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Der Neue

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05.06.2008
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Der Neue

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Wie lange kenne ich ihn eigentlich schon? Sind es jetzt schon zwei Jahre ? Ich glaube so in etwa. Eigentlich doch ein recht hübscher Zeitabschnitt, um jemanden kennen zu lernen – oder besser, sich in dem Glauben zu wiegen, Wesentliches über einen Anderen zu wissen. Ich erinnere mich noch, wie Frank eines Tages auf unserem Flur stand, in ein offenbar angenehmes Gespräch mit meinem Chef vertieft. Ein Austausch einiger verbaler Nettigkeiten, unüberschaubar mit positiver non-verbaler Kommunikation vorgetragen, leicht vorgebeugt und lächelnd, nicht zu devot, aber auch nicht zu frech. Kurz gesagt :Mein Chef plauschte mit einem Unbekannten, den er mir kurz darauf als einen neuen Oberarzt , der über uns angesiedelten Abteilung, vorstellte. Ein kurzes „Guten Tag“, „ich heiße..“ und ein „Hallo“ zum Schluß. Das war dann unser erstes Zusammentreffen. Das leichte Bizarre daran; kaum ein paar Tage später konnte er mich überhaupt nicht mehr einordnen. Es waren wohl doch zuviel der Vorstellungen und Bekanntschaften gewesen. Meine beschwichtigenden Worte: „Ich vergesse auch jeden Namen sofort, der mir das erste Mal genannt wird“ waren fast mehr an meine Adresse gerichtet. So stimmte zwar der Satz im Prinzip; aber Name und Gesicht ! Das kratzte am Ego, diese Demonstration offenkundiger Bedeutungslosigkeit der eigenen Person. Denn auf allzu viel Senilität und Zerstreutheit konnte ich angesichts seiner 38 – 40 Jahre schwerlich hoffen.
Aber was soll`s. Irgendwie trafen wir uns in der Zukunft häufiger, beim Essen in der Kantine oder bei uns auf Station. Über fachliche Kontakte hinaus stellte sich mit der Zeit auch eine gewisse persönliche Beziehung her. Aber schon bei den Worten „persönliche Beziehung“ wird mir klar, dass damit die Situation, das was zwischen uns war oder auch nicht existierte kaum adäquat beschrieben werden kann. Vielleicht war es diese interessante, in gewisser Weise regelrecht angenehme Ambivalenz unseres gegenseitigen Umgangs, der einerseits doch persönlicher war als ein rein fachlicher, andererseits aber strikt eine deutliche Distanz aufrecht erhielt. Wir sagten „Sie“ zueinander. Dabei lagen keine Jahrzehnte unterschiedlicher Berufs.- oder Lebenserfahrung zwischen uns. Nein, ganze 700 Tage hatte er früher Windeln und Fläschen benötigt. Welch ein Lebensvorsprung! Doch wir sagten „Sie“ oder „Herr Kollege“. Jeden anderen hätte ich ob eines solchen Verhaltens als Arschloch bezeichnet oder zumindest mit Missachtung gestraft, was zwecklos aber enorm befriedigend gewesen wäre. Doch bei ihm genoss ich es. Ja, klamm heimlich beschlich mich das Gefühl, dass sich so bestimmt vor hundert Jahren echte Gentlemen im Club bei einer guten Zigarre und einem lange gelagerten Whiskey, bequem zurückgelehnt in einen ledergepolsterten Sessel, unterhalten hätten – und natürlich: kein Zutritt für Frauen !
Kein Zutritt für Frauen; unsere Gespräche schienen sich ebenfalls daran zu halten. Alles was ich zu Thema „Frank und Frauen „ wusste, resultierte sozusagen aus Sekundärquellen, die ich z.T. meinerseits als gar nicht so sekundär ansah. Allein Kristina aus der Funktionsabteilung hatte für mich absolut das Zeug primär zu sein. Ihr trainierter Körper und das ausgesprochen nette, etwas zurückhaltende Lächeln waren mir schon lange aufgefallen.
Seit wann stehe ich denn eigentlich auf muskulöse Frauen ?
Doch mit Frank sprach ich niemals über Derartiges. Wie ich erfuhr, lebte er in gewisser Weise mit zwei Frauen zusammen – aber auf Distanz. Ein Lebensmodus, den ich in meinem Bekanntenkreis mit dieser Konsequenz noch nie gesehen hatte.
Da gab es eine Frau in ca. sechzig Kilometer Entfernung und eine in unserer Stadt. Mit beiden hatte er ein Kind. Am Wochenende A kümmerte er sich um das eine, am Wochenende B um das andere Kind – vorausgesetzt, berufliche Zwänge wie Dienste, Kongresse o.ä. brachten den Rhythmus nicht durcheinander.
Wenn ich mir Frank so anschaute und bei Gesprächen auch bewusster darauf achtete, nicht nur was, sondern wie er es sagte, entstanden in meinem Kopf so ein paar Bilder, in denen ich mir seine Partnerinnen vorstellte. Ich glaube es ist ziemlich normal, das so etwas passiert. Man kann sich gar nicht der eigenen Gedankenwelt , dem eigenständigen Konfabulieren einiger Neurone entziehen. So entstehen nicht immer in jedