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Der Löwe schläft

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24.10.2001
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Der Löwe schläft

Denkst du etwa, ich wüsste nicht Bescheid?
Glaubst du vielleicht, wenn du so daliegst, atmest, schläfst, unschuldig wie ein Kind, ich sähe die Verdorbenheit hinter deinen Augen nicht?

Ich kenne dich. Du bist wie alle. Ich erinnere mich. An die Blicke. Die der Männer. Und an deine, die du ihnen schenkst. Du kannst mich nicht täuschen. Wie kannst du mich auch lieben? Was solltest du auch an mir lieben? Außer Bequemlichkeit. Dankbar. Freundlich. Immer für dich da. Soll ich dir wirklich glauben, es störe dich nicht, dass ich hässlich bin, gewöhnlich, spießig und trotz allen Erfolgs noch immer ohne Ziel? Und dennoch legst du dich jeden Abend neben mich in dieses Bett, als wäre es so. Du sagst, du liebst mich. Aber ich sehe dein anderes Gesicht. Ich sehe es, wenn ein anderer dich ansieht. Du ihn ansiehst. Und ich weiß, was du dann denkst: Warum ich nicht so bin wie er.

Dreissig lange Jahre musste ich auf dich warten. In dieser Zeit habe ich sie studiert, kategorisiert, auswendig gelernt, verinnerlicht, die Blicke der anderen Frauen, die durch mich hindurch sehen, kokettieren, aufspießen und fortwerfen, sich ein Lächeln stehlen, Trost, Schutz, Frieden, und ihr Fleisch dann einem Anderen schenken. Du sagst, du liebst mich wie ich bin. Doch du siehst nur das Lamm. Niemals den Löwen. Meine Stärke. Meinen Zorn...

Einst hast du mich gefunden, wie eine Muschel am Strand. Eine wie alle, und doch hobst du mich auf und nahmst mich mit, aus der rauchigen Enge des Strandcafés, hinaus in die Dünen, ans Meer, in den Wind. Friedlich und müde, wie zwei kleine Kinder nach einem langen Spiel, unsere nackten Zehen von der Brandung umspült, baute ich dir ein Schloss, und du nahmst es in Besitz, würdevoll wie eine Königin, und ich war sicher, dass allein dein Blick jedes Sandkorn adelt, dass dein Kuss die Leere zwischen den Sternen füllt, und für diesen einen Augenblick glaubte ich. Die See spülte mir ihren uralten Gleichmut vor die Füße, und ich konnte dich neben mir spüren wie ein warmes Licht in einem dunklen Zimmer. Doch als ich mich dir zuwandte, war dein Blick in die Ferne gerichtet, als suchtest du dort nach etwas Größerem. Und ich verschwand, noch während ich dort stand, wurde verschluckt und unsichtbar, geborgen im Schatten des Zweifels. War gewiss, am nächsten Morgen würdest du fort sein. Doch du bist geblieben, immer noch einen Tag, und hast nicht einmal bemerkt, dass ich nicht mehr da war. Nur noch mein Argwohn. Meine Furcht. Mein Zittern in der Nacht.

Jede Nacht der gleiche Weg, fort von deiner durchsichtigen Haut, von deinem gleichmütigen Atem, der falschen Wärme deines fernen Körpers, durch leeren Raum, der auf mich fällt, durch dröhnende, noble Stille, aus der die teuren schwedischen Möbel herauswachsen wie einsame, eckige Gräser auf unberührtem Dünensand. Erspüren wie die Wände atmen und meine Angst aus mir herauslocken, bis ich in der Küche stehe, kaltes Terracotta unter meinen nackten Füßen, mein Geist zerfließt, während meine Hand Halt findet und der Geruch von längst vergangener Zweisamkeit und das Echo deines Lachens den Löwen wecken. Zwei gelbe Augen, die sich in der Klinge spiegeln, weiche Tatzen, die mich nach oben tragen bis an das Nest der Spinne, die du bist, die du versteckst, die du sein musst, weil ich so bin wie ich bin und die Welt kein Märchenland ist.

