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Der Killer in dir...

Seniors
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19.01.2004
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Der Killer in dir...

Ich lag auf dem Med-Tisch, beobachtete die Spinnenweben an der Decke und zog genüsslich an meinem Glimmstengel, während Doc Bronnsteen mir den rechten Lungenflügel amputierte. Von irgendwoher erbrach eine Glühlampe ihr Licht über uns und surrte aufdringlich laut dabei.
Morgen schon, Kannings...! Morgen ist es soweit! Endlich!
»Scheiße, jetzt kann ich überhaupt nichts mehr erkennen!«, unterbrach Bronnsteen fluchend meine Rachefantasien. Ich hob den Kopf und versuchte, an den aufgeklappten Hautlappen vorbei ins Innere meines Brustkorbs zu spähen. Aus einem langen Schnitt in der rechten Bronchie drang dünner Qualm und vernebelte zunehmend die Sicht über dem Solar Plexus.
»Und da glaubt man immer, man hätte schon alles mal gesehen...«, kommentierte ich den Anblick und nahm einen besonders tiefen Zug. Sofort bildete sich eine Miniaturwolkenschicht über meinen freiliegenden Organen und zerkräuselte in deren Hitze. Dann stieg sie auf, wehte in den Raum, nur um schließlich am verschwitzten Gesicht des Doktors kleben zu bleiben.
»So, jetzt reicht's!« Bronnsteen nahm die Hand vom Joystick, riss mir die Zigarette aus dem Mund und ließ sie in eines der vielen Gläser fallen, die überall herumstanden. Eine Sekunde lang war nur das Zischen des Whiskeys zu hören.
»Das war meine letzte, du verdammter Quacksalber!«, schnauzte ich ihn an.
»Wenn ich mir die Lungenflügel so anschaue, is das auch besser so«, antwortete er und grinste bescheuert.
Kannst von Glück reden, dass meine Fäuste gerade abgeklemmt sind! Besoffener Klugscheißer!
»Hör auf zu quatschen und mach' weiter!«, sagte ich laut. »Ich will hier nicht den ganzen Tag rumliegen.«
»Okay, aber ich werd' dir für den Asphaltklumpen da nur sechzig Creds geben.«
»Sechzig?! Ausgemacht waren Neunzig!«
»Die fünf Pfund Teer, die sich da angesammelt haben, bezahl' ich nicht mit!«
»Ich verkauf' doch meinen rechten Lungenflügel nicht für lausige sechzig Mäuse! Du bist wohl auf Jugg!«
»Na schön! Kein Problem!« Er hob abwehrend die Hände und legte eine Unschuldsmiene auf. »Ich kleb' alles wieder zu, und du versuchst, irgendwo anders in den Südslums einen Arzt zu finden, der einen MedC-Tech OP-Tisch hat, Lungentrans durchführen kann und dir mehr als fünfzig Scheine für das Ding da gibt.«
Was für ein mieses Arschloch!
Ich wusste, dass Doc Bronnsteen der einzige verdammte Orgdealer war, der einen solchen Tisch und genug Erfahrung im Umgang damit besaß. Und er wusste, dass ich es wusste.
»Scheiße Doc! Ich brauch' das Geld. Dringend!«, versuchte ich an sein Mitleid zu appellieren und aus irgendeinem Grund funktionierte es.
»Na schön! Sagen wir fünfzig und ich setzt' dir dafür einen Identity4-Chip ein.«
»Welche Version?«
»Drei Punkt Zwo – Hab' ihn erst vor nem knappen Monat reinbekommen!«
Gar kein schlechtes Angebot.
Mein Erkennungschip war schon über ein Jahr alt und längst ungültig. Für meine Pläne benötigte ich sowieso noch einen neuen.
»Deal!«, sagte ich. »Und nun mach' hin. Hab' morgen einiges vor!«
»Etwa mit diesem Snetcher treffen?«
»Geht dich n Scheiß an«, schnauzte ich, aber das störte Bronnsteen nicht. Anstatt das Servo-Skalpell zu steuern, laberte er weiter auf mich ein.
»Ich geb' dir einen kostenlosen Rat: Halt' dich von dem Kerl fern, der...«
»Is' ja gut! Jetzt operier' endlich weiter! Das Nervunterbrecherdingens in meinem Nacken fängt nämlich langsam an zu jucken. Und überhaupt: Ich weiß schon, was ich mache!«

Ein halbes Jahr früher

Was mache ich hier? Und wo bin ich?
Ich blinzelte erschrocken in die Finsternis um mich herum. Smog brannte mir in den Augen. Fäulnisgestank betäubte meine Nase. Mein Schädel dröhnte. Und zu allem Überfluss nieselte es auch noch.
Aber wenigstens konnte ich langsam wieder Konturen erkennen. Entfernter Straßenlärm drang in mein Bewusstsein und ich kroch stöhnend aus dem Müllcontainer, in dem ich gelegen hatte.
Ich bin in den Slums unter der Stadt! Gottimhimmel! Wie bin ich denn hier hergekommen?
Ich kannte die Südslums nur aus den Dokus im Fernsehen. Und aus meinem alten Vid-Feldstecher. An schönen Tagen konnte ich manchmal, wenn sich der Smog verzog, mit dem Fernglas von meiner Wohnung bis hinunter zu den Fundamenten des Kortek-Hightowers schauen. Im ewigen Schatten der South-Komplex Skybreaker gelegen, wirkte dieses Gemisch aus Ruinen, Dreck und Müll wie eine riesige Ameisenfarm auf mich, mit Tausenden menschlicher Ameisen darin, die ständig in den Straßen hin- und herwuselten – manchmal recht unterhaltsam mit anzuschauen aber im Allgemeinen völlig unbedeutend.
»Willkommen auf dem Boden der Tatsachen!«, rief eine heisere Stimme.
Ich sah mich erschrocken um. In einiger Entfernung lehnte eine dunkle Gestalt an der Mauer, summte unverständlich irgendein Lied und schien mich zu beobachten. Die Lichter der dahinterliegenden Straße spiegelten sich auf den Schultern eines regenfeuchten Ledermantels.
»Wer sind Sie?«, fragte ich ängstlich.
Keine Antwort. Stattdessen nervöses Suchen in den Manteltaschen. Ich hörte ein kurzes Klicken und ein Feuerzeug flammte auf. In seinem Schein erkannte ich für einen Augenblick das zernarbte Gesicht eines Mannes. Dann verdunkelte sich das Gesicht von neuem und übrig blieb nur das Glimmen einer Zigarettenspitze. Ich zitterte vor Kälte und Angst.
»Sagen Sie mir, wer Sie sind und wie ich hier heruntergekommen bin!«, forderte ich mit Nachdruck und war selbst überrascht von meinem Mut. »Das ist hier doch der Südslum, oder nicht?«
»Du stammst aus'm Kortek, nich wahr?«, fragte mich das Glimmen und zeigte mit seiner Rechten auf die gegenüberliegende Wand. Ich verstand kein Wort.
»Schau nach oben!«
Was um Gotteswillen...?
Ich starrte ungläubig in den Himmel. Die Wand war nicht irgendeine Wand, sondern der untere Abschluss eines gewaltigen Hochhauses. Es dauerte einige Sekunden, dann erst realisierte ich, dass es mein Haus war. Ein wahrhaft gigantischer Anblick. Aus dieser Perspektive wurde ich mir zum ersten Mal seiner gewaltigen Dimensionen bewusst. Das Kortek-Building und die anderen Skybreaker schossen wie ein griechischer Säulenwald in den Himmel und verschwanden irgendwo weit über uns in einer dichten Wolkendecke.
»In welchem Stockwerk hast du gewohnt?«, fragte der Schatten weiter. »Bist ziemlich gut gekleidet. Lass mich raten: 650? Oder vielleicht sogar 700?«
»Äh, ich wohne im 678. Stock...«, antwortete ich noch immer vollkommen fasziniert vom halsbrecherischen Anblick der Gebäude.
»Willcox-Flügel oder Norringham?«
»N-Nor-Norringham.« Langsam kam ich wieder zur Besinnung. »Warum wollen Sie das alles wissen? Und überhaupt: sagen Sie mir endlich, wer Sie sind!« Der Mann schnippte die Zigarette davon und stand plötzlich vor mir. Sein Blick fraß sich in meine Augen und ich bereute innerlich bereits, gerade so laut geworden zu sein.
Von so einem kann man nur das Schlimmste erwarten.
Ich machte mich sprungbereit, jederzeit darauf gefasst, gleich ein Messer oder sonst was zwischen die Rippen zu bekommen, da streckte er mir seine Hand entgegen.
»Tach Kumpel. Ich bin Snetcher.«

