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Der erste Fall

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09.09.2004
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Der erste Fall

Lucas erster Fall ;)

Es fing alles mit dem verhängnisvollen Brief an. Luca hatte ihn an das Einwohnermeldeamt geschrieben, um seine Aufenthaltsgenehmigung verlängern zu lassen. Seit vier Monaten lebte er in Hamburg und hatte seine Heimat Sizilien seitdem nicht mehr gesehen. Er wollte unbedingt in Deutschland bleiben und war fest entschlossen, seine Freundin Lisa zu heiraten. Und genau darum ging es in diesem Brief. Lisa wollte ihm natürlich dabei helfen, doch Luca lehnte ab. "Ich bin der Mann und der Mann müssen kümmern sich um das Papiere,
comprende?" So schrieb er diesen Brief allein mit Hilfe eines Wörterbuches und war sich sicher, ihn mit guten Argumenten formuliert zu haben.

Ser geerte Herren,

ich heiße Luca di Mortelli und werde gern in Deutschland bleiben, um meine Gefährtin Lisa am 9. 5. zu heiraten. Die Mafia ist einverstanden. Sie und alle werden kommen zu dem großen traditionelle Fest. Die Mafia hat sich gewünscht das. Sie kommen doch auch, bitte? Das Fest wird sein im Ristorante Siciliana, Hudtwalcker Str. 37. Um Lisa zu bekommen muss ich sein hier. Geben Sie mir bitte Verlängerung von Genemigung zu bleiben..
Grazie

Luca di Mortelli

Einige Tage später in der Ausländerdienststelle Hamburg-Nord......
Ein stets korrekter und ein bisschen übereifriger Beamter namens Kurt Kleinlich öffnete Lucas Brief. Er las ihn, las ihn noch einmal, setzte dann seine Brille ab und murmelte: "Oh Gott, ich muss sofort das Auswärtige Amt einschalten!"
Er zitterte ein wenig, als er die Nummer wählte. "Auswärtiges Amt, Sekretariat, Rita Müller, guten Tag! Was kann ich für Sie tun?" "Frau Müller, hier spricht Kleinlich, ich muss dringend Herrn Dumath sprechen!" Herr Dumath ist in einer wichtigen Besprechung, tut mir Leid.", leierte sie herunter. "Frau Müller, es geht um Leben und Tod, glauben Sie mir, ich muss ihn wirklich dringend sprechen!" "Einen Moment bitte, ich schaue ´mal, was ich machen kann." Die Leitung wurde unterbrochen und nach kurzer Zeit meldete sich Herr Dumath.
"Herr Kleinlich, was ist es denn heute? Ich habe für Ihre "Ahnungen" heute wirklich keine Zeit. "Herr Kleinlich überlegte, wie er mit einem Satz die ernste Situation beschreiben könne, und sagte dann: "Das sizilianische Syndikat wird vollständig am 9. Mai in Hamburg eintreffen!"
Am anderen Ende herrschte erst Stille und dann konnte man ein nervöses Räuspern hören. "Ährm, Kleinlich, woher haben Sie diese Information?" "Es steht hier alles in dem Brief, den ich heute bekommen habe. Angeblich kommen sie zu einem Fest, ist ja auch eine gute Tarnung." Herr Dumath seufzte. "Ach, Herr Kleinlich, warum sollte gerade Ihnen jemand schreiben und Sie über die Ankunft der Mafia in Kenntnis setzen, hä?" "Das ist doch ganz klar, einer von ihnen ist zurzeit hier in Hamburg und braucht eine Verlängerung seiner Aufenthaltserlaubnis und dieser Sizilianer hat mir in seinem Antrag oder eher Brief alles berichtet, schön blöd, was?"
"Mhm..., das ist allerdings etwas merkwürdig, faxen Sie mir ´mal den Brief, ich werde mich darum kümmern." Nachdem alle Informationen ausgetauscht waren, wurde das Gespräch beendet.

Nun kam der Stein so richtig ins Rollen. Der sizilianische Polizeipräsident wurde eingeschaltet, eine Sonderkommission mit dem Namen "Ätna" ins Leben gerufen und Deutschland und Italien beschlossen, gemeinsam der kriminellen Organisation ein Ende zu bereiten. Man hatte sich verständigt, den verdächtigen Mortelli die Aufenthaltsgenehmigung zu erteilen, um den Schein zu waren. Die deutsche Sondereinheit sollte mit der Unterstützung des sizilianischen Kommandeurs am 9.5. das Restaurant um 21.30 Uhr stürmen und eine Festnahme aller
Anwesenden bewirken. Der offizielle Grund für die "vorläufige" Festnahme: Verdacht auf unerlaubten Aufenthalt in Deutschland.

Als Lisa ihrem Freund das Dokument mit der Genehmigung vorlas, waren beide außer sich vor Freude. Nun konnten die Hochzeitsvorbereitungen getroffen werden. Es wurde auch Zeit, nur noch zwei Wochen bis zu dem großen Tag.

Wie groß dieser Tag würde, sollten beide noch erleben...

9. Mai, ca. 21.25 Uhr:
Luca tanzt mit seiner Braut ausgelassen und glücklich in der Mitte des Kreises, den die Gäste gebildet hatten. Seine Mama stand vor dem Mikrophon und sang aus vollem Herzen italienische Lieder.
Plötzlich wurde es dunkel und auch die Musik spielte nicht mehr. Die Türen sprangen auf und ein riesiger Tumult ging los.
Dunkle Männer mit Maschinenpistolen stürmten den Raum und hielten die überraschte Hochzeitsgesellschaft in Schach. Männer pöbelten auf Deutsch und Italienisch, Frauen und Kinder schrien. Das Licht war mittlerweile wieder an und die ganze Situation wirkte grotesk. Auf der einen Seite standen mit erhobenen Händen alte Frauen und Greise, Kinder in Sonntagskleidung, junge Leute, ein völlig verwirrtes Hochzeitspaar und Mafia, die Mama von Luca.

Mama stemmte ihre Hände in die Seiten und dann ging ein italienisches Gewitter los, das auch ein Deutscher ohne Probleme verstehen konnte. Der sizilianische Kommandeur erkannte sehr schnell, dass es sich hier auf gar keinen Fall um ein geheimes Mafiatreffen, sondern nur um eine Hochzeitsfeier handelte. Er beriet sich mit seinem deutsche Kollegen und dieser
befahl seine Einheit den Rückzug und ließ sich durch den italienischen Kollegen entschuldigten. Dieser tat dies wortreich bei Mama Mafia und dem Brautpaar und erklärte den Grund für diesen Einsatz. Das anfängliche Misstrauen wurde durch Erleichterung ersetzt und das Fest wurde noch ausgelassener fortgesetzt. Lisa zog ihren frisch Angetrauten auf die Terrasse. "Was, um Gottes Willen, hast du denen denn in deinem Brief geschrieben?"
"Ich habe gesagt, dass ich möchte dich heiraten und ich habe gesagt, äh, die Mafia ist einverstanden und das ich möchte bleiben hier." "Die Mafia ist einverstanden? Na, klasse weiß ja auch jeder, dass du Mafalda, Mafia nennst. Luca, du hast den Nominativ, also den ersten Fall, richtig eingesetzt, aber wenn du einen Namen verwendest, der zweideutig ist, dann musst du das unbedingt erklären wie zum Beispiel: Die Zustimmung meiner Mutter Mafia ist bereits erfolgt, du musst also Nominativ und Genitiv verbinden, verstehst du? Nein, Luca verstand gar nichts, er nannte seine Mutter eben liebevoll Mafia und um den ersten Fall würde er sich noch kümmern, hatte er ja nun genug Zeit, es zu verstehen, er durfte hier bleiben und Lisa würde ihm bestimmt beim nächsten Brief helfen. Mann hin, Mann her, manchmal ist es eben zweckmäßiger, sich von seiner Frau helfen zu lassen. Wer weiß, was sonst noch alles passieren würde...

 

Hallo hundertneunziger,

ja, ein falsches Wort und schon ist das Chaos perfekt. :D
Eine tolle Idee und gut umgesetzt. War lustig, spannend und belehrend. Schreibfehler habe ich außer den gewünschten keinen entdecken können.
Hat mir sehr gut gefallen. :thumbsup:

Liebe Grüße, Susie

 

Hallo hundertneunziger!

Deine Geschichte ist ganz nett, zum Frühstück gerade richtig. :)
Allerdings erwarte ich mir in der Rubrik "Gesellschaft" eigentlich andere Geschichten, gesellschaftskritische genaugenommen. Deine Geschichte hat zwar auch mit einer Gesellschaft zu tun, aber zumindest in meinen Augen nicht in dem Sinn, wie es in der Rubrik gedacht ist. ;)
Würde dafür eher "Alltag" oder vielleicht sogar "Humor" vorschlagen.

