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Der fehlende Balkon

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14.05.2020
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Der fehlende Balkon

Der fehlende Balkon

Ich fange mal an

Wer kennt sie nicht, die Suche nach einer Wohnung. Der unermüdliche Kampf gegen zahlreiche Mitbewerber, die sich in Scharen vor einer Wohnungsbesichtigung tummeln und vehement von sich behaupten, sie seien die idealen Mieter; sich wie Bittsteller dem Vermieter präsentieren und hoffen, die Zusage zu erhalten, als neue Anwohner einziehen zu dürfen. Den persönlichen Fragebogen und diverse Anlagen aushändigen. Sich regelrecht nackt machen. Das Szenario hat schon etwas von einem Striptease. Mit dem feinen Unterschied, dass man kein Geld dafür erhält. All das, um am Ende zu erfahren, dass man es nicht ist – „der neue Mieter“. „Vielen Dank, aber wir haben uns für einen anderen Bewerber entschieden“. Vielen Dank, dass Sie immerhin die Güte hatten, mich darüber zu informieren. Idiot. Nächste Wohnung, gleiches Spiel.

Aber zunächst einmal alles auf Anfang. Ich, Paulo Genaro, 33 Jahre, Vollzeitchaot und begeisterter Synonym-Analytiker mit dem Drang, etwas Perfektes zu erschaffen… Naja, überspringen wir diesen Teil, ich will Sie ja nicht direkt zu Beginn verschrecken. Zusammengefasst: Ich bin der Traum eines jeden Vermieters, erfülle alle Voraussetzungen – nicht – und bin absolut vertrauensselig. Aber ich sehe gut aus, und das muss reichen.

Es ist an der Zeit für mich, eine Wohnung zu suchen, da der Auszug aus dem Elternhaus allmählich unvermeidbar bevorsteht. Mama behauptet, ich solle endlich auf eigenen Füssen stehen. Ich glaube eher, dass meine Eltern eine weitere Einnahmequelle für sich gefunden haben und meine Räumlichkeiten vermieten wollen. Papa spricht in letzter Zeit des Öfteren von einer Natascha. Pflegekraft, so wird das heutzutage genannt, wenn man eine junge, hübsche Frau im Haus wohnen lässt, um sich ihrer Reize zu erfreuen. Naja, schlussendlich ist Mama auch nicht mehr die jüngste, da kann es schon mal vorkommen, dass man für das ein oder andere Bedürfnis…

Eine Wohnung soll also her. Am besten schon gestern, denn der Umzug erfolgte bereits letzte Woche. Und das bei meinen Voraussetzungen und einem überlaufenen Wohnungsmarkt. Welch Freude!

„Lebenspartnerin“: So bezeichnet man eine Person, mit der man gemeinsame Freizeitgestaltung ausübt, und die die Nerven des Anderen so arg strapaziert, dass es hin und wieder zu explosionsartigen Reaktionen führt. Das nennt man, denke ich, Liebe. Ich bin in dieser Hinsicht nicht ausreichend mit Erfahrung ausgestattet, sodass ich genau sagen könnte, was oder wie es ist. Ich kenne es lediglich aus den netten Streifen im Internet, die kostenlos zur Verfügung stehen – den sogenannten Heimatfilmen. Dankenswerterweise von unbekannten Anbietern, die ihre Server im Ausland platziert haben, da Deutschland sicherlich ein klimafreundliches Land ist. Wie dem auch sei. Meine Lebenspartnerin, Jaqueline, ist im Gegensatz zu mir gebildet und hat stets einen guten Rat, wie man gewisse Herausforderungen angeht. Lassen Sie sich an dieser Stelle nicht von ihrem Namen beirren. Dabei handelt es sich tatsächlich nur um ein Klischee. Sie hat ihre Qualitäten. Der Name ist das Ergebnis einer nächtlichen Trunkenheit ihres Vaters, der nach ihrer Geburt das Formular im Krankenhaus mit der Spesenabrechnung verwechselte. Er ist direkt aus dem Club – dort, wo die roten Laternen grell leuchten und die Heizung das Maximum ihrer Leistung erbringt – in den Kreissaal gestolpert, zur Geburt seiner Tochter. Das kann schon hin und wieder zu Verwirrungen führen, wenn man ein Formular auszufüllen hat. Das Nachsehen hat nun Jaqueline, doch scheinbar ohne sichtliche Nebenwirkungen. Ansonsten gilt: bei Auffälligkeiten oder ungewohnten Reaktionen wenden Sie sich bitte an den Vater oder die in jener Nacht diensthabende Prostituierte im Club.

