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Der Kobold Bandur
Vor sehr langer Zeit, da geschah es, dass der Kobold Bandur ins Tal der Elfen wanderte um dort sein Glück zu versuchen. Er kam von Nordenosten und zog bis weit hinab in den Süden, welcher ganz mit Wald bedeckt war. Er bevorzugte dieses Gebiet, denn Kobolde fühlten sich in den Wäldern wohler als auf freiem Felde. Dank ihrer sehr geringen Größe fiel es ihnen nie schwer, rasch eine neue Behausung zu finden, denn sie bewohnten die kleinen Höhlen die enstanden, wenn ein großer alter Baum seine Wurzeln weit von sich streckte. Und so tat es auch Bandur. Er suchte sich den schönsten und ältesten Baum den er finden konnte und ließ sich unter diesem nieder.
Bandurs Name sprach sich sehr schnell herum, denn er war ein Wasserkünstler! Aus jeder Pfütze, aus jedem Regentropfen formte er wunderschöne Kunstwerke. Diese Kunstwerke hatten immer nur eine kurze Lebensdauer, denn sie konnten nur bestehen, so lange es regnete. Doch war dies das kleinere Übel, denn im Südland des Elfentals regnete es sehr oft.
Am vorletzten Wochentag ging Bandur immer auf den Markt. Dieser befand sich auf einer großen Lichtung im Herzen des Waldes. Dort traf er immer viele andere Kobolde und wenn es regnete erfreute er sie mit seinen Wasserkunstwerken.
Einmal, als der Regen äussert günstig fiel, rief er so viele Regentropfen zu sich wie seine Kräfte es vermochten und formte mit diesen ein wunderschönes Einhorn. Die sich bewegenden Tropfen ließen das Einhorn lebending wirken und von diesem Tag an missfiel den Kobolden der Regen um einen Deut weniger.
Eines Tages, als Bandur wieder auf dem Markt war, es nicht regnete und er nur wenig zu tun hatte, hörte er einen Spielmann, der ein Lied über eine Koboldmaid aus dem Norden des Elfentals sang. Das Lied erzählte über ihre schwere Arbeit in einer Burg eines berüchtigten Elfenfürsten namens Allowin. Nachdem der Spielmann das Lied zu Ende gesungen hatte, fühlte Bandur sich plötzlich sehr einsam und er beschloss die Elfenmaid zu suchen und aus ihrer Knechtschaft zu befreien.
Sodann machte er sich auf den Weg. Sein neues Ziel verlieh ihm neue Kräfte und schon bald erreichte er die Burg des Elfenfürsten. Bandur ging hin und fragte um Audienz beim Fürsten, doch er wurde nicht hineingelassen. Er versuchte es noch zwölf Mal, doch immer wieder wurde er abgewiesen. Bandur war eigentlich ein friedfertiger Kobold, doch nun wurde er wütend. Durch einen Kobolddiener des Fürsten, der manchmal die Burg verließ um Vorräte zu kaufen, ließ Bandur der Koboldmaid eine Nachricht überbringen, in der er ihr übermittelte, sie solle in zwei Tagen Mittags um zwölf Uhr auf den hohen Burgfried klettern und dort auf ihn warten.
Schon am nächsten Tag fing es an zu regnen und Bandur freute sich, denn es sah so aus, als würde es auch noch am nächsten Tag regnen.
Am zweiten Tag dann kletterte die Koboldmaid gegen halb zwölf Uhr bis ganz nach oben auf den Burgfried. Dort wartete sie.
Um zwölf Uhr endlich ließ Bandur aus den Regentropfen und aus dem Wasser des Burggrabens eine riesige runde Brücke wachsen. Jedoch merkte er sehr bald, dass er seine Kraft überschätzt hatte, und rief daraufhin die Waldgeister zu Hilfe. Diese halfen ihm dann auch bereitwillig und er konnte die Brücke bis zum Bergfried wachsen lassen. So konnte die Koboldmaid ins Freie gelangen.
Als sie in der Mitte angekommen war, kam die Sonne plötzlich hervor. Bandur bekam schon Angst, seine Brücke könnte sich wieder auflösen, doch seine Sorge war unbegründet. Die Sonne schenkte der Brücke alle Farben die sie kannte und so wurde diese nicht nur zweckmässig, sondern auch noch wunderschön.
So rettete Bandur die Koboldmaid aus ihrer Gefangenschaft und er nahm sie mit zu sich in den Wald.
Von diesem Tage an schenkt die Sonne überall auf der Welt den Elfen, Menschen und Kobolden einen farbigen Regenbogen wenn es regnet um sie daran zu erinnern, dass alles unangenehme auch schöne Seiten habe kann.