Zwei Sachen will ich aber kritisieren:

Du schreibst erst "So schrieb er diesen Brief allein mit Hilfe eines Wörterbuches", dann sind aber gleich in den ersten beiden Worten des Briefes zwei Fehler, was irgendwie etwas seltsam wirkt, insbesondere dadurch, daß im restlichen Brief keine mehr sind:
"Ser geerte Herren,"
Die beiden stummen h hat er doch sicher gesehen im Wörterbuch, oder? ;)

Und hier sind noch zwei außerhalb des Briefes:

"Man hatte sich verständigt, den verdächtigen Mortelli die Aufenthaltsgenehmigung zu erteilen, um den Schein zu waren."
- dem verdächtigen Mortelli ... den Schein zu wahren

Dann hätte ich noch einen Kritikpunkt, aber ich weiß nicht, ob es wirklich einer ist. Dafür fehlt mir ein bisserl Wissen (das ich aber eh nicht brauch :D) und ich bin jetzt zu faul, herumzugoogeln. Und zwar kenn ich die früheren Aufenthaltsbestimmungen der EU nicht, da Österreich ja erst seit 1995 dabei ist. Hingegen war Italien Gründungsmitglied, und wenn EU-Bürger bei den Aufenthaltsbestimmungen bereits früher ausgenommen waren, zumindest seit Erfindung des Fax-Gerätes, dann hättest Du da einen Fehler in Deiner Geschichte. Zumindest seit wir (Ö) in der EU sind, braucht ein Italiener ja keine Aufenthaltsbewilligung, um nach Deutschland zu reisen. Möglicherweise hat sich das aber auch erst 1995 geändert, dann würde das mit dem Fax-Gerät auch passen - wie gesagt, das weiß ich nicht, schreib es aber mal als Hinweis her, vielleicht weiß es jemand anderer. ;)

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hi Susi,
ja mit den Rubriken habe ich noch ein Problem. Wird sich sicher noch ändern. ;o)))
Diese Aufenthaltsgeschichte ist noch immer aktuell, da auch EU-Ausländer eine Erlaubnis für den Aufenthalt brauchen (also, von Dauer, das ist aber auch ohne Heirat möglich).
Egal, sollte halt nur ´ne kleine und nicht wichtige Geschichte werden.
Danke für deine Kritik, ich werde meine "Flüchtigkeitsfehler" beherzigen.
Lieben Gruß
Susa

 

Caro/Cara hundertneunziger (gehe davon aus du bist m, und sehe daher caro für angebracht) :)

Rido sempre ancora.Come si chiamare dare a qlcu il nome dall nonna? (Ist bestimmt nur halbwegs richtig, aber ich konnte es mir nicht verkneifen mit einer anderen Einleitung auf Deine Geschichte zu einzugehen. :D

Ich hab mich weggeworfen vor lachen. Mir kullern jetzt noch die Tränen.

Hab einen Italienischen Freund. So weit ich weiß, brauch man da keine Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland. Bin mir aber nicht hunderpro sicher.
So oder so. Für mich gibt es Geschichten, wo die Logik auch gerne mal ein klein wenig auf der Strecke bleiben darf. Und Deine ist eine der ganz, ganz wenigen davon.

Gestört hat mich jedoch das überfallartige Kommando bei der Hochzeitsfeier. Es war zu übertrieben dargestellt, und zu schnell, und unschlüssig wieder verschwunden.

Den Beamten, der ständig übertrieben reagiert, find ich sehr gut dargestellt.

Ach, hab grad noch ne Kritik gelesen, ehe ich meine Meinung abgeschickt habe. Die Sache mit dem Wörterbuch .... liebe Häferl, ich geb Dir mal kurz ein Beispiel: Neulich hab ich ein Gedicht in Italienisch geschrieben. Als mir jemand das ganze korrigiert hatte, bemerkte ich meine Leichtsinnsfehler (Buchstabenverdreher). Also selbst ein Wörterbuch ist nicht ausschlaggebend, ob man ein Wort richtig oder falsch schreibt.
Aber ich gebe Dir trotzdem voll und ganz recht, dass es ein wenig unrealistisch ist, wie der Brief formuliert wurde.

Ich hab seit Wochen nicht mehr so gelacht wie gerade eben!!!!!!


Gruß
LoC

 

Hi LoC,
klar ist alles ein bißchen überzogen, aber ich finde das nicht so schlimm. Bin eben nicht Simmel bei dem sogar das Haar in der Suppe vor dem Schreiben persönlich in die Besagte fallen gelassen wird um eine perfekte Beschreibung des Vorgangs zu ermöglichen. Freue mich sehr dich erheitert zu haben, das macht Mut!!!
Übrigens: Cara wäre richtig gewesen ;)
Gruß
hundertneunzigerin

 

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