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Der Glücksbringer

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14.02.2008
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Der Glücksbringer

12.02.2008, früher Abend

Der Mann stieg in sein Auto. Er hatte etwas zu tun, die Zeit war reif. Heute war sein Tag gekommen, der Tag, an dem er der Sieger sein würde; und zwar der endgültige. Er würde triumphieren! So viele Schlachten hatte der Mann verloren, doch das spielte keine Rolle, denn den Krieg, den würde er gewinnen. DAS DING hatte es ihm versprochen.

Er fuhr, und obwohl er sein Ziel nicht kannte, zögerte er nicht bei einer Kreuzung oder Seitenstraße. Seine rechte Hand ruhte dabei unbewusst auf der Ausbeulung seiner Jackentasche und nur manchmal löste er sie, um sich eine Zigarette anzuzünden oder ein Brötchen aus dem Picknickkorb auf dem Beifahrersitz zu essen. Er dachte über nichts nach, denn er genoss es, das einmal jemandem anderen überlassen zu können, in einer Art Rausch zu versinken. Er fuhr jetzt auf der Autobahn. Durch die Windschutzscheibe betrachtete ein selig lächelndes Gesicht langweilige Landschaften, vereinzelte Bauernhäuser am Horizont und achtete kein bisschen auf die konturlosen Gesichter der Dummköpfe, deren Schicksal es war, an diesem grauen Tage ebenfalls zu reisen. Diese Menschen waren nicht auf seiner Stufe, denn diese Menschen hatten nicht DAS DING. Er hatte DAS DING, nur er. Sollten diese verblendeten Kapitalisten doch weiter ihren falschen Idealen hinterherlaufen, er hatte den wahren Sinn des Lebens nicht nur entdeckt, sondern trug ihn sogar in der Tasche mit sich herum.
„Wer von euch kann das von sich sagen, Freunde?“, verhöhnte er desinteressierte Schemen hinter Glas. „Hm, keiner? Das ist aber zu schade!“

Eine gefühlte Fahrtstunde später – in Wirklichkeit waren es zweieinhalb gewesen – lenkte der Mann seinen dunkelblauen Honda Civic in die Einfahrt einer Raststätte. Er hatte vor pinkeln zu gehen, sich einen Kaffee zu bestellen und dann ein wenig auszuruhen – und zwar in der Reihenfolge. Ein bisschen Pause konnte sogar dem Entdecker des Sinnes des Lebens nicht schaden. Der Gedanke stimmte ihn einen Moment lang heiter, doch nur einen Moment – denn dann waren sie da.
Kurz nach der Einfahrt sah er sie und ein irrationaler Zorn flammte in ihm auf. Polizisten. Zwei verdammte Bullenschweine, die tatsächlich vorhatten ihn und vor allem DAS DING aufzuhalten. Sie standen da, am linken Straßenrand, hinter der Leitplanke vor ihrem neumodischen blauen Dienstwagen und einer von ihnen schwang eine beschissene Kelle auf alberne Art und Weise auf und ab. So verachtenswert, so niederträchtig.
„Bullenschweine! Verfickte Bullenschweine!“, zischte der Mann und seine Stimme triefte vor Hass. Er schlug mit der Faust aufs Armaturenbrett, sodass die dort verteilten Brötchenkrümel hüpften. In diesem Moment fing DAS DING wieder an zu flüstern und das war der Augenblick, in dem der Mann wahnsinnig wurde.

Sein Name war Heinrich Perlmutter und als er das Gesicht des Autofahrers sah, wusste er, dass gewaltiger Ärger bevorstand.
„Der ist aber schlecht gelaunt“, meinte sein Kollege Peter, der mit der Kelle winkte, und sprach damit die Untertreibung des Jahrhunderts aus. Das Gesicht dieses Fahrers sah nicht nur ärgerlich aus; es war wahnsinnig vor Wut. Seine Augen funkelten und er bleckte tatsächlich die Zähne.
„Na, das kann ja heiter werden. Das so was immer kurz vor Feierabend passieren muss“, seufzte Heinrich und sein Unbehagen schwang deutlich in der Stimme mit. Er öffnete das Halfter seiner Dienstwaffe, aus der noch nie ein Schuss abgegeben worden war, als der blaue Wagen neben ihnen zum Stehen kam.
Und dann ging alles rasend schnell.
Die Tür öffnete sich, der Fahrer stürmte brüllend heraus und ging auf Peter los, der gerade über die Leitplanke gestiegen war. Der mittelgroße Mann, kurze Haare, nicht besonders kräftig, packte Peter und warf ihn durch die Luft, als wöge er nicht mehr, als ein als ein herkömmlicher Gymnastikball. Heinrich glotzte erstarrt, sah wie sein Kollege mit einem dumpfen Geräusch auf die Motorhaube des Dienstwagens aufschlug und reagierte zu spät, als der Mann auf ihn zu preschte, wie ein wütender Stier. Er rammte ihn mit voller Wucht in die Magengrube, sodass er zusammenklappte und die Halbschuhe des Verrückten über ihn hinweg trampelten. Dann war alles schwarz, und zwar für immer.

