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Der Magus im goldenen Mantel

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24.08.2003
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Der Magus im goldenen Mantel

Für Sven und Fabian

Die Stundenkerze war fast heruntergebrannt. Nur noch ein Fingerbreit, bis die Glocken läuten würden. Nur noch ein Fingerbreit, und dann würden die Besetzer ihre warmen Wachstuben verlassen und auf den Straßen patrouillieren, um sicherzugehen, dass die Bürger der Grenzstadt in ihren kalten Wohnungen hockten, wo sie hingehörten.
Sie presste die Hände ins Kreuz und drückte den Rücken durch. Ihre Beine waren von der Hüfte abwärts ein einziger Schmerz, und obwohl sie nicht mehr jung war und drei Kinder geboren hatte, trug ihr Hintern die Spuren der ungewollten Zuneigung zu vieler Betrunkener.
Gern hätte sie die Schenke ein paar Tage geschlossen, aber das ging nicht. Zu knapp war das Geld. Manchmal fragte sie sich, ob es irgendjemand merken würde, wenn sie plötzlich nicht mehr da wäre. Sie konnte die Gäste beinahe nach der Wirtin schreien hören und fragte sich unwillkürlich, ob irgendjemand hier ihren Namen kannte.
Der Schankraum war beinahe leer. Nur die Tomerú waren noch da, und ein einzelner, grauer Mann, der in der Ecke saß und in seinen leeren Bierkrug starrte.
Mit einem Seufzen griff sie nach dem Tablett und machte sich auf den Weg, um das schmutzige Geschirr und die leeren Krüge einzusammeln. Sie musste auch den grauen Mann nach Hause schicken, es war nicht gut, wenn er während der Sperrstunde hier aufgegriffen würde. Die Tomerú waren das Gesetz, und hier saßen sechs von ihnen am großen Tisch, vor sich stapelweise Bierkrüge.
Als sie vor ihm stand, stieß sie ihn sanft mit dem Fuß an und balancierte den Geschirrstapel aus, den sie trug. „Ihr müsst gehen, die Sperrstunde fängt gleich an.“
Der Mann hob den Kopf. Aus seinem grauen Gesicht sahen sie erloschene Kieselsteinaugen an. Solche Augen blickten aus zu vielen Gesichtern, auch aus dem in ihrem Spiegel. Mit einer müden Bewegung legte er ein Silberstück auf die Bank neben sich und erhob sich. Wie auf Kommando heulte der Wind draußen, und er wickelte sich eng in seine Kutte, bevor er die Tür öffnete.
Jetzt musste sie die Tomerú vor die Tür bitten. Es grauste ihr davor. Was, wenn sie nicht freiwillig gingen? Wenn sie nicht zahlten? Es gab niemanden, der es ihnen befehlen konnte.
Um sich einen kleinen Aufschub zu gönnen, ließ sie das schmutzige Geschirr in den Bottich mit dem nicht minder schmutzigen Wasser gleiten. Hoffentlich gingen sie, hoffentlich gingen sie gleich, ohne irgendetwas zu Bruch zu schlagen.
Die Kerze erlosch. Gleichzeitig begannen die Glocken zu läuten.
Die Tomerú ließen sich Zeit. Hoffentlich machten sie keinen Ärger, dachte sie, als einer von ihnen doch aufstand. Sein Stuhl scharrte, als er auf sie zuging. Sie versuchte, so zu tun als sei er nicht da, hauchte auf das Glas und rieb eifrig mit dem dreckigen Lappen daran herum, als würde das irgendetwas besser machen.
"Ich bin hier, um mein Angebot zu wiederholen, Wirtin", begann er. Sie sah auf, blickte ihm nicht in die Augen. Die Besatzer waren wie wilde Tiere, man durfte sie nicht herausfordern. "Heirate mich, und es wird dir deutlich besser ergehen als zuvor." Er hatte einen schweren Akzent, die Vokale waren dunkel, er rollte das R.
Sicher, das Angebot war nicht schlecht. Wenn sie es annehmen würde, hätte sie einen deutlich besseren Stand als vorher. Er könnte sie vor der Willkür der anderen Tomerú schützen. Der Preis war annehmbar, er war kein hässlicher Mann, trotz der seltsamen Form seiner Augen und den Hautunebenheiten, die sich bei ihm wie bei allen seinesgleichen an den Schläfen aus dem Haaransatz stohlen. Es gab Frauen auf den Straßen, die verkauften ihren Körper für ein Stück Brot oder ein Holzscheit, nur, um eine Nacht lang nicht hungern oder frieren zu müssen. Sie dachte an ihre Kinder. Würden sie es verstehen? Oder würden sie sie dafür verachten? Ihre Nachbarn würden das tun, so viel war sicher. Kollaborateure nannte man Leute, die sich mit den Tomerú einließen. Aber nach einem Lebensalter unter ihrer Herrschaft blieb vielen keine andere Wahl mehr.
Sicher, das Angebot war nicht schlecht. Aber irgendetwas ließ sie zögern. Ihr Mann war schon seit Jahren tot, im Winter hatte ihn die Schwindsucht geholt. Trotzdem zauderte sie. Warum nur? Worauf wartest du? Über deine besten Jahre bist du schon lange hinweg.
Trotzdem schüttelte sie den Kopf, sah weiterhin zu Boden. "Verzeiht mir, Herr, aber ich kann meinen Mann nicht vergessen. Ich habe ihn sehr geliebt." Das war eine Lüge. Aber sie wollte nicht.
Der Tomerú zuckte mit den Schultern und knallte ein paar Münzen auf die Theke. Er würde wieder fragen.
Der Mann ging zu seinen Kameraden zurück. Als er mit der Faust auf den Tisch schlug und einen Befehl in ihrer rauen, kehligen Sprache bellte, erhoben sie sich und machten sich bereit, die Schenke zu verlassen. Breitbeinig, mit Schubsen und Drängeln, stolzierten sie zur Tür. Ihr wurde beinahe übel vor so viel prahlerisch zur Schau gestellter Männlichkeit. Der Gestank von Konkurrenz hing in der Luft, er blieb auch noch einige Herzschläge, als die Besetzer schon gegangen waren. Sie wusste, Lüften würde wenig dagegen helfen. Nur die Wärme würde entweichen. Er würde ihnen gleich von selber folgen, wie ein Hund, der seinem Herrn hinterherrennt.