Seit du mich liebst, fürchte ich dich. Kann ich dir nicht mehr trauen. Weil du bedrohst, was ich bin, was ich in all den Jahren ohne dich aus mir gemacht habe. Du zerrst mit ganzer Macht an meinem festen Grund aus Angst, stellst mich in ein Licht, das mich verbrennt, rettest meine Seele zu Tode. Ich möchte dich hassen können, weil du diese Gedanken in mir weckst, mich zerreißt und mich so gnadenlos vor dem Ertrinken schützt. Ich möchte dich streicheln, halten, fressen, töten – was ist das für ein Spiel? Wer schickt dich? Und wieso? Ich weiß, in dem Moment, in dem ich glaube, wirst du gehen, nicht früher, damit es mich todsicher zerbricht.

Nun stehe ich hier, wie jede Nacht, lautlos, dunkel, mit gesträubtem Fell, und fühle mein Blut, mein Herzschlag flach und zerknittert wie das Laken unter deiner Hand, spüre, wie die Lüge unseres Lebens mit langen Krallen über meine Seele kratzt, deine Haut, ganz weiß und kühl, schimmert im Dunkeln, der Stahl kühl an meiner Wange und ich frage mich, was er wohl fühlen würde auf deiner Haut unter deiner Haut nah am Kern der mir verschlossen ist will Gewissheit will Frieden deine Seele sezieren dein Fleisch zerreißen wissen wie du von innen aussiehst wie du tickst warum du die Dinge tust die du tust es muss doch einen Weg geben das rauszufinden verdammtnochmal...

Noch nicht. Vielleicht irre ich mich. Vielleicht ist dein Lächeln ehrlich. Deine Liebe echt. Ich lasse noch etwas Zeit vergehen. Lasse sie geduldig verrinnen zwischen uns. Vielleicht bringt sie Frieden. Auf jeden Fall Wahrheit. Meine Sinne sind wach. Meine Krallen scharf. Alles in mir zum Sprung bereit. Mehr noch nicht. Die Zeit des Wissens ist noch nicht gekommen. Deine Chance. Der Löwe schläft. Heute nacht...

 

Hi Horni

Schön, hier mal wieder was von dir zu lesen.
Wenn ich die Geschichte richtig verstanden habe, geht es um einen eifersüchtigen, selbstzweiflerischen Mann, der zu gar keiner Liebe mehr fähig ist und wartet, statt selbst zu handeln.
Am Schluss spielt er sogar mit dem Gedanken, der Frau etwas anzutun aus lauter Zweifel und Verzweiflung.

Dieses Gefühl, von Eifersucht zerfressen zu werden, bringst du mMn gut rüber.
Man merkt, dass du an den Sätzen gefeilt hast und Bedeutung in jeden einzelnen legen wolltest.
Allerdings ist das auch der Punkt, an dem ich mal mit dem Nörgeln ansetzen will.

Der Text liest sich stellenweise eher wie die Lyrics zu einem Song. Speziell beim drittletzten Abschnitt ist mir das aufgefallen. Das ist meiner Meinung nach schon fast zu dicht, zu gepresst.
Das wirkt manchmal einfach übertrieben, wenn jede Banalität durch Metaphern aufgebauscht wird, zum Beispiel der nächtliche Gang an den Ikeamöbeln vorbei zum Kühlschrank, solche Stellen sind mMn ein bisschen überladen an Bildern.

Der Abschnitt, wie sich die beiden kennenlernen, hat mir aber sehr gut gefallen, der lebt von den Bildern, da wird nichts aufgebauscht.
Auch den Schluss finde ich gelungen, es bleibt in der SChwebe, ob der Löwe denn nun wirklich aufwacht.

Liebe Grüße
wolkenkind

 

Hallo Horni,

für deinen Prot ist die Welt einfach. Er ist schlecht, hässlich und nichts wert, schon gar nciht, dass man ihn liebt. We ihn liebt muss folglich ebenso schlecht sein, ein Verschwörer an seiner Weltsicht, in der er sich so sicher wie quälend eingenistet hat. Da wittert er überall Verrat und Täuschung.
So entsteht Eifersucht, so entsteht jede Verletzung, die seine Krallen der Liebe immer wieder zufügen.
Das zu beschreiben ist dir wunderbar gelungen. Fast so poetisch, dass man die Eifersucht als etwas erstrebenswertes betrachten könnte. ;)

Die Geschichte hat mir sehr gefallen.
Lieben Gruß, sim

 

hi Horni!

