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Der Kellerschlüssel

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20.06.2006
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Der Kellerschlüssel

Der Kellerschlüssel

Diese Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit


Ich kann mich noch genau daran erinnern. Jeden Nachmittag, wenn ich von der Schule nach Hause kam, passierte es. Ich kann mich sogar noch daran erinnern, wie Nicoles blonde Zöpfe an ihrem Kopf herumflatterten, wenn sie jeweils weg rannte. Und wie sie ihre strahlend blauen Augen jeweils vor Angst aufriss, bevor sie panisch aus dem Haus rannte. Und schliesslich hysterisch im Garten herumkreischte. Nicht dass es bei mir anders gewesen war. Nein, auch ich rannte Nachmittag für Nachmittag wie vom Teufel geritten aus dem alten Haus meiner Mutter und belästigte wohl die ganze Nachbarschaft mit meinem Gekreische. Diese beschwerte sich übrigens oft über unser Tun. Was ich heute sogar verstehe, schliesslich konnten sie sich nicht im Geringsten vorstellen, was hier vor sich ging. Zwei Mädchen mit etwas zu viel Fantasie, munkelten die Leute. Dabei wussten diese Leute einfach nicht was hier vorging. Niemand wusste dies. Ausser mir und Nicole!

Jeden Tag, wenn wir endlich von der Schule nach Hause kamen, setzten wir uns sofort in die kleine bäuerliche Küche an den grossen, massiven Fichtenholztisch. Wir packten aus unseren schweren Schulranzen unsere Aufgaben aus. Wären wir mit unseren Schulfüllern die Blätter traktierten, wussten wir nie, wann es beginnen würde. Aber wir wussten stets, DASS es passierten wird! Manchmal vergassen wir es sogar ein bisschen, während wir quasselten und mit der royalblauen Schultinte die Arbeitsblätter beschmierten. Doch dann fingt es auf einmal an: Auf der Kellertreppe, die direkt in die Küche führte und die durch eine Tür von der Küche getrennt war, hörte man schwere, langsame Schritte. Sie begannen im Keller und endeten gleich hinter der Tür. Nicht, dass wir uns Geräusche vom alten Holzhaus nicht gewohnt waren. Schliesslich sind wir mit dem knacken der alten Dielen aufgewachsen. Doch diese Geräusche waren etwas anderes. Einfach unheimlich. Ausserdem öffnete sich stets die Tür zum Keller und ein kalter Windstoss führ vom Keller in die Küche. Und von dort direkt durch unser Mark und Bein. Und wenn die Tür sich dann öffnete, sprangen wir beiden Mädchen von dem Holzbank auf und rannten in Todesangst durch die quietschende Tür in den Garten. So entgingen wir zumeist dem bedrohlichen Hauch, der die Küche nun wieder füllen würde.

Der kalte, betonierte Keller meiner Mutter hatte drei Räume. Im Hintersten Raum war die chaotische Werkstatt von meinem Vater, bis an die Decke voll gestopft mit Werkzeugen und irgendwelchen Utensilien. Da mein Vater immer Arbeitete und selten zu Hause war, wurde dieser Raum äusserst selten genutzt. Der mittlere Raum wurde fast täglich genutzt, da meine Mutter hier ihre Waschmaschine, Tumbler und Leinen zum trocknen der Wäsche hatte. Hier herrschte meist ein feuchtes Klima wie in den Tropen, was meine Mutter jedoch nicht daran hinderte, täglich Wäsche aufzuhängen und in diesem Raum zu trocknen. Im vordersten Raum lagerte meine Mutter unsere Vorräte. Direkt neben der schweren Kellertüre befanden sich Regale, gleich daneben die grosse Gefriertruhe, voll gepackt mit billigen Lebensmitteln. Den grössten Teil davon liess meine Mutter sowieso hier verrotten, warf es später fort, wenn es über dem Datum war. Auf der anderen Seite gab es eine Tür, die direkt nach draussen führte. Der Schlüssel, den man für diese Tür brauchte, war jedoch kaum nach dem Einzug in dieses Haus entwendet worden. Er war einfach plötzlich weg. Einfach nicht mehr am Schlüsselbrett. Doch wir vermuteten, dass einer meiner beiden jüngeren Brüder diesen wohl benutzt hatte und irgendwo verlegte. Keiner der beiden wollte dies jedoch zugeben. Etwas anderes konnte sich zu diesem Zeitpunkt jedoch noch niemand vorstellen und die Sache wurde vergessen. Damals hielt dies noch niemand von meiner Familie für „komisch“, und schon gar niemand für bedrohlich.

