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Der erste Fall
Lucas erster Fall
Es fing alles mit dem verhängnisvollen Brief an. Luca hatte ihn an das Einwohnermeldeamt geschrieben, um seine Aufenthaltsgenehmigung verlängern zu lassen. Seit vier Monaten lebte er in Hamburg und hatte seine Heimat Sizilien seitdem nicht mehr gesehen. Er wollte unbedingt in Deutschland bleiben und war fest entschlossen, seine Freundin Lisa zu heiraten. Und genau darum ging es in diesem Brief. Lisa wollte ihm natürlich dabei helfen, doch Luca lehnte ab. "Ich bin der Mann und der Mann müssen kümmern sich um das Papiere,
comprende?" So schrieb er diesen Brief allein mit Hilfe eines Wörterbuches und war sich sicher, ihn mit guten Argumenten formuliert zu haben.
Ser geerte Herren,
ich heiße Luca di Mortelli und werde gern in Deutschland bleiben, um meine Gefährtin Lisa am 9. 5. zu heiraten. Die Mafia ist einverstanden. Sie und alle werden kommen zu dem großen traditionelle Fest. Die Mafia hat sich gewünscht das. Sie kommen doch auch, bitte? Das Fest wird sein im Ristorante Siciliana, Hudtwalcker Str. 37. Um Lisa zu bekommen muss ich sein hier. Geben Sie mir bitte Verlängerung von Genemigung zu bleiben..
Grazie
Luca di Mortelli
Einige Tage später in der Ausländerdienststelle Hamburg-Nord......
Ein stets korrekter und ein bisschen übereifriger Beamter namens Kurt Kleinlich öffnete Lucas Brief. Er las ihn, las ihn noch einmal, setzte dann seine Brille ab und murmelte: "Oh Gott, ich muss sofort das Auswärtige Amt einschalten!"
Er zitterte ein wenig, als er die Nummer wählte. "Auswärtiges Amt, Sekretariat, Rita Müller, guten Tag! Was kann ich für Sie tun?" "Frau Müller, hier spricht Kleinlich, ich muss dringend Herrn Dumath sprechen!" Herr Dumath ist in einer wichtigen Besprechung, tut mir Leid.", leierte sie herunter. "Frau Müller, es geht um Leben und Tod, glauben Sie mir, ich muss ihn wirklich dringend sprechen!" "Einen Moment bitte, ich schaue ´mal, was ich machen kann." Die Leitung wurde unterbrochen und nach kurzer Zeit meldete sich Herr Dumath.
"Herr Kleinlich, was ist es denn heute? Ich habe für Ihre "Ahnungen" heute wirklich keine Zeit. "Herr Kleinlich überlegte, wie er mit einem Satz die ernste Situation beschreiben könne, und sagte dann: "Das sizilianische Syndikat wird vollständig am 9. Mai in Hamburg eintreffen!"
Am anderen Ende herrschte erst Stille und dann konnte man ein nervöses Räuspern hören. "Ährm, Kleinlich, woher haben Sie diese Information?" "Es steht hier alles in dem Brief, den ich heute bekommen habe. Angeblich kommen sie zu einem Fest, ist ja auch eine gute Tarnung." Herr Dumath seufzte. "Ach, Herr Kleinlich, warum sollte gerade Ihnen jemand schreiben und Sie über die Ankunft der Mafia in Kenntnis setzen, hä?" "Das ist doch ganz klar, einer von ihnen ist zurzeit hier in Hamburg und braucht eine Verlängerung seiner Aufenthaltserlaubnis und dieser Sizilianer hat mir in seinem Antrag oder eher Brief alles berichtet, schön blöd, was?"
"Mhm..., das ist allerdings etwas merkwürdig, faxen Sie mir ´mal den Brief, ich werde mich darum kümmern." Nachdem alle Informationen ausgetauscht waren, wurde das Gespräch beendet.
