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Der Lebensabend des Matrosen David Faulkner

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07.05.2019
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Der Lebensabend des Matrosen David Faulkner

"Sie erlauben, dass ich eintrete?"
"Nein, verschwinden Sie, ich habe zu tun."
"Ich glaube, mein Anliegen ist momentan wichtiger als das Ihrige."
"Was wollen Sie?"
"Ich möchte Ihnen eine Geschichte erzählen."
"Wenn Sie nicht sofort von hier verschwinden, hole ich mein Gewehr und zeige Ihnen wie man mit Unruhestiftern auf dem Land umgeht."
"Nun, ich glaube nicht, dass Sie dazu in der Lage sein werden."
Der Mann, der an diesem Abend im Herbst 1799 in einer Kutsche aufs Land fuhr um den ehemaligen Matrosen David Faulkner in seinem Haus zu besuchen, trat näher an den Hausherrn heran und zog blitzschnell ein in Äther getauchtes Taschentuch hervor, das er dem überraschten Faulkner ins Gesicht drückte. Trotz seines Alters waren seine Muskeln noch von der Zeit auf See gestählt, gegen die betäubende Wirkung des Äthers konnten aber auch sie nichts ausrichten. Er fiel auf die Knie und sein Besucher fing ihn auf. Unter einiger Anstrengung zog er den Alten ins Wohnzimmer und setzte ihn auf dem Ottomanen ab. Das flackernde Kerzenlicht warf einen grossen Schatten des Besuchers an die Wand, Faulkner glaubte in diesem Schatten den Teufel höchstpersönlich zu sehen.
"Ich erlaube mir nun mich vorzustellen, mein wahrer Name wird aber vorerst, ebenso wie der Grund meines Aufenthaltes hier, nicht weiter wichtig sein. Der Einfachheit halber können Sie mich Lord Ricochet nennen."
Faulkner war wie gelähmt, er konnte kaum auf das eben Gesagte reagieren. Er überlegte sich, was ihn in diese Situation gebracht haben könnte. Ihm blieb nichts anderes übrig als abzuwarten bis sich die Wirkung des Äthers verflüchtigte.
"Es ist noch zu früh um mit der Geschichte anzufangen, ich werden mir einen Drink besorgen, während mein guter Freund Bulldog die Aufsicht übernimmt."
Die Tür öffnete sich und ein grosser, stämmiger Muskelprotz, dessen Gesichtszüge ihm tatsächlich das Aussehen einer Bulldogge verliehen, trat ein. Er begab sich direkt ins Wohnzimmer, wo er gegenüber Faulkner seine Position bezog. Beim Öffnen seines Jacketts entblösste er einen Revolver. Während der Lord weiterhin in der Küche hantierte, erholte sich Faulkner langsam wieder. Die Bulldogge musterte ihn unentwegt.
Nach einer Weile kehrte Lord Ricochet mit zwei gefüllten Gläsern zurück. Er stellte sie auf dem kleinen Tisch vor Faulkner ab, die Bulldogge schob einen Sessel vor den Tisch und der Lord setzte sich.
"David, lieber David, ich entschuldige mich für etwaige Unannehmlichkeiten und freue mich sehr, Sie endlich kennen zu lernen."
Faulkner antwortete mit zittriger Stimme: "Kommen Sie bitte endlich zum Punkt."
"Ja, natürlich, meine Geschichte", er brach in Gelächter aus, "hören Sie gut zu."
Er räusperte sich und begann: «David ich weiss, Sie sind ein Mann der See. Ein Freund, man könnte fast schon sagen ein Verwandter, war ebenfalls Matrose. Er war, leider, bedauerliche Umstände führten zu seinem frühen Ableben. Im April 1769 heuerte er auf einem Walfänger an, der «Freya». Eine Grönlandfahrt ist ein lohnenswertes, aber eben auch sehr riskantes Unterfangen. Das wusste der junge Matrose genauso gut wie Sie und ich es heute wissen, seinen Tod könnte ich verkraften, was aber danach mit ihm passierte, belastet meine Seele seit dreissig Jahren."
Faulkner unterbrach ihn: "Hören Sie auf, ich kann mir schon jetzt denken um was es geht, es…"
