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Der Hügel

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26.01.2005
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Der Hügel

Der Hügel

Suskindern.Was für eine Stadt ! Was für ein Bild, diese Stadt ! Hier beginnt das Fussballspiel mit dem Heben des Vorhangs und die Theatervorstellung mit dem Anpfiff. Schrifthauer und Bildsetzer sortieren ihre Werke alphalogisch und chronobetisch.

Diese Stadt hat es also arg getroffen. Wie ging das vor sich ? Das alles zu erklären hat keinen Sinn, da der Sinn sowieso nicht in Erklärungen allein liegen kann, sondern im Sinn selber. Den aber hab ich verloren. Deswegen passiert es einfach immer wieder, einfach so, ganz von selber: Ich suche Antworten. Und das befähigt mich zu schweben. Und so schwebe ich auf und davon, durch alles hindurch, durch zerfallende Vorbilder und sich schliessende Kreise, durch aufgeweckte Geschäftsleute und frustrierte Futuristen. Ich bin froh, auf meine Weise diesem Ort zu entrinnen.

Im Niedrigflug ziehe ich über eine weitläufige Ebene bis das Gelände anzusteigen beginnt.

Der Tag weicht, denn es will Abend werden. Im Himmelsraum weben Dunst und Schatten mit ein paar letzten Wolkenfetzen ineinander. Diese verquirlen sich zu wirren und kurzlebigen Gestalten. Mit dem Heraufzug der dunkelblauen Nacht erklingen allerfüllend harmonische Zwiegesänge des Gehens und des Kommens. Dann ist der Übergang vollbracht. Die ersten Sterne erglimmen. Ich lege mich auf weiches Grün. Taufeuchtigkeit und Düfte des Abends eines Spätsommers beflügeln meine Gedanken. Nachtwinde gehen mit feierlich tänzelnden, sanft pulsierenden, leise rauschenden, still wirbelnden Bewegungen vorüber und mein Ich beteiligt sich an der alldurchwirkenden Eintracht. Im Einklang mit der grossen Sternenordnung und den Schöpferkräften der Elemente.

Und eben im Begriff, mich von einem Zwangsgedanken zu befreien um mich den Ringelspielen des Windes hinzugeben, da umbraust mich ein kleines zappliges Etwas. Es ist ein winziges Männchen, etwa so gross wie mein Arm lang ist, mit dünnen Beinen, kugeldickem Bauch und kurzen Ärmchen, mit welchen es rege gestikuliert, merkwürdigerweise auch dann wenn es keinen Laut von sich gibt. Inhaltlich in argloser Einfältigkeit, förmlich aber mit kecker Behendigkeit, schwatzt und plappert es und lässt mich nicht zu Wort kommen. Aber trotz seiner Allüren ist es eine Wohltat, diesem banal-geschwätzigen Männchen zuzuhören und zuzusehen. Denn wie es fröhlich tanzt und dabei mit seinen Gliedern herumfuchtelt, wiederholt kurz innehält um mich mit schelmischen Blick ironisch-fragend anzuschauen, ist köstliche Unterhaltung.

Es sei der Unterwelt entstiegen faselte das quecksilbrige Wesen, und ich bin einigermassen verwirrt, als es plötzlich mit Plappern innehält und mich auffordert Fragen zu stellen. Eigentlich interessiert mich die Absicht seiner Anwesenheit. Das wahrhaft aussergewöhnliche Wesen rückt nun arg nahe heran, fordert mich mit scheppernder Stimme und nicht unaufdringlich auf, mit Fragen zu beginnen. Auf die Frage nach seinem Beruf erhalte ich zur Antwort „Ich bin Sapüritzer !“

Ich möchte noch mehr wissen, warum aber beginnt das Männchen zu toben ? Mir wird etwas unheimlich zumute, denn ich sehe nicht mehr die hübsche und faszinierende Tanzunterhaltung von vorhin. Prellsprünge, Saltos, Hechtsprünge, absurde Zwischeneinlagen und aberwitzige Kapriolen werden nun zum Besten gegeben und dabei schwätzt es pausenlos. Es dreht Pirouetten, es wirbelt herum, schüttelt sich und flitzt auf grotesken Bahnen hin und her. Unablässig, immer lautstarker und unbändiger, als eine Mischung aus Wutanfall und Dellirium, schreit es mich an. Nur wenig ist auffassbar. Zwischen mehrheitlich unverständlichen Sätzen ist irgendwie die Rede von Prozessgebühren, von Tierbändigern und von speziellen Aspekten die bei der Übersetzung von spanischen Novellen ins Italienische zu berücksichtigen seien. Jetzt aber, nachdem ich von ihm noch das Wort „feenhafter Glaspalast“ aufnehmen konnte, ereilt das kurzarmige Männchen offensichtlich ein definitiver Stimmungsumschwung. Es hält inne mit seinen Kapriolen und wird still, ja traurig. Es beginnt zu schluchzen wie ein kleines Kind und stampft mit seinen, übrigens arg krummen Beinchen, auf den Boden. So stampft es fort und fort und es stampft sich in den Boden hinein bis es ganz verschwunden ist. Und auf diese Art beendet der Sapüritzer sein Erdenwallen.

So sitze ich auf diesem, nun wieder ruhigen Hügel, allein mit den Weltallweiten und ihrem Sternengewimmel. Noch nicht ganz fertig werde ich mit der Schwätzerei dieses kleinen zappligen Wesens.Was hatte es mir da erzählt ? Ich bekam zwar allerhand mit, aber Zusammenhänge lassen sich einfach nicht herstellen. Ich lasse dies so bleiben und komme sowieso zum Schluss, dass diese Episode keine nachteiligen Auswirkungen auf mein gegenwärtiges Wohlbefinden hat.

Prachtvoll geht der Mond auf, er hangelt sich über den Horizont hinweg und ist, umlegt von einem silbergrauen Schleiergewebe, noch irgendwie der Schwere verhaftet. Sich sachte davon lösend gleitet er schon bald in das weite Sternenfeld hinein. Und nun ist sie vollzählig, die Schar der nächtlichen Gestirne. Diese Klarheit ! Das unablässige Geben und Nehmen zwischen mir und dem Kosmos ! Nein ! Da gibt es kein Nein mehr. Nur noch Ja ! Unerschöpflich ! Und nie und nimmer gibt es in diesem grossen Ja missverstandene Existenzen ! Und keine Zurechtweisungen. Nur noch Ja !

Ich wandle in den Schlaf hinein - doch es geht ja noch weiter ! Tiefdüsterer Sumpf, blauer Nebel, huschende Lichtspiele, Schattentänze, beunruhigende Geräusche. Irgendwo zwischen Beginnen und Vollenden, zwischen Auflösung und Erlösung. Wo bin ich ? Der wissende Mond bietet mir seine Hilfe an und öffnet mit seinen Strahlen den Boden, um mich die Innenwelt des Hügels durchsteigen zu lassen. Enorm grosse Kristalle lenken herkunftsloses Licht zu Mustern um. Dieses Licht koloriert die feucht-frischen, nach Erde, Moos, Holz und Kalkstein duftenden wolkigen Schwaden die im Riesenraum wabern und wiegen. Es ist weit, weit vor der Zeit und ich erlebe wie soeben die ersten kosmologischen Spekulationen eintreffen, ich mach mich ihnen anwesend und daraufhin wird mir die Exkommunikation angeboten. Ich organisiere den Aufstand doch der wir behutsam niedergeschlagen.

Erst am Spätnachmittag des folgenden Tages steige ich wieder vom Hügel hinab. Wieviele Tage und Nächte bin ich schon unterwegs ? Ich bin schwer müde. Trotz Spätsommer ist es noch immer betäubend heiss. Traumwandlerisch gleite ich auf dem Waldweg hinunter. Ich laufe und laufe, die Knie werden schwach und zittrig, die Füsse spüren längst keinen Boden mehr. Die Reihenfolge versengt. Ich laufe und laufe. In den einsamen Waldstunden der Vergangenheit wandle ich heimwärts. Wandermüde gleite ich eher als ich laufe und überhaupt gleitet alles sphärisch dahin. Nur die Tannenmeisen flüstern und wispern und warme Düfte des Fichtenharzes ziehen geradehin. Die Tatsache schläft. Und der Zuruf einer Madame die mich allzeit begleitet, hallt weitgedehnt durch das Waldgewölbe, bleibt aber im Raum der hohen Stämme haften als einen Widerhall der zugegen bleibt.

Doch all diese eindeutigen Aussagen kamen bei der werten Zuhörerschaft nicht an, zumindest solange sie ihre Erkenntnis nur auf das beschränkende Vorhandene und ihr Glaube auf soziale Glücksversprechungen richteten. Darum sah ich mich, nach eingehenden geostrategischen Überlegungen dazu veranlasst den Standort zu wechseln, nicht ohne vorher meine Erlebnisse in der Rubrik 'Fantasie' niedegelegt zu haben.

 

hallo reto_grob, nachträglich herzlich willkommen auf kg.de.

Leider hat deine Geschichte mir nicht wirklich gefallen. Dein Ich-Erzähler-Prot sitzt auf einem Hügel, trifft ein kleines Männchen, das anfängt ihn vollzutexten, dann verschwindet es, und dein Prot muss diese Geschichte aufschreiben, um uns damit zu beglücken.
Und ich sitze hier und denke mir - na und?
Weder ist die Begegnung mit dem Männchen fesselnd genug erzählt, noch wartet die Geschichte mit einer besonderen Pointe auf. Eigentlich sind es nur Aneinanderreihungen von Geschehnissen, die sie ausmachen. Nachdem ich den Text gelesen habe, sitze ich hier und denke mir - was interessiert mich das?
Tut mir Leid, dass ich dir nichts Konstruktiveres zu sagen habe. Aber ich hab mit der Geschichte nichts anfangen können. Lass dich nicht entmutigen!

Oh, ein Nachtrag: Vor Satzzeichen steht keine Leerzeile, Ausnahme sind Gedankenstriche. Bitte editier das!

gruß
vita
:bounce:

 

Hallo reto,

deine Geschichte ist ziemlich schräg. Wär sie nicht in 'Seltsam' besser aufgehoben?
Deine Story ist ganz nett, aber sie sprach mich nicht wirklich an. Dafür war sie mir zu konfus.

Gruß
Shinji

 

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