Jaqueline soll es also richten. Sie hat den Kopf voller Ideen. Meine Mutter ist täglich dankbar dafür, dass es sie gibt. Vor allem, da der Geschirrspüler den Geist aufgegeben hat und die Bügelwäsche, dankenswerterweise durch mein Zutun, nie weniger wird und das Bügeleisen stets nach einer Viertelstunde bekundet, dass es eine Gewerkschaftspause verdient. Und die für den Rest des Tages. Belassen wir es bei diesen Exempeln. Wenn ich an dieser Stelle darüber nachdenke, ist es mir geradezu unbegreiflich, warum ich ausziehen soll. Schließlich bin ich doch der wahre Grund, weshalb Jaqueline im Haus ist, wobei meine Mutter stets behauptet, dass ich Jaqueline ohne ihr Zutun nie kennengelernt hätte. Richtig ist, dass sie bei uns als Hausdame gearbeitet hat. Doch sind es nicht meine Qualitäten gewesen, die dazu geführt haben, dass Jaqueline und ich jetzt ein Paar sind? Das wäre sicherlich ein gesondertes Thema, worüber ich schreiben könnte. Aber zunächst soll eine Wohnung her.

Der Traum „Wohnung“

Wie jeden Abend liege ich auf meinem Bett, eine Flasche Bier zur Hand, um die Gedanken des Tages bei netter Berieselung durch anspruchsloses Fernsehprogramm herunter zu spülen. Die Wohnung wird plötzlich und zu meinem Verdruss zum Gesprächsthema, wobei ich doch sehr stark abgelenkt bin durch das abendliche Outfit von Jaqueline, sodass es mir schwerfällt, einen klaren Gedanken zu fassen. Vielleicht liegt es aber auch an der Wirkung des Bieres, die sich bereits nach einer Viertelflasche schleichend einstellt. Das Fernsehprogramm ist es definitiv nicht, wenn ich darüber nachdenke. Zwei überaus fragliche weibliche Gestalten wechseln die Familien und nennen das Frauentausch. Im Swingerclub läuft das Ganze sicherlich schneller und effektiver. Wo finden die Verantwortlichen bloß diese Frauen? Täglich halte ich Ausschau nach vergleichbaren Exemplaren, doch die Antwort ist simpel. Für Geld kann man sich problemlos einer breiten, verblödeten Masse im Fernsehen öffentlich zur Schau stellen. Das muss der wahre Grund sein.

Das Wunschbild der idealen Wohnung kann schon bei zwei Personen auseinandergehen. Wenn ich mir vorstelle, mich mit Anderen darüber auszutauschen, sehe ich Bilder vor mir, die mich keineswegs dazu ermutigen, eine Wohnung zu suchen, denn eine vergleichbare wird es nicht geben. Selbst der Antrag, eine solche Wohnung zu bauen, ist keineswegs eine Garantie für das Wohlwollen und die minutiöse Umsetzung durch das zuständige Bauamt. Aber nun gut. Wir sind uns grundsätzlich immerhin darüber einig, dass die Wohnung vier Wände, eine Decke, ein Bad und diverse weitere Zimmer haben sollte. Die Anzahl der Räume überspringen wir zunächst lieber, wobei eine Villa doch auch eine Wohnung ist, im entferntesten Sinne zumindest. Ja. Eine Stadtvilla. Mit den unterschiedlichsten Räumlichkeiten und viel Platz, einer Garage für mein nicht vorhandenes Auto und einem Pool, den ich ohnehin nicht nutzen würde, da ich Wasser als überflüssiges Element betrachte, welches der Liebe Gott uns Menschen lediglich zur Verfügung gestellt hat, um den weiblichen Körper damit zu Ummanteln, sodass der Geist in uns Männern Schwäche zeigt. Aber eine Dusche sollte reichen.