"Ruhe, augenblicklich, wenn Sie meine Geschichte noch einmal unterbrechen wird ihnen mein Freund Bulldog eine Kugel in den Kopf jagen, wagen Sie es also unter gar keinen Umständen. Noch ist ihr Schicksal nicht besiegelt."
Die Bulldogge grinste breit und legte eine Hand an den Griff des Revolvers.
Der Lord versuchte sich zu beruhigen und nahm einen grossen Schluck aus seinem Glas.
"Die Überfahrt nach Spitzbergen verlief so problemlos man es sich nur wünschen kann. Die Mannschaft macht sich also am Tag nach der Ankunft im hohen Norden an den Walfang. Dann kam es zur Katastrophe, ein Sturm zog plötzlich auf und eine Gruppe junger Männer konnte mit ihrem kleinen Walfangboot nicht mehr zur «Freya» zurückkehren. Die meisten starben noch während des Sturms, die See verschluckte ihre Seelen für immer. Vier Männer überlebten. Zwei Engländer und zwei Deutsche. Die Männer waren nun also auf hoher See alleine, abgetrieben vom Sturm, viele Seemeilen von der nächsten Landmasse entfernt. Ihnen blieb nichts anderes übrig als umher zu treiben und zu hoffen, dass ein anderer Walfänger sie findet. Bald plagten sie Hunger, Durst und Halluzinationen. Einer der Deutschen starb schon nach wenigen Tagen, er war schon zuvor geschwächt gewesen. Man bestattete ihn zur See. Doch der Hunger wurde immer grösser. Das Regenwasser, welches sie auffingen ging zur Neige. Es kam zu einem Streit. Einer der Engländer hatte schon Bekanntschaft mit dem Deutschen gemacht. Die beiden hassten sich. So kam es zu einem Streit, der mit dem Tod des Deutschen endete. Sie zögerten mit der Bestattung. Dieser Hunger war kaum auszuhalten. Also assen sie ihn auf und hinterliessen nur die Knochen."
Der Lord machte eine lange Pause und schaute Faulkner tief in die Augen. Dieser konnte dem Blick nicht standhalten. Er begann zu schwitzen.
"Da sassen sie also vor einem Knochenhaufen. Und wieder wurden sie hungrig. Der eine Engländer war grösser, stärker und älter als der andere. In der Nacht nahm der Ältere sein Messer und schnitt dem Jungen die Kehle durch. Er begann damit auch ihn zu essen. Einige Tage später passierte das Unglaubliche, ein Walfänger, die «Daisy», sichtete ein einsames Boot auf hoher See und eilte zur Rettung. Das Bild, das sich ihnen zeigte war grausam. Der einzig verbliebene Matrose in einem Haufen aus Knochen, Fleisch und Blut. An Land zog man ihn vor Gericht. Unter Beachtung der Situation und dem Fehlen von Beweisen eines tatsächlichen Mordes, wurde er nicht verurteilt. Er wurde daraufhin bald Kapitän eines eigenen Schiffes und verdiente ein Vermögen durch den Walfang. Dann ging er in den Ruhestand und glaubte er müsse nicht bezahlen für seine Taten».
Faulkner schluckte. Er war wieder bei vollem Bewusstsein. Der Lord schwieg.
"Ich kann Ihnen nur sagen, wie leid es mir tut, es war eine aussergewöhnliche Situation und ich versuchte nur, zu überleben."
"Überleben, ja, wer will das schon nicht. Nun, kommen wir zu meinem echten Namen und meinen Absichten. Ich heisse Joe Reynolds, Francis Murphy kam als Jugendlicher in meine Obhut. Ich will nur etwas wissen, Faulkner, haben sie meinen Sohn getötet?"
"Nein, das habe ich nicht ich schwöre auf alles was mir heilig ist."
"Aber den Deutschen haben Sie kaltblütig abgestochen?"
"Es war ein Streit, glauben Sie mir, Murphy war schwach, er hatte Meerwasser getrunken. Eines Morgens wachte er nicht mehr auf."
"Gut."
"Dann lassen Sie mich am Leben?"
"Nein, wie könnte ich, nichts wird ihre Unschuld je beweisen."
"Ich bitte Sie, das könne Sie nicht tun."
Reynolds musterte ihn ausdruckslos, danach verliess er das Haus ohne ein weiteres Wort. Bevor er die Türe schloss hörte er wie Faulkner weiter bettelte. Dann hörte er den Schuss. Dann hörte er nichts mehr.

