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Der Letzte Akt

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06.05.2005
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Der Letzte Akt

Der Letzte Akt (Thema des Monats Juli)

Dunkelheit zwischen den Sternen. Leere zwischen den Planeten. Asteroiden wie Inseln. Himmelskörper in den Weiten des Alls.
Dazwischen: Metall. Hunderttausende kleine Objekte. Kugel- und Zylinderförmige, Scheibenförmige und Kombinationen davon. Ein kurzes Aufleuchten, wie ein Stern, hier und da. Kurskorrekturen. Mathematische Perfektion.
Der Äther voll Leben, Rauschen, tiefe Töne und schrille Klänge. Verschlüsselte Meldungen. Sonnenwind. Und Warten.
Dann, ein Blitzen am Horizont. Bewegung, tausend Sterne, zehntausend Sterne werden in einer einzigen Sekunde geboren. Verschlingen ihre Lebenszeit gierig. Supernovae überstrahlen den Himmel, die ewige Nacht. Ein Gewitter zieht auf. Vom Rand der Scheibe breiten sich dunkle Wolken aus, Blitze zucken und unsichtbarer Donner zieht durch das Nichts. Weitere Sterne entstehen, setzen sich in Bewegung, tanzen einen wilden Reigen des Todes im Ozean der Stille. Auch aus den Wolken entstehen Sterne, jung und rein. Suchen sich Tanzpartner in der Orgie der Vernichtung. Die Berechnungen stimmen.
Zeit vergeht, der Ball geht weiter. Die Gäste drängen die Gastgeber von der Tanzfläche, Stunde um Stunde, AE um AE.
Die Wolken haben sich gelichtet, das Gewitter sich verzogen, doch der Tod lauert noch immer. Ein Strahl, im Äther schreien Stimmen auf. Unverschlüsselt, echt, nah. Unruhe erfasst die Tanzenden. Die von der Sonne kommen schließen sich zu einer Gruppe zusammen, eine Sphäre der Macht, Sterne schützen Sterne, bilden eine Einheit.
Die Stimmen werden lauter, verstummen dann. Ein helles Licht, gar nicht weit entfernt. Es hält an, wird greller und greller. Eine Festung, Stein, Stahl, Seelen, vergeht.
Eine Einheit zieht los.
Das Licht erlischt, die Stimmen verstummen. Warten.

Eine blaue Kugel, weiße Akzente. Braune Kruste, grüne Flecken. Viele Lichter im sonnenlosen Dunkel. Ein Schild umspannt den Planeten, stark und doch durchlässig. Groß, wie schwarze Käfer, und doch klein wie Staubkörner, hängen die Teile des Schildes im Raum.
Da, ein Ring, von Pol zu Pol, gehalten von Seilen, die nach den Monden greifen wollen, sie doch nicht erreichen. Infrastruktur, ein Spinnennetz aus Perfektion. Silberne Fäden, lang, wunderschön.
Eine Einheit weniger, der Ball nähert sich dem Ende.
Das Orchester stimmt ein letztes Stück an. In Moll. Der Äther quillt über, Kreischen und Weinen, Stimmen der Vergangenheit, die Zukunft ist beschlossen.
Ein Strahl, der Tanz der immer zahlreicheren Gäste wird ruhiger. Sterne erlöschen, Frieden kehrt ein. Geometrisch perfekt ziehen Linien, Geraden, Bögen durch das All. Perfekte Kurse.
Dünne Fäden reißen, biegen sich unter der Hitze des unsichtbaren Ansturms. Das Spinnennetz bekommt Risse, fällt langsam auseinander. Zeitlupe. Unberührt von den Kräften des Lichts stehen die Käfer noch immer im All. Wartend, teilnahmslos.
Wolken kräuseln sich, verschwinden, explodieren nach außen weg und geben den Blick frei. Braunes Gestein, rot glühend, weiß in der Mitte. Eine Linie, dünn und doch tödlich. Brüllender Lärm, tobende Luftmassen.
Das Skalpell schneidet, die Operation dauert Stunden. Blut fließt, verkrustet und bricht wieder auf. Der Tod kommt näher, in tausendfacher Gestalt, die Sense unsichtbar, versteckt, doch schlagbereit.
Trägheit hält den Körper, zitternd und seinen Lebenssaft eruptierend, auf seiner Bahn, kein Weg zu entkommen. Man entflieht dem Schnitter nicht. Seelen beten, schreien oder sterben. Schwarze Käfer ruhen.

Ein letzter Aufschrei im Äther, die finale Attacke, der Befreiungsschlag missglückt. Kabel in Köpfen, blutende Nerven. Der Äther ist in der Hand des Feindes.
Unaufhaltsam holt der Schnitter aus. Eine Sense aus Feuer, erschienen aus dem Nichts, ausgespuckt von dunklen Mäulern, treibt auf das Blau zu. Millionen Boten des Todes; die Sense ist ihre Seele. Die Käfer warten, die Sense streift über die ersten hinweg. Hektische Aktivität bricht aus, die Sense wird attackiert, Käfer machen sich über Fliegen her, tödliche Hitze bekämpft die Überträger der nuklearen Seuche.
Niemand entkommt dem Tod. Die Sense dringt ein, reißt das Fleisch in einer grellen Explosion auf. Ein Crescendo der Vernichtung, Trommelschläge in der Atmosphäre, Wirbel, sterbende Käfer, ein brechender Schild.
Aus dem Nichts gesehen, geschieht es still, klanglos. Millionen sterben. Milliarden. Blau wird grau, braun wird schwarz. Grün gibt es nicht mehr. Sieg und Niederlage.

 

ja, nun. Mir fehlen selbst die Worte. Ich kann schwer einschätzen was ich hier fabriziert habe, auch wenn es Riesenspass gemacht hat und ich ein kribbeln beim Durchlesen gespürt habe.

Hoffe ihr spürt es auch :)

Danke an dieser Stelle an Dante für die Inspiration, Proteus hat bleibende Schäden hinterlassen, glaub ich *g*

 

sandnix,

das ist durchaus ambitioniert, was Du hier ablieferst. Das Thema ist klar: "Dein" Thema der Replikationsflotte, die hier einen Planeten attackiert. Als Dreingabe gibt's einen Orbitalring, eine parallele Schlacht in der Matrix usw. So weit so gut.

Insgesamt hatte ich den Eindruck, dass Du Dich noch nicht so ganz für eine Bildsprache entscheiden konntest. Besonders am Schluss wurde mir die Metaphorik etwas mittelalterlich, was dem technologischen Anfang des Textes etwas zuwiderlief. An vielen Stellen kannst Du vielleicht mit Kürzen etwas erreichen, vergleiche hier nochmal Dantes "Proteus", Du wirst sehen, was ich meine.
Wenn Du mehr Texte zum Vergleichen möchtest, kann ich Dir z.B. den Anfang von Greg Egans "Diaspora" empfehlen, aber Du wirst sicher eine Menge Beispiele im Kurzgeschichten-Bereich finden.

Keep trying, you will succeed!

 

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