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Der Hund

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29.12.2020
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Der Hund

Ich habe lange genug darüber nachgedacht, jetzt will ich es niederschreiben.

Ich kam an dem Ort an. Ich hatte schon Angst zu spät zu sein, als ich noch auf der Autobahn war, aber ich schien gerade mit ein paar anderen Gästen anzutreffen die ich nicht kannte. Sowieso waren mir fast alle Leute fremd. Sie blinzelten einen dennoch mit dieser unerschrockenen Höflichkeit an. Alle schnitten sie die gleichen Grimassen, eine Mischung aus falschem Lächeln und starren Augenbraun, unter denen die Augen traurig funkelten. So sahen sie alle drein. Fast alle. In ihren schönen Anzügen und Kleidern. Es war ungewohnt.
Ich ging die schlichte Steintreppe des Geländes hinauf, während ich über meine Schultern blickte ob ich nicht doch schon wen kannte. Aber nein, vielleicht im Gebäude.

Es hatte sich eine Schlange gebildet, die in das Anwesen führte, der ich mich sogleich anschloss. Seichter Smalltalk zwischen unangenehmem Schweigen hallte an dem hölzernen Dach über uns wider. Ich war absichtlich gedankenversunken, in der Hoffnung nicht daran teilhaben zu müssen.

Wie wird dieses Ereignis ablaufen? Gibt es gewisse Regeln, die ich beachten muss, ohne dass sie erwähnt werden? Bestimmt. Ist doch immer so bei diesen gesellschaftlichen Panoptiken. Am besten ich halte mich an die anderen Leute.

Da rückte die Schlange weiter.
Bald gelang ich in den Raum hinein, der wie ein Schlund die vergehende Sonne aussperrte, so wie er die vorherigen Gespräche aussperrte. Es war plötzlich so still, so ernst. Ich stand am Anfang einer hohen, simplen, aber edlen Kammer, kaum durchleuchtet. Sie begrüßte einen mit einem einzigen kühlen Windhauch, der einen beim Eintreten an den Wangen kratzte.
Es war sehr groß hier, absichtlich zu groß. Dafür kaum etwas an dem sich verlorene Augenpaare festhalten konnten, außer dem für das sich alle anstellten. Er.

Wie im Marschschritt standen wir in einer Reihe die sich langsam, aber bestimmt, in eine Richtung begab. Bald schon konnte ich erkennen was am Ende geschah. Ein simples Ritual wie es schien. Jeder hielt sich daran, es glich einem skurrilen Tanz. Ich hatte jetzt zirka dreizehn Menschen Zeit, um es mir einzuprägen.

Auf ein Knie, das Linke. Kopf senken. Was macht er mit seiner Hand? Aber sie macht es anders. Ist das bei Frauen und Männern unterschiedlich? Nein er scheint es auch so zu machen wie sie. Noch zehn Gäste, dann bin ich dran. Also, Links Rechts. Alles klar.

Als ich an der Reihe war hatte ich das Gefühl der Raum fror ein. Ich weiß nicht mehr genau was dann passierte, aber ich vollzog den Tanz, ich hoffte zu seiner und aller Genüge. Es ging so schnell, ich kann mich kaum erinnern. Ich kann auch nicht mehr genau sagen wie er aussah. Sehr schön geschmückt. Ja bunt, alle Farben leuchteten um ihn herum in fröhlich chaotischer Vielfalt. Ich blickte aber nur einen Sekundenbrauchteil hin, dann drehte ich mich um, woraufhin ich den Ersten die Hand gab. Ich hatte sie bis dahin nur flüchtig bemerkt, aber sie standen still Spalier und begrüßten die Gäste, nachdem diese das kurze Ritual aufführten. Es gab fünf von den Ersten. Vier kannte ich nicht, ich hielt mich an den formellen Händedruck und zeigte ein entgeistertes Lächeln. Die fünfte der Ersten, sie kannte ich, wegen ihr war ich hier. Sie stach heraus wie ein Heizstrahler in einem Eispalast. Warm und gewohnt, doch auch in einer falschen Welt.
Ich wusste nicht wie ich mich zu verhalten hatte. Aber als ihr warmer Blick mich empfing, fühlte ich mich zum ersten Mal, seit meiner Ankunft an diesem fremden Ort, etwas aufgehobener. Ich umarmte sie wortlos und verschwand in den Hintergrund. Ich konnte nicht bleiben, die nächsten waren schon an der Reihe.
Ich stand nun, mit den anderen Wartenden, in einem halboffenen Nebenraum, von welchem die soeben stattfindende Anfangszeremonie zu beobachten war. Die wenigen Lichtstrahlen die sich in den restlichen Saal verirrt hatten, sahen sich hier von den Schattenmassen so überwältigt, dass wir, die Wartenden, mager und passiv in der Dunkelheit standen, wie ein Chor auf der Bühne kurz bevor das Rampenlicht uns aufdecken sollte.

