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Der Duft der Professionalität

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09.12.2007
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Der Duft der Professionalität

Für Juliane, meine gutmütige hübsche Kritikerin

Ich arbeite in einem Unternehmen in New York City, das Immobilien kauft und verkauft. Der Job ist gut bezahlt, jedoch muss ich oft Überstunden machen. Mein Büro ist im zwölften Stock eines Hochhauses nahe des Empire State Buildings, von wo aus man einen herrlichen Ausblick über die ganze Stadt hat. Ich bin glücklich verheiratet und habe zwei Kinder, ein Junge, acht Jahre alt, und ein Mädchen, fünf Jahre alt. Wenn man mich ansieht und mein Alter schätzen würde, wären die Meisten der Meinung, ich sei um die fünfunddreißig Jahre alt. Doch das stimmt nicht, denn eigentlich bin ich einundvierzig. Jedes Mal frage ich mich, weshalb die Menschen denken, ich sei Mitte dreißig und nicht Anfang vierzig. Sonderlich viel Sport treibe ich nicht, wie sollte ich das auch im Big Apple? Man sagt Liebe soll jünger machen. Liegt es vielleicht daran, dass ich von meiner Familie geliebt werde und das täglich zu spüren bekomme? Man könnte meinen, dass alles um mich herum zu perfekt ist.
Ich bin sehr glücklich mit meinem Leben. Meine Frau ist bildhübsch und das gutmütigste Geschöpf jenseits von ganz New York. Wenn ich Sorgen oder Probleme habe, erkennt meine Frau das sofort und ist immer die Erste, die versucht mich deswegen aufzumuntern. Sie spürt es regelrecht, wenn es mir schlecht geht und schaut mich dann mit ihren großen blauen Augen an. Es ist fast so als, würde sie versuchen in mich hinein zu schauen. Verbergen kann ich vor ihr nichts und will es auch nicht.
Bei meinen Kindern ist es prinzipiell das Gleiche. Auch sie sind freundlich und ausgeglichen, also im gröbsten Sinne freundlich und ausgeglichen. Sie kennen es vielleicht, Kinder in diesem Alter zu haben, man hat nicht wirklich mal seine Ruhe, aber es sind nun mal Kinder und als solche sollten sie aufgeweckt sein und müssen alles hinterfragen. Meine Tochter ist dabei die Ruhigere. Sie spielt wie jedes kleine Mädchen gern mit Puppen oder fragt ihre Mutter, ob sie sie schminken würde. Auch das ist typisch für kleine Mädchen, entweder sie machen ihre Barbies hübsch oder versuchen es bei sich selbst. Ich grinse jedes Mal, wenn ich sie mit viel zu viel Lippenstift sehe. An das „Daddy lach doch nicht!“ hab ich mich schon bereitwillig gewöhnt. Mein Sohn ist ein aufgeweckter kleiner Junge. Er schaut am liebsten Baseball und interessiert sich allgemein für Sport. Er kann zwar auch frech sein, allerdings meint er es nie böse, im Gegenteil er meint es gut.
Wie vor ein paar Jahren als mich mein Sohn im Büro um die Mittagzeit an. Er war krank und blieb deshalb Zuhause. Ich fragte ihn weshalb er anrief. Er antwortete nur: „Weil ich dich lieb hab Daddy. Das wollt ich dir sagen.“ Meine erste Reaktion war es zu lächeln, dann fühlte ich, wie es in meinem Körper immer wärmer wurde, als hätte jemand die Heizung aufgedreht. Letztendlich bedankte ich mich bei meinem Sohn für seinen Anruf und erwiderte, dass auch ich ihn lieb habe.
„Wie lange musst du denn noch arbeiten Daddy?“ fragte er weiter
„Bis es dunkel wird, bin ich wohl Zuhause“, antwortete ich.
„Okay Dad aber arbeite nicht länger, sonst kriegst du Ärger mit mir“, sagte er frech.
Ich streckte dem Hörer die Zunge heraus. „Ja geht klar Chef.“
Dann knackste es in der Leitung und ich arbeitete weiter. Der Anruf half mir sehr, denn an jenem Tag wartete ein meterhoher Stapel an Papierkram auf mich. Ich schob wieder Überstunden, denn meine Arbeitskollegen hatten ihre Aufgaben an mich weitergegeben mit der Entschuldigung, sie müssten noch zu wichtigen Terminen, ich hätte was gut bei ihnen. Geglaubt habe ich ihnen das nicht, aber ich fühlte mich gut. Vielleicht habe ich mich deshalb bereit erklärt.
