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Der kleine Mensch

Beitritt
22.11.2005
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Der kleine Mensch

Der kleine Mensch war sehr klein, so winzig, dass ich ihn meistens gar nicht sah. Vielleicht sind meine Möbel höher, höher als gewöhnlich, ich habe nie verglichen, aber ich glaube, er konnte unter ihnen herlaufen. Er gab nur zarte, verkümmerte Laute von sich, störte mich also nicht bei meinen Arbeiten, die ich aufgrund des Tageslärms in der Nacht erledigte. Auch fand ich nie Exkremente von ihm, und die paar Reste, die so ein winziger Mensch zum Überleben benötigt, vergönnte ich ihm gern und machten mich auch nicht ärmer, als ich eh schon war. Nur gelegentlich, wenn mich der Wein zum Stolpern zwang, fiel ich beinahe über ihn. Aber auch darüber konnte ich hinwegsehen. Wo er schlief, weiß ich nicht, jedoch hatte ich manchmal das Gefühl, als würde etwas aus meinem Bett huschen, wenn ich erwachte.
Gestern habe ich nachgedacht und nachgedacht, und ich vermute, eine Frau musste ihn vor schon etwas längerer Weile, mehrere Winter mussten vergangen sein, bei mir zurückgelassen haben.
Oft überlegte ich, was ich mit ihm machen könnte, beschäftigen, unterhalten, arbeiten lassen oder dergleichen. Nur hatte ich ernsthaft das Gefühl, dass ihm unser beidseitiges aneinander Vorbeileben redlich behagte. Versuchte ich einmal, etwas Stulle, noch frisch, in die Zimmermitte zu stellen, ihn damit herauszulocken, hörte ich es in den Winkeln allerhöchstens rascheln. Auch wusste ich nicht, wie ich ihn rufen sollte.
Mitunter geschah es, dass er, wenn ich von meinen Erledigungen – Schnorren, Hehlen und Stehlen – zurückkam, meine Bücher und Schriften der vergessenen Zeit gewälzt hatte. Ich war nicht böse drum, eher im Gegenteil. Der Staub auf den Bücherstapeln war dann anders verteilt, manchmal lagen die Bücher sogar aufgeschlagen herum; er schien gemerkt zu haben, dass es mir nichts ausmachte. Immerzu wunderte ich mich, wie dieser furchtbar kleine und hagere Mensch die nicht gerade leichten Werke aus den Regalen, die sich die ganze Wand hochstrecken, herunterfischen konnte.

Das ist nun auch schon einige immer kälter werdende Winter her. Mittlerweile ist die Situation eine andere:
Schon länger bin ich zu schwach, um Essen ins Haus zu bringen, wenn ich einen Text wie diesen hier verfassen möchte, muss ich mich mitunter heftigst auf die Schreibmaschinentasten werfen, um sie hinunterdrücken zu können, was viel Zeit und Kraft fordert. Zum Glück habe ich die Schreibmaschine schon vor längerer Zeit vorausschauend auf den Boden gestellt, da ich zurzeit nicht mehr auf den Stuhl komme.
So will ich jedoch darauf zu sprechen kommen, dass sich der kleine Mensch, einst so winzig, zu einem ausgewachsenen Menschen entwickelt hat und nun das Hehlen und Stehlen, die Arbeiten für mich übernimmt. Für mich ist vielleicht auch nicht richtig formuliert, da auch er ja sozusagen von meiner Hand in seinen Mund lebte und wohl merkte, dass ich nicht mehr in der Lage bin, mich selbst und ihn zu nähren, zu überleben, wozu auch immer zu überleben.
Er ist so groß geworden, und im Verhältnis dazu ich so klein, dass ich das Ende seiner Gestalt, seinen Kopf, schon nicht mehr sehen kann.
Nun bin ich es, der unter den Möbeln herlaufen kann, ich kann es wirklich, auch wenn ich es nie für wirklich möglich gehalten hatte. Er ist es nun, der mir Reste stehen lässt und niedrig, erreichbar für mich positioniert und zu dem ich mich nachts unter die Mottendecke schleiche, wenn es zu kalt wird.

