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Der Kiosk Gottes

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10.10.2006
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Der Kiosk Gottes

Gott betreibt einen winzigen Kiosk zwischen Karstadt und dem C&A in Fulda. Er ist vier mal fünf Meter groß. Wenn man gerade drin steht, vielleicht in einer Illustrierten blättert oder einen Heftroman in Händen hält und erkennt, dass es sich bei dem Heftchen um den Mittelteil einer Trilogie handelt und sich umsieht, ob Gott die anderen zwei Romane vorrätig hat, wenn man also auf eine Konzentrationsspitze wartet und ein neuer Kunde den Kiosk betritt, bekommt man auf der Stelle das Gefühl, man sei überzählig, die Zeit abgelaufen. Der Raum wird zu eng, man stößt mit dem Ellenbogen gegen den neu Hinzugekommenen, erhascht einen Blick auf den fülligen Gute-Onkel-Bart Gottes, drängt zum Tresen vor, bezahlt, was man zu zahlen hat, verlangt – niemals fragt man danach! - noch ein Päckchen Kaugummi mit Zimtgeschmack und geht seiner Wege. Auf dem Weg nach draußen wirft man dem Neuen noch einen sauren Blick nach, sieht einen schwitzenden, dicken Teenager mit vier C&A-Taschen in den Patschern, der stracks auf Gottes Kiosk zumarschiert, und denkt, man ist noch gut dabei weggekommen. Dann geht man schnell um die Ecke und wirft drei Groschenromane und eine Illustrierte in den Papiereimer, der am Eingang vorm Karstadt steht, neben einem Steinaschenbecher mit Sand in der Schüssel oben.

Wahrscheinlich bin ich der letzte Mensch, der weiß, dass man ihm eine Frage stellen darf. Es war ein Geburtstag meines Opas, fast zwanzig Jahre her, einer in der langen Parade von Familienfeiern, die man zu absolvieren hat, bevor man in die Pubertät kommt und sie wenigstens hassen kann. Wir aßen von weißen Tellern mit blauen Mustern. Blumen zu Girlanden gezogen, diesem Kram, und es gab Suppe, eine salzige Festtagssuppe mit Rindfleisch, Markklößchen und Nudeln. Und aus irgendeinem Grund, wahrscheinlich um zu rauchen, in den 80ern rauchten ja alle, verließen nach der Vorsuppe die meisten das Wohnzimmer. Bis auf meinen Großvater, einen noch älteren Mann und mich. Mein Großvater hatte irgendeine Lungenkrankenheit, der andere alte Mann rauchte wahrscheinlich einfach nicht und mir war der PEZ-Spender, mit dem ich die ganze Zeit während des Essens in meiner Hosentasche gespielt hatte, auf den Teppich gefallen und im aufbrechenden Trubel nach der Suppe – meine Mutter verabschiedete sich in die Küche, jetzt weiß ich es wieder, sie rauchte ja gar nicht – im aufbrandenden Trubel wurde ich glatt vergessen und belauschte unter dem Tisch, der das gute Porzellan trug, die Unterhaltung zweier alter Männer.
„Hast du ihn schon was gefragt?“ Die Stimme des anderen.
Mein Großvater gab ein mürrisches Röcheln von sich.
„Du hast nicht mehr lange. Das weißt du doch.“
„Und du? Hast du ihn was gefragt?“
Schweigen, wenn ich die alten Männer in meinen Gedanken vor mir sehe – noch älter und viel weiser als sie damals waren – seh ich den anderen in seligster Freude nicken.
„Und was? Ob du in den Himmel kommst? Oder so einen Unfug!“
„Das ist eine Sache zwischen mir und dem Schöpfer“, sagte der andere, viel zufriedener als es ein Mensch sein sollte.
„Wahrscheinlich, ob du deine Frau wiedersiehst“, murrte mein Großvater mit einer fingerdünnen Spur Verachtung in den Bässen.
Vor lauter Neugier köpfte ich den Pez-Spender und zerkaute eine Portion Süßkram mit den Vorderzähnen.
Ein Hustenanfall meines Großvaters, dann wieder die Stimme des anderen: „Du musst ihn bald fragen, du kannst doch nicht ewig warten! Denn lang hast du nicht mehr!“
Und vielleicht war es der Zucker, der mich so mutig werden ließ, aber ich zog mich von unter dem Tisch auf meinen Stuhl hoch, knallte den PEZ-Spender neben den Suppenteller und sagte, mit so fester Stimme, wie es mir möglich war, einen Satz, den ich von Colt Seavers gelernt hatte: „Wovon zum Teufel sprecht ihr da?“