Schöner Text. Wirklich sehr eingängig!
Was mir allerdings aufgefallen ist:

aus der rauchigen Enge des Strandcafés, hinaus in die Dünen, ans Meer, in den Wind. Friedlich und müde, wie Kinder nach einem langen Spiel, unsere nackten Zehen von der Brandung umspült, baute ich dir eine Burg, und du setztest dich hinein wie eine Königin, und ich war sicher, dass deine Berührung jedes Sandkorn adelt, dass dein Kuss die Leere zwischen den Sternen füllt, und für diesen einen Augenblick glaubte ich.
Dieser Abschnitt hat - glaube ich - einen anderen Flow... der ist nicht in der gleichen Struktur, wie die anderen davor..
das an sich würde ja nicht im geringsten stören, aber hier "hake" ich beim Lesen. Verstehst mich?
Ich glaube, die Sätze sind einfach ein wenig zu lange Ketten geworden. Einmal unterbrechen und alles ist gut :D *keks versprech*

streicheln, halten, essen, töten
ich hätte hier eher ein "fressen" erwartet...

Nun stehe ich hier, wie jede Nacht, lautlos, dunkel, mit gesträubtem Fell, und fühle mein Blut, mein Herzschlag flach und zerknittert wie das Laken unter deiner Hand, spüre, wie die Lüge unseres Lebens mit langen Krallen über meine Seele kratzt, deine Haut, ganz weiß und kühl, schimmert im Dunkeln, der Stahl kühl an meiner Wange und ich frage mich, was er wohl fühlen würde auf deiner Haut unter deiner Haut nah am Kern der mir verschlossen ist ich will Gewissheit will Frieden will deine Seele sezieren dein Fleisch zerreißen will wissen wie du von innen aussiehst wie du tickst warum du die Dinge tust die du tust es muss doch einen Weg geben das rauszufinden verdammtnochmal...
naja, immerhin jemand, der länger ohne Punkt schreiben, als ich reden kann. Aber mindestesn einen hast Du schlicht vergessen und auch ansonsten ist es ein wenig lang geraten. Du schreibst da doch kein Spinnennetz, oder? Eher einen Löwen hier.

auf deiner Haut unter deiner Haut nah am Kern der mir verschlossen ist ich will Gewissheit will Frieden will deine Seele sezieren dein
Der neue satzanfang ist zwischen Ist und Ich. Aber wenn Du den Effekt behalten willst, dann könntest Du was ändern, damit es noch ein Komma-Mega-Satz bleibt!


ansonsten:
Du hast diese "Die Schöne und das Biest" - Szenerie wunderbar eingefangen und auch in der sprachlichen Struktur sehr eindrucksvoll gespiegelt, wie Dein Prot sich fühlt und seine sich Gedankenstränge ausdrücken.

Du hast ein paar wundervolle Bilder geschrieben, an manchen Stellen allerdings ein wenig weit gallopiert... naja, noch im Rahmen. Also keine Beschwerde.

Für dieses Stück hast Du Dir einen Keks redlich verdient. Und ich werd jetzt ganz fein meine Klappe halten und mich bestimmt nicht darber beschweren, daß da keine Handlung wäre :D Ich mach das ja oft genug genauso ;) *still sei* *keks rüberschieb*


Frauke

@wolkenkind:

Ikeamöbeln
... ich dachte an wirklich teuere Schwedenmöbel... es gibt da tatsächlich mehr, als Ikea ... und ziemlich teuer!

 

Hi, ihr alle!

Erstmal danke fürs Lesen. Und es freut mich, dass der Text scheinbar im Großen und ganzen so funktioniert, wie ich gehofft hatte! *froi*

@wolkenkind:

Das ist meiner Meinung nach schon fast zu dicht, zu gepresst.
Das ist durchaus Absicht - ich wollte einfach mal probieren, wieviel Intensität in ein paar Worte passt. Das ganze soll ja auch in gewissem Sinne eine Bilderflut sein, die in etwa nachvollzieht, wie der Prot von seinen widersprüchlichen Gefühlen erdrückt wird. Kann sein, das es auf manche zu dicht wirkt, aber ich würde es dennoch gerne erstmal so stehen lassen.