 

Hi Eduin,

schöne Geschichte. Ich lese gern historische Geschichten. Vielleicht kannst du diese an der einen oder anderen Stelle noch etwas ausbauen (Details)? Was haben die Leute an? Wie sieht das Wohnzimmer aus, worin sie sitzen. Vielleicht das Ende etwas länger? Nach dem "Nein" geht es sehr schnell. Vielleicht bettelt er oder schwitzt er etwas länger? Nachfolgend noch ein paar kleinere Anmerkungen. Ingesamt finde ich deine Geschichte gut gelungen.

LG
Asha Anderswo

«Ich glaube mein Anliegen ist momentan wichtiger als das Ihrige».
evtl. Komma nach "Ich glaube,...."

«Wenn Sie nicht sofort von hier verschwinden, ... zeige Ihnen wie man mit Unholden auf dem Land umgeht».

Es ist nicht ganz klar, warum "auf dem Land". Ist der Belästiger auch ein Matrose?
Vielleicht ein besseres Wort als Unhold? Ich denke, dabei an die deutsche Übersetzung von Frankenstein. Unhold würde, so denke ich, eher eine Frau sagen. Ein erfahrener Matrose sagt vielleicht etwas Härteres?

... vom Mantel des Mysterium gedeckt
"Mantel des Schweigens" wäre der gängige Begriff. MdM klingt etwas hochgegriffen, kommt jetzt ein Zaubertrick?

David Faulkner konnte ausser einer leichten Kopfbewegung keine körperliche Reaktion auf das eben Gesagte von sich geben.
Evtl. noch "Er war wie gelähmt.".
Ich finde eine Verneinung so spät im Satz irgendwie problematisch.
Evtl. "D.F. war nicht in der Lage..."

«Es ist noch zu früh um mit der Geschichte anzufangen, ich werden mir einen Drink besorgen, während mein guter Freund Bulldog die Aufsicht übernimmt».
Weiß er, wo die Bar ist? Oder fragt er nach? Oder wird er vielleicht etwas "frech"? "Sie erlauben, wenn ich mir einen ihrer Drinks genehmige?"

Bulldogge ... trat ein. .... Beim Öffnen seines Jacketts entblösste er eine Pistole.
Bei so einem Typen wäre eine Waffe ganz nett, die auf seine Körperlichkeit setzt, eine Keule, ein Totschläger, eine Axt. Pistolen sind was für Gentleman, wobei Bulldogge offentsichtlich keiner ist. ;-). Ergänzung: Jetzt nach dem ich den Schluss gelesen habe, macht eine Pistole vielleicht auch Sinn. Aber würde ein Mord am hellichten Tag, nicht eher lautlos mit dem Messer an der Kehler durchgeführt werden?

...ich freue mich sehr Sie endlich kennen zu lernen».
Komma nach "freue mich sehr"

«Ja natürlich meine Geschichte»,
mehr Kommas: z. B:. "Ja, natürlich, meine Geschichte"

Er war, leider.
Evlt. etwas deutlicher das "war" betonen.
z. B. "Leider muss ich sagen, er war und nicht er ist."

«Ruhe, augenblicklich, ...
Evtl. "Schweigen Sie."

Einer der Engländer kannte den Deutschen und er hasste ihn.
Nicht ganz klar in der Formulierung. Kannte er ihn von früher?
Zwei Sätze daraus machen. ...."Er hasste ihn."

Sie zögerten mit der Bestattung. Der Hunger.
Da fehlt etwas. z. B. "Da war dieser Hunger. Dieser unschierbare Hunger."

