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Der gestiefelte Vater

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09.09.2004
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Der gestiefelte Vater

Der gestiefelte Vater

„Meine Herrschaft ist noch nicht zu Ende!“
Mary Shelley, FRANKENSTEIN

Den wirklichen, den wahrhaftigen Grund, warum ich damals diese Tat beging, könnte ich heute nicht mehr nennen. War es schlicht der Suff? Oder war es lange gehegter, in mich hineingefressener Groll?
Nein und wieder nein. Weder hatte ich – wie so oft – einen meiner Blackouts gehabt, sondern ich kann mich sogar bis heute glasklar und minutiös an jede Einzelheit dieses Ereignisses erinnern. - Noch hatte ich auch nur für einen Augenblick so etwas wie Zorn verspürt. Im Gegenteil. Tiefster innerer Friede und Seligkeit erfüllten mich an jenem Abend. Ich kann hierzu nur sagen, dass mir diese Idee von Anfang an als absolut schlüssig und selbstverständlich erschienen war. Und für einen verkannten Künstler, der ich damals war und heute noch bin, sollte das schon etwas heißen.
Zugegeben, es war nicht gerade mein Tag gewesen, und ich hatte in meiner Stammkneipe schon einiges über den Durst getrunken. Jedenfalls betrachtete ich dann eine Weile lang gedankenvoll und mit gesenktem Kopf die nagelneuen Doc-Martens-Stiefel an meinen Füßen (ein Grund zur Freude, immerhin) und stieß dabei in Gedanken irgendwie auf meinen Stiefvater.
Ein Zusammenhang drängte sich mir schlagartig auf: Ein Stiefvater ist ein Vater, der gestiefelt werden muss.
Ich begoss diese erfreuliche Inspiration sogleich mit einem weiteren (etwa fünfzehnten) Ouzo. Der Schnaps glitt weich meine Kehle hinab wie geschmolzene Butter, und der Einfall erschien mir umso verlockender. Als aber der Ouzo heiß in meinem Magen explodierte wie ein Silvester-Feuerwerk, erschien er mir nicht mehr nur verlockend, sondern fast zwingend, ja, geradezu unvermeidlich. In meinem Kopf begann ein dumpfes Dröhnen, das zusehends anschwoll und schließlich seinen Höhepunkt fand in einem gewaltigen inneren Gongschlag. Die Gewissheit durchzuckte mich wie eine heftige Welle elektrischer Energie: Heute war der Tag. Heute musste es getan werden!
Augenblicklich schienen meine Bewegungen wie von einem gleichmäßig ruhig tickenden, inneren Uhrwerk angetrieben. Ich rutschte mit mechanisch minimalistischem Schwung vom Barhocker, bezahlte kurz angebunden die Zeche und brach auf.
Zielstrebig wie noch nie fühlte ich meine Schritte zum Elternhaus hin gelenkt. Noch nie in vergangenen Jahren – bevor ich erleichtert von daheim ausgezogen war –, hatte ich mich so emsig und sehnsüchtig auf den Weg dorthin gemacht. Die tiefstehende Abendsonne warf ihre Strahlen über einen Herbsthimmel, der aussah, als hätte jemand eine große Flasche Rotwein darüber ausgekippt. – Es war ein bedeutungsschwangerer Abend. Und ich war glücklich.
Zwar war mir die rein körperliche Überlegenheit meines Stiefvaters bewusst, sogar schmerzlich bewusst in Erinnerung an frühere Jahre, doch wusste ich mich auch im Vorteil des Überraschungsmoments – und im Besitz einer wirkungsvollen Waffe. Außerdem hatte ich schon einen Plan gefasst, um den Stiefvater zu überwältigen. Ein großes Stück Ast, das ich am Wegesrande fand, schien mir wie von einem Engel der Vorsehung dorthin gelegt ...
Ich erreichte das elterliche Einfamilienhaus, schlich mich durch den sorgfältig gepflegten Vorgarten zur Rückseite und bestieg den Treppenabsatz auf das Podest, wo die Eingangstüre sich befand. Für einen Augenblick genoss ich das überwältigende Deja Vu-Gefühl – das schmiedeeiserne Geländer, die ganze Anlage wie ein einziges großes Wohnzimmer, der Rasen wie ein grüner Teppich, die Bäume und Sträucher wie Zimmerpflanzen, das gesamte Haus wie eine barocke Schrankwand –, bevor ich auf die Klingel drückte mit dem typisch schlesischen Namenszug auf dem Schildchen darüber.
Erwartungsgemäß öffnete mein Stiefvater die Tür, denn, wie ich wusste, gehörte dies zu seinen Privilegien als Hausherr, wenn er daheim war.
„Was führt dich hierher, mein Sohn?“, fragte er mit rauer, dunkler Stimme und seiner gewohnten Haltung von Würde und Autorität.
Doch waren dies die einzigen wohlartikulierten Laute, die ich ihn an jenem Abend (und je seither) von sich geben hörte. Ich feuerte ihm mit meiner neu erworbenen Gaspistole mitten ins Gesicht. Er hatte gerade noch Zeit, mich mit weit aufgerissenen Augen ungläubig anzuglotzen und überrascht zusammenzuzucken. Denn noch bevor das Gas seine volle Wirkung entfalten konnte und er begonnen hätte zu schreien und umherzuzappeln, hieb ich dem taumelnden Familienoberhaupt meinen Stock über den Schädel. Benommen kippte er vornüber zur Türe hinaus.
Während das CS-Gas sich allmählich in der lauen Abendluft verlor, betrat ich, mich seitlich am Körper des Stiefvaters vorbeidrückend, halbwegs die Türöffnung und fasste den Stiefvater an den Füßen. Dann drehte ich den stämmigen Stiefvater ganz aus der Türöffnung heraus und zerrte ihn zur Treppe hinab.
Einer inneren Eingebung folgend legte ich seinen Kopf mit geöffnetem Mund genau auf die Kante jener Treppenstufe gepresst, ließ ihn also in die Stufe hineinbeißen, wo einer der Maurer nach Erbauung des schönen Eigenheims zum Richtfest einen Glückspfennig einbetoniert hatte. Getreu nach dem Motto: Tritt hinein, bring Glück herein!
Mit aller Inbrunst und Liebe trieb ich dem Stiefvater meinen Stiefelabsatz in den Nacken. Die Mundwinkel platzten, und sein imposanter schwarzer Vollbart verfärbte sich purpurrot. Die Kieferknochen krachten. Die herausgesplitterten Zähne des Stiefvaters glitzerten in der untergehenden Sonne.
„Andreas, wer ist denn dort draußen?“, vernahm ich jetzt eine vertraute weibliche Stimme aus dem Innern des Hauses, zudem das noch vertrautere Geklapper von Geschirr. Hierbei handelte es sich zweifelsfrei um meine Mutter, und für einen kurzen Augenblick war meine Ausgelassenheit völlig dahin. Ich würde sogar sagen: Ich fühlte mich gerade so ernüchtert, als wäre mir während einer besonders zärtlichen Liebesnacht ein schrecklich lauter, feuchter und stinkiger Furz entfahren.
Ich ward aber zur Eile gemahnt. Ohne weiter zu zagen, trat ich noch einmal freudig und kraftvoll zu. Diesmal auf den kahlen Hinterkopf. Das Nasenbein machte kroack. Die Backenknochen machten krounk. Und eine ansehnliche Menge von Blut floss nun in langen Strömen die Treppenstufen hinab. Wellen von konvulsivischen Zuckungen rollten über den Körper des Stiefvaters hinweg. Nur sein in der Treppenstufe verbissener Kopf verharrte starr wie einbetoniert. Dann hörte ich das alberne Getrappel der sich eilig nähernden Schritte meiner Mutter.
Leider hatte ich keine Zeit mehr, mein Werk großzügiger mit dem Blick des Meisters zu würdigen. Rasch wandte ich mich zum Aufbruch und verließ das elterliche Terrain auf dem schnellsten Wege.
Mit dem Bewusstsein etwas Großes, Sinnvolles und Nützliches geschaffen zu haben, begab ich mich zum Zwecke eines fortgesetzten Besäufnisses zurück zu meiner Stammkneipe. – Mochte doch meine Mutter den gestiefelten Vater von der Treppe kratzen. Immerhin verfügte sie über eine genügende Anzahl von Spaten und Schaufeln in der wohlausgestatteten elterlichen Heimwerkstatt. Reproduktions- und Aufräumarbeiten waren schon immer ihre größte Stärke gewesen.
Bevor ich meine Stammkneipe betrat, klopfte ich mir noch den Schmutz von den schönen neuen Stiefeln.

Einige Wochen später erfuhr ich durch meinen jüngeren Halbbruder, dass der Stiefvater von seinen Verletzungen genesen war. Jedoch sollte seine schöpferisch abstrakte Um- und Neugestaltung von fortwährender Dauer bleiben. Dasselbe galt für seine Stimme und Sprache. Letztere war offenbar nicht mehr von dieser Welt.
Zwar hatte ich nichts für die Ewigkeit geschaffen, jedoch wenigstens für die restlich verbliebene Lebenszeit des Stiefvaters.
Ich dachte gerade über eine posthume Konservierung oder gar Ausstopfung des gestiefelten Vaters nach, um mein Werk für die Nachwelt zu erhalten, als mein Bruder mir zu erklären versuchte, dass der Vater sich seit diesen Ereignissen innerlich viel ausgeglichener präsentiere und nun augenscheinlich zu seinem „wahren Selbst“ gefunden habe.
Da dies von Anfang an meine Überzeugung gewesen war, hakte ich nicht weiter nach, um Näheres über die Bedeutung der Worte des Bruders zu erfahren. Fest überzeugt bin ich auch heute noch, dass der gestiefelte Vater die Rettung seines Lebens – und somit auch seine Läuterung – jenem Glückspfennig verdankte, welcher in die bewusste Treppenstufe einbetoniert war. Mein Vertrauen auf innere Eingebungen ist dadurch in mir - der ich nach wie vor ein verkannter Künstler bin - erheblich gewachsen.

 
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Hi Häferl.

Warum ich Deinen ersten Beitrag nicht direkt beantwortet habe? Ganz einfach: Ich wiederhole mich eigentlich nur ungerne. Hatte ja schon zuvor sinngemäß klargestellt, dass ich über Anarchismus und Bakunin nicht belehrt zu werden brauche.
Genervt hat mich außerdem der Satz: "Und komm mir nicht mit Bakunin." Ich bin DIR doch mit GAR NIX gekommen. Hab das mit Bakunin geschrieben während meiner Auseinandersetzung mit Horni, um ihm mit dem Zaunpfahl zuzuwinken, dass jemand, der u.a. auch Bakunin gelesen hat, wohl kaum einen brutalen Gewaltakt als Lösung in einer Geschichte anbieten würde ... und dann das Ganze noch als anarchisch bezeichnen ...

Jedenfalls hab ich Deinen ersten Beitrag dann im Geiste an jenen Ort befördert, den du in selbigem für meine Story vorgeschlagen hast.

Dass ich Deinen zweiten Beitrag jetzt beantworte, liegt nicht daran, dass ich mich nicht auch hier wiederholen müsste. Aber was solls?

Die Anarchie des Textes besteht nicht darin, dass Gewalt als Lösung angeboten wird sondern darin, dass überhaupt keine Lösung geboten wird. Der Text bezieht moralisch überhaupt keine Stellung, weder negativ noch positiv. Er erzählt led. die Handlung aus der Sicht eines Prot, der gerade offensichtlich eine temporäre Psychose durchlebt, die am Ende aufgrund des Resultats seiner Tat chronisch zu werden droht. Der Prot wird an keiner Stelle von außerhalb seiner selbst betrachtet. Es wird kein Hinweis gegeben auf Hintergründe, Gründe überhaupt ... ist alles nicht besonders konsumentenfreundlich, klar. Der Konsument will am Ende einer Geschichte erlöst werden, will, dass die Geschichte am Ende auflöst, will sowas nicht im Raum stehen zu bleiben haben, sondern er will wieder zur Tagesordnung übergehen. Diese Geschichte verweigert das. Das ungefähr meinte ich mit "anarchisch". Warum liest Du nicht nochmal meine letzten 3 Beiträge, da steht in etwa das Gleiche, nur in etwas anderen Worten (seufz). Aber die Stellen Hast Du wahrscheinlich geflissentlich überlesen, genauso wie Du Dich hartnäckig weigerst den Prot der Story vom Autor zu unterscheiden. Also: ich splat: Autor. Typ, der stiefelt Vater: Prot. Nix Gewalt gegen meine Eltern. Eltern von Prot. Usw. usf.

Das Wortspiel hat mich ursprünglich tatsächlich auf die Idee zu der Geschichte gebracht. Aber wenn ich nur Titel und ungefähre Handlung einer Geschichte weiß, kristallisiert sich das Eigentliche erst heraus. Zumindest schreibe ich so.

Noch n paar Worte zum Punk: Also ich war offenbar in einer Szene von blinden Mitläufern unterwegs, die den Punk als schlichte Jugendbewegung angesehen hat, als Jugendkultur und Lebensart. Einer Szene, in der es mehr aber auch viel weniger gebildete Leute gegeben hat, was keinen weiter gestört hat, weil alle das gleiche Lebensgefühl teilten und einander respektierten. Natürlich wurde auch ne Menge gesoffen und jede Menge Blödsinn gemacht.

Du hast offenbar zu den echten Punks gehört, einer Gruppe, die ganz bierernst (und nicht bierlaunig) einer Ideologie gefolgt ist. Zum Glück hab ich zu den blinden Mitläufern gezählt.

Aber jetzt mal im Ernst: Ich wollte hier niemanden verarschen oder bagatellisieren, der sich mit wirklichen Kindheitstraumas abplagt. Ist gewiss nicht das richtige Zielpublikum für diesen Text.

Ach ja, und ich hab von patriarchalischen Familienstrukturen geredet, die überall im Text angedeutet werden (das Recht des Hausherrn, Mutter gut für Reproduktions- und Aufräumarbeiten, das FamilienOBERHAUPT, Würde und Autorität, der peinlich sauber gepflegte Vorgarten, der imposante Vollbart ...), nicht von Familienstrukturen im Speziellen.

Dies ist kein Text von jemandem, der versucht schreiberisch seine eigene Vergangenheit zu bewältigen, und der Text soll solchen auch nicht auf den Schlips treten. Wenn solche, die es tun, sich verarscht fühlen, tuts mir Leid. War nicht meine Absicht.

Ich muss noch hinzufügen, dass ich meine Diskussion mit Horni nicht wiederholen will. Am Ende hat Horni meine Absicht vielleicht verstanden aber auch betont, dass es bei ihm nicht so ankommt. Das kann und muss ich sogar akzeptieren. Aber ich hab echt keinen Bock mit Dir - der Du exakt die gleiche Position beziehst - diesen ganzen Sermon noch mal von Vorne durchzukauen nur, um bestenfalls zum gleichen Ergebnis zu kommen.

Übrigens bin ich mit Bakunin überhaupt nicht eins. Ich halte kooperativen Anarchismus als politische Option für einen Staat (oder gar für einen Planeten) für völlig undurchführbar. Eine anarchistisch organisierte Gesellschaft halt ich nur in kleinen Verbänden für möglich, wo es sie auch tatsächlich gibt, z.B. im Tierreich ...

Vielleicht können wir uns ja über dieses Thema an anderer Stelle weiter unterhalten.

Gruß: Splat

 

Hallo Old Splatterhand!

Danke für Deine ausführliche Antwort! :)

Du hast offenbar zu den echten Punks gehört
Ich hab zu überhaupt keinen Punks gehört, sondern mich politisch mit verschiedenen Bewegungen auseinandergesetzt. Auch hab ich nicht gesagt, ich wäre mit Bakunin eins - ich hab nur viele Jahre lang lieber politisches Zeug gelesen als irgendetwas anderes, da war halt auch Bakunin dabei. (Wäre ich gezwungen, mich irgendwo einzuordnen, würde ich wahrscheinlich die Trotzkisten wählen.)

genauso wie Du Dich hartnäckig weigerst den Prot der Story vom Autor zu unterscheiden
Keine Ahnung, woraus Du das schließt. Ist jedenfalls nicht so.
Ich kann mir nur denken, daß Du das aus dem Satz schließt:
"Auch ist mir noch nie jemand begegnet, der mit Gewalt gegen seine Eltern oder Stiefeltern derartig locker umging" - Wenn ja, dann ist Deine Schlußfolgerung falsch. Gemeint war natürlich "...wie Dein Protagonist" und sagen wollte ich Dir damit, daß Deine Geschichte psychologisch nicht schlüssig ist - kurz: unrealistisch. Und deshalb frage ich mich, wofür sie gut sein soll.
Die Punkte, die Du darin satirieren wolltest (was Dir ja offenbar nicht so ganz gelungen ist, nachdem auch andere erst nach Deinem Hinweis fündig wurden), hättest Du anders besser aufzeigen können.

Es wird kein Hinweis gegeben auf Hintergründe, Gründe überhaupt ... ist alles nicht besonders konsumentenfreundlich, klar.
Wozu also soll das dann gut sein? Was bezweckst Du mit dieser Darstellung? - Ich kann es mir eben nur mit dem Grund erklären, daß Dir solche Gewalt zu schreiben Spaß macht - dafür kann wiederum Dein Protagonist nichts.

Die Frage ist doch: Bei wem willst Du mit Deiner Geschichte was erreichen?
Diese Dinge...

patriarchalischen Familienstrukturen geredet, die überall im Text angedeutet werden (das Recht des Hausherrn, Mutter gut für Reproduktions- und Aufräumarbeiten, das FamilienOBERHAUPT, Würde und Autorität, der peinlich sauber gepflegte Vorgarten, der imposante Vollbart ...),
...kommen zwar im Text vor, werden aber nicht satirisch angeprangert oder ins Lächerliche gezogen (das mit der eingemauerten Münze ein ganz kleines Bisschen). Sie sind einfach nur anwesend, mehr nicht. Und damit regst Du wohl niemandes Denken an, oder?

Liebe Grüße,
Susi :)

 
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Hi Häferl, bzw. Susi!

Wen ich damit erreichen will.
Wozu das alles gut sein soll.
Normalerweise überleg ich mir das beim Schreiben nie. Mag ein Fehler sein. Gewöhnlich setz ich mich hin mit einer Idee und dem Anfang im Kopf und gerate dann irgendwie in eine Geschichte rein, die sich (für mich) schlüssig weiterentwickelt und - falls es mir gelingt richtig loszulassen - zu nem konsequenten Finale führt. Und meistens kommt dabei irgendwas Krasses, Radikales raus (Radix, lat.: Die Wurzel).

Das muss nicht immer gewalttätig sein, aber ich geb zu, dass es tatsächlich auch Spaß macht, solche Gewalt schonungslos explizit, archaisch und im Detail zu schildern. Mein eigener Stiefvater als persönlicher Antipathieträger hat dabei auch (AUCH) für inspiritatorischen Rückenwind gesorgt. Deine psychologische Analyse, daraus auf die innere Gewaltbereitschaft des Autors zu schließen, ist natürlich grottenfalsch, kann ich Dir aus fachlicher Sicht sagen. Spräche eher dafür, dass der Autor viel in sich hineinfressen muss und das Schreiben als Ventil benutzt. Tatsächlich muss ich viel reinfressen, rein beruflich, bin Pflegefachkraft, mache Dauernachtdienst in einem Pflegecenter mit 100 Betten (darunter viele Schwerkranke und Demente), für die ich die Verantwortung habe. Kein Arzt im Haus, man muss anrufen, wenn man einen braucht. - Na ja, dass ich in einem sozialen Beruf arbeite, spricht (vielleicht) gegen meine innere Gewaltbereitschaft. Tatsächlich hab ich diese Story aber vor fast 20 Jahren geschrieben, war noch nicht pflegerisch tätig, und ich glaub eigentlich nicht, dass ich viel in mich reinfresse oder das Schreiben als reines Gewaltventil gebrauche. Vielleicht auch. Aber das ist untergeordnet. Stimmigkeit u. a. hat z. B. Priorität.

Damit wären wir beim Thema Realismus. Realismus, hmm, guckst Du manchmal Nachrichten? Wie oft wird von Solchem und und Ähnlichem berichtet? Ein Typ murkst seine Familie ab, ein Schüler veranstaltet ein Massaker im Klassenzimmer, Soldaten der Bundeswehr (Deutschland) werden gefoltert. Der Nachrichtensprecher, entweder: Der Täter machte keine Angaben über die Gründe seiner Tat, oder: Meine Frau wollte in ihren alten Beruf zurück, oder: Der Lehrer hat mir ne schlechte Note gegeben ... Erinnerst Du Dich noch an den Song "I don't like mondays" und dessen realen Hintergrund? Eine Schülerin veranstaltet Montag morgens ein Massaker im Lehrerzimmer und antwortet später, nach ihrer Ergreifung, auf die Frage, warum sie das getan hätte: Na ja, der Refrain des Songtextes.

Das alles ist auch nicht konsumentenfreundlich. Aber es ist TV - und dadurch wieder abstrakt, obwohl es Realität ist. Ein Schluck Bier, ein Blick ins Aquarium, was machen die Warzenschweinbarben, brüten sie schon(?) ... und schon ist die Welt wieder in Ordnung. Eine Geschichte wirkt anders, wenn man sie liest und wenn sie fesseln kann. Und wenn sie einen - trotz gewissem Einblick in die Welt des Täters - genau so fassungslos zurücklässt wie eine Fernsehnachricht, dann ist das krass und radikal in der intention.

Erinnerst Du Dich an den Comment von Anton von Mi? "Diese Geschichte wirkt." Genau das will ich damit erreichen. Und so hab ichs auch erlebt innerhalb meiner kleinen analogen, nicht anonymen Lesergemeinde. Es gab tatsächlich Erstickungsanfälle vor Lachen, aber nur unter anderem. (Das waren tatsächlich meistens Leute, die nur auf den respektlosen Splatter abgefahren sind.) Ich konnte aber auch oft beobachten, wenn ich mich im selben Raum befand, wie dem Leser der Adamsapfel außer Kontrolle geriet und die Augen sich weiteten. Trotzdem konnte keiner aufhören zu lesen. es sah absolut danach aus, als würde ich die Leute zum Denken anregen. ich halte den Text auch für bedenklich. Meine inzwischen vom Stiefvater geschiedene Mutter hat diese Story übrigens auch gelesen. Sie hat nicht gelacht. Auch ihr Kehlpkopfdeckel wies keine nervösen Aktivitäten auf. Kein Augenaufreißen. Sie runzelte nur die Stirn, hob gelegentlich die Augenbrauen. "Eine gute Story", war schließlich ihr Urteil ...