Der Mann kam aus dem Wald gestapft. Er trug ein khakifarbenes Hemd, einen grünen Overall und darüber ein schwarze Lederjacke mit der Aufschrift POLIZEI. An seinem Gürtel befand sich eine KM .45 Tactical, deren Lauf noch warm war, in der Innentasche seiner Jacke ein zweites Magazin für die Waffe. In seiner Hosentasche steckte ein schwerer Gegenstand. Er schaute sich um und niemand war zu sehen, so wie es DAS DING gesagt hatte. Dem Mann wurde plötzlich klar, dass er DAS DING liebte. Es war zu seinem besten Freund geworden in den letzten Wochen, es verstand ihn, akzeptierte seine Fehler und half ihm, so wie ihm noch nie jemand geholfen hatte. Und es hatte nie gelogen. Niemals.
Du hast gerade zwei Menschen getötet. Dieser Gedanke schlich sich immer wieder in sein Bewusstsein. Du hast gerade zwei verdammte Menschen umgebracht, und zwar ohne jeglichen Grund!
„Sie sind keine Menschen. Es sind alles Dämonen die Schlechtigkeit über die Welt bringen! Fahrt zur Hölle, Dämonen! Niemand hält den Eiermann auf, denn sonst werden die Eier kalt!“, sprach DAS DING mit seinem Mund und lachte wie besoffen.
Zu dem Mann sagte DAS DING: Sorge dich nicht. Du hast mich auf deiner Seite und solange ich bei dir bin, kann dir nichts passieren. Haben diese Männer nicht den Tod verdient, alter Kumpel? Du weißt, dass sie das haben!
„Ja, sie haben den Tod verdient! Sie wollten uns aufhalten!“
Richtig, mein Guter.
Und überzeugt von der Richtigkeit seines Handelns machte sich der Mann wieder an die Arbeit. Er fuhr den Honda an den Straßenrand und stieg dann in den Polizeiwagen um.
Ein paar Minuten später war er wieder auf der Autobahn.


Im Laufe des Tages brachte der Mann siebzehn Menschen um und erschoss sich danach in einer kleinen Seitengasse. In seinen Taschen fand man eine leere Pistole, den Polizeiausweis eines gewissen Heinrich Perlmutters und eine Packung Lucky Strike. Dem Polizisten, der seine Taschen durchsucht hatte, war dabei sofort ein gewisser kleiner Gegenstand aufgefallen, und er hatte ihn aus einer Eingebung heraus eingesteckt und ihn nicht erwähnt. Anfänglich betrachtete er ihn gerne und hielt ihn für eine Art Glücksbringer.

Später konnte er ihn kaum noch aus den Augen lassen.

 

Hey Marsimoto,

Der Mann stieg in sein Auto. Er hatte etwas zu tun, die Zeit war reif. Heute war sein Tag gekommen, der Tag, an dem er der Sieger sein würde; und zwar der endgültige. Er würde triumphieren! So viele Schlachten hatte der Mann verloren, doch das spielte keine Rolle, denn den Krieg, den würde er gewinnen. DAS DING hatte es ihm versprochen.
Mal rein handwerklich. Mit „Der Mann stieg in sein Auto“ sollte man keinen Text anfangen. Also vom ersten Satz sollte schon eine gewisse Magie ausgehen, ein ästhetischer Effekt, irgendwas, das neugierig macht. Fontane hat da gesagt, im ersten Satz ist die Geschichte in nuce, also im ganz Kleinen serviert. Das muss man nicht so sehen, aber wenigstens neugierig sollte der erste Satz schon machen. Das ist auch nicht sofort effektheischend und marktschreierisch, wenn man sich um die Aufmerksamkeit des Lesers ab dem ersten Satz bemüht.
Er würde triumphieren! Gehört hier als erster Satz hin. Der erzeugt eine Erwartungshaltung. „Der Mann stieg in sein Auto“ – das müffelt, hart gesagt, nach kalten Füßen.