@arc:
Der Abschnitt am Strand hat absichtlich einen etwas anderen Flow - soll eine Art Rückblende darstellen. Ich überlege, ob ich diese Passage nicht doch kursiv setzen soll...

naja, immerhin jemand, der länger ohne Punkt schreiben, als ich reden kann. Aber mindestesn einen hast Du schlicht vergessen und auch ansonsten ist es ein wenig lang geraten. Du schreibst da doch kein Spinnennetz, oder? Eher einen Löwen hier.
Das soll schon so - um der Atemlosigkeit der Gedankengänge Rechnung zu tragen, hab ich ab einem bestimmten Punkt bewusst ganz auf Satzzeichen verzichtet. Ist so ein bisschen ein Stilmittel-Experiment. ;)

Das mit "essen" vs. "fressen": Ich denk da mal kurz drauf rum - evtl. hast du recht!

*Keks ess* *krümel* *mampf*

Und eine Handlung gibt es sogar auch: Ein völlig gestörter Mann geht - wie jede Nacht - vom Schlafzimmer durch das Haus in die Küche, nimmt sich ein Messer und überlegt, am Bett stehend, ob er seine Frau in Streifen schneiden soll... Nicht üppig, aber immerhin... :D

Lieben Dank fürs Story-Zerpflücken! :)

Markus

 

hey Markus!

*kekskrümel aufwisch* *ordnung mach*

Ich dachte schon, daß Du den Abschnitt als Rückblende abzuheben. Aber ich nehm ihn mir in einer ruhigen Minute nochmal vor. Ich hab nix gegen das Abheben, sondern dagegen, daß es da ein einem winzigen Stückchen hakt... Ich such's raus...

Und an der Handlung hab ich ja gar nicht gemeckert :D ich bin doch auch Spezialist für sowas ... solange es funktioniert, ist doch alles gut und in Butter ( keks ).

Aber hast Du da wirklich geschrieben, daß sein Denken die Handlung wäre *ganz breit grins* dazu sag ich jetzt mal nichts.... und wer ist jetzt nicht üppig? die Frau? Geh doch nicht so ins Detail! *tadel* *grins trotzdem*

Bin doch gar nicht so böse, oder?

 

Da! Ich hab's! ( konnte nicht warten mit dem Suchen. Hat mir jetzt keine Ruhe gelassen! )

Friedlich und müde, wie Kinder nach einem langen Spiel, unsere nackten Zehen von der Brandung umspült, baute ich dir eine Burg, und du setztest dich hinein wie eine Königin, und ich war sicher, dass deine Berührung jedes Sandkorn adelt, dass dein Kuss die Leere zwischen den Sternen füllt, und für diesen einen Augenblick glaubte ich.
es steckt in diesem Satz! und zwar:
Friedlich und müde, wie Kinder nach einem langen Spiel,
die zweite Hälfte davon hat nicht den passenden Flow für diesen Absatz.... es würde gehen: wie kleine Kinder ....

unsere nackten Zehen von der Brandung umspült, baute ich dir eine Burg, und du setztest dich hinein wie eine Königin,
wieder das Ende hier:
da ist ein "Tacken" zuviel drin, oder eben ein Stück zu wenig ... laß mich überlegen:
baute ich dir eine Burg, in die du dich setztes, wie eine Königin

oder :
baute ich dir eine Burg,und du setztes dich hinein, das vollkommene Bild einer Königin
Du verstehst?
und ich war sicher, dass deine Berührung jedes Sandkorn adelt,
hier wieder:
sicher, dass von deiner Berührung jedes Sandkorn geadelt,
sicher, dass jedes Sandkorn geadelt wurde, von deiner Berührung allein

und für diesen einen Augenblick glaubte ich.
hier brichts Du dann den Flow schon wieder, aber hier finde ich es äußerst passend. Denn als Leser erwartet man vom Rhythmus her eben genausosehr noch eine Fortsetzung des Satzes, wie man sie inhaltlich auf den ersten Blick auch erwartet. glauben woran?

