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Der nächste Job

Seniors
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08.11.2001
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Der nächste Job

So, ich habe noch eine Nachbearbeitung um ein wenig Umschreiben nachgelegt und hier ist das Ergebnis, so wie ich es in der Hörbar im Feb. 06 lesen werde:

Der nächste Job

Fazit: nur die Version in Posting 18 ist gemeint, die Version in Posting 1 ist veraltet und längst besser.

Lieben Gruß,
Frauke


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hier ist die Version dazwischen

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Benjamins nächster Job

Spätestens als er den Aufzugbetrat, setzte die Nervosität wieder ein, die er schon seit dem Aufwachen gespürt hatte. Während er in der verspiegelten Kabine hinaufgesogen wurde, zupfte er seinen schwarzen Anzug und seine Krawatte zurecht. Heute wirkte er blass, selbst in den sanft getönten Spiegeln des exklusiven Hotels. Es ging um viel. Seit Segniore Lassione hatte anrufen lassen und ihn herbestellt hatte, war er nicht mehr zur Ruhe gekommen.

Er hatte sich seinem Ziel weit schneller genähert, als er angenommen hatte. Das Versprechen einer besseren Zukunft lächelte ihm aus dem Spiegel entgegen, während er sich selbst zu einem Lächeln zwang, um seine Nervosität abzuschütteln. Aber es wollte nicht recht gelingen. Heute war ein besonderer Tag und es ging um einen besonderen Job. Von dem Verlauf des heutigen Treffens hing alles ab.

Das leise Ping, das die achte Etage ankündigte, ließ ihn herumfahren, wie ertappt dabei, sein Spiegelbild zu verachten. Er griff hastig nach seinem schwarzen Aktenkoffer und wippte auf den Fußspitzen, während er darauf wartete, dass die Türen aufglitten.
Eine Sekunde flackerte der Gedanke auf, was geschehen würde, wenn er es heute vermasselte. Aber das war undenkbar. Das Ende der Karriere und ein Skandal sondergleichen. Dies war eine Bewerbung der besonderen Art und er würde sein bestes geben.

Der dicke Teppich des Hotelflurs schluckte den Schall seiner Schritte bis zur neunten Tür auf der linken Seite. Er war vorbereitet. Schon nach dem ersten leisen Klopfen glitt die Tür auf und eine Hand in weißem Handschuh winkte ihn herein.
Benjamin bemühte sich, professionell mit keiner Wimper zu zucken, während er mit schnellen Blicken die Ausmaße der Suite in sich aufnahm. Ein Unternehmen mit luxuriösem Stil. Zweifellos, heute konnte sich sein Schicksal wenden. Endlich eine neue Aufgabe finden, vorankommen. Die Vergangenheit hinter sich lassen. Wenn alles nach Plan verlief, konnte er heute ein neues Leben beginnen.

Benjamin horchte auf seinen rasenden Puls und konzentrierte sich darauf, ihn Stück für Stück zu verlangsamen. Ungeachtet seiner Größe war dieser erste Raum so leer, wie sonst nur große Eingangshallen sind.

"Sie werden erwartet." Der Mann, der die Tür geöffnet hatte, sprach tonlos und deutete auf die halbgeöffnete Schiebetür zum Nebenraum. Ein wenig größer als der erste sogar, war auch dieser Raum nahezu unmöbliert. Einzig eine schlichte Sitzgruppe aus schwarzem Leder befand sich vor dem Kamin, ein niedriger Glastisch in der Mitte.
Der Jahreszeit angemessen brannte kein Feuer im Kamin. Auf dem schmiedeeisernen Glutrost befand sich stattdessen eine schlichte Bodenvase mit weißen Tulpen. Erst nach Sekunden konnte Benjamin seinen Gastgeber ausmachen.

Beinahe mit dem schwarzen Leder verschmolzen, saß Signore Lassione in einer Ecke der zweisitzigen Couch und bedeutete Benjamin wortlos, sich ihm gegenüber zu setzen. Eine volle Minute musterte der alte Mann ihn eindringlich, bevor er sprach.
"Nun", begann er mit verlebter Stimme, "Benjamin Martinez. Es freut mich, Sie hier zu begrüßen."
Seine Worte wurden begleitet von zwölf hohlen Schlägen einer nicht auszumachenden Standuhr.
"Ganz meinerseits", erwiderte Benjamin, der spüren konnte, wie seine Hände feucht wurden.

"Was denken Sie, qualifiziert Sie?" In medias res, Benjamin schluckte. Nein, Signore Lassione war dafür bekannt, dass er nicht lange fackelte. Ein guter Chef zwar, aber auch ein gefährlicher. Das durfte Benjamin nicht einen Moment außer acht lassen. Noch lange war er nicht am Ziel.
"Meine bisherige Arbeit", nahm er forsch Anlauf. Signore Lassione nickte bedächtig, ein entspanntes Lächeln zwischen den tiefen Falten seines Gesichts.
"Und diese Antwort. Gewiss." Wieder ließ er zwischen ihnen Wortlosigkeit eintreten. "Berichten Sie. Chronologisch, bitte. Projekte, Beschäftigungen. Nennen Sie ausnahmsweise mal Namen, nur Mut! Wir sind unter uns. Außer mir und Toni ist niemand hier." Er deutete auf den Mann mit den weißen Handschuhen, der sich hinter der Couch postiert hatte und schwieg.

Benjamin räusperte sich. "Zu Beginn meiner Berufstätigkeit, direkt nach meinem Militärdienst, habe ich ein paar Aufträge als Selbständiger übernommen, während ich den Markt sondiert habe. Schon 1990 wurde ich dann Teil eines meist dreiköpfigen Teams bei CRT."
"Die Spanier", das Nicken des alten Mannes wurde von einem abschweifenden Blick begleitet. "Danach", fuhr Benjamin schnell fort, um nur nicht wieder die unangenehme Stille eintreten zu lassen, "habe ich die Notwendigkeit einer weiteren Ausbildung gesehen. Drei Jahre lang habe ich als Assistent von James Miller verbracht und mir im Zuge dessen vor allem weitere Techniken und seinen Sinn für Präzision angeeignet." Seine Worte wurde von einem unmerklichen Nicken des Alten begleitet.
"Immer wieder habe ich danach für verschiedene Gesellschaften gearbeitet. Von Zeit zu Zeit auch für Privatleute. Sie erinnern sich möglicherweise an die Figaró-Sache? Das Barcelona-Unternehmen? Seymore-Parisienne? Daneben war ich im nahen und kurzzeitig auch im fernen Osten tätig. Die Planung der Apollos-Angelegenheit, sowie Federführung bei Wajong-Maros gehen auf mein Konto."
Er hatte seinen Faden gefunden. Es zahlte sich jetzt aus, gründlich vorbereitet zu sein. Das Geheimnis einer Karriere, die ansonsten auf Schweigen basierte. Heute aber kam es darauf an, zu beeindrucken. Anders konnte er sein Ziel nicht erreichen.
"Auch der osteuropäische Raum gehört zu meinen Arbeitsgebieten. Ein Jahr lang war ich in und um Moskau als Selbständiger erfolgreich. Bedauerlicherweise habe ich bisher in Italien noch nicht Fuß fassen können. Zuletzt..."

"Ich weiß", unterbrach Signore Lassione ihn mitten im Satz. "Beeindruckend. Ich denke, ja, das qualifiziert Sie. Schüler von Miller... so, so!" Die Gedanken seines Gegenübers drifteten erneut davon und brachten Stille mit sich. "Ihre bevorzugte Arbeitsweise?"
"Verschiedene Techniken und Methoden, immer präzise, termingenau, nach gründlicher Recherche und Vorbereitung, ohne Vorfälle, mit einer Erfolgsquote nahe achtundneunzig Prozent." Benjamin spulte ab, was er tagelang geprobt hatte.

"Derzeitig in Beschäftigung?" Signore Lassione blinzelte und Benjamin zuckte innerlich erneut zusammen. Der Alte war gut und es fehlte nicht viel, dann war er zu gut. "Russen." Benjamin zuckte die Schultern. "Das ist eine ganz andere Welt. Deshalb suche ich. Deshalb bin ich hier." Der Alte quittierte dies mit einem kurzen Kopfnicken und schien innerlich schon wieder weit entfernt zu sein.