Zehn Minuten später

»Willst du eine?« Snetcher hielt mir einen kleinen Papierstummel unter die Nase, der erst auf den zweiten Blick als selbstgedrehte Zigarette zu identifizieren war. Tabak bröselte auf den Tisch und meinen Teller.
»Nein, danke! Ich bin Nichtraucher«, antwortete ich und vergrub meine Zähne in einem gammligen Sandwich.
»Hähä«, lachte mein Gegenüber dreckig, als hätte ich einen besonders schmutzigen Witz gerissen. Er steckte sich eine an, lehnte sich entspannt zurück und schaute mir weiter beim Essen zu.
Beide saßen wir in einer Art Lokal. Die vielen Tische, Stühle, schwatzenden Leute und der grimmig dreinblickende Kerl hinter dem Tresen, der Snetcher und mich keine Sekunde aus den Augen ließ, legten die Vermutung zumindest nahe. Qualm, Hitze und ein undefinierbarer Gestank verliehen der Luft eine fast fühlbare Konsistenz. Irgendwann vor vielen Jahren einmal musste der Boden mit dunkelgrünem Linoleum ausgelegt gewesen sein, dessen spärliche Reste jetzt nur noch unter den Leisten an den Wänden und der Tresenfront hervorlugten. Zum Ausgleich schien jede Oberfläche im Saal von einer festen Kruste aus Asche, Staub, Bier und Essensresten überzogen.
»Die Strontium-Bar ist das beste Lokal in der Wallstreet« erzählte Snetcher und musste feixen, als er mein Gesicht sah. »Lass dich nich vom Namen täuschn, hier gibt's nichts im Essn, was man nich verdauen könnte.« Beruhigt kaute ich weiter. »Nur manchmal hat's ein paar Beine zuviel. Hähä«
Ich ließ mich nicht weiter ablenken. Bei meinem derzeitigen Hunger waren nicht einmal Elefantenbullen in Paarungslaune vor mir sicher. Mochten sie so viele Beine haben, wie sie wollten.
»Und schon nen Plan, wie's jetzt bei dir weitergeht?«, fragte Snetcher scheinbar ganz nebenbei.
»Wiew? Weitwer gehwt?«, nuschelte ich mit vollen Mund und schluckte runter. »Ich werde zurück ins Kortek-Building gehen, mit dem Expresslift in meine Etage fahren und dann...« Ich stockte und überlegte.
»Und dann was?«, bohrte er nach. Aber ich wusste es nicht!
»Äh...«
»Wie bist'n überhaupt in diese Schei... ich mein’, dieses Schlamassel geratn?«
Der Typ kann vielleicht Fragen stellen!?
»Äh...«
Ich erinnerte mich nicht.
Oder doch?
»Herb Kannings!«, schoss es mir durch den Kopf und aus dem Mund.
»Und wer is das?«
»Das ist... , nein, das war mein Assistent. Ein karrieregeiles Arschloch. Der flezt jetzt bestimmt in meinem Büro auf meinem Chefsessel rum und hat die Füße auf meinem Schreibtisch zu liegen.«
In Rage versetzt klatschte ich das halbgegessene Sandwich zurück auf den Teller und stierte Snetcher finster an. Der grinste nur schadenfroh und fragte weiter:
»Und dieser Kannings hat dich also hierher verfrachtet?«
Richtig!
Jetzt erinnerte ich mich wieder. Alles hatte mit gewissen Unregelmäßigkeiten begonnen, die mir vor einigen Wochen aufgefallen waren. Abteilungsgelder schienen in irgendwelche dubiosen Kanäle geleitet worden zu sein und waren nun verschwunden. Ich hatte Kannings beauftragt, das zu untersuchen. Er hatte geantwortet, dass er es selbst bemerkt und die höheren Ebenen bereits verständigt hätte. Etwas verwundert über diese ungewöhnliche Initiative hatte ich alles weitere ihm überlassen, nur um ihn dann am Montag Morgen in meinem Büro zu überraschen. Es gab einen kurzen Kampf, dann setzten meine Erinnerungen aus.
»Diese hinterhältige Natter hat die Beweise gefälscht und es so aussehen lassen, als hätte ich das Geld gestohlen. Dann hat er mich niedergeschlagen und verschwinden lassen, damit alle Welt glaubt, ich wäre mit der Beute getürmt.« Voller Wut biss ich von neuem in das Sandwich und stopfte mir die Reste ohne zu kauen in den Mund. Snetcher hatte vorsorglich zwei große Biere für ihn und mich kommen lassen. In einem Zug leerte ich mein Glas und stellte es zurück auf den Tisch, wo bereits ein doppelter Whiskey wartete.
»Ich verstehe bloß nicht, wie Kannings mich hier runter schaffen konnte, ohne dass es irgendjemandem aufgefallen ist«, überlegte ich laut vor mich hin, als die erste Hitze der Wut in mir einer etwas kühleren Flamme der Rachelust gewichen war.
»Glaub' mir, dafür gibt's gewisse Leute obn in der Stadt. Für jedn Job, der zu erledign is, findet sich einer, der's tun wird, wenn man ihn nur gut genug bezahlt.« Ein nicht deutbarer Ausdruck huschte über Snetchers Gesicht, den er sofort hinter seinem Whiskeyglas versteckte.
»Und was machen Sie so, wenn ich fragen darf?« Ich war neugierig geworden auf die geheimnisvolle Gestalt an der anderen Seite des Tischs.
»Ach, dies und das.« Er winkte abfällig mit seiner Rechten, konnte jedoch das Funkeln in seinen Augen nicht verstecken. »Ein paar Geschäfte, ein paar Schieberein. Ein Haufen Kleinzeug ebn! Nur um mich über Wasser zu haltn. Nichts wirklich Gefährliches.« Er nahm einen weiteren Schluck. »Und manchmal kümmere ich mich auch um die Neulinge, die in den Slums auftauchn. Führe sie anfangs ein bisschn an der Hand, damit sie nicht zu schnell unter die Räder kommen.«
»Sind ja ein richtiger Menschenfreund, was?« spottete ich ironisch.
»Menschenfreund – so hat mich noch niemand genannt! Hähä!« Er lachte kehlig und leerte sein Glas.
»Wir waren bei deinem Plan stehen geblieben«, fuhr er in geschäftlichem Tonfall fort.
»Genau! Ich werde zurück auf meine Etage fahren und Kannings suchen.«
»Und dann?«
»Na, dann werde ich...« Abermals kam ich ins Stocken. »Dann werde ich ihn erst mal zur Rede stellen... denke ich.«
»Was wirst du?« Snetcher schlug mit der flachen Hand so laut auf den Tisch, dass sich für einen kurzen Moment alle Anwesenden zu uns umdrehten. »Eben draußn in der Gasse schienst du mir nich so feige zu sein.« In seiner krächzenden Stimme schwang ein feiner Ton der Enttäuschung. »Aber vielleicht hab' ich mich auch geirrt!«
»Was sollte ich denn ihrer Meinung nach tun?«, fragte ich gereizt.
»Also wenn mir jemand so n Ding in die Schuhe geschobn, sich danach meine Sachen unter'n Nagel gerissn und mich zu allem Überfluß von da oben...« Er zeigte vage Richtung Decke. »...nach hier untn verbannt hätte, dann wüsste ich, was ich mit diesem Kerl anstelln würde.«
»Sie meinen, ich sollte ihn umbringen?«, fragte ich verblüfft.
»Das musst du selbst wissn.«
»Aber ich bin kein Killer!«
»Hähä!« Erneut ließ Snetcher sein krankes Lachen erklingen. »Hier untn in den Slums, mein Junge, is jeder ein Killer!«
Für einen Augenblick war ich unfähig, irgendetwas zu denken oder sagen.
»Aber das is sowieso egal«, kam Snetcher mir zuvor. »Dein schöner Plan is nämlich totaler Rattenschiss!«
»Wieso?«, fragte ich halb beschämt und halb beleidigt.
»Zum einen kommst du gar nich so einfach ins Kortek rein. Die Fundamente sind abgeriegelt wordn, um eure schöne, saubere Stadt drinnen und den Slum draußn zu haltn. Und selbst wenn du drin wärst, würdest du nicht weit kommen, geschweige denn bis in den 678. Stock. Dein Identy4-Chip würde dich an jeder Etagenschleuse verratn und innerhalb von dreißig Sekundn hättest du die Schutztruppn am Hals. Und denen brauchst du sicher nichts von deiner Unschuld erzähln. Die sind dann eher damit beschäftigt, ihre Elektroschocker möglichst wirkungsvoll einzusetzn.«
Er hat recht!
»Mir egal! Hier unten mich in irgendeine Ecke verkriechen und sterben werde ich jedenfalls nicht«, sagte ich trotzig wie ein kleines Kind. »Ich werde mich an Kannings rächen. Irgendwie schaffe ich das schon!«
Snetcher hatte währenddessen nicht aufgehört zu lachen.
»Ich glaub dir, dass du das schaffst«, stieß er keuchend hervor. »Aber nich so!« Er deutete mit seinem Zeigefinger auf meinen schwarzen Anzug. Erst jetzt bemerkte ich die finsteren Seitenblicke aller Anwesenden, die mir galten. Obwohl nass, verdreckt und mit reichlich Staub überzogen, sah ich in meinem ehedem teuren Pallotti-Designer-Outfit aus wie aus dem Ei gepellt, verglichen mit den übrigen, in öl-, schlamm- und sonstwas-verschmierten Lumpen gekleideten Bargängern. Ich war wohl der einzige im Saal, der sich innerhalb der letzten 72 Stunden geduscht und rasiert hatte.
»Starr’ die Leute nich so an!«, zischte Snetcher und hieb mir auf den Oberarm. »So was is hier untn sehr gefährlich.«
Nervös beschloss ich von jetzt an ausschließlich den leeren Teller vor mir zu fixieren. Damit durfte wohl niemand ein Problem haben. Noch während ich die in mir ansteigende Panik zu bekämpfen versuchte, hörte ich, wie Snetcher sich über das Kinn strich und Kleingeld aus den Tiefen seiner Manteltaschen hervorzauberte.
»Wir sollten jetzt besser gehen«, beschloss er und ließ das Geld auf den Teller klimpern. Erleichtert sprang ich auf und folgte ihm auf die Straße hinaus. Draußen war es Mitternacht geworden. Oder die Schatten der Gebäude waren gewandert. Jedenfalls war es stockdunkel – woran sich in den nächsten Monaten auch nicht viel ändern sollte. Glücklicherweise waren nur noch wenige zwielichtige Gestalten unterwegs, so dass ich kaum Aufsehen erregte.
»Komm mit!«, befahl Snetcher. »Wir besorgn dir fürs erste n paar vernünftige Klamottn und ne billige Unterkunft, wo du dich ausruhn und dir noch mal alles überlegn kannst.«
»Aber ich habe kein Geld! Wie...?«
»Das da wird wohl für den Anfang genügn.« Er tippte auf meine Holo-Uhr von Zumaki am rechten Handgelenk.
»Später musst du dir irgendeine Möglichkeit suchn, ein paar Mäuse zu verdien'n. Ich kenne da ein paar Organdealer, die einem für ne gesunde Niere oder Leber nen gutn Preis machn.«
»Ich soll meine Leber verkaufen? Sie haben wohl ein Chip ab!«
»Das Leben in den Slums ist nun mal teuer«, grinste er zahnlückig. »Meistens genügn zwar ein Lächeln und ein paar Scheine. Aber manchmal...« Er zog sich seinen Pullover hoch und präsentierte mir einen narbenübersäten Bauch »...manchmal kostet’s dich auch einige Organe. Und wenn du Pech hast, sogar das Leben selbst.« Er keuchte kurz, was wohl so eine Art Kichern darstellte, und ließ den Pullover wieder sinken.
»Gewöhn' dich dran und du überlebst hier vielleicht ne Zeit lang.«
»Danke für den Tipp«, grummelte ich ob der rosigen Zeiten, die mir bevorstanden. »Aber ich werde vorerst versuchen, alles an seinem Platz zu belassen.«
»Wenn's dir später anders überlegst: du weißt ja, wo du mich findn kannst.«