 

dass er meine Intention exakt erkannt hat, was mich genauso erstaunte

Hey Cowboy, sie nennen mich nicht Interpreto weil ich so leckere Kuchen backe :cool: .

 
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EDIT: Die hier fehlenden Diskussionsbeiträge (davor und danach) sind hier zu finden.

*****

Was ist denn mit Euch allen los? Wir sind auf kurzgeschichten.de, nicht auf interpretationen.de und nicht auf friss-oder-stirb.de.

Auf kg.de geht es darum, sich gegenseitig zu helfen.
Wenn Aris möchte, daß seine Interpretation in der Geschichte zu finden ist, sie aber von fast niemandem gefunden wird, dann wären vielleicht Hinweise hilfreich, warum jemand das nicht sehen kann, was dabei stört oder womit er es vielleicht deutlicher machen könnte.


Hallo Aris!

Für mich sind es vor allem die Punkte, daß Du das Herumlaufen unter den Möbeln so betonst, daß der Protagonist im ersten Teil scheinbar gar keine Ahnung hat, wo der Kleine herkommt:

ich vermute, eine Frau musste ihn vor schon etwas längerer Weile, mehrere Winter mussten vergangen sein, bei mir zurückgelassen haben.
Aber nicht nur das, auch das Wundern über fehlende Exkremente, oder daß sie im gemeinsamen Bett schlafen.

Das alles liest sich überhaupt nicht nach Vater-Sohn-Beziehung. Wenn Du willst, daß man das herausliest, dann vermeide diese Dinge und suche passende. Vater und Sohn sind sich nicht fremd, der Vater bemerkt den Sohn nicht irgendwann, der weiß doch, daß er da ist - auch, wenn er ihn vielleicht links liegen läßt, aber er weiß es, und er weiß sicher auch, woher er kommt.
Daß er ihn nur eher notdürftig versorgt, sagt hingegen schon viel aus, das paßt - wenn es zu Deiner gewollten Aussage paßt.
Ich denke, Du verstehst, was ich meine. ;)

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo Aris,
Mir hat deine Geschichte gefallen. Ich habe beim Lesen des ersten Absatzes automatisch Bezug auf den kleinen Kevin genommen, der in Bremen gestorben ist. Im zweiten Absatz hast du mir aber das Schreckliche meiner Gedanken erspart und hast für meinen Geschmack eine schöne Wendung hinbekommen, weil der Perspektivenwechsel sogar Inhalt ist. Mir hat auch die Sprache gefallen. Intention???
Vielleicht ging es dir nur darum, dass man den Blickwinkel verändern kann, um eine andere Wirklichkeit zu sehen. Oder du wolltest mit 5 Fingern in einer kranken Seele wühlen und ein traumatisches Erleben schildern. Auch wenn ich nicht ganz dahinter steige:;)


Ich mag die Geschichte.

So, alles wenig konstruktiv. Nur Feedback, wie die Geschichte auf mich wirkt.

Lieben Gruß
Goldene Dame

 

Tag Aris,

so, jetzt wollte ich natürlich auch die Geschichte lesen, die diese Diskussion ausgelöst hat.
Ich habe die Geschichte jetzt mit dem Wissen gelesen, dass es sich um eine Vater-Sohn Beziehung handelt. Leider weiß ich dadurch nicht wie ich sie ohne dieses Wissen interpretiert habe.
Wenn man es weiß, findet man diese Vater-Sohn-Beziehung durchaus in deiner Geschichte wieder - allerdings fand ich sie an manchen Stellen ungenau ausgearbeitet, auch für eine surreale Geschichte.

Eine dieser Ungenauigkeiten ist (wie auch Häferl schon festgestellt hat), dieses Nicht-Bermerken des Sohnes und auch, dass er sich wundert, warum er da ist. Beziehung hin oder her, aber das muss der Vater einfach wissen. Dass ist ein Punkt, der für mich unlogisch ist - auch mit dem Wissen deiner Intention.
Ansonsten finde ich deine Intention auch am Text belegt, d. h. ich kann genau nachvollziehen, warum du was geschrieben hast.
Ich weiß es zwar nicht, aber ich kann mir gut vorstellen, dass gerade der Anfang missverständlich war und die Leser daher "gehindert" hat, deine Intention zu finden.