Nicht viel später war auch der Letzte in der Schlange fertig. Die Gäste, nicht genau wissend was sie tun sollten, lösten sich in einzelne Trauben auf. Nun hatte ich Gelegenheit mit ihr zu sprechen. Es war ein flüchtiges Gespräch aber es gab mir Halt.
Kurz darauf betrat ein seltsam gekleideter Mann den Raum. Er trug allen Anschein nach eine zeremonielle Uniform. Man sah sofort, dass er die Gäste in weiterer Folge dirigieren würde.
Er bat uns ihm zu folgen. Stumm gehorchten wir.

Der angrenzende Saal hatte die leere Mächtigkeit einer Aula. Ich kniff meine Augen zusammen als mich das Tageslicht, welches durch die enormen Deckenfenster auf uns herabschien, unvorgewarnt überfiel. Das Interior war gewohnt schlicht, dennoch majestätisch. Die starken Holzträger und die Kirschholzfassade lenkten von dem simplen Fließenboden ab, der den Saal wie ein grauer Ozean überzog.
Schnell wurde mir klar, dass es sich um eine Art Theater handelte. Etliche Reihen an Stühlen standen parallel im Raum verteilt, alle in Richtung eines großen Podests gerichtet. Die Bühne.
Zombieartig nahmen wir Platz. Und obwohl keine Sitzordnung bekannt gegeben wurde, war jedem herdengleich sofort bewusst wo er sich zu positionieren hatte. Ich stand unangepasst da und beobachtete verwirrt die stille Choreografie der Platzwahl. Sie merkte das und winkte mich zu sich. Ein Platz in der zweiten Reihe blieb unangefochten frei. Anscheinend war jedem klar, dass ich hier zu sitzen hatte. Ich war ein Ehrengast. Es war dieser Moment als ich verstand, dass jeder hier wusste wer ich war, ohne dass ich wusste wer sie waren. Eine unheimlich einstudierte Dynamik.

Nun saßen wir da, starrten einheitlich auf den roten Vorhang, der den meisten Teil der Bühne verhüllte. Stille. Der Mann im Zeremoniengewand betrat die Bühne. Er hielt ein Buch in seinen Händen. Kein normales Buch, denn es war unpraktisch groß und besonders verziert. Es musste Teil des weiteren Ritus sein. Er stellte sich an einen schmalen Holzpult, schlug das Buch auf und begann zu sprechen. Wir horchten zu.

Ich kann mich nicht mehr erinnern was gesagt wurde. Doch seine Worte waren wie ein fremder Zauber, der über unsere Häupter glitt und die Welt da draußen in Vergessenheit geraten lies. Die Gäste standen so im Einklang mit der Vibration, der Energie, die dieser Mann da oben auf der Bühne uns auferlegte, dass manche sogar seicht zum Weinen begannen. Dieser Zauber, diese bescheidene Macht ergriff jeden im Saal. Jeden außer mir.

Denn nicht bald nachdem der Mann zu sprechen begonnen hatte, fiel mir eine bestimmte Absonderheit auf, die mir davor entgangen sein musste. Eine Fata Morgana schien sich vor meinen Augen plötzlich manifestiert zu haben. Es war ein Hund.
Links neben der ersten Reihe lag ein zotteliger Mischling mit grauem Fell, braun schwarzen Flecken und spitzen Ohren, die zurückgelegt auf seinem Kopf rasteten. Es war ein schöner Hund. Er war weder reinrassig noch besonders gepflegt, jedoch hatte er eine spezielle Aura. Er strömte einen Geschmack von Honig und Sonnenlicht aus und mir schien als sei er der König aller Streuner. Seine Ausstrahlung war erhaben, einzigartig und besaß eine uneigentliche Größe. Doch weniger einem König, glich er mehr einem Prinzen. Man erkannte seine verspielte Natur, genauso wie seine Jugendlichkeit, in seinen elegant frechen Bewegungen.

Mit großen Augen schaute auch er dem Mann zu, der oben auf der Bühne seine Sprüche tätigte. Nie konnte er sie verstehen, dachte ich mir. Nicht wie die restlichen Gäste war er in des Mannes Bann gezogen. Der Hund spürte dennoch, dass seine Aufmerksamkeit diesem seltsamen Wesen da oben zu gelten hatte, ohne die wahre Natur dieser fremdartigen Zusammenkunft um ihn herum zu kennen.

