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Der Kinderschänder

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20.11.2001
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Der Kinderschänder

Lest bitte eine andere Geschichte, die hier ist zur Zeit nicht aktuell, steht nur aus Trotz noch da. Danke.


Am Morgen

›Heute gehe ich nach Hause‹, denkt Gernot, als er sich die Zähne putzt. ›Sie können mir keine Schuld nachweisen, denn ich habe niemals Kinder angefasst. Ich bin unschuldig wie ein Lama.‹
Er trocknet sein Gesicht ab, sieht sich im Spiegel in die Augen und sagt: »Du bist ein armes Schwein.« Und er weiß gar nicht, wie Recht er damit hat. Überhaupt weiß er Vieles nicht. Er weiß zum Beispiel nicht, warum und von wem er nach seiner Geburt zur Adoption freigegeben wurde. Er weiß auch nicht, dass es nicht der zerbrochene Teller war, weswegen ihn seine Adoptiveltern mit fünf ins Heim brachten, sondern die Tatsache, dass er kein niedliches kleines Baby mehr war, das man wie ein Ding behandeln konnte. Er denkt nur an die vielen Momente im Heim, wenn er zu Unrecht beschuldigt wurde und sich nicht gegen die Bestrafung wehren konnte. »Aber diesmal spielt Recht und Ordnung mit. Diesmal werde ich meine Unschuld beweisen können.«
Er zieht sein weißes Hemd an, die schwarze Hose, das tannengrüne Sakko. Bindet sich die dunkelrote Krawatte um. Nicht gerade schick, aber das hat ihm der Sozialarbeiter besorgt, denn Gernot hat niemanden, der sich um ihn kümmert. Sogar seine beiden Freunde, Hans und Werner, scheinen an seine Schuld zu glauben. Gernot hat ihnen Briefe geschrieben, aber sie wurden nicht beantwortet.
Während er darauf wartet, zur Verhandlung vorgeführt zu werden, räumt er seine Zelle auf, in der er die letzten fünf Monate allein verbracht hat. Allein mit sich und seinen Gedanken.
Oft hat ihn während dieser fünf Monate die Trauer darüber befallen, dass es niemanden gibt, der an ihn denkt. Jetzt überlegt er, wie er sich seinen Freunden gegenüber verhalten soll, wenn er rauskommt. Fragt sich, ob es denn wirklich Freunde sind, wenn sie einfach glauben, was man ihm vorwirft. ›Jetzt‹, denkt er, ›muss ich bald zu einer Entscheidung kommen. Schließlich gehe ich in wenigen Stunden nach Hause … Aber ich werde es ihnen ja doch nicht nachtragen. Für mich muss eine Freundschaft auch das aushalten. Ich kann doch nicht einfach meine Freunde wegschmeißen, weil mich irgendjemand mit einem Kinderschänder verwechselt. Wenn ich erst einmal freigesprochen bin, werden sie nicht mehr an mir zweifeln. Hätte ich bloß schon alles hinter mir…‹


Im Verhandlungssaal

»Angeklagter, Sie haben nun die letzte Gelegenheit ein Geständnis abzulegen, bevor wir mit der Beweisführung beginnen.«
»Herr Richter, Hohes Haus: Ich war es nicht.« Gernot schaut zu seinem Anwalt, aber der sitzt da und putzt sich die Fingernägel.
»Gut, Sie haben somit keinen Anspruch auf mildernde Umstände, dann bitte ich den Sachverständigen, Herrn Doktor Breitmüller, um seine Stellungnahme. Herr Doktor Breitmüller, darf ich bitten …«
Die Geschwornen nicken wissend und aller Zweifel beraubt, als die Befunde der genetischen Untersuchungen verlesen werden. Fallweise wandern ihre Blicke zum Angeklagten, um nach einem Wimpernzucken oder Grinsen wieder aufmerksam den Worten des Sachverständigen zu folgen. Gernot kann es gar nicht fassen. Er möchte bei jedem Satz lauthals widersprechen, aber er ist nicht am Wort. Der Anwalt betrachtet mit einem Zufriedenheit ausstrahlenden Gesichtsausdruck seine sauber geputzten Fingernägel.
›Das kann ja bitte nicht mit rechten Dingen zugehen. Ich habe niemals auch nur einem Kind etwas zuleide getan! Man kann mir doch nicht schon wieder etwas anhängen, was ich gar nicht gewesen bin! Irgendwann muss das doch ein Ende haben! Ich hab die Kinder nicht auf dem Gewissen, verdammt nochmal!‹
Der Sachverständige beendet seinen Vortrag, der Richter bedankt sich, tauscht ein freundliches Kopfnicken mit dem Anwalt aus und wendet sich an Gernot:
»Was sagen Sie zu diesen Beweisen, Angeklagter?«
»Ich kann dazu nichts sagen, außer, dass ich es nicht war. Ich weiß nicht, wie es sein kann, dass hier eine genetische Übereinstimmung vorliegt, jedenfalls war ich es nicht.«
»Ha! Eine Übereinstimmung! Siebzehn Kinder und siebzehn Mal war es Ihr Sperma! Was wollen Sie da noch leugnen?«
»Ich weiß davon nichts.«
»Nehmen Sie Drogen?«
»Nein, Hohes Gericht, richtige Drogen nicht, nur ab und zu einen Joint.«
»Also doch Drogen. Kann es nicht sein, dass Sie im Drogenrausch manchmal Dinge tun, von denen Sie anschließend nichts mehr wissen?«
»Ich denke, Sie wissen, dass man auf Haschisch keine solchen Aussetzer hat.«
»Es geht hier nicht um mein Wissen, Angeklagter. Es geht um die Kinder, die Sie laut Anklageschrift auf dem Gewissen haben. Ob im Rausch oder nicht im Rausch: Das Gutachten beweist, dass Sie die Kinder vergewaltigt und damit umgebracht haben! Und wenn es nicht im Rausch war, ist es noch viel schlimmer, dann haben Sie es nämlich bewusst getan!«
»Nein!«, schreit Gernot den Richter an.
»Wollen Sie den Rest der Verhandlung in Ihrer Zelle verbringen?«

