Beim Lesen habe ich mich tatsächlich gefühlt, als hätte ich ein Frühwerk von Old-Lem vor mir.

Das leitet auch gleich zur negativen Kritik über: Genau wie Lem neigst Du zum wissenschaftlichen Schwafeln. Das hat Dir Megabjörnie ja schon auseinandergesetzt. Nun würde ich nicht fordern, dass die Prospektoren wie Straßengangster reden, aber bei Dir schlägt es zu sehr in Richtung "Vorlesung" aus. Auch die tiefe emotionale Verzweiflung am Schluss ist - wie schon erwähnt - nicht hinreichend motiviert.

Insgesamt ein wirklich guter Text mit guter Grundidee und den für manche SF typischen Schwächen.

Grüße,
Naut

Details:

abstrahlte.
Den Stern eine Sonne zu nennen verbietet
Tempuswechsel.
Ich hielt das für spleenig, zumal es teuren Treibstoff kostete, hütete mich aber dies auszusprechen und richtete lächelnd das Raumschiff zum blauen Riesen hin.
Weil das eine Rückblende ist, müsste der Satz wohl im Plusquamperfekt stehen.
Erst wenn die Prozedur keine
haben wir hier ein extraterristisches ´Claim´zeichen gefunden
Anschließend trugen wir einen Film mit den von Gosching im Inkubator gezüchteten Kolonien auf das mattsilbrig schimmernde Gestein.
Dann stellten wir uns in Pose und harrten dem zitterndem, blendenden Strahl der schon bald aus den Wolken schleuderte.
Was wir dann sahen, war ein brillanter Schattenschnitt. Ein Bild so scharf wie mit dem Laser eingebrannt. Gosching mit mühsam zum V gespreizten Manipulatoren, symbolischem Fingerzeichen des Sieges. Daneben, in ergriffener Verbeugung vor diesem, mit seinen ehernen Schätzen die irdische Maschinerie der Moderne in Gang haltenden Planeten, ich selbst.
Hinter uns, nur schemenhaft, ein Gebirgszug, hingekauert wie eine im Panzer versteckte Schildkröte.
Das ist eine sehr schöne Stelle! Die beiden Prospektoren posieren zum Foto. Herrlicher Moment!
"Du hast ihn nicht gefundenPunkt zuviel", konstatierte er befriedigt
Der Fehler wiederholt sich noch zwei Mal.

 

Hi Proprox... :D


Nein, auch dieser Text konnte leider nicht meine Zuneigung gewinnen. Handwerklich mag er, wie alles was ich von dir bisher gelesen habe, gelungen sein (Obwohl mich diesmal dein manchmal überbordender Schreibstil an ein oder zwei Elefantensätzen hängen bleiben ließ).

Auch ist die von dir thematisierte Sehnsucht nach anderem Leben im All eine durchaus erfrischende Sichtweise auf das Verhältnis Mensch und Außerirdische.

Zu guter letzt gefiehl mir sogar die Idee mit den Silbercholridtierchen. Vielleicht etwas weit hergeholt aber doch recht interessant.
(Ohne dir jetzt einen Plagiatvorwurf machen zu wollen, sei hier nur erwähnt, dass es bei "Star Trek - Next Generation" eine ähnlich Folge gab.)

Was mir aber den Spaß an der Geschichte raubte, waren - neben der anfänglichen Zähigkeit des Plots - die vielen bereits kritisierten (Pseudo-)Dialoge und ellenlangen Wissenschaftsmonologe, die wenn auch im Nachhinein nicht aller wissenschaftlichen Grundlage entbehrend im ersten Moment doch zumindest vollkommen aus der Luft gegriffen zu sein scheinen: Eben sind beide Prots noch hysterisch und schütteln und rütteln sich gegenseitig den Verstand aus dem Helm. Im nächsten Moment nach Ertönen des Computermikrowellenpiepens hat Gosching einen darwinistischen Geistesblitz und überblickt die gesamte planetoide Evolutionsgeschichte (überspitzt dargestellt).

Schlimmer noch am Ende, wo Gosching in seiner kleinen Schlafkabine offensichtlich extrem aufwendige und hochkomplexe Biosphärentests an den "Silberscheißern" und ihren Verdauungsendprodukten durchführt, dabei die Erosionswirkung von Wind und Wetter simuliert, nur um am Ende über das auf Stunden(!) genaue Ergebnis in quälende Selbstzweifel zu verfallen.

Die beiden Prots übersehen bei ihrem ganzen Selbstmitleid aber den Fakt, dass die Außerirdischen offensichtlich gar nicht gefunden werden wollen. Denn trotz der Umtriebigkeit der MEnschen, die sich schon viele Lichtjahre weit in die Galaxie hinein ausgebreitet und unzählige Welten besucht und ausgebeutet haben, ist dieser nur millimetergroße Schattenriss der einzige Hinweis auf die Existenz der Anderen. Daraus lässt sich mE nur schlussfolgern, dass die Aliens sich aktiv verstecken oder aber gerade erst in diesen Teil des Universums eingewandert sind. In beiden Fällen jedoch führt die Geschäftigkeit der Erdbewohner über kurz oder lang zu einem Kontakt.