«Ich kann Ihnen nur sagen (,) [wie leid es mir tut, (.) es war eine aussergewöhnliche Situation und ich versuchte nur ((,)) zu überleben».
Kommas. Evtl. mehrere Sätze. Statt außergewöhnlich vielleicht "ernste" Situation.

 

Vielen Dank für deine Rückmeldung. Ich habe die Fehler kurz korrigiert und werden mich später nochmal an die Geschichte setzte, um sie noch ein bisschen auszubauen. Ich werde noch offensichtlich machen, dass sich das Haus auf dem Land befindet und sehr abgelegen ist. Den Schuss wird also niemand hören.
Danke und freundliche Grüsse
Eduin Bulsara

 

Hallo @Eduin Bulsara,

die Übertragung vom Textbearbeitungsprogramm in das Forum zerschießt leider oftmals die Formatierung. Auch bei dir ist das passiert, weshalb du jetzt haufenweise Absätze im Text hast, die da nicht hingehören.

Noch eine Sache:

«Sie erlauben, dass ich eintrete»?

Du nutzt die "französischen Anführungszeichen". Das ist in deutschen Texten eher ungewöhnlich. Vielleicht möchtest du das auch noch mal überarbeiten? Vielleicht gefallen sie dir ja aber auch, dann hab ich nichts gesagt.
Aber: Satzzeichen innerhalb der wörtlichen Rede gehören vor das abschließende Anführungszeichen, nicht hintendran. Das zieht sich durch die ganze Geschichte.

Aber erst mal genug Grammatik, da gäbe es noch einiges andere, was überarbeitet werden müsste. Mal zum Inhalt:

Der Mann, der an diesem Abend im Herbst 1799 am Haus des ehemaligen Matrosen David Faulkner anhielt, um eine Geschichte zu erzählen, griff in seine Tasche und zog ein in Äther getauchtes Taschentuch hervor. Er drückte es in das Gesicht des Hausherrn und zog den verwirrten Mann in den Korridor des kleinen Gebäudes. Im grosszügig eingerichteten Wohnzimmer setzte er ihn auf dem Ottomanen ab.

Das ist mit zu einfach. Die hatten sich ja schon unterhalten, er schleicht sich also nicht an Faulkner heran. Wie kann ich mir das dann vorstellen? Er greift in die Tasche, zieht das in Äther getauchte Taschentuch heraus, geht gemütlich auf Faulkner zu ... Wahrscheinlich eher nicht. Entweder überwältigt er ihn, Faulkner versucht noch sich zu wehren, schlägt um sich, oder das Ganze geschieht blitzschnell. Aber das musst du, der Autor, beschreiben, es ist nicht die Aufgabe des Lesers, die Sache glaubwürdig zu gestalten.

Ich erlaube mir nun mich vorzustellen, mein wahrer Name wird aber vorerst, ebenso wie der Grund meines Aufenthaltes hier, nicht weiter wichtig sein, bis zur Enthüllung dieser wird es genügen, wenn Sie mich Lord Ricochet nennen».

Du parodierst hier einen Stil, der heutzutage nicht mehr geläufig ist. Heute reden Menschen in der Literatur in der Regel so, wie sie es nun mal tun. Ich kann damit leben, dass du das tust, diese alten, hochgestochen daherkommenden Geschichten haben ja auch ihren Reiz. Nur, wenn du das tust, dann muss das für mein Empfinden auch wirklich versiert wirken, und hier frage ich mich zum Beispiel, worauf sich das "dieser" bezieht - auf ... Name und Grund wohl ... Trotzdem ergibt es keinen Sinn.

«Ruhe, augenblicklich, wenn Sie meine Geschichte noch einmal unterbrechen wird ihnen mein Freund Bulldog eine Kugel in den Kopf jagen, wagen Sie es also unter gar keinen Umständen. Noch ist ihr Schicksal nicht besiegelt».

Ich bin eigentlich gar nicht uninteressiert, zu erfahren, was hier los ist, ich finde nämlich einiges ansprechend an der Geschichte. Den Titel zum Beispiel, und ja, eben den Versuch, diesen alten Stil zu imitieren. Aber die Umsetzung gefällt mir leider nicht, das klingt in meinem Ohren zu stümpferhaft parodiert, und so verkümmert der Lord zu einer Witzfigur, nicht zu einem glaubwürdigen Antagonisten.