oder ein Brötchen aus dem Picknickkorb auf dem Beifahrersitz zu essen
Das ist nicht gut, grade „aus dem Pick-nick-korb“ – auf dem Bei-fahr-er-sitz mäh.
Also das Bild ist gut, aber sprachlich geht das einfach nicht. Zur Not Nebensatz bilden.

das einmal jemandem anderen überlassen zu können
Dass

denn diese Menschen hatten nicht DAS DING. Er hatte DAS DING, nur er. Sollten diese verblendeten Kapitalisten doch weiter ihren falschen Idealen hinterherlaufen, er hatte den wahren Sinn des Lebens nicht nur entdeckt, sondern trug ihn sogar in der Tasche mit sich herum.
„Wer von euch kann das von sich sagen, Freunde?“, verhöhnte er desinteressierte Schemen hinter Glas. „Hm, keiner? Das ist aber zu schade!“
Das ist gut, mehr davon, weniger von „alles ist so trist und grau und alltäglich“.

Eine gefühlte Fahrtstunde später – in Wirklichkeit waren es zweieinhalb gewesen – lenkte der Mann seinen dunkelblauen Honda Civic in die Einfahrt einer Raststätte.
Boah, und sofort wieder auf die Bremse. Dieser Einschub mit „in Wirklichkeit …“ klingt schulmeisterlich. Dunkelbauer Honda Civic klingt wie aus einem Polizeibericht und nimmt jeden Schwung aus dem Satz.

Er hatte vor pinkeln zu gehen, sich einen Kaffee zu bestellen und dann ein wenig auszuruhen – und zwar in der Reihenfolge.
Ja, klar in der Reihenfolge. Das leistet das Wort „dann“.

dem Entdecker des Sinnes des Lebens
Sagen wir mal. Wenn du den Text vorlesen müsstest, vor Publikum. Dann würdest du ihn im Vorfeld abändern, weil du Angst hättest, bei dem vierfach „s“ hier rumzulispeln. ;)
Es ist sprachlich nicht schön, einmal das vierfach „s“ und dann dieser Dreierblock Artikel+Substantiv.

und ein irrationaler Zorn flammte in ihm auf.
Zorn ist eine Emotion. Und alle Emotionen sind irrational. Das ist ja grad der Witz dabei. Gegensatz Kopf-Bauch und so weiter.

„Der ist aber schlecht gelaunt“, meinte sein Kollege Peter, der mit der Kelle winkte, und sprach damit die Untertreibung des Jahrhunderts aus.
Mäh. Wen juckt’s wie die heißen? Und das mit dem „sprach damit usw.“ – das finde ich persönlich schlecht. Das ist so ein understatement-Witzchen und darüber hinaus kommentiert der Erzähler von Außen das Geschehen.

Das so was immer kurz vor Feierabend passieren muss“, seufzte Heinrich und sein Unbehagen schwang deutlich in der Stimme mit.
Nach Heinrich ist der Satz zu Ende, „und sein Unbehagen schwang deutlich in der Stimme mit“ leistet gar nix. Das sagt der Satz in Verbindung mit „seufzte“ (wobei man einen ganzen Satz nicht seufzen kann) schon aus.