Gernot sitzt wie versteinert da, links und rechts stützt er sich mit den Händen auf der Holzbank ab. Sein Hemd ist nassgeschwitzt, ihm wird kalt. Er spürt, wie der Schweiß in kleinen Bächen von seinen Achselhöhlen hinabrinnt. Mit dem Ärmel des Sakkos trocknet er zwischendurch seine Stirn. ›Was kann ich bloß tun, um meine Unschuld zu beweisen? Wie sollen diese Geschwornen die Wahrheit finden, wenn sie an dieses Gutachten glauben? Warum weiß mein Anwalt nicht, wie er mir helfen kann, außer mit dem Rat, ein Geständnis abzulegen, damit man mir mildernde Umstände gibt? Glaubt mir am Ende nicht einmal mein Verteidiger? Liegt es daran, dass er nur ein Pflichtverteidiger ist, weil ich mir keinen anderen leisten kann? Hätte ich fünf- oder zehntausend Euro, dann sähe die Sache wahrscheinlich jetzt anders aus. Aber man kann mich doch nicht einfach für nichts die restlichen Jahre meines Lebens ins Gefängnis stecken!‹ Gernot konzentriert sich darauf, seine Gesichtsmuskeln zu kontrollieren, um nicht auf der Stelle loszuheulen. Er fühlt sich wie ein kleines Kind: Den Großen ausgeliefert, die mit ihm alles machen können, wonach ihnen der Sinn steht.

Vom Staatsanwalt werden Fotos herumgereicht, von brutalst zugerichteten Kinderleichen. Gernot ist der letzte in der Reihe, der sie sieht. Während die Geschwornen die Bilder anschauen, werfen sie ihm verächtliche Blicke zu. Keine Frage, sie halten ihn alle für schuldig. Als er selbst die Fotos betrachtet, wird ihm schlecht. ›Nein, das kann doch gar nicht wahr sein, für sowas will man mich verantwortlich machen?!‹ Er sieht Kinder mit aufgerissenen Genitalien; Kinder, deren Haut nur mehr blau-violett ist; Kinder, die niemals wieder lachen werden. Jetzt, als er diese Bilder sieht und sich das unendliche Leid vorstellt, das die Kinder ertragen mussten, kann er sich nicht mehr zurückhalten: Sein Gesicht gleicht einem Vulkanausbruch, verzerrt sich, wird rot, und aus den Augen pulsiert Salzlava.
Der Richter beobachtet ihn und fragt: »Welche Erinnerungen werden in Ihnen wach, die sie zu solchen Gefühlsausbrüchen treiben, Angeklagter?«
»Erinnerungen?! Diese Bilder haben mit meinen Erinnerungen nichts gemeinsam, tut mir Leid, aber Sie sollten Ihre Zeit darauf verwenden, den Mann zu suchen, der diese Kinder so zugerichtet hat. Dieses Schwein läuft nämlich noch immer frei da draußen herum!«
»Muss ich Sie wirklich aus dem Gerichtssaal verweisen?«

Der Staatsanwalt vernimmt den ersten Zeugen, einen Lehrer, der gesehen haben will, wie Gernot mit einem der misshandelten Kinder gesprochen hat, bevor es verschwunden ist und erst viel später halb verwest gefunden wurde. Der Lehrer sieht Gernot ins Gesicht und sagt: »Ja, das ist der Mann. Ich erkenne ihn eindeutig. Er stand vor der Schule, sprach mit dem siebenjährigen Oliver und dann gingen beide gemeinsam weg.«
Auch zwei Freunde von Opfern bestätigen, Gernot gesehen zu haben. Danach verzichtet der Staatsanwalt auf weitere Verhöre.
Gernot bricht innerlich noch mehr zusammen. ›Was kann ich bloß tun, um hier wieder herauszukommen? Ich war mir doch so sicher, dass ich heute heimgehen werde, weil sie mir nichts beweisen könnten. Warum ist jetzt plötzlich alles anders? Warum passiert das mir? Muss ich wirklich an mir zweifeln? Hab ich am Ende wirklich solche dunklen Momente … nein, das kann einfach nicht sein. Wo ist dieses Arschloch, das die Kleinen so misshandelt hat? Hab ich heute Morgen gedacht, es sei alles wie im Heim? Pah! Damals ging es um Tage des Eingesperrtseins, das war zu schlucken, auch wenn man nicht wirklich schuld war. Aber hier wird über lebenslange Haft verhandelt, für etwas, woran ich unschuldig bin. Es kann doch nicht mein Schicksal sein, immer für andere zu büßen?‹

Der Staatsanwalt meint sarkastisch: »Ein bisserl vorsichtiger hätten´S schon sein können und sich einsamere Platzerln aussuchen. Die Zeugenliste ist ja unheimlich lang, und ohne diese Zeugen hätte man Sie wohl auch nicht so schnell ausfindig machen können. Es ist grad so, als wollten Sie eine möglichst dicke Spur legen, damit wir sie leicht finden können. Dürfen´S beim nächsten Mal halt nicht mehr so öffentlich auftreten, gell. Aber dazu wird es jetzt ohnehin nicht mehr kommen, denn Sie sehen in Ihrem Leben sicher kein einziges Kind mehr.«

»Das Gericht zieht sich zur Beratung zurück.«


Verurteilt

Zurück in der Zelle zieht sich Gernot aus. Kurz vor der Urteilsverkündung hat er aus Angst in die Hose gemacht, und das Hemd ist zum Auswringen nass. Er wäscht sich beim Waschbecken und zieht frische Sachen an. Hose und Unterhose schmeißt er in den Müll. Es stinkt in der ganzen Zelle.
Gernot ist nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. In seinem Kopf pfeift es, alles dreht sich im Kreis, die Umgebung scheint unwirklich und weit weg. Als hätte er einen Senderausfall, fühlt er sich, und leer. Einer ausgelaufenen Batterie gleich. Wie ferngesteuert packt er seine Sachen zusammen, putzt die Zelle. Legt sich anschließend aufs Bett und starrt die nikotinvergilbte Decke an. Stundenlang liegt er so, denkt nichts, bewegt sich nicht, reagiert auch nicht, als Essen in die Zelle gebracht und wieder abgeholt wird. Nur manchmal verirren sich einzelne Bilder in sein Bewusstsein, um sogleich wieder in unbewusste Regionen verdrängt zu werden. Irgenwann fällt er in einen traumlosen Schlaf.


