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Der freie Abend

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11.11.2020
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Der freie Abend

Der freie Abend

Als Kim und Fiona aus dem grauen, kahlen Gebäude mit den weißen, nach Desinfektionsmittel stinkenden Fluren und kalten blauen Türen kommen, sehen sie die Welt aus einem neuen Blickwinkel. Sie spüren die warmen Sonnenstrahlen auf ihrer Haut und riechen das frisch gemähte Gras. Sie lassen die leichte kühle Abendbrise über sich gleiten und lächeln entspannt.

„Ich bin so froh, dass er es uns erlaubt hat.“ Sagt Fiona und spielt mit ihren blonden Haaren. Sie ist seit drei Wochen in dieser Klinik und hat sich mit der gleichaltrigen Kim angefreundet. Sie haben keine gemeinsamen Interessen, aber sind trotzdem unzertrennlich. „Na ja, das musste er doch. Es ist eine Klinik. Kein Gefängnis.“ Kim zeigt auf das graue kalte Gebäude mit den vielen Fenstern. Die Tage fühlen sich jetzt endlos an. Sie fühlt sich wie ein eingesperrtes Tier, das bald alles um sich herum zerfleischen wird. „Gut, dass wir gefragt haben. Ich finde unseren Kompromiss toll.“ Jetzt zeigt sie mit ihrem lackierten Finger auf sich und Fiona. Diese rollt ihre großen blauen Augen und versucht ihr Grinsen zu unterdrücken. Sie dürfen jetzt-nach einer langen Diskussion mit dem jungen gutaussehenden Arzt, zu zweit spazieren gehen.

„Das Gelände soll anscheinend sehr schön und groß sein.“ Fiona springt von einem Fuß auf den anderen. „Die von der Kinderstation haben gesagt, dass es neben dem Sportplatz auch Pferde gibt.“ Sie spricht mit der Aufregung eins kleinen Mädchens. „Also auf gehts. Zu den Pferden!“ Sagt Kim, während sie schon wieder ihre Schuhe zubindet. „Kennst du den Weg, Kim?“ Als Kim sich endlich zu ihr umdreht, sieht Fiona, wie Kims Augen funkeln.“ Nein, aber sie sind auf dem Gelände. Wir finden sie schon.“ Erklärt Kim ihren Plan und gestikuliert wild mit ihren Händen. „Und, wenn wir die Pferde nicht finden, wissen wir, wo wir das nächste Mal nicht suchen sollen.“ Sie schüttelt dabei ihren Kopf und ihre dunklen Haare fliegen in entgegensetzten Richtungen.

„Wir sind wahrscheinlich beim Parkplatz hinter der Klinik.“ Fiona setzt sich auf den kalten Boden. Sie haben sich an Kims Plan gehalten, doch dann wurden sie ungeduldig. Sie haben zu viele verwirrende Abkürzungen genommen und sich verlaufen. „Parkplatz und Klinik ist richtig.“ Schreit Kim und steigt auf einen Felsen, dass wie ein einsamer deplatzierter Hügel aussieht. Sie versucht sich einen Überblick zu verschaffen. „Scheiße, verdammt.“ Kim springt runter und zeigt hinter einem Baum. Fiona sieht dort einen hageren, dunkelhaarigen Mann in einer alten grünen Jacke und einer Kamera stehen. Er steht neben einem kleinen gelben Zelt und starrt sie eindringlich an. Fiona kann fühlen, wie ihr Herz hämmert und es fällt ihr sehr schwer zu atmen. Es ist, als ob eine unsichtbare Macht Fiona festhalten würde, denn sie möchte schreien, aufstehen und sehr schnell weglaufen.

Als der fremde Mann auf Fiona zugeht, spürt diese einen festen-fast schmerzhaften- Griff auf ihren Arm. „Fiona, lass uns gehen.“ Es ist Kim. Jetzt ist der Bann gebrochen und sie laufen schnell davon. Der Mann mit der Kamera ist noch hinter ihnen, denn sie können seine schlürfenden Schritte hören. Die Angst lässt sie nicht mehr klar denken. „Scheiße Fiona, was machen wir? “Sie hält noch immer Fionas Arm umklammert. „Ich habe Angst, Kim.“ Und jetzt spürt Kim das Fiona zittert. Ihr fester Griff ist wohl das Einzige, dass Fiona zusammenhält.