Danach hast Du den Flow wieder meisterhaft erwischt.

Ich betone nochmal: Der Absatz hebt sich vom Rest wunderschön ab, er ist nur im Innern ein wenig zerrissen.


ach ja: mach es JA NICHT kursiv!
das würde die Einheitlichkeit zerstören. Die Verbindung nehmen. Und es ist ja auch absolut nicht nötig. Du hast es ja sprachlich abgehoben.

Ach ja und was die Satzzeichen angeht... oh ja, es ist mir aufgefallen, daß die mit Absicht fehlen :D *keks reklamier*
aber ich meinte: dann spar es dir doch zugunsten des Flow, einen neuen Sat zu beginnen und reihe den Teil als Gliedsatz in die Kette ein. So würde man doch auch denken.

Lieben Gruß,

frauke-text-vampir

 

Hallo Horni,
sehr schöner Text mit tollen Bildern, musste auch direkt an "die Schöne und das Biest" denken. Dein Prot kann einem echt leid tun, so wenig Selbstbewusstsein.
Meine Lieblingsstelle ist übrigens genau die, die Frauke oben erwähnte:

Friedlich und müde, wie Kinder nach einem langen Spiel, unsere nackten Zehen von der Brandung umspült, baute ich dir eine Burg, und du setztest dich hinein wie eine Königin, und ich war sicher, dass deine Berührung jedes Sandkorn adelt, dass dein Kuss die Leere zwischen den Sternen füllt, und für diesen einen Augenblick glaubte ich.

LG
Blanca

PS: Gebt ihr mir nen Keks ab? :D

 

Huuiiiii, klasse wie du donnerst!

Hei, horni.

Zudem ist dies der Stil, den ich mag. Für mich ist der vorletzte Absatz der absolute Höhepunkt. Alles in einem Satz. ES verstärkt das donnern und den Zorn. Und dann fällt er, überlegt und zögert und wird sanft, evtl. aus Angst vor der eigenen Courage, wie auch immer!
Super gemacht, technisch brillant.

Liebe Grüsse Stefan

 

Hmpf - jetzt hatte ich ne ellenlange Antwort an euch alle getippt und der Browser hat sie mir weggelöscht... heute ist echt Montag... :mad: Und nochmal tipp ich das jetzt nich alles, deshalb die Kurzfassung:

@Blanca & Archetyp: Danke! Freut mich, dass es euch gefallen hat! :)

@Frauke:

Hab nochmal an einigen Stellen drübergebügelt, jetzt müssten alle Knitter raus sein! Tausend Dank fürs Erbsenzählen! You got the rhythm, darling! :kuss:

Lieben Gruß,
Markus

 

Hallo Horni,

kann mich nur anschließen: ein wirklich gelungener Text. Stilistisch und inhaltlich sehr überzeugend.

Ich weiß nicht, ob ich es falsch interpretiere, aber aus und zwischen den Zeilen entnehme ich folgendes:

1. Dein Prot hat mit Frauen eine Menge schlechter Erfahrungen in der Vergangenheit gemacht, und das ist der hauptsächliche Grund, warum er seiner jetztigen Partnerin nicht vertraut – nicht vertrauen kann.
Beispielhaft dafür folgende Stelle:

Ich kenne dich. Du bist wie alle. Ich erinnere mich.

2. Er sieht sich selbst als jemand, der immer wieder gibt, ohne wirklich zurückzubekommen.:
Was solltest du auch an mir lieben? Außer Bequemlichkeit. Dankbar. Freundlich. Immer für dich da.
und
die Blicke der anderen Frauen, die durch mich hindurch sehen, kokettieren, aufspießen und fortwerfen, sich ein Lächeln stehlen, Trost, Schutz, Frieden, und ihr Fleisch dann einem Anderen schenken.