Ihr übriges zu meiner Meinung taten einige Logiklöcher, die dir vielleicht selbst aufgefallen sind. :D

Insgesamt: Gut geschrieben, einige interessante Ideen aber nicht überzeugend umgesetzt


Grüße
Hagen

 

Hi alle zusammen,

ehrlich gesagt, mir gefaellt die Story auch nicht uebermaessig.
Zu viel Geschwafel, ihr habt recht.
Ich werde mich kuenftig bemuehen (ah, er hat sich bemueht ;) )

Da ich StarTreck nicht gucke, sind (wieder mal) zwei auf die gleiche Idee gekommen.

Naut, das ich an einen fruehen Lem erinnere, mach die Story in meinen Augen nicht besser - aber mit so ein Kompliment hast du mein Ego dermassen gestreichelt... :shy:

Eine Anmerkung sei noch erlaubt: offensichtlich haben wir voellig andere Vorstellungen vom Universum.
Ich halte es mit dem Piloten Pirx, der ebenfalls ein Schiff der anderen trifft, aber zu langsam ist, es einzuholen.
Er verschweigt den Vorfall, weil ihm die Ausdehnung des Weltalls bewust ist.
Beispiel: Ich sehe eine huebsche Frau in Berlin auf dem Alexanderplatz. Weder sie noch ich verlassen jemals Berlin. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich sie zu meinen Lebzeiten wiedersehe? Fast Null!!!

Die Anderen der Story haben rein zufaellig dort Halt gemacht und was immer sie dort gesucht haben, haetten sie es gefunden, waeren fuer Gosching wohl Zeichen zu finden gewesen.
Und wenn wir das fremde Schiff im Raum nicht geortet haben, warum sollten die anderen uns dann nicht ebenfalls uebersehen?
Waeren die Anderen sehr haeufig in dieser Gegend (die der Menschheit als bekannt dargestellt wird), dann waeren sie bereits gefunden gewesen.

Mit grenzenlosen Gruessen
Proxi

 

Tja, ich kann mich meinen Vorrednern leider nur anschließen: Zuviele Erklärungen, und die sind wissenschaftlich nichtmal so ganz plausibel (finde ich jedenfalls). Zum Beispiel der große Zufall, dass das fremde Raumschiff genau an der Stelle sein Abbild hinterlassen hat, wo die beiden ihr Foto machen. Dann die Frage, warum die in ferner Zukunft mit Papierabzügen hantieren, und nicht mit Digitalfotos. Die (zweifellos kreative) Idee mit den "fotografierenden" Einzellern, die aber unter dem Strich doch nur Mittel zum Zweck ist. Das ist mir alles zu weit hergeholt, um mich zu überzeugen. Vor allem aber sind mir die Figuren zu blass. Da hilft auch nicht, dass der Gosching fast den Verstand verliert - das wirkt mir zu aufgesetzt.
Sprachlich ist nicht viel auszusetzen, nur ein paar Nebensatzkonstruktionen wirken etwas holprig, und ein oder zwei Phrasen kommen mir leicht verdroschen vor. (z.B. "Flüge zählten nach Jahren")

Fazit: sprachlich mit leichten Schwächen, verbesserungsfähig; inhaltlich kreativ aber nicht so ganz plausibel.

Uwe
:cool:

 

Zitat von Hagen:
Ohne dir jetzt einen Plagiatvorwurf machen zu wollen, sei hier nur erwähnt, dass es bei "Star Trek - Next Generation" eine ähnlich Folge gab.

Na, na, jetzt krieg' mal nichts durcheinander. :D
"Das silberne Blut" war eine Folge von "Star Trek - Voyager". :teach:

Zitat von Proxi:
Eine Anmerkung sei noch erlaubt: offensichtlich haben wir voellig andere Vorstellungen vom Universum.
Ich halte es mit dem Piloten Pirx, der ebenfalls ein Schiff der anderen trifft, aber zu langsam ist, es einzuholen.
Er verschweigt den Vorfall, weil ihm die Ausdehnung des Weltalls bewust ist.
Beispiel: Ich sehe eine huebsche Frau in Berlin auf dem Alexanderplatz. Weder sie noch ich verlassen jemals Berlin. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich sie zu meinen Lebzeiten wiedersehe? Fast Null!!!