Bald schon war mein gesamtes Augenmerk auf dieses faszinierende Tier gerichtet. Ich versuchte es mir nicht anmerken zu lassen, doch ich hörte dem Mann auf der Bühne längst nicht mehr zu. Seine Worte wurden zu einem dumpfen Unterton.
Ich fragte mich.

Darf er denn hier sein? Weiß er, wo er sich befand? Spürt er die Macht seiner Umgebung, den Spuk in den Ritualen von uns Menschen? Nahm er diese hin und verstand sie zu leugnen oder war sein Wesen außerwählt zur fröhlichen Ignoranz?

Und wie ich dasaß und meine Fragen ersann, kam mir die Antwort. Wie aus dem Nichts machte es plötzlich Sinn für mich in diesem Köter mehr als nur ein Tier zu sehen. Ich erkannte eine Entität, weiser als der älteste Mann, klüger als der trickreichste Gauner und liebender als die fürsorglichste Mutter. All das, hinter einem Schild aus zotteligem Fell und naiv neugierigem Blick. Ich war mir dessen zu diesem Augenblick völlig sicher. Woher stammte bloß diese Eingebung?

Auf einmal öffnete sich der Vorhang und ich wurde aus meinen Gedanken gerissen. Langsam glitten die blutroten Stoffmassen zur Seite und offenbarten ihn. Er, der wahre Grund für unser aller Eintreffen. Noch schöner geschmückt als zuvor, ruhte er in seinem Thron. Kalt und weise überblickte er uns Sterbliche, weder richtend noch wertend. Eine allmächtige Ruhe durchzog plötzlich die Atmosphäre des Raumes. Alle schwiegen. Wir starrten ihn nur an. Voller Respekt und Ehrfurcht. Und Angst. Denn er wusste mehr als jeder Mensch wissen konnte, ging weiter als jeder Mensch gehen konnte, sah den Anfang und das Ende.

Doch auch in diesem Moment musste ich wieder nach dem Hund sehen. Nahm er die Allmächtigkeit genauso wahr wie wir? Der Hund, er gähnte. Ich konnte es nicht glauben. Diese enorme Macht direkt vor seinen Augen schien völlig irrelevant. Doch in seinem Verhalten lag weder Arroganz oder Spott noch ein Mangel an Verständnis. Der Hund wusste was geschah und antwortete mit seiner eigenen Magie. Es war ein schamanischer Kontrast, eine Dualität göttlicher Instanzen, die sich da vor meinen Augen abspielte. Und ich war der Einzige dem sie auffiel.
Denn die Gäste waren versteinert im Anblick seines Daseins, sie weinten und zuckten. Ich schien befreit von dieser Bürde. Ich sah nur einen Machtkampf zweier Wesen, zweier Philosophien.

Nicht lange danach begann sich der Vorhang wieder zu schließen. Ruhe kehrte ein. Dann ergriff der Zeremonienmeister, der sich zuvor seines Anblicks abgewendet hatte, erneut das Wort. Er löste den Zauber, lies die Hypnose vergehen. Mir wurde das klar, denn ich war nie verzaubert, der Hund hatte mich geschützt, er hatte mich gelehrt mich zu wehren. Bis heute frage ich mich ob er nur für mich erschienen ist, oder ob er für jeden kam und es eines jeden Entscheidung war ihn wahrzunehmen, sich zu wehren. Manchmal frage ich mich auch ob ich mich hätte wehren sollen.

Wir marschierten aus dem Saal, doch ich ließ einen Teil von mir darin zurück. Der Hund lief stolz neben mir her, wie ein wachsamer Schutzpatron. Er hatte mich erkannt.
Draußen schien jetzt die Frühabendsonne. Wärme machte sich auf meinen Wangen breit.
Der Hund rannte fröhlich bellend in die anliegende Wiese und wälzte sich im Gras. Er spielte. Er spielte mit den Sonnenstrahlen und den Blumen und der Frühlingsbrise und er feierte seine Freiheit. Denn es war ihm egal was geschah und es war ihm egal was geschehen wird. Es war egal.

Mein Vater war tot und es war egal.

 

Also noch einmal, hello und herzlich willkommen @Dorian Lucas! Die Geschichte steht jetzt offen für Kommentare. Es ist sehr wahrscheinlich, so wie ich die Wortkrieger kenne, dass man dir auch bei der Orthographie behilflich sein wird.
Viel Spaß im Forum!
Kanji

 

Hi @Dorian Lucas!

