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Der Himmel weint

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03.04.2003
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Der Himmel weint

Der Himmel weint

Sie blickt aus dem Fenster auf die Hauptstraße. Auto um Auto fährt vorbei.
Die schwarzen Abgase streicheln über den Asphalt, bevor sie von einer Windböe davongetragen werden.

Die Tage vergehen wie im Flug, die Stunden rasen an ihr vorbei. Wie lange sitzt sie schon hier? Sie weiß es nicht.
Ihre Beine schmerzen, der kalte Marmor der Fensterbank schneidet in die Venen, vertreibt das warme Blut.
Langsam steht sie auf, verlässt das Haus. Wohin sie geht weiß sie nicht. Sie muss nachdenken.

Wie lange hat sie ihn nicht mehr angesehen?
Die großen Ferien über – ein paar Tage vor dem Abschluss. Sie vermisst ihn.
Er war nicht perfekt , natürlich nicht. Aber warum musste er sterben? Gerade er, der Mann der sie so perfekt ergänzte?
Früher unternahmen sie so viel miteinander. Stundenlang gingen sie durch die weiten Felder des Ostens. Besonders schön war es in seinem letzten Frühling.
Die Sonne stand schon tief im Westen, während ein Gewitter aufzog. Über den gelben Rapsblüten strahlte der Himmel ein lilafarbenes Licht aus den Wolken über das weite Land.
Und dann fing es an zu regnen. Es war warmer Regen. Sie standen neben dem Rapsfeld, ließen sich ganz von diesem Moment einnehmen und sich nass regnen.
Es war alles so schön.

Sie geht durch den Park. Die Sommersonne lässt ihr Licht über das grüne Gras streifen. Kinder spielen auf einem Spielplatz in der Nähe. Ein junges Paar nimmt einen kleinen Jungen an die Hand und zieht davon.
Sie geht weiter. Dort am kleinen See hatten sie auch oft gesessen.

Neben dem Rapsfeld war damals eine Weide mit grünem, langem Gras.
Damals hob er sie über den Zaun. Sie liefen, von strömenden Regen begleitet in die Mitte der Weide und ließen sich ins Gras fallen. Ein Gefühl von Freiheit überkam sie. Bei dem Wetter würde die Beiden ja niemand entdecken. Und so fingen sie an zu kuscheln. Begleitet von warmen Regen und ein paar kleinen Sonnenstrahlen, die ab und zu die Wolkendecke durchdrangen.

Sie erreichte die Straße am Park. Dort drüben war eine Bushaltestelle. Warten.
Nach kurzer Zeit kam der Bus. Damals waren sie zu zweit in seinem Auto gefahren, doch das ging ja heute nicht mehr.
Er nahm sich das Leben. Ihr Freund, der Mann, der sie so perfekt ergänzte. Wofür war er gestorben? Weswegen? Diese Frage stellt sie sich immer wieder.

Kurz nach den Prüfungen erhielt sie die Nachricht. Er hatte in seinem Zimmer gesessen. Auf seinem Bett, dem Bett, dass sie so oft unter ihrer nackten Haut, so intensiv gespürt hatte.
Schlaftabletten. Kein Abschiedsbrief, nichts, was seine Tat erklären könnte.
Einfach so.

Vier Stationen später steigt sie aus. Von der Landstraße geht ein Weg ab. Sie hatte ihn seit diesem letzten Frühling nicht mehr betreten. Ein ganzes Stück den Weg rauf müsste es sein.

Bei seiner Beerdigung war kaum jemand dort. Viele waren nach den Prüfungen in Urlaub gefahren. Keiner hatte damit gerechnet. So waren nur seine Eltern und sie dort. Jeder schmiss ihm eine rote Rose nach. Ihrem Freund, dem Mann, der sie so perfekt ergänzte, der alles für sie war. Dann ging jeder seines Weges. Nie wieder hatte sie mit den Eltern gesprochen, die kurz darauf wegzogen.

Dort drüben war es.
Sie klettert über den Zaun, sieht ihn in Gedanken auf der Wiese stehen.
Bei der Mitte der Wiese angekommen legt sie sich hin. Genau wie damals. Sie kann seine Gegenwart spüren.
Leise fallen die ersten Tropfen. Wie lange sie liegen bleiben wird, weiß sie noch nicht. Vielleicht wird sie nie wieder aufstehen. Einfach in seiner Nähe bleiben.
Es regnet in strömen.
Er scheint zu weinen, weil sie sich aufgibt, ihr Himmel weint.

 

Hallo WibiB,

ich werde deine Geschichte bestimmt noch einmal lesen, und vielleicht werde ich dann mein Urteil auch revidieren, aber im Moment habe ich leider ein bisschen das Gefühl, als sei dir diese Geschcihte nicht wirklich gelungen.
Du beschreibst einen Menschen auf den Spuren der Erinnerung eines geliebten Mannes und auf der Suche nach einem Grund für seinen Tod.
Leider kommst du dabei über die wüälenden sinnlosen Fragen, aber auch über die üblichen Erinnerungen nicht hinaus.
Die kurzen Sätze blockieren für mein Gefühl den Erzählfluss und verhindern, dass ich dem Mädchen emotional auf ihrem Weg folgen kann.

Ich habe ein bisschen den Eindruck, dass du mit der Aneinanderreihung einfacher Ereignisse in diesen kurzen Sätzen deutlich machen wolltest, wie banal und sinnlos dem Mädchen angesichts der Trauer über dden Verlust alles vorkommt, wie wenig es sie im Grunde interessiert, ob der Bus nun kommt oder nicht. Aber zumindest bei mir kommt es dadurch so an, als obn gerade diese unwichtigen Dinge die Geschichte erzählen und dadurch in ihrer Wichtigkeit überhöht werden.

Ich bin gespannt, wie andere das empfinden.

Lieben Gruß, sim

 

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