Gott hat feste Öffnungszeiten. Mittags gegen halb eins ist der Laden auf, um halb sieben, am frühen Abend, ist er zu. Er öffnet und er schließt ihn nicht, er ist einfach auf oder zu. Es gibt kein Licht-Anmachen, es kommen auch keine Lieferanten, Gott bewegt sich nicht, er kommt nicht fröhlich summend, den Schlüsselring am Finger kreisend, von irgendwoher und geht, einige Stunden später, leicht müffelnd, wieder von dannen. Gott sitzt erst nicht und sitzt dann doch in seinem Kiosk. Groß, grau, kräftig – ich würde nicht so weit gehen, Gott dick zu nennen.
Und Gott spricht nicht, nicht in meiner Anwesenheit. Über die Jahre hat es viele Gelegenheiten gegeben mich anzusprechen, doch wir kommunizieren nur in eine Richtung. Ich sage: „Ein Päckchen Big Red bitte.“ – Man darf nicht fragen: „Haben Sie noch?“ Oder: „Könnte ich haben?“ Das wäre idiotisch!
Und Gott teilt durch die Registerkasse, die in grünen Ziffern spricht, seine Antwort mit.
Und auch sonst spricht ihn keiner an. Als ich noch kleiner war, und mich unter den Ellenbogen anderer hinwegducken konnte, ging keiner in den Laden und fragte ihn irgendetwas. Fragte: „Haben Sie denn die neue Gala?“ Oder: „Könnte ich ein Schächtelchen Eckstein haben?“ Keine Fragen im Kiosk Gottes.

Wobei die nächstliegende Frage, mein All-Time-Favourite, die Frage, bei der ich am häufigsten davor war, sie zu stellen, eine völlig idiotische ist: „Sind Sie Gott?“ – Gott duzt man nicht. Denn wenn die Antwort auf diese Frage „Ja“ ist, dann war alles umsonst. Und ist sie „Nein“, dann auch. Eine Frage, deren Antwort keinen Unterschied macht, sollte niemals gestellt werden.
Sonst ist die Liste meiner liebsten Frage eine Rückschau auf ein eher durchschnittliches Leben. „Was kommt im Abi dran?“, „Liebt sie mich?“, „Gibt’s ein Leben nach dem Tod?“,
„Bin ich, wer ich sein sollte, oder könnte ich jemand sein, der mir viel unähnlicher ist?“
Nachdem ich Zurück in die Zukunft gesehen hatte, wollte ich ihn lange nach einem Sportergebnis fragen, nach Wall Street dann, nach einem Aktienkurs.
Aber man fragt einfach nicht.
Schachspieler, während eines Wettkampfs, hocken die meiste Zeit untätig auf ihren Hintern und warten auf eine Konzentrationsspitze, auf einen heiligen Moment, in dem sie die Folgen ihres Handelns absehen können, in dem sie klüger und weiser sind, erleuchtet fast, als ihr normales Selbst und mit einem Mal, mit irgendeinem Zaubertrick, ist es dann da. Sie sind erleuchtet. Sie sehen den Zug. Sie machen ihn.
Auf diese Konzentrationsspitze warte ich schon mein ganzes Leben und Schach spielen hat auch nicht viel geholfen.

Ich leide nicht. Es macht mich nicht verrückt – wie meinen Großvater, der noch im Sterbebett an nichts anderes denken konnte als an die Frage, die er nie gestellt hat. Der meine Hand hielt mit seiner, ganz papiern war sie, und röchelnd sagte er etwas zu mir, was wie eine Frage klang, aber zu der ihm der Atem fehlte.
Ich genieße es. Ich stehe mit dem Rücken zu ihm, und weiß, dass er weiß, dass ich da bin. Das genügt mir. Ich denke schon lange nicht mehr über eine Frage nach. Meine Anwesenheit ist mir Antwort genug.
Es ist ja so: Es gibt keine Frage, die man unbedingt stellen muss. Eine Frage, ohne die man nicht leben kann. Also lebt man zufrieden. Man ist fraglos glücklich.
Nein, nein. Das ist gelogen. Und ich weiß, dass er weiß, dass ich lüge! Es macht mich wahnsinnig. Tag für Tag blättre ich fahrig die Zeitungen durch und versuche keine Schwäche zu zeigen im Angesicht Gottes und Tag für Tag komme ich dem Moment näher, an dem ich ihn anschreie: „HABEN SIE BIG RED?“ Obwohl ich genau weiß, dass er ihn hat! Einfach damit eine Reaktion kommt. Damit er mich wahrnimmt, damit er sagt: „Aber das wissen Sie doch! Sie kommen ja schon seit zwanzig Jahren zu mir. Und übrigens: Sie sind ein feiner Mann. Sie machen das Klasse. Ich bin stolz auf Sie.“
Nein! Ich komme dem Tag eben nicht näher. Nichts ändert sich. Nie!

Dann macht ein Hugendubel auf. Gleich neben dem Starbucks, auf der anderen Seite des Universitätsplatzes. Und alles ändert sich.
Er liegt gar nicht auf dem Weg zum Kiosk, wie ich mir einrede, ich muss einen Umweg machen, jeden Tag auf meinem Weg zu Gott, der mich an ihm vorbeiführt. Am Anfang hastete ich schamvoll vorbei, als könnte mich ein Blick über die linke Schulter in Lots Frau verwandeln. Ein Blick in die weiträumigen Auslagen der Bücher, in das glitzernde, geräumige Treiben des gelobten, verbotenen Landes. Und als ich dann, zwei Minuten später als sonst, in Gottes Kiosk kam und meine Heftromane durchblätterte, hatte ich das Gefühl, Gottes Augen brennten einen Fleck in meinen Nacken.
Der Hugendubel ist lebendig, er lebt. Und irgendwann, ich weiß nicht mehr, hatte ich es nicht mehr so eilig zu Gott zu finden. Ich setzte mich, mit schlechtem Gewissen, in das Starbucks, bestellte einen Cappucino mit Choco-Knusper-Keksen und schaute auf den Hugendubel. Dort gingen keine verschwitzten Teenager rein, sondern Frauen mit Schals, mit langen, dünn gezogenen Schals. Großgewachsene Frauen mit schwarzen Pullovern. Rothaarige Zwergenfrauen, die doppelt so viele Schritte machen mussten wie andere, und deshalb immer so aussahen, als seien sie aus einem Trickfilm in die Realität hinübergetippelt. Einmal ging auch ein Kerl hinein, einer mit einem handbreiten, weißen Schal. Den hielt ich für schwul.
Am nächsten Tag bestellte ich mir einen Frozen Cappucino, am Tag danach einen Vanille-Kaffee. Am Sonntag ruhte ich und am Montag ging ich das erste Mal hinein.