KLICK. KLICK. „Wo wohnt ihr?“ Der Mann steht vor ihnen und hat seinen Kopf zu Seite geneigt. Er mustert sie beide eindringlich. Seine Frage hat eine kindliche Naivität, dass Fiona nun noch mehr zittern lässt. Kim atmet tief ein und versucht sich zu beruhigen- sie muss jetzt einen klaren Kopf behalten. Sie denkt an die Atemübungen von der frustrierende und anstrengende Therapie. Sie funktionieren, denn jetzt hat sie eine Idee. Sie stellt sich aufrecht hin und spricht mit ihrer besten ruhigen Stimme „Wir sind von der Klinik. Wir sind Patienten dort.“ Und jetzt schaut sie auf ihre kaputte Armbanduhr. „Wenn wir in einer halben Stunde nicht zurück sind, suchen sie nach uns.“ Kim hält seinem Blick stand, als ob sie Schach spielen würden. „Ich wohne dort.“ Er zeigt auf ein gelbes Gebäude. „Aber heute zelte ich. Frank sagt, ich darf die Sterne für Melanie festhalten.“ Die beide jungen Frauen sind jetzt verwirrt. „Du wohnst in dem gelben Gebäude.“ Fiona stellt ihre Frage in einer ruhigen und vorsichtigen Stimme. Der Mann lacht laut auf. „Nein, das ist meine alte Schule. Da wohnen die Pferde und die Schafe.“ Er verstaut die Kamera sicher in seine Hosentasche und zeigt zwischen das Gebäude und dem Gebüsch. „Ich wohne in dem Wohnheim dort!“ Er grinst und jetzt kommen die beiden sich wirklich blöd vor. ,,Ich bin Peter."
KLICK.KLICK. „Geh einen Schritt nach hinten, Peter!“ Brüllt Kim und adjustiert die Kamera. Sie hilft Peter-dem merkwürdigen Mann mit dem Zelt- Bilder für seine Freundin Melanie zu machen. Dieser wohnt eigentlich in dem Behinderten-Wohnheim, doch darf heute Nacht die Sterne fotografieren. „Die Pferde kommen nicht raus.“ Fiona schlägt mit ihrer Faust auf dem Stall. „Wir sind nun hier und es gibt nur Scheiße.“ Kim und Peter lachen sie aus und als Kim mit ihren neuen nicht-gebundenenTurnschuhen in die Pferdescheiße tritt, lacht auch sie.

Als sie zwölf Minuten später noch immer mit Tränen in den Augen und Scheiße unter den Schuhen auf ihre Station ankommen, steht der junge gutaussehende Arzt vor dem Dienstzimmer der Pfleger. Seine Hände zu Fäusten geballt macht er sich auf, ihnen eine Predigt zu halten. Als er sie sieht, irgendetwas ist jetzt anders mit den beiden jungen Frauen, schüttelt er nur den Kopf. “Seien sie bitte das nächste Mal pünktlich.“ Er nimmt seine Tasche, setzt seinen blauen Fahrradhelm auf und dreht sich noch einmal um. „Es freut mich wirklich, dass sie einen schönen Abend hatten.“ Fiona und Kim nicken ihm zu. Sie gehen auf dem grauen Balkon, setzen sich auf die plastik Stühle und warten auf die funkelnden Sterne.

 
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Hallo Kanwal,

ich habe deinen Text gerne gelesen. Etwas verwirrt, war ich an einer Stelle, an welcher Peters Namen auftaucht. Ich wusste nicht recht, woher die beiden diesen plötzlich nun kennen.

Vielleicht magst du noch ein bisschen dazu schreiben, ob es noch eine andere Idee von dir zu dem Text gibt? Vielleicht auch nicht.
Mir fällt bei der Geschichte vor allem das Kindliche auf. Eine ängstliche Reaktion bei der zwei junge Patientinnen nicht wissen, ob eine Begegnung bedrohlich ist, ob sie weglaufen sollen, in Panik geraten oder wie sie sonst reagieren sollen. Ich habe auch an Missverständnisse gedacht, die auftreten können, wenn man nur einen ersten Eindruck auf Distanz hat. Schön, finde ich dann an der Geschichte, dass die Begegnung, offensichtlich für alle irgendwie wertvoll war, auch wenn sie in "Scheisse" getreten sind.


