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Der Jäger

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22.02.2006
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Der Jäger

Die Gehwege waren voll mit kaufhungrigen Menschen. Sie strömten in die Geschäfte und wieder hinaus. Einsam, die Andern ignorierend. Marten gefiel diese Anonymität.
Er war ein Jäger.
Verfolgte er Frauen, drängte er sich dicht an sie. Bei Männern hielt er Abstand, aus Angst entdeckt zu werden.
Er folgte ihnen auf Schritt und Tritt. Er ließ nicht von seinem Opfer ab. Es sei denn, er fand ein neues, dass ihn mehr interessierte.
Wurde er entdeckt, verschwand er einfach in der gleichgültigen Menge. Beschreibungen gab es nicht von ihm. Dafür war er viel zu schnell, viel zu gerissen.
Wenn eine junge Frau, die ihm gefiel, in eine unbelebte Seitenstraße abbog, schlich er hinter ihr her. Er zeigte sich nicht. Nur seine Schritte hallten von den Wänden wieder. Die Opfer wurden schneller. Mit großen Augen suchten sie nach ihm. Doch Marten versteckte sich in Nischen oder in Hauseingängen.
Er lauerte seiner Beute auf. Er war der große Jäger.
Erst wenn sie vor Angst fast verrückt wurden, ließ er von ihnen ab. Ihnen etwas an zu tun war unter seiner Würde. Nein, er war kein Mörder oder Vergewaltiger. Er spielte nur. Er jagte seine Beute.
Jagen ja, töten nein.
Heute war ein guter Tag. Die Sonne war schon früh hinter den dichten Wolken untergegangen und der Dunst des Abends verteilte sich in der Stadt. Eine junge, hübsche Dame in blond, die vor ihm herging, verschwand in der schmale Gasse rechts vor ihm.
Ein idealer Ort. Viele dunkle Nischen, Hauseingänge die schon lange nicht mehr benutzt wurden. Was hatte ein so hübsches Mädchen in einer solchen Gegend verloren?
Er lief hinter ihr her. Leise, immer bedacht sofort in den nächsten dunklen Winkel zu springen.
Er hatte sie fast eingeholt.
Sie war wirklich schön.
Martens Hose spannte sich im Schritt. Er überlegte, ob er seine Vorsätze nicht über den Haufen werfen sollte.
Nur ein Mal.
Wenn er vorsichtig vorging, konnte er sie wieder laufen lassen. Es war viel zu dunkel, dass sie ihn erkennen könnte.
Und außerdem war er gut. Er würde sein Gesicht schon zu verstecken wissen.
Er war der Jäger!
Halt, sie blieb stehen. Marten drückte sich in einen flachen Hauseingang. Das Holz der Tür war morsch und knirschte, als er sich dagegen lehnte. Marten fürchtet mit der Tür ins Haus zu fallen, doch er wollte nicht, dass sie ihn sah. Mit einem Auge peilte er um den Türrahmen und zuckte zurück.
Verdammt, sie hatte sich umgedreht.
Hatte sie ihn gesehen?
Unmöglich!
Marten kam wieder ein Stück vor. Tatsächlich, sie hatte sich umgedreht und sie schaute direkt zu ihm herüber.
Sie kann mich unmöglich gesehen haben.
"Ey, du da!"
Marten krampfte sich der Magen zusammen. Er spürte, dass sich seine Nackenhaare aufstellten.
Sie kann mich nicht meinen.
Er blickte noch einmal um die Ecke und suchte die Umgebung nach einer weiteren Person ab. Doch nichts. Er war mit der Frau allein.
Sie kam auf ihn zu. "Na Süßer, warum versteckst du dich denn?"
Er hatte eine Nutte verfolgt!
Mit so einer wollte Marten nichts zu tun haben. Er tat so, als ob er die Tür abschloss und wollte in Richtung Hauptstraße gehen, doch die Frau war schon bei ihm und versperrte ihm den Weg.
"Na wohin so eilig?"
"Ich...äh, was wollen sie von mir?"
Die Frau musterte ihn von oben bis unten. "Ich von dir? Was willst du von mir? Warum bist du mir gefolgt?"
Marten versuchte an ihr vorbei zu kommen, doch sie baute sich breitbeinig vor ihm auf.
"Ich habe sie nicht verfolgt. Ich weiß gar nicht was sie meinen."
Er senkte den Blick und suchte den Boden ab, nach einem Ausweg, nach einer Fluchtmöglichkeit, nach irgendwas.
Die Situation glitt ihm aus den Händen.
Dabei war er doch der Jäger.
Es durfte nicht sein, dass ihn seine Beute so behandelte. Er wollte ganz schnell hier weg.
"So, du hast mich nicht verfolgt? Und was treibt dich dann in diese einsame Gegend?"
"Ich..., ich wohne da.“ Marten drehte sich um und zeigte zu dem Hauseingang in dem er sich versteckt hatte. Doch das Haus sah alles andere als bewohnt aus. Er ballte die Hand zur Faust und ließ sie langsam sinken.
Die Frau warf den Kopf in den Nacken und lachte laut auf.
"In der Bruchbude? Eine dümmere Ausrede fiel dir wohl nicht ein?"
Marten versuchte erneut an ihr vorbei zu kommen. Er wollte sie zur Seite schieben. Plötzlich verspürte er einen Stich in der Leiste.
Er schaute die Frau mit großen Augen an. Etwas war in ihn eingedrungen. Etwas Hartes. Er merkte, wie sich der Gegenstand in seiner Leiste bewegte. Die Frau zog ihren Arm zurück und der Gegenstand war fort. Die Stelle begann zu brennen. Erst leicht, dann immer stärker. Etwas Warmes lief sein Bein hinab.
"Ich schätze, heute ist nicht grade dein Glückstag."
Die Frau legte den Kopf schief und lächelte ihn an.
Ihm wurde schwindelig. Etwas lief aus der Stelle die so fürchterlich brannte. Es sprudelte förmlich aus ihm heraus. Er hob seine Hände und betrachtete die Flüssigkeit die an ihnen klebte.
Blut!
Seine Hände waren voller Blut.
Aber warum…wieso?
Das Schwindelgefühl wurde stärker. Auf dem Boden unter ihm hatte sich ein großer dunkler Fleck gebildet. Sein "Opfer", lächelte noch immer.
"Nun stirb schön.", sagte sie.
Seine Knie gaben nach und er sackte zusammen. Schwarze und weiße Punkte tanzten vor seinen Augen. Verschwommen sah er in ihrer rechten Hand ein langes dünnes Messer, von dem Blut tropfte.
Sein Blut!
Er hob den Kopf. Die Frau schwankte vor ihm hin und her.
"Wa...warum?", hauchte er.
"Ich bin eine Jägerin.", erklang die Antwort in seinem Kopf, als er vornüber kippte und auf das Pflaster schlug. Doch das spürte er nicht mehr.