Unterdessen

Im Strafgefängnis Stein verbreitet sich die Meldung wie ein Lauffeuer: Der Kinderschänder, den halb Mitteleuropa am liebsten geköpft sehen würde, wird morgen hierher verlegt.
»Schau«, beginnt Josi seinem unerfahrenen Zellenkollegen Ibrahim zu erklären, »wer sowas tut, ist kein Mensch. Das ist wirklich ein schweres Verbrechen, da sind wir alle Engerl dagegen. Deshalb kommen die nicht ins Gefängnis, sondern in die Hölle. Egal, wann du liest, dass so ein Schwein verurteilt wird, kannst du sicher sein, dass der seine Strafe bekommt… Dadurch verkürzt sich die Haft manchmal auf ein Minimum… Sich an so einem abzureagieren ist ein sozialer Akt.« Dann lacht er laut auf. »Und wer den größten Schwanz hat, darf als erster mit ihm duschen gehen…«

Die Stimmung im ganzen Gefängnis erinnert an Weihnachten, als alle noch kleine Kinder waren und an das Christkind glaubten. Alles ist friedlich, die Häftlinge verstehen sich prächtig, auch mit den Wärtern, die sind zahm. Es macht ihnen Spaß, die Zellenbelegung neu einzuteilen, damit der Neue die richtigen Kollegen bekommt… Die einzige Spannung, die in der Luft liegt, ist die Vorfreude auf den nächsten Tag, auf die Ankunft von Gernot. Er ist für sie ein Geschenk, einer, an dem man alle Aggressionen auslassen darf und dabei sicher sein kann, dass zufällig gerade niemand herschaut. Eine alte, traditionelle Gefängnisspielregel.


Überstellung

Die Zellentüren sind offen. Das Empfangskomitee formiert sich. Die Gefangenen, die nicht in einem der Gefängnisbetriebe arbeiten, verteilen sich so, dass bei jeder Zellentüre mindestens einer steht. Gernot kommt durch eine Gittertür am Ende des langen Ganges, da beginnen sie im Takt zu klatschen. Insgesamt ist es unheimlich laut und Gernot weiß nicht, was es zu bedeuten hat. ›Wird hier jeder so begrüßt?‹ Er versucht, beim Vorbeigehen in den Gesichtern einiger Häftlinge zu lesen, aber er kann mit ihren Blicken nichts anfangen, findet keine Erklärung für diesen seltsamen Empfang. Dann weist ihn der Wärter in eine Vier-Mann-Zelle.
Drei bullige Typen, jeder mindestens einen Kopf größer und doppelt so viel an Masse wie Gernot, warten in der Zelle auf ihn. Sie nicken ihm im Chor mit vorgeschobenen Unterkiefern zu, Hassan sagt ein langgezogenes »Hiii«. Gernot ist sich nicht sicher, ob das freundlich gemeint ist, aber er sagt ein nettes »Hallo«.
Daraufhin springt Horst vom Stockbett, stellt sich neben Gernot, legt einen Arm um seine Schulter und spricht mit gekünstelt hoher Stimme: »Ja hallo, wen haben wir denn da? Ist das unser kleiner Kinderficker?« Dabei nimmt er den Arm wieder von Gernots Schulter und greift ihm von hinten zwischen die Beine.
»Nein«, erwidert Gernot, »ich hab das nicht gemacht. Das müsst ihr mir glauben.« Er bekommt eine üble Vorahnung, mit Angst vermischt, wird kreidebleich.
Horst drückt ihm seine Fingerspitzen in die Hoden. Gernot will einen Schritt zur Seite gehen, der Hand ausweichen, doch Horst drückt nur noch fester zu und hält ihn mit der anderen Hand fest. »Spiel hier nicht den Märchenonkel, du bist eindeutig überführt. Und heute Nacht gehörst du mir. Damit du weißt, was du den Kindern angetan hast, du Schwein… Strafe muss sein, das weißt du doch wenigstens, nicht?«


Abends

»Nein!«, schreit Gernot. »Tu mir das nicht an!« Dann beginnt er wieder zu heulen; erst aus Angst, dann vor lauter Schmerzen.
Die Fenster zum Gefängnishof sind im ganzen Gebäude offen, hinter jedem Fenster sitzen Männer, die mit Besteck oder Blechtellern gegen die Gitter schlagen. Sie machen Lärm, der nur in ganz seltenen, kurzen Momenten, nur, wenn es sich zufällig ergibt, daß eine Zehntelsekunde lang niemand gegen ein Gitter schlägt, die Schreie von Gernot durchlässt.
Der Wärter geht durch den Gang, schaut durch die Guckfenster der Zellentüren, und vermerkt in seinen Bericht: »21 Uhr: Keine besonderen Vorkommnisse, alles ruhig.« Zu seinem Kollegen sagt er: »Was ist, spielen wir eine Runde?«, und deutet auf den Computer.
»Ja, ist okay. Sonst haben wir ja eh nichts zu tun…« Der Kollege steckt die Joysticks an, fährt den PC hoch. Der andere schließt die Tür – nur, damit niemand sieht, dass hier gespielt wird.
Irgendwann nach zweiundzwanzig Uhr drückt einer der beiden den Lichtschalter; in den Zellen wird es finster. Der Lärm verstummt. Gernot wimmert nur mehr leise vor sich hin, wie ein Säugling, der sich die Stimme bereits erfolglos aus dem Leib geschrieen hat. Hilflos, verlassen.
»Und morgen Früh wird geduscht, kleines Arschloch«, flüstert ihm Hassan zu. Die drei Männer lachen laut auf, dann ist Stille.


