Der Nebenbuhler
Frank erwachte, weil neben ihm Ilona komische Geräusche von sich gab. Es war ein unverständliches Gemurmel und ab und zu kicherte sie wie ein Kind, das man gerade kitzelte. Frank amüsierte sich köstlich. Niemand konnte so intensiv träumen, wie Ilona. Als sie leise zu wimmern begann, wollte er sie wecken, da er vermutete, dass ihr Traum eine dramatische Wende genommen hatte. Doch dann vernahm er laut und deutlich ein weinerliches „Rudi“.
Starr vor Entsetzen kniete er neben ihr. Wer ist Rudi? hämmerte es in seinem Kopf. Er hatte es ganz deutlich gehört. Wo war sie in letzter Zeit? Wo ist dieser Mistkerl? Sollte er sie mitten in der Nacht aus dem Schlaf reißen und zur Rede stellen? Sie schlummerte inzwischen wieder mit einem seligen Lächeln auf den Lippen. An Schlaf war bei ihm nicht mehr zu denken.
„Na, gut geschlafen?“ fragte er beim Frühstück und bemühte sich, einen freundlichen Ton anzuschlagen.
„Ich hatte einen irren Traum“, sagte sie.
„Ach ja, wovon denn?“ Er tat uninteressiert. Innerlich vibrierte er.
„Ein totales Durcheinander, ich bekomme es nicht mehr zusammen“, antwortete sie.
„Ich gehe heute Abend noch mit Britta joggen“, rief sie ihm nach, als er das Haus verließ. Er glaubte ihr kein Wort. Am Abend wartete er vor ihrem Büro und folgte ihrem Twingo unauffällig. Am Parkplatz der Waldgaststätte standen etliche Fahrzeuge. Sie parkte neben einem roten VW. Die Tür öffnete sich. Heraus trat Britta und neben ihr zwängte sich ein Dackel-Pudel-Cocker-Mischling heraus, sprang auf Ilona zu und Britta rief: „Nicht so wild, Rudi!“