Das Bad

Eine Badewanne wird überbewertet und dient lediglich der weiblichen Romantik. Somit beschränkt sich das Bad auf eine Toilette, einen Duschbereich und ein Handwaschbecken. Da man sich darin nicht stundenlang aufhalten soll, ist die Heizung ebenfalls überflüssig. Check. Die Wohnung sollte über ein Bad verfügen. Größe eher sekundär.

Das Schafzimmer

Über ein separates Spielzimmer, sprich Schlafzimmer, sollte die Wohnung ebenfalls verfügen. Schlussendlich ist ein und dasselbe Schlafzimmer niemals für jeden gleichermaßen geeignet, sofern man den jeweiligen Fetisch berücksichtigt. Schon allein, wenn ich an meine Mutter denke. Was wird sie bloss davon halten? Die wird ja glauben, dass ihre arme Jaqueline häusliche Gewalt erdulden muss, wenn sie das gesamte Equipment erblickt. Nein, das sollte auf keinen Fall für Besucher einsehbar sein. Somit steht auch das fest: Die Wohnung muss ein abgetrenntes Schlafzimmer beinhalten, mit Bett, Fernseher und Spielzeug. Fertig ist auch dieser Bereich. Ich finde, das Bild meiner idealen Wohnung konkretisiert sich immer mehr.

Das Wohnzimmer

Playstation, Beamer und ein Kasten Bier. Das ist alles, was man für das eigene Wohlbefinden im Wohnzimmer benötigt. Ich finde, alles andere wird überbewertet und nimmt unnötig Platz ein, was schlussendlich dazu führt, dass der Raum kleiner wirkt, als er tatsächlich ist. Und man muss praktisch denken. Alles, was sich im Wohnzimmer befindet, muss auch gereinigt werden. Und das ist ein Thema, worüber sich bekanntlich ausschweifend schreiben lässt, was ich überaus gerne zu einem späteren Zeitpunkt machen würde. In dieser Zeit muss ich dann nämlich nicht putzen. Aber ein Wohnzimmer muss trotzdem sein, schließlich ist die Tagesbeschäftigung aufrecht zu erhalten. Ein Mensch benötigt klar abgesteckte Tagesstrukturen.


Die Küche

Auch als Hölle bezeichnet. Ein Raum, welcher in Zeiten von Lieferando und Co. sinnloser nicht sein könnte. Doch es wird sich wohl nicht vermeiden lassen, dass ein solcher Raum immerhin hypothetisch zur Verfügung steht. Somit überlege ich, wie ich diesen Raum entsprechend nutzen könnte. Von oben bis unten Schwarz streichen, Neonbeleuchtung installieren, noch eine Musikanlage und… fertig! Damit wäre das Partyzimmer abgehakt. Für den Joint am Abend muss es schließlich auch einen Raum geben, in dem er genossen werden kann. Wobei zu viel Rauch in der Wohnung neben der Nebelmaschine zu Verwirrung führen und bei einer Party unangenehme Folgen haben könnte. Wer will schon erklären müssen, warum man seine Hand gerade am falschen Busen hat? Im Nebel sah dieser nun einmal genauso aus wie deiner, mein Schatz. Doch das hat noch Zeit, erst einmal muss die Wohnung ja her. Fazit: Ich brauche einen Balkon. Das ist ein Must-have.