Morgen

Thomas steht extra früh auf, um möglichst schnell die Zeitung holen zu können. Zutiefst befriedigt liest er die Schlagzeile: »Lebenslang für Kinderschänder« Sein Herz hüpft vor Freude. Sofort schaut er in den Innenteil, erblickt ein Foto, das ihm alles bestätigt. Es könnte ein Foto von ihm selbst sein. Endlich hat er seinen heimlichen Rivalen ausgeschaltet. Endlich hat seine Mutter keinen Grund mehr, ihn unter Druck zu setzen.
Beim Frühstück sagt sie zu ihm, nichts ahnend: »Thomas, du musst mir das Balkongeländer diese Woche neu streichen.«
»Mama, ich muss jetzt erst einmal gar nichts. Ich fahre anschließend zum Flughafen und kaufe mir ein Ticket nach Thailand.«
»Bist du verrückt? Du kannst mich doch nicht einfach alleine lassen! Wie kommst du auf solche Gedanken?!«
»Ich will nicht mehr, Mama. Tag für Tag bin ich dein Dienstbote, dein Sklave, werde herumkommandiert. Jetzt will ich endlich mal raus hier.«
»Du hast mir verdammt nochmal dankbar zu sein, dafür, dass ich dich behalten hab und nicht deinen Zwillingsbruder!« Darauf hat Thomas nur gewartet. Der Satz, den er hört, seit er denken kann. Aber heute fühlt er sich nicht mehr von ihm erschlagen. Heute muss er nicht mehr seine Dankbarkeit beweisen. Darauf hat er lange genug hingearbeitet. Er nimmt die Zeitung zur Hand und hält sie der Mutter vor die Augen. »Da, schau: Dein Sohn, mit dem du mich seit Jahren unter Druck setzt!« Sie nimmt die Zeitung, betrachtet das Foto, sieht Thomas, schüttelt ungläubig den Kopf, liest den Text, und starrt Thomas fassungslos an. Sagt nichts, lässt ihn gehen.

»Thailand waits for me, for me, for me, only for me«, singt er vor sich hin, während er seine Koffer packt. Thomas ist schon so geil, dass ein Gedanke an ein Kind reicht, und das Blut schießt ihm in den Schwanz.


Zwei Tage später

Das Seil über Gernots Kopf wird abgeschnitten. Häftlinge tragen ihn in einem Blechsarg aus dem Gefängnis in den Leichenwagen.
Nach dem Eintrag »Selbstmord durch Erhängen, keine Spuren von Gewaltanwendung« wird der Gerichtsakt, auf dem Gernots Name prangt, geschlossen.

 

Grüß Dich Häferl!

Wollt ja noch einen ausführlicheren Kommentar schreiben, nachdem aber jetzt mMn schon das wichtigste gesagt ist, werde ich damit mal bis nach der Überarbeitung warten, wenn das für Dich okay ist.

Schöne Grüße,
Charousek

 

Ach Mensch Häferl, was machst du denn für Sachen?

Bis zur Hälfte fand ich deine Geschichte schlichtweg genial (mal abgesehen von dem zu klischeehaften Richter).
Aber dann: Althergebrachte Dinge von den durchschnittlichen Gefangenen, und "rechtschaffenden" Wärtern. Ich glaube schon, dass besonders Kinderschänder im Gefängnis die Hölle erleben, aber so wie du es beschreibst, findet es auch in jedem Hollywood Knastfilm statt. Insassen, die gegen die Gitter schlagen, etc. So sehr die Wärter vielleicht auch weggucken mögen, ein solcher Aufstand geht mit Sicherheit in keinem deutschen Gefängnis durch.
Leider habe ich die Geschichte auf der Arbeit gelesen, weshalb mein Kommentar nun ein wenig ungeordnet ist, und ich dir leider auch keine Zitate anbieten kann.
Das die Story in Bayern spielt passt allerdings bestens :D
Den hervorgeschobenen Unterkiefer und das "Hiiiii" fand ich auch toll.
Die Beschreibung des Prots ist dir hervorragend gelungen. Eine arme Wurst, nicht besonders intelligent, ein bisschen selbst auf dem Niveau eines kleinen Kindes zurückgeblieben. Seine Gedanken und das, was er sagt, das wirkt alles sehr authentisch auf mich.
Auch die Gerichtsverhandlung hast du (bis eben auf den übertriebenen Richter - bei einer Verhandlung solchen Ausmaßes ist sicher auch die Presse dabei) grandios in Szene gesetzt.

Aber dann die Sache mit dem "Morgen beim Duschen gehörst du mir". Neee, das gefällt mir nicht.

Und zu allem Überfluss dieses hoffnungslos konstruierte Ende.
Die Mutter macht natürlich auch noch darauf aufmerksam, dass sie ja damals den Zwillingsbruder weggegeben hat, damit der Leser auch ja nichts verpasst. Und dann kauft der Bruder auch noch ein Ticket nach Thailand, damit auch der Letzte versteht, was Sache ist.
Die Erklärung, wie ihm das Blut in den Schwanz schießt hättest du dir dann gänzlich sparen können.
Hier schlägst du gewaltig mit dem Holzhammer zu. Der gesamte letzte Absatz ist bloß noch eine reine Erklärung, von vorne bis hinten zusammengewerkelt.
Das hat diese Geschichte absolut nicht verdient.