Zwei Monate später

Ich brauchte drei Tage, um Snetcher zu finden. Besser gesagt: er fand mich, nachdem ich fast die halbe Woche in der Strontium-Bar auf ihn gewartet hatte. Als er hereingeschlendert kam, am Tresen zwei Whiskey bestellt und sich zu mir gesetzt hatte, fragte ich ihn nicht, wo er gewesen war und was er dort getan hatte. In den Slums bekam man auf diese Art Fragen wenn überhaupt dann meist solche Antworten, die man eigentlich gar nicht hören wollte und die einem im Zweifelsfall nur in Schwierigkeiten brachten. Jeder hatte seine Geheimnisse und irgendwelche Leichen im Keller, und mittlerweile war ich mir sicher, dass das bei Snetcher nicht nur ein altes Sprichwort war.
»Und wie geht's?«, fragte er gut gelaunt, nahm einen großen Schluck und summte vor sich hin.
»Ich muss hier weg! Der Slum bringt mich um!«
»Hähä! Junge, das macht er mit uns allen. Für einen selbst stellt sich nur die Frage, wie hart man is. Wie lange man’s aushalten kann!«
»Das ist es nicht. Ich will hier raus. Und ich will mich endlich rächen!«
»An diesem... Wie hieß er noch?«
»Kannings!« Bei der Nennung dieses Namens schlug ich mit der Faust so hart auf den Tisch, dass die Gläser zu tanzen begannen. »Ich werde ihn töten!«
»Auf einmal so entschlossen?« Snetcher gab sich verwundert. Trotzdem bemerkte ich wieder dieses Blitzen in seinen Augen.
»Ich hatte genug Zeit, mir alles zu überlegen«, antwortete ich kühl. »Und das habe ich getan.«
»So, hast du das?«
»Außerdem hab ich mich umgehört und bereits eine Liste mit Dingen aufgestellt, die ich wahrscheinlich benötige, um zurück ins Kortek zu gelangen.« Ich reichte ihm einen kleinen Zettel, den er sich interessiert durchlas.
»Alle Achtung! Zwei Supersonic Six! Wen willst’n damit einäschern?«, feixte er und präsentierte mir einige seiner vorderen Zahnlücken. Als er sah, wie ernst es mir war, las er weiter. Unterdessen kramte ich ein kleines Tabakpäckchen aus einer Taschen und drehte für ihn und mich zwei Zigaretten.
»Nich schlecht, mein Junge«, sagte er nach ein paar Minuten und ließ sich von mir Feuer geben.
»Auf deiner Liste steht bloß nirgendwo, wie du überhaupt ins Kortek reinkomm’n willst.«
»Ich hatte gehofft, dass du mir da vielleicht einen Tipp geben kannst...« Einige Sekunden ließ er diese unausgesprochene Bitte offen im Raum stehen.
»Ich? So so...«, antwortete er schließlich und lächelte dabei. »Sieht so aus, als hätteste dir die Sache gut durchdacht. Aber n paar Dinge hast du noch vergessn: n Kartenpad mit den Plänen für die unt'ren Stockwerke und ne ord’ntliche Rasur!« Er klapste mir freundschaftlich auf die Wangen, keuchte ein kurzes Snetcher-Kichern und sagte: »Sonst sieht gleich jeder da oben, dass du aus den Slums kommst.« Etwas verschämt rieb ich mir die Bartstoppeln und hörte weiter zu.
»Das und das Zeug auf der Liste wird dich aber einiges kosten. Schätze mindestens 500, vielleicht sogar 600.«
»Derzeit bin ich blank«, erläuterte ich meine Situation. »Bei den miesen Jobs, mit denen ich mich bis jetzt über Wasser halte, springt gerade mal das Geld für die Miete und etwas Essen raus.«
Wir schwiegen einen Augenblick.
»Okay, mein Junge. Ich werd' dir helfen.« Er schob mir eine kleine Liste mit Namen und Adressen rüber, die ich sofort genauer inspizierte.
»Doc Bronnsteen?«, las ich als ersten Namen.
»Das ist ein echter Alkbruder und Halsabschneider! Und das mein' ich wörtlich«, erklärte Snetcher. »Aber er ist nun mal auch der beste Chirurg in den Südslums.«
»Und...?« Ich wollte zu einer Frage ansetzen, aber Snetcher war jetzt voll in seinem Element.
»Das Geld zu beschaffn, wird einige Wochen dauern. Um das Zeug auf deiner Liste und den Rest brauchst du dir keine Sorgen machn. Darum kümmere ich mich in der Zwischenzeit. Vertrau' mir!«

