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Der Fehler des Jamal Johnson

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02.03.2006
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Der Fehler des Jamal Johnson

Der Fehler des Jamal Johnson​

Es war der perfekte Coup.
Alles, bis auf die kleinste Kleinigkeit, war hundertmal durchdacht. Jamals Existenz, ja vielleicht sogar die Existenz seiner gesamten Familie stand auf dem Spiel.
„Ich mache das alles nur für dich, Jenny“, murmelte er.

Seine Jenny. Sie würde ihn niemals im Stich lassen. Wie denn auch?
Sie waren unverheiratet und hatten keine Kinder. Die Eltern der beiden und deren Geschwister waren schon verstorben. Beide hatten niemanden, abgesehen von dem jeweils anderen; keine Verwandten oder Bekannten.

Jamal fragte sich, was sein Chef, seine Arbeitskollegen, seine Freunde dazu sagen würden, sollten sie jemals Wind davon bekommen. Doch darüber konnte Jamal nur lachen: er war ein Profi, er ließ sich nicht erwischen, nee, er nicht.
Noch einmal rief er sich ins Gewissen, für wen er das tat und betrat, bedacht lautlos, das Gebäude. Durch ein Fenster versteht sich – die Türen wurden nachts immer abgeschlossen. Natürlich war es kein Problem gewesen die Alarmanlagen auszuschalten. Er kannte sich mit Alarmanlagen und Zeitschaltuhren aus – jeder Elektroniker kannte die von ihm entwickelten Warnsysteme und den dazugehörigen Krimskrams! Genauso wie die Überwachungskameras, Jamal hatte eine kleine Änderung an ihnen vorgenommen, stellten die Wachmänner keine ernstzunehmende Bedrohung dar. Heute war das Spiel der Deutschen Nationalmannschaft gegen Italien in Florenz. Die Deutschen würden die italienische Mannschaft bei diesem Highlight weghauen, da war sich Jamal sicher – nicht sein erster, auch nicht sein einziger, aber durchaus sein folgenleichtester Fehler. Ein Job bei der angesehensten Security-Firma der Stadt war vielleicht hilfreich, um Sicherheitssysteme zu umgehen (vor allem verdient man nicht schlecht ohne Konkurrenz innerhalb der Stadt), aber es förderte auch nicht gerade die Sicherheit bei Vorraussagen, die Sport betrafen.

Jamal benutzte nicht den Aufzug – der würde zu viel Lärm machen, selbst für Wachmänner, die sich Jamals Meinung nach über ein Tor der Deutschen freuten – auch hier irrte Jamal (natürlich bei dem Tor, nicht bei dem Lärm); zum dritten Mal. Sein Ziel befand sich ohnehin im Erdgeschoss. Das Bellen eines Hundes drang zu Jamals Ohren. Er wusste nicht, ob er sich das einbildete, vermutete es aber; die Umstände erklärten es, sagte er sich. Bei seinem letzten Besuch – er war gekommen um die Geräte zu „warten“ – war ihm kein Wachhund aufgefallen. Sein Verdacht wurde also bestätigt. Ihm fiel ein, weshalb er hier war und er ging zielstrebig auf einen der Tische, die im Dämmerlicht des Mondes waren, zu. Er kannte sich hier aus. Warum, das soll dahin gestellt sein. Er holte drei Dinge aus seiner Manteltasche und machte sich ans Werk.

Fünf Minuten später informierte sich Jamal nach dem Zeitplan, das heißt er schaute auf die Uhr. Noch zwei Minuten und 22 Sekunden! Nachdem er exakt zwei Minuten und 19 Sekunden später aus dem Fenster stieg, fiel ihm ein, er musste noch seine Fingerabdrücke auf dem Fenster mit seinne Handschuhen wegwischen (wozu sind die auch sonst da?). Nun hieß es ab nach Hause, zu Jenny. Seiner Jenny.

Drei Tage später, Jamal sah sich gerade seine Lieblingssendung an, Aktenzeichen ABC ungelöst; dabei musste er immer so lachen. Er konnte sich nicht vorstellen, dass es solch blöde Verbrecher wie diese gab. Wie konnte man sich von der Polizei schnappen lassen, oder schlimmer noch, auf so primitive Alarmanlagen hereinfallen?
Jenny hatte es sich in der Ecke des Sofas gemütlich gemacht und schlief. Jamal wandte sich unbemerkt vom Bildschirm ab und beobachtete Jenny. Seine Jenny. Was würde er sagen?
War er damit einverstanden? Würde er …? Genau in diesem Moment klingelte das Telefon. „Wenn man vom Teufel denkt“, schoss es ihm durch den Kopf. Jenny, seine Jenny war beim Klingeln aufgeschreckt, hatte jedoch keinen Mucks von sich geben.