Viel besser hätte ich es gefunden, wenn es völlig unklar bleibt, ob der Prot. die Kindesmisshandlungen tatsächlich begangen hat oder nicht. Gerade in diesem Fall könntest du den Leser hiermit in eine äußerst interessante Zwickmühle bringen, denn dann weiß er nicht, ob er mit ihm symphatisieren soll, oder nicht.

Zudem:

Ich denke, auch bei einiigen Zwillingen lässt sich die Genetik unterscheiden, was das Sperma angeht (vermutlich ein Seitenhieb deinerseits auf die "Unfehlbarkeit" von DNA Beweismitteln).
Der Bruder hat keinen trifftigen Grund, all die Kinder zu töten, nur um seinem unbekannten Bruder etwas heimzuzahlen.
Die Polizei in Bayern mag voreingenommen sein, trotzdem hätte man im Zuge der Ermittlungen die Mutter, und somit auch den Zwilling ausfindig gemacht.

Viele Logikbrüche, die dem Text gar nicht gut tun, und dabei könnte er meiner Meinung nach zu den ganz großen auf dieser Seite zählen, wenn du die zweite Hälfte rausschmeißt und neu schreibst.

Noch etwas: Das mit dem "Da könnte auch sein Bild in der Zeitung sein" passt nicht ganz, da beide ja sowieso gleich aussehen.

Viele Grüße

Cerberus

 

Zitat von Dante:

Wer steht bitte schon vorm Spiegel und sagt: "Sie können mir doch nichts nachweisen. Ich bin doch unschuldig. Genau!"

In so einer Situation sagt man: "Was für ne verfluchte Kacke!"


Gerade solche Szenen haben mir sehr gut gefallen.
Der Prot. ist geistig in vielerlei Hinsicht zurückgeblieben, daher führt er diesen Monolog.
Finde ich nicht unglaubwürdig.

 

Hallo Charousek und Cerberus!

Charousek schrieb:
werde ich damit mal bis nach der Überarbeitung warten, wenn das für Dich okay ist.
Freu mich schon darauf. :) Allerdings wirds ein bisserl dauern – so schnell wie da im Horrorforum manche sind, bin ich nicht…;)

Cerberus, freut mich sehr, daß auch Du zu meiner Geschichte gefunden und sie kommentiert hast, noch dazu so ausführlich – danke! :)
Dein Lob wird mir beim Überarbeiten eine Energietankstelle sein. Nachdem ich das jetzt gelesen hab, würd ich ja eigentlich am liebsten gleich damit beginnen, aber ich muß erst die Ruhe und die Tiefe wiederfinden, sonst wird das nix, und ich will mir da wirklich Zeit nehmen.

Daß die Polizei den Zwilling ausfindig machen würde, bezweifle ich nach wie vor, aber ich werd dem noch genauer nachgehen. Meiner Meinung nach schreiben sie in den Akt, wer die Eltern sind, und die Sache hat sich. Aber ich frag da einen Richter, ob sie da irgendwie den Stammbaum verfolgen, um Fehlurteile durch eventuelle genetische Übereinstimmung mit dem Zwillingsbruder zu vermeiden. Der wird mich dann vermutlich so ansehen: :susp: – Aber ich tu´s trotzdem (oder gerade deswegen…). :D

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Zum Thema Zwillinge und DNA - Man kann durchaus das Sperma von Zwillingen unterscheiden, wenn es zweieiige sind, da sie nur 50% des gleichen Erbguts besitzen. Eineiige haben dagegen 100%.
Abgesehen davon ist es auch bei eineiigen nicht immer gesagt, dass sie sich total ähnlich sehen.

Lehrer, der gesehen haben will, wie Gernot mit einem der misshandelten Kinder gesprochen hat, bevor es verschwunden ist und erst viel später halb verwest gefunden wurde. Der Lehrer sieht Gernot ins Gesicht und sagt: »Ja, das ist der Mann. Ich erkenne ihn eindeutig.
In kenne eineiige Drillinge, die sich in ein paar Punkten überhaupt nicht ähnlich sehen. Kurzsichtigkeit, Größe, Statur...etc...

Liebe Grüße
ante portas

 

Hallo ante portas!

Danke Dir fürs Lesen und Deine Auskunft!

Hm, da Du zur Geschichte selbst schweigst, nehm ich mal an, daß sie Dir nicht gefallen hat und Du mir das nicht sagen wolltest?

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Eigentlich hat sie mir durchaus gefallen und wenn es nicht so wäre, würde ich das auch zugeben, schließlich nimmt in diesem Forum ja niemand ein Blatt vor den Mund, wenn es um so was geht ;-) ! Für mich zwar "realer" Horror ohne Übernatürliches oder neuartige Krankheiten, Stoffe...etc. , sondern durchaus mögliche Realität aber "Horror/Grusel" passt trotzdem nicht. Die Idee selbst finde ich zwar schon etwas ausgelutscht (böser Zwilling - guter Zwilling kombiniert mit der "Unschuldiger leidet"-Theorie - ein bisschen wie "Der Mann mit der eisernen Maske") aber die Umsetzung in der Gegenwart ist gut gelungen. Passt wunderbar zur derzeitigen Debatte über den genetischen Fingerabdruck.
Lg
ante portas

 

Danke, ante portas! :) Wie schon oben gesagt, werd ich die Geschichte ja überarbeiten, und ich hoffe, daß sie sich dann horrormäßiger liest. Aber bevor ich das mache, muß ich eine andere Geschichte schreiben, damit ich für diese wieder Ruhe hab. ;)

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo Häferl!

Ich möchte gern diese Kritik verbinden mit einem nachträglichen Geburtstagsglückwunsch an dich! Habs verschusselt, tut mir Leid.

Ist ja wohl die einzige Story von dir, die im Horrorforum zu finden ist, ich bin mir nicht unbedingt sicher, dass sie hier her gehört. Ich denke, das haben andere schon gesagt.