Aber ich mag diese Geschichte. Sprachlich ist sie wie gewohnt sehr gut und auch inhaltlich mag ich sie.

Lieben Gruß, Bella

 

Hallo zusammen

@susi Danke für den link.

im allgemeinen: Was ihr ansprecht, die Fehler, Unlogiken, die euch hier erschienen sind; genau da setzt die Vater Sohn Beziehung an. Ihr müsst noch viel mehr in den Symbolismus und ins Groteske gehen.
Eben das der Vater nicht einmal merkt, dass er einen Sohn hat, dass er das Subjekt nicht als Sohn erkennt, es höchstens vermutet, zeigt doch, und dies eindeutig, dass der Vater nicht weiß, wie ihm geschieht, was er zu tun, was er machen muss usw.

Vater und Sohn sind sich nicht fremd, der Vater bemerkt den Sohn nicht irgendwann, der weiß doch, daß er da ist - auch, wenn er ihn vielleicht links liegen läßt, aber er weiß es, und er weiß sicher auch, woher er kommt.
Doch, Susi, Vater und Sohn sind sich fremd, das, genau das ist das Entscheidende!
Er weiß nicht, woher er kommt. Der Prot hier geht Betteln und Stehlen, lebt in Armut und Alkoholismus.

Ich stelle mir diese Geschichte zu einer früheren Zeit vor, als es noch kein Jugendamt gab, die Frauen ungewollt Kinder in die Welt setzten, und sie auch häufig einfach aussetzten, sie dann in der Gosse lebte, es war so üblich.

Aber die Geschichte muss nicht in der tiefsten Vergangenheit spielen, daher habe ich nicht davon gesprochen, ich dachte, es würde euch nur verwirren.

Es kann genau so gut heute spielen, denn die Geschichte spricht in Symbolen.
Wenn der Vater, der ja nur vermutet, dass er Vater dieses "Dings" ist, weiter vermutet, es könne unter den Möbeln herlaufen, dann setzt er es in der Hirarchie seiner Einrichtung (sgegenstände) herab, unter materielle Dinge.
Das hast du heutzutage auch! : Wie vielen Vätern ist ihr Fernseher, BMW oder was weiß ich wichtiger als ihr Sohn. Auch wissen sie oft nicht, woher, von welcher Frau ihr Sohn kommt, können sich nicht mehr daran erinnert?

Heutzutage leben sollche Kinder bei der Mutter, meistens, aber es gibt auch Kinder die bei ihren vätern aufwachsen.

Mir hat auch die Sprache gefallen. Intention???

Wie meinen?
Sprache passt zum Inhalt.

dieses Nicht-Bermerken des Sohnes und auch, dass er sich wundert, warum er da ist. Beziehung hin oder her, aber das muss der Vater einfach wissen.

Das wichtige hier an der Vater und Sohn Beziehung ist ja, dass sie keine Beziehung haben, da der Vater zu unfähig und der Sohn zu scheu ist, um eine richtige Beziehung aufzubauen, aufbauen zu können.
Trotzdem nennt man es ja Beziehung, dieses Verhältnis zweier PErsonen.

Die einzige Verbindung, die die beiden zueinander haben, ist eine räumliche und eine ernährungstechnische. Erst später setzt eine wärmende Funktion ein, aber auch erst durch die Initiative des Sohnes, der sich ins wärmende Bettchen schleicht. Der Vater reagiert schlicht durch Gleichgültigkeit.

Welches Kind würde im Bett des Vaters schlafen, wenn es ihn nicht halbwegs mögen würde? Und wie kann ein Kind seinen Vater mögen, wenn der sich nicht um sein Kind kümmern würde?
Wenn ein Kind das muss, und sonst niemanden hat.

Danke an alle

und Gruß

 

Aris, es ist schon klar, was du ausdrücken möchtest. Das ist nicht das Problem. Unlogisch bleibt es für mich trotzdem.