Ich fand den Text sehr schön, vielleicht gibt es ja aber noch andere Dinge, die du dir gedacht hast, die es lohnen würde zu erklären.

Beste Grüße :)

PS: Lieber/Liebe? Kanwal, ich habe eine kleine Macke, ich google immer die Namen um zu schauen was sie bedeuten. Leider weiß ich nicht, ob du sie zufällig gewählt hast, ich gehe jetzt aber mal davon aus, das nicht.
Wie schön, ist die Figur des Peter, welcher einerseits Narr und Tölpel, andererseits der Melanie ein Fels sein will. :) Ich frage mich auch, wer sieht die Situation klarer? Fiona oder Kim? Ist Scheisse, witzig oder real, oder beides?

 
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Hallo Kanwal,

ich habe deinen Text gerne gelesen. Etwas verwirrt, war ich an einer Stelle, an welcher Peters Namen auftaucht. Ich wusste nicht recht, woher die beiden diesen plötzlich nun kennen.

Vielleicht magst du noch ein bisschen dazu schreiben, ob es noch eine andere Idee von dir zu dem Text gibt? Vielleicht auch nicht.
Mir fällt bei der Geschichte vor allem das Kindliche auf. Eine ängstliche Reaktion bei der zwei junge Patientinnen nicht wissen, ob eine Begegnung bedrohlich ist, ob sie weglaufen sollen, in Panik geraten oder wie sie sonst reagieren sollen. Ich habe auch an Missverständnisse gedacht, die auftreten können, wenn man nur einen ersten Eindruck auf Distanz hat. Schön, finde ich dann an der Geschichte, dass die Begegnung, offensichtlich für alle irgendwie wertvoll war, auch wenn sie in "Scheisse" getreten sind.

Ich fand den Text sehr schön, vielleicht gibt es ja aber noch andere Dinge, die du dir gedacht hast, die es lohnen würde zu erklären.

Beste Grüße :)

Hallo,
Vielen Dank für dein konstruktives Feedback. Es freut mich, das der Text dir gefallen hat. Ja, manchmal war ich wohl etwas voreilig. Und die Namen der Charaktere sind leider zufällig (meiner ist echt und bedeutet Seerose weiblich) gewählt.
PS: Ich habe den Text nun ein bisschen verändert.

Danke und LG
Kanwal

 

Hey,

hier ein paar Bemerkungen bezüglich Formalitäten zu einer inhaltlich entspannten, netten Erzählung ;)

„Ich bin so froh, dass er es uns erlaubt hat.“ Sagt Fiona und spielt mit ihren blonden Haaren.
Allgemein nach direkter Rede ein Beistrich und sagt klein schreiben (den Punkt in der Rede kannst du dann auch weglassen).
mit der gleichaltrigen Kim angefreundet.
Hier sollte man ein Substantiv wie Zimmergenossin o.Ä. hinzufügen. Der Name alleine wirkt fehlplaziert.
„Also auf gehts. Zu den Pferden!“ Sagt Kim, während sie schon wieder ihre Schuhe zubindet. „Kennst du den Weg, Kim?“ Als Kim sich endlich zu ihr umdreht, sieht Fiona, wie Kims Augen funkeln.“
Zu oft Kim.
Sie schüttelt dabei ihren Kopf und ihre dunklen Haare fliegen in entgegensetzten Richtungen.
*entgegengesetzte Richtungen, Allgemein stimmen die Kasusendungen oft nicht. Das ist nur ein Beispiel.
Jetzt zeigt sie mit ihrem lackierten Finger auf sich und Fiona. Diese rollt ihre großen blauen Augen
Du verwendest die Demonstrativpronomen dieser/diese/dieses viel zu oft. Sie wirken in literarischen Texten sehr deplatziert. Verwende stattdessen Personalpronomen.
„Scheiße, verdammt.“
Nach meinem Geschmack passen die Flüche inhaltlich nicht wirklich zu den Charakteren bzw. zur Erzählung.
festen-fast schmerzhaften- Griff
Einschübe mit Komma oder Gedankenstrich (der lange Bindestrich)

 

Hi,
Dankeschön für deine Tipps. Ich werde das nächste Mal diese berücksichtigen.
LG
Kanwal

 

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