Spät abends an diesem Arbeitstag, es war so zweiundzwanzig Uhr (schon drei Stunden über meinen Feierabend), begann es zu regnen. Nichts Ungewöhnliches in einer Großstadt, aber dieser Regen war anders. Durch das Fenster in meinem Büro, das ich vorher geöffnet hatte, roch ich den Regen und er roch anders als sonst, irgendwie...perfekter...ist wohl das richtige Wort. Als ich noch ein Kind war, konnte ich es schon riechen, ob es regnen würde oder nicht, leider habe ich dieses Talent im Laufe der Zeit verlernt, glaube aber, dass meine Kinder wie ich damals riechen können, ob uns Regen bevorsteht oder nicht, nur haben sie dieses Talent noch nicht bemerkt.
Die Zeit verstrich und es regnete weiter. Irgendetwas sollte passieren, ich spürte das. Ich betrachtete mein Büro auf ein Mal auf eine ganz andere Art und Weise. Die Wände waren mit gelber sehr heller Tapete tapeziert worden. Mir war das zuvor noch nie aufgefallen. Die Uhr tickte stetig weiter im gleichen Takt, der Computer summte träge vor sich hin, meine Schreibtischlampe warf ihr einsames Licht in den großen Raum, in den abgelegeneren Stellen in meinem Büro herrschte Dunkelheit. Was ist hier los? Es sieht doch alles wie immer aus, aber gleichzeitig auch nicht. Ich verspüre kein Gefühl der Angst, ich fühle mich eher wohl, geborgen und sicher. Und dann plötzlich dieser Duft. Er umschmeichelte mein Gesicht. Die ganze Zeit hatte ich ihn nicht wahrgenommen, doch jetzt kitzelte er meine Nase und veranlasste mich dazu an ihr zu kratzen. Das Kribbeln verschwand nicht, aber ich wollte auch gar nicht, dass es verschwindet, denn es war ein gutes Gefühl. Ich stand auf und ging zu einem der Fenster. Ganz New York erleuchtete in der Dunkelheit. Ich hörte leise den Verkehr auf den Straßen, spürte die Kälte. Doch der Duft verfolgte mich und legte seinen schützenden Schleier über mich. Mein Herz machte Freudensprünge, als ich daran dachte, dass ich eine Familie hatte, auf die ich bauen konnte.
Was passierte damals?
Ich konnte den Duft nicht einordnen. Es roch süß, gleichzeitig aber auch beißend, schmackhaft, gleichzeitig auch ekelerregend. Doch dann überwog das Süßliche unvermittelt und es strömte in meine Nase, meine Lunge und breitete sich in meinem ganzen Körper aus. Wie wohl ich mich auf einmal fühlte.
Den Rest meiner Arbeit schloss ich zügig ab, umflogen von diesem gutriechenden Duft, und machte mich auf den Weg nach Hause. Ich brauche von meiner Arbeit bis zu mir Nachhause nicht lang, vielleicht zwanzig Minuten und dann bin ich da. Diesmal jedoch schien die Zeit gar nicht zu verstreichen. Der Duft verfolgte mich und hüllte mich ein, ich fühlte mich gut und glaubte sogar gesehen zu haben, wie ein paar Tropfen auf diesem unsichtbaren Schleier aufgefangen worden und herunterliefen. Die Zeit schien still zu stehen. Jeden Schritt nahm ich war, wenn jemand hupte, erzeugte mein Kopf ein Bild dieses Autofahrers, wie er sein Lenkrad anstarrte, Polizeisirenen, der Wind, die Menschen...Und plötzlich war ich Zuhause und stand vor meiner Haustür, den Schlüssel schon in der Hand. Was war geschehen? Ich konnte mich daran erinnern, von dem Hochhaus aus losgegangen zu sein, aber nun stand ich auf ein Mal hier ohne Erinnerungen an den Weg. Doch ich fühlte mich gut und hinterfragte nicht. Mir war, als würde ich gerade eine sehr heiße Dusche nehmen, an einem sehr kalten Tag.
Meine Frau und die Kinder schliefen bereits. Allerdings nahm ich auch hier den wohltuenden Geruch war. Mir kam es so vor, als würde er mich verfolgen.