Der erste Satz hat mich ehrlich gesagt verunsichert. Es klingt dadurch natürlich wie eine Erinnerung - einerseits fördert das das Mitfühlen mit dem Charakter, andererseits frage ich mich, ob es eine Erinnerung ist, die dir wirklich passiert ist.
Die Story ist interessant und der philosophische Aspekt kann noch weiter ausgebaut werden. :)
Vielleicht hilft dir der Kommentar ja weiter:
- Man erfährt sehr lange nichts über die Situation, was am Anfang spannend ist, doch irgendwann stört.
- Der Protagonist ist der Sohn des Verstorbenen. Warum begrüßt ihn niemand, als er reinkommt, obwohl ihn alle kennen?
- Der Gedankeneinschub ist etwas trocken. Wenn du die Verunsicherung deutlich machen möchtest, kannst du den Teil vielleicht umformulieren.
- Der Vater steht sehr im Fokus, aber man erfährt nichts über die Beziehung zum Protagonisten, was interessant wäre.
- Ich verstehe das mit den Ersten nicht. Wer ist das?
- Wer ist diese Frau? Wegen ihr war der Protagonist gekommen, also wären mehr Infos dazu gut.
- Warum erschient ein Hund als Fata Morgana? Hat der Protagonist eine Vorgeschichte damit, da er auch eine Art Schutzpatron ist?
-Es klingt so, als würde der Protagonist die "Alles ist egal"-Verhalten des Hundes aufnehmen und so den Tod des Vaters verdrängen-. Ich frage mich, ob das eine gute Message ist, die dort rübergebracht wird. Diese Charakterentwicklung könntest du noch besser verdeutlichen.

Liebe Grüße,
Waldläufer

 

Hi @Waldläufer! Danke für die Antwort.
Ich kann die Kritik nachvollziehen. Ein paar Punkte kann ich aber vielleicht lösen wenn ich kurz meinen Gedankengang erkläre.

Meine Absicht war, einen Text zu schreiben der viele Fragen aufwirft, welche aber mit dem letzten Satz gelöst werden (können). Die Geschichte ist damit mehr wie die Spitze eines Eisbergs, dessen verborgener Rest in der Interpretation des Leser liegt. Meine Interpretation wäre:

Der Protagonist hat seinen Vater verloren, ist offensichtlich traumatisiert. Das zeigt unter anderem der erste Satz, der verdeutlicht, dass die Erzählung therapeutischen Nutzen für den Prota hat. Der Stil war absichtlich so gewählt, dass eine langwierige, trockene Beschreibung des Ereignisses vorherrscht was den Zustand des Prota verdeutlichen soll. Dieser ist 'shellshocked' und fühlt sich wie im falschen Film. Alles ist fremd und besonders mit den seltsamen Ritualen der Angehörigen kommt er nicht zurecht. Das fließt ein in das Hauptmotiv des Hundes. Dieser gibt dem Prota einen Anker für sein Trauma. Der Hund war einfach nur ein Hund der dem Begräbnis beiwohnte, doch der Prota meint durch den Hund zu verstehen, dass es in Wahrheit egal ist, was passiert war. Das fließt ein in die Idee, dass der Tod genauso nichtig ist wie unser aller Existenz. Zumindest findet der Prota darin einen (scheinbaren) Frieden.
Damit ist also ein Verfall in den Nihilismus gekennzeichnet, der manchmal einzige Weg nach einem Trauma.

Die Ersten sollen die ersten Angehörigen sein, obwohl ich einsehe, dass ich hier zu zwanghaft Versucht habe den Hintergrund der Geschichte zu verschleiern.
Der Prota kennt nur eine der "Ersten". Dh. es handelt sich offenbar um eine zerrissene Familie, ein weiterer Grund für die labile Psyche des Prota. Diese Person kann zb. die eigene Mutter sein oder eine Tante, usw.
Familien sind kompliziert und ich hatte gehofft, dass der Leser besonders hier seine eigenen Antworten findet. Das beantwortet vl auch deine Frage warum ihn niemand begrüßt, obwohl ihn alle kennen. Jeder beim Begräbnis weiß, dass er der Sohn ist doch kennen tun sie ihn nicht. Daher sprechen sie ihn schon gar nicht an, sondern machen nur ein "falsches Lächeln, unter denen die Augen traurig funkeln"

Der Text teilt sich also insgesamt in einen psychologischen und einen philosophischen Aspekt. Psychologisch durch die schwierigen Umstände des Todes seines Vater für den Prota und dessen Konsequenz für eine zerrissene Familie. Womit der Prota anfälliger ist für die Formulierung des philosophischen Aspekts, die das Kernmotiv des Textes ausmacht.
Ein Hund versteht den Tod nicht. Das macht ihn mächtig in den Augen des Prota aber in erster Linie soll es auf die Vergänglichkeit des Lebens hinweisen. Die Menschen weinen, der Hund gähnt.
Diese Ironie steht im Mittelpunkt. Denn nach diesem einschlägigen Ereignis spielt der Hund so als sei nichts passiert und der Prota versteht, es sei egal, dass sein Vater tot ist. Natürlich ist es das nicht, aber er findet etwas Frieden in der Erkenntnis. Und ob das eine gute Message ist oder nicht darum ging es mir eigentlich gar nicht. Ich wollte nur auf diese Diskrepanz hinweisen.