Und das Väter, deren Kinder bei ihnen leben, vergessen, wer die Mutter ist, halte ich für unwahrscheinlich.

 

Wenn es klar ist, was ich ausdrücken wollte, dann dürfte es im Grunde nicht mehr unlogisch für dich sein.

Was du für unwahrscheinlich hälst, kenne ich zu genüge, Bella. Und frage mich gerade ernsthaft, in welcher Welt du lebst.

klingt so, als sei ich sauer auf dich, bin ich aber nicht :D

Gruß

 

Mir war klar, dass du damit ausdrücken wolltest, dass der Sohn dem Vater scheißegal ist etc. - aber wie du das ausgedrückt hast, fand ich falsch.

Ich frage mich, in welcher Welt DU lebst. Ich glaube einfach nicht, dass ein Vater das Kind, dass bei ihm lebt auf irgendeine Art und Weise nicht bemerkt. Es kann ihm vielleicht sonstwo vorbei gehen, es kann ihn nicht interessieren, er kann es links liegen lassen oder ignorieren. Aber er weiß, dass es da ist und er weiß, woher es kommt. Wenn es bei ihm lebt.
Ich kenne auch alleinerziehende Väter, Aris, und auch wenn sie ihre Ex hassen - die wissen schon, wer die Ex ist.
(Es mag einige Ausnahmen geben, das möchte ich nicht bestreiten - aber hier von einer Allgemeinheit zu sprechen oder mich zu fragen in welcher Welt ich lebe halt ich für unverschämt, ehrlich gesagt. Ich kann nicht sämtliche Ausnahmefälle in Deutschland kennen.)

Anders ist es, wenn die Kinder bei den Müttern aufwachsen. Es gibt sicherlich viele Väter, die nicht einmal wissen, dass sie irgendwo ein Kind haben und es gibt sicherlich auch welche, die sich dann nicht mehr so ganz genau erinnern. Allerdings dürfte das nur dann der Fall sein, wenn der Vater das Kind nie sieht, es also nicht bei ihm lebt.

Ich bin übrigens auch nicht sauer auf dich. :)

 

hallo nightshadow

Nun, so habe ich das Kind in dieser Geschichte nun mal geschaffen, auch wenn es dich zweifeln lässt, es ist eben kein typisches Kind. Die Diskussion über stereotype Charaktere führe ich nicht mehr, da bin ich müde drüber.
Du redest von kleineN KinderN. Nicht von dem Kind, nicht von dem Kind, um das es hier geht. Nur weil es dir für dich ungewohnte Sachen tut, kannst du nicht sagen, es sei unlogisch.
Wie gehst du denn bitte an das lesen eines Textes?
Es geht doch darum, den komplex kreirten Charakter kennen und verstehen zu
lernen. Aber sobald ein Charakter nicht so reagiert, wie du es gewohnt bist, kritisierst du, anstatt dich mit dem Charakter auseinanderzusetzen.

Gruß

 

Weißt du Aris, es ist einfach bloß sinnlos mit dir zu diskutieren. Du bist sowieso der Meinung, dass du der einzige bist, der recht hat - und wenn jemand nicht deiner Meinung ist, hat er eben deinen Text nicht verstanden. Wenn du schon verschlüsselt und in Symbolen reden musst, weil es sich dann klüger anhört, dann solltest du wenigstens Symbole wählen, die halbwegs geläufig sind und nicht einen Sonderfall vom Sonderfall. In 50 Jahren, wenn erst einmal deine Biographie auf dem Markt ist, wird vielleicht jeder deine Geschichte verstehen.

Und du hast eine Art die anderen blöd anzulabern, wenn sie anders denken als du, das ist echt derart unverschämt.

Tja, wenn niemand deine Geschichte versteht und selbst die, die sie verstehen sagen, dass irgendetwas nicht zu passen scheint solltest du deine Geschichte wenigstens überDENKEN. Aber es ist bequemer alle einfach anzugreifen. Ich jedenfalls werde nichts mehr von dir lesen, weil es mir zu blöd ist, dass man immer deiner Meinung sein muss, um akzeptiert zu werden.