Dann hat der Lord (theoretisch) seinen großen Auftritt, ein Monolog, der seine Beweggründe aufzeigt: Aber auch da mangelt es an sprachlicher Finesse. Und weil es ein Monolog ist, der an keiner Stelle unterbrochen wird, durch ein Schlucken von Faulkner beispielsweise, der langsam merkt, dass das Eis dünner wird, durch ein hinterhältiges Grinsen der Bulldoge oder dergleichen, das macht es mir schwer, ihn interessiert zu lesen, er wirkt so ... aus der Geschichte gerissen. Wie ein Zeitungsbericht.

Also, ja, du machst das ein oder andere richtig, ich mochte zum Beispiel die Atmosphäre, vor allem wohl auch die Tatsache, dass die Geschichte so auf alt gemacht ist. Leider machst du vieles aber auch noch eher weniger gut. Bleib dran, dann verschiebt sich das Verhältnis da hoffentlich sehr zügig, und ich bin gespannt, wie deine eigene, nicht parodierte Sprache dann klingt.

Liebe Grüße,
Akka

 

Hi @Eduin Bulsara

Und willkommen hier! Ein wenig wurde schon zur Zeichensetzung gesagt, ich wollte da noch einiges ergänzen. Da ich mir die entsprechenden Stellen schon heute Morgen rauskopiert habe, kann es sein, dass sich Anmerkungen doppeln. Bitte entschuldige das!

Zunächst einmal ist Dein Text voller Leerzeilen, wo doch ein einfacher Zeilenumbruch genügen würde. Also nicht so, wie ich das hier im Kommentar mache oder wie Du das in Deiner Geschichte machst. Literarische Texte sehen ja eher so aus:

"Blablalblalalblalbla", sagte er und nickte. "Blablablala."
Seine Gesprächspartnerin biss auf den Fingernägeln herum; der Nagellack war schon abgesplittert. Sie fragte: "Blablablala?"

Am nächsten Tag ...

Also keine Leerzeilen sondern einfache Zeilenumbrüche, außer es kommt zu Szenenwechseln. Wenn Du ein Buch aufschlägst, wird hoffentlich deutlich, was ich meine.

«Sie erlauben, dass ich eintrete»?

Ein durchgängiger Fehler ist, dass Du die Satzzeichen, die die wörtliche Rede schließen, hinter die Anführungszeichen packst. Das ist falsch. Hier z.B. kommt das Fragezeichen vor den Anführungszeichen. Es ist ein Teil der wörtlichen Rede. Das gleiche gilt im gesamten Text, und das kannst Du überall korrigieren.

«Wenn Sie nicht sofort von hier verschwinden, hole ich mein Gewehr und zeige Ihnen wie man mit Unholden auf dem Land umgeht».

Vor "wie" kommt ein Komma. Und der Punkt muss wieder vor dem schließenden Anführungszeichen stehen. Ich werde das nicht weiter anmerken; der Fehler zieht sich durch, und Du weißt ja jetzt Bescheid.

«Es ist noch zu früh um mit der Geschichte anzufangen, ich werden mir einen Drink besorgen, während mein guter Freund Bulldog die Aufsicht übernimmt».

Komma vor "um".

Während der Lord weiterhin in der Küche hantierte, erholte sich Faulkner wieder und ihm wurde bewusst in was für einer Situation er sich befand.

Komma vor "in was".

«David, lieber David, ich entschuldige mich für etwaige Unannehmlichkeiten und freue mich sehr Sie endlich kennen zu lernen».

Komma vor "Sie endlich". An der Stelle beginnt ein Infinitivsatz, das ist ein Satz, der aus "zu+Infinitiv" besteht. Wenn der Infinitivsatz nur aus diesen beiden Teilen (manche Leute erlauben außerdem Pronomen) besteht, dann kommt kein Komma vor dem Infinitivsatz. Besteht der Infinitivsatz jedoch aus mehr als diesen beiden Wörtern, dann wird ein Komma gesetzt. Beispiel:

Er beschließt zu gehen.
Er beschließt, nach Hause zu gehen.