"Sprachen?"
"Akzentfrei Englisch, Russisch und Spanisch. Dazu Verständigung in Französisch und Ungarisch, ausbaufähiges Arabisch."
"Bereit, Italienisch zu lernen?"
"Natürlich!"
"Gut, sieht aus, als würden Sie es brauchen. Ihr erster Auftrag bringt Sie nach Bologna."
Benjamin blinzelte, um seine Balance wiederzufinden. Er war engagiert. Oder hatte er den Alten falsch verstanden?
"Branchenübliche Erfolgsprämien in den Probezeit", fügte sein Gegenüber lächelnd hinzu. "Danach spreche wir dann noch mal über Geld."
Benjamin blinzelte erneut. Er war gelinde gesagt überrumpelt und das geschah mehr als selten. Er hatte sein Gegenüber offenbar unterschätzt. Das hätte schnell gefährlich werden können. Er bewegte sich auf dünnem Eis.

"Lassen sie uns auf Ihren Eintritt in die Firma anstoßen." Signore Lassione schnippte unhörbar mit den Fingern und der Mann mit den weißen Handschuhen öffnete einen Pilotenkoffer, entnahm einem passgenauen Schaumstofffutteral eine Flasche teuren Whiskeys und zwei geschliffene Gläser, die er fingerbreit füllte.
Sie prosteten sich gegenseitig zu und Benjamin ertränkte die in seinem Magen wuselnden Mehlwürmer mit einem großen Schluck. Noch nie hatte er ein so ungewöhnliches Bewerbungsgespräch geführt, aber die Zeiten der freien Aufträge waren vorbei.
Er hatte es geschafft. Man hatte ihn zu einem Teil der Lassione-Gruppe gemacht. Endlich einen Fuß im italienischen Markt. Dem Mutterland seines Standes. Eine Chance, wegzukommen von den gefährlichen neuen Märkten im Osten mit ihren rauen Sitten und Auftraggebern in pelzgefütterten Armeeparkern längst vergessener Dekaden. Eigentlich hätte er die Zusage freudiger aufnehmen müssen. Aber er war noch immer nicht am Ziel und er konnte nicht ruhen, bis er alles erreicht hatte. Er konnte nicht zurück und er konnte nicht voran. Es stand zu viel auf dem Spiel.

Das Glas wanderte ohne Benjamins Zutun zurück in den Pilotenkoffer. Das Schnappen des Kofferschlosses wurde von einem erneuten Fingerschnippen des Alten gefolgt.
"Die Akte." Ein schwarzer Hefter wurde ihm gereicht. "Bleibt eine letzte Frage zu klären: Haben Sie eine eigene Ausrüstung?"
Benjamin nickte: "Wie kontaktiere ich Sie?"
"In der Probezeit lasse ich Sie kontaktieren. Darf ich die Ausrüstung sehen?"
Benjamin ließ seinen Aktenkoffer aufspringen und drehte ihn auf seinem Schoß herum, um den Inhalt zu präsentieren.

Der Alte nickte befriedigt. "Wundervoll. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg. Zu Beginn erledigen Sie bitte eine Familienangelegenheit. Details in der Akte. Es handelt sich um meinen Schwager. Ihren Vorgänger, um genau zu sein. Also sehen Sie es als Bewährungsaufgabe. Das neue Glück meiner Schwester liegt mir am Herzen."
Benjamin zuckte bei dieser Formulierung unmerklich zusammen. Hoffentlich unmerklich. Mit einem entspannten Lächeln betrachtete Signore Lassione den Inhalt von Benjamins Koffer. Alles war auf Hochglanz poliert. In schwarzem Schaumstoff lagen nebeneinander eine Zweiundzwanziger und zwei verschiedene Fünfundvierziger. Außerdem ein schwach schimmernder Schalldämpfer. "Gute Vorbereitung ist alles. Ja, ich gratuliere, Sie sind engagiert."

Ja, er war vorbereitet. Besser, als Signore Lassione glauben mochte. Und die Entscheidungen waren gefallen. Alle Karten lagen auf dem Tisch. Dies hier sollte sein Meisterstück werden. Zum ersten Mal an diesem Tag atmete er tief durch und entspannte sich.

Endlich zur Ruhe gekommen, ließ er seine Hand in die rechte Tasche seines Jacketts gleiten und zog einen kleinen Revolver heraus. Er verwandte vier Schuss, zur Sicherheit, dann war seine Bewerbung vollständig, dann hatte er die Probezeit hinter sich gelassen. Die letzte Prüfung hatte er soeben mit Bravour bestanden. auf ihn warteten neue Aufgaben und ein Appartement in Moskau.

Mit seinem Aktenkoffer in der einen und dem Pilotenkoffer in der anderen Hand wandte er sich der Tür zu. Sein neues Leben konnte beginnen und endlich antwortete er auf die letzte Feststellung des Alten, auch wenn der ihn nicht mehr hören konnte.

"Ja, ich bin engagiert. Äußerst engagiert. Und ich habe Prinzipien."

 

Aloha!

Hübsch, und keineswegs durchsichtig agiert der liebe Benjamin da. Problem ist, dass Du es so schilderst, als würde Benjamin wirklich den Auftrag annehmen. Dies gilt insbesondere für diesen Abschnitt:

Sie prosteten sich gegenseitig zu und Benjamin ertränkte die in seinem Magen wuselnden Mehlwürmer mit einem großen Schluck. Noch nie hatte er ein so ungewöhnliches Bewerbungsgespräch geführt, aber die Zeiten der freien Aufträge waren vorbei.
Er hatte es geschafft. Man hatte ihn zu einem Teil der Lassione-Gruppe gemacht. Endlich einen Fuß im italienischen Markt. Dem Mutterland seines Standes. Eine Chance, wegzukommen von den gefährlichen neuen Märkten im Osten mit ihren rauen Sitten und Auftraggebern in pelzgefütterten Armeeparkern längst vergessener Dekaden. Eigentlich hätte er die Zusage freudiger aufnehmen müssen. Aber er war noch immer nicht am Ziel und er konnte nicht ruhen, bis er alles erreicht hatte. Er konnte nicht zurück und er konnte nicht voran. Es stand zu viel auf dem Spiel.

Du lässt den Leser zu Recht vermuten, dass er hier ist, um mit der Mafia zusammen zu arbeiten. Das ist deshalb nicht in Ordnung, weil es nicht innerhalb der Geschichte den Mafiosi in die Irre führt, sondern den Leser. Ich nenne das mal vorsichtig das "Agatha Christie-Phänomen", bei dem immer irgendwelche Konstruktionen auftauchen, Personen auf der Bildfläche erscheinen, die dem Leser nicht bekannt waren bzw. nicht bekannt sein konnten. Mag sein, dass es Leser gibt, die damit leben können ... ich mag es nicht. Du führst den Leser bewusst in die Irre, denn schon alleine wegen des genannten Absatzes ist nicht mehr erkennbar, dass es sich um einen Verräter handelt.

Stylisitsch sehr OK bleibt die untreschwellige Spannung, auch wenn es sich um eine Szene handelt, die wir in zahllosen Romanen und Filmen bereits genießen durften. Weder die Personen, noch das bescheidene Ambiente kommen all zu kurz. Nur ... die wenigen Personen könnten vielleicht eine Aufbesserung durch nähere Beschreibung erfahren. Da bleibst Du mir den Deut zu oberflächlich ...


Was mir auffiel:

Spätestens als er den Aufzugbetrat, ...
> Aufzug betrat

Seit Segniore Lassione hatte anrufen lassen und ihn herbestellt hatte, ...
> ‚hatte’ Dopplung. Zu Umgehen beispielsweise mit: Seit Segniore Lassione hatte anrufen und ihn einbestellen lassen, ...

Er hatte sich seinem Ziel weit schneller genähert, als er angenommen hatte.
> ‚hatte’ Dopplung. Zu Umgehen beispielsweise mit: ... genähert, als dies zunächst möglich erschien.

Das leise Ping, das die achte Etage ankündigte, ließ ihn herumfahren, wie ertappt dabei, sein Spiegelbild zu verachten.
> ertappt, sein Spiegelbild zu verachten ... Hm, ich muss gestehen, dass sich mir entweder der Sinn nicht erschließt oder aber mir schlicht die Formulierung nicht bekannt ist. Mir persönlich wäre es egal, wenn mich jemand dabei ‚ertappt’, wenn ich mein Spiegelbild nicht so toll finde, mal ganz abgesehen von dem Punkt, dass es schwierig sein dürfte, herauszufinden, wie und mit welchen Gedanken ich mein Bild im Spiegel betrachte.