Sie musste doch ein bisschen lüften, dachte sie, während ihre Hände Teller abspülten. Nur ein paar Minuten, während sie die Holzscheite für den nächsten Tag aufschichtete. Sie hatte manchmal darüber nachgedacht, ob die Leute hierherkamen, weil es warm war, oder weil das Bier so gut war. Es würde wohl das Bier sein.
Obwohl die Tomerú oft genug gingen, ohne ihre Getränke und ihr Essen zu bezahlen, kam sie gut über die Runden. Sicher, sie wünschte sich schon lange ein paar neue Röcke, und Tams Schuhe waren schon ganz durchgelaufen, nachdem bereits ihre beiden großen Brüder sie getragen hatten, aber eigentlich konnte sie nicht klagen. So vielen anderen ging es schlechter als ihnen. Und mit Tams Schuhen - vielleicht, wenn sie dem Sattler das eine oder andere Bier nicht in Rechnung stellte, vielleicht würde er dann noch einmal eine neue Sohle darunternageln. Auch, wenn das Leder langsam knapp wurde, seit die Tomerú das Vieh der Bauern von ihren Weiden holten und es sonstwohin fortschleppten...
Sie fegte die Schankstube und machte sich dabei Gedanken über den Sinn ihres Tuns. Morgen Abend wäre sowieso alles wieder dreckig. Morgen würden sie wieder kommen, hart arbeitende Bauern und verarmte Kaufleute, um die Trostlosigkeit ihres Lebens in einem Becher ihres berühmten Biers zu ertränken. Sie würden hier sitzen bis zur Sperrstunde, und am nächsten Abend müsste sie wieder aufräumen und fegen. Es war eine sinnlose Arbeit, sie war dazu verdammt, sie jeden Abend zu wiederholen. Das Abspülen der Krüge im Wasser, das davon nicht sauberer würde - wenn doch nur eins der Kinder alt genug wäre, ihr dabei zu helfen, aber ihr Ältester zählte erst zehn Sommer, und zu der Zeit, wenn das Wasser wirklich schmutzig wurde, schlief er längst. Sie hatte den Schankraum schon lange nicht mehr geschrubbt, fiel ihr auf, und sie seufzte. Aber am Ende eines langen Tages brachte sie es nicht mehr über sich, neues Wasser zu holen, und auf die Knie konnte sie sich schon gar nicht mehr niederlassen, dazu taten sie zu weh. Und sogar wenn sie alles blitzblank schrubben würde, am nächsten Tag würden hunderte von Füßen ihren Dreck hier hineintragen, und die ganze Arbeit wäre Vergangenheit, nur eine weitere sinnlose Geste.
Sie stand gerade vor dem Kamin und kratzte die Asche zusammen, damit das Feuer in Ruhe herunterbrennen konnte, als sich hinter ihr die Tür öffnete.
„Wir haben geschlossen, es ist Sperrstunde“, sagte sie und kehrte ein paar Rußflocken näher an die Glut.
„Bitte, ich brauche eine Unterkunft für die Nacht“, antwortete der Neuankömmling. Seine Stimme war dunkel und rau.
„Dies ist kein Wirtshaus, nur eine...“ Sie drehte sich um. Als sie den Mann in der Tür erkannte, fiel sie auf die schmerzenden Knie. „Verzeiht bitte, mein Lord, ich wusste nicht...“ Ihre Stimme versagte.
Der Mann trug einen Mantel, der schimmerte, als sei er aus Gold, und aus seinen blauen Augen strahlte ein helles Feuer. Sein schwarzes Haar war lang, er trug einen sorgfältig ausrasierten Vollbart.
„Steh auf, gute Frau, es gibt keinen Grund, vor mir zu knien.“ Er schloss die Tür hinter sich und sah sich prüfend um.
Sie versuchte, den Schankraum mit seinen Augen zu sehen. Wie schäbig und heruntergekommen musste alles auf ihn wirken – die abgewetzten Holztische mit den eingeschnitzten Sprüchen, die blankgesessenen Bänke und Stühle und sie, in ihrem fleckigen Kleid mit ihren groben, abgearbeiteten Händen.
Er lächelte ihr zu, fast, als hätte er ihre Gedanken gelesen. „Mach dir keine Sorgen... wie ist dein Name, Wirtin?“
„Gwen“, hauchte sie und wunderte sich, dass sie überhaupt ein Wort hervorbrachte.
„Nur Gwen?“
„Meine Eltern nannten mich Gwenhywar. Aber mein Mann sagte, das sei ein zu großer Name für eine kleine Schankmaid. Und dann starb er und ich wurde Wirtin und blieb Gwen.“ Verdammt, sie plapperte! Aber man stand nicht oft einer lebenden Legende gegenüber.
„Hast du Kinder, Gwen... Gwenhywar?“, fragte er, während er einen der wenigen gepolsterten Stühle heranzog und sich an den großen Tisch setzte. Sie nickte, während sie hastig die Fenster schloss. Das Feuer! Es würde herunterbrennen, und dann müsste er frieren. Schnell beförderte sie einige neue Holzscheite auf die Glut. Funken stoben auf.
„Gwen, hast du etwas zu essen für mich? Ich bin weit gereist und es ist kalt draußen. Ich würde mich auch über etwas heißen Wein freuen.“
„Verzeihung, Magus, aber es ist schon spät. Die Sperrstunde ist bereits angebrochen, und ich habe nur noch einige Reste übrig.“
„Das macht nichts. Wenn du sie mir aufwärmen willst, würde ich mich sehr freuen.“
Gwen eilte in die Küche. Wo waren die Bratkartoffeln? Hier... Wenn sie jetzt noch ein Huhn schlachtete, würde es zu lange dauern, aber vielleicht in der Speisekammer... ja, da hingen noch die Hühnerkeulen von dem Tier, das am Dienstag in der Suppe gelandet war. Sie nahm sie vom Haken, eilte damit zum Bratrost und trat auf den Blasebalg, hoffte, dass noch Glut in den Kohlen wäre.
Nichts geschah, also eilte sie in den Kohlenkeller, holte eine große Schaufel Kohlen und fachte hastig das Feuer an. Es dauerte nicht lange, da waren die Hühnerkeulen gebraten und die Bratkartoffeln aufgewärmt. Sie sah sich hektisch nach etwas Gemüse um – sicher war der Magus Besseres gewohnt! Da, ein Apfel. Konnte sie ihm den Apfel anbieten? Ja, der war noch gut, ein schöner, süßer Winterapfel, einer der letzten des Jahres.