Hat sie mir gefallen? Natürlich nicht ausschließlich. Ich bewundere deinen Mut, das Thema anzupacken und dann auch noch einen vermeintlichen Kinderschänder unschuldig sein zu lassen. Die Art und Weise, wie mit ihm umgegangen wird, die Unausweichlichkeit seiner Lage, dieses hilflose Gefühl, das einen selbst überkommt rechtfertigen sicher schon die Stellung dieser Geschichte in diesem Forum.

Was hat mir nicht gefallen? Was willst du ausdrücken mit dem Plot. Es ist doch schon recht ungewöhnlich, dass Zwillinge getrennt werden, doch diese Handlungsführung ist natürlich...haarsträubend. Ich weiß nicht, das Ende hat mir entäuscht, es war vorherzusehen, ich hatte gehofft, dass es nicht so kommen würde. Was mir Sorgen macht ist auch dieses Schattenspiel, einer gut, unschuldig und der Andere böse und schuldig.
Vielleicht hast du die ganze Sache ja auch metaphorisch gemeint, dass zwei Seiten eine Person ausmachen, ach ich weiß nicht. In jedem Fall werde ich noch eine Weile denken daran.

Was hab ich noch?

Ich bin unschuldig wie ein Lama.‹

:dozey:
Wurde das schon angesprochen? Ich würde für Lamm plädieren, auch wenn wir damit nahe an ein Klischee heranrücken. Aber Lama möchte so gut wie gar nicht zur Unschuld passen.

denn Gernot hat niemanden, der sich um ihn kümmert.

Stimmt ja nicht, denn im Teilsatz vorher sprichst du ja den Sozialarbeiter an. Beißt sich irgendwie.

Geschworne

Ich gehe davon aus, dass es das bei euch gibt, ich kenne sie nur als Geschworene.


tauscht ein freundliches Kopfnicken mit dem Anwalt aus

Das "aus" würde ich weglassen, es wirkt auch so.

Liegt es daran, dass er nur ein Pflichtverteidiger ist, weil ich mir keinen anderen leisten kann?

Auch hier würde ich den Nachsatz weglassen, weil er überflüssig ist.

Gernot bricht innerlich noch mehr zusammen

Kann man zusammenbrechen noch steigern?!


Abends

Morgen


In den Überschriften sprichst du einmal von abends und beim nächsten Mal vom Morgen. Würde ich vielleicht vereinheitlichen.

Sie machen Lärm, der nur in ganz seltenen, kurzen Momenten, nur, wenn es sich zufällig ergibt, daß eine Zehntelsekunde lang niemand gegen ein Gitter schlägt, die Schreie von Gernot durchlässt.

Ich habe meine Weglassphase, aber ich denke, das kommt auch ohne diesen Teilsatz aus.

Fein, wie gesagt, die "Pointe" wirkt nicht, der Plot im Allgemeinen.
Was mir aber haften bleiben wird, ist die Form, in die du das Ganze gebracht hast.


Bis dahin und
Viele Grüße von hier!

 

Hallo Hanniball!

Danke für Deine Geburtstagswünsche und das Geschenk in Form einer Kritik! :)

Ist ja wohl die einzige Story von dir, die im Horrorforum zu finden ist,
Ja, Horror zu schreiben liegt mir nicht so ganz. Obwohl ich ja manche Autoren hier ganz gerne lese, aber das liegt dann mehr an den Autoren als am Genre.


Nun ja, die Geschichte steht schon länger zum Überarbeiten an, und eigentlich hab ich schon chazar vor einiger Zeit versprochen, sie mir als nächste meiner Geschichten vorzunehmen, aber irgendwie geht das noch nicht so recht. Ich warte noch auf die Eingebung von oben. :D Im Ernst: Ich habe mir natürlich schon Gedanken gemacht, und ich weiß auch schon ungefähr, was ich mit der Geschichte mache, aber es zündet noch nicht so richtig, daß ich sagen könnte »Ja, das ist es!«. Sie braucht noch ein bisschen Reifezeit, damit sie gut wird. Irgendwann ist es soweit, und ich hoffe auch, daß das bald ist, aber es wird wohl bis dahin doch noch ein bisschen Wasser die Donau herunterrinnen. Aber die Kritiken gehen ja nicht verloren, und wenn es dann soweit ist, les ich sie sicher alle noch einmal durch. :)

Daß Zwillinge getrennt werden, das kommt schon manchmal vor. Ich hab jedenfalls einmal einen Bericht über die charakterliche Ähnlichkeit von direkt nach der Geburt getrennten Zwillingen gelesen – dafür müssen die die getrennten Zwillinge ja irgendwo her gehabt haben, es muß sie also geben. ;)
Metaphorisch hab ich da nichts gemeint. In der neuen Version werde ich auf jeden Fall auch über den Bruder mehr schreiben, damit das Schwarz-Weiß nicht so scharfe Konturen hat.

Ich würde für Lamm plädieren, auch wenn wir damit nahe an ein Klischee heranrücken. Aber Lama möchte so gut wie gar nicht zur Unschuld passen.
Oh, sind Lamas schuldige Tiere? Das wußte ich nicht. Böse Lamas. :( Ich werde wohl ein »frisch geschlüpftes Küken« draus machen, das ist bestimmt unschuldig. :D

Stimmt ja nicht, denn im Teilsatz vorher sprichst du ja den Sozialarbeiter an. Beißt sich irgendwie.
Ähm, was der Sozialarbeiter macht, ist nicht wirklich ein Kümmern in dem Sinn, wie es gemeint ist. Ich werde versuchen, das in der neuen Version deutlicher zu machen.

