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Der neue Mensch
"Wer weiß, wofür es gut ist", hatte Mason zu mir gesagt.
Er hatte es ernst gemeint.
"Um ein Omelett zu machen, muss man Eier zerschlagen, so ist das."
Lächelnd, kopfschüttelnd und weinend hatte er auf der Veranda gesessen, und an seinem Budweiser genippt.
Später hatte er die Dosen im Minutentakt geleert, doch erst, als das Ding in ihm angefangen hatte, sich zu bewegen.
Am Ende hatte er nur noch geredet.
Vielleicht hatte er den Verstand verloren, was ihm niemand hätte verübeln können, oder der Alkohol hatte ihn gesprächig gemacht.
Wie auch immer.
Ich habe ihm zugehört, was sonst hätte ich machen können.
Es ist ein Scheißgefühl allein zu sein, und es ist ein noch mieseres Gefühl zu spüren, wie es in einem wächst, doch wenn ich allein gewesen wäre während es in meinen Eingeweiden Form annahm, hätte ich durchgedreht.
"Jedes Ding hat seine Zeit, Mann, so ist das. Wenn wir uns nie weiterentwickelt hätten, würden wir immer noch in Höhlen hausen, und uns Kaninchenfelle um die Eier knoten."
So ging es oft.
Dadurch wurde es nicht besser, aber erträglicher.
Man dachte weniger nach.
Man sagte einfach: jedes Ding, hast absolut Recht, Mann, oder Es fühlt sich eigentlich gar nicht so schlecht an, glaube ich.
Kurz gesagt, man log drauflos, dass einem die Ohren abfielen.
Das Leben war zu einer Lüge geworden, denn es fühlte sich alles andere als gut an.
Es war widerlich.
"Fast zweitausend gottverdammte Jahre die Krönung der Schöpfung, und dann ... ... auf einmal ist die ganze Menschheit der Brutkasten dieser sprechenden Gummibärchen."
Wir waren schwanger, wir alle.
Männer, Frauen, und sogar die Kinder waren es.
Wir trugen die Föten einer neuen Rasse in uns, aber es kam einem so vor, wie ein Haufen Scheiße. Vielleicht ist das normal, keine Ahnung.
Ich war vorher noch nie schwanger gewesen.
Als Mann gebar man ja auch normalerweise keine Kinder.
Scheiße, ich bin sogar noch Jungfrau.
Es ist einfach ein weiterer Schritt die Evolutionstreppe hinauf, nicht mehr und nicht weniger.
Seit vier Tagen warte ich allein auf das Ding in mir, dessen Zeit gekommen zu sein scheint.
Mason ist tot.
Sein Unterleib riss einfach so auf, ohne Vorwarnung, und gab sein Kind frei.
Es hatte größere Augen wegen der Sonne, härtere Haut, kleinere Ohren, und war am zweiten Tag danach schon fast einen Meter groß.
Der neue Mensch.
Ich glaube, gleich ist es soweit.