In Deinem Text lautet der Infinitivisatz: "Sie endlich kennen zu lernen." Das ist offensichtlich komplexer, und deshalb wird ein Komma gesetzt. Auf diese Regel kannst Du insgesamt achten, Du machst häufig Fehler an Infinitivsätzen.

«Ja natürlich meine Geschichte», er brach in Gelächter aus, «hören Sie gut zu».

Komma vor "natürlich". "er brach in Gelächter aus" ist offensichtlich kein Redebegleitsatz. Ich würde das Ganze deshalb so schreiben:

«Ja, natürlich meine Geschichte!» Er brach in Gelächter aus. «Hören Sie gut zu.»

Das wusste der junge Matrose genauso gut wie Sie und ich es heute wissen, ich bedaure nicht seinen Tod an sich, sondern viel mehr die Umstände die dazu führten».

Komma vor "wie", "vielmehr" statt "viel mehr", Komma vor "die dazu führten".

Faulkner unterbrach ihn: «Hören Sie auf, ich kann mir schon jetzt denken um was es geht, es…».

Komma vor "um". Außerdem kommt vor den drei Auslassungspunkten ein Leerzeichen, wenn der Satz und nicht das Wor... abgebrochen wird. Der Punkt nach der wörtlichen Rede ist nicht mehr nötig, da der Satz ja schon mit drei Punkten endet. Satzzeichen sind keine Rudeltiere!

«Ruhe, augenblicklich, wenn Sie meine Geschichte noch einmal unterbrechen wird ihnen mein Freund Bulldog eine Kugel in den Kopf jagen,

Komma vor "wird", "Ihnen" groß.

Noch ist ihr Schicksal nicht besiegelt».

"Ihr" groß.

«Die Überfahrt nach Spitzbergen verlief so problemlos man es sich nur wünschen kann.

Knifflige Satzkonstruktion. Du hast zwei Prädikate (die habe ich unterstrichen). Das eine Prädikat steht am Satzende "kann", das andere ist ein zweites Satzglied "verlief", was darauf hindeutet, dass wir es mit einem Hauptsatz + angehängtem Nebensatz zu tun haben. Du lässt allerdings das Wort weg, das den Nebensatz einleitet: "Die Überfahrt ... verlief so problemlos, wie man es sich nur wünschen kann." In der wörtlichen Rede geht diese Auslassung, Du stellst Dir halt nur selbst ein Bein, weil die Stelle fürs Komma schwer zu finden ist. Es muss aber eins gesetzt werden, denn Haupt- und Nebensatz stehen auf Social Distancing. ;) Ich würde dazu tendieren, das Komma vor "so" zu setzen, bin mir aber unsicher.

Das reicht erstmal, muss wieder an die Arbeit. Im Folgenden hatte ich noch sehr viele Zeichensetzungsfehler, häufig auch an Satzgefügen, rausgesucht, dazu komme ich aber nicht mehr. Ich würde Dir empfehlen, Dir allgemein Zeichensetzungsregeln nochmal zu Gemüte zu führen. Da gibt es viel zu lernen!

Cheers,
Maria

 

Hallo Eduin,

"Sie erlauben, dass ich eintrete?"
"Nein, verschwinden Sie, ich habe zu tun."
"Ich glaube, mein Anliegen ist momentan wichtiger als das Ihrige."
"Was wollen Sie?"
"Ich möchte Ihnen eine Geschichte erzählen."
"Wenn Sie nicht sofort von hier verschwinden, hole ich mein Gewehr und zeige Ihnen wie man mit Unruhestiftern auf dem Land umgeht."
"Nun, ich glaube nicht, dass Sie dazu in der Lage sein werden."
Geistreicher, flinker Einstieg. Gefällt mir.

Der Mann, der an diesem Abend im Herbst 1799 in einer Kutsche aufs Land fuhr um den ehemaligen Matrosen David Faulkner in seinem Haus zu besuchen, trat näher an den Hausherrn heran und zog blitzschnell ein in Äther getauchtes Taschentuch hervor, das er dem überraschten Faulkner ins Gesicht drückte.
Funktioniert das eigentlich wirklich, also, wird man davon wirklich derart schnell ohnmächtig oder ist das doch nur ein Film-Topos?