Er hob den Hörer so neben sein Ohr, dass er genau in dessen unteren Teil sprechen konnte.
„Hier Jamal Johnson, wer da?“
„Ja, ja, das ist sicher eine dieser urkomischen Fangfragen, was?“
Er sprach mit einer unbeschreiblichen Stimme. Sie klang ungefähr normal hoch (also eher tief, weil er ja ein er ist), und Jamal glaubte, da einen hochdeutschen Akzent herauszuhören. Er stellte eine Gegenfrage: „Erstens, wie kommen Sie darauf. Zweitens habe ich nichts gesagt, jetzt auf ihr „was“ bezogen.“
„Erstens, es gibt zwei Antworten auf Ihr „Wer da?“:
Erstens, ich Jochen Jäger, Sie haben mich gebeten, Sie zurückzurufen. Zweitens, Sie Jamal Johnson. Egal, welche Möglichkeit ich gewählt hätte, Sie hätten auf jeden Fall mit einem Feixen auf dem Gesicht und erröteten Backen erklärt, meine Antwort sei falsch und mir dann jeweils die „richtige“ Antwort genannt. Zweitens, ist in Ordnung, muss mich wohl verhört haben.“
Jamal fühlte sich kalt erwischt, war aber zugleich hitzig. Bis jetzt war jeder Anrufer auf seinen Trick hereingefallen. Herr Jäger kannte sich offenbar in der Szene aus. Jamal musste vorsichtiger sein. „Sagen Sie mir jetzt, was Sie zu sagen haben, und verschwinden Sie aus der Leitung.“
Jamal war aggressiver geworden. Er konnte Leute nicht leiden, die nicht auf seine fiesen Tricks hereinfielen.
„Nun, wenn man es genau betrachtet, kann ich Ihnen entweder das, was ich Ihnen sagen möchte sagen, oder ich verschwinde aus der Leitung, wie Sie es ausdrücken. Beides auf einmal lässt sich ni–“
„REDEN SIE KEINEN SCHEIß UND REDEN SIE ENDLICH!“
Jochen Jäger überlegte sich kurz, ob er auch diesmal Klugheit scheißen sollte, ließ es aber bleiben.
Stattdessen erwiderte er: „ Ist ja gut. Aber zuerst noch zwei Fragen: a, haben Sie dieses Foto von mir und Jasmin, meiner Jasmin? Wissen Sie, wir wollen bald heiraten. Meine erste Heirat!“
Jamal legte geschockt den Hörer auf die Gabel. Ohne sich zu verabschieden!

Jochen Jäger hatte keine Frau! Das war die kleinste Kleinigkeit, die in seinem sonst so genialen Plan einen Risikofaktor darstellte, sein erster Fehler. Doch anders als die beiden anderen war dieser sehr gravierend! Das war der Fehler des Jamal Johnson! Sein genialer Plan sah es vor, Herrn Jochen Jäger mit dessen heimlicher Liebschaft zu erpressen. Aus diesem Grund war er, Jamal Johnson, in Jochen Jägers Arbeitsstelle eingebrochen und hatte auf einem seiner Taschentücher einen Drohbrief verfasst, den er auf J.J’s Tisch gelegt hatte. Doch diesen Plan konnte, ja musste er fallen lassen. Er war zum Scheitern verdammt. Wahrscheinlich war J.J’s Liebschaft noch nicht mal geheim! Für Jamal stand fest: Er musste den Tierarzt Dr. Jochen Jäger bezahlen. Anders konnte er seine Hündin Jenny, seine Jenny, nicht von ihren Leiden erlösen. Seine Augen füllten sich mit Tränen. Er schwor, an jedem Tag betend an ihrem Grab zu weinen.

 
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Hallo mcwise,

wie soll ich anfangen? Tja, irgendwie hab ich deine Geschichte nicht verstanden oder sie ist nicht komisch. :(
Wie dem auch sei, da sind paar Ungereimtheiten.
"Sie klang ungefähr normal hoch (also eher tief" ... :confused:
"hochdeutschen Akzent" ... gibt es so etwas? Ein deutschen Akzent, okay, aber einen hochdeutschen?
Zudem muss ich sagen, dass du mir in der KG zu viel laberst. Der Anfang zieht sich ja schon, aber erst Stück mit dem Anruf. Puh, ich hatte echte Schwierigkeiten durchzuhalten.
Eigentlich sollte ich noch etwas positives sagen, aber sorry, ich kann nichts finden.
Warum will er den Hund umbringen?