Eine Zweizimmerwohnung mit Balkon

Nach einem längeren Gespräch und einem Austausch von Körperflüssigkeiten konnten Jaqueline und ich uns einig werden. Zumindest hinsichtlich der Wohnungsgröße und dem Balkon. Der innere Gestaltungsspielraum steht noch offen und bedarf der ein oder anderen Diskussion.

Es soll eine Zweizimmerwohnung mit Balkon werden, und das ganze möglichst günstig. Nein, günstiger als günstig und in zentraler Lage. Somit habe ich einen großen Schritt bereits bewältigt. Nun kann ich mich weiterhin meinem Bier und dem Fernseher widmen. Zuviel Zuneigung am Abend ist nichts für den Erhalt des Samenflusses. Es gilt, die Reproduktionsrate zu erhalten.

Wohnungssuche

Welch ein Dilemma. Das Internet quellt über von diversen Mietportalen und entsprechenden Angeboten und ich muss mich an meine Vorgaben halten. Also gilt es, die Suche einzugrenzen und plötzlich – Herzlich Willkommen in der Realität. Günstig: nein, und günstiger schon gar nicht. Wohnungsgröße? Was wollen die von mir? Ich will eine Zweizimmerwohnung mit Balkon. Was ist daran nicht zu verstehen? Rentnerehepaar? Ruhiger Nachmieter? Keine Tiere? Okay, Jaqueline zählt nicht dazu. Obwohl sie hin und wieder gern mal zum Tier werden kann. Was soll dieser Quatsch? Wo finde ich mich da bitte wieder? Einzugstermin erst in drei Monaten. Oder gar in sechs. Ich brauche jetzteine Wohnung. Von wegen „Google: deine Suchmaschine Nr. 1“. Nichts, aber überhaupt nichts bekommt dieses Portal hin. Ich muss wohl selbst eine Suchmaschine programmieren.

Es nützt nichts. Mama quengelt und Sohnemann muss (aus)ziehen. Also studiere ich die einzelnen Treffer, die mir im Internet angezeigt werden. Eine Zweizimmerwohnung präsentiert sich mir. Nette Bilder auf den ersten Blick. Frei ab sofort. Preislich nicht die günstigste Alternative, aber ich schreibe mal einen Lebenslauf, so wie gewünscht. Ich komme mir vor, als suchte ich gerade einen neuen Job und müsste mich auf eine ausgeschriebene Vakanz bewerben. Wer weiß denn schon, wie so etwas geht? Hobbys? Warum will der Vermieter das bitte wissen? Zockt er dann etwa mit mir gemeinsam in meiner Wohnung, für die ich Miete zahle, und geht an meine Grasvorräte? Soweit kommt es noch. Nun gut… Hobbys: Ich fühle mich mit der Natur verbunden und geniesse die nächtlichen Spaziergänge im Wald mit meiner Partnerin. Was wir im Wald dann machen, lasse ich aus. Kann er sich dann selbst denken. Pilze sammeln bei Mondschein natürlich. Naturbursche halt. Ratzfatz, nach gefühlten fünf Stunden, bin ich fertig. X-mal die Korrektur durchlaufen lassen und Word davon überzeugt, dass gewisse Worte so zu schreiben sind, wie ich es getan habe. Seit wann ist die Technik schlauer als ich? Send.

Wohnungsbesichtigung

Nach zahllosen Bewerbungsanschreiben und unzähligen Absagen – hinzu kommen noch die, die ihr Wohnungsangebot gelöscht haben – erhalte ich schließlich die erste Rückmeldung. „Sehr geehrter Herr Genaro, hiermit laden wir Sie herzlich zu einer Wohnungsbesichtigung um 13 Uhr ein.“. Das ist ja nett. Was glauben die eigentlich, wo das Geld für die Miete herkommt? Ein normaler Mieter ist um 13 Uhr in der Regel auf der Arbeit. Okay, das kann auch eine gebräuchliche Zeit sein, zu der man auf Ämtern unterwegs ist. Also: ist nicht. Leider nein, leider gar nicht. Würde ich mal sagen.