Nun kam der Stein so richtig ins Rollen. Der sizilianische Polizeipräsident wurde eingeschaltet, eine Sonderkommission mit dem Namen "Ätna" ins Leben gerufen und Deutschland und Italien beschlossen, gemeinsam der kriminellen Organisation ein Ende zu bereiten. Man hatte sich verständigt, den verdächtigen Mortelli die Aufenthaltsgenehmigung zu erteilen, um den Schein zu waren. Die deutsche Sondereinheit sollte mit der Unterstützung des sizilianischen Kommandeurs am 9.5. das Restaurant um 21.30 Uhr stürmen und eine Festnahme aller
Anwesenden bewirken. Der offizielle Grund für die "vorläufige" Festnahme: Verdacht auf unerlaubten Aufenthalt in Deutschland.
Als Lisa ihrem Freund das Dokument mit der Genehmigung vorlas, waren beide außer sich vor Freude. Nun konnten die Hochzeitsvorbereitungen getroffen werden. Es wurde auch Zeit, nur noch zwei Wochen bis zu dem großen Tag.
Wie groß dieser Tag würde, sollten beide noch erleben...
9. Mai, ca. 21.25 Uhr:
Luca tanzt mit seiner Braut ausgelassen und glücklich in der Mitte des Kreises, den die Gäste gebildet hatten. Seine Mama stand vor dem Mikrophon und sang aus vollem Herzen italienische Lieder.
Plötzlich wurde es dunkel und auch die Musik spielte nicht mehr. Die Türen sprangen auf und ein riesiger Tumult ging los.
Dunkle Männer mit Maschinenpistolen stürmten den Raum und hielten die überraschte Hochzeitsgesellschaft in Schach. Männer pöbelten auf Deutsch und Italienisch, Frauen und Kinder schrien. Das Licht war mittlerweile wieder an und die ganze Situation wirkte grotesk. Auf der einen Seite standen mit erhobenen Händen alte Frauen und Greise, Kinder in Sonntagskleidung, junge Leute, ein völlig verwirrtes Hochzeitspaar und Mafia, die Mama von Luca.
Mama stemmte ihre Hände in die Seiten und dann ging ein italienisches Gewitter los, das auch ein Deutscher ohne Probleme verstehen konnte. Der sizilianische Kommandeur erkannte sehr schnell, dass es sich hier auf gar keinen Fall um ein geheimes Mafiatreffen, sondern nur um eine Hochzeitsfeier handelte. Er beriet sich mit seinem deutsche Kollegen und dieser
befahl seine Einheit den Rückzug und ließ sich durch den italienischen Kollegen entschuldigten. Dieser tat dies wortreich bei Mama Mafia und dem Brautpaar und erklärte den Grund für diesen Einsatz. Das anfängliche Misstrauen wurde durch Erleichterung ersetzt und das Fest wurde noch ausgelassener fortgesetzt. Lisa zog ihren frisch Angetrauten auf die Terrasse. "Was, um Gottes Willen, hast du denen denn in deinem Brief geschrieben?"
"Ich habe gesagt, dass ich möchte dich heiraten und ich habe gesagt, äh, die Mafia ist einverstanden und das ich möchte bleiben hier." "Die Mafia ist einverstanden? Na, klasse weiß ja auch jeder, dass du Mafalda, Mafia nennst. Luca, du hast den Nominativ, also den ersten Fall, richtig eingesetzt, aber wenn du einen Namen verwendest, der zweideutig ist, dann musst du das unbedingt erklären wie zum Beispiel: Die Zustimmung meiner Mutter Mafia ist bereits erfolgt, du musst also Nominativ und Genitiv verbinden, verstehst du? Nein, Luca verstand gar nichts, er nannte seine Mutter eben liebevoll Mafia und um den ersten Fall würde er sich noch kümmern, hatte er ja nun genug Zeit, es zu verstehen, er durfte hier bleiben und Lisa würde ihm bestimmt beim nächsten Brief helfen. Mann hin, Mann her, manchmal ist es eben zweckmäßiger, sich von seiner Frau helfen zu lassen. Wer weiß, was sonst noch alles passieren würde...