Das Ende der Karriere und ein Skandal sondergleichen.
> Im schlussendlichen Kontext handelt es sich hier um eine gezielte Irreführung des Lesers, denn seinen Tod würde Benjamin wohl eher nicht nur als Skandal betrachten. Das Ende der Karriere ... sicher. Wir erfahren am Ende, wie das zu verstehen ist. Aber Skandal finde ich unpassend, denn es würde einen Krieg nach sich ziehen ... Das geschickt verpackt würde auf mich an dieser Stelle passender wirken.

Ungeachtet seiner Größe war dieser erste Raum so leer, wie sonst nur große Eingangshallen sind.
> Größe, war
> wie es sonst nur (große) Eingangshallen sind.

... , sprach tonlos und deutete auf die halbgeöffnete Schiebetür zum Nebenraum.
> halb geöffnete

Ein wenig größer als der erste sogar, ...
> als der Vorraum

Auf dem schmiedeeisernen Glutrost befand sich stattdessen eine schlichte Bodenvase mit weißen Tulpen.
> statt dessen

Beinahe mit dem schwarzen Leder verschmolzen, saß Signore Lassione in einer Ecke der zweisitzigen Couch und bedeutete Benjamin wortlos, sich ihm gegenüber zu setzen.
> Eine Ausführung, warum der alte Mann mit der Couch zu Verschmelzen schien, wäre angebracht, auch wenn offenkundig ist, dass er entsprechend gekleidet ist.

Das durfte Benjamin nicht einen Moment außer acht lassen.
> Ich hab gerade das olle Regelwerk der deutschen Sprache nicht zur Hand, aber es könnte sein, dass es „außer Acht“ geschrieben wird. Ich schaue das so schnell es geht nach oder jemand, der sich da auskennt schreibt was dazu ... Die „Acht“ steht hier ja eh in der Tradition der Aufmerksamkeit; zumindest in dieser Formulierung

"Meine bisherige Arbeit", nahm er forsch Anlauf.
> Der Beisatz weckt die Erwartung, es folge mehr. Wenn Benjamin nur zum Ausdruck bringen möchte, dass es sich um die schlichte Präsentation seiner Arbeit handelt, schlage ich vor, umzuformulieren in: „Meine bisherige Arbeit“, konstatierte er und präsentierte/zeigte seinem Gegenüber diesbezügliche Unterlagen.

... , während ich den Markt sondiert habe.
> sondierte

Zuletzt..."
> Abstand zwischen Wort und Auslassungszeichen einhalten.

Schüler von Miller... so, so!"
> Abstand zwischen Wort und Auslassungszeichen einhalten. Erstes „So“ groß, da neuer Satz.

Der Alte war gut und es fehlte nicht viel, dann war er zu gut.
> ..., dann wäre er zu gut gewesen.

"Branchenübliche Erfolgsprämien in den Probezeit", ...
> der

"Danach spreche wir dann noch mal über Geld."
> sprechen

Benjamin nickte: "Wie kontaktiere ich Sie?"
> Punkt statt Doppelpunkt, da der nachfolgende Satz in wörtlicher Rede in keinem direkten Zusammenhang steht


shade & sweet water
x

 

Hi!

Lieben Dank für die ausführliche Kritik. Ich werde mich ransetzen und die Miss-Marple-Passagen ändern. Beim Nochmallesen hab ich es jetzt auch gemerkt. das kommt davon, wenn man sich bemüht, den Leser nicht schon vorher merken zu lassen, worauf man hinauswill...

Die Geschichte ist eine Neu-Version einer Geschichte, die ich hier schon mal stehen hatte, die allerdings aufgrund von Fehlerhaftigkeit das Weite gesucht hat - weil zu unverständlich - jetzt habe ich sie überarbeitet und teils neu geschrieben, aber ich hab es eben noch nicht im Griff, wie es scheint. Das kommt davon, wenn man alte Eisen wieder aufwärmt :D

Lieben Dank,
Änderungen werden folgen,

Frauke

 

Hi Frauke,

schön auch mal etwas von dir in dieser Sparte zu lesen.
Stilistisch ist die Geschichte recht sauber und die Dinge, die beim Lesen stören hat xadhoom ja schon aufgezeigt. Es sind zwar noch ein, zwei Sachen mehr (Bsp mal ein "r" statt einem "m" - oder anders herum), aber die dürften dir selbst auffallen, wenn du die Fehler korrigierst.

Deshalb von mir eher eine inhaltliche Kritik.
Und da muss ich sagen: Autsch.
Du wolltest den Leser auf eine falsche Fährte locken, aber das ist in meinen Augen gar nicht gut gelungen. Während des Lesens dachte ich die ganze Zeit "Worauf will sie hinaus? Die Geschichte ist eigentlich zu kurz um eine großartige Wendung oder tiefgreifende Erzählung zu präsentieren. Demnach konnte es eigentlich nur darauf hinauslaufen, dass er seinen "neuen" Boss erschießt.
Dass man dies vorher schon absehen kann, bzw. vermutet ist aber nicht wirklich schlimm, sondern nur, dass du versucht hast, gewaltsam den Leser auf eine falsche Spur zu lenken und dieser Versuch nicht ins restliche (ansonsten wirklich gute) Bild passt.
Die Stelle die ich meine ist hier:

Er hatte es geschafft. Man hatte ihn zu einem Teil der Lassione-Gruppe gemacht. Endlich einen Fuß im italienischen Markt. Dem Mutterland seines Standes. Eine Chance, wegzukommen von den gefährlichen neuen Märkten im Osten mit ihren rauen Sitten und Auftraggebern in pelzgefütterten Armeeparkern längst vergessener Dekaden.
Dies ist nicht Teil eines Gespräches, sondern ein Blick IN Benjamin. Da er aber für die Russen arbeitet und nach Moskau will, ist diese Stelle eigentlich vollkommen falsch und konstruiert.
Weniger innovativ, dafür aber passender wäre es, wenn Benjamin Toni erschießt und den unbewaffneten Signori in Schach hält. In dem Moment spaziert dann der Schwager herein, der Benjamin eigentlich engagiert hat.
Somit wäre Benjamin tatsächlich am italienischen Markt und der Schwager würde möglicherweise sogar in der "Familie" aufsteigen.
Vielleicht könntest du es sogar so drehen, dass Benjamin für diesen Auftrag ursprünglich tatsächlich von den Russen angeheurt wurde, so dass der Schwager ihnen die Schuld in die Schuhe schieben kann.

Aber das sind jetzt alles Spekulationen meinerseits und führen villeicht sogar zu weit.

Abgesehen von dieser inneren Unstimmigkeit habe ich allerdings nicht viel zu klagen. Im Gegenteil, denn es sind mal wieder ein paar Formulierungen drin, die tatsächlich neidisch machen. Beispiele?

Der dicke Teppich des Hotelflurs schluckte den Schall seiner Schritte

und Benjamin ertränkte die in seinem Magen wuselnden Mehlwürmer mit einem großen Schluck.

Ansonsten gefiel mir vor allem die leichte Lesbarkeit. Ansprechend und locker erzählt. ;) Generell hat mir die Geschichte gut gefallen, aber ich bin gespannt wie du sie noch umschreibst.

LG,
:zensiert:

 

Zicke-Zacke-Heureka!

Hallo Zensur!

herzlichen Dank für die Kritik. Ich glaube ich hab es, jetzt, und zwar von Dir vorgekaut gekriegt. Ich werde vielleicht wirklich den Schwager als Auftraggeber reinbasteln. Der hatte für mich zwar bisher eigentlich keine Bedeutung in der Geschichte und sollte mehr Lassione charkerisieren, aber Du hast eine großartige Idee gehabt. Endlich macht die Sache Sinn :D

Ich werd dann am WE wohl mal umschreiben und danke und dankte bereits herzlich.