Der Wein, sie hatte den Wein vergessen! Rasch nahm sie den Bratrost von der Glut und ersetzte ihn durch einen Topf, den sie an den eisernen Dreifuß hängte. Sie goss etwas von ihrem besten Wein hinein und erhitzte ihn, bis er zu dampfen begann, dann goß sie ihn in den größten sauberen Krug in Reichweite und eilte, beladen mit dem Teller, dem Apfel und dem Weinkrug, zurück in den Schankraum.
Sie stellte den Teller vor ihrem hohen Gast ab, reichte ihm den Krug und legte den Apfel auf den Tisch. Der Magus dankte ihr höflich, aß dann aber mit kaum verhohlener Gier.
Gwen drückte den Rücken durch, der wieder zu schmerzen begonnen hatte. „Ist das Essen nach Eurem Geschmack? Sicher seid Ihr Besseres gewohnt.“
Der Magus winkte ab. „Sicher, Eure Schenke ist keine Bergfestung. Aber es wird genügen.“
Aufatmend ging Gwen zurück in die Küche und füllte sich auch einen kleinen Becher mit dem heißen Wein. Es war ein Festtag heute! Den heißen Becher routiniert von einer Hand in die andere wechselnd eilte sie zurück in den Schankraum, falls der Zauberer noch etwas von ihr wünschte.
Als ihr Gast die Mahlzeit beendet hatte, wischte er sich mit dem Handrücken über den Mund und wandte sich Gwen und dem Wein zu. „So ist mein Ruf schon bis hierher gedrungen. Ich hatte gehofft, hier wäre ich vielleicht unbekannt.“
Sie schüttelte den Kopf. „Ihr seid überall berühmt, Meister. Ihr habt schon tausend Königen gedient, Euer Mantel ist aus Gold und Eure Augen aus Feuer. Ihr wart nicht schwer zu erkennen.“
Er runzelte die Stirn, tastete nach dem Rand seines Mantels. „Ja, vielleicht hast du Recht und der Mantel ist wirklich etwas auffällig. Aber weißt du... was weißt du über Foki, Gwenhywar?“
„Nun... meine Eltern haben immer davon geträumt, dass ich einmal eine Zauberin werden könnte. Aber ich besitze nicht das geringste magische Talent. Es war ein schwerer Schlag für sie, als sie es erfuhren. Ist der Mantel einer Eurer Foki?“
„Ja, so etwas Ähnliches.“ Der Magus nahm einen tiefen Schluck Wein und seufzte auf. „Das ist ein wirklich guter Tropfen. Sei bedankt!“
Sie lächelte schüchtern. „Für solch einen großen Mann wie Euch ist nur der beste Wein gut genug!“
Er schüttelte lächelnd den Kopf. Verglichen mit dem geilen Grinsen ihrer üblichen Gäste oder dem anbiedernden Lächeln derer, die sich eine gute Partie erhofften, strahlte sein Lächeln so viel Güte und Liebe aus, dass sie es am liebsten für immer festgehalten hätte.
„Wie seid Ihr Magus geworden?“, fragte sie schüchtern, hinein in das Schweigen.
Der Magus schreckte aus seinen Gedanken auf. „Hm? Ach, das! Nun, ich wurde entdeckt, als ich noch ein ganz kleiner Junge war. Das ist sehr lange her. Damals war die Welt eine andere, das Land war nicht besetzt, und der König war ein richtiger König, mit Macht und Magie. Heute“, er brach ab, seine Stimme färbte sich bitter und seine leuchtenden Augen flackerten für einen Moment, „sitzt ein Kind auf dem Thron, das von den Tomerú manipuliert und gelenkt wird.“
Gwen nippte an ihrem heißen Wein. Er rann süß und stark die Kehle hinunter und hielt sich nicht lange in ihrem Magen auf. Beinahe konnte sie seine Wärme in ihren Adern pulsieren fühlen. Warum trank sie so etwas nicht öfter? Der Wein war so warm, und die Welt so kalt.
„Weißt du – man sagt ja immer, früher war alles besser, aber das war es nicht. Ganz früher waren die Zeiten hart und grausam. Damals - Die Zeit, bevor die Tomerú gekommen sind, war es schon. Damals hatten fast alle genug zu essen. Weißt du, wie sie nach Gatherien gekommen sind?“
Sie wusste es natürlich nicht. Sie waren schon bei ihrer Geburt hier gewesen. Die Leute auf der Straße schimpften auf sie, wenn es niemand hörte, nannten sie Besetzer und Fremdlinge, aber das waren sie nicht. Die Väter ihrer Großväter hatten sich noch erinnert, an eine Zeit ohne Tomerú, und sie waren längst tot.
Der Magus sah nicht so alt aus, aber das täuschte wohl. Alle Magier aus den alten Geschichten waren sehr langlebig – anders als jene, die die alten Geschichten erzählten, denn die Tomerú hatten es verboten.
„Es lebte einmal ein König, dessen Name war Brand. Er war weise und gerecht, deshalb war er ein König des Friedens. Eines Tages erschien in den Ländern im Westen ein junger Mann namens Fax. Nachdem alle Söhne des Königs unter seltsamen Umständen den Tod gefunden hatten, folgte er seinem Onkel auf den Thron. Einige waren beunruhigt, aber es hatte seit Menschengedenken keinen Krieg mehr gegeben, und nur noch wenige Männer standen unter Waffen." Der Zauberer nahm einen Schluck Wein. Seine Stimme war wie eine warme Decke, auch, wenn sie von schlimmen Dingen erzählte, war es Gwen doch einerlei, sie hätte ihm die ganze Nacht zuhören können.
"Zuerst streckte Fax seine gierige Hand nach den Gebirgsländern aus. In seiner Eigenschaft als König stattete er dem dortigen Herrscher viele Besuche ab, und irgendwann erkrankte dieser schwer. Sein einziger Sohn folgte ihm auf den Thron, aber er starb an Lebensmittelvergiftung." Er blickte vielsagend in seinen Weinkelch, und einen Moment lang wurden seine blauen Augen dunkel.