 

Hallo

Eure Meinungen sind durchaus registriert und ich denke darüber NACH. Aber nur, weil ihr Charaktere anders gewohnt seid, als ich sie erschaffe, ist das für mich kein Grund, hier umzuschreiben.
Und der hier vorhandene Symbolismus, Bella, ist nicht klug, sondern schwere Arbeit, die ich mir hier gemacht habe. Und wenn dann einer ankommt, und sagt, so sei er es aber nicht von Kindern gewohnt, dann kann ich nur davon ausgehen, dass er sich nicht auf die Geschichte eingelassen hat.

Du kannst das Verhalten eines Charakters niemals als unlogisch darstellen, das tuhe ich bei euren Geschichten auch nicht, denn so habt ihr sie nun mal geschaffen.

Unlogisch ist es, wenn ich schreiben würde, "er hatte einen rechteckigen Kreis
in seinen Händen." Aber Psychologie in Form von Charakterbildung und im literarischen Sinne das Erschaffen einer Psychologie eines Charakters kann niemals unlogisch sein.
Und es kann auch niemand sagen, es sei für ihn unlogisch, dann hat er nämlich ein Brett vor dem Kopf, und ist nicht in der Lage, eine andere Psyche als die ihm gewohnte zu akzeptieren.
Er kann gerne sagen, es sei ihm ungewohnt, aber was soll ich dann bitte antworten? ja, so soll es sein, diese Geschichte soll ungewohnt und unbehaglich wirken?

aber ich kann es mir einfach nicht vorstellen, weil ich Kinder anders kenne.
Das ist in Ordnung. Aber du wirst dir vielleicht ja auch vorstellen können, dass nicht alle Kinder so sind, wie du sie kennst, oder?

 

Ach Aris, immer das gleiche Gerede von dir. Immer wenn jemand anderer Meinung ist sagst du, man hat sich nicht ausführlich mit deiner Geschichte beschäftigt.

Komisch, dass du oft Geschichten, die du anfangs total verteidigst (und andere angreifst, die sie evtl. nicht gut finden etc.) ein paar Monate später selber nicht mehr magst.

Aber wie gesagt - da ist jedes Wort verschwendest. Aber wenn du schon so gut bist und nur die Leser die Dummen - was erwartest du dann von einem Forum wie kg.de und warum postest du hier?

 

Gute Frage. manchmal denke ich auch, es könnte eine Befreiung sein, hier nicht mehr zu posten.

Und das man Geschichten nicht mehr gut findet, seine eigenen, nach einer WEile, ist ganz normal. Hast du das denn nicht?
Aber diese Geschichte hier gefällt mir immer besser.

ich erwarte auch nicht mehr, als das meine Geschichten nicht als unwichtig und unlogisch (in Bezug auf die Psychologie einers Charakters) bezeichnet werden. Denn das ist der Arbeit, die ich mir mache, nicht würdig.

Das Argument "Es ist für mich unlogisch, weil ich es anders gewohnt bin" kann ich nicht akzeptieren.
Dann lest und schreibt doch eure Geschichten, wo alles so passiert, wie man es erwartet, mit Spannungskurve und Anfang und Ende, wo die Charaktere so agieren, wie man es gewohnt ist.
Aber mich langweilt es.

ich möchte so schreiben, Bella, mir macht es so Spaß. Und nicht, um klug zu wirken. Mir macht es einfach Spaß, jedem Satz Wert zu verleien. Das ist viel Arbeit, auch im Vorfeld, die Ausarbeitung von Struktur und spychologischer Charakterbildung eines Prots, aber ich mache das gerne.
ich will nicht sagen, dass ich mir mehr Arbeit mache als ihr. Das weiß ich nicht.
Vielleicht mache ich mir auch zu viel Arbeit, zu heftige Gedankensprünge, kann schon sein.
Aber ich werde niemals so schreiben, wie es mir keinen Spaß macht, nur um es Leserfreundlich und lesekompatibel zu gestallten.

Es ägert mich schlicht, wenn ich mir die Arbeit mache, und eine Charakterpsychologie ausarbeite, und dann kann sie nicht angenommen werden, nur weil es ein Leser anders gewohnt ist. Und ich kann es nicht verstehen.

Nightshadow hat es doch verstanden, was passiert in der Geschichte, im Grunde. Nur ist es für ihn unlogisch, weil ungewohnt. Und was soll ich da machen, wenn es jemandem ungewohnt ist?
Dafür sind geschichten doch da, um neue Sichtweisen zu sehen, neue Auslegungen usw. auf das Ungekannte im Bekannten aufmerksam machen.

Gruß

 
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Hoi Aris - keine Ahnung, ob du noch Lust hast, einen weiteren Kommentar zu lesen - immerhin hast du eine interessante Diskussion ausgelöst, die bisweilen die fachliche Ebene verlassen hat - was mir eher zusagt - mir erscheint sachliches Expertentum immer suspekt - begradigt, bereinigt, unlebendig - und schier zu zielorientiert -
Erst mal haben mir deine Ausführungen über das Surreale gefallen - zumZweiten stehe und gehe ich dafür, dass Kunst Neuschöpfung ist - Kreation - an der Oberfläche kratzt - das "Richtige" in Frage stellt - neben die gewohnten, bequemen Wirklichkeiten andere stellt - Zwischenräume der Wirklichkeiten betritt - anreichert, reduziert, hervorhebt, in andere Zusammenhänge stellt, einen anderen Blickwinkel einbringt...
Außerdem kannst du damit leben, dass deine Geschichte sehr erfolgreich ist - in dem Sinne, dass Erfolg die Folge von etwas ist - und Folgen zieht deine Geschichte wohl unübersehbar nach sich -
ich habe bislang deine Geschichte nicht kommentiert, weil sie mich unberührt ließ - erst wie du deine Intention nachgeliefert hast, eine Vater-Sohn-Beziehung beschrieben zu haben, hat sie mich erschüttert - Schade, dass das aus der Geschichte nicht hervorgeht - zumindest für mich nicht hervorgegangen ist - unter diesem Aspekt ist sie geradezu schauerlich - schauerlich gut - vielleicht hättest du sie einfach "Vater & Sohn" nennen können - dann hätte sich für mich eine unheimliche Kluft zwischen Titel und Text aufgetan - in die wär ich ich haltlos gestürzt: "Ein Vater bemerkt sein Kind!?" - wohlan und die Mutter wahrscheinlich auch das ihre - ich freu mich für jedes Kind, dem dies widerfährt - bemerken Eltern ihre Kinder? - oder sind die Kinder Projektionsflächen für deren Bedürfnisse, Wünsche, Sehnsüchte - und sind Eltern dann nicht unglaublich enttäuscht, wenn ihre Kinder ihre Erwartungen nicht erfüllen? - manche Eltern...Verzeiht! Ich komme vom LehrerInnenalltag und bin an Elternsprechtagen fast ausschließlich damit beschäftigt, den jammernden klagenden Eltern zu verklickern, dass ihr Kind in Ordnung ist - im Schulalltag bin ich fasziniert von der Klugheit und Rafinesse der Überlebensstrategien mancher Kinder, die unter widrigen Bedingungen nichts anderes als leben wollen - überleben manchmal nur - nun dein Prot. ist an seinem Sohn nicht mal als Projektionsfläche interessiert -
du hast ein krasses, erschütterndes Bild von Lieblosigkeit entworfen - in einen surrealen Raum geworfen - deshalb wär es für mich müßig, die realen Bedingungen zu diskutieren -
einen Wegweiser aus der "realen" Welt (der Wirklichkeit der Mehrheitsübereinkunft)hätt ich trotzdem gebraucht, aufdass ich deiner Geschichte in die von dir gemeinte Richtung folgen hätte können - aber jetzt geh ich im Kreis - hab ich schon geschrieben -
auf alle Fälle bin ich dir für diese Geschichte dankbar, weil sie so viel Diskussion ausgelöst hat - Diskussion, die mich bereichert hat - und auch deine Geschichte an sich - dass ich "ungeschickte" Erziehungsmaßnahmen wenigstens als Interesse am Kind anerkennen kann - nein, nicht einmal das - sie sind motiviert durch Eigeninteresse -
krissy

 

Du kapierst einfach nicht, was ich meine.