Doch genau an diesem Tag fingen die Schritte auf der alten Holztreppe an. Vorerst hörten nur Nicole und ich sie. Immer nach der Schule. Immer wenn meine Mutter in ihrem kleinen Blumenladen arbeitete. Während sie also die Dornen von ihren
duftenden Rosen schnitt und diese mit einer Kunstfertigkeit - wie man sie meiner Meinung nach nur bei Floristinnen fand - zu wunderschönen Arrangements band, ängstigten wir uns zu Hause über die unheimlichen Geräusche aus dem alten, feuchten Keller.

Doch dies war nur in den ersten fünf Jahren so. Mit den Jahren wurde es nämlich immer schlimmer. Zu Weile hörte man die Geräusche sogar, wenn sich die ganze Familie zum Abendessen kam. Doch meine Eltern ignorierten die unheimlichen Schritte, sie schenkten dem nicht mal Beachtung, wenn die Kellertüre sich öffnete und der kühle Hauch sich über dem Esstisch und sogar in unseren Herzen ausbreitete, während wir die feine Hausmannskost meiner Mutter assen. Nein, sie scherzten manchmal sogar darüber. Und lachten. Doch niemand nahm die Zeichen ernst. Ausser mir und Nicole. Wir wussten von Anfang an, dass es nicht dabei bleiben würde. Doch zu uns sagte meine Mutter nur: „Macht nicht so ein Scheisstheater! Die ganze Nachbarschaft beschwert sich über euer Gekreische! Könnt ihr euch nicht mal zusammenreisse?!“

Wir sollten Recht behalten! Eines Tages, als ich mich mittags vom Esstisch verabschiedete, musste ich feststellen, dass mein Zimmer verschlossen war. Ich polterte gegen das alte Holz, riss an der metallnen Klinke und schrie, weil ich eine meiner Schwestern darin vermutete. Als mir nach einem etwa Zehn Minuten langen Tobsuchtanfall immer noch niemand darin antwortete, machte ich mich stinksauer auf die Suche nach meinen Schwestern. Vor dem Weglaufen warf ich noch einen kurzen Blick durchs Schlüsselloch. Doch meine Sicht wurde durch den rostigen Schlüssel, der auf der anderen Seite steckte, behindert. Also war die Tür tatsächlich von innen zugesperrt! Wer spielte mir bloss diesen bescheuerten Streich? Sicher meine Schwestern!

Dabei wussten diese, dass sie mein Zimmer, mein allerheiligstes Reich, nicht mal betreten durften. Es hiess ja nicht umsonst MEIN Zimmer! Ich liebte mein Zimmer! Die alte, von der Sonne verbleichte Tapete, die wohl einst mal ein hellblau darstellte, war von mir mit diversen Postern aus der Bravo zugekleistert wurden. Pferde, Popstars und junge männliche Models in romantischen Schwarzweissaufnahmen beobachteten Tag für Tag, was in meinem Zimmer vor sich ging. Mit den ganzen Postern und der steinalten Möbilierung, auf welcher diverse Sticker klebten, wirkte mein Zimmer eigentlich nicht sehr Einladend. Die alte Glühbirne, die ohne Schirm von der Decke hing, verstärkte den Eindruck noch. Trotzdem war es mein Reich, niemand durfte es betreten ohne meine Einwilligung. Und ich mochte es genau so, wie es war!

Im Garten wurde ich fündig. Meine beiden Schwestern warfen sich einen roten, aufgeblasenen Plastikball zu, der irgendeine Werbebotschaft darauf hatte. Also konnte es keine der beiden gewesen sein.
Meine Mutter war gerade mit dem Abwasch beschäftigt. Aber für diesen Streich kam sie sowieso nicht in Frage. Ich kletterte im Garten auf den knorrigen Kirschbaum, der gerade in süsses Rosa getaucht war, durch seine vielen duftenden Blüten. Von dort aus hatte ich eine wunderbare Sicht durch das Fenster in mein Zimmer. Jemand hatte das Fenster sperrangelweit aufgerissen und die Poster, welche an der Zimmerdecke hingen, waren heruntergerissen und teilweise zerfetzt. Ich konnte von draussen sogar den Schlüssel in der alten Tür erkennen. Doch es war niemand im Zimmer. Und gerade das war sehr unheimlich. Wieso war die Tür von innen versperrt, wenn niemand im Zimmer war? Es war doch gar nicht möglich aus dem Zimmer im oberen Stock ins Freie zu klettern, zumal hätte dies sicherlich irgendwer bemerkt. Hatte niemand den Schlüssel im Schloss umgedreht? Das war äusserst merkwürdig. Und von diesem Tag an fühlte ich mich in meinem Zimmer nicht mehr so ganz wohl. War der „Hausgeist“, wie ich ES manchmal nannte, bereits vom Keller in den ersten Stock vorgedrungen? Wie konnte das sein? Und was bezweckte er?