Vier Monate später

»Vertrauen is gut, Kontrolle is besser«, sagte ich, lud mit geübtem Griff eine der Supersonics durch, die Snetcher mir besorgt hatte, und zielte auf eine herumliegende Blechbüchse ein paar Schritte entfernt.
Ein kurzes, fast lautloses Zischen und ein leichter Ruck im Handgelenk, dann zerbarst die Büchse und ihre Reste tanzten über den Boden.
»Hast du etwa geglaubt, dass ich dich betrüge?« Snetcher kaute etwas beleidigt auf seiner Zigarette herum.
»Is in den Slums nicht jeder ein Betrüger?«, lächelte ich zurück, woraufhin er lachen musste.
»Hähä! Hast recht! Und jetzt steck' das Ding weg, sonst schießt du dir vielleicht noch n Auge aus!«
Hast du ne Ahnung. Unterschätz' mich bloß nich!
Dass ich mir vor paar Wochen eine alte Stinger organisiert hatte, um den Umgang mit einer Waffe zu üben, erzählte ich ihm nicht. Ein paar Geheimnisse konnte jeder von uns gebrauchen. Stattdessen kramte ich lieber noch ein wenig im Rucksack, den Snetcher mir vor einigen Minuten mit den Worten »Ihre Bestellung, mein Herr!« grinsend vor die Füße geworfen hatte. Seil, Haken, Kartenpad, Nachladeakkus für die Waffen, Dietrich-Karten, Taschen-LED und so weiter – alles war vorhanden.
»Und wie sieht’s nun mit dem Geld aus?«, fragte er hektisch, als ob ihn die Zeit drängte.
»Langsam, langsam«, antwortete ich und sah ihn scharf an. »Du wolltest mir noch den Eingang zum Kortek zeigen.«
»Schau dich um, wir sind bereits da!«
Zum Teufel auch....!
Erst jetzt erkannte ich, wohin mich Snetcher an diesem Morgen geführt hatte.
»Das ist ja die gleiche Gasse wie vor sechs Monaten!«, stellte ich mit Erstaunen fest. »Was solln wir denn hier?«
»Was hast’n du geglaubt, warum man dich damals hier abgeladn hat?«
»Nun ja, äh...«, stammelte ich von der Frage überrascht. Darüber hatte ich noch nie nachgedacht.
»Schau nach oben! Dort über dem großen Müllcontainer.« Ein schmaler Balkon – eigentlich nur ein einfaches Lattenrost, warf zwanzig Fuß über dem Container einen langen Schatten auf die ansonsten glatte Stahlwand des Kortek-Buildings.
»Das dort oben ist der Eingang!«
»Aber wie soll ich denn da hoch kommen?«
»Du hast n Seil, den Zugangscode, Waffen und alles, was du sonst noch brauchst! Jetzt stell dich nich so an und gib mir endlich das Geld, das du mir schuldest«, fauchte er mich an. Zähneknirschend zog ich das dicke Bündel aus meiner Tasche und drückte es in seine schmierigen Hände.
»622 Bugs! Wie abgemacht. Kannst nachzähln, wenn de willst!«
»Später vielleicht. Muss jetzt los.« Hastig stopfte er sich das Bündel in eine seiner vielen Manteltaschen, hob zum Abschied die Hand und schlenderte pfeifend zurück auf die Hauptstraße.
»Man sieht sich vielleicht noch«, rief ich ihm hinterher, aber er reagierte nicht weiter.
»Und nun zu dir, Kannings!«, sprach ich zu meinem imaginären Gegner und lächelte finster.
Endlich ist es soweit! Der Zeitpunkt meiner Rache ist da!
Ich nahm das Kletterseil aus dem Rucksack und warf das Ende mit dem Haken mehrere Male hoch zum Balkon, bis es schließlich sicher dort hängen blieb. Dann bestäubte ich meine Handschuh mit etwas Talkum und zog mich ächzend und stöhnend am Seil hinauf.
Die Narben der vortägigen Lungentrans schmerzten noch ganz gehörig, und um meine sonstige körperlich Konstitution war es nach sechs Monaten Slum auch nicht sonderlich gut bestellt. Oben angekommen, musste ich erst einmal verschnaufen und gönnte mir eine Zigarette. Mit dem Glimmstengel im Mund suchte ich die Stahlwand ab und fand schließlich hinter einer kleinen Platte versteckt einen Kartenleser, in den ich eine grüne Secure-One-Karte schob. Lautlos fuhr eine in der Wand eingelassene Tür zur Seite und gewährte mir den Blick in die Finsternis dahinter. Einen Schritt später war ich endlich wieder in der Stadt.
»Willkommen zurück in Kortek-City, Mister Wonderbuilt«, empfing mich eine sanfte Frauenstimme aus verborgenen Lautsprechern. »Sie befinden sich augenblicklich auf Level Zero.«
»Mister Wonderbuilt, hä!« spottete ich.
Doc Bronnsteen hätte mir ruhig verratn könn'n, auf was für nen bescheuertn Namen der Identy4-Chip zugelassn is. Naja, is jetzt auch egal!
Ich zog das kleine Kartenpad aus dem Rucksack und schaltete es an. Sofort erstrahlte ein grober Umrissplan der 0. Etage auf dem Display. Snetcher hatte sogar eine Route für mich eingetragen, die mich auf dem Weg zu Kannings im 678. Stock an möglichst wenigen Sicherheitsschleusen und offenen Korridoren vorbeiführte.
Das hätte ich ja nicht gedacht.
So uneigennützig hatte ich Snetcher gar nicht eingeschätzt. Aber ich hatte mir über die Route schon Gedanken gemacht und insgeheim einen anderen Weg überlegt.