Bleibt Deine Frage, was ich damit "satirieren" wollte. Dazu muss ich was gestehen. Ich hab enorme Probleme mit den Rubriken hier. Bei jeder meiner 4 Veröffentlichungen hier hab ich lange überlegen müssen, unter welcher Rubrik ich die nun posten soll. Ich schreib einfach nur Stories, die mir einfallen. Ich hock mich nicht hin und überleg mir, jetzt schreib ich ne Satire, morgen dann nen Krimi. Und übernächste Woche nen Science fiction. Dementsprechende Kritiken ernte ich zuweilen. ("Eine schlechte Satire.", "Ach ja, am Ende kam noch was sci-fi-mäßiges vor" ...) Hab mich auch schon auf anderen web-sites umgesehen, aber dort gibt es dieselben Rubriken, oder ähnliche. Ich hab aber kein bestimmtes Genre, unter dem ich meine Schreibe einordnen könnte. Satire war in diesem Fall zwar keine ausgesprochene Verlegenheitswahl, Sonstiges oder Seltsam wären andere Optionen gewesen, aber eine ausgesprochene, als solche beabsichtigte Satire ist dieser Text zugegebenermaßen nicht.

Bleibt mir nur noch, anzumerken, dass es letztlich doch angenehm war, Deine Bekanntschaft zu machen, Relativ entspannt unsere Auseinandersetzung.

Gruß: Splat

 

Ich denke, das Problem bei diesem Text ist u.a.: Wenn man im Bezug auf die Lesart nicht zufällig genau den richtigen Dreh rauskriegt, hat man als Leser einfach keine Chance. Und in diesem Fall trägt die Rubrikenwahl wohl noch viel dazu bei. Ich persönlich jedenfalls habe an eine Satire ganz bestimmte strukturelle, stilistische, inhaltliche etc. Grunderwartungen, die ich in diesem Text dann partout nirgends wiederfinden konnte. Bzw. musstest Du, Splat, in diesem Fall viele Dinge unter dem Text erklären, die (für den Satire-Leser) von der Geschichte selber halt nicht oder nur unzureichend oder auf etwas "unzugängliche" Art transportiert werden.

Ich denke, stünde sie unter "Gesellschaft", würde sie mit ganz anderen Erwartungshaltungen gelesen und je nachdem auch ganz andere Denkprozesse auslösen. Man sollte den Einfluß der Rubrik auf die Lesart nicht unterschätzen.

Insofern kann ich auch jeden verstehen, der mit einem solchen Rubrikensystem hadert - mir geht es nämlich auch oft so. ;)

 

Hi nochmal, Horni!

Ich wills diesmal kurz machen, bin müde.

Angenommen, ich hätte ne eigene Home-page, oder angenommen, ich würde jemals eine Kg-Sammlung verlegen lassen und veröffentlichen, dann würde (glaube ich) "Der gestiefelte Vater" nicht nur zufällig sondern zwangsläufig nach der richtigen Lesart gelesen werden, weil im Context zum Gesamtwerk. Tatsächlich ähneln sich meine Stories (wie Du befürchtet hast) darin, dass sie gerne die Grenzen des guten Geschmacks unterschreiten und bewusst mit Regeln brechen, nach denen Du u. a. eine Story beurteilst.

Danke für Deinen Vorschlag mit der Rubrik "Gesellschaft". Aber kannst Du Dir nicht vorstellen, was passieren würde, würde ich den Text unter dieser Rubrik posten? Der dort vorwiegend präsente Moderator würde mir zurückmelden, dass diese Geschichte vom durchgeknallten Punker völlig offdate wäre (womit er Recht hätte), dann würde er mich fragen, was denn nun an dieser Geschichte gesellschaftskritisch sein solle. Ich würds ihm erklären, und er würde mir zurückposten, dass der Text das selber transportieren müsse ... Du hat allerdings in so fern Recht, da dieser Text wohl eher gesellschaftskritisch als satirisch ist.

Mir ist schon klar, dass ein Text anhand der Rubrik kritisiert wird, unter der er gepostet wurde, ist mir umso mehr bewusst, da ich eben nicht nach Rubriken schreibe. Ich schätz mal, dass es jedem so gehen würde, der sich beim Schreiben keine großen Gedanken übers Genre macht.

Ich z.B. lese Texte auch anders: Für mich ist erstens wichtig, ob ein Text sprachlich anschaulich geschrieben ist und ob die Handlung fesselt, will heißen: ob ein Leser den Text nach zwei Absätzen gelangweilt beiseite legt oder in die Geschichte hineinfindet, sie zuende liest und ob diese Geschichte irgendetwas in ihm auslöst.
Ich finde, alleine dafür hätte dieser Text wenigstens einen Qualitätspunkt verdient.

Wenn ich Dich richtig verstanden habe, liest Du professionell. Da sieht natürlich manches anders aus.

Jedenfalls Danke nochmal für die Anregung.

Gruß: Splat

 

Old Splatterhand schrieb:
Wenn ich Dich richtig verstanden habe, liest Du professionell. Da sieht natürlich manches anders aus.
Naja, derzeit nur insofern, als dass ich jobbedingt (IT-Bereich) u.U. täglich Unmengen von Informationen aus zahllosen (teilweise grottenschlecht geschriebenen) Dokumenten rausfiltern muss. Was dabei hängenbleibt, ist die Angewohnheit, Texte zu "scannen" bzw. selbst beim zweiten Lesen nur auf die "Fakten"/die Hauptlinie/wieauchimmer zu achten. Nenn es Informationsfixiertheit. Dabei verlernt man wohl ein bisschen das Interpretieren bzw. den Perspektivenwechsel. Die ständige Textmenge auf KG.de tut dann noch ihr übriges dazu. Auf diese Weise entsteht dann schnell jener schiefe Eindruck, den ich von dem Text (und wohl ein bisschen auch vom Autor :D) hatte. ;)

 

Hi!