Ich gehe davon aus, dass es das bei euch gibt, ich kenne sie nur als Geschworene.
Ja, bei uns geht beides »Geschorne« und »Geschworene«. Ich finde »Geschworne« viel passender, weil es so geschwollen klingt. Wenn sich eines Tages Richter und Staatsanwälte nicht mehr verkleiden, als lebten wir noch in der Monarchie, dann schreib ich ein modernes »Geschworene«. :D

Was ich von Deinen Kürzungsvorschlägen annehme, überlege ich mir, wenn ich die Geschichte umschreibe – wahrscheinlich wird dann der eine ode andere Satz ohnehin ganz anders oder sogar wegfallen.

Kann man zusammenbrechen noch steigern?!
Das kann man, ja, das weiß ich aus eigener Erfahrung. Zwar in einem anderen Zusammenhang, aber es geht, daß man glaubt, es kann gar nicht mehr schlimmer kommen, weil man eh schon am Ende ist, und dann geht es plötzlich noch drei Stufen tiefer …

Die Überschriften kommen weg.

Was mir aber haften bleiben wird, ist die Form, in die du das Ganze gebracht hast.
Die wird ganz anders, soviel weiß ich schon. ;-)

Danke nochmal,
liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo Susi,

also von der Idee her fand ich die Kurzgeschichte gut, wenn gleich die es nicht schlecht wäre, ein paar mehr Informationen zu Gernot zu bekommen, zu dessen Lebenssituation, dessen Vergangenheit usw usw.

Was mir aufgefallen ist, dass deine Gerichtsverhandlung ziemlich unrealistisch wirkt. Sicher laufen solche Prozesse nicht immer sonderlich fair ab, aber was in deiner Geschichte der Richter spricht, ist normalerweise Aufgabe eines Staatsanwaltes. (oder täusche ich mich da?)

Interessant wäre auch zu erfahren, welche Gefühle G. in der Verhandlung durchleidet. Ich weiß nicht, ob dein Gericht in Deutschland spielen soll. Dann wäre es mir jedenfalls neu, dass es Geschworene gibt, die über schuldig und nicht schuldig entscheiden. (oh, das Thema wurde schon angeschnitten, sorry, habe nicht alle vorhergehenden Kommentare gelesen)

Überhaupt hast du keinen Schuldspruch erwähnt (vielleicht war es auch Absicht, aber ich habe es schon ein wenig vermisst).
Der schöne, aus Barbara Salesch und Co altbekannte Spruch "Im Namen des Volkes ergeht folgendes Urteil. Der Angeklagte ist schuldig und wird zu lebenslänglicher Freiheitsstrafe verurteilt. Er trägt all seine nötigen Auslagen und die Kosten des Verfahrens!" wäre hier angebracht gewesen, da man sonst ja gar nicht weiß, ob und wie genau er verurteilt wurde.

Allgemein finde ich, dass du deine Geschichte ein wenig ausschmücken könntest, sie wirkt ein bißchen auf die Schnelle geschrieben. (kenne ich von meinen eigenen Geschichten auch manchmal) Die Grundidee dagegen finde ich sehr gut, wenn die Kategorie Horror/Grusel wirklich nicht so ganz passt.

Liebe Grüße,

Sebastian

 

Nein, der Titel erscheint mir immernoch zu simpel. Wie wäre es mit einem Wortspiel:
Schande den Kindern
Schande der Kinder.
Pädophilia
(keine Ahnung )
Der Titel gefällt mir zwar auch nicht so Recht, das wollte ich auch noch anmerken, aber solch ein Wortspiel ist schlicht geschmacklos und wenig origniell. Vielleicht solltest du es einfach "Die Verurteilung" oder "Adoptiert" oder "Das Verbrechen" nennen.

 

Häferl schrieb:
Sie haben somit keinen Anspruch auf mildernde Umstände
Mildernde Umstände werden am Ende eines Prozesses berücksichtigt, der Richter kann das zu diesem Zeitpunkt nicht wissen und kann es daher noch weniger sagen.

Häferl schrieb:
»Nein!«, schreit Gernot den Richter an.
»Wollen Sie den Rest der Verhandlung in Ihrer Zelle verbringen?«
Es ist das erste Mal, daß Gernot den Richter anschreit – und der soll gleich diese Drohung aussprechen? Lächerlich.

Häferl schrieb:
»Ha! Eine Übereinstimmung! Siebzehn Kinder und siebzehn Mal war es Ihr Sperma! Was wollen Sie da noch leugnen?«
Siebzehn Kinder? Eine Nummer kleiner geht es wohl nicht? Ah, wir sind in Horror? Ja dann … dann ist wohl alles erlaubt, dann kann auch der Richter die Rolle des Staatsanwalts spielen, nicht?

Häferl schrieb:
Dann weist ihn der Wärter in eine Vier-Mann-Zelle.
Unglaubwürdig. Die Justizbehörden wissen um die Gefahr, die Kinderschändern in Gefängnis droht, deswegen bekommen sie Einzelzellen – sonst würden sie sich mitschuldig machen, an dem, was natürlich trotzdem geschieht.

Häferl schrieb:
Endlich hat er seinen heimlichen Rivalen ausgeschaltet.
So? Wo sind die Motive? Wieso ist sein Bruder ein Rivale?

Ich kann nicht mehr und es wurde schon gesagt: Die Handlung ist haarsträubend konstruiert. So viele gravierende Fehler auf einmal habe ich selten gesehen - diese Geschichte ist nichts als ein Machwerk, mit heißer Nadel gestrickt, ich wundere mich, daß arrivierte Kritiker wie sim und Coleration das nicht erkannt haben.

Dion

PS: Häferl, die Geschichte ist nicht zu retten, ich würde sie an deiner Stelle einfach streichen, denn sie mindert dein Ansehen hier auf der Seite erheblich – bei mir bist du jedenfalls gefallen, sehr tief gefallen.

 

Hallo Sebastian!

Danke fürs Lesen und Deinen Kommentar.

Was die Verhandlung betrifft: Bei uns gibt es Geschworene, darüber hab ich auch in einem der vorigen Beiträge geschrieben, und die Situation an sich ist nicht unrealistisch - sie ist es nur für so einen Fall, weil da auch die Presse anwesend wäre. Aber Verhandlungen ohne Presse laufen bei uns durchaus so ab, ich war schon bei einigen.