Und dann ging alles rasend schnell.
;) Wenn man jedes Mal zehn Cent bekäme, wenn man so einen Satz in einer Action-Passage liest. Einfache Faustregel: Der Leser soll merken, dass es schnell geht. Es muss ihm nicht gesagt werden. Sprache als Mittel, sprachlich das Tempo anziehen.

der Fahrer stürmte brüllend heraus und ging auf Peter los, der gerade über die Leitplanke gestiegen war. Der mittelgroße Mann, kurze Haare, nicht besonders kräftig,
Das ist aber nicht rasend schnell. Rasend schnell stürmt man raus, nicht heraus. Und rasendschnell gibt es auch keine vorzeitigen Nebensätze (der gerade über die Leitplanke gestiegen war). Und rasend schnell hat man auch keine Zeit für kurze Personenbeschreibungen.

als wöge er nicht mehr, als ein als ein herkömmlicher Gymnastikball.
Ein „als ein“ ist zu viel, das Komma auch (Der Vergleich bildet ja keinen vollständigen Satz) und … „herkömmlicher“ Gymnastikball, hä? Gibt es auch nicht herkömmliche? Und warum sollte bei „Gymnastikball“ dann jemand zuerst an die nicht herkömmlichen denken und nicht an die herkömmlichen?

Heinrich glotzte erstarrt,
Das „erstarrt“ ist im Glotzen schon drin.

als der Mann auf ihn zu preschte, wie ein wütender Stier.
Komma weg … und vielleicht einen etwas „frischeren“ Vergleich suchen.

Dann war alles schwarz, und zwar für immer.
Das ist schon sehr billig, oder?

ein schwarze Lederjacke
Eine

Niemand hält den Eiermann auf, denn sonst werden die Eier kalt!
Das ist cool.

Im Laufe des Tages brachte der Mann siebzehn Menschen um und erschoss sich danach in einer kleinen Seitengasse. In seinen Taschen fand man eine leere Pistole, den Polizeiausweis eines gewissen Heinrich Perlmutters und eine Packung Lucky Strike. Dem Polizisten, der seine Taschen durchsucht hatte, war dabei sofort ein gewisser kleiner Gegenstand aufgefallen, und er hatte ihn aus einer Eingebung heraus eingesteckt und ihn nicht erwähnt. Anfänglich betrachtete er ihn gerne und hielt ihn für eine Art Glücksbringer.

Später konnte er ihn kaum noch aus den Augen lassen.

Boah … das ist echt, so ziemlich das mieseste Ende, dass ich mir jetzt vorstellen konnte. Also wirklich billig. Nix über das Ding, nix über diesen „Hass auf die Welt“, der Höhepunkt war also schon die schwache Szene mit den beiden Polizisten? Enttäuschend.

Also: Grundidee cool, „DAS DING“ – einige gute Stellen drin, das Drumherum eher fad. Das ganze Triste raus, die Szene mit den beiden Polizisten viel schneller und actionreicher gestalten und am Ende arbeiten, da braucht’s auf jeden Fall noch zwei, drei frische Ideen.
Sprachlich noch ein wenig ungelenk, zu viele Worte, zu viele einfach überflüssige Worte. Aber gute Ansätze, das wird schon. Hast ein Gespür für Dialoge, jetzt musst du diesem Amok/Fetisch-Thema halt noch eine unerwartete Wendung geben, ein wenig am Stil arbeiten und es passt dann meiner Meinung nach.

Gruß
Quinn

 

Hallo Marsimoto!

Die Geschichte fand ich eigentlich recht unterhaltsam. Flüssig geschrieben und dieser ironisch-witzige Tonfall (DAS DING) hat mir auch gut gefallen. Vom Plot an sich wäre es Horror, aber wegen des Tonfalls und der Kürze kann dann kein Grusel entstehen, wobei mich das jetzt auch nicht gestört hat. Was mich aber gestört hat ist das Ende. Die Geschichte liest sich so, als hättest du sie in einem Rutsch geschrieben und nicht großartig überarbeitet, und als hättest du beim Ende nicht mehr weiter gewusst. So liest sich das absolut hingeklatscht, und rein stilistisch schon so, als würde es zu einer völlig fremden Geschichte gehören. Der Kontrast ist schon extrem. Und so überraschend fand ich es auch nicht, weil das, was am Ende gesagt wird, war einem ja schon in der Mitte klar, bei der Stelle mit den Polizisten.
Also, ich würde das Ende gern ignorieren, der Rest hat mir nämlich ganz gut gefallen. :)
Paar Schnitzer sind mir noch aufgefallen, ich hoffe ich wiederhole jetzt nicht so viel von dem was Quinn schon gesagt hat.