Wenn ich als Kind ins Schwimmbad ging, gab es immer nur den Fünf-Meter-Turm. Und jeden Sommer musste man sich neu überwinden zu springen. Manche haben es einen Sommer geschafft und dann nie wieder. Ich hab es jedes Jahr geschafft. Der Trick ist, schnell zu gehen.
Also hetze ich auf die Schiebetür zu und sie öffnet sich tatsächlich vor mir und ich stehe im Hugendubel.
Von links unten summt Ricky Martin und ich merke, wie mir der Schweiß ausbricht und frage mich, was ich hier überhaupt mache. Und dass es jetzt viel wichtiger wäre, Gott zu beschäftigen, sonst langweilt er sich vielleicht und lässt die Plagen los. Heuschrecken, die Blattern, irgendetwas echt Fieses. Ich hatte mal schlimmen Reizhusten. Im Semptember 2001. Vogelgrippe – Blinddarmdurchbruch. Hurrikan Katrina – Sinnkrise. An der Schweinegrippe bin ich unschuldig. Glaube ich.
Vor der Science-Fiction-Ecke steht eine zahnstocherdürre Frau mit schwarzen Haaren und diesen schwarzunterschminkten Augen. Sie hat ein Piercing in der Nase und in der rechten Augenbraue und macht mir furchtbar Angst.
Vor der Wand mit der aktuellen Bestseller-Liste steht eine dralle Frau in Rot mit Röckchen und Schal und blättert in einem riesigen Wälzer, schaut mich plötzlich mit roten Lippen an und schenkt mir ein rotschimmriges Grease-Lächeln, ich verkrieche mich in den finstersten Winkeln des Ladens. Stehe dort neben den Klassikern, gelb eingebundenen Reclamheftchen. Der Schweiß tropft mir literweise von der Stirn. Es geschieht mir recht. Ich gehöre nicht in eine Welt, in der man Frozen Cappucinos süffelt und in der die wichtigste Frage des Tages lautet, ob man es für einen Schal nicht doch eine Spur zu kühl ist. Ich gehöre in die alte Welt, in der man sich fragt, was man fragen soll.
Meine Ellenbogen wissen gar nicht, was sie mit so viel Freiheit anfangen sollen und schlendern wild durch die Gegend, so meine ich. Und ich denke: Es sind immer drei, wo ist denn die dritte. Ein völlig irrationaler Gedanke, aber schon höre ich die Stimme hinter mir: „Kann ich Ihnen helfen?“
Und ich denke, während ich mit schweißnassen Händen irgendein Reclamheftchen durchweiche: Die klingt aber nett.
„Kafka“, sagt sie dann. Und ich bin ganz hin und weg, weil mich ja sonst nie einer anspricht. Und sie sagt: „Wirklich gute Wahl, kennen Sie das mit dem Torwächter.“
Und ich sage: „Nein, ich bin eher der Perry Rhodan-Typ.“ In Gedanken ergänze ich noch: Ich schau mir immer die Titelblätter an, bevor ich sie wegwerfe.
„Dann ist das für Sie ja sozusagen ein Aufstieg.“
Ja, denke ich, komm, bring’s hinter dich und drehe mich um.
Und da steht ein braunhaariger Winzling mit Brille, trägt einen weißen Pullover aus irgendeinem Stoff, den man sofort anfassen möchte, und ich verliebe mich auf der Stelle.

Die nächsten Tage bin ich wie ausgewechselt, zwar gehe ich noch, mehr der Tradition wegen, in Gottes Kiosk, aber verbringe immer größer werdende Abschnitte des Tages in dem Hugendubel. Die Schwarze und die Rote seh ich nie. Wenn ich Karen nach ihnen frage, sind sie Kaffee kochen oder im Lager. Karen und ich reden wirklich viel in dieser Zeit. Ich weiß gar nicht, über was. Es ist so, als würde man eine neue Sprache lernen und es ist gar nicht so wichtig, was man redet, sondern dass man redet. Ich rede viel über mich und sie lehnt an einem Stapel mit Ken Follet-Wälzern, nickt, nippt am Kaffee und versteht mich.
Natürlich denke ich: Es ist ein Trick. Dass sie auf die Welt gebracht wurde, mir zu gefallen. Ich meine, ich bin nicht Clint Eastwood oder so. Nicht gerade ein Frauentyp, aber da ist eine genuine Sympathie in ihren Augen, wenn ich über den PEZ-Spender spreche oder über das Schwimmbad oder Gott.
„Der alte Mann?“, sagt sie und lächelt. „Das soll Gott sein?“
„Was hast du denn gedacht? Dass er mit Blitzen kommt.“
„Oder nur ein Auge hat?“
„Wie auf dem Dollarschein.“
„Und diese Frage?“, fragt sie.
„Ja, eben.“ Ich knete meine Hände, damit ich ihr nicht an den Pullover fasse.
„Das ist wie bei Kafka“, sagt sie. „Das mit dem Torwächter.“
„Ach“, sage ich, leicht gekränkt. „Ich glaube wirklich nicht, dass das jemand nachvollziehen kann. Es ist schon eine ganz schöne Verantwortung“, sage ich.
„Ja“, sagt sie, dehnt es wie zu einem Seufzer, hält sich den Kaffee dann unter die Nase – den Becher mit beiden Händen – und schnüffelt daran. „Heldenhaft“, sagt sie spitznäsig.