Die Gehwege der Hauptstraßen waren voll mit kaufhungrigen Menschen. Sie strömten in die Geschäfte ein und aus. Einsam, jeder für sich,.
Irgendwo unter ihnen lauerte ein Jäger auf Beute.

Ende

 

Hallo Dagobert
im Großen und Ganzen hat mir Deine Geschichte gefallen. Ein Jäger, der zum Opfer einer Gleichgesinnten wird. Tolle Idee.
Bei Deinem Stil bin ich mir nicht immer so sicher.
In Teilen finde ich ihn super und zwei Sätze weiter wirkt er dann wieder holpriger.
……….
Die Gehwege waren voll mit kaufhungrigen Menschen. Sie strömten in die Geschäfte und wieder hinaus. Inmitten dieses Treibens schlenderte Marten hinter den Passanten her.
Er war ein Jäger.
………..
Z.B. gefällt mir das nicht so. …die Menschen drängen…. Wuseln….
…rein und wieder raus… logisch. Er bewegt sich unter ihnen, er taucht ein in die Masse, er ist zwischen ihnen aber doch nicht wie sie….

………
Heute war ein guter Tag. Die Sonne war schon früh hinter den dichten Wolken untergegangen und der Dunst des Abends verteilte sich in der Stadt.
……….
Der Satz gefällt mir!

……….
Er wollte sie zu Seite schiebe, als er plötzlich einen Stich in der Leiste verspürte. Etwas Warmes lief sein Bein hinab.
Er schaute die Frau mit großen Augen an.
……….
Das gefällt mir wieder nicht so, weil es ja eigentlich die Hammerszene ist und hier doch so sachlich / normal wirkt. Nicht vorbereitet und nicht spektakulär.

Einige Fehler sind drin, die Word sicher zeigen kann.
Ich meine, dass die Geschichte lesenswert ist aber derzeit noch etwas ungeschliffen..
Deine stilistischen Ansätze könnten daraus aber vielleicht sogar was ganz tolles machen.

Gruß
3

 

Hallo Dragobert,

ok, das ist ein Erzählprojekt, das gelungen ist.

Du stellst den Rahmen vor, Du ziehst den Plot durch. das Ende ist schlüssig, wenn auch nur bedingt originell.

Ein netter Krimi zum Zwischendurchlesen.

LG
W. Urach

 

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