3. Er fühlt sich ohne Frau nicht vollständig, nicht vollwertig:
Dreissig lange Jahre musste ich auf dich warten.
und
baute ich dir ein Schloss, und du nahmst es in Besitz, würdevoll wie eine Königin, und ich war sicher, dass allein dein Blick jedes Sandkorn adelt, dass dein Kuss die Leere zwischen den Sternen füllt, und für diesen einen Augenblick glaubte ich.

Hm, viel mehr möchte ich jetzt gar nicht zu diesem Text hier äußern, würde aber sehr gerne mit dir mal unter vier Augen darüber sprechen. Vielleicht ergibt sich ja bald die Gelegenheit dazu.

Jedenfalls, Fazit: saubere Arbeit :thumbsup:

Gruß,
Somebody

 

Eine weitere Erbse, darling!

dass allein dein Blick
dass dein Blick allein... dann ist es spiegelblank poliert!

Endlich mal ein Autor, der versteht, was ich mit meiner Flow-Kritik meine! Ich freue mich, Dir geholfen zu haben, diesen wirklich guten text noch zu vervollständigen!

Some hat Recht: saubere Arbeit!

Frauke

 

Hi!

@some:
Ich denke, man kann getrost sagen, dass der Prot, so wie er geschildert ist, das Ergebnis einer dicken Summe schlechter (bzw. fehlender) Erfahrungen darstellt - dass ihn die Partnerschaftssituation offensichtlich emotional völlig überfordert und dass er sich u.a. infolge dessen in einem Stadium fortschreitender Geisteskrankheit befindet. Immerhin steht er Nacht für Nacht mit einem Messer an ihrem Bett und will in sie reingucken... sie muss halt tortz ihrer Liebe zu ihm für das bezahlen, was andere falsch gemacht haben - irgendwann...vielleicht... (btw: Kennst du den Song "Cold, cold heart" vcon Hank Williams bzw. Norah Jones (schönere Version)? Da wird das thematisiert, und da hab ich glaub ich auch z.T. die Idee her...)

Und Frauke:

Eigentlich müsste ich sagen: Wie konnte ich das nur übersehen. Im Prinzip hast du recht, deshalb danke fürs Nasedraufstossen! Aber ich muss den Text glaub ich noch ein- oder zweimal laut lesen - die andere Version mit "allein dein Blick" hat laut gelesen auch irgendwie was. Ich schau auf jeden Fall nochmal. Aber heut nich mehr.. ;)

Danke euch beiden und lieben Gruß,
Markus

PS: Frauke, das mit dem Flow - ich bin echt erschüttert, dass es scheinbar so viele gibt, die das überhaupt nicht sehen?!?! Das ist doch eine grundlegende Sache m.E. ... :eek1:

 

Frauke, das mit dem Flow - ich bin echt erschüttert, dass es scheinbar so viele gibt, die das überhaupt nicht sehen?!?! Das ist doch eine grundlegende Sache m.E. ...
ja, das verblüfft mich auch immer wieder. Aber ich hab sowas schon ein paar Mal kritisiert oder angemerkt und da kam nur "was soll das denn sein" oder einmal eine PM mit irgendwelchen Beleidigungen so in Richtung "frigide Zicke, die im Leben nix zu tun hat, als anderen zu sagen, sie wären sch..ße" .. naja, ich glaube, die PM hatte auch keinen Flow und ich hab das einfach mal ignoriert :D

Ich denke - ernsthaft jetzt - daß erfahrene und aufmerksame Schreiberlinge das oft von allein "richtig" machen, und gerade Anfänger das nicht mal erkennen. Kritisieren tu ich das grundsätzlich nur noch in ganz krassen Fällen, oder bei Leuten eben, bei denen ich glaube, daß sie es können / wollten, oder daß der Text eben "zufällig" bzw unterbweußt so geworden ist ( und dann da noch ein unmotivierter Bruch drin ist )
Der richtige Flow, welcher Art auch immer, macht für mich einen maßgeblichen Teil guten Schreibens aus.
Nicht mal Aufbau-, sondern allein Ausdruckshandwerk!

F.