Ich sagte, dass viele deine Geschichte nicht verstanden haben bzw. nicht auf eine Vater-Sohn-Beziehung schließen konnten. Weil die Hinweise nicht deutlich genug waren und weil einiges vielleicht sehr ungewohnt war. Ich habe jedoch nicht das ungewohnte kritisiert sondern wollte dir nur Hinweise geben wie du vielleicht ein bisschen klarer machen könntest, worum es geht.

Und ich glaube nicht, dass du allen Lesern unterstellen kannst, dass sie deine Geschichte nicht ausführlich genug gelesen haben oder dass ihnen scheißegal war, was du sagen wolltest.
Ich sage auch nicht, dass du "Leserfreundlich" schreiben musst - aber wenn einfach gar nicht klar wird, worum es geht musst du hier nicht rumpoltern und sagen, dass es eben keiner gecheckt hat. Es geht nicht nur darum, dass man selber gut schreibt und sich etwas gedacht hat (das glaube ich dir ja, dass du da viel Zeit investiert hast), aber es muss halt auch ein bisschen was vom Inhalt ankommen. Außer dir ist das total egal.

Was ich damit meinte, dass du ältere deiner Geschichten irgendwann nicht mehr so gut findest ist der Punkt, dass du anfangs auch alle angreifst, die Sachen bemängeln - und später findest du genau diese Sachen auch nicht mehr gut. Aber erst mal allen über den Mund fahren.

 

*Kurz einmisch*;)

@bella
Ich kann verstehen, das du fuchsig bist, aber mir kommt es so vor, als wäre die Diskussion aus dem Ruder gelaufen. Ich finde es müßig darüber zu debattieren, wenn der Autor seine Wertigkeiten anders setzt.
Ehrlich gesagt, habe ich auch keine Lust, solche Geschichten konstruktiv am Text zu kommentieren, weil da nichts ist, was ich fassen könnte. Alles ist eigenwillig angelegt. Die Struktur, Sprache, Inhalt. Also kann ich doch nur sagen wie es wirkt, und was ich glaube, woran es liegt. Der Autor soll sich den Kopf zerbrechen, ob ich recht haben könnte. Es ist sein Konstrukt. Wenn er das nicht möchte ...?

LG
Goldene Dame

 

Ich habe lediglich geschrieben, warum ich eine gewisse Kritik nicht annehmen kann, so, wie sie da steht, mehr nicht. Wenn ich dann gleich Leuten brutal über den Mund gefahren bin, naja, was soll man machen. Ich schreibe oft Kritiken, und der Autor nimmt sie nicht an, weil er bei seiner Geschichte ein anders Ziel verfolgen möchte. Bin ich dann sauer?

Ich schmettere oft Kritiken ab, ja. Aber ich begründe es auch. Der kritiker kann dann gerne nachhaken, dann nehem ich die Kritik vielleicht doch noch an, oder eben immer noch nicht. Wenn dann eine Kritik ins Lehr läuft, tut mir das leid, aber was soll ich machen?

@krissy och ja, ich werd so schnell nicht müde :D

nette, etwas wirre Ausführungen hast du da erstellt.

dass Kunst Neuschöpfung ist - Kreation - an der Oberfläche kratzt - das "Richtige" in Frage stellt - neben die gewohnten, bequemen Wirklichkeiten andere stellt - Zwischenräume der Wirklichkeiten betritt - anreichert, reduziert, hervorhebt, in andere Zusammenhänge stellt, einen anderen Blickwinkel einbringt...

das gefällt mir.

Und über die Auswirkungen dieser Geschichte, was ich nicht Erfolg nennen möchte, kann ich mich nicht beschweren, nein. die Diskussion ist gut und bringt auch mich zum erneuten nachdenken.


Gruß

 

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