Drei Stunden später

»I’m on my way!«, jaulte ich im Adrenalinrausch. In einfallslosem Grau aber atemberaubender Geschwindigkeit rauschten die Betonwände des Fahrstuhlschachts an mir vorbei. Halbsekündig der Lichtblitz eines Türspalts. Das Surren der schweren Elektromagneten der einzige Ton in der Stille. Ich saß auf dem Dach des Expressliftes und genoss den harten Luftstrom, der mir entgegenschlug.
Fast drei Stunden hatte ich benötigt, um mich durch die Fünfzig Servicedecks des Kortek-Buildings zu kämpfen. Snetchers hatte eigentlich eine andere Route für mich auserkoren, doch wozu einen langen, umständlichen und gefährlichen Aufstieg zu Fuß in Kauf nehmen, wenn man eine goldene Fahrkarte für den inoffiziellen Versorgungslift des Gebäudes besaß? Diese Fahrkarte, in meinem Fall ein Superpasswort, war mir vor wenigen Jahren nur durch pures Glück in die Hände gefallen. In Ausnahmefällen hatte ich sie bereits früher einige Male genutzt, aber nie für eine derart lange Fahrt.
Das sonore Brummen der Motoren änderte jetzt rapide seine Tonhöhe.
675. Stock – meine Station!
Entspannt und mit neugeschöpfter Kraft schlüpfte ich zurück in die Fahrkabine. Einen Großteil der Ausrüstung und meine Lederkluft ließ ich auf dem Dach zurück. Sie hatten mir in den letzten Monaten und Stunden zwar gute Dienste geleistet, doch ab hier oben war mein alter Pallotti- Anzug die bessere Wahl.
Da der Expressaufzug nur alle 25 Etagen hielt, blieben mir jetzt noch 3 Stockwerke, die mich von Kannings trennten. Während ich durch die langen, kunstlichtdurchfluteten Gänge wanderte, krochen alte Erinnerungen aus ihren Verstecken und überschwemmten meinen Geist mit Bildern, die mir jetzt so fremd und unnatürlich vorkamen, wie nur irgendwas sonst auf diesem Planeten. War wirklich ich das gewesen, der noch vor einem halben Jahr hier tagein tagaus entlang gelaufen war, an nichts anderes denkend als an die aktuellen Gewinne der Abteilung, das letzte Gruppenvorstandsmeeting und der nächsten greifbaren Sprosse auf der Karriereleiter?
Derart gedankenversunken bog ich um die Ecke und lief beinahe zwei menschlichen Muskelbergen in schwarzen Anzügen in die Arme. Sofort sprang ich wieder in Deckung und schätzte von dort die Lage ab.
Das war mein Stockwerk und meine Appartementtür, vor der die beiden Wachmänner standen. Korrigiere: es war einmal meine Tür gewesen vor scheinbar unendlich langer Zeit in einem anderen Universum.
Und wer wohnt jetzt...?
»Kannings!« Fluchend biss ich mir auf die Lippen.
Mein ehemaliges Drecks-Verräterschwein-von-einem-Assistenten lugte just in diesem Augenblick aus der muskelverbarrikadierten Tür und schien überprüfen zu wollen, ob die Luft rein war. Glücklicherweise war ich unbemerkt geblieben, denn die Zeit war reif und die Situation günstig. Bar jeglicher Finesse oder hintersinnig kühler Racheplanung zog ich meine beiden Supersonic Six, sprang aus dem Versteck und lief schreiend und schießend den Flur hinab.
Die drei Gestalten an dessen Ende verschwanden in einer Wolke aus Holz- und Betonsplittern, als die Geschosse rings um sie herum in den Wänden einschlugen. Nach sich endlos dahinziehenden fünfzehn Sekunden waren beide Akkus leergeschossen und ich am Ende des Ganges angelangt.
Die Sonics hatten ganze Arbeit geleistet. Die ehemals edle Holzvertäfelung an der Wand war jetzt ein Fall für die Spanplattenindustrie. Und auch die zwei Wach-Gorilla konnte man ab sofort nur noch als Teewurstfüllung verwenden. Für einen Moment erschrak ich vor mir selbst. Gerade hatte ich meine ersten beiden Morde begangen und mehr als ein kaltschnäuziger Spruch war mir dazu nicht eingefallen.
Snetcher wäre jetzt bestimmt stolz auf mich.
Das Grinsen verging mir, als ich bemerkte, dass Kannings sich in die Wohnung hatte flüchten können. Gegen die zwanzig Zentimeter Aluminium der Tür konnten selbst die Supersonics nichts ausrichten. Außerdem passte keine der Dietrich-Schlüsselkarten.
Kein Problem! Nur die Ruhe... Dann eben Plan B.
Plan B, der usprünglich mein Plan A gewesen war, bestand aus der Tür zum Hausmeisterraum des Stockwerks und des dahinter verborgenen Zugangs zum Belüftungssystem. Der erste Teil des Plans stellte keine Schwierigkeit dar. In der Abstellkammer konnte ich auch gleich die beiden schwergewichtigen Leichen ablagern. Bevor man sie hier entdecken würde, war ich schon längst wieder über alle Berge.
Nach soviel schweißtreibender Arbeit erschien mir ein kleiner Rutsch durch die Belüftungsanlage als wahre Wohltat. Dummerweise hatte ich den Kanalquerschnitt etwas überschätzt. Doch die entbehrungsreichen Monate in den Slums hatten ihr bestes getan, mich darauf vorzubereiten. Ächzend und stöhnend quetschte ich mich durch die Luke und kroch weiter. Nach wenigen Metern weitete sich der Gang, so dass ich wesentlich einfacher und somit leiser voran kam.
Links, recht, geradeaus, links und dann war ich da. Mit einem winzigen Einweg-Laser schnitt ich mich aus dem Blechmantel und rollte auf die Zwischendecke, unter der mein ehemaliges Schlafzimmer lag. So wie ich Kannings kannte, versteckte er sich gerade im Schrank, flennte sich die schwarze Seele aus dem Leib und verfluchte sich, mich damals nicht gleich umgebracht zu haben.
Vorsichtig hob ich eine Deckenplatte an und ließ mich möglichst lautlos in einer der Zimmerecken herab. Kannings war erstaunlicherweise nicht im Schrank. Ich hörte seine aufgebrachte Nasal-Stimme im Wohnzimmer herumfluchen. Offenbar telefonierte er mit jemanden.
»Hören Sie! Wenn ich Ihnen sage, dass er hier ist, dann ist er hier!«, schrie er in sein Handy.
»Ist mir scheißegal, was Sie glauben oder nicht! Meine beiden Bodyguards sind jetzt jedenfalls nur noch ein Haufen Pampe auf dem Fußabtreter, dabei haben Sie behauptet, dass er niemals bis hier hoch kommen würde. Jetzt strengen Sie sich gefälligst an und bewegen ihren Kopfgeldjäger-Arsch zu mir. Ich bezahle Ihnen schließlich eine Menge Geld, dass Sie den Kerl endlich unschädlich machen! « Kannings schmiss sein Handy aufs Sofa und wollte an seine Bar gehen, um sich einen Beruhigungsdrink zu mixen.
»Ich trink' mein'n Whiskey am liebsten pur«, rief ich ihm hinterher. Es dauerte nur einen Augenblick, bis er sich wieder halbwegs gefasst zu haben schien und aus seiner Salzsäulenstarre erwachte.
»I-ich wollte dir nie...« begann er loszustottern.
»Ach Herb, lassn wir das«, würgte ich ihn ab. »Was du wolltest oder nich, interessiert mich reichlich wenig.«
Ich schwang mich lässig aufs Sofa und schaute ihn erwartungsvoll an.
»Wo bleibt mein Whiskey?«
»J-Ja, sofort« Kannings beeilte sich, an die Bar zu kommen, wo er mir in hektischen Bewegungen ein Glas fertig machte.
»K-Kann ich dir sonst noch was anbieten?«
»Glaube nich.«
»G-Geld? Willst du Geld?«, fragte er hoffnungsvoll. Ich begann mich zu langweilen.
»Irgendwie macht das hier kein'n Spass. Hatte mir echt mehr erhofft«, sprach ich eher zu mir selbst als zu ihm.
Plötzlich sprang Kannings in Richtung seines Schreibtischs, wo er vermutlich eine Waffe versteckt hielt. Ich reagierte blitzschnell und schoss ihm ins Knie.
Blutend, schreiend und vor allen Dingen fluchend wälzte er sich auf dem Teppichboden zu meinen Füßen.
»Hör auf hier rumzukrakeeln und ertrag's wie ein Mann!«, schnauzte ich ihn genervt an. Aber erst die Andeutung eines Schusses in sein zweites Knie verhalf mir zu etwas Ruhe.
»Mit wem hast du ebn telefoniert?«, verhörte ich ihn.
»Einem Kopfgeldjäger. Dem besten der ganzen Stadt! Er wird dich fertig machen«, spuckte Kannings mich an.
»Hoffentlich is er besser als deine beiden Wachtypen da vor der Tür«, grinste ich zurück. »Wie is sein Name?«
»Den kenne ich nicht!«
»Auch egal! Wird er mir sowieso gleich selbst verratn.«
Hoffentlich lieg' ich mit meiner Ahnung falsch. Scheiße, Scheiße, Scheiße!
»Seit wann rauchst du'n?«, fragte ich, um mich von den düsteren Gedanken abzulenken, und griff nach der teuren Markenschachtel auf dem Tisch.
»Erst seit ein paar Wochen, seit ich...«
»Glaubst du ernsthaft, das interessiert mich!?«, unterbrach ich ihn und zündete mir einen Sargnargel an. Wir schwiegen eine Zeit lang.
»Du bist also gekommen, um mich zu erschießen?«, fragte Kannings plötzlich mit gefasster Stimme.
»Ja«, sagte ich und blies gelangweilt ein paar Rauchringe in die Luft.
»Worauf wartest du dann noch?«
»Keine Ahnung. Auf irgend ne Eingebung, nehm' ich an.«
»Darf ich dann wenigstens auch eine rauchen?«
»Bedien' dich.« Er kroch näher und zog sich ebenfalls eine Zigarette aus der Schachtel.
»Hast du mal Feuer für mich?«
»Ja«, antwortete ich und schoss ihm im gleichen Moment ins Gesicht.
Dann wartete ich. Wartete darauf, dass sich das große Gefühl der Befriedigung und Erfüllung einstellte. Überhaupt irgendein Gefühl hätte mir schon genügt. Als aber nichts weiter geschah, rauchte ich noch eine und fluchte leise vor mich hin.
Wofür hab' ich das alles überhaupt auf mich genommen? Nur um son ne Scheiße hier durchzumachen? Fuck!
Gerade wollte ich in tiefste Selbstzweifel versinken, da hörte ich ein Geräusch vom Flur her. Jemand lief über die Holzsplitter und Betonbröckchen.
Ich sprang vom Sofa auf und hockte mich hinter die Wohnzimmertür, von wo ich gut den Flur und die Wohnungstür einsehen konnte.
Es klingelte. Ich hielt den Atem an. Und hörte nur meinen eigenen Herzschlag. Mit einem Mal sprang die LED des Türschlosses auf grün. Ein Klicken im Knauf. Ein Knarren in den Schanieren. Dann wurde die Tür aufgestoßen.
Verdammte Scheiße...!
»Snetcher!«, rief ich trotz meiner Vorahnungen vollkommen überrascht. Ein Schuss dröhnte mir in den Ohren. Ein harter Schlag in meine rechte Seite riss mich herum. Ich rollte einmal über den Boden und schoss selbst - eher aus Reflex als Überlegung.
Danach benötigte ich drei Sekunden, um mich wieder zurechtzufinden. Als ich aufsah, saß Snetcher neben der Tür an den Rahmen gelehnt. Sein Gesicht war noch blasser als sonst. In der Mitte seiner Brust klaffte ein großes Loch, aus dem Blut wie in einem Springbrunnen hervorsprudelte.
»Warum nur?«, fragte ich ihn und hielt mir dabei meine eigene Wunde zu.
»Warum nich? Hätte ja klappen können.«
»Ich meine, warum du mich verratn hast.«
»Geld is Geld. Dein's genauso wie sein's. Nimm's nich persönlich. War eben nur ein Geschäft.«
Ich verstand es nicht. Und einsehen wollte ich es schon gar nicht.
»Ich dachte, wir wären Freunde.«
»Junge, muss ich dir jetzt wirklich noch was über Freundschaftn untn in den Slums erzähln? Dann bist du dümmer, als ich dachte. Hähä« Sein Lachen versiegte zu einem blutigen Husten. Ich betrachtete ihn mit schwindenden Mitleid.
»Und, schon ne Vorstellung, was du hier nach machst?«
»Nein, noch nich.«
»Dir stehn alle Möglichkeitn offn.«
»Kann sein«
»What's a boy supposed to do? The Killer in me, is the Killer in you...« summte er und schaute mich lächelnd an.
»Kennst du den Song?«
»Irgendwas altes?!«, mutmaßte ich und lud die Sonic durch.
»Ja, etwas altes...«, seufzte er und schloss die Augen.