Die Besuche im Kiosk Gottes werden zu einer Pflichtveranstaltung, ich gehe rein, nehme, ohne auf das Titelblatt zu achten, einen Heftroman (sicher habe ich schon zweimal denselben genommen, wen juckt’s?), meine Packung Kaugummis – die ich nicht mehr kauen kann, weil ich mir den Geschmack des Cappuccinos nicht verderben möchte – und gehe, ob einer neu hinzukommt oder nicht. Ich habe keine Verpflichtung, Gott niemals alleine zu lassen. Und wenn die Welt untergeht, ich trinke mit Karen einen Frozen Cappucino in ihrer Mittagspause.

„Fass schon an“, sagt sie ein paar Tage später.
„Hm?“, tue ich uninteressiert und stelle mich neben die riesige Harry-Potter-Aufstellfigur.
„Was meinst du, warum ich jeden Tag den Pulli anhabe?“
Nun verstecke ich mich hinter Herrn Potter.
„Komm raus“, sagt sie und umkreist mich. Sie lacht dabei und ich fühle mich, irgendwie, frei. Ja, frei ist das richtige Wort. Wenn so ein Heißluftballon die Erde verlässt. So ähnlich. Sie fängt mich und wirft sich mir an den Hals, meine Hände schließen sich über ihrem Hintern und ich halte sie.
„Du riechst nach Zimt“, sagt sie und vergräbt ihre Nase in meinen Hals, während ich über ihren Kopf hinweg, draußen an der Scheibe, Gott stehen sehe, der sich die Nase plattdrückt.
„Torwächter“, flüstert sie, „du musst ihn einfach fragen.“
Und meine Hände zittern über ihrem Hintern.
„Los“, flüstert sie, „bring es hinter dich. Es ist alles nicht echt, bis du ihn nicht gefragt hast.“
Gott sieht erbärmlich aus, seine Augen sind tief schwarz unterstrichen, Karens Nase fühlt sich kalt an und nass wie die Schnauze eines Hundes und der Trubel im Laden, all die Schals ragenden, jungen, full of life Menschen sind verstummt, wenn sie je eine Stimme hatten. Karen schubst mich zur Tür hin, die öffnet sich geräuschlos, auch Ricky Martin singt schon lange nicht mehr und Gott schaut mich, er ist ein ganzes Stück kleiner als ich, mit seinen Hundeaugen an und er schüttelt den Kopf und hält sich einen Finger an die Lippen, wenn dort Lippen sind unter all dem Bart und ich frage –


Dann ist er verschwunden, der Hugendubel hinter mir ist weg und ich wische mir mit trockener Hand über das Gesicht, krame in meinen Taschen nach dem Zimtkaugummi und stecke mir einen Streifen in den Mund.
Er schmeckt nach Zimt.

 

Hallo TA Eden,

Gaiman-Leser sind mir natürlich doppelt willkommen. Freut mich, dass dir die Geschichte zugesagt hat. Vielen Dank für den Kommentar.

Hallo Jutta,
schön von dir zu lesen und natürlich besonderen Dank für die Empfehlung – ich schäme mich nicht zu sagen, dass ich auf Empfehlungen mal echt stehe!

Schöne Geschichte, die auch bei Philosophie stehen könnte!
Da trau ich mich nicht hin, genau wie nach Science-Fiction. Angst vor den Mods.

In meiner Kindheit gab es mal einen Briefträger mit Bart und Bauch, den ich zeitweise für den lieben Gott gehalten habe. Er war wortkarg, aber lächelte uns Kinder immer an, und wir haben ihn zum Bildnis erkoren. So ähnlich sehe ich Deinen Prot auch.
Ja, das stimmt. Es ist auch ein kindliches Bedürfnis, Gott in Menschen zu sehen, glaube ich.

Die ersten Absätze finde ich ein bisschen zu verschachtelt, ein paar eingeschobene Sätze weniger wären vielleicht besser.
Ich weiß, das war Absicht, wobei ich’s wohl übertrieben habe. Die Verfahrenheit der Situation, dieses Feststecken, in der sich auch die Sprache verfängt, wenn man so will, während es um so weiter es dem Ende zu geht, sich dann löst … also das war schon so gedacht. Ehrlich. 