Am nächsten Morgen jedoch war er verschwunden. Ich wachte durch meinen Wecker auf, der wie jeden Morgen sechs Uhr fünfundvierzig klingelte, und ging meinen üblichen Weg. Nachdem ich mich angekleidet hatte und mir die Krawatte um den Hals gehängt hatte, schlurfte ich müde in die Küche. Da saß sie, meine Familie. Meine Kinder aßen zufrieden ihre Cornflakes sprachen laut und voller Enthusiasmus und Freude und meine Frau zog gerade eine Tasse aus einem Schrank, damit sie den heißen stark riechenden Kaffee in etwas füllen konnte und lächelte mich liebevoll an.
„Daddy!“ schrie mein Sohn Alfred, „Daddy,Daddy, du hast ja gestern noch lang gearbeitet. Was hast du denn machen müssen? Ich hab mir Sorgen gemacht.“
Ich wollte gerade zu meiner Antwort ansetzen, wurde aber jäh unterbrochen
„Daddy, Alfi hat meiner Puppe den Kopf abgeschraubt!“ das war meine Tochter Ruth.
„Hab ich nicht!“ widersprach Alfred.
„Doch hast du!“
„Kinder, Kinder“, schaltete sich meine Frau Elizabeth ein, „lasst Daddy erst mal seinen Kaffe trinken, er musste gestern sehr hart arbeiten und ist sicher noch ganz müde und schlapp.“
„Oki Mummy“, tröteten beide Kinder und aßen vergnügt ihre Cornflakes weiter.
Und da war er wieder, dieser Duft. Ich fühlte mich auf einen Schlag wieder wohl und geborgen, denn ich hatte eine Familie, auf die ich mich verlassen konnte. Ich trat in die Küche und fuhr Alfred und Ruthie durch ihre Haare. Beide ließen es über sich ergehen, obwohl sie es nicht leiden konnten, schauten sich aber beide mit einem Lachen im Gesicht an und zwinkerten sich zu. Auch ich war zufrieden und lächelte.
„Du siehst ja doch gar nicht so müde aus mein Lieber“, bemerkte meine Frau. Ich küsste sie und setzte mich hin.
„Nein zum Glück nicht. Ich hatte gestern einen langen Arbeitstag, aber ich fühl mich heute Morgen richtig gut. So als wäre ich neugeboren“, sagte ich.
„Na das ist doch toll. Dann brauchst du gar keinen Kaffe“, ärgerte Elizabeth mich und tat so als würde sie sich mit der Tasse Kaffe abwenden. Ich stand auf zog sie zu mir und sah ihr in ihre wunderschönen blauen Augen. Sie lächelte.
„Ich liebe dich Liz“, sagte ich und ihr Lächeln wurde breiter.
„Ich dich auch Clay, du fehlst mir nur so sehr wenn du nicht da bist“, sagte sie und seufzte unglücklich.
„Sorry, dass ich gestern so spät Nachhause gekommen bin. Das wird nicht wieder passieren. Ich verspreche es“, und das wollte ich wirklich.
„Okay ich verzeihe dir noch Mal“, sagte Liz und küsste mich liebevoll auf den Mund, aber ich spürte, ihre Unzufriedenheit. Sie wusste, ich würde es nicht einhalten.
Ich bemerkte ihren Geruch. Sie roch unglaublich gut nach Flieder. Doch mischte sich noch etwas darunter. Dieser andere Duft...süß dann wieder zimtig, es fiel mir schwer ihn einzuordnen. Konnte man ihn überhaupt einordnen? Nein das glaubte ich nicht. Nichts an diesem Geruch konnte man einordnen. Hatte er überhaupt einen Geruch, bildete ich mir diesen nur ein? Vielleicht roch nur ich ihn und es gab ihn gar nicht wirklich. Aber warum fühlte ich mich dann so wohl und glücklich?
„Jetzt knutschen Daddy und Mummy wieder rum. IIIIIIIhhhhh“, trompeten die beiden Kinder.
„Passt bloß auf“, sagte ich und grinste zu ihnen. Aber der Duft ließ mir keine Ruhe.
„Hey Liz kannst du diesen Duft riechen?“ fragte ich sie.
„Nein warum fragst du? Riechst du etwas Eigenartiges?“
„Na ja irgendwie schon seit gestern Nacht riecht es um mich herum so gut, sodass ich mich wohl und geborgen fühle. Vielleicht bilde ich mir das nur ein, eventuell habe ich gestern einfach zu lang gearbeitet, aber warum bin ich dann so glücklich? Mir wird so wohl ums Herz wenn ich dich sehe, wenn ich die Kinder sehe oder einfach nur an euch denke. Versteh mich nicht falsch, ich mag dieses Gefühl, es tut gut, ich will es auch nicht in Frage stellen, aber warum?“
„Tja das liegt wahrscheinlich daran, weil du so eine tolle Familie und ein tolles Leben hast. Das ist der Duft der Professionalität.“
„Der was?“ fragte ich überrascht.
„Der Duft der Professionalität“, sagte sie und streckte mir die Zunge heraus.
„Man du willst mich doch veräppeln.“, erwiderte ich und schloss sie in die Arme.