 
Zuletzt bearbeitet:

Nicht mal Aufbau-, sondern allein Ausdruckshandwerk!
Ganz genau. Ich sollte schon sprechen können, bevor ich schreiben will...oder so ähnlich jedenfalls. Ich denke, ein bisschen Sprachgefühl sollte man als Autor schon haben... :D
Und es ist natürlich cool, wenn man jemand findet, der aushilft, wenn man selber mal rhythmisch auf dem Schlauch steht. Daher nochmals tausend Dank für die Bügelhilfe! :) *Puddingteilchen schenk*

Übrigens: "allein dein Blick" lass ich so stehen - weil dadurch für mich die Betonung auf dem Blick liegen bleibt und es mir so irgendwie doch besser gefällt. Lies es mal laut, vielleicht merkst du dann, was ich meine.

Gruß,
Markus

 

gut, ich kapituliere. Es ist zwar außerhalb des Flows, aber wenn Du den Blick besonders betonen will, dann darfst Du dafür ja den Flow getrost brechen ;)

Frauke

*puddingteilchen verpuzt*

 

Lieber Markus,

beeindruckend und gelungen und ergreifend fand ich deine Geschichte, die ja mehr ein Monolog ist.
Der Monolog einer einsamen Seele, die keine Liebe kennt und dies ist für mich einer der wichtigsten Sätze in deinem Text:

"Seit du mich liebst, fürchte ich dich."

Da liegt soviel Tragik in diesem Satz, ja in dem ganzen Text, dass ich mich betroffen und traurig fühle und wie sim schon schrieb an Eifersuchtsthemen erinnert fühle. Mit Eifer sucht dein Protagonist nach Zeichen ihres Verrats, fast wahnhaft, aber nicht wahnhaft genug, um ihn als Entrückten abtun zu können.

Dein Protagonist ist ein tiefverletzter Mensch, der seinen Blick in die Klarheit verloren hat, der nur noch nach der Bestätigung seiner Befürchtungen sucht und seine Frist, die er sich und seiner Geliebten gibt, ist letztendlich nur eine Art Galgenfrist, denn unweigerlich wird sie irgendwann etwas tun, was ihm seine erwartete Bestätigung gibt.
Das wirkt und kommt sehr tragisch aus deinem Text herüber.
Ich halte ihn gerade deswegen für so gelungen, weil er so eindringlich die falsche Seite der Liebe aufzeigt, die dunkle Kehrseite.

Ich mag an einigen Formulierungen, die mir nicht so arg gut gefallen haben, absolut nichts anmerken, weil ich finde, es ist deine Art dich auszudrücken und damit dein Stil. Daher unterlaß ich es. Der Text hat so oder so eine ungeheure Wirkung und mich schaudert.

Lieben Gruß
elvira

 

Hallo Markus!

Tolle Geschichte, sehr stimmig und super forumliert...eigentlich weiß man als Leser nichts über diesen Prot und dennoch kommen seine Gefühle, seine Gedanken so lebendig und zwingend bei mir an. Absolut runder Text, bewegt. Die Gedanken an die eigene Minderwertigkeit, der schlafende Löwe, der Zorn und alles an Gefüheln... toll gemacht. Sehr starker Text.

schöne Grüße
Anne

 

Hallo Elvira, hallo Anne!

Vielen Dank fürs Lesen. :)

Und es freut mich, zu hören, dass euch der Text offenbar emotional so intensiv erreicht hat. Für mich bedeutet das, dass ich als Autor wohl was richtig gemacht habe. Wenn es Elvira schaudert (das sollte es beim Leser u.a. auch bewirken, also: Mission erfüllt! :D) und Anne sich den Emotionen des Prot nicht entziehen kann, dann ist ja alles so wie es sein soll.

*froi* :bounce:

Lieben Gruß,
Markus

 

Servus Horni!

Ups, da hätte ich doch beinahe einen besonders starken Text übersehen! Wundervoll, wie Du die innere Zerrissenheit des Prot. auffächerst und den Leser an dessen Zweifeln und Selbstzweifeln teilhaben läßt. Die Gefahr, die von dem Mann ausgeht, sorgt für einen gut gelegten Spannungsbogen, die beschworenen Bilder sind perfekt gewählt. Da passt alles.
Super Sprachstil! Gefällt mir!


Ciao
Antonia

 

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