Tschö MiK

P.S.: Vielleicht stehe ich aber mit meiner Meinung alleine da.

 

Hallo mcwise,

im ersten Absatz schreibst du, dass das Vorhaben von Jamal für die ganze Familie Folgen haben könnte, im zweiten, dass er gar keine Familie hat. Würde ich noch mal überarbeiten.

Das Ende kam überraschend, das find ich gut, würde es aber so schreiben, dass der Tierarzt den Hund heilen wollte und nicht killen, ist sonst ziemlich verwirrend.

mfg

pina colada

 
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Ich wollte ja mcwises Geschichte eigentlich nicht kommentieren, aber ich muss ja schon fast ...

"hochdeutschen Akzent" ... gibt es so etwas?
:rolleyes: mayne ...
dass das Vorhaben von Jamal für die ganze Familie Folgen haben könnte, im zweiten, dass er gar keine Familie hat.
encore une fois: :rolleyes: mayne ... oder womayne von mir aus ...

Ist das eigentlich nur bei mir so, oder werden in der Geschichte die i-tags nicht richtig umgesetzt?
EDIT: Ich idiot, hab das mit dem falschrummen / ganz übersehn :Pfeif:

"betend am Grab weinen" :D
Das Ende halt wie pina colada, hat mich überrascht (obwohls klar war, dass es überraschend wird, wenn du verstehst) fands auch gut.

Na ja, ne Empfehlung wär eigentlich gebucht, geht aber net wegen Handicap ;) Vetternwirtschaft und so, du verstehst ...

Bruder :sick: Tserk

 

Ist das eigentlich nur bei mir so, oder werden in der Geschichte die i-tags nicht richtig umgesetzt?
Nein, das dürfte bei jedem falsch zu sehen sein.

@mcwise

War er[\i] damit
Das funktioniert so nicht. Markiere den entsprechenden Text, der kursiv gesetzt werden soll und klick auf das "schräge I" in der Funktionsleiste.

 
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ok, mit dem umbringen habe ich mich mehrdeutig ausgedrückt.
ich meinte einschläfern. warum das überlasse ich dem leser.;)

alle sachen, die ihr angeschprochen habt, sind so gemeint wie sie dastehen.

und das mit dem [\i]...:Pfeif:
hihihi. naja wenigstens hat auch flashbak(als Mod!) das nicht bemerkt, dass das \ eigentlich / heißen müsste
mcwise:D

 

Hallo mcwise,

Befürworter des Wortspiels!

Also ich fand deine Geschichte sehr erheiternd, muss ich zugeben.
Zuerst hab ich nicht ganz begriffen, warum sie hier in Humor steht, aber als ich dann das hier

Sein Ziel befand sich ohnehin im Erdgeschoss.

gelesen hatte, hab ichs gemerkt. Diese Art von Humor ist hier nicht sehr häufig vertreten und wird wohl von vielen nicht ganz verstanden (hab die anderen Kritiken noch nich gelesen, aber könnts mir vorstellen). Aber hey, Picasso ist auch erst nach seinem Tod zu echter Berühmtheit gelangt.
okay... ich will nicht übertreiben. Soooo gut wars jetzt auch nich.
Aber einige Passagen waren schon sehr ausgeklügelt und zum nachdenken.
Hier meine Lieblingsstelle:


„Hier Jamal Johnson, wer da?“
„Ja, ja, das ist sicher eine dieser urkomischen Fangfragen, was?“
Er sprach mit einer unbeschreiblichen Stimme. Sie klang ungefähr normal hoch (also eher tief, weil er ja ein er ist), und Jamal glaubte, da einen hochdeutschen Akzent herauszuhören. Er stellte eine Gegenfrage: „Erstens, wie kommen Sie darauf. Zweitens habe ich nichts gesagt, jetzt auf ihr „was“ bezogen.“
„Erstens, es gibt zwei Antworten auf Ihr „Wer da?“:
Erstens, ich Jochen Jäger, Sie haben mich gebeten, Sie zurückzurufen. Zweitens, Sie Jamal Johnson. Egal, welche Möglichkeit ich gewählt hätte, Sie hätten auf jeden Fall mit einem Feixen auf dem Gesicht und erröteten Backen erklärt, meine Antwort sei falsch und mir dann jeweils die „richtige“ Antwort genannt. Zweitens, ist in Ordnung, muss mich wohl verhört haben.“

Sehr verstrickt, aber lustig, das alles!
Das alles, dieser ganze Humor erinnert mich sehr an die Leslie Nielson - Filme "Die nackte Kanone" usw... man könnte meinen, du magst diese Filme.