Da gibt es aber einen signifikanten Unterschied zwischen Berlin und dem Universum: Letzteres hat Fixpunkte, wo man suchen kann. Irgendwo muss diese Spezies ja schließlich beheimatet sein, und das geht nur auf einem Planeten, auf dem sich von selbst Leben entwickelt hat. Wenn die Menschheit sogar schon andere Sonnensysteme besiedelt, muss es im Weltall von ihren Superteleskopen nur so wimmeln. Dürfte nicht so wahnsinnig schwer sein, aus 300 Milliarden Systemen der Galaxie die herauszufiltern, die als Heimat einer intelligenten Spezies in Frage kommen - oder als Kolonie.
Übrigens: Mit den entsprechenden Ressourcen kann ich natürlich auch in Berlin herausfinden, wo die hübsche Frau denn wohnt. Überwachungskameras gibt es ja genug, ebenso Einwohner- und Adressenlisten - Fixpunkte also. ;)

Ich wünsche deiner Geschichte aber trotzdem, dass du diese Kurve irgendwie kriegst. Vielleicht reisen diese Wesen ja in Wurmlöchern zwischen verschiedenen Universen. ;)

Zitat von Uwe:
Zum Beispiel der große Zufall, dass das fremde Raumschiff genau an der Stelle sein Abbild hinterlassen hat, wo die beiden ihr Foto machen.

:sconf: Ööh, tatsächlich. Das fällt mir jetzt auch erst so richtig auf. Solche Sachen passieren in der Science Fiction auffallend häufig. Wir denken uns das Universum zweidimensional ( ich habe noch nie einen Sci-Fi-Roman gelesen, der berücksichtigt, dass die Galaxie als Scheibe ja auch eine gewisse Dicke hat und Systeme durchaus auch "übereinander" liegen können ) und nehmen die Planeten als Lokalitäten wahr, auf denen zwei Personen, die sich gleichzeitig dort aufhalten, sich nahezu zwangsläufig begegnen müssen.
Ich habe in einem Seminar mal einen alten Sci-Fi-Streifen gesehen, wo die Astronauten eigentlich zum Mond fliegen wollten und, nachdem sich der Antriebshebel verklemmt hatte, bis zum Mars weitergeflogen sind - ohne Rücksicht auf alle Wahrscheinlichkeitsgesetze. :D

Auch in diesem Punkt solltest du vielleicht versuchen, das Logikloch zu stopfen. :)

Ciao, Megabjörnie

 

@Mega
Nein, ich meine duchaus eine Folge in Next-GEneration:
Geordi + Team nehmen Vermessungsarbeiten auf einem Planeten vor und schießen dabei ein paar Schnapschüsse. Ein Teammitglied verschwindet und die anderen untersuchen die Aufnahmen, um das Geschehen zu rekonstruieren. Dabei entdeckt Geordi einen unbekannten Schatten, der sich als Halbrelief eines unsichtbaren (mit Tarnhaut überzogenen) Planetenbewohners herausstellt. Kurz darauf bemerkt der Chefingeneur selbst Veränderungen an sich...

 

Ahja, "Der unbekannte Schatten" oder so hieß die Folge.

 

Na ja, ich würde ja eher sagen, das gab's schon bei "Blow Up", aber das will ich Proxi nun wirklich nicht vorwerfen.

 

@Hagen:
Ach sooooooo, jetzt fällt's mir wie Schuppen aus den Haaren. :D Ist mindestens neun Jahre her, dass ich die Folge gesehen habe. Hat aber emotional durchaus bis heute Spuren hinterlassen. Wie konnte ich das nur vergessen? :dozey:
:hmm: Aber was die Ähnlichkeiten betrifft - ja, die sind echt frappierend. Zufall? :susp:

 

Hey, Megabjoerne, natuerlich ist das Zufall!
1. Ich schaue mir diesen ganzen "Stardreck" nicht an, ausser Outer Limits und Raumschiff Enterprise (ja auch ich war jung,*seufz*).
2. Palimsepte gab es schon im Mittelalter zuhauf. Was ist naheliegender das mal in der SF auszuprobieren.
3. Ich gehe jede Wette ein, dass in fast jeder SF-Geschichte der Plot irgendwelche Aehnlichkeit mit einer frueher geschriebenen/geflimten Story zu finden sind.
4. Lem widmet sich in der Phantastik und Futurologie diesem Thema und erklaert sinngemaess, dass a) jedes denkbare Thema gedacht wird (nicht nur von einem, den da der Verstand durch Folgerungen zu einem Ergebniss gelangt, muss es gleiche Ergebnisse, schon aus statistischen Ueberlegungen heraus geben), b) fast alle Storys Varianten eines Themas sind.
5. Schade das Du erwahnt hast, dass die gesehene Folge mindestens 9 Jahre alt ist, sonst haette ich die in Grund und Boden geklagt :Pfeif: ).
6. Was soll der Scheiss eigentlich, diese nichtssagenden, langatmigen Erklaerungen meinerseits: Ich plagiere niemals (absichtlich, aber ich kenne diese besagte Serie nun einmal nicht und verkehre auch nicht mit Leuten, die so etwas sehen) und damit, wie der Kanzler sagen wuerde (das habe ich eingeschoben, denn so ist es Zitat und nicht Plagiat ;) ) basta!

 

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