Das war das letzte Mal, dass ich unsere Familie so harmonisch erlebt habe. Denn in den drei darauffolgenden Jahren, machten wir eine negative Entwicklung durch. Es tut mir in der Seele weh, wenn ich nur daran denke.
Ich begann Probleme zu bekommen, weil Liz der Meinung war, ich arbeite zu viel und sei zu gutmütig, da ich weitermachte, die Arbeit meiner Arbeitskollegen zu übernehmen. Das stimmte sie missmütig. Sie wollte, dass ich mehr Zeit mit meiner Familie verbringe, mit ihnen etwas unternehme oder einfach nach Hause komme, wenn ich Arbeitsschluss hatte und nicht ständig „meinen trotteligen Arbeitskollegen aushelfe“, wie sich meine Frau ausdrückte. Im Grunde genommen sah ich das auch ein, aber ich habe mich nie daran gehalten, leider, wie ich heute sagen muss.
Liz und ich zofften uns wegen dieser Sache sehr oft. Meistens bekamen es die Kinder auch mit. Ich bekam das Gefühl, sie seien die eigentlichen Leidtragenden unserer Streitigkeiten. Sie brauchten eine Mutter und einen Vater. Doch ich versagte, weil ich weitermachte.
Der Duft verfolgte mich noch täglich, aber er wurde von Tag zu Tag schwächer. Ich merkte das, es gab Tage an denen ich ihn quasi nie roch oder nur ganz schwach. Er schien mich langsam zu verlassen, wie ein erwachsenwerdendes Kind beginnt seine Eltern zu verlassen. Erst hatte ich die Hoffnung dem sei nicht so, die Tage seiner Abwesenheit häuften sich jedoch mit der Zeit und ich musste mir eingestehen, dass ich einen Fehler gemacht hatte.
Besser wurde es dadurch nicht. Vor zwei Jahren wurde unsere kleine Tochter Ruthie entführt, vergewaltigt und umgebracht, als sie von der Schule nach Hause ging. Ursprünglich sollte ich sie abholen, aber ich war nicht da, weil ich ein wichtiges Treffen mit einem unserer Kunden hatte. Alles wäre nicht passiert, wenn ich da gewesen wäre. Den Mörder fand man nie. Die Polizei beschwichtigte uns, versuchte uns Mut zu machen, sie täten ihr Bestes den Mörder zu fassen. Ich sah in ihren Augen, dass sie das wirklich wollten. Nur leider sah ich auch, dass sie es schon aufgegeben hatten. Denn wie findet man einen bestimmten fremden Menschen in einer Großstadt wie New York? Es ist wie diese berühmte Suche nach der Nadel im Heuhaufen.
Meine Frau stürzte danach in eine tiefe Depression und ich machte mir schwere Vorwürfe ich sei verantwortlich für Ruthies Tod. Liz unterstützte dieses Denken, denn sie war auch der Meinung, ich hätte den Tod unseren kleinen Tochter herbeigeführt. Wir stritten uns einen Abend heftig über diesen Verlust, kamen aber zu keinem Ergebnis. Der Streit sorgte nur dafür, dass wir uns weiter voneinander entfernten und jeder allein mit seinem Schmerz klar kommen musste.
