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Der Inspektor
"Der Fernseher lief leise im Hintergrund. Ich stand in der Küche, und kochte. Das Geräusch von spritzendem Fett hatte eine beruhigende Stimmung auf mich. Draussen wurde es schon dunkel und die sonne brauchte keine halbe Stunde mehr um in den See einzutauchen.
Das Ferienhaus war gemütlich und stilvoll eingerichtet. warme Farben in weichen Formen. Das Wohnzimmer hatte große Ausmaße und die Seite zum See bot, dank einer riesigen Glasverkleidung ein grandiosen Blick auf das Wasser, was langsam anfing so herrlich zu glitzern.
Ich nahm die Pfanne vom Herd und schüttete den Inhalt auf einen Teller. Ich war allein. Darum auch der Fernseher. Ich zog mir die Schürze aus, schmiss sie in die Ecke, schnappte mir eine Gabel und setzte mich auf das Sofa. Ein gutes Gefühl. Ich atmete tief durch und ein lächeln hauchte über mein Gesicht. Wie konnte ich jetzt nur lächeln?
Ich konnte mich nicht auf den Fernseher konzentrieren, weil ich die ganze zeit nur an sie denken musste. Sie bat darum mit mir zu reden. Ich ließ sie kommen, und hörte mir an was sie zu sagen hatte. Nach zehn Minuten hatte sie das wichtigste gesagt und ich bot ihr ein Glas Wein an. Sie nahm an und trank es promt in einem Zug leer. Konnte ich verstehen.
Nun, was dann passierte ist mir nicht so klar, aber ich versuche mich zu errinern.
Nachdem sie ihr Glas abgestellt hatte ging sie zum großen Fenster und ging hinaus auf den Balkon. Ich sah ihr nach und folgte ihr langsam. Reflex artig, dennoch langsam und genuserwartend zog sie eine Schachtel Zigaretten aus ihrem Mantel. Es waren diese langen, die eine Frau sofort zu einer verruchten Nutte machten. Nicht so sie. Ihre Würde und ihr anstand lies das ganze Bild stilvoll aussehen. Lena beugte sich über die Brüstung und fürte den Filter zum Mund. Ihre Wangen fielen nach innen. Danach stieg langsam Qualm auf, den sie sofort wieder einsog. Sie genoss es sichtlich. Die Sonne im Hintergrund, der See, die Landschaft und im Vordergrund sie. Wo anders passte sie auch nicht hin. Ihre Ausstrahlung war mit vorsicht zu genießen, doch wenn man wusste was sie als nächstes tat, und das war bei leibe nicht schwer, konnte man vernünftig mit ihr umgehen.
Doch gestern war alles anders. Nach ihrem dritten oder vierten Zug an ihrer Zigarette, drehte sich sich zu mir und begann absolut seltsam zu reden.
"Maximilian, was hab ich getan?" Diese Frage war für Lena total untypisch. Sonst hatten immer, ausnahmslos die anderen Schuld. Ich verstand nicht. Sie war so nachdenklich, so zerbrechlich. Und doch wusste ich das das nicht sein kann. Lena und schwach? nein. Ich wusste nicht wie ich mit der Situation umgehen sollte. Ich überlegte einen kleinen Augenblick und entschloß mich mit zu spielen.
"Nichts, gar Nichts. Es liegt an mir." Sie gab sich das erste Mal in ihrem ganzen Leben selbst die Schuld und was machte ich? Ich stritt es ab. Lena hatte wohl nicht damit gerechnet das ich ihr die Kugel zurück gab. Auf jeden Fall stand sie auf einmal vor mir, schaute mich verdutzt an und zog nervös an ihrer Zigarette. Ich holte zwei Whisky und sie schlang ihn einfach hinunter.
Und dann kam das womit ich nicht gerechnet habe. Womit ich nie hätte rechnen können, weil es für mich eine Unbekannte in einer Gleichung war, die wir Beziehung nannten.
"Ich bin verheiratet." das war ja nicht so schlimm. Ich meine wenn sie verheiratet war und fast jeden Tag für mich Zeit hatte, dann konnte es keine wirkliche Ehe sein. Sicher nur so eine Scheinehe für die falschen Freunde die nur Freunde, sind weil sie sich sonst genauso nutzlos und unwirklich fühlen wie einer selbst.
"Das war´s?", fragte ich ruhig.
"Nein."
"Was denn noch? Ist er hier?"
"Nein!"
"Sag schon!"
Sie zog noch einmal fräftig an ihrer Zigarette und sagte mit zittriger, dennoch bestimmter Stimme: "Ich bin schwanger."
Mein Gesicht war Schockgefroren und meine Beine gaben keine Rückmeldung ob ich noch stand oder schon umgefallen war.
Mich interessierte dennoch eine kleinigkeit. "Von mir?"
"ja."
Nun trank ich den Whisky genau wie sie.
"Was wirst du jetzt tun, Maximilian?"
Ich wusste es nicht
"Ich weiß es nicht."
"würdest du mit mir gehen?"
Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen, geschweige denn eine vernünftige Entscheidung zu treffen. Ich lief nervös auf dem Balkon hin und her, strich mir mit meiner hand übers Gesicht und versuchte zu denken. Sie stand einfach daneben und wartete. Sie machte das erste mal in ihrem Leben ein besorgtes Gesicht. Ich sagte: "Geh!" Und sie ging. Ich hatte Hunger und machte mir etwas zu essen. Machte den Fernseher an und briet mir etwas in der Pfanne. Das wars. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen Inspektor. Das müssen sie mir glauben."
Der Inspektor verlies den Verhörraum und sagte beiläufig: "Der war´s nicht."