ein Brötchen aus dem Picknickkorb auf dem Beifahrersitz zu essen.
Dieses aus dem, auf dem klingt sehr unschön.
Durch die Windschutzscheibe betrachtete ein selig lächelndes Gesicht langweilige Landschaften, vereinzelte Bauernhäuser am Horizont und achtete kein bisschen auf die konturlosen Gesichter der Dummköpfe, deren Schicksal es war, an diesem grauen Tage ebenfalls zu reisen.
Also ich bin jetzt nicht so der Adjektiv-Kritisierer aber hier fällt es selbst mir auf, dass da zu viele drin sind. Würde ich reduzieren, liest sich sehr lahm, der Satz.
„Wer von euch kann das von sich sagen, Freunde?“, verhöhnte er desinteressierte Schemen hinter Glas. „Hm, keiner? Das ist aber zu schade!“
Diese Erklärung ist überflüssig. Ich fände ein einfaches höhnte er besser.
Er hatte vor pinkeln zu gehen
Komma nach vor.
Ein bisschen Pause konnte sogar dem Entdecker des Sinnes des Lebens nicht schaden.
Dasselbe wie mit dem Picknickkorb, das ist auch ein ganz seltsamer Rhythmus, liest sich einfach bescheuert.
die tatsächlich vorhatten ihn und
Komma nach vorhatten.
Das so was immer kurz vor Feierabend passieren muss“
Dass sowas ...
Heinrich glotzte erstarrt, sah wie sein Kollege
Glotzte erstarrt? :susp: Komma nach sah.

Liebe Grüße,
apfelstrudel

 
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Hi, Quinn!

Als ich vor Kurzem anfing mit dem Schreiben, dachte ich es würde total einfach sein (Was soll schon so schwer daran sein eine Geschichte hinzuschreiben, wie ich sie mir vorstelle?) doch durch deine Kritik habe ich sehr viel dazugelernt. Ich bin ein blutiger Anfänger und habe diese Geschichte einfach so, locker aus dem Handgelenk hingeschrieben ohne über die Sachen die du ansprichst auch nur ansatzweise nachzudenken. Vielen Dank also für deinen Beitrag, er hat meinen Erfahrungsschatz in großem Maße erweitert.

Mal rein handwerklich. Mit „Der Mann stieg in sein Auto“ sollte man keinen Text anfangen. Also vom ersten Satz sollte schon eine gewisse Magie ausgehen, ein ästhetischer Effekt, irgendwas, das neugierig macht.

Ein Beispiel für das oben genannte. Jetzt fällt es mir wie Schuppen von den Augen :lol:

Das ist nicht gut, grade „aus dem Pick-nick-korb“ – auf dem Bei-fahr-er-sitz mäh.
Also das Bild ist gut, aber sprachlich geht das einfach nicht. Zur Not Nebensatz bilden.

Beim Schreiben merkt man sowas gar nicht. Beim Durchlesen ist es mir auch nicht aufgefallen, doch das liegt wohl daran, dass ich die Geschichte schon kannte - bei "fremden" Lesern kann ich mir gut vorstellen, dass der Satz ein wenig sperrig ist.

das einmal jemandem anderen überlassen zu können
Dass

Da muss ich dir widersprechen. Das "das" ist auf das Nachdenken bezogen, deswegen ein s.

denn diese Menschen hatten nicht DAS DING. Er hatte DAS DING, nur er. Sollten diese verblendeten Kapitalisten doch weiter ihren falschen Idealen hinterherlaufen, er hatte den wahren Sinn des Lebens nicht nur entdeckt, sondern trug ihn sogar in der Tasche mit sich herum.
„Wer von euch kann das von sich sagen, Freunde?“, verhöhnte er desinteressierte Schemen hinter Glas. „Hm, keiner? Das ist aber zu schade!“
Das ist gut, mehr davon, weniger von „alles ist so trist und grau und alltäglich“.

Mir gefällt die Stelle auch :)

Eine gefühlte Fahrtstunde später – in Wirklichkeit waren es zweieinhalb gewesen – lenkte der Mann seinen dunkelblauen Honda Civic in die Einfahrt einer Raststätte.
Boah, und sofort wieder auf die Bremse. Dieser Einschub mit „in Wirklichkeit …“ klingt schulmeisterlich. Dunkelbauer Honda Civic klingt wie aus einem Polizeibericht und nimmt jeden Schwung aus dem Satz.