Da sind zwar noch einige Rechtschreibfehler drin, aber ich lass die Fehler Fehler sein und nenn lieber noch eine Stelle, die ich mochte:

Jamal legte geschockt den Hörer auf die Gabel. Ohne sich zu verabschieden!

Ohne sich zu verabschieden... großartig!

Er schwor, an jedem Tag betend an ihrem Grab zu weinen.

Das wird sicher hart, jeden Tag zu weinen. Na ja, versuchen kann man's...

Also, zusammengefasst hast du eine schöne, abgedrehte Geschichte geschrieben, die am Ende sogar Sinn ergibt...
Einzig der Anfang sollte vielleicht von der Gagdichte her noch mal überschaut werden.

Ansonsten :thumbsup: ,
Underground

 
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@Underground

Befürworter des Wortspiels!

du hast es erfasst:thumbsup:

Also ich fand deine Geschichte sehr erheiternd, muss ich zugeben.

Vielen Dank!!!

Aber einige Passagen waren schon sehr ausgeklügelt und zum nachdenken.
Hier meine Lieblingsstelle:

Zitat:
„Hier Jamal Johnson, wer da?“
„Ja, ja, das ist sicher eine dieser urkomischen Fangfragen, was?“
Er sprach mit einer unbeschreiblichen Stimme. Sie klang ungefähr normal hoch (also eher tief, weil er ja ein er ist), und Jamal glaubte, da einen hochdeutschen Akzent herauszuhören. Er stellte eine Gegenfrage: „Erstens, wie kommen Sie darauf. Zweitens habe ich nichts gesagt, jetzt auf ihr „was“ bezogen.“
„Erstens, es gibt zwei Antworten auf Ihr „Wer da?“:
Erstens, ich Jochen Jäger, Sie haben mich gebeten, Sie zurückzurufen. Zweitens, Sie Jamal Johnson. Egal, welche Möglichkeit ich gewählt hätte, Sie hätten auf jeden Fall mit einem Feixen auf dem Gesicht und erröteten Backen erklärt, meine Antwort sei falsch und mir dann jeweils die „richtige“ Antwort genannt. Zweitens, ist in Ordnung, muss mich wohl verhört haben.“


Sehr verstrickt, aber lustig, das alles!
Das alles, dieser ganze Humor erinnert mich sehr an die Leslie Nielson - Filme "Die nackte Kanone" usw... man könnte meinen, du magst diese Filme.

Ja, du hast Recht, Leslie Nielson-Filme mag ich sehr.
Und auf diesen Dialog bin ich sehr stolz!

Da sind zwar noch einige Rechtschreibfehler drin, aber ich lass die Fehler Fehler sein

und zwar?

Zitat:
Jamal legte geschockt den Hörer auf die Gabel. Ohne sich zu verabschieden!


Ohne sich zu verabschieden... großartig!


Auch darauf bin ich sehr stolz.

Einzig der Anfang sollte vielleicht von der Gagdichte her noch mal überschaut werden.

Am Anfang der Geschichte soll der Leser sich erst fragen was da eigentlich los ist, also hier habe ich mehr Wert auf die Spannung gelegt.

Danke für deine Kritik!

@cagliostro

Wer war nochmal Jamal Johnson (basketballer)?
Keine Ahnung, den Vornamen habe ich aus "Jamal der schwarze Ritter" oder so, mit Martin Lawrence;
den Nachnamen habe ich mir ausgedacht.

Der Einstieg in die Story ist gelungen, das Telefonat ist spitze und die vielen kleinen Spitzen im Text sind 1a!!! Die Pointe hat mich zwar nicht ganz so umgehauen, aber sie passt bestens zur Story - kann man ja nehmen wie man will.

Wie kann ich bei so viel Lob noch neutral bleiben? Ja du hast Recht ;)

Auch für deine Kritik bedanke ich mich!


Kaum bin ich einige Zeit nicht on und dann kommen schon die ersten positiven Kritiken!
Danke!
mcwise

 

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