Als der Opa ins Spiel kommt, würde ich vom 'man' ins 'ich' wechseln, denn die beschriebenen Rituale offenbaren einiges über den Horizont der Familie. Gelungen finde ich dann den Bruch, der mit Hugendubel beginnt, die Versuche, sich zu befreien und doch immer immer irgendwie steckenzubleiben. In der zweiten Hälfte gewinnt die Geschichte so richtig an Fahrt und liest sich flüssiger. Karen, dieser kleine Teufel, bringt den Moralgepeinigten ganz schön ins Schwitzen und doch....siegt Gott nun oder nicht? Sehr gerne gelesen, beschäftigt auch noch nach ein paar Tagen, wegen lebendig werdender Erinnerung.
Das freut mich sehr, im zweiten Teil ist ja mehr Bewegung drin und es wird auch szenischer.
Danke dir noch mal

Dir auch nen schönen Mokka Katla,

ehm.

Gut, Karen ist nicht blond, aber kann das Zufall sein? Ich mußte hier an die drei Nornen denken, auch wegen der Schicksalsthematik, der Selbstbestimmung vs. Vorbestimmung, was mich zu ganz irrwitzigen, und von Dir vermutlich nicht intendierten Interpretationsvarianten verführte ... Der Schicksalsfaden wird gewebt, aber alles ist offen, nur der Tod ist sicher - er begegnet Karen, der Frau in Weiß,
Weil weiß im asiatischen Raum die Farbe des Todes ist? Oder weil Frauen grundsätzlich das Ende bedeuten? :)

Das Rätseln ergibt sich, glaube ich, einfach aus den Motiven; ich schreib häufig an Motiven entlang und Gedanken und versuchen dadurch, eine hohe Dichte zu bilden, die im Gegensatz zu dem unverdichteten Stil steht. Manchmal klappt das, sehr oft geht’s schief. Wenn’s klappt, machen sich da viele nen Kopf drüber und kommen auf Ideen, die ich beim Schreiben nie hatte.
Also für mich sind da drei Frauen, damit er die Auswahl hat. Oder damit er glaubt, eine Auswahl zu haben Oder damit ihn zwei so verängstigen, dass die dritte leichtes Spiel mit ihm hat. Also für mich ist klar: Der Hugendubel ist eine Falle. :)

Danke auch dir für den Kommentar
Quinn

Hey yours,
und schönen Dank für den Kommentar und die Gedanken zu dem Text. Er ist schon in der Machart – oder sagen wir, er entwickelt sich – schon luftig, wenn man so will, deshalb find ich das gut, was du schreibst.

Danke dir

Hallo Fliege,

da wart ich schon irgendwie 3Wochen mit einer Antwort und dann hätte ich 4 warten müssen, um dir nicht den Witz zu verderben? :)

Meine Neugier und Bequemlichkeit verleiteten mich dazu die Kommentare zu lesen, um mir die Auflösung zu holen
Ja, wem sagst du das. Mein Vater macht seine Kreuzworträtsel jeden Tag, indem er jedes dritte Wort in seinem Kreuzworträtsellexikon nachschlägt.
Und ich hab auch die furchtbare Angewohnheit, sofort nachdem ich einen Film gesehen habe, zum Rechner zu rennen und zu sehen, was die Leute auf imdb so sagen. (UUnd erst bei Büchern … ey, ey, ey. American God’s oder Lied von Eis und Feuer.
Aber um dir einen Gefallen zu tun, sage ich gern: Die Lösung ist irgendwo da draußen! Und in den Kommentaren schreibe ich eh nur Quatsch!

Zu mehr Kritik bin ich zu klein .
Bist du nicht, wie die Mokka-Dame da 1.90? Der Satz hat mich übrigens zu einer neuen Geschichte inspiriert (!, ich darf das schreiben!), die – aber ich rede viel zu viel von mir selbst!

Danke für den Kommentar
Quinn

Hallo Juddl,

Bezieht sich das auf Gott, oder ist der Hugendubel die Erklärung dafür, WER verschwunden ist?
Beide. Er ist Gott und der Hugendubel ist auch verschwunden.

Ich habe mich im ersten Teil deiner Geschichte gefragt, weshalb er in den Kiosk geht und denke, es war Gewohnheit. Erst, als Hugendubel eröffnet hat, merkte er, dass es seine "Pflicht" ist.
Was soll er denn sonst machen. Andrea sprach vom Sinnzentrum, es ist sozusagen das sinnstifende Element in seinem Leben, das nur er hat. Nur er weiß das mit Gott, nur er geht aus den „richtigen“ Gründen ins Kiosk. Es macht ihn zu etwas Besonderem.

Den Zeigefingergott, dem es eben nicht egal ist, wie er lebt und was er macht. Ein Gott, der ihn eigentlich immer mit strengen Augen anschauen müsste und sagt: Ich habe schon gesehen, was du gemacht hast.
Ein Zeigefinger-Lehrer würde nicht traurig daneben stehen, wenn sich seine Schüler weiß der Geier mit Matsch bewerfen. Es ist natürlich ein machtloser Gott in dieser Geschichte, dessen einzige Eigenschaft es ist, da zu sein. Vielleicht muss auch er gebraucht werden?

Das zweite, was ich nicht verstehe ist, dass die "Versuchung" (wenn das alles schon mit dem Sündenfall verglichen wird) den Prot. drängt, Gott zu fragen. Denn schliesslich löst sie sich anschliessend in Luft auf. Was bringt es ihr, sich selbst zu schaden? Nur, wenn auch Gott "verschwinden" würde mit dieser Frage, könnte ich verstehen, dass die Versuchung lieber Gott und sich auslöscht, als ihn bestehen zu lassen.
Das Verschwinden ist, für mich, da wär ich gar nicht drauf gekommen, kein Auslöschen. Es ist ein Verlassen.