"Nun, Fax bot sich selbstlos dazu an, die Herrschaft über die Gebirgsländer zu übernehmen. Erpressung und Bestechung ebneten ihm den Weg zur Krone, und schnell war er der Herrscher des zweiten Landes. Nun hob er Armeen aus, alle Männer, die mehr als vierzehn und weniger als siebzig Sommer gesehen hatten, wurden einberufen und mussten kämpfen, ob sie wollten oder nicht. Die Weisen warnten. Aber man hörte nicht auf sie. Es ist eine zweifelhafte Befriedigung, hinterher sagen zu können, dass man ja alle gewarnt habe, aber es war das einzige, was ihnen noch blieb.
Als nächstes fiel das Inselreich."
Der Magus nahm einen weiteren Schluck Wein und schloss die Augen. Gwen konnte sehen, wie sich die feinen Härchen auf seinem Handrücken aufstellten.
"Wie du sicher weißt, ist das Inselreich nicht weit von hier entfernt, nur ein Stück den Fluss hinunter, immer gen Süden. Und Gatherien war früher eine reiche Provinz, die Kornkammer des Kontinents. Im Sommer stand das Getreide mannshoch auf den Feldern, und die Trauben waren so groß wie Taubeneier. Aber dann kamen die Tomerú. Zuerst waren es nur kleine Grüppchen, die zu wenigen unterwegs waren. Und überall, wo man sie traf, provozierten sie Ärger. Sie forderten Bauern zu Duellen heraus, brannten Scheunen nieder und ließen hier und dort ein wenig Vieh verschwinden. Die Bauern berichteten König Brand davon, aber er war ein König des Friedens und glaubte nicht, dass sie ihm Böses wollten. Sie beschränkten sich nicht lange auf die Bauern. Sie verbreiteten Unruh, forterten Adelige wie Kaufleute, erpressten hier ein bisschen Schutzgeld und ließen dort ein paar Unfälle zustoßen. Nie gab es eine legale Handhabe gegen sie, nie Beweise, niemals Zeugen. Bei einem dieser Unfälle starb sein Bruder. Das rüttelte ihn auf, unseren König, und er begann, Truppen auszuheben. Aber längst war es zu spät. In jeder Armee dienten die Tomerú, jeder verantwortungsvolle Posten war von ihnen besetzt, denn sie apellierten an die niedrigsten Beweggründe der Menschen. Sie bestachen und bedrohten sie, bis sie dort waren, wo sie hinwollten - an allen wichtigen Schaltstellen im Land."
Ein weiteres Mal wanderte der Becher an seine Lippen. Winzige Weintröpfchen verharrten einen Moment an den Spitzen seiner Barthaare, bis er sich mit dem Handrücken über den Mund wischte. "Stell dir nur vor, Gwen - wohin die Menschen damals auch kamen, überall waren sie. Die Tomerú hatten eine Frau geschändet? Sie konnte keine Genugtuung fordern, denn jeder, bei dem sie sich beschwerte, arbeitete bereits für den Feind. Und irgendwann schließlich kamen sie zur Burg von König Brand, des Nachts, mit geschwärzten Gesichtern und gepolsterten Rüstungen. Man hatte die Wachhunde vergiftet, die Posten waren bestochen oder wurden umgebracht. Ungehindert gelangten sie ins Schlafgemach der königlichen Familie, und alle bis auf eine Marionette wurden abgeschlachtet." Seine Stimme klang bitter. "Ich musste fliehen. Die Menschen hier singen immer noch mein Lied, aber die Tomerú kennen es nicht.
„Konnte niemand etwas dagegen tun?“, fragte Gwen.
Der Magus schüttelte den Kopf. „Jeder, der die Stimme erhob, wurde hingerichtet.“
Sie seufzte. „Und jetzt sind sie hier, und das Volk leidet.“ Wie gern hätte sie etwas daran geändert, die Tomerú aus dem Land gejagt, aber wer konnte schon wissen, wie das gehen mochte? „Warum setzt Ihr nicht Eure Macht gegen sie ein, Magus?“
„Meiner Macht sind Grenzen gesetzt. Nicht einmal ich kann sie alle fortjagen. Und sogar wenn ich es könnte, es würden doch wieder neue kommen. Ach Gwenhywar, wenn doch die Menschen erkennen würden, dass sie alle auf derselben Seite stehen! Wenn sie nur auf ihre Herzen hören würden, die ihnen sagen, was Recht ist und was Unrecht, dann würden sie erkennen, dass sie gar nicht so weit voneinander entfernt sind, dass sie alle Brüder und Schwestern sind, weil sie alle gleich sind vor den Tomerú. Aber das tun sie nicht.“
Er seufzte. Seine wunderbaren Augen waren dunkel.
„Wenn alle zusammen gegen sie kämpfen würden, jeder Einzelne, dann müssten sie fallen...“
Sie sah in seine Augen, sah kleine braune Flecken vor dem leuchtenden Blau und fragte sich, ob der Mann sie verzaubert hatte. Sie verspürte den Drang, ihm zu helfen. Sie wollte, dass die Tomerú verschwanden, dass Fax gestürzt wurde und dass wieder ein richtiger König über das Land herrschen würde, damit es den Leuten wieder gutging...
Der Zauberer sah erschöpft aus, als hätte das Gespräch über das, was im Land im Argen lag, ihn all seine Kraft gekostet. Und tatsächlich sagte er: „Ich bin müde, Gwenhywar. Hast du ein Bett für mich?“
Sie nahm seine Hand und führte ihn in die Kammer, in der das Ehebett stand. Seit dem Tod ihres Mannes schlief sie allein, und in dieser Nacht würde sie es ihrem Gast überlassen. Sie hätte sowieso nicht schlafen können, sie war zu aufgewühlt.
Was würde sie morgen ihren Kindern erzählen? Würden sie ihr glauben, dass sie mit dem größten Magier seit Menschengedenken hier zusammengesessen und heißen Wein getrunken hatte? Niemand würde ihr glauben, sie würde es für sich behalten.
Als der Magus sich zur Ruhe begeben hatte, trat sie vor die Tür der Schenke und schaute zum Himmel empor. Hinter der kleinen Wolke, die ihr Atem erzeugte, funkelten tausend silberne Sterne, die ihr eine bessere Zukunft versprachen.