Das waren jedenfalls ein paar meiner Gedanken dahinter. Wenn du mir sagen könntest ob diese Motive herauszulesen waren, dann würdest du mir nochmals eine riesen Hilfe sein :)

lg und schonmal Danke!

 

Hi @Dorian Lucas,
ok ich verstehe auf jeden Fall, was du meinst. :D

So, gehen wir das nochmal systematisch durch:

dessen verborgener Rest in der Interpretation des Leser liegt
Selbst interpretieren ist immer so eine Sache. Es kann eben dazu führen, dass der Leser interpretiert und so total auf dem falschen Weg landet, wo du ihn auch nicht hinführen wolltest. Ich bin ja auch noch nicht lange dabei, aber ich glaube, dass es zu Anfang immer besser ist, mehr Hintergründe und Infos zu geben und zu erklären. Lies vielleicht mal Texte anderer Wortkrieger und mach dir ein Bild, wie es Andere machen.

der erste Satz, der verdeutlicht, dass die Erzählung therapeutischen Nutzen für den Prota hat
Ich war aber richtig verwirrt, ob der erste Satz von dir persönlich kommt oder vom Prota. Vielleicht kannst du da kurz eine Szene aufbauen, wie er irgendwo sitzt und die Geschichte aufschreibt (auch, wenn das nicht sooo mega elegant ist)

Das fließt ein in die Idee, dass der Tod genauso nichtig ist wie unser aller Existenz.
Bei meinem ersten Kommentar hat man vielleicht gemerkt, dass ich es beim Lesen nicht so verstanden habe. Das kommt irgendwie nicht richtig rüber. Dann solltest du diesen Gedanken weiterspinnen, damit der Leser versteht, dass du damit die Belanglosigkeit unserer Existenz meinst, denn die Idee ja ist gut.

Die Ersten sollen die ersten Angehörigen sein, obwohl ich einsehe, dass ich hier zu zwanghaft Versucht habe den Hintergrund der Geschichte zu verschleiern
Die Angehörigen solltest du nicht verschleiern, weil du schreibst in der Ich-Perspektive und man kennt ja die eigene Familie.
Eine der "Ersten", diese Frau: Ich verstehe es im Text so, dass er in sie verliebt ist.
Und dadurch, dass man nicht versteht, wer die "Ersten" sind, wird das mit der Zerrissenheit der Familie nicht klar. Das würde die Handlung aber sehr unterstützen.


Das Ganze mit dem Hund ist auch voll die gute Idee.
Ich glaube, er fragt sich zwischendrin, ob der Hund nur eine Halluzination ist, aber es wäre gut, wenn komplett klar wird, dass der Hund tatsächlich da ist (und die anderen Leute interessieren sich nicht für ihn), denn das habe ich mich auch manchmal gefragt.


Noch zum Abschluss ein wichtiger und gut gemeinter Punkt:
Du hast bisher zwei Texte veröffentlicht, aber nicht wirklich andere Texte kommentiert. Das kommt nicht so gut an :) Ich habe deine Texte gelesen, weil ich deine Ideen mag, aber wenn du nichts anderes kommentierst, möchte ich deine auch nicht mehr lesen und das wäre schade.

Liebe Grüße,
Waldläufer

 

Hallo @Dorian Lucas

ich habe mal einen Teil deines Textes gelesen. Grundsätzlich finde ich schon, dass du Spannung erzeugst. Schon mit dem ersten Satz. Allerdings gibt es noch sehr viele Fehler im Text und auch einige sprachliche Brüche und Ungereimtheiten. Da müsstest du auf jeden Fall nochmal drüber gehen. Ich habe leider nur einen Teil markieren können, da mir etwas die Zeit gefehlt hat. Ich hoffe trotzdem, dass ich dir ein wenig helfen konnte!