Wie Recht du hast. Muss diesen Satz unbedingt ändern, sobald ich Zeit dafür finde.

Zitat:
Er hatte vor pinkeln zu gehen, sich einen Kaffee zu bestellen und dann ein wenig auszuruhen – und zwar in der Reihenfolge.
Ja, klar in der Reihenfolge. Das leistet das Wort „dann“.

Werde das "dann" streichen, denn mir gefällt "und zwar in dieser Reihenfolge".
Keine Ahnung, wieso.

Zitat:
dem Entdecker des Sinnes des Lebens
Sagen wir mal. Wenn du den Text vorlesen müsstest, vor Publikum. Dann würdest du ihn im Vorfeld abändern, weil du Angst hättest, bei dem vierfach „s“ hier rumzulispeln.
Es ist sprachlich nicht schön, einmal das vierfach „s“ und dann dieser Dreierblock Artikel+Substantiv.

Stimmt.

Zitat:
und ein irrationaler Zorn flammte in ihm auf.
Zorn ist eine Emotion. Und alle Emotionen sind irrational. Das ist ja grad der Witz dabei. Gegensatz Kopf-Bauch und so weiter.

Hmm... es ist aber eine ganz besonders irrationale Emotion. Ich finde, das kann man betonen.

Ich hab kein Bock die ganze Kritik aus der deutlich misslungenen Action-Szene zu zitieren. Die wird nochmal von Grund auf neu geschrieben.


Zitat:
Niemand hält den Eiermann auf, denn sonst werden die Eier kalt!
Das ist cool.

Hatte das Gefühl ich könnte etwas, nunja, "abstrakteres" mit einbringen.

Und das Ende wird auch nochmal ganz neu gemacht. :)


Danke für die Kritik, die (für mich) mit einem kleinen Lehrgang für Anfänger gleichzusetzen ist.

mfG Marsimoto


Hallo apfelstrudel!

Die Geschichte fand ich eigentlich recht unterhaltsam. Flüssig geschrieben und dieser ironisch-witzige Tonfall (DAS DING) hat mir auch gut gefallen. Vom Plot an sich wäre es Horror, aber wegen des Tonfalls und der Kürze kann dann kein Grusel entstehen, wobei mich das jetzt auch nicht gestört hat. Was mich aber gestört hat ist das Ende. Die Geschichte liest sich so, als hättest du sie in einem Rutsch geschrieben und nicht großartig überarbeitet, und als hättest du beim Ende nicht mehr weiter gewusst. So liest sich das absolut hingeklatscht, und rein stilistisch schon so, als würde es zu einer völlig fremden Geschichte gehören. Der Kontrast ist schon extrem. Und so überraschend fand ich es auch nicht, weil das, was am Ende gesagt wird, war einem ja schon in der Mitte klar, bei der Stelle mit den Polizisten.
Also, ich würde das Ende gern ignorieren, der Rest hat mir nämlich ganz gut gefallen.

Ja, ich weiß. Ich würde gerne ein schöneres Wort dafür finden, doch das ist einfach das treffendste: Das Ende ist scheiße! Wird bald geändert.

Zitat:
Durch die Windschutzscheibe betrachtete ein selig lächelndes Gesicht langweilige Landschaften, vereinzelte Bauernhäuser am Horizont und achtete kein bisschen auf die konturlosen Gesichter der Dummköpfe, deren Schicksal es war, an diesem grauen Tage ebenfalls zu reisen.
Also ich bin jetzt nicht so der Adjektiv-Kritisierer aber hier fällt es selbst mir auf, dass da zu viele drin sind. Würde ich reduzieren, liest sich sehr lahm, der Satz.

Ja, ein paar könnte man rausnehmen. Aber nicht viele, ich finde diesen Satz eigentlich sehr schön.


Zitat:
„Wer von euch kann das von sich sagen, Freunde?“, verhöhnte er desinteressierte Schemen hinter Glas. „Hm, keiner? Das ist aber zu schade!“
Diese Erklärung ist überflüssig. Ich fände ein einfaches höhnte er besser.

Ich nicht. :-P


Zitat:
Heinrich glotzte erstarrt, sah wie sein Kollege
Glotzte erstarrt? Komma nach sah.

Okay das ist echt doof :)

Dankeschön und liebe Grüße zurück,
Marsi

 

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