Meine Eltern schoben auch diesen Vorfall auf den Wind, der die Türe zuschlug und vom Schlag gleich den schweren Metallschlüssel umdrehte. Ja, und Hasen können sprechen… Nein, dies konnte ich definitiv nicht glauben. Ich wusste, dass es nicht wahr war. Aber wahrscheinlich war es der Eiskalte Wind. Der Wind der bedrohlich mittlerweile von der Küche in den ersten Stock stieg. Der sich nun in meinem Zimmer einnisten wollte.

Eines Tages, ich war mittlerweile etwa 16 und wir wohnten bereits seit mehr als 10 Jahre im alten Holzhaus, erzählte mir eine Kollegin vom Gläserrücken. Somit wuchs in mir die Idee, auf diese Weise mit dem Geist oder was auch immer es war in Kontakt zu treten. Man brauche, meinte Anna, tausend kleine Zettelchen und ein Glas. Aus einem teil der Zettelchen machte Anna ein komplettes Alphabet, auf zwei weitere Schreib sie bloss „Ja“ und „Nein“. Desweiteren klauten wir eines der schönen Wassergläser aus dem Küchenschrank meiner Mutter.
Ich schlug Anna vor, es im Estrich zu versuchen. Dies war wohl noch der Einzige Raum, in dem man den kalten Hauch noch nicht spüren konnte. Ausserdem waren wir dort völlig ungestört, wenn wir die wackelige Holztreppe nach oben zogen. Bei diesen sommerlich Temperaturen war es richtig heiss und stickig im Estrich. Wir setzten uns an den einzigen freien Platz, rings um uns herum standen verblichene Bananenschachteln mit Inhalt, der längs vergessen war.
Anna breitete die Zettel aus und wies mich, den Finger aufs Glas zu legen. Sie selber drückte noch kurz mit ihrer rechten Hand den übergrossen Pentagrammanhänger, der an ihrem Hals baumelte und schloss ihre kräftig schwarz geschminkten, blauen Augen für 2 Sekunden. Ihre bleichen, schmalen Lippen bewegten sich murmelnd, ohne dass ich etwas verstand. Schliesslich legte auch sie den Finger aufs Glas.

Anna war eine ziemliche Einzelgängerin. Sie hatte zwar immer wieder ein kurzes Techtelmechtel mit den Jungs, aber keiner von diesen gab dies gerne zu, ausser in Machomässigen Sprüchen wie: „Gestern hab ich die Hexe gebumst!“ Mehr kam jedoch nicht. Dabei war Anna keineswegs unattraktiv. Sie hatte ein sehr hübsches Gesicht. Etwas zu stark geschminkt für meinen Geschmack, was sie jedoch in den Augen der Jungs nicht weniger attraktiv machte. Ihr Problem war einfach mehr ihre Art. Ausserdem erzählte man sich komische Dinge über sie. Jemand erzählte mir sogar, dass sie oft bei Vollmond auf dem Friedhof tanze. Ich selber hielt dies jedoch für Gerüchte. Und auch wenn dies stimmen sollte, es hätte mich nicht gestört. Ich mochte Anna gut.

Als sie nun den Finger aufs Glas direkt neben meinen platzierte, fing sie an, den Geist im Haus aufzurufen. Ich hatte mir ja im vornherein nicht viel ausgemahlt, doch enttäuschte es mich, was dann passierte: Nämlich gar nichts. Nein, es herrschte richtige totenstille im Estrich. Sogar die alten Holzdielen hörten auf zu knarren. Und wir warteten. Und warteten. Und warteten. Schliesslich warf ich Anna ein Blick zu, hoffte, nun endlich meinen Finger vom Glas nehmen zu dürfen. „Geist,“ unterbrach Anna die Stille, in einem letzten Versuch, „ Bist du da?“ Dann ging alles sehr schnell. Ein kalter Lufthauch stiess durch alle Ritzen im Estrich in sein Inneres. Dann fingen die schweren Schritte wieder an. Es knatterte und ratterte und hörte sich an, als würde etwas um uns herum rennen. Schliesslich verplatzte mit einem Knall die kleine Glühbirne, die oben von der Decke hing. Scherben flogen durch die Luft und die Dunkelheit im kleinen Estrich hüllte uns ein. Auf einmal war alles wieder still und die Kälte floss uns durch alle Glieder. Panisch öffnete Anna die kleine Falltüre, schob die Treppe hastig nach unten und floh aus dem Estrich. Von dem Tag an kam sie nie wieder zu mir. Ich sah sie ein paar Mal im Dorf, wechselte kurz ein paar Worte mit ihr, mehr jedoch nicht.