Mir persönlich ist aber das Wesen Gottes (ob nun der, dem alles gleichgültig ist, oder der Zeigefingergott) und das Aussehen zu "normal". Auch sein Erscheinungsbild dürfte doch unkonventionell sein. Vielleicht ist es aber einfach eine zu grosse Kluft zwischen deiner Geschichte und dem Buch, das ich gerade lese, wo Gott sich als füllige Afroamerikanerin zeigt.
Moah … also ich mag’s konventionell. Die Idee der Phantastik ist es ja eigentlich, nur ein Element zu ändern, damit das dann stärker hervorsticht – oder weiß der Geier, was für Gründe es dafür gibt. Und ob Gott jetzt eine dicke Schwarze ist (wie übrigens in die Matrix) oder Alannis Morisette (wie in Dogma) oder ein brennender Dornenbusch. Ich mag’s konventionell, und wenn nen Teufel auftaucht, hat der auch einen Spitzbart und riecht nach Schwefel!

Danke auch dir für deinen Kommentar 
Quinn

Hallo Aren-Fen,

also da musste ich schon lächeln. Tut mir leid, aber das mit dem Handwerklichen. Ich muss schon wieder lachen. Ehm, ja, schön, dass dir die Geschichte einen Kommentar wert war, obwohl es mir eher so vorkommt, als wolltest du mir etwas zu meiner Kritik an deiner Geschichte sagen, und nichts zu der hier.
Trotzdem Dank für den Kommentar
Quinn

So den Rest mach ich ein andermal, vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren.

 

Hallo Quinn,

Deine Geschichte hat mich positiv beeindruckt, weil in regelmäßigen Abständen alle paar Zeilen Tiefsinn durchschimmert und man eigentlich die Blätter zur Seite legen möchte, um etwas nachzudenken. Das ist selten hier in diesem Forum und deshalb explizit lobenswert.

Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, denn ich habe die anderen Kommentare nicht gelesen:

Gott in einen Kiosk umzusiedeln, hat etwas Verwegenes aber wunderbar unaufdringlich bringst Du Farbe in die Skizze von dem schüchternen Protagonisten und seinem Verhältnis zu Gott.

Als man sich dann eingelesen/gelebt hat in seine Vorstellungswelt, eröffnet sich die Hölle, das dualistische Pendant in Form eines klinisch reinen Buchladens gegenüber.

Wieder empfinde ich es wunderbar unaufdringlich umgesetzt, wie die schleichende Verführung des Protagonisten einsetzt, wie ihn die Hölle mittels des Lockinstrumentes Weib in ihren Bann zieht.

Dennoch bleibt die schwarz-weiße, gut-böse Ausgangssituation vielschichtig, aufgrund der Figur der Karen, die sich nicht ohne weiteres als gut oder böse einordnen lässt.

Und damit sind wir fast schon am entscheidenden Punkt: Das Ende

Nach einer derartig geballten Ladung von angerissenen Fragestellugen ist die Erwartungshaltung so enorm, was die Frage und den zugehörigen Schluss betrifft, so dass eigentlich nur enttäuschen kann, was auch immer Du an dieser Stelle auftischen könntest.

Dann ist er verschwunden, der Hugendubel hinter mir ist weg ...

Den Schluss, den Du gewählt hast, ist eine Orgie weiterer offener Fragen.

Hugendubel weg? Sodom wurde ausgelöscht? Was ist mit Karen? Wieso ist Gott weg? Wieso hat er eigentlich seinen Kiosk verlassen?

Über all diesem verzeiht man Dir dann fast, dass Du uns natürlich vorenthalten hast, weshalb man diese Geschichte hastig zu Ende gelesen hat: Was war die Frage?

Mit einem neidvoll anerkennenden 42 gratuliert Dir

AE

 
Zuletzt bearbeitet:

Moi Quinn,
und n starken Mokka zurück ;)

Weil weiß im asiatischen Raum die Farbe des Todes ist?
interessant, stimmt, aber ich dachte bei Deinen Frauen an geographisch Naheliegenderes: Ich will nicht ausufern, seit wann Weiß - Rot - Schwarz als die magischen Farben gelten (möglicherweise zufällig durch die verfügbaren Materialien zur Zeit der Höhlenmalerei), aber sie werden auch den drei Nornen zugeordnet:
Weiß für die, die den Schicksalsfaden beginnt, Rot für die, die ihn weiterwebt, Schwarz für die, die ihn zerschneidet.
Oft sind die drei Frauen fast gleichaltrig dargestellt, aber vor allem seit der Kunst der Romantik wird den drei Nornen auch ein bestimmtes Alter zugeordnet - das Mädchen/die Jungfrau in Weiß/blond, die reife, erotische Frau in Rot/mit roten Haaren, die alte Frau in Schwarz (manchmal mit schwarzen, manchmal mit natürlich grauen Haaren).

Mir war schon klar, daß ich hier vermutlich recht frei an Deiner Intention vorbei interpretiere, weil man für den Flirt wohl typischerweise die Frau in Rot genommen hätte. Aber die Aufteilung, daß Karen im weißen Pulli etwas nett-spielerisch Unschuldiges hat, die in Rot ziemlich deftig rüberkommt, und die gepiercte in Schwarz Unbehagen auslöst, paßt dennoch erstaunlich gut.