Ich lasse die bislang statt gefundenen Diskussionen jetzt mal völlig außer Acht und bemühe mich um Objektivität.

Diese Geschichte gefällt mir nicht.

Du handelst alles viel zu schnell ab. Während des Lesens hatte ich unwillkürlich den Film "Uhrwerk Orange" vor Augen (bei dem es sich durchaus um eine Satire handelt - daher finde ich diese Rubrik auch passend). Vermutlich hast du diesen Zusammenhang gar nicht gewollt, aber durch die hochgestochene Sprache deines Prots kann ich mich als Leser nicht so recht entscheiden, um wen es denn da eigentlich geht.
Ein in der Vergangenheit geprügeltes Genie, das nun spontane Rache sucht, oder um einen verbitterten Säufer, der sich ein wohlklingendes Vokabular angeeignet hat und aus Frust einfach mal drauf los schlagen will. Vielleicht auch um beide.
Jedenfalls kommt mir deine Aussage nicht klar genug rüber.
Dein Stil ist wie immer flüssig zu lesen, schwankt aber zwischen satirischer Gewaltdarstellung und ernsthafter Sozialkritik.
Meiner Meinung nach erübrigt sich der Streit betreffend der Gewaltverherrlichung. Zumindest tut er das für mich, da ich den satirischen Unterton schon herauslesen kann.
Das Problem bei dieser Geschichte ist aber die nicht sorgfältige Ausarbeitung. Auf mich wirkt der Text so, als wenn du ihn unbedingt fertig bekommen wolltest, und so fehlt ihm jegliche Tiefe. Sicher, Andeutungen sind immer gut, sie alleine können eine solch provokante Handlung aber kaum tragen.

Kurzum: Was mir bei deiner ersten Geschichte hier auf der Seite so gut gefallen hat, nämlich die richtige, hintergründige satirische Art, die vermisse ich dieses Mal.

Beste Grüße

Cerberus

 

Hi Cerberus,

Du rundest diesen Thread ab, indem Du in diesem Text genau die Schwächen entdeckst, die ich im Anhang eingeräumt hatte. "Das Problem bei dieser Geschichte ist aber die nicht sorgfältige Ausarbeitung. Auf mich wirkt der Text so, als ob Du ihn unbedingt fertig bekomen wolltest ..." ... siehe meinen Anhang, trotzdem war "Der gestiefelte Vater" mein eigentliches Erstlingswerk und hat Pate gestanden für weitere Stories, die ich viel später geschrieben habe. U.a.für die erste Story, die ich hier gepostet hab.

Wollte mit dieser Story gar nicht so viel Diskussionen auslösen, sondern nur ne Duftmarke absetzen, und die überarbeitete Fassung hat mir ganz gut gefallen, aber offenbar war ich doch zu betriebsblind.

"Clockwerk orange" hab ich während des Verfassens der Story nicht gekannt, weder den Film noch das später gelesene (geniale) Buch.

Im Übrigen gäbe es noch zu sagen, dass das Provokative an diesem Text darin besteht, dass er gar keine unmittelbare Aussage hat.

Jedenfalls Danke, dass Du Interesse an dieser (teilweise unnötigen) Diskussion gefunden und sie nachvollzogen hast. Danke auch für Deine - wie immer - konstruktive Kritik.

Gruß: Splat

 
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Hallo nochmal Cerberus,

hab später über den Vergleich mit Uhrwerk Orange noch mal nachgedacht, und mir ist erschreckend aufgegangen, wie viel Konvergenzen es doch da tatsächlich gibt. Gerade die Heiterkeit und gestelzte Sprache des Prot. - Shit!! Es gibt doch nix Neues unter der Sonne. :(

Will aber nochmals betonen, dass dies zumindest kein beabsichtigtes Plagiat war. Den Film von Kubrick kannte ich derzeit nur vom Hörensagen. Den Roman von Burgess hab ich irgendwann in den 90ern gelesen, etwa 10 Jahre später also.

Hab den Roman übrigens nicht als Satire empfunden sondern als bitterböses, zynisches Zukunftszenario. Der Film hat allerdings schon was Augenzwinkerndes, na ja, wie bei Filmen von Kubrick zumeist üblich.

Gruß: Splat

 

Hallo Splat,

mal was ganz anderes: ich wäre beim Lesen Deiner Geschichte nie im Leben darauf gekommen, dass es sich beim Prot um einen Punker handelt. Ich hatte beim "Treppenbeißen" eher einen Skinhead vor Augen. Oder hätte mir "Doc-Marten-Stiefel" einen Hinweis geben sollen?

Ansonsten finde ich die Geschichte auch schon sehr gewalttätig. Wobei Gewalt ja durchaus ein Stilmittel sein kann. Aber als Satire verstehe ich sie nicht. Mir scheint das eher eine unterdrückte Gewaltphantasie zu sein.

Allerdings würde ich nicht soweit gehen, und Splat als gewaltverherrlichend bezeichnen. Vielleicht muß ich mir aber erst noch seine anderen Geschichten angucken :)

Gruß california

 
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Hi California,

Zu leugnen, dass diese Geschichte gewalttätig ist, das wäre vielleicht Satire, jedoch eine unfreiwillige. Klar ist das eine zugleich ausführliche, minitiöse und doch lakonische Beschreibung einer extrem brutalen Gewalttat, die vom Prot zwar mit einer gewissen Eleganz aber ohne die wirklich angemessene emotionale Beteiligung durchgeführt wird, sogar mit einer Beteiligung, die im krassen Widerspruch zur Tat steht, nämlich teilweise zärtlich ambitioniert.