Lieben Gruß,
Frauke

 

zweite Version


Benjamins nächster Job

Spätestens als er den Aufzug betrat, setzte die Nervosität wieder ein, die er schon seit dem Aufwachen gespürt hatte. Während er in der verspiegelten Kabine hinaufgesogen wurde, zupfte er seinen schwarzen Anzug und seine Krawatte zurecht. Heute wirkte er blass, selbst in den sanft getönten Spiegeln des exklusiven Hotels. Es ging um viel. Seit Segniore Lassione hatte anrufen und ihn herbestellen lassen, war er nicht mehr zur Ruhe gekommen.

Er hatte sich seinem Ziel weit schneller genähert, als angenommen. Das Versprechen einer besseren Zukunft lächelte ihm aus dem Spiegel entgegen, während er sich selbst zu einem Lächeln zwang, um seine Nervosität abzuschütteln. Aber es wollte nicht recht gelingen. Heute war ein besonderer Tag und es ging um einen besonderen Job. Von dem Verlauf des heutigen Treffens hing alles ab.

Das leise Ping, das die achte Etage ankündigte, ließ ihn herumfahren, wie ertappt dabei, sein Spiegelbild zu betrachten. Er griff hastig nach seinem schwarzen Aktenkoffer und wippte auf den Fußspitzen, während er darauf wartete, dass die Türen aufglitten.
Eine Sekunde flackerte der Gedanke auf, was geschehen würde, wenn er es heute vermasselte. Aber das war undenkbar. Das Ende der Karriere und ein Skandal sondergleichen.

Der dicke Teppich des Hotelflurs schluckte den Schall seiner Schritte bis zur neunten Tür auf der linken Seite. Er war vorbereitet. Schon nach dem ersten leisen Klopfen glitt die Tür auf und eine Hand in weißem Handschuh winkte ihn herein.
Benjamin bemühte sich, professionell mit keiner Wimper zu zucken, während er mit schnellen Blicken die Ausmaße der Suite in sich aufnahm. Ein Unternehmen mit luxuriösem Stil. Zweifellos, heute konnte sich sein Schicksal wenden. Wenn alles nach Plan verlief, konnte er heute ein neues Leben beginnen.

Benjamin horchte auf seinen rasenden Puls und konzentrierte sich darauf, ihn Stück für Stück zu verlangsamen. Ungeachtet seiner Größe war dieser erste Raum so leer, wie sonst nur ausgedehnte Eingangshallen sind.

"Sie werden erwartet." Der Mann, der die Tür geöffnet hatte, sprach tonlos und deutete auf die halb geöffnete Schiebetür zum Nebenraum. Ein wenig größer als der erste sogar, war auch dieser Raum nahezu unmöbliert. Einzig eine schlichte Sitzgruppe aus schwarzem Leder befand sich vor dem Kamin, ein niedriger Glastisch in der Mitte.
Der Jahreszeit angemessen brannte kein Feuer im Kamin. Auf dem schmiedeeisernen Glutrost befand sich statt dessen eine schlichte Bodenvase mit weißen Tulpen. Erst nach Sekunden konnte Benjamin seinen Gastgeber ausmachen.

Beinahe mit dem schwarzen Leder verschmolzen, saß Signore Lassione in einer Ecke der zweisitzigen Couch und bedeutete Benjamin wortlos, sich ihm gegenüber zu setzen. Sein hagerer Körper schien den zweireihigen Anzug nicht im Geringsten auszufüllen und er schmiegte sich wie ein Hauch zwischen die Falten der Sofakissen. Eine volle Minute musterte der alte Mann ihn eindringlich, bevor er sprach.
"Nun", begann er mit verlebter Stimme, "Benjamin Martinez. Es freut mich, Sie hier zu begrüßen."
Seine Worte wurden begleitet von zwölf hohlen Schlägen einer nicht auszumachenden Standuhr.
"Ganz meinerseits", erwiderte Benjamin, der spüren konnte, wie seine Hände feucht wurden.

"Was denken Sie, qualifiziert Sie?" In medias res, Benjamin schluckte. Nein, Signore Lassione war dafür bekannt, dass er nicht lange fackelte. Ein guter Chef zwar, aber auch ein gefährlicher. Das durfte Benjamin nicht einen Moment außer Acht lassen. Noch lange war er nicht am Ziel.
"Meine bisherige Arbeit", nahm er forsch Anlauf. Signore Lassione nickte bedächtig, ein entspanntes Lächeln zwischen den tiefen Furchen seines Gesichts.
"Und diese Antwort. Gewiss." Wieder ließ er zwischen ihnen Wortlosigkeit eintreten. "Berichten Sie. Chronologisch, bitte. Projekte, Beschäftigungen. Nennen Sie ausnahmsweise mal Namen, nur Mut! Wir sind unter uns. Außer mir und Toni ist niemand hier." Er deutete auf den Mann mit den weißen Handschuhen, der sich hinter der Couch postiert hatte und schwieg.

Benjamin räusperte sich. "Zu Beginn meiner Berufstätigkeit, direkt nach meinem Militärdienst, habe ich ein paar Aufträge als Selbständiger übernommen, während ich den Markt sondierte. Schon 1990 wurde ich dann Teil eines meist dreiköpfigen Teams bei CRT."
"Die Spanier", das Nicken des alten Mannes wurde von einem abschweifenden Blick begleitet. "Danach", fuhr Benjamin schnell fort, um nur nicht wieder die unangenehme Stille eintreten zu lassen, "habe ich die Notwendigkeit einer weiteren Ausbildung gesehen. Drei Jahre lang habe ich als Assistent von James Miller verbracht und mir im Zuge dessen vor allem weitere Techniken und seinen Sinn für Präzision angeeignet." Seine Worte wurde von einem unmerklichen Nicken des Alten begleitet.
"Immer wieder habe ich danach für verschiedene Gesellschaften gearbeitet. Von Zeit zu Zeit auch für Privatleute. Sie erinnern sich möglicherweise an die Figaró-Sache? Das Barcelona-Unternehmen? Seymore-Parisienne? Daneben war ich im nahen und kurzzeitig auch im fernen Osten tätig. Die Planung der Apollos-Angelegenheit, sowie Federführung bei Wajong-Maros gehen auf mein Konto."
Er hatte seinen Faden gefunden. Es zahlte sich jetzt aus, gründlich vorbereitet zu sein. Das Geheimnis einer Karriere, die ansonsten auf Schweigen basierte. Heute aber kam es darauf an, zu beeindrucken. Anders konnte er sein Ziel nicht erreichen. Es kam nicht darauf an. Weder so, noch so.
"Auch der osteuropäische Raum gehört zu meinen Arbeitsgebieten. Ein Jahr lang war ich in und um Moskau als Selbständiger erfolgreich. Bedauerlicherweise habe ich bisher in Italien noch nicht Fuß fassen können. Zuletzt ..."

"Ich weiß", unterbrach Signore Lassione ihn mitten im Satz. "Beeindruckend. Ich denke, ja, das qualifiziert Sie. Schüler von Miller ... so, so!" Die Gedanken seines Gegenübers drifteten erneut davon und brachten Stille mit sich. "Ihre bevorzugte Arbeitsweise?"
"Verschiedene Techniken und Methoden, immer präzise, termingenau, nach gründlicher Recherche und Vorbereitung, ohne Vorfälle, mit einer Erfolgsquote nahe achtundneunzig Prozent." Benjamin spulte ab, was er tagelang geprobt hatte.

"Derzeitig in Beschäftigung?" Signore Lassione blinzelte und Benjamin zuckte innerlich erneut zusammen. Der Alte war gut und es fehlte nicht viel, dann wäre er zu gut. "Russen." Benjamin zuckte die Schultern. "Das ist eine ganz andere Welt. Deshalb suche ich. Deshalb bin ich hier." Der Alte quittierte dies mit einem kurzen Kopfnicken und schien innerlich schon wieder weit entfernt zu sein.

"Sprachen?"
"Akzentfrei Englisch, Russisch und Spanisch. Dazu Verständigung in Französisch und Ungarisch, ausbaufähiges Arabisch."
"Bereit, Italienisch zu lernen?"
"Natürlich."
"Gut, sieht aus, als würden Sie es brauchen. Ihr erster Auftrag bringt Sie nach Bologna."
Benjamin blinzelte, um seine Balance wiederzufinden. Dieser Schritt war zu schnell erreicht. Er war engagiert. Oder hatte er den Alten falsch verstanden?
"Branchenübliche Erfolgsprämien in der Probezeit", fügte sein Gegenüber lächelnd hinzu. "Danach sprechen wir dann noch mal über Geld."
Benjamin blinzelte erneut. Er war gelinde gesagt überrumpelt und das geschah mehr als selten. Er hatte sein Gegenüber offenbar unterschätzt. Das hätte schnell gefährlich werden können. Er bewegte sich auf dünnem Eis.