Ein Jahr später

Ich werd' auch nich jünger. Fuck! Nun steh' endlich auf!
Schon seit Stunden lungerte ich in der Gasse neben dem Kortek herum und wartete darauf, dass der Typ im Müllcontainer endlich aufwachen würde. Meine Zigarettenreserven gingen langsam zur Neige, außerdem musste ich pissen. Gerade wollte ich einer Kakerlakenfamilie ein kleines Sonntagsbad verschaffen, da hörte ich ein tiefes Stöhnen von links.
Wurde auch Zeit!
Es raschelte. Flaschen klirrten und Ratten zischten, als der Neuling zögernd ins schwache Licht der Gosse kroch.
»Willkomm’n auf dem Boden der Tatsachen!«, rief ich ihm zu und steckte mir meine vorletzte Selbstgedrehte an.

 

Hi Leute :D

Lang lang ist's her.
Und es wird wohl noch ein bisschen dauern (bis ich wieder aktiver werde), aber ich hab grad mal meine erste (Versuchs-)Story zur schon längst beendeten und entschiedenen Cyberpunk-Ausschreibung (an dieser Stelle noch mal zwei große Glückwünsche an Dante und Uwe, falls ich mich noch nich dazu geäußert habe) durchgelesen und fand, dass sie ein oder zwei gute Stellen aufweist.

Ihr fehlt wohl die sogenannte Cyberpunk-Poesie und ich denke, sie ließe sich auch noch entscheidend im Stil und Inhalt verbessern, aber das sieht der geneigte Leser eher und besser als ich.

Falls sich das Niveau auf Kg.de-SciFi durch die tatkräftige Mod-Arbeit Uwe und Dantes nicht schon in internationale Höhen erhoben hat, hoffe ich hier ein oder zwei hilfreiche Kommentare zur Story abgreifen zu können :D

Sie ist zwar ziemlich lang (10 Druckseiten á Schriftgröße 12) aber hoffentlich nicht allzu langweilig.

So danke erstmal :D

euer Hagen


PS: Schön mal wieder hier zu sein :jubel:

 

[Off]NAbend Hagen, schön, dass du mal vorbeischaust, Kollege! :anstoss: Was treibt dich aus deiner Abstinenz. Freundin weg? :D Story lese ich morgen, ist mir jetzt zu viel des Guten! [/off]

[On] folgt... [/on]


Good old Dante.

 

Hoho, ich darf der erste sein:).


So, erstmal eine kleine Sache, die mir irgendwie aufgefallen ist.

Von irgendwoher erbrach eine Glühlampe ihr Licht
kann man das wirklich sagen?


Insgesamt muss ich sagen, hat mir die Geschichte echt gut gefallen. Aber bevor ich in Lobeshymnen verfalle erzähle ich dir trotzdem erstmal, was mir nicht gefallen hat :D .

a) Ich fand den ersten Teil für einen Anfang zu langweilig. Versteh mich nicht falsch, er war nicht schlecht, aber er muss den Leser davon überzeugen weiterzulesen, irgendwie hast du das nur halb geschafft. Ich habs nicht sofort geschafft, in den Bann der Story gerissen zu werden. Daran würd ich nochmal arbeiten, versuch es irgendwie interessanter, mysteriöser, spannender zu gestalten.

b) Du magst zwar schon 12 Seiten haben und läufst damit ja schon Gefahr, dass keiner Lust hat soviel zu lesen, aber ich würd manche Stellen gerade zum Schluss hin verlängern. Du raubst vielen Kampfszenen etc. einfach ihre Spannung, indem du sie schnell erzählst, aber nicht zeigst. Da könntest du den Leser noch viel deutlicher fesseln.
Zum Beispiel:

Plan B, der usprünglich mein Plan A gewesen war, bestand aus der Tür zum Hausmeisterraum des Stockwerks und des dahinter verborgenen Zugangs zum Belüftungssystem. Der erste Teil des Plans stellte keine Schwierigkeit dar. In der Abstellkammer konnte ich auch gleich die beiden schwergewichtigen Leichen ablagern. Bevor man sie hier entdecken würde, war ich schon längst wieder über alle Berge.
Hier erzählst du mal ganz kurz in einem Absatz, was man viel interessanter und hätte zeigen können. Du spricht ein Problem an, was ja Spannung hervorruft, aber gibst auch gleich wieder die Lösung. Z.b. das mit den beiden Leichen wird total schnell abgetan. Sowas finde ich gerade am Ende gehäuft bei dir.

c) b leitet so ein bisschen in c über. Denn am Ende verlierst du mich. Was daher kommt, denke ich, dass es auf einmal zu schnell geht.
Denn, da ist jetzt der Typ, dem er ein Loch in den Bauch geschossen hat. Mit dem führt er aber noch ganz seelenruhig ein Gespräch, als würden sie beim Kaffee zusammensitzen. Das ist schon mal merkwürdig. Dann fragt einer: Und, schon ne Vorstellung, was du hier nach machst?«. Jetzt stellt sich für mich erst einmal die Frage, wer das sagt. Ich denke mir wohl, es wird der Typ mit dem Loch im Bauch sein. Dann denke ich mir aber, dass es ja wohl klar ist, was der andere machen wird. Er wird den ganzen Fall aufklären und wieder seinem alten Job nachgehen. Im nächsten Absatz allerdings sitzt er wieder in den Slums und hat die Position des Kopfgeldjägers eingenommen (das mit dem Killer in me is the Killer in you hab ich überhaupt nicht verstanden. Kannte das Zitat nur aus "Soloalbum"). Was mich als Leser sehr unbefriedigend zurücklässt, weil ich ich dann überhaupt nicht peile, warum er die ganze Aktion mit Organtransplantation etc. auf sich genommen hat, wenn er sowieso wieder nach unten geht. Was wiederum bedeutet, dass man den ganzen Mittelteil eigentlich um sonst gelesen hat. Genauso wenig versteht der Leser die Beweggründe dafür, was noch viel viel wichtiger ist.

Fazit: Überarbeite meiner Meinung nach nochmal den Anfang und den Schluss und es kann ein echter Kracher drauß werden.

Grüße

Thomas

 
Zuletzt bearbeitet:

Sodele...

Hallo Hagen!

Erstmal ein paar Textstellen:

Kannst von Glück reden, dass meine Fäuste gerade abgeklemmt sind.
Find ich etwas unglücklich, weil sie das so anhört, als ob er gefesselt wäre (dabei sind ja nur die Nerven abgeklemmt).
Ich bin in den Slums unter der Stadt!
Die Erkenntnis kommt meines Erachtens zu früh, vorher hätte ich mir noch ein paar Details gewünscht, die ihn darauf schließen lassen: Penner vor dem Zukunfts-Äquivalent von brennenden Autoreifen oder Junkies neben dem Container, ne Nutte, ein Straßenköter, irgendwas. So brennt mir ein "SdT" in Neonlettern im Hinterkopf.
Beide saßen wir in einer Art Lokal.
Das "Beide" find ich hier unschön, weil das sich schon aus der Szene ergibt.
Wie bist'n überhaupt in diese Schei... ich mein, (...)
Scheiße fänd ich hier besser, warum sollte der sich fein ausdrücken wollen?
Es gab einen kurzen Kampf, dann setzten meine Erinnerungen aus.
Find ich holprig...
Die ganze Kannings-Passage danach riecht für mich auch nach "SdT". Klar hast du das in nem Dialog und klar hat sich das irgendwie ergeben, aber trotzdem merkt man, dass du dem Leser hier Informationen aufschwatzen willst. Das könntest du vielleicht noch besser verstecken.
Hier gäbe es außerdem eine grandiose Möglichkeit für einen Konflikt. Der Prot ist, so wie ich es verstanden habe, ein Chef aus den oberen Etagen. Der wird sich doch nicht einfach so mir nichts-dir nichts an das Slumleben gewöhnen, sondern erst noch zumindest ne kurze Zeit in seiner alten Schiene hängen bleiben, auch wenn er sein Gedächtnis teilweise verloren hat. z.B. kann ich mir nicht vorstellen, dass jemand, der 5-Sterne-Kost gewohnt ist, sich auf Anhieb mit gammligen Sandwiches anfreunden kann. Auch wenn er großen Hunger hat wird ihm trotzdem auffallen, dass das Zeug anders schmeckt als das, was er gewohnt ist. Snetcher wird wahrscheinlich einen üblen Eigengeruch haben, der Jemandem, der Business-Deodunst gewohnt ist, aufstoßen wird. Solche Details halt.

Dass du am Anfang der "Zwei Monate später"-Passage nochmal wiederholst, dass der Prot sich an Kannings rächen will, muss auch nicht unbedingt sein. Wenn's unbedingt sein muss würd ich das in ein, zwei Sätzen abhandeln, sonst ist das ein bisschen wie
"Ich will mich an Kannings rächen!"
"Was, du willst dich an Kannings rächen?"
"Ja, ich will mich an Kannings rächen!"
und der Leser nickt weg.

"Was hast'n du geglaubt, warum man dich damals hier abgeladen hat?"
(...) Darüber hatte ich noch nie nachgedacht.
Kauf ich ihm nicht ab! Wenn man 6 Monate in der Gosse rumhängt und vorher im Luxus geschwelgt hat macht man sich darüber wahrscheinlich schon Gedanken. Aber die Frage wird im weiteren auch nicht beantwortet. War vllt einfach "wie man dich..." gemeint?

Einweg-Laser
Wer baut denn sowas? :D

Danach sind mir keine Details mehr aufgefallen.
Aber im Großen und Ganzen:

Es fing ja grandios an mit dem aus dem Lungenflügel quellenden Zigarettenrauch. Nach den ersten anderthalb Seiten war ich noch guter Dinge, aber danach flaute es ab. Die Dialoge wurden etwas hölzern (z.B. der Übergang von dem (im Dialog getellten!) Beweisefälschen von Kannings zu "Und was machen Sie so, wenn ich fragen darf?"), die Bilder wichen Beschreibungen. ("Krankes Lachen", "finstere Seitenblicke", Nur noch wenige zwielichtige Gestalten waren unterwegs).

Dann zum Inhalt:
Zunächst mal bleibt mir zu unklar, warum der Prot so heiß darauf ist, sich ausgerechnet mit Schusswaffen an Kannnigs zu rächen. Er stellt das ja nicht irgendwie geschickt an, so dass er seinen alten Posten wiederbekommen könnte (z.B. indem er sich notfalls mit einem cleveren Gerät als Kannings ausgibt), sondern er will Kannings schlicht und einfach über den Haufen schießen. Den Konflikt zwischen Kannings und dem Prot musst du unbedingt noch in den Text packen, so wird zwar viel davon erzählt, dass es einen Konflikt gibt, der taucht aber "zum Anfassen" außer ganz kurz am Ende nirgendwo auf.

In Kannings Wohnung verstehe ich das Verhalten von Kannings nicht. Wenn mir ein Killer auf den Fersen wäre wäre das Allerletzte, was ich tun würde, mir an der Bar einen Drink zusammenzumixen. Er wird sich ja nicht einfach blind darauf verlassen, dass Snetcher ihn da rausschießt, wenn das so knapp ausgeht. Am Ende ist Kannings außerdem tot und kann nicht mehr zahlen, also warum schießt Snetcher noch? Wenn er so schnell nicht auf die Reihe gekriegt hat, dass sein Auftraggeber schon tot ist, ist zumindest seine Begründung am Ende, dass er im Erfolgsfalle Geld kassiert hätte, nicht ganz logisch.

Der Prot springt mir außerdem zu sehr zwischen verschiedenen Rollen hin und her. Erst ist er noch etwas entsetzt darüber, dass er zwei Menschen erschossen hat, ein paar Minuten später schießt er Kannings einfach ins Gesicht. Das fand ich persönlich zu "Actionfilmklischeehaft".