Wegen der "Doc Martens": Tatsächlich haben zugleich Punks oder Waver aber auch Skinheads Doc Martens getragen. Die Skinheads wahrscheinlich sogar zuerst, weil die älter sind. Die ursprünglichen Skins waren aber weder rechtsradikal noch rassistisch, waren eine Bewegung vorwiegend arbeitsoser Jugendlicher in GB. Farbige Bewohner des Commonwealth waren stark vertreten, (daher vielleicht diese Entwicklung zum kurzgeschorenen bis kahlen Haarschnitt). Der Uniformstil sollte ausdrücken: Wir sind alle working class. Ihr Sound war "Ska", ich glaub ne Musik, die ursprünglich aus Nordafrika kommt, aber nagel mich nicht drauf fest, ich weiß es nicht mehr genau, klingt etwa wie ne Mischung aus Reggae und Wave. Vielleicht kennst Du noch "Specials" oder "Madness". Letztere waren dann schon arg kommerziell.

Die ursprünglichen Skins gabs noch bis in die späten 80er (z.B: S.H.A.R.P.-Skins = skinheads against racial prejudice), trotz zwischenzeitlich feindlicher Übernahme des Outfits. Um (fatale) Missverständnisse unter fremden Skins zu vermeiden haben sich die Nazis häufig ihre "Doc Martens" mit weißen Senkeln geschnürt ... Das sagt jetzt auch nicht viel über die Zugehörigkeit des Prot aus, erweitert aber die Möglichkeiten. Na ja, für mich wars halt n Punk. Und zugegebenermaßen bleibt vieles im Text dem Leser selbst überlassen. Und obwohl beabsichtigt vielleicht zu vieles.

Natürlich handeln nicht all meine Absonderungen von Gewalt, aber auf die eine oder andere Art gehts meistens ins Extreme. Ist nicht jedermanns Geschmack. Sei also gewarnt!

Danke fürs bisherige Interesse und Gruß: Splat

 
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Nun. Was bleibt mir zu diesem Thread zu sagen. Deine Geschichte beginnt mit locker flockigen ersten Zeilen und endet in einer stumpfsinnigen Aneinanderreihung sehr schmerzhafter und brutaler Gewalttaten. Die satirische Überzeichnung konnte ich hier leider nicht finden, weswegen der Text auf jeden Fall in der falschen Rubrik veröffentlicht wurde. Sprachlich finde ich sie wiederum recht ansprechend.

Jedoch ist es nicht verboten, hier eine brutale und niveaulose Geschichte zu veröffentlichen. Ich finde das in Ordnung.

Allerdings habe ich an der Art und Weise, wie dieser Thread mit hoffnungslosem Geschwafel gefüllt wurde, viel mehr auszusetzen, als an der Story an sich. Über 5 Posts bekriegen sich da Horni und Oldsplatterhand sinnlos, weil irgendwie der eine dem anderen auf den Schlips getreten ist und umgekehrt. Die restlichen Kommentare habe ich nicht gelesen, weil ich gar nicht mehr wissen wollte. Ich hoffe deswegen, dass ich diesen Thread nicht zu Unrecht kritisiere. Anscheinend legt da jemand sehr viel Wert auf die Größe seines Threads, was ich eigentlich recht erbärmlich finde. 30 Posts machen deine Geschichte leider auch nicht besser. Aber da dir viele Antworten wichtig zu sein scheinen, tue ich dir hiermit den Gefallen. Bitteschön. Ein weiterer Post auf deinem glorreichen Weg zum KG.de-Rekord.

Anm. d. Rede: "Du hast noch viel vor dir, also schreibe schnell fünf Antworten auf meine Antwort. Damit stehst du garantiert unter den ersten 50 in der Rangliste."

 
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@ DonDaumen:

Dass ich mir die Mühe mache (fast) jeden Beitrag zu beantworten, sogar Deinen, kann man mir wohl kaum übel ankreiden. Entweder tue ich es aus Höflichkeit oder Wertschätzung, dass sich jemand mit meinem Text befasst hat - oder aus Ärger, wie in Deinem Fall.

Woraus schließt Du, dass viele Antworten mir wichtig sind? Oder die Größe dieses Threads? Woraus schließt Du auf meine Erbärmlichkeit?

Dass hier ne Menge Überflüssiges (einschließlich Deines Beitrags) verbraten wurde, weiß ich selber. Wieso hab ich das d.M.n. alleine und vorsätzlich verbrochen?

Auf welchem Weg und wieso sollte ich es darauf angelegt oder drauf hingearbeitet haben? Und nur wegen der Anzahl der Beiträge? Hast Du ne Ahnung, wie sehr mir die Quantität am Arsch vorbei geht?

Dass ich solch ne infame Unterstellung nicht einfach so stehn lass, ist wohl auch klar.

:hmm: Splat

PS: Bitte antworte nicht auf all diese Fragen (jedenfalls nicht auf diesem Thread)!

 

servus.
also, sorry splat, aber ich muss sagen, dass auch mir nur der anfang gefallen hat. natürlich ist es ok, wenn du eine gewalttat extra widerlich zur abschreckung soz. beschreibst (wie in 'der stählerne traum' von norman spinrad) aber dann muss auch irgendwie mehr rüberkommen, dass das nicht so ok ist. und selbst wenn das drin ist, kann man sowas auf keinen fall in satire stecken - außer dem titel finde ich hier nichts satirischer geschweige denn lustiges. wenn überhaupt, versuch's in ner anderen kategorie.
jonny m

 

Hallo Splat

Ein ziemlich interessanter Thread, den du hier aufgemacht hast, allein schon wegen der ellenlangen Diskussion, die ich ungemein lehrreich fand. Ich muss zugeben, dass erst sie mir wirklich dabei geholfen hat, die vorhandene Tiefgründigkeit deiner Satire zuverstehen. Ursprünglich war ich von deinem Machwerk ebenfalls nicht sonderlich begeistert, da es mir zu beliebig, unorientiert und übertrieben brutal daherkam.