Der Duft verschwand nach dem Tod der kleinen Ruthie. Er war wie weggeblasen, so als hätte es ihn nie gegeben. Das stimmte mich traurig und einsam, aber ich wusste, was die Ursache war. Es klingt unglaubwürdig im Vergleich zu dem, was ich gerade erzählt habe, wie glücklich wir waren, aber leider ist es wahr. Liz und ich lebten uns auseinander wir sahen keinen Sinn und Zweck mehr in unserer Ehe. Sie unterstellte mir sogar, ich hätte etwas mit einer anderen Frau. Im Grunde konnte ich sie auch verstehen. Sie fühlte sich allein und im Stich gelassen, obwohl sie mit mir verheiratet war. Niemand sollte sich allein fühlen, wenn er einen Ehepartner hat. Ich merkte wie schlecht es ihr ging, und ich tat das einizg Richtige: ich entschloss mich dazu, von Elizabeth zu scheiden. Was konnte ich ihr denn noch geben, außer der Einsamkeit? Sie wirkte gefasst auf meinen Wunsch hin. Irgendwie spielte sie wohl selber mit dem Gedanken, äußerte ihn aber nie aufgrund ihrer seelischen Verfassung. Also schieden wir uns
Aber was folgte dann?
Liz versuchte sich das Leben zu nehmen, weil es für sie sinnlos geworden war. Und wer kann es ihr verübeln, ich hätte es ahnen müssen. Ob sie nun selbst Trennungsgedanken hegte oder nicht, sie bewältigte die psychische Belastung nicht, die auf die Scheidung folgte. Ich habe durch mein Fehlen, durch meine Abwesenheit alles verdorben, ich war derjenige, der es versäumt hat Zuhause zu sein und seine Frau zu unterstützen. Es ist meine verdammte Schuld
Und heute? Liz ist in einer Psychiatrie. Angeblich erzielt man bei ihr erste Erfolge. Alfi? Er wohnt jetzt bei Liz‘ Schwester in Wyoming. Mehr habe ich nicht erfahren, denn sie blockte meine Annäherungsversuche ab und die Ärzte bestätigten mir, dass es ungesund für sie wäre, wenn ich versuchte, sie zu unterstützen.
Als wir noch eine Familie waren, roch ich seit jenem Tag den Duft der Professionalität immer wieder. Ich fühlte mich so gut...doch als Ruthie entführt wurde, war der Duft schlagartig verschwunden. Ich roch ihn nie wieder, unsere Familie machte eine harte Zeit durch. Wir begannen nicht mehr so professionell zu sein. Eine typische glückliche amerikanische Familie entwickelte sich zu einer gebrochenen Familie...
Bis heute vernahm ich den Duft nicht ein Mal wieder. Ich vermisse ihn, aber ich glaube, dass ich ihn in meinem Leben nie wieder riechen werde. Jeder Mensch riecht ihn ab einem bestimmten Zeitpunkt, wie ich, und dann für immer. Außer etwas geht schief. Dann hat man jedwedes Recht auf den Duft verloren. Auf den wertvollen DUFT DER PROFESSIONALITÄT...

