Der Hauch der Ewigkeit
Diffizile Gedanken stoben durch seinen Kopf, während sich der wabernde, purpurne Vorhang träge in der drückend-schwülen Luft kräuselte. Mit knöchernen Bewegungen strich er über sein schütteres Haupthaar. Eine Strähne löste sich. Er seufzte Jahrhunderte alten Odem in die neuzeitliche Atmosphäre hinaus. Die Strähne, einst gewachsen auf aristokratischem Haupt – wie lange mochte sie ihn begleitet haben? Über Äonen hinweg oder doch nur über ein paar Jahrhunderte? Hatte sie den Dunst der Ewigkeit eingeatmet? Vom Hauch der Schöpfung gekostet? War sie bei ihrer Geburt von der unerbittlichen Sonne Schottlands beschienen worden, von einer Sonne, die noch keinen Fabrikschlot gesehen hatte? Oder war sie ein Säugling an seinem Körper? Auf vorväterlichem Boden gewachsen, aber selbst nicht mehr als ein Emporsprießling, einem Parasiten nicht unähnlich. Jene Strähne …, jener Teil seiner selbst.
Hinter dem Vorhang ertönte die Stimme seiner Gefährtin und mit marderartiger Grazie und Lebensfreude zog sie den purpurnen Schleier zur Seite, trat hinaus, drehte sich um die eigene Achse, präsentierte ihr neuestes Gewand und fiepste: „Na? Meinst du, es steht mir?“
Der Alte seufzte.