Sie hatte den Magus am nächsten Morgen nicht mehr angetroffen. Er war bei Nacht und Nebel verschwunden, hatte nur ein paar Goldstücke zurückgelassen. Aber irgendetwas war anders an diesem Morgen, vielleicht kehrte der Frühling zurück – Zeit dafür wäre es. Sie öffnete noch einmal die Fenster. Draußen schien die Sonne, die Pflastersteine glänzten, frisch gewaschen von einem nächtlichen Regen. Es waren keine Tomerú zu sehen, und fast war es, als wäre das Leben zum ersten Mal schön und sorgenfrei.
Summend fegte sie noch einmal durch den Schankraum. Den Becher, aus dem der Zauberer heute Nacht getrunken hatte, hatte sie sorgfältig in ein Tuch gewickelt und ihn in ihrer Kleidertruhe versteckt. Als der erste Zecher kam, war es bereits Mittag, deftiger Speck brutzelte auf dem Herd, daneben kochte ein Topf mit roten Bohnen und Kartoffeln. Er begrüßte sie mit „Ho, Wirtin!“
Sie stemmte die Arme in die Seiten und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. „Burkas, ich heiße Gwenhywar! Merk dir das gefälligst...“

 

Hallo Arinema,
danke für die Kritik und fürs Loben. Ich werde mich an den Anfang nochmal dransetzen und gucken, ob ich ihn noch ein bisschen lebendiger gestalte (oder mehr Absätze reinsetze ;)), so passiert nicht viel. Mal sehen, ob es irgendeine elegante Methode gibt, das zu ändern.
Den Tippfehler werd ich sofort korrigieren. Ich wollte den Text ursprünglich in der dritten Person schreiben, war dann aber kurz Kaffee holen und habe die ersten paar Sätze anschließend in der ich-Form weitergeschrieben. Eigentlich peinlich, sowas... :shy: Vor allem hab ich es anschließend hundertmal durchgelesen, um die Personalpronomen zu korrigieren...

gruß
vita
:bounce:

 

der mich überredet hat, nochmal von vorn anzufangen.
noch mal
Sie waren schon bei ihrer Geburt hiergewesen.
hier gewesen
anders als jene, die die alten Geschichten erzählten, denn die Tomerú hatten es verboten.
:thumbsup:
Hi vita,
also, vom Stil her voll perfekt, find ich.
Aber vom Inhalt ... also, es is für mich nichts Neues ... schon zu oft gehört, wenn du verstehst.
Aber der Stil, der Stil. Klasse.
:heilig: Bruder Tserk

 

Hallo Tserk,
danke fürs Fehlerfinden, die zwei wären mir glatt entgangen. Eigentlich benutze ich auch gar nicht irgendeine Rechtschreibung sondern schreibe so, wie es mir passt... :P
Danke für das große Lob am Stil. Ich weiß, ich sollte inhaltlich überarbeiten, aber irgendwie bin ich im Moment ein bisschen unter Zeitdruck und werde deshalb wohl nicht in allernächster Zeit dazu kommen...
Egal, irgendwann die Tage werd ich mir die Zeit nehmen.

gruß
vita
:bounce:

 

Habe den Text überarbeitet. Am Anfang hab ich noch eine Szene eingefügt und den Monolog des Magiers ein bisschen weniger nach Geschichtsstunde klingen lassen.
Würde mich über mehr Feedback freuen! :shy:

 

Hallo Vita.

Ich habe die Geschichte noch einmal gelesen, nun da du sie überarbeitet hast. (Ist wohl das wenigste, was ich tun kann nachdem du all die Versionen meiner Geschichte gelesen hast;) )
Vor allem die Einleitung und die Geschichtslektion kommen jetzt viel besser rüber.
Hier noch ein paar Kleinigkeiten:

Lebensmittelvergiftung - ich weiß nicht, das Wort klingt ein bisschen unpassend find ich. Wie wär's mit "Er hat was falsches gegessen" oder "Essensvergiftung" oder "Sein letztes Mahl bekahm ihm nicht" ...

das einzige, was ihnen noch blien.

blieb

Häärchen auf seinem Rücken aufstellten

Härchen

ungehinder gelangen sie ins Schlafgemach

gelangten

hier zusammengesessen hatte und heißen Wein getrunken?

Ich glaube das "hatte" sollte besser nacht "getrunken" stehen.


alles Liebe,

Arinema

 

Hallo Arinema,
ich bin gespannt auf Version 4 deiner Geschichte - ich lese sie immer wieder gern, man kann richtig sehen, wie sie besser wird.
Danke für die Kritik, es freut mich, dass ich die bekrittelten Stellen offenbar auszubessern in der Lage war *komplizierte Sätze formulier*
Die Lebensmittelvergiftung möchte ich eigentlich gern behalten, das ist so schön doppeldeutig. Alle anderen Anmerkungen habe ich verbessert, du hast natürlich Recht.