Wie ebenfalls schon gesagt, ist die Geschichte zur Zeit nicht aktuell, weshalb ich sie in nächster Zeit auch nicht überarbeiten werde.


Hallo Dion!

Von Dir hätte ich eigentlich schon erwartet, daß Du zumindest die letzten Kommentare liest, dann hättest Du auch gewußt, daß Du mir mit einer Antwort auf diese Geschichte keine rechte Feude machst.
Aus dem Grund hatte ich nach Sebastians Absicht auch den Entschluß gefaßt, sie doch vorläufig ins Archiv verschieben zu lassen, aber nach Deinem PS laß ich sie doch noch da - sonst sieht es ja aus, als wäre ich in die Knie gegangen. Ja, ich bin noch in der Trotzphase.

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo Häferl,

eine gute Geschichte. Gut geschrieben und gut erzählt. Die Geschichte von Gernot (hmm, wieso ist das für mich ein Frauenname???) geht unter die Haut und eigentlich hab ich kaum Kritikpunkte. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wie die kg wohl ausgehen wird und gehofft, dass du ein überraschendes Ende findest. Ich habe befürchtet, dass es keine Pointe gibt, aber siehe da, es gibt sie. Dennoch war ich von ihr ein wenig enttäuscht. Die Lösung mit dem Zwillingsbruder hat für mich einen faden Beigeschmack, aber ich weiß auch nicht, wie man sonst den Bogen kriegen könnte. Hat mir auf jeden Fall gefallen!

Noch ein paar Anmerkungen:

und aus den Augen pulsiert Salzlava
- eine mir unbekannte Umschreibung. Klingt in meinen Ohren nicht so gut.

Als hätte er einen Senderausfall, fühlt er sich, und leer
- könnte man vielleicht auch anders formulieren. Senderausfall wirkt nicht stimmig.

und starrt die nikotinvergilbte Decke an
- kann mich ja irren, aber ich glaub nicht, dass in Zellen so viel geraucht wird

Irgenwann fällt er in einen traumlosen Schlaf
- Irgendwann


Einen lieben Gruß...
morti

 
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Hallo Häferl,

also der Punkt, wo die Geschichte denn nun am besten aufgehoben ist, wird wohl nie eindeutig geklärt werden, aber MEINE Meinung ist, daß sie hier richtig aufgehoben ist, weil .. ach nee, dann könnte ja auch Spannung/Krimi ... ach was soll´s, wenn die Geschichte in Gesellschaft gestanden hätte, hätte ich sie nicht gelesen und dann hätt´ich was verpasst ... :huldig:
Tja, zur Story selber: :thumbsup:
Schwieriges Pflaster, das. Aber mEn top geschrieben, von wegen Spannungsaufbau, etc. Man (ich) fühlt sich irgendwie richtig rein: Erst hatte ich irgendwie den Gedanken: Jau, das hat das Schwein verdient!
(Kurze Bemerkung am Rande: Ich will hier keineswegs irgendwelche "Stammtischpolemik" verbreiten, aber ich denke, dass in solchen Fällen 99 % der Leser/Teilhabenden eine evtl. noch weitaus schlimmere Strafe als erstes in den Kopf kommt!)
Beim Weiterlesen bekommt man dann Mitleid mit ihm (obwohl ich immer noch von seiner Schuld überzeugt war). Und am Schluß: Auweia!
Bei einer Sache bin ich allerdings nachdenklich geworden: Was die genetische Gleichheit (auch unter Zwillingsbrüdern) angeht, kann ich nicht beurteilen.
Jedoch wäre es bei einem realen Prozess sicher so, daß die Mutter und der Bruder gehört werden würden, den schließlich wissen beide von der Existenz Gernots. Das könnte dem Gericht wohl kaum entgehen, zumal diese beiden dann nicht ganz unerhebliche Aussagen bzgl. der Schuldfähigkeit anzugeben hätten.
Wenn in der Geschichte der Prozess jedoch tatsächlich als "Schauprozess"
(was für den Spannungsablauf der Geschichte in Ordung ist) zu verstehen ist, hat sich mein ganzer Einwand schon wieder erledigt ... :sealed:

Gruß

Leser1000

"Mitleid bekommst du umsonst. Neid mußt du dir erarbeiten."
(unbekannt)

 
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Danke, morti und Leser1000 fürs Lesen und Eure Antworten! Freut mich, daß sie Euch gefällt, obwohl sie noch gar nicht überarbeitet ist, wie ich es vorhabe.

morti schrieb:
Gernot (hmm, wieso ist das für mich ein Frauenname???)
Das weiß ich nicht. ;)
Die Lösung mit dem Zwillingsbruder hat für mich einen faden Beigeschmack, aber ich weiß auch nicht, wie man sonst den Bogen kriegen könnte.
Ja, das ist der Grund, warum sie überarbeitet werden soll. Das muß glaubwürdiger werden.

Leser1000 schrieb:
Jedoch wäre es bei einem realen Prozess sicher so, daß die Mutter und der Bruder gehört werden würden, den schließlich wissen beide von der Existenz Gernots. Das könnte dem Gericht wohl kaum entgehen, zumal diese beiden dann nicht ganz unerhebliche Aussagen bzgl. der Schuldfähigkeit anzugeben hätten.
Daß die Mutter und der Bruder von seiner Existenz wissen – meinst Du, daß sie sich melden würden? :susp: Was sollten sie zu seiner Schuldfähigkeit anzugeben haben, wenn sie ihn doch gar nicht gekannt haben? Es ist nur die Frage, ob das Gericht auf den Bruder kommen würde. ;)

Danke Euch beiden,
liebe Grüße,
Susi :)

 
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Offtopic gelöscht. Hier bitte nur über die Geschichte diskutieren.

 

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