Jedoch lässt die nächste Zusage für eine Wohnungsbesichtigung nicht lange auf sich warten. Zu meiner Freude an einem Tag, an dem ich kann, und zu einer Uhrzeit, während der Jaqueline arbeiten muss. Ich habe also Zeit.

Etwas verwirrt stehe ich nun vor dem Haus. Allein. Keine weitere Anhängerschaft. Keine Mitbewerber, die so aussehen, als wollten sie das gesamte Objekt kaufen. Zum vereinbarten Zeitpunkt ist weit und breit kein Mensch zu sehen. Die Oma, die dort mit ihrer Fußbremse gelaufen kommt, wird wohl kaum der Vermieter sein. Nachdem ich im Kalender meines Smartphones überprüft habe, ob ich mich zur richtigen Zeit am richtigen Ort befinde, zünde ich mir eine Zigarette an. Das ist die Zeit, die ich dem Vermieter gebe, um zu erscheinen. Ich habe schließlich auch keine Zeit zu verschenken. In derselben Zeit könnte ich das dritte Level meines derzeitigen Online-Playstationspiels beenden.

Ein junger Mann, sportlich gekleidet, leichter BWLer-Verschnitt, nähert sich mir und dem Objekt. „Guten Tag. Herr Genaro?“ Das ist er wohl, der Vermieter. Wie sich im Laufe des Gesprächs herausstellt, ist er eigentlich nur der Sohn. Dem Papa ist es wohl zu spät, um noch zu arbeiten und eine Wohnungsbesichtigung durchzuführen. Mit dem Fußvolk und dieser minderwertigen Tätigkeit darf sich Sohnemann beschäftigen. Auch er muss eine Existenzberechtigung vorweisen, damit er die Kreditkarte von Papa weiterhin mit Freude benutzen darf.

Wow, ein Kronleuchter im Treppenhaus. Ich komme mir vor wie in Dallas. Für die Jüngeren unter uns: Das war mal eine Kult-Serie des letzten Jahrhunderts. Aber dann – Treppe. Kein Fahrstuhl. Und das ganze bitte bis zum obersten Stock. Beim Hinaufgehen der Treppen lautet mein erster Gedanke: „Wer trägt die Bierkästen nach oben?“ Jaqueline wird wohl ihr Sportprogramm umstrukturieren dürfen. Da sie nicht täglich bei mir ist, wird es wohl heißen: zwei Kisten Bier gleichzeitig, bitte.

Oben angekommen, stellt sich erst einmal kurz die Atemnot ein. Für einen professionellen Couchsitzer höchster Klasse ist das, was ich hier zum Besten gegeben habe, vergleichbar mit dem Erklimmen des Mount Everest.

„Sie können sich die Wohnung in Ruhe anschauen. Wenn Sie Fragen haben, stehe ich Ihnen sehr gern zur Verfügung.“ Und – schwups – ist er mit seinem Smartphone in der Hand verschwunden. Da stehe ich nun und weiß nicht, worauf ich achten soll. Von Raum zu Raum schaue ich mich um. Im Eingangsbereich ist mir bereits die Küche aufgefallen, oder zumindest das Zimmer, das den Eindruck einer Küche vermitteln sollte. Der Rundgang durch die Zweizimmerwohnung ist schneller beendet, als es gedauert hat, zu ihr zu gelangen. Kurzer Abgleich mit dem, was die Wohnung haben sollte… check. Wobei – da fehlt doch der Balkon.

„Sagen Sie mal: Ist dieser Raum hier als Küche gedacht? Und wo ist bitte der beworbene Balkon?“ Frage ich in meinem nettesten Tonfall den Sohnemann.