Am Ende hat mir gut gefallen, dass du den Kreis wieder geschlossen hast. Auch Snetchers "Freundesphilosophie" hat was, auch wenn man die noch besser verpacken könnte (Ich hatte im vorherigen Text nicht das Gefühl, dass die beiden Freunde sind - eher Geschäftspartner).

Noch eine Anmerkung zum Stil: Im ganzen Text wimmelt es nur so von Füllwörtern, teilweise erzählst du Sachen, die du später zeigst (z.B. erst "Er schien mit jemandem zu telefonieren", danach schreit er in sein Handy oder "I-ich(..)" und dann schreibst du noch, dass Kannings stottert).

Tja Hagen, du merkst schon, der Text hat mich leider nicht überzeugen können. Irgendwie fehlen ihm die Details, die die Charaktere richtig lebendig machen, und die innere Logik.

Ich würd sagen, da musst du noch mal ran! Denn die Anfangsszene ist wirklich toll, die solltest du nicht verschenken. Den Organhandel könntest du auch später wieder aufgreifen (Kannings verscherbelt Organe, was weiß ich). Also, ich bin gespannt! :)

Grüße!
Seaman

 

Tachi Tommy und Mister

Da habt ihr aber wieder schön zurück auf den Boden der Tatsachen geholt. Hatte mich hier mal wieder total von mir selbst blenden lassen :D


@Tommy

zu a)
Wenn du damit die erste Szene meinst, bin ich doch ein wenig enttäuscht. Mir gefiehl der Einstieg: Da liegt ein Typ unter dem Skalpell bei einer Lungenamputation und raucht erstmal eine. War die erste Szene die mir überhaupt zu der GEschichte eingefallen war, den Rest hab ich hintenrangeklebt.

zu b)
Voll erwischt. Stimmt, hab den Teil wirklich nur schnell runtergelallert, weil ich wieder zurück zu Snetcher wollte und er sich auch sonst ganz schön stark vom restlichen eher dialoglastigen Text unterschied. Gut, ich werd die Action wohl noch einwenig ausbauen :)

zu c)
Das sehe ich alles ein. Die Entwicklung des Proots muss da noch etwas vorangetrieben werden, so dass das Ende klarer daherkommt.
Die Zeilen stammen übrigens aus "Disarm" von den Smashing Pumpkins :) Dachte, das wäre genügend bekannt.

@Mister

Die ganze Kannings-Passage danach riecht für mich auch nach "SdT"
Euch kann man aber auch nischt vormachen ;) Haste völlig Recht. Hatte an der Stelle keine Lust mir da a) was kompliziertes und b) was langes auszudenken. Gut, ich glaub, ich lös das Problem über eine Zwischenszene direkt am Ort des GEschehens

Solche Details halt.
Sind gute Ideen bei. Denk ich drüber nach.

Kauf ich ihm nicht ab!
Das bezog sich auf den Ort, nicht auf den Grund. Er wurde dort abgeladen, weil der Ein/Ausgang dort ist!

Dann zum Inhalt:
Ich gebe zu, dass der Inhalt völlig banal ist: Ein Typ auf Rachekurs.

Noch eine Anmerkung zum Stil:
Oh man oh man... Stimmt

Tja Hagen, du merkst schon, der Text hat mich leider nicht überzeugen können. Irgendwie fehlen ihm die Details, die die Charaktere richtig lebendig machen, und die innere Logik.
Da konnte ich wohl keinen Blumentopf bei dir gewinnen, was?


Euch beiden sei gedankt. ICh werd den Text später sicher noch mal überarbeiten. Aber das scheint eine größere Arbeit zu werden, also wird's noch dauern :)


tschö
Hagen

 

Öh, jetzt wo ich die Kritiken meiner Vorgänger hier gelesen habe, fällt mir erst auf, was ich alles übersehen habe! ;)

Na, wiederholen brauch ich das nicht. Mir hat die Strory von der Stimmung her besser gefallen als "Savegames", obwohl ich die Pointe etwas lau fand. Die war dann doch zu nahe an "Jonny Mnemonic", das hättest Du wirklich irgendwie besser begründen müssen, warum der Typ jetzt nicht in sein altes Leben zurück kann oder will.

Die Weltbeschreibung hat mir gefallen, mir sind keine unplausiblen Technologien aufgefallen, zumindest nicht so was schlimmes, wie diese Replikatordinger in "Savegames" ;)

In Deiner Erzählweise fiel mir auf, dass Deine Protagonisten manchmal zu etwas abrupten Stimmungswechseln neigen, speziell, wenn der Kerl aus dem Container kriecht und dann Snetcher plötzlich "mutig" anschnauzt. Du rechtfertigst das zwar, aber das nehme ich Dir da nicht ab.

Verbesserungswürdig ist auch die schnelle Erholung nach der Lungen-OP. Ok, wir sind in der Zukunft, aber gleich am nächsten Tag? Ne Woche hätte es auch getan, oder?

Insgesamt habe ich die verlesene Zeit aber nicht bedauert. :thumbsup:

Hier noch eine kleine Liste:

und ich setz' dir dafür einen Identity4-Chip ein.
und die einen im Zweifelsfall nur in Schwierigkeiten brachten.
»Mister Wonderbuilt, hä!«,[Komma] spottete ich.
Snetcher hatte eigentlich eine andere Route für mich auserkoren
blieben mir jetzt noch drei Stockwerke, die mich von Kannings trennten.
Die ehemals edle Holzvertäfelung an der Wand war jetzt ein Fall für die Spanplattenindustrie. Und auch die zwei Wach-Gorilla konnte man ab sofort nur noch als Teewurstfüllung verwenden.
Applaus für diese Formulierung! :D Sehr schön.
Ich reagierte blitzschnell und schoss ihm ins Knie.
Hmm, ich dachte die Supersonics waren schon alle. Hat er noch einer Waffe?
»What's a boy supposed to do? The Killer in me, is the Killer in you...«,[Komma] summte er und schaute mich lächelnd an.

 
Zuletzt bearbeitet:

Danke Naut

Freut mich, dass ich deine Zeit nicht verschwendet habe :D. Ne im Ernst, deine Anmerkungen sind dankend aufgenommen worden. Wenn ich in nä Zeit diesen mehr als überarbeitungswürdigen Text überarbeite, dann werden sie berücksichtigt.

Schon deine Vorredner haben gewichtige Punkte in die Wagschale geworfen. Ich muss erst noch mal über alles resümieren und mich dann an eine grundlegende Umstrukturierung wagen :)

Aber vorher setze ich noch ein oder zwei andere kleinere Ideen um :)


Bis denn
Hagen


Nachtrag:
Johnny Mnemonic hab ich mir bsiher übrigens noch nicht angetan, daher kenn ich dessen Ende auch nicht. Mag aber gut sein. Wollte es diesmal recht unspektakulär haben. Einen in sich geschlossenen Kreislauf eben.

 

Hagen schrieb:
Freut mich, dass ich deine Zeit nicht verschwendet habe :D. Ne im Ernst, deine Anmerkungen sind dankend aufgenommen worden.
Ja, es ist ein Geben und Nehmen hier. *fingerzeig* :Pfeif:
Nachtrag:
Johnny Mnemonic hab ich mir bsiher übrigens noch nicht angetan, daher kenn ich dessen Ende auch nicht. Mag aber gut sein. Wollte es diesmal recht unspektakulär haben. Einen in sich geschlossenen Kreislauf eben.
Kann ich akzeptieren. Aber was anderes: So wie Du das schreibst, meinst Du wohl den Film. Guck den nicht! Der ist absolut unterirdisch! Ich meinte die Kurzgeschichte.

 

“Von irgendwoher erbrach eine Glühlampe ihr Licht “ - DAS ist wirklich Klasse!!!
(genaue Begruendung aber nur auf Anfrage - meine literaturtheoretischen Erguesse interessieren ja eh keinen... :Pfeif: )

Proxi

 

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