Danke für die Kritik!

gruß
vita
:bounce:

 

Hallo vita,
nachdem ich jetzt schon mehrmals deine Magus-Geschichte gelesen habe, muss ich dir auch mal was dazu schreiben, auch wenn es nichts wirklich Konstruktives wird. du sagst ja selbst, dass du dich in klassischen Fantasy-Welten am wohlsten fühlst und das merkt man auch ganz deutlich beim Lesen. Eine sehr schöne Atmosphäre und eine sympathische Prot. Handlungsmäßig natürlich wirklich keine Revolution, es hat mich aber ehrlich gesagt nicht gestört, weil ich die Geschichte von Anfang an als ein Stück solider, klassischer Fantasy gelesen habe – so was für zwischendurch, was einem aber trotzdem noch im Gedächtnis bleibt, weil es schön erzählt ist.
liebe Grüße,
ciao
Malinche

 

Ja, die "Geschichtsstunde" gefällt mir schon merklich besser, weil sie keine mehr ist :D. Und die Feinde sind auch nicht mehr so blass und gesichtslos wie vorher, toll.
Etwas komisch fand ich nur den Heiratsantrag des Tomerú: Er fragt sie, kriegt einen Korb und geht dann schulterzuckend von dannen … ich weiß nicht, irgendwie ist das etwas unglaubwürdig o.O

 

Hallo Malinche,
danke für das Lob. Wie gesagt, ich fühle mich in den Alltagswelten der Fantasy am wohlsten, daher ist es schön, dass dir das ähnlich geht. Lieb, dass du den Text kritisiert hast, auch, wenn du dazu nichts Innovatives zu sagen hast. :)

Hey Blaine,
der Tomerú wird sich gedacht haben, dass sie schon noch einwilligen wird, schätze ich. Ich schreibe am besten gleich noch mal einen Satz dazu. :) Schön, dass dir die Überarbeitung gefallen hat, ich finde auch, dass es jetzt besser ist.

Danke für die Kritik euch beiden!

gruß
vita
:bounce:

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Vita,

wie angekündigt möchte ich auch noch gerne meinen Senf dazu geben.
Zuerst möchte ich auf einige inhaltliche Details eingehen.

Der Gestank von Konkurrenz hing in der Luft, er blieb auch noch, als die Besetzer gegangen waren.
Den "Gestank von Konkurrenz" finde ich super als "Bild", aber wieso bleibt er, als die Besetzer schon weg sind. Es ist ja der Gestank als Atmosphäre - und die ist definitiv mit den Besetzern verschwunden.
Vielleicht war das einer der Gründe, aus dem die Leute so oft in ihre Schenke kamen – hier war es warm. Oder es war das Bier, ja, das Bier konnte es sein.
Hier wirkt die Protagonisten für mich zu einfältig. Sie arbeitet seit langer Zeit in dieser Schenke (ist sogar Besitzerin) und jetzt fällt ihr erst auf, dass ihr gutes Bier die Leute anlockt. Wenn es das Bier ist - dann weiß sie das doch bestimmt schon.
Obwohl die Tomerú oft genug gingen, ohne ihre Getränke und ihr Essen zu bezahlen, kam sie gut über die Runden.
Wenn sie "gut" über die Runden kommt, dann wundert mich, dass Tams Schuhe im nächsten Satz schon ganz durchgelaufen sind. Das "gut" versteht natürlich jeder anders, aber ich finde es in diesem Zusammenhang eher irreführend.
Sie fegte die Schankstube und machte sich dabei Gedanken über den Sinn ihres Tuns.
Macht sie sich Gedanken hier nicht Gedanken über ihre Existens, über den Sinn ihres Lebens? Dann würde ich eher "Seins" als "Tuns" schreiben. Sonst könnte man meinen, sie denkt über das Kehren nach.
Sie würden hier sitzen bis zur Sperrstunde, und am nächsten Abend müsste sie wieder aufräumen und fegen. Es war eine sinnlose Arbeit, sie war dazu verdammt, sie jeden Abend zu wiederholen.
Solche Routinearbeiten bringt wohl fast jede Arbeit mit sich. Die Verzweiflung über ihre ungeliebte Arbeit kommt gut rüber. Schön wäre, wenn genauer beschrieben würde, was genau sie so verzweifelen lässt. Doch nicht die Routinejobs sondern eher die Einsamkeit, Unfreiheit etc.
Zwischendurch schreibst Du auch des öfteren von Bechern, anfangs aber von Krügen. Klar könnte es beides geben, aber der Schankraum voller steinerner Krüge hat mir besser gefallen. ;-)
„Steh auf, gute Frau, es gibt keinen Grund, vor mir zu knien.“
Du bist die Expertin, aber ist das Komma vor "vor mir zu knien." nicht zuviel?
Gwen eilte in die Küche. Wo waren die Bratkartoffeln? Hier... Wenn sie jetzt noch ein Huhn schlachtete, würde es zu lange dauern, aber vielleicht in der Speisekammer... ja, da hingen noch die Hühnerkeulen von dem Tier, das am Dienstag in der Suppe gelandet war. Sie nahm sie vom Haken, eilte damit zum Bratrost und trat auf den Blasebalg, hoffte, dass noch Glut in den Kohlen wäre.
Nichts geschah, also eilte sie in den Kohlenkeller, holte eine große Schaufel Kohlen und fachte hastig das Feuer an. Es dauerte nicht lange, da waren die Hühnerkeulen gebraten und die Bratkartoffeln aufgewärmt. Sie sah sich hektisch nach etwas Gemüse um – sicher war der Magus Besseres gewohnt! Da, ein Apfel. Konnte sie ihm den Apfel anbieten? Ja, der war noch gut, ein schöner, süßer Winterapfel, einer der letzten des Jahres.
Der Wein, sie hatte den Wein vergessen! Rasch nahm sie den Bratrost von der Glut und ersetzte ihn durch einen Topf, den sie an den eisernen Dreifuß hängte. Sie goss etwas von ihrem besten Wein hinein und erhitzte ihn, bis er zu dampfen begann, dann goß sie ihn in den größten sauberen Krug in Reichweite und eilte, beladen mit dem Teller, dem Apfel und dem Weinkrug, zurück in den Schankraum.
Diese Passage hat viel Tempo. Dadurch habe ich das Gefühl bekommen, der Höhepunkt der Geschichte würde nahen. Aber der Inhalt der Passage hält nicht mit dem Tempo mit. Dann lieber später, dieses Tempo einsetzen, um die Spannung zu erhöhen. (Der Stil hat mir sehr gut gefallen)
Sie wusste es natürlich nicht. Sie waren schon bei ihrer Geburt hier gewesen. Die Leute auf der Straße schimpften auf sie, wenn es niemand hörte, nannten sie Besetzer und Fremdlinge, aber das waren sie nicht. Nur die Ältesten erinnerten sich an eine Zeit ohne Tomerú.
Sie weiß nicht wie die Tomerú die Macht an sich gerissen haben? Finde ich eher unrealistisch. Gerade weil sogar noch Zeitzeugen leben ("die Ältesten"). Hierüber wäre bestimmt geredet worden, wo doch die Unterdrückung so ein großes Thema dieser dunklen Tage ist. Selbst wenn es nicht erlaubt gewesen wäre, darüber zu spechen - das Thema hätte sicher schon die Runde gemacht.
Eines Tages erhob sich in den Ländern im Westen ein junger Mann namens Fax.
Wieso hat er sich erhoben. "Eine neue Macht erhebt sich" aber ein Mann zeigt sich oder tritt in Erscheinung.
ber dann kamen die Tomerú. Zuerst waren es nur kleine Grüppchen, die zu wenigen unterwegs waren. Und überall, wo man sie traf, provozierten sie Ärger. Sie forderten Bauern zu Duellen heraus, brannten Scheunen nieder und ließen hier und dort ein wenig Vieh verschwinden. Die Bauern berichteten König Brand davon, und er begann, Truppen auszuheben. Aber längst war es zu spät. In jeder Armee dienten die Tomerú, jeder verantwortungsvolle Posten war von ihnen besetzt, denn sie apellierten an die niedrigsten Beweggründe der Menschen.
Hier ging mir alles zu schnell. Die Tomeú kamen in kleinen Grüppchen und provozierten Ärger. Aber bis der König davon erfährt, ist schon jeder verantwortungsvolle Posten von ihnen besetzt. Hier fehlt ein Stück. Zwar finde ich es eine super Idee, das Königreich zu infiltrieren, aber dann hätte das langsamer, schleichender geschehen müssen.
Und zum Schluss noch:
Seine wunderbaren Augen waren dunkel.
Waren die nicht am Anfang grau und stumpf?