Und Karen im weißen Flauschipulli spricht von Neubeginn, nichts ist, wie es scheint - die gesamte Welt kann sich durch eine Frage ändern: eine radiakale Wende, ein neutraler Neuanfang. Auch das paßt: das Schicksal gilt als nicht vorherbestimmt, sondern als flexibel, wird sozusagen 'parallel zum Leben' gewebt. Daher heißt es in nordischen Mythen oft: sicher sei nichts, außer dem Tod - denn die Frau in Schwarz wird irgendwann den Faden durchtrennen, aber was bis dahin passiert, ist völlig offen.

Hoffe, ich rhababer Dich hier nicht voll :sealed: - bin sicher kein Mythenmädel, liebe aber ein freies, zeitgemäßes Spiel mit solchen Ideen, und hatte daher zusätzlichen Spaß mit Deiner Geschichte!

Oder weil Frauen grundsätzlich das Ende bedeuten?
Ich würde sagen, nein. Aber wenn, wäre es ein ausgesprochen attraktives Ende! ;)

Herzliche Grüße,
Katla

 

Hallo kubus,

entweder magisch oder zaubertrick dürfte wohl reichen...
Jo, da geb ich uneingeschränkt Recht.

kunststück, wenn der protagonist vor dem alten steht.
Ja, ist halt schon, so ein anderes „wissen“ hier, nicht nur ein „sehen“, sondern schon so ein „um die Bedeutung der Anwesenheit“ wissen.

kleine frauen oder die von zwergen?
Zwergenfrauen? Kleine Frauen. Also das find ich schon in Ordnung. :)

edit: warum sollte er lots frau werden, wenn er über die schultzer guckt - wo sind sodom und gomorrha? wenn überhaupt sollte er zur salzsäule werden.
Jo, Lots Frau kann man ja synonym für Salzsäule verwenden, als was anderes taucht die doch ohnehin nicht auf.

Das mit dem Zimt-Kaugummi, der im letzten Satz extra noch mal nach Zimt schmeckt .- das ist wohl rückblickend nicht gerade mein bester Einfall für einen Abschlusssatz gewesen. Ich wollte damit so was sagen wie: Und jetzt ist wieder alles normal und banal. Das kriegt man wohl nicht so mit.

Danke für deinen Kommentar
Quinn

Hallo weltenläufer,

Man könnte da bei vielen Sätzen ins INterpretieren kommen, aber da sind SO viele Sätze, die zu Metaebenen einladen, dass ich gar nicht wüsste, wo ich anfangen sollte.
Ja, ich weiß was du meinst. Die Geschichte täuscht da durch den Erzählstil auch eine Tiefe an, ja, sie lädt auf Irrwege ein, auf denen der Leser schlussendlich nur sich selbst begegnen kann, was ja viele sehr mögen.
Für mich ist das eine Geschichte über Freiheit, über Raum und Enge. Auch, wenn man so will, über Festklammern und Loslassen, und am Ende steht er mit leeren Händen da.

Der letzte Absatz engt die Anzahl der Möglichkeiten eben ein, also wenn ich den wegnehmen würde, wäre ja alles noch viel offener und unbestimmter.

Vielen Dank für deine Gedanken zu dem Text, die ich sehr gut verstehen und teilen kann
Quinn

Hallo Kasimir,

also dass ich von jemandem anderen als den Fisch auf meine popkulturellen Lücken gestoßen werde und dann auch noch von dir mit diesem „Es leuchtet blau“, kränkt mich gewaltig.
Dieses ominöse „Es leuchtet blau“ hab ich nie gehört. :)

Mit dem Hugendubel hast du Recht, ich hab mir das beim Schreien auch gedacht, dass man da mehr Betrieb einbauen könnte … ja, die andern sind halt nicht so wichtig, so dass ich’s da bequem fand, mich aus der Verantwortung zu entlassen und mir zu denken: Wenn einer da nen vollen Laden sehen will, soll er ihn sehen; mir geht’s nur um ihn und sie. Und ich fand das auch schick, dass in dem kleinen Kiosk eigentlich immer jemand dazukam und ein Gedränge und Geenge herrschte.
Ah, so komm ich schick aus der Nummer raus. Pass auf: Im kleinen Kiosk wird die Präsenz eines anderen dem Erzähler sofort bewusst. Doch im großen Hugendubel fällt ihm die Anwesenheit eines anderen, selbst vieler anderer, überhaupt nicht auf und kann deshalb, weil es außerhalb seiner Wahrnehmung stattfindet, auch nicht vom Erzähler geschildert werden.
Klasse, oder? :)

Schön, dass dir die Geschichte gefallen hat; bist dann so ziemlich der Einzige, der sowohl sie als auch die Nummer ne Woche später mochte, glaub ich. :)
Gruß
Quinn

Hallo Monty,

Der erste Satz klingt beinahe so verheißungsvoll wie „Ich hatte eine Farm in Afrika am Fuße der Ngongberge …“
Da kontere ich mit dem simplen „Zwei Tote lagen schwarz im Januar Brasiliens“ und gewinne mit Leichtigkeit.
Nein, ich mag erste Sätze und wenn sie einen gewissen Wumms haben, nicht immer, aber grade bei solchen Geschichten schon sehr gern.