Grüße Habentus

Ich habe lange genug darüber nachgedacht, jetzt will ich es niederschreiben.
Ein, wie ich finde, guter erster Satz! Macht Lust auf mehr und hat irgendwie einen altmodischen Charme.

paar anderen Gästen anzutreffen die ich nicht kannte.
anzutreffen, die ich nicht kannte.
Außerdem würde hier glaube ich einzutreffen hingehören oder?

mit dieser unerschrockenen Höflichkeit an.
würde ich streichen

Ich ging die schlichte Steintreppe des Geländes hinauf, während ich über meine Schultern blickte ob ich nicht doch schon wen kannte.
meinst du nicht eher: schlichte Steintreppe des Gebäudes?
Würde außerdem den zweiten Teil des Satzes umändern. So klingt es irgendwie schief.

Ich war absichtlich gedankenversunken, in der Hoffnung nicht daran teilhaben zu müssen.
Mmh. Das passt nicht. Entweder eine Person ist gedankenversunken, dann ist sie das aber sicherlich nicht absichtlich oder eine Person versucht sich abzulenken oder krampfhaft an etwas anderes zu denken. Aber absichtlich gedankenversunken klingt ein wenig seltsam.

Am besten ich halte mich an die anderen Leute.
Am besten, ich halte

Bald gelang ich in den Raum hinein, der wie ein Schlund die vergehende Sonne aussperrte, so wie er die vorherigen Gespräche aussperrte.
klingt sehr umständlich. Außerdem hast du die Dopplung von aussperrte. Vielleicht kannst du das irgendwie umformulieren?

Es war plötzlich so still, so ernst. Ich stand am Anfang einer hohen, simplen, aber edlen Kammer, kaum durchleuchtet
Wenn du hier schon von einer edlen Kammer sprichst, wäre ein wenig Beschreibung vlt. ganz gut. Ansonsten steht das edel, sicherlich kein alltägliches Adjektiv, ein wenig verloren da.

Es war sehr groß hier, absichtlich zu groß.
Wenn du die Größe des Raumes meinst, würde ich vlt. eher von hohen Decken, Breite des Raumes usw. sprechen, um einen besseren Eindruck zu vermitteln.

Dafür kaum etwas an dem sich verlorene Augenpaare festhalten konnten, außer dem für das sich alle anstellten.
kaum etwas, an dem
außer dem, für das

Wie im Marschschritt standen wir in einer Reihe die sich langsam, aber bestimmt, in eine Richtung begab.
standen wir in einer Reihe, die sich
aber bestimmt [kein komma] in eine Richtung
Die Formulierung im Marschschritt stehen erschließt sich mir nicht ganz. Kann aber auch sein, dass ich das einfach nicht kenne.

Bald schon konnte ich erkennen was am Ende geschah.
konnte ich erkennen, was

Ich hatte jetzt zirka dreizehn Menschen Zeit, um es mir einzuprägen.
Mmh. Finde diesen Satz nicht gelungen. Komische Formulierung.

Nein er scheint es auch so zu machen wie sie.
Nein, er scheint

Als ich an der Reihe war hatte ich das Gefühl der Raum fror ein.
Als ich an der Reihe war, hatte ich das Gefühl, als ob der Raum einfrieren würde.
(Hier bin ich mir unsicher aber ich glaube so ist es richtig.)

Ich weiß nicht mehr genau was dann passierte, aber ich vollzog den Tanz, ich hoffte zu seiner und aller Genüge.
genau, was dann

Ich kann auch nicht mehr genau sagen wie er aussah. Sehr schön geschmückt. Ja bunt, alle Farben leuchteten um ihn herum in fröhlich chaotischer Vielfalt.
genau sagen, wie er aussah.
um ihn herum passt hier nicht. Entweder um mich herum oder im Raum.

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich hatte jetzt zirka dreizehn Menschen Zeit, um es mir einzuprägen.
...
Mir wurde das klar, denn ich war nie verzaubert, der Hund hatte mich geschützt, er hatte mich gelehrt[,] mich zu wehren.

Ich stand unangepasst da und beobachtete verwirrt die stille Choreografie der Platzwahl.

Wir marschierten aus dem Saal, doch ich ließ einen Teil von mir darin zurück. Der Hund lief stolz neben mir her, wie ein wachsamer Schutzpatron. Er hatte mich erkannt.