 

Hallo Piitii,

Ich arbeite in einem Unternehmen in New York City, das Immobilien kauft und verkauft. Der Job ist gut bezahlt, jedoch muss ich oft Überstunden machen. Mein Büro ist im zwöften Stock eines Hochhauses nahe des Empire State Buildings, von wo aus man einen herrlichen Ausblick über die ganze Stadt hat. Ich bin glücklich verheiratet und habe zwei Kinder, ein Junge, acht Jahre alt, und ein Mädchen, fünf Jahre alt. Wenn man mich ansieht und mein Alter schätzen würde, wären die Meisten der Meinung, ich sei um die fünfunddreißig Jahre alt. Doch das stimmt nicht, denn eigentlich bin ich einundvierzig. Jedes Mal frage ich mich, weshalb die Menschen denken ich sei Mitte dreißig und nicht Anfang vierzig. Sonderlich viel Sport treibe ich nicht, wie sollte ich das auch im Big Apple? Man sagt Liebe soll jünger machen.
Es ist ungerecht, darüber zu spekulieren, worauf du mit der Geschichte hinaus willst, aber: Dieser Anfang gehört sicherlich zu den fünf langweiligsten Geschichtenanfängen, die ich je in meinem Leben gelesen habe.

Jede goldene Regel über Anfänge, die jemals irgendwer aufgestellt hat (so blöd sie auch sein mögen), wird hier mißachtet.
Es gibt keinen Konflikt, es entstehen keine Bilder, gar nix.
In diesem Forum gibt es ein paar Tausend Geschichten, jedes Jahr erscheinen ein paar Hundertausend Bücher, der Anfang einer Geschichte sollte also in irgendeiner Form für die Geschichte werben, den Leser interessieren, ihn hineinziehen, ihm irgendetwas geben.
Aber dieser Anfang hier ist wirklich urfad. Fader geht's nicht mehr.
Ist allerdings nur meine Meinung, vielleicht findest du ja begeisterte Leser. Ich kann es mir, beim besten Willen, nicht vorstellen nach diesen ersten Sätzen.

Gruß
Quinn

 

Hallo Piitii,

anfangs dachte ich noch, es könnte wenigstens interessant werden, weil du eventuell gängige Erzählmuster gegen den Strich bürstest. Dabei bleibst du sogar konsequent, leider jedoch nicht im Sinne deiner Geschichte. Denn die wird, als endlich Konflikte kommen, als es nicht mehr glatt geht, eher lieblos heruntergeleiert. So bleiben sogar die Stationen unglaubwürdig, Entführung, Vergewaltigung und Tod der Tochter nimmt man der narrativen Erzählweise nicht ab. Und was der Verlust persönlicher Lebensqualität und der emotionalen Kompetenz, auf Schicksalsschläge zu reagieren mit Professionalität zu tun hat, geschweige denn, mit deren Duft, verschweigt die Geschichte leider. Es bleibt der Eindruck, der Begriff Professionalität wird in falschem Sinnkontext benutzt. Professionelles Krisenmanagement ist Sache der Psychotherapeuten bei Privatpersonen und der Unternehmensberater bei Firmen, nicht aber ein Lebensstil. Ich kann meinen Beruf professionell ausüben, aber doch nicht meine Ehe, meine Vaterschaft und mein privates Glück.
Sorry, diese Geschichte war sprachlich, stilistisch und inhaltlich enttäuschend.

Lieben Gruß
sim

 

Ich habe irgendwann die Geschichte nur noch überflogen, auf der Hoffnung nach etwas Spannenden / Lustigen / Interessanten... und wurde nicht fündig.
Die Geschichte ist, tut mir Leid, richtig schlecht

 

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