Freut mich, dass dir die Geschichte gefallen konnte, auf religiöse Interpretationen geh ich nicht ein, sonst knallt mir Jo noch eine :)
Quinn

Hallo Rick,

dieser Text ist natürlich eine Spielwiese für Interpretationen. Schon aus deinem Einstiegssatz könnte ich interpretieren, dass es darum geht, dass Gott/Glauben/Religion nicht mehr zeitgemäß ist, und gegen die Oberflächlichkeit (Kaufhäuser > Konsum etc.) nicht mehr ankommt, ein kleiner, anachronistisch wirkender Kiosk, eingezwängt zwischen den Konsumtempeln.
Ja, es ist ein sehr ambivalenter Ort, er hat etwas Betuliches, Warmes, ist aber auch sehr eng und treibt den Erzähler in den Wahnsinn.

Zweifellos machen solche Texte Spaß, weil sie über das Lesen des Geschriebenen hinaus viele eigene Gedanken in Bewegung setzen, was ja aus Sicht eines Autoren eines der höchsten Ziele ist.
Ja, so in der hehren Kunst ist das eines der höchsten Ziel, in Wirklichkeit geht’s ja viel öfter darum, rauszufinden, ob es auch Autoren-Groupies gibt und nicht nur welche für Musiker.
Ja, also dieses „Zum Nachdenken anregen“ das ist schwer, ich find’s aufregender, wenn der Leser am Ende so ein „Wow“-Gefühl hat, oder mit der Zunge schnalzt oder wirklich Figuren und Gedanken aufnehmen kann, im Endeffekt nur, dass der Leser ein Leseerlebnis hat, dass ihm was gibt; egal, was das nun ist, und sich nicht umdreht und was anderes macht, also so reaktionslos weiterschreitet.
Ich laber grad furchtbar. Ehm, ja, wenn in ein paar Monaten ein Leser noch weiß, dass er den Text hier gelesen hat und ihn irgendwo im Langzeitgedächtnis gespeichert hat und sich freundlich daran erinnert, dann ist das schon viel wert.

Vielen Dank für deinen Kommentar, schön mal wieder von dir zu lesen
Quinn

Hallo Ane,

Hast Du den Schluss irgendwie bearbeitet?
Hm, nee; ich hab ein paar Stilistika geglättet, viel mehr nicht.

Das mit dem Zimt-Abschlusssatz hab ich irgendwo oben schon versucht, deutlich zu machen. So toll ist das nicht, ja.

Danke dir für die erneute Rückmeldung
Quinn

Hallo Alterego,

Ich hatte ein anderes Ende im Kopf, mit einer konkreten Frage, da wäre der Protagonist praktisch durch das Auftauchen des schwächelnden Gottes so überrascht gewesen, dass er ihn einfach nur gefragt hätte „Geht es Ihnen gut?“ und das wäre dann die Frage gewesen; also so eine Art „Überlisten“.Bei der Frage dreht es sich für mich weniger um eine konkrete Notwendigkeit, sondern um ein weiteres Bild für die Unfähigkeit des Protagonisten, überhaupt irgendeine Wahl zu treffen, wenn man so will.
Er hält sich diese vielen Wege offen, die er durch eine Frage beschreiten könnte, aus Angst, dann einen anderen zu verpassen.
Die einzige Entscheidung, die er in dem Text trifft, ist es eigentlich, welchen Kaffee er möchte; und auch da trifft er keine Entscheidung, sondern trinkt die Karte so runter, dass er dann völlig berauscht, in den Hugendubel tippelt, wo die Entscheidung, welche Frau er denn nun gern hätte, ihm auch abgenommen wird.

Aber ich will den Text da auch nicht einengen, nur weil ich das so sehe. Es ist ein Text, der hier auf seinen eigenen Beinen steht, und inhaltlich will ich mich da auch nicht groß in eine Deutung einmischen. Wer Spaß dran hat, hier was zu sehen, dem will ich das nicht verhageln.

Danke dir für deinen Kommentar
Quinn

Hallo Katla noch mal,

also klar stehen die drei Frauen für eine bestimmte Art von Frauen, prototypisch. Die schwarze ist so dieses morbide „Kneif mich mal, ich will wissen, ob ich noch lebe“-Ding, die am liebsten von Brad Pitt in diesem Vampirfilm gebissen werden würde (obwohl ihr das natürlich wiederum viel zu mainstream wäre), die rote steht für eine schon erdrückende Sinnlichkeit und die mit dem Weißen würd ich jetzt eher als einen unkomplizierten Kumpel-Typ sehen. So was Kuschliges halt. Was fürs Herz. :)
Wenn du das so sagst mit den Parzen haut das erstaunlich gut hin, dass er sich dann für die Kindliche entscheidet – weil er natürlich auch mit Sex nix anfangen kann … also das muss man schon mal sagen, damit hat er glaub ich gar nix am Hut, jedenfalls nicht in diesem roten Sinne.
Wenn ich gewusst hätte, wie gut das alles mit der nordischen Mythologie passt, hätte ich Karen noch sagen lasse, sie gehe mal eben einen Mistelzweig abschneiden, oder so.

Danke noch mal fürs Klarstellen und Rückmelden
Quinnn

 

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