Sprachlich fand ich die Geschichte sehr gelungen. Auch die Idee finde ich Klasse - und das Bild des Schankraums war so wirklich, als würde ich selber mit einem Krug Bier vor Gwen an der Theke sitzen ;-)
Vom Lesefluss her echtes Gänsehautfeeling. Auch fand ich die Story nicht zu dünn. Im Gegenteil - diese "Fantasy der leichten Töne" war ausgesprochen schön dargestellt und hat in meinen Augen auch keine "Drachen" missen lassen. Gerne mehr!
Grüßen in den Norden,
Allysieh

 

Hallo Allysieh,
danke, dass du die Geschichte so zerpflückt hast. Ich finde immer, aus dieser Art von Kritik kann man für die Geschichte am meisten ziehen - wenn sie nur differenziert ist. :)

Hier wirkt die Protagonisten für mich zu einfältig. Sie arbeitet seit langer Zeit in dieser Schenke (ist sogar Besitzerin) und jetzt fällt ihr erst auf, dass ihr gutes Bier die Leute anlockt. Wenn es das Bier ist - dann weiß sie das doch bestimmt schon.
Ich hab es ein bisschen umformuliert, wollte damit anzeigen, dass beides starke Faktoren sind. Hoffe, es ist jetzt deutlicher.

Wenn sie "gut" über die Runden kommt, dann wundert mich, dass Tams Schuhe im nächsten Satz schon ganz durchgelaufen sind. Das "gut" versteht natürlich jeder anders, aber ich finde es in diesem Zusammenhang eher irreführend.
Das "gut" ist vergleichend auf die anderen Leute bezogen, das steht auch zwei Sätze später. Sie hat kein Geld für Luxus, aber es reicht zum Überleben. Wenn es dich so sehr stört, kann ich das aber nochmal umformulieren.

Macht sie sich Gedanken hier nicht Gedanken über ihre Existens, über den Sinn ihres Lebens? Dann würde ich eher "Seins" als "Tuns" schreiben. Sonst könnte man meinen, sie denkt über das Kehren nach.
Tut sie auch. Urspruenglich war das gemeint als "warum mache ich hier sauber, es ist morgen sowieso alles wieder dreckig". Ich habe noch einen Satz eingefügt, um das deutlicher zu machen.

Du bist die Expertin, aber ist das Komma vor "vor mir zu knien." nicht zuviel?
Infinitive mit zu müssen nach der neuen Rechtschreibung nicht mehr mit Komma abgetrennt werden, aber ich mache es in der Regel trotzdem, sobald es sich um mehr als zwei Worte handelt. Finde, es liest sich leichter. *klugscheiß*

Diese Passage hat viel Tempo. Dadurch habe ich das Gefühl bekommen, der Höhepunkt der Geschichte würde nahen. Aber der Inhalt der Passage hält nicht mit dem Tempo mit. Dann lieber später, dieses Tempo einsetzen, um die Spannung zu erhöhen.
Die Geschichte zeigt ja einen alltäglichen Ausschnitt aus dem Leben der Frau, und an dieser Stelle bricht bei ihr die Hektik aus. Ich wüsste nicht, welcher spätere Höhepunkt das rechtfertigen würde, da das Tempo reinzutun. Hast du vielleicht Vorschläge?

Sie weiß nicht wie die Tomerú die Macht an sich gerissen haben? Finde ich eher unrealistisch. Gerade weil sogar noch Zeitzeugen leben ("die Ältesten")
Habs noch ne Generation weiter zurückgelegt :)

Waren die nicht am Anfang grau und stumpf?
Die des Magiers - im Gegensatz zu allen anderen Leuten - nicht. Das ist ja sein Zauber. :)

Schön, dass du den Text gern gelesen hast. Bei so viel Lob kann man ja nur rot werden :)
Die beiden von dir bekrittelten Stellen (mit Fax und ihrem täglichen Allerlei) gucke ich mir jetzt noch mal an, den Rest habe ich schon geändert/überarbeitet. Danke fürs Ausbuddeln und die Kritik. Schön, dass es Leute gibt, die sich abseits von großen Heldentaten mit mir in die Tavernen stinklangweiliger Standardfantasywelten setzen mögen! :)

gruß
vita
:bounce:

 

Hallo Vita,

schön, dass du die Anmerkungen beherzigt hast. Jetzt finde ich die Geschichte noch stimmiger!
Besonders die Änderung mit den Schuhsohlen hat mir gefallen. Endlich hat der kleine wieder was an den Füßen ;-))

LG
Allysieh

 

Hallo Vita,
also mir persönlich hat die Geschichte NICHT gefallen!!
Der Schreibstil ist Langweilig,die Handlung zieht sich hin!