„Ja, das hier ist die Küche. Sicherlich ist das ein oder andere noch zu machen, aber die Wohnung wird so übergeben, wie sie ist. Balkon? Ja, den sehe ich auch nicht. Da muss uns bei der Anzeige wohl ein Fehler unterlaufen sein.“

Was für ein Typ. Auf die Frage, ob ich Interesse an der Wohnung hätte, antworte ich zunächst mit Ja. Aber eigentlich ist es ein Loch, und ohne Balkon schon mal überhaupt nicht, was ich suche. Wer bin ich denn, dass ich so viele Kompromisse eingehen muss? Nur weil Mama meint, ich müsse aus dem Haus, damit Papa was fürs Auge bekommt? Nein! Meine Stimmung ist alles andere als gut, was Jaqueline zu spüren bekommt. Bier. Playstation. Zu Leibesvisitationen bin ich heute nicht aufgelegt. Eine Küche, bei der man von außen dran schreiben muss, dass es sich um eine Küche handelt, und ein fehlender Balkon noch als Krönung oben drauf.

Nach unzähligen Wohnungsbesichtigungen

Meine wohlorganisierte Tagesstruktur ist ganz schön aus den Fugen geraten. Mit viel Arbeit und Mühe habe ich mir diese geschaffen. Und jetzt? Nun beschäftige ich mich nur noch mit dem Thema Wohnungssuche. Zahlreiche Besichtigungen. Endlose, immer wiederkehrende Gespräche, die schlussendlich immer die gleichen Fragen beinhalten. Jaqueline versucht mir klar zu machen, dass es Zeit braucht. Freunde, Bekannte und alles, was sonst noch so ungefragt seine Meinung zu bekunden hat, glauben mir sagen zu müssen, dass eine Wohnungssuche in erster Linie Zeit und Geduld kostet. Aber mein Name, Paulo, beginnt mit „P“ wie „plötzlich“. Und plötzlich vibriert mein Smartphone. Einen Moment lang genieße ich dieses Wohlgefühl, bevor ich den Apparat aus der Hosentasche hervor hole, um den Anruf anzunehmen. Unbekannte Rufnummer…: „Guten Abend, Herr Genaro. Wir würden gern mit Ihnen den Mietvertrag abschließen. Hätten Sie dafür in der kommenden Woche Zeit? Ich würde Sie gern persönlich kennenlernen und anschließend können Sie den Vertrag unterzeichnen.“ Ja, klar habe ich Zeit. Davon habe ich Unmengen. Alles, was ich zur Verfügung habe, ist Zeit. Nach dem Gespräch wächst in mir plötzlich ein unbehagliches Gefühl. Was hast du getan? Ausgerechnet diese Wohnung. Wo die Küche ein Hinweisschild benötigt, damit man weiß, dass es eine ist. Dazu der fehlende Balkon. Oh nein. Mein Gott… Aber nun gut. Erstmal abwarten. Bis zur kommenden Woche ist noch etwas Zeit und vielleicht meldet sich ein weiterer Vermieter. Alles wird gut. Die gesamte Sprüchesammlung von Omas Zeiten bis heute sprudelt aus jeder Ecke meines Kopfes hervor.

Das Ganze Jaqueline zu erklären, wird eine besonders große Herausforderung. Wobei – da gibt es nichts zu erklären. Es war ganz einfach eine Kurzschlussreaktion. Das soll es geben. Einfach so. Unterbewusst. Mein Mund hat sich selbständig gemacht und dabei sind Laute herausgeströmt, die der Vermieter am anderen Ende der Leitung entsprechend interpretiert hat. Das ist ohne meinen Willen geschehen. Eigentlich bin ich dafür nicht verantwortlich. Das war mein Über-Ich. Ja, so ist es gewesen. So und nicht anders.

Wohnungsübergabe

Es kommt, wie es kommen musste. Meine Erklärung, die dazu geführt hat, dass wir jetzt dort stehen, wo wir stehen, wurde natürlich nicht akzeptiert, und ein großes Unverständnis breitete sich darüber aus, warum ich dieser Wohnung zugesagt hatte. Doch nun ist es soweit. Der Mietvertrag ist unterzeichnet worden. Der Tag der Wohnungsübergabe ist angebrochen. Jaqueline und ich verabreden uns zur vereinbarten Wohnungsübergabe vor der Haustür, um den Vertrag gemeinsam zu besiegeln.