Als ich das letzte Mal auf einer „katholischen“ Beerdigung war, erregte ich mich -
(so weit das bei einem Kühlschrank wie mir überhaupt möglich ist – aber der da zu Grabe getragen wurde, war der jüngere Bruder von mir) – obwohl gewesener Presbyter, der auch schon mal in der Konkurrenz vorbeischaute, ob des Auf und Abs, bis hinab auf die Knie, wusste aber doch zugleich, dass mancher des Ritus’ bedarf, um sein Leben einigermaßen geordnet zu kriegen. Regeln (von den Gesetzen über ungeschrieben Verhaltensnormen bis hinab zu Mensch-ärgere-dich-nicht) sind nicht so sehr vom Himmel gefallen, als von Menschen gemacht, um Komplexität zu verringern.
Wie die Rechtschreibregeln im größeren Meer der Grammatik, der sich selbst unsere größten Denker – wenn wir schon mal bei Philosophie stranden – Habermas und Papst Benedikt unterwerfen, pardon, der sie folgen.

Und im Gegensatz zu diesen beiden hapert es gewaltig bei Dir und da ist „Philosophie“ – was immer Du darunter verstehen magst - wenig hilfreich, dass ich mich irgendwann fragte, ob Deutsch überhaupt Deine Muttersprache sei ...

lieber Dorian Lucas,

und damit erst einmal herzlich willkommen hierorts!

Und doch ist das hier kein Fehler

Ich kam an dem Ort an.
Aber: Zwomal „an“, wenn auch einmal als Präposition, ein andermal als Adverb und damit unsichtbar ein drittes mal als verschobenes Präfix von [an]kommen. Vielen wird das ein sprachlich „unschöner“ Start sein, mir ist dagegen wichtig, dass Du die Unterschiede im Gleichen wahrnimmst.

Ich hatte schon Angst[,] zu spät zu sein, als ich noch auf der Autobahn war, aber ich schien gerade mit ein paar anderen Gästen anzutreffen[,] die ich nicht kannte.
Hier meinte ich noch, Du würdest Dich fürchten, vier Kommas innerhalb eines – wenn auch nahezu zwozeiligen Satzes - zu setzen, dass darunter ein Relativsatz drunterblieb, versteh ich nicht, schließlich wird der bereits in der Grundschule geübt …
Sollte Flüchtigkeit jetzt schon hineinspielen?

Infinitivsätze gab’s auch schon zu meiner Zeit – nur sind einige mehr durch die Rechtschreibreform logischer als in der zwoten Hälfte der 1950er Jahre begründet.

Alle schnitten sie die gleichen Grimassen, eine Mischung aus falschem Lächeln und starren Augenbrau[e]n, unter denen …
Die Haarbüschel über den Augen haben nix mit der Farbe zu tun und auch mit keiner Brauerei – schade eigentlich ...

Ich ging die schlichte Steintreppe des Geländes hinauf, während ich über meine Schultern blickte[,] ob ich nicht doch schon wen kannte. Aber nein, vielleicht im Gebäude.
...
Am besten[,] ich halte mich an die anderen Leute.
Komma kannstu durch Umstellung vermeiden, derart „Ich halte mich am besten an die anderen Leute“

Bald gelang[te] ich in den Raum hinein, der wie ein Schlund die …
„gelang“ (Prät.) = gelingen hat nix mit „gelangen“ zu tun. Ähnliches – aber „fiel“ schlimmer Verwechselung weiter unten – dann aber ein wahrhaftiger Supergau der schreibenden Zunft, nur dass Du Dich nicht erschreckst nachher

Dafür kaum etwas[,] an dem sich verlorene Augenpaare festhalten konnten, außer dem[,] für das sich alle anstellten.

Wie im Marschschritt standen wir in einer Reihe[,] die sich langsam, aber bestimmt, in eine Richtung begab.

Bald schon konnte ich erkennen[,] was am Ende geschah. Ein simples Ritual[,] wie es [zu sein] schien.
a) Reltivsatz, b) wie leitet einen vollständigen Satz ein und „scheinen“ ist dort kein Voll-, sondern ein Modalverb, das wie brauchen zum Gebrauch ein „zu sein“ gebraucht.

Gleich – übernächstes - machstu’s korrekt, weißt es eigentlich doch

Auf ein Knie, das [l]inke.
linke“ Attribut des Knies ...

Nein[,] er scheint es auch so zu machen wie sie.

Als ich an der Reihe war[,] hatte ich das Gefühl[,] der Raum fror ein.
„fieren“ besser im Konjunktiv – entweder I (friere) oder im Zweifel II (före ein oder würde einfrieren)

Ich weiß nicht mehr genau[,] was dann passierte, aber …
Relativsaätze lass ich jetzt weg – sofern noch welche kommen – also selber schauen.

Zur Kommasetzung gibt’s hierorts genug Hilfestellung, selbst wenn ich i. d. R. Komma
empfehle – es ist zeitnah und niemand sollte glauben, dass die Rechtschreibreform vorbei wäre. Eigentlich kann sie in einer lebendigen Sprache nie vorbeigehen ...