Das flackernde Kerzenlicht warf einen grossen Schatten des Besuchers an die Wand,
"einen" Schatten finde ich disharmonisch. Den, würde ich sagen.

Faulkner war wie gelähmt, er konnte kaum auf das eben Gesagte reagieren.
"eben" würde ich streichen. Das wirkt hier als Füllsel und entkräftet den Satz.

Ruhe, augenblicklich, wenn Sie meine Geschichte noch einmal unterbrechen wird ihnen mein Freund Bulldog eine Kugel in den Kopf jagen, wagen Sie es also unter gar keinen Umständen.
Nach "augenblicklich" würde ich mir ein Ausrufungszeichen gönnen. Zumindest in meinem Kopf sollte das eher ein Ausruf sein.

Dann ging er in den Ruhestand und glaubte er müsse nicht bezahlen für seine Taten».
Du wechselst mittendrin die Anführungszeichen aber sooder gehören die hier hinter den Punkt.

Ich will nur etwas wissen, Faulkner, haben sie meinen Sohn getötet?
"nur eines wissen", würde ich sagen.

"Ich bitte Sie, das könne Sie nicht tun."
Auch hier: Mut zum Ausrufungszeichen.


Hat mir gut gefallen, dieses stimmungsvolle Seemannsgarn. ;) Der Spannungsbogen passt für mich, auch das Nebeneinander von Rahmenhandlung und Erzählung in der Erzählung.

Eins frage ich mich noch: Der vermeintliche Lord behauptet ja am Anfang, noch sei das Schicksal Faulkners nicht besiegelt. Lügt er da schlicht? Denn die Chance sich zu retten gibt er ihm ja (erkennbar) nicht.

Gern gelesen, runde Sache.

Schöne Grüße
Meridian

 

Hallo Eduin!

Mir gefällt die Geschichte sehr gut! Fand ich spanned, hat mich ins Geschehen gezogen, gut gemacht!

"Sie erlauben, dass ich eintrete?"
"Nein, verschwinden Sie, ich habe zu tun."
"Ich glaube, mein Anliegen ist momentan wichtiger als das Ihrige."
"Was wollen Sie?"
"Ich möchte Ihnen eine Geschichte erzählen."
"Wenn Sie nicht sofort von hier verschwinden, hole ich mein Gewehr und zeige Ihnen wie man mit Unruhestiftern auf dem Land umgeht."
"Nun, ich glaube nicht, dass Sie dazu in der Lage sein werden."

Der Anfang hat mich abgeholt und mir Lust gemacht weiterzulesen. Gut geschrieben.

Später in der Geschichte, als unbedingt noch ein Drink geholt werden musste, dachte ich mir: "Boah, mach schneller! Ich will wissen worüber die Geschichte handelt!", wirklich sehr ansprechend!

Die Erzählung mochte ich auch sehr gern, einzig und allein die letzten Sätze hätte ich mir anders gewünscht.

Reynolds musterte ihn ausdruckslos, danach verliess er das Haus ohne ein weiteres Wort. Bevor er die Türe schloss hörte er wie Faulkner weiter bettelte. Dann hörte er den Schuss. Dann hörte er nichts mehr.

Was bisher nicht erwähnt wurde, zumindest habe ich es nirgends entdeckt:
Dreimal in Folge "hörte" macht mir den Schlussteil etwas kaputt; das könntest du noch anders ausarbeiten. Mir kommt es vor, als eilst du zum Abschluss der Geschichte. Lass dir hier noch ein, zwei kurze Sätze Zeit.


Ich würde es in etwa so formulieren:
Bis die Tür ins Schloss fiel, hörte er Faulkner betteln. Nach einigen Schritten ertönte dann ein Schuss und Reynolds entfernte sich in Stille vom Haus.


Alles an allem eine schöne Geschichte, hab ich wirklich gern gelesen!

Schönen Tag!

CLL

 

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