Ein knappes Jahr später warf meine Mutter meinen Vater zum Haus heraus. Die ständigen Streitereien hatten sie in die Arme eines Jüngeren getrieben, der für sie stets ein offenes Ohr hatte. Mein Vater verliess das Haus so schnell, dass wir Kinder fast nichts von seinem Auszug mitkriegten. Von dem Zeitpunkt an wurde es ruhiger im Haus. Das Holz knarrte, die Dielen knackten. Doch die Schritte blieben aus. Der Wind blieb still und die kälte beschränkte sich auf den feuchten Keller.
Eines Nachmittags, als ich gerade in der Praxis war, wo ich meine Ausbildung als Tierärztin begann, bekam ich einen Anruf. Es war meine Mutter. Sie flüsterte mit leicht zitternder Stimme: Der Kellerschlüssel ist wieder da. Er hängt wieder am Schlüsselbrett.

Als hätte er schon immer dort gehangen….

 

Jemand hatte das Fenster sperrangelweit aufgerissen
Und gerade das war sehr unheimlich. Wieso war die Tür von innen versperrt, wenn niemand im Zimmer war?
äh ... vielleicht, weil jmd durchs Fenster rausgeklettert ist? :confused:
Ein kalter Lufthauch stiess durch alle Ritzen im Estrich in sein Inneres.
und die Dunkelheit im kleinen Keller hüllte uns ein.
na ja, so ne kleine Teleportation am Rande ist ja auch ganz nett
Panisch öffnete Anna die kleine Falltüre, schob die Treppe hastig nach unten und floh aus dem Keller.
genau. Vom Keller husch, husch ins dunkle Erdreich. Genau so muss es passiert sein!
Mein Vater verliess das Haus so schnell, dass wir fast nichts mitkriegten.
yeah, Speedy Gonzales am Start
Eines Nachmittags, als ich gerade im Geschäft war, wo ich meine Ausbildung als Tierärztin begann, bekam ich einen Anruf.
hey, cool. Ich glaub, ich lass mich auch mal in einem Geschäft zum Arzt ausbilden
Es war meine Mutter. Sie sagte nur: Der Kellerschlüssel ist wieder da. Er hängt wieder am Schlüsselbrett. Als hätte er schon immer dort gehangen ...
Hammerinfo. NATÜRLICH muss sie dafür anrufen, obwohl ihre Tochter gerade damit beschäftigt ist, sich in einem Geschäft zur Tierärztin ausbilden zu lassen! Ich meine ... der Schlüssel hängt ja wieder da, als ob er nie weg gewesen wäre!!!

Hi Dunkelelfe,
sorry, das war Rotz. Sorry. Schlechter Schreibstil, schlechter Inhalt und vor allem, und ich meine vor allem, sind da so schwachsinnige Fehler drin, dass ich mich frage, ob du die Geschichte von deinem Hund hast tippen lassen. Also, falls du einen hast. War jetzt auch eher so metaphorisch gemeint und so ... egal jetzt.

Sorry, das war einfach nur schlecht.

Hau rein

Tserk

P.S: Fehlerliste kommt per PN

P.S.S: Herzlich Willkommen auf kg.de ... keep tryin, dat wird schon :)

 

Hi Tserk

Vielen Dank für deinen Kommentar, auch wenn er mich nicht gerade aufstellt..:-(

Nun, dass mit dem Keller und Estrich, dass hab ich irgendwie durcheinander gebracht. Es ist natürlich in jedem der hier gezeigten Fälle der Estrich und nicht der Keller (war wohl so mit dem Keller beschäftigt).

Das mit dem, Geschäft ist wohl ein kleiner Fehler einer Schweizerin. Wir sagten fast immer Geschäft zum Arbeitsplatz, auch wenn dies das Büro oder eben die Tierarztpraxis ist. Aber ich werds ändern.

Ach, und beim Fenster fehler muss ich halt noch einfügen, dass es nicht möglich ist, durch dieses Fenster zu klettern. Ausserdem war die ganze Familie zu diesem Zeitpunkt anwesend und hätte dies garantiert gemerkt.

Und der Vater ist wirklich so schnell verschwunden, dass wir Kinder fast nichts davon mitbekommen haben. Plötzlich war er halt eben weg.

Die Pointe am Schluss habe ich absichtlich nicht krasser gemacht. Die Geschichte ist ja wie geschrieben nach einer wahren Begebenheit. Zuerst wollte ich die Pointe noch ausbauen, doch ich will sie so lassen, wie es eben wirklich war. Nur die Personen wurden etwas verändert.

Werde die Fehler so bald es geht ändern.

Gruss

Dunkelelfe

 

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