Ich blickte aber nur einen Sekundenbr[...]uchteil hin, …
Deutlicher kann Unkonzentriertheit sich gar nicht äußern.

Mein Tipp, lernen, ggfs. Langeweile auszuhalten und Gedukd und vor allem Konzentration üben.

Ich wusste nicht[,] wie ich mich zu verhalten hatte.
s. o.

Die Gäste, nicht genau wissend[,] was sie tun sollten, lösten sich in einzelne Trauben auf.
Warum nur das abschließende Komma – das doch aufzeigt, dass Du’s an sich weißt

Es war ein flüchtiges Gespräch[,] aber es gab mir Halt.

Ah, da ist die Philosophie.
Der angrenzende Saal hatte die leere Mächtigkeit einer Aula.
Aber hätte der Satz, nee anders – Du musst auch was gegen die Adjektivitis tun, sonst landestu in der Gartenlaube. Die Kurzgeschichte hat selten Zeit zu Beschreibungen in blumigen Worten.

Ich kniff meine Augen zusammen[,] als mich das Tageslicht, welches durch die enormen Deckenfenster auf uns herabschien, unvorgewarnt überfiel.
Es war dieser Moment[,] als ich verstand, dass jeder hier wusste[,] wer ich war, ohne dass ich wusste[,] wer sie waren.

Ich kann mich nicht mehr erinnern[,] was gesagt wurde.


Und hetzt ommt der SuperGau der schreibenden Zunft, es ist nicht mehr unbedingt die Verwechselung von das und dass, es ist die Verwechselung von lassen und lesen, wie hier
Doch seine Worte waren wie ein fremder Zauber, der über unsere Häupter glitt und die Welt da draußen in Vergessenheit geraten lies.
lies, Imperativ von lesen, ließ, Prät von lassen …

und nochenemal

Er löste den Zauber, lies die Hypnose vergehen.

Übrigens – selbst wenn wir gleich daran rumackern – eine schöne Beschreibung

... und mir schien[,] als sei er der König aller Streuner.
„erschien“ oder schien zu sein,
aber
nix ist irrealer als „als-ob-Situationen, als nix ist treffender hier als der Konjunktiv irrealis,
„als wäre er der König ...“

Dass mich der Jargon der Eigentlichkeit bei einem Hündchen einholt, hätt ich nie gedacht

Seine Ausstrahlung war erhaben, einzigartig und besaß eine uneigentliche Größe.
Abgesehen vom Schmuh. Wie definiert sich uneigentliche Größe? In Zwergwuchs?

Passend dazu plötzlich die Sprache der Verwaltungsbürokratie

Mit großen Augen schaute auch er dem Mann zu, der oben auf der Bühne seine Sprüche tätigte.
Wie passt dergleichen?

Ich versuchte[,] es mir nicht anmerken zu lassen, doch ich …

Nahm er diese hin und verstand sie zu leugnen oder war sein Wesen außerwählt zur fröhlichen Ignoranz?
Auserwählt – hat nix mit außen oder innen zu tun

Keine bange, ich denke, die paar Flusen – es wiederholt sich noch einiges – lass ich Dir zu Übungszwecken.

Wie dem auch wird, ohne Beschreibungs(sint)flut und Jargon leuchtet ab und an der wahre Kern von Dir in einer poetischen Sprache durch. Mit Konzentration sollten Probleme zu bewältigen sein, findet dergleichen

Friedel,

der noch ein gutes neues Jahr wünscht – bevor es wieder vorbei ist!

 

Hi Friedrichard!
Ich weiß nicht ob du das noch lesen wirst, aber ich habe nach einer plötzlichen Eingebung 3 Jahre später wieder mal hier reingeschaut und möchte mich für deine Antwort bedanken. Als ich damals diesen Text schrieb war ich eindeutig zu jung für die Thematik und Grammatik bzw. Rechtschreibung schienen mir mehr wie optionale Boni die einen guten Text nicht wirklich ausmachen. Also danke dass du dir die Zeit genommen hast mir damit zu helfen. Sollte ich jemals wieder zum Schreiben anfangen werd ich es mir zu Herzen nehmen.

lg

 

Wie Du siehst,

lieber Dorian,

hab ichs wahrgenommen - trotz idealsten Wetters draußen mit Hund(en) oder Hominiden lustzuwandeln - und wiewohl ich i. d. R. das eher schnoddrig wirkende

"nix zu danken!"

von mir gebe, soll auch mal auf den idR angenehmen Umgang hierorts hingewiesen werden.

Dank Dear

Freatle

 

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