Ja Der Magnus erzählt von den alten guten Zeiten,bis der alte König gestorben ist und alles versinkt im "Chaos".
Die Bösen wollen den Thron an sich reisen usw....
Die Handlung und Erzählung hat schon soooo einen Bart!
Ich finde in der Geschichte fehlt die Spannung, total!
Am Anfang der Geschichte ist ein Hauch Davon zu erkennen,als die Tomeú die Schenke verlassen sollen und nicht direkt gehen,aber sonst ist keine Spannung enthalten der Spannungsbogen verläuft bei......0......!!!!!

Also mir gefällt die Geschichte überhaupt nicht!
Aber naja,wenn es den anderen gefällt ,mir nicht!

Mfg
WolfsSchaedel
:dozey:

 

Hallo WolfsSchaedel,
schade, dass dir der Text nicht gefallen hat. Trotzdem finde ich deine Kritik wenig hilfreich, weil die Geschichte eben kein spannungsgeladener Actiontext ist, sondern die Schilderung des - mehr oder weniger - Alltags der Schankwirtin. Du kritisierst an dem Text also etwas, was nicht drin ist und nicht drin sein soll.
Trotzdem danke für dein Feedback und viel Spaß weiterhin im Forum.

gruß
vita
:bounce:

 

Hallo vita,
Na gut dann passt das ja mit der Spannung!
Ich bin jetzt davon ausgegangen,dass spannung erzeugt werden soll.
Texte müssen ja nicht immer Actiongeladen sein,damit sie gut sind.

Bei deiner Antwort könnte es mir vor kommen,dass der Magus jeden Tag zu ihr in die Schenke kommt!
Ich weiß zwar das es nicht so ist aber dennoch.

Ich wollte damit jetzt keine üble Kritik an dir vollziehen aber das ist mir grade so aufgefallen!
;)
Mfg
WolfsSchaedel

 

Nochmal hallo WolfsSchaedel,
wahrscheinlich war "Alltag" einfach das falsche Wort. Die Geschichte erzählt von ihrem Leben, dem Leben einer Schankwirtin in einem besetzten Land. Das Aufregendste, was in der Geschichte passiert, ist nunmal, dass sie überlegt, ob sie dem hohen Besuch noch schnell ein Huhn brät. Das Leben einer Schankwirtin ist nicht übermäßig interessant, würde ich sagen.
Dass Handlung und Erzählung einen furchtbaren Bart haben, finde ich eigentlich nicht - immerhin kenne ich weniger als fünf Geschichten in der Konstellation Schankwirtin/Besatzer/Legendäre Gestalt :D
Trotzdem nehme ich es einfach mal als Kompliment, dass du den Text trotzdem zuende gelesen hast. :) Spricht ja immerhin für mein handwerkliches Können.

gruß
vita
:bounce:

 

Hallo vita!

An sich fand ich die Geschichte nicht schlecht - insbesondere ist sie gut geschrieben -, aber eben aufregend fand ich sie auch nicht.
Und das liegt daran, dass ich mir einfach mehr erwartet habe; für eine Geschichte die aus der Rubrik Fantasy/Märchen kommt.
Deiner Story fehlt einfach das Quäntchen Magie! Würdest du da und dort ein bisschen ummodeln, sie würde besser nach Historik passen. So, wie sie jetzt steht, sind weder Schauplatz noch Handlungen wirklich fantastisch.

Trotzdem gab es für mich auch viele Lichtblicke: Die zwei Sätze: "Aus seinem grauen Gesicht sahen sie erloschene Kieselsteinaugen an. Solche Augen blickten aus zu vielen Gesichtern, auch aus dem in ihrem Spiegel." beschreiben die ganze Atmosphäre der Grenzstadt auf indirekte Weise, gefolgt von der Gewässergüte.

Meine Verbesserungsvorschläge:

- "Aber irgendetwas ließ sie zögern. Ihr Mann war schon seit Jahren tot, im Winter ... Trotzdem zauderte sie." würde ich eher schreiben, damit fiele die Wdhlg. von "zögern" weg, und, weil es angepasster an die altertümliche Epoche wirkt.

- "Das Abspülen der Krüge im Wasser, das davon nicht sauberer wurde ..."

- "Sie stand gerade vor dem Kamin und scharrte die Asche zusammen..." um nicht "kehrte" zu wiederholen, das im nächsten Satz steht.

- "Er war weise und gerecht, aber er war ein König des Friedens." das würde ich umformulieren, da es sich nicht widerspricht, wenn einer weise-gerecht und friedensliebend ist.

- "Erpressung und Bestechung ebneten ihm den Weg zur Krone, und bald war er der Herrscher des zweiten Landes."

- "... erpressten hier ein bisschen Schutzgeld und ließen dort ein paar Unfälle zustoßen."

- "Winzige Weintröpfchen verharrten einen Moment an den Spitzen seiner Barthaare, bis sie seinem Handrücken zum Opfer fielen." mMn zu literarisch-schwülstig.

- "... sah kleine braune Flecken vor dem leuchtenden Blau und fragte sich, ob der Hexer sie verzaubert hatte." ich denke, dass du damit Nachdruck verleihst, aber ist nicht zwischen Hexer und Zauberer ein Unterschied.

Lg, kleiner :silly:

 

Hallo kleiner Rasta-Narr,
es scheint, als könne ich einfach keine spannenden Geschichten schreiben. Meine Texte sind meistens ziemlich spannungs- und handlungsarm, tut mir Leid :shy:
Dein Textzeugs habe ich umgesetzt, deine Vorschläge aber teilweise leicht abgewandelt. Irgendetwas übersieht man aber jedes Mal... *sfz*
Schön, dass du dich trotz der Spannungsarmut noch zu einer Liste aufraffen konntest. Ich nehme das einfach mal als Kompliment für meinen Schreibstil! ;)

gruß
vita
:bounce:

 

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