"Lassen sie uns auf Ihren Eintritt in die Firma anstoßen." Signore Lassione schnippte unhörbar mit den Fingern und der Mann mit den weißen Handschuhen öffnete einen Pilotenkoffer, entnahm einem passgenauen Schaumstofffutteral eine Flasche teuren Whiskeys und zwei geschliffene Gläser, die er fingerbreit füllte.
Sie prosteten sich gegenseitig zu und Benjamin ertränkte die in seinem Magen wuselnden Mehlwürmer mit einem großen Schluck. Noch nie hatte er ein so ungewöhnliches Bewerbungsgespräch geführt, aber die Zeiten der einfachen Aufträge waren vorbei. Jetzt ging es um alles.
Er hätte sich freuen sollen, denn die hätte eine Chance sein können, endlich wegzukommen von den gefährlichen neuen Märkten im Osten mit ihren rauen Sitten und Auftraggebern in pelzgefütterten Armeeparkern längst vergessener Dekaden. Aber er war noch nicht am Ziel und er konnte nicht ruhen, bis er sein Ziel erreicht hatte. Es stand zu viel auf dem Spiel.

Das Glas wanderte ohne Benjamins Zutun zurück in den Pilotenkoffer. Das Schnappen des Kofferschlosses wurde von einem erneuten Fingerschnippen des Alten gefolgt.
"Die Akte." Ein schwarzer Hefter wurde ihm gereicht. "Bleibt eine letzte Frage zu klären: Haben Sie eine eigene Ausrüstung? Darf ich sie sehen?"
Benjamin ließ seinen Aktenkoffer aufspringen und drehte ihn auf seinem Schoß herum, um den Inhalt zu präsentieren.

Der Alte nickte befriedigt. "Wundervoll. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg. Zu Beginn erledigen Sie bitte eine Familienangelegenheit. Details in der Akte. Es handelt sich um meinen Schwager. Bruno war ihr Vorgänger, um genau zu sein. Also sehen Sie es als Bewährungsaufgabe. Das neue Glück meiner Schwester liegt mir am Herzen."
Benjamin zuckte bei dieser Formulierung unmerklich zusammen. Hoffentlich unmerklich. Mit einem entspannten Lächeln betrachtete Signore Lassione noch immer den Inhalt von Benjamins Koffer. Alles war auf Hochglanz poliert. In schwarzem Schaumstoff lagen nebeneinander eine Zweiundzwanziger und zwei verschiedene Fünfundvierziger. Außerdem ein schwach schimmernder Schalldämpfer. "Gute Vorbereitung ist alles."

Ja, er war vorbereitet. Besser, als Signore Lassione glauben mochte. Und die Entscheidungen waren gefallen. Alle Karten lagen auf dem Tisch und ein Stichwort hatte die Zukunft besiegelt. Dies hier sollte sein Meisterstück werden. Zum ersten Mal an diesem Tag atmete er tief durch und entspannte sich.

Endlich zur Ruhe gekommen, ließ er seine Hand in die rechte Tasche seines Jacketts gleiten und zog einen kleinen Revolver heraus. Er verwandte zwei Schuss, zur Sicherheit, dann war Toni Geschichte und kommentarlos hinter die Couch gesunken. Lassiones Augen hatten sich um ein Vielfaches geweitet. "Es ist vorbei." Benjamins Blick floss kalt durch den Raum, verweilte dann wider auf Lassione. Er zählte bis zehn, dann notierte er im Geiste das leise Klicken an der Eingangstür zur Suite.

Bruno trat hinter ihm in den Wohnraum hinein. "Andiamo", hörte er Bruno flüstern ohne seinen Blick von Lassione zu wenden. Der hatte mittlerweile seine Augen geschlossen. Der Atem ging flach. Der alte Mann wusste, dass Gegenwehr zwecklos war und Benjamin konnte nicht umhin, ihm für seine Haltung Respekt zu zollen. Dieses Gefühl wuchs in dem Moment, als sich sein Finger um den Abzug schloss und der Körper des Alten noch ein weniger tiefer in die Kissen sank.

Mit seinem Aktenkoffer in der einen und dem Pilotenkoffer in der anderen Hand wandte er sich der Tür zu. Auf ihn warteten Bruno, neue Aufgaben und ein Appartement in Rom. Sein Leben konnte von vorn beginnen und endlich antwortete er auf die letzte Feststellung des Alten, auch wenn der ihn nicht mehr hören konnte.

"Ja, ich bin engagiert. Äußerst engagiert. Und ich habe Prinzipien."

 

Lieben Dank an Xadoom und Zensur, die mir endlich geholfen haben, diese Geschichte sinnvoll zu gestalten. Demnächst nerve ich Euch nicht mehr mit meinen Chaos-Projekten, denke ich. Aber dieses hier hab ich jetzt viel zu oft von vorn begonnen. ;)

So, jetzt hoffe ich, es gefällt,

Lieben Dank,

Frauke

 

Nochmals hallo,

habe mir gerade deine überarbeitete Version durchgelesen und bin begeistert. Die neue Situation lässt du prima auf den Vorgänger aufbauen und integrierst den neuen Verlauf nahezu perfekt in den bisherigen.
Nahezu? Ja, denn natürlich habe ich auch nochmal die eine oder andere Anmerkung gefunden. ;)

Er hätte sich freuen sollen, denn dies hätte eine Chance sein können, endlich wegzukommen von den gefährlichen neuen Märkten im Osten mit ihren rauen Sitten und Auftraggebern in pelzgefütterten Armeeparkern längst vergessener Dekaden. Aber er war noch nicht am Ziel und er konnte nicht ruhen, bis er sein Ziel erreicht hatte. Es stand zu viel auf dem Spiel.
Wobei ich eigentlich eher fragen möchte, ob dir dieser Absatz generell wichtig ist? Vielleicht denkst du, du hättest nicht genügend geändert um auf das Ende hin zu arbeiten, aber ich empfand ihn als störend. Für mich schlug er komplett aus dem Tempo der Geschichte raus. Meines Erachtens könntest du hier einmal ganz dick streichen. :D
"Ja, ich bin engagiert. Äußerst engagiert. Und ich habe Prinzipien."
Würde ich ebenfalls streichen. Klingt in meinen Ohren komisch (im Sinne von "seltsam".)

Naja... und dann zu guter Letzt würde ich noch vorschlagen, dass du deine überarbeitete Version nach oben stellst und dafür die veraltete in das Extraposting stellst. Mit Sicherheit wird der eine oder andere auch diese Geschichte lesen, ohne vorher die Kritiken anzuschauen und alles was er dann findet und korrigiert wäre nicht unbedingt mehr aktuell. ;) Ist aber nur ein Vorschlag.

Fazit: Ist sehr gut geworden.

LG,
:zensiert:

 

GANZ lieben Dank! Ich ändere die "Kleinigkeiten" noch und die Reihenfolge auch. Danke für Deine Hilfe.

Lieben Gruß,

F.

 

Moin arc en ciel!

Ich fange einfach mal ganz unstrukturiert mittendrin an, mit der Frage, ob ein Auftragskiller wirklich so bereitwillig über seine früheren Aufträge sprechen kann? Klar, er will sein Gegenüber beeindrucken, allerdings wirft diese Gesprächigkeit doch ein ziemlich schlechtes Licht auf seine Loyalität und Verschwiegenheit. Woher soll Signore Lassione denn wissen, ob Benjamin die Aufträge, die er für ihn erledigen soll, nicht auch bei nächster Gelegenheit ausplaudert?

Abgesehen davon ist dir der Dialog und vor allem auch die Beschreibung des alten Gangsterbosses sehr gut gelungen. Nur unser Prot wirkt auf mich etwas unbedarft, zumal er ja schon ziemlich viel Erfahrung gesammelt hat. Ich weiß auch nicht, aber irgendwie entspricht er nicht so ganz dem Bild, das ich von so einem Profi habe.