Gleichzeitig erinnerte mich eure Diskussion an eine ähnlich hitzige Debatte, die mein Text Helden des Alltags hinter sich herzog. Schau ihn dir ruhig mal an, brauchst aber nichts mehr dazu zu schreiben.

Jiri schrieb damals am Ende:

Hier konnte man einmal miterleben wie aus einer, eigentlich uninteressanten und botschaftslosen Geschichte, mit Hilfe von Komentaren, Reden und Gegenreden doch noch ein einigermaßen lesenswerter Stoff geworden ist.

Wobei die Triebfeder der Diskussion, der Autor selbst, diese Geschichte aufwerten konnte.

Wobei ich deiner Geschichte die obrigen Attribut gar nicht zuschreiben will. Dass du deine Leserschaft mit so einem Text spaltest ist nur natürlich. Gewalt in unserer Gesellschaft ist ähnlich wie Sex absolut alltäglich und dennoch kontrovers und polarisierend.

Was kann man sonst zu dem Text sagen:
Unter BErücksichtigung der Intention des Autors ist dieser Text durchaus eine böse Satire, deren anfänglicher lakonischer Stil einem spätestens bei "Kantenbeißen" im Halse stecken bleibt, womit der Text dem Wortlaut der Forumsdefinition von Satire folgt.

Also muss ich zugeben, dass der Text mir auf eine abstoßende Art und Weise schon gefallen hat ;)


Gruß
Hagen

 

Hi Hagen!

Interessant. Hab "Helden des Amok" und die 1. Seite der Beiträge gelesen und tatsächlich strukturelle Analogien entdeckt. Die bd. Geschichten: explizite Gewaltdarstellungen mit der Verweigerung von Informationen über Hintergründe, Motive. Die Absicht der Autoren - den Leser einfach mit dem entworfenen Bild konfrontieren - auch nicht ganz unähnlich, ähnlicher noch die darauf folgende Diskussion. Zwar wurde Deine gute Absicht nie so in Frage gestellt oder gar annähernd faschistoid ausgelegt, sodass bei Dir die Diskussion gleich auf einem höheren Niveau beginnt. - Aber schon auf der 1. Seite zeichnet sich ab, wie sie beginnt, sich im Kreis zu drehen. Nach wenigen Beiträgen waren die entscheidenden Argumente gesagt, und die Leute reden trotzdem weiter aneinander vorbei, weil jeder sich weigert, sich auf die Sichtweise des anderen einzulassen, und das ist halt Polarisation.

Ein Unterschied und sicher der Grund, warum mein Text so unsubtil ausgelegt wurde, ist, dass Deiner immerhin am Ende eine Moral rüberbringt, sogar eine Moral mit Zeigefinger: Die Bestie wird zufällig zum Helden und als solcher von der Gesellschaft gefeiert. - Seht her: So ist die Gesellschaft! - Sollte eigentlich jeder schnallen, diese Aussage. So rückst Du die Welt Deines Lesers wieder zurecht, machst die Kost leichter verdaulich. "Der gestiefelte Vater" tut nichts dergleichen. Er ist völlig unmoralisch und verweigert dem Leser selbst diesen kleinen vorgekauten Happen. Lukas Iskariots Beitrag vom "dummen Leser" fällt mir dazu ein. (Von solch klugen, tief schürfenden Beiträgen konnte ich auf diesem Thread höchstens träumen.) - Warum muss ich als Autor denn in der Story bekennen, dass ich solch eine Gewalttat Scheiße finde? Sie ist Scheiße, weiß doch jeder! Außerdem gehts doch um die erzählte Geschichte und nicht um den Autor. Dieser manische Zwang zur political correctness, zum pädagogischen Auftrag, hindert doch längerfristig nur daran, in die wirklichen Abgründe hinabzusehen und sie vielleicht sogar beschreiben zu können. Der Weg ist das Ziel.

Übrigens fand ich "Helden des Amok" nicht schlecht, dachte auf Anhieb aber eher an John Woo als an Tarantino.

Gruß: Splat

 

Hi Jonny m,

also erstens: Warum muss da mehr rüberkommen, dass das nich OK. is? Is doch klar, dass das nicht OK. ist! Wer diese Gewalttat zu lesen lustig findet, hat vielleicht einen etwas abartigen Humor. Aber wer das beschriebene Geschehen OK. findet, ist ernsthaft krank oder gehört in Sicherheitsverwahrung oder beides.

Soweit jedenfalls meine Meinung. Ich finde nur, dass diese meine Meinung in der Geschichte gar nix verloren hat.

Mag sein, dass Satire nicht die optimale Wahl für dieses posting war, aber guck Dir mal an, wie lang und altersschwach dieser Thread jetzt schon ist. "Versuch's in ner anderen Kathegorie" ist kein so guter Vorschlag.
Z.B.dass dieser Text gewisse Schwächen hat, hab ich schon einige Beiträge früher eingeräumt. V. a. hätten die Seitenhiebe aufs Kleinbürgertum und ein sauberes geordnetes Leben etwas üppiger ausfallen können. Das würde die story sogar noch etwas grausamer machen, jedenfalls aus der Sicht des Opfers.

Danke fürs Interesse und fürs Lesen.

Gruß: Splat

 

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