Sohnemann ist diesmal brav an Papas Seite zur Wohnungsübergabe erschienen. Und das Ganze auch noch pünktlich. Wer hätte damit gerechnet.

„Schauen Sie sich bitte gemeinsam noch einmal in der Wohnung um. Sollte es noch etwas anzumerken geben, können wir das gerne besprechen.“ Weshalb sollte ich mich erneut in der Wohnung umschauen? Ich hatte doch bereits das Vergnügen. Die Küche ist keine Küche und der Balkon ist nicht vorhanden. Also stehe ich im Schlafzimmer und blicke mich um.

„Naja. Die Küche ist zwar nicht optimal, aber man kann etwas daraus machen“, meint Jaqueline mich ermutigen zu müssen und schaut sich weiter in der Wohnung um. „Was ein schöner Ausblick. Und so schön groß…“ Welcher schöne Ausblick? Inwiefern groß? Schließlich finden wir uns alle gemeinsam in der Küche wieder. „Hier gibt es doch einen Balkon! Und klein ist er auch nicht!“, freut sich Jaqueline.

Was ist passiert? Wo kommt dieser Balkon plötzlich her? Alle Anwesenden schauen mich fragend an. „Aber bei der ersten Wohnungsbesichtigung war kein Balkon zu sehen. Ich habe sogar ausdrücklich nach einem Balkon gefragt…“, versuche ich mich zu erklären und hoffe auf die Zustimmung des Sohnemanns.

„Wie…? Der Balkon war auch bei der Wohnungsbesichtigung schon da. Wir sind doch gemeinsam draußen gewesen“, antwortet der Vater, der zur Besichtigung überhaupt nicht anwesend war. „Wir werden mit Sicherheit keinen Balkon über Nacht für sie errichtet haben.“ Jaqueline lacht und amüsiert sich prächtig.

Was ich jetzt habe? Eine überaus schöne Zweizimmerwohnung mit einer exklusiven Küche und einem Balkon. Doch das einzige, was von meiner geplanten Inneneinrichtung umgesetzt worden ist, sind die schwarzen Küchenwände.

In diesem Sinne: Viel Spaß bei der Suche nach einer geeigneten Wohnung mit Balkon.

 

Hallo @Paulo Genaro und herzlich willkommen bei Wortkrieger,

deine erste Station wird hier das Korrektur-Center sein, denn bei aller Freude am Geschichtenschreiben ging dir wohl die Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung verloren. :D

Dort hast du vier Wochen Zeit, den Text zu überarbeiten, so dass er anschließend, nachdem du den zuständigen Moderator kontaktiert hast, wieder in diese Rubrik zurück verschoben wirst und wir ihn besprechen können.

Bis dahin wünsche ich dir viel Erfolg und Vergnügen,

Kanji

 

Hallo @Paulo Genaro,

die Idee deiner Kurzgesschichte finde ich im Allgemeinen ganz witzig, allerdings ist die Umsetzung sehr schlampig - meist wegen der unzählbaren Rechtschreibfehler, aber auch der Schreibstil an sich liest sich für mich nicht flüssig. Du hast manchmal Punkte mitten im Satz gesetzt und die Groß- und Kleinschreibung solltest du üben, am Besten in dem du Wortarten und Satzbau lernst.

Du solltest deine Kurzgeschichten auch mehrmals durchlesen, bevor du sie postest, um zu vermeiden im Korrektur-Center zu landen.

Auch finde ich, dass sich der Text drastisch kürzen ließe.

Das sind meist Punkte, welche die Grammatik betreffen und diese lassen sich natürlich gut studieren und verbessern. Überarbeite den Text am Besten nochmal.
Auch von mir viel Erfolg und ich hoffe, dass du Einiges aus diesem Forum lernen wirst.

lorenzf

 

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