Stilistisch gefällt mir deine Geschichte dafür wirklich gut. Schnörkellos, geradlinig erzählt. Angenehmes Tempo, liest sich gut.
Nur der Spannungsbogen kommt für meinen Geschmack ein wenig zu kurz. Das es sich nicht um ein normales Vorstellungsgespräch handelt, wird schließlich ziemlich schnell klar. Deshalb ist der Dialog zwar interessant zu lesen, allerdings kommt keine wirkliche Spannung auf, auch weil das Ende zu abrupt kommt. Es gibt kein Hinderniss zu überwinden, keine Gefahr zu überstehen.
Wäre es nicht möglich, dass Benjamin sich Sorgen macht, weil Toni hinter ihm steht und er ihn deshalb nicht ohne weiteres erledigen kann? Oder irgendein anderes Problem?
Das ist natürlich nur so ein Gedanke. Vielleicht kannst du etwas damit anfangen.

Eine Sache noch, dann höre ich auch auf mit dem Meckern. Der Umstand, dass Benjamin seine Ausrüstung mitbringt, ja anscheinend sogar die selben Waffen für mehrere Aufträge benutzt, wirkt doch ziemlich unprofessionell. Außerdem sind seine Pistolen doch nichts so Besonderes, dass er sie seinem potentiellen Auftragsgeber unbedingt zeigen muss, oder?

Arc en ciel, deine Geschichte gefällt mir, deshalb habe ich mich hauptsächlich auf die Punkte konzentriert, die in meinen Augen noch nicht so ganz optimal sind. Ich denke, damit kann man als Autor meist sowieso mehr anfangen.

J

 

Hi Don!

Danke für die Anregungen. Ich werd noch mal drüber-gucken.
Und Nachfrage meinerseits: Welche Art von Waffen würdest Du empfehlen. Ich dachte 08-15 kommt hin, aber wenn's was Besonderes sein soll, dann brauche ich wohl den Rat von "Fachleuten" :D

Lieben Dank,

Frauke

 

Moin arc en ciel!

Ich würde die Präsentation der Waffen einfach weglassen. Es wirkt auf mich etwas unprofessionell, auch weil er mit einem Koffer voller Waffen so einfach zu so einem mächtigen Mann durchgelassen wird. Schließlich muss Benjamin ja nicht der sein, für den er sich ausgibt, oder?
Eigentlich müsste er beim Betreten des Gebäudes oder spätestens beim Betreten der Suite ausgiebig gefilzt werden. Das würde zwar die Pointe zerstören, wäre aber realistischer. Ein bisschen Paranoia gehört in diesen Kreisen schließlich schon fast zum guten Ton.

Bei der Wahl der Waffen hast du Recht: Pistolen passen am besten. Wie wir bei Leon gelernt haben: nur Anfänger benutzen Scharfschützengewehre. Umso besser man ist, umso näher kann man an das Opfer ran.

J

 

Aloha!

Ich bin ja nun wirklich niemand, der Krimis verfasst und deshalb habe ich die Erzählung auch in meinen Gedanken Revue passieern lassen. Es ist recht schwierig umzusetzen, Benjamin ins rechte Licht zu rücken und ich kann logischerwéise auch nur das Beleuchten, was mir so auffällt. Und es wird um so schwieriger, es zu betrachten, wenn der Ausgang einem bereits klar ist, weil die Geschichte bekannt ist. :)

Die überarbeitete Version ist um Klassen besser, aber da sind noch zwei Formulierungen und einige kleinere Ungereimtheiten, die der Verwirrung Vorschub leisten. Dazu komme ich weiter unten.

Im Gegensatz zu Benji, der ja schon sehr präsent ist, bleibt Lassiogne trotzdem noch sehr blass. Lass ihn mit den Fingern auf der Lehneder Couch spielen. Warum fordert er Benji nicht mit irgendetwas heraus? Stell deutlicher heraus, dass Lassiogne so oder so über mindestens zwei, drei Aktionen von Benji bestens informiert ist.

Ich stimme auch Don Jorgo zu, dass es ziemlich wahrscheinlich ist, dass der Bodyguard Benji filzt oder sehr serh deutlich im Auge behält. Anderenfalls bedarf es einer Erklärung, warum er ohne jde Kontrolle vorgelassen wird. Eine Sache des Vertrauens, vielleicht in eine Anspielung aus Cliche-Vorstellungen die wir von der Mafia haben, dass solche Angestellten-Verhältnisse auf Vertrauen basieren.


Dinge, die mir auffielen:

Spätestens als er den Aufzugbetrat, ...
-> Aufzug betrat

Es ging um viel.
-> Viel

Seit Segniore Lassione hatte anrufen lassen und ihn herbestellt hatte, ...
-> ‚hatte’ in rascher Folge. (hatte anrufen und ihn einbestellen lassen ... usw.)

Er hatte sich seinem Ziel weit schneller genähert, als er angenommen hatte.
-> ‚hatte’ in rascher Folge (..., als dies zunächst abzusehen war usw.)

Heute war ein besonderer Tag und es ging um einen besonderen Job. Von dem Verlauf des heutigen Treffens hing alles ab.
-> ‚heute’ in rascher Folge

Das leise Ping, das die achte Etage ankündigte, ließ ihn herumfahren, wie ertappt dabei, sein Spiegelbild zu verachten.
-> Ertappt, sein Spiegelbild zu verachten? Die Idee dieser Formulierung ist klar, da ich die Erzählung bereits kenne, aber erschließt sich diese Formulierung wirklich dem unbedarften Leser?

Das Ende der Karriere und ein Skandal sondergleichen.
-> Dieser eine Satz sorgt nach wie vor für die Irreleitung des Lesers, auch wenn der Inhalt klar ist. Benjamin weis, dass er den Löffel nebst Gabel und Messer abgibt, wenn er auffliegt. Und ziemlich wahrscheinlich auf eine wenig erfreuliche Art und Weise ... Aus der Sicht des Erzählers kann der Satz also nicht so lauten, auch wenn der Tod natürlich das Ende seiner Karriere bedeutet.

Dies war eine Bewerbung der besonderen Art und er würde sein bestes geben.
-> Bestes

Benjamin bemühte sich, professionell mit keiner Wimper zu zucken, ...
-> Bei dieser Formulierung erwarte ich eine Gegenreaktion. Entweder bemerkt der Türsteher etwas oder nicht! Anderenfalls ist Beji so sehr Profi, dass er es nicht nur versucht.

Zweifellos, heute konnte sich sein Schicksal wenden. Endlich eine neue Aufgabe finden, vorankommen. Die Vergangenheit hinter sich lassen. Wenn alles nach Plan verlief, konnte er heute ein neues Leben beginnen.
-> Ja! Das sind die Formulierungen die hierher gehören!!! :)


... , wie sonst nur große Eingangshallen sind.
-> wie es sonst

"Nun", begann er mit verlebter Stimme, "Benjamin Martinez. Es freut mich, Sie hier zu begrüßen."
Seine Worte wurden begleitet von zwölf hohlen Schlägen einer nicht auszumachenden Standuhr.
"Ganz meinerseits", erwiderte Benjamin, der spüren konnte, wie seine Hände feucht wurden.
-> Ja!

Das durfte Benjamin nicht einen Moment außer acht lassen.
-> Acht

Zuletzt..."
-> Abstand zwischen Wort und Auslassungszeichen erforderlich. ( Da es häufig falsch in vielen Texten steht: Drei Auslassungspunke zeigen an, dass in einem Wort, Satz oder Text Teile ausgelassen wurden. Dabei stehen die Punkte nur direkt am Wort, wenn die Auslassung innerhalb eines unvollendeten Wortes beginnt, ansonsten stehen sie wie ein eigenes Wort mit einem Leerzeichen dazwischen.)

Schüler von Miller... so, so!"
-> Abstand zwischen Wort und Auslassungszeichen erforderlich.

Der Alte war gut und es fehlte nicht viel, dann war er zu gut.
-> Deine Entscheidung, aber der Satz gefällt mir so nicht. (Vielleicht: ..., denn erw ar nahe an der Wahrheit. Oder so ähnlich ...)

"Danach spreche wir dann noch mal über Geld."
-> sprechen

Er hatte sein Gegenüber offenbar unterschätzt. Das hätte schnell gefährlich werden können. Er bewegte sich auf dünnem Eis.
-> ‚hatte’ – ‚hätte’ (Er bewegte sich auf dünnem Eis, eine Gefahr, die deutlich in der Unterredung mitschwang. etc.)

..., entnahm einem passgenauen Schaumstofffutteral eine Flasche teuren Whiskeys und zwei geschliffene Gläser, ...
-> Whiskey? Ein guter sizilianischer Roter kommt da sicher besser daher.

Endlich einen Fuß im italienischen Markt. Dem Mutterland seines Standes. Eine Chance, wegzukommen von den gefährlichen neuen Märkten im Osten mit ihren rauen Sitten und Auftraggebern in pelzgefütterten Armeeparkern längst vergessener Dekaden.
-> Die Sätze sind nach wie vor deutlich verwirrend aus der Sicht des neutralen Betrachters.

Das Schnappen des Kofferschlosses wurde von einem erneuten Fingerschnippen des Alten gefolgt.
-> Dem Schnappen .... folgte ein erneutes Fingerschnippen ... usw.

Die letzte Prüfung hatte er soeben mit Bravour bestanden. auf ihn warteten neue Aufgaben und ein Appartement in Moskau.
-> bestanden; auf


shade & sweet water
x

 

Hi Xadoom!

Danke für die ausführliche Auseinandersetzung mit diesem Geschreibsel :D Da ist einiges drin, was ich bei der nächsten Überarbeitung im Auge behalten werde. Insbesondere die Frage mit der Gegenreaktion hat mir auf die Füße getreten. Autsch. Da muss was geschehen. Richtig. Auch wenn das nur eine der Kleinigkeiten ist.

Lieben Dank!

Frauke

 
Zuletzt bearbeitet:

so, hier ist nun die neuste Version, in der ich versucht habe, so gut wie alles noch einzubringen. Kurz: ich habe zum Wohle der Story noch ein wenig gebastelt und ich hoffe, es hat sich gelohnt. there we go:

Der nächste Job

Spätestens als er den Aufzug betrat, setzte die Nervosität wieder ein, die er schon seit dem Aufwachen gespürt hatte. Während er in der verspiegelten Kabine hinaufgesogen wurde, zupfte er seinen schwarzen Anzug und seine Krawatte zurecht. Heute wirkte er blass, selbst in den sanft getönten Spiegeln des exklusiven Hotels. Es ging um viel. Seit Segniore Lassione hatte anrufen und ihn herbestellen lassen, war er nicht mehr zur Ruhe gekommen.

Er hatte sich seinem Ziel weit schneller genähert, als angenommen. Das Versprechen einer besseren Zukunft lächelte ihm aus dem Spiegel entgegen, während er sich selbst zu einem Lächeln zwang, um seine Nervosität abzuschütteln. Aber es wollte nicht recht gelingen. Heute war ein besonderer Tag und es ging um einen besonderen Job. Von dem Verlauf des heutigen Treffens hing alles ab.

Das leise Ping, das die achte Etage ankündigte, ließ ihn herumfahren, wie ertappt dabei, sein Spiegelbild zu betrachten. Er griff hastig nach seinem schwarzen Aktenkoffer und wippte auf den Fußspitzen, während er darauf wartete, dass die Türen aufglitten.
Eine Sekunde flackerte der Gedanke auf, was geschehen würde, wenn er es heute vermasselte. Aber das war undenkbar. Es musste funktionieren, komme was wolle.

Der dicke Teppich des Hotelflurs schluckte den Schall seiner Schritte bis zur neunten Tür auf der linken Seite. Er war vorbereitet, wenn er auch noch keine Ahnung von dem hatte, was ihn erwartete.

Schon nach dem ersten leisen Klopfen glitt die Tür auf und eine Hand in weißem Handschuh winkte ihn herein. Carl bemühte sich, professionell mit keiner Wimper zu zucken, während er mit schnellen Blicken die Ausmaße der Suite in sich aufnahm. Ein Unternehmen mit luxuriösem Stil. Zweifellos, heute konnte sich sein Schicksal wenden. Wenn alles nach Plan verlief, konnte er heute ein neues Leben beginnen. Während der Mann mit den Handschuhen seinen Aktenkoffer inspizierte und darin nichts fand, versuchte Carl, das flaue Gefühl abzuschütteln, dass sich langsam in sein Bewusstsein einschlich.

Er horchte auf seinen rasenden Puls und konzentrierte sich darauf, ihn Stück für Stück zu verlangsamen. Ungeachtet seiner Größe war dieser erste Raum so leer, wie sonst nur ausgedehnte Eingangshallen sind.

"Sie werden erwartet." Der Mann, der die Tür geöffnet hatte, sprach tonlos und deutete auf die halb geöffnete Schiebetür zum Nebenraum. Ein wenig größer als der erste sogar, war auch dieser Raum nahezu unmöbliert. Einzig eine schlichte Sitzgruppe aus schwarzem Leder befand sich vor dem Kamin, ein niedriger Glastisch in der Mitte.
Der Jahreszeit angemessen brannte kein Feuer im Kamin. Auf dem schmiedeeisernen Glutrost befand sich statt dessen eine schlichte Bodenvase mit weißen Tulpen. Erst nach Sekunden konnte Carl seinen Gastgeber ausmachen.

Beinahe mit dem schwarzen Leder verschmolzen, saß Signore Lassione in einer Ecke der zweisitzigen Couch und bedeutete Carl wortlos, sich ihm gegenüber zu setzen. Sein hagerer Körper schien den zweireihigen Anzug nicht im Geringsten auszufüllen und er schmiegte sich wie ein Hauch zwischen die Falten der Sofakissen. Eine volle Minute musterte der alte Mann ihn eindringlich, bevor er sprach.
"Nun", begann er mit verlebter Stimme, "Carl Martinez. Es freut mich, Sie hier zu begrüßen."
Seine Worte wurden begleitet von zwölf hohlen Schlägen einer nicht auszumachenden Standuhr.
"Ganz meinerseits", erwiderte Carl, der spüren konnte, wie seine Hände feucht wurden.

"Was denken Sie, qualifiziert Sie?" In medias res, Carl schluckte. Nein, Signore Lassione war dafür bekannt, dass er nicht lange fackelte. Ein guter Chef zwar, aber auch ein gefährlicher. Das durfte Carl nicht einen Moment außer Acht lassen. Noch lange war er nicht am Ziel. Dennoch wollte er keine Namen nennen. Er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Tonis Hand wanderte warnend unter seine Jacke. Mehr brauchte es nicht, um Carl den Ernst der Lage begreiflich zu machen. Wenn er jetzt nicht den nötigen Mut aufbrachte, würde er nicht zum Ende dieses Gespräches gelangen.

"Meine bisherige Arbeit", nahm er daher forsch Anlauf. Signore Lassione nickte bedächtig, ein entspanntes Lächeln zwischen den tiefen Furchen seines Gesichts.
"Und diese Antwort. Gewiss." Wieder ließ er zwischen ihnen Wortlosigkeit eintreten. "Berichten Sie. Chronologisch, bitte. Projekte, Beschäftigungen. Nennen Sie ausnahmsweise mal Namen, nur Mut! Wir sind unter uns. Außer mir und Toni ist niemand hier." Er deutete auf den Mann mit den weißen Handschuhen, der sich hinter der Couch postiert hatte und schwieg.

Carl räusperte sich. "Zu Beginn meiner Berufstätigkeit, direkt nach meinem Militärdienst, habe ich ein paar Aufträge als Selbständiger übernommen, während ich den Markt sondiert habe. Schon 1990 wurde ich dann Teil eines meist dreiköpfigen Teams bei CRT."
"Die Spanier", das Nicken des alten Mannes wurde von einem abschweifenden Blick begleitet. "Danach", fuhr Carl schnell fort, um nur nicht wieder die unangenehme Stille eintreten zu lassen, "habe ich die Notwendigkeit einer weiteren Ausbildung gesehen. Drei Jahre lang habe ich als Assistent von James Miller verbracht und mir im Zuge dessen vor allem weitere Techniken und seinen Sinn für Präzision angeeignet." Seine Worte wurde von einem unmerklichen Nicken des Alten begleitet.

"Immer wieder habe ich danach für verschiedene Gesellschaften gearbeitet. Von Zeit zu Zeit auch für Privatleute. Sie erinnern sich möglicherweise an die Figaró-Sache? Das Barcelona-Unternehmen? Seymore-Parisienne? Daneben war ich im nahen und kurzzeitig auch im fernen Osten tätig. Die Planung der Apollos-Angelegenheit, sowie Federführung bei Wajong-Maros gehen auf mein Konto."
Er hatte seinen Faden gefunden. Es zahlte sich jetzt aus, gründlich vorbereitet zu sein. Das Geheimnis einer Karriere, die ansonsten auf Schweigen basierte. Heute aber kam es darauf an, zu beeindrucken. Anders konnte er sein Ziel nicht erreichen.
"Auch der osteuropäische Raum gehört zu meinen Arbeitsgebieten. Ein Jahr lang war ich in und um Moskau als Selbständiger erfolgreich. Bedauerlicherweise habe ich bisher in Italien noch nicht Fuß fassen können. Zuletzt ..."

"Ich weiß", unterbrach Signore Lassione ihn mitten im Satz. "Beeindruckend. Ich denke, ja, das qualifiziert Sie. Schüler von Miller ... so, so!" Die Gedanken seines Gegenübers drifteten erneut davon und brachten Stille mit sich. "Ihre bevorzugte Arbeitsweise?"
"Verschiedene Techniken und Methoden, immer präzise, termingenau, nach gründlicher Recherche und Vorbereitung, ohne Vorfälle, mit einer Erfolgsquote nahe achtundneunzig Prozent." Carl spulte ab, was er tagelang geprobt hatte.

"Derzeitig in Beschäftigung?" Signore Lassione blinzelte und Carl zuckte innerlich erneut zusammen. Der Alte war gut und es fehlte nicht viel, dann wäre er zu gut. "Russen." Carl zuckte die Schultern. "Das ist eine ganz andere Welt. Deshalb suche ich. Deshalb bin ich hier." Der Alte quittierte dies mit einem kurzen Kopfnicken und schien innerlich schon wieder weit entfernt zu sein.

"Sprachen?"
"Akzentfrei Englisch, Russisch und Spanisch. Dazu Verständigung in Französisch und Ungarisch, ausbaufähiges Arabisch."
"Bereit, Italienisch zu lernen?"
"Natürlich."
"Gut, sieht aus, als würden Sie es brauchen. Ihr erster Auftrag bringt Sie nach Bologna."
Carl blinzelte, um seine Balance wiederzufinden. Dieser Schritt war zu schnell erreicht. Er war engagiert. Oder hatte er den Alten falsch verstanden?
"Branchenübliche Erfolgsprämien in der Probezeit", fügte sein Gegenüber lächelnd hinzu. "Danach sprechen wir dann noch mal über Geld."
Carl blinzelte erneut. Er war gelinde gesagt überrumpelt und das geschah mehr als selten. Er hatte sein Gegenüber offenbar unterschätzt. Das hätte schnell gefährlich werden können. Er bewegte sich auf dünnem Eis.

"Lassen sie uns auf Ihren Eintritt in die Firma anstoßen." Signore Lassione schnippte unhörbar mit den Fingern und der Mann mit den weißen Handschuhen öffnete einen Pilotenkoffer, entnahm einem passgenauen Schaumstofffutteral eine Flasche teuren Whiskeys und zwei geschliffene Gläser, die er fingerbreit füllte.

Sie prosteten sich gegenseitig zu und Carl ertränkte die in seinem Magen wuselnden Mehlwürmer mit einem großen Schluck. Noch nie hatte er ein so ungewöhnliches Bewerbungsgespräch geführt, aber die Zeiten der einfachen Aufträge waren vorbei. Jetzt ging es um alles.
Er hätte sich freuen sollen, denn die hätte eine Chance sein können, endlich wegzukommen von den gefährlichen neuen Märkten im Osten mit ihren rauen Sitten und Auftraggebern in pelzgefütterten Armeeparkern längst vergessener Dekaden. Aber er war noch nicht am Ziel und er konnte nicht ruhen, bis er sein Ziel erreicht hatte. Es stand zu viel auf dem Spiel.

Das Glas wanderte ohne Carls Zutun zurück in den Pilotenkoffer. Das Schnappen des Kofferschlosses wurde von einem erneuten Fingerschnippen des Alten gefolgt.

"Die Akte." Ein schwarzer Hefter wurde ihm gereicht. "Bleibt eine letzte Frage zu klären: Sie brauchen eine Ausrüstung. Darf ich bitten?" Seine Finger deuteten eine Geste nur an, aber Toni verstand.

Carl ließ die Waffe in seine Finger gleiten, als wäre sie aus flüssiger Seide. Sie passte perfekt zu ihm. Auch Signore Lassione hatte seine Hausaufgaben gemacht. Zu schade nur, dass er sie nach einem Auftrag vernichten müsste. Regeln waren nun einmal Regeln.

Der Alte nickte befriedigt. "Wundervoll. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg. Zu Beginn erledigen Sie bitte eine Familienangelegenheit. Details in der Akte. Es handelt sich um meinen Schwager. Bruno war ihr Vorgänger, um genau zu sein. Also sehen Sie es als Bewährungsaufgabe. Das neue Glück meiner Schwester liegt mir am Herzen."
Carl zuckte bei dieser Formulierung unmerklich zusammen. Hoffentlich unmerklich. Vermutlich schon. Denn mit einem entspannten Lächeln betrachtete Signore Lassione immer noch Carls Hand um die polierte Waffe. "Gute Vorbereitung ist alles."

Ja, er war vorbereitet. Besser, als Signore Lassione glauben mochte. Und die Entscheidungen waren gefallen. Alle Karten lagen auf dem Tisch und ein Stichwort hatte die Zukunft besiegelt. Dies hier sollte sein Meisterstück werden. Zum ersten Mal an diesem Tag atmete er tief durch und entspannte sich.

Endlich zur Ruhe gekommen, ließ er seine Hand einmal leicht im Kreis schwingen. Dann nahm er Maß. Er verwandte zwei Schuss, zur Sicherheit, dann war Toni Geschichte und kommentarlos hinter die Couch gesunken. Lassiones Augen hatten sich um ein Vielfaches geweitet. "Es ist vorbei." Carls Blick floss kalt durch den Raum, verweilte dann wider auf Lassione. Er zählte bis zehn, dann notierte er im Geiste das leise Klicken an der Eingangstür zur Suite.

Bruno trat hinter ihm in den Wohnraum hinein. "Andiamo", hörte er ihn flüstern ohne seinen Blick von Lassione abzuwenden. Der hatte mittlerweile seine Augen geschlossen. Sein Atem ging flach. Der alte Mann wusste, dass Gegenwehr zwecklos war und Carl konnte nicht umhin, ihm für seine Haltung Respekt zu zollen. Dieses Gefühl wuchs in dem Moment, als sich sein Finger um den Abzug schloss und der Körper des Alten noch ein weniger tiefer in die Kissen sank.

Mit seinem Aktenkoffer in der einen und dem Pilotenkoffer in der anderen Hand wandte er sich der Tür zu. Auf ihn warteten Bruno, neue Aufgaben und ein Appartement in Rom. Sein Leben konnte von vorn beginnen und endlich antwortete er auf die letzte Feststellung des Alten, auch wenn der ihn nicht mehr hören konnte.

"Ja, ich bin engagiert. Äußerst engagiert. Und - ich habe Prinzipien."

 

Liebe Frauke,

Dein Krimi liest sich so nett herunter, wie ein angenehmer Prosecco in meiner Gurgel säuselt, kurz: es hat mir tierisch Spass gemacht, sie zu lesen!!!!!

Besonders gefällt mir, dass Du so gut mit der Erwartungshaltung des Lesers arbeitet.
Zuerst denkt man ans Bewerbungsgespräch, dann glaubt man, dass der Killer den Job annimmt, am Ende der Wendepunkt, super!

Viel Erfolg bei der Lesung,

LG
WU

 

Hi Urach!

Vielen Dank für die Ermutigung! Ich werde dann heute abend Prosecco servieren. Eiskalt und tödlich, aber hauptsache prickelnd ;)

Lieben Dank für die Bestätigung, dann habe ich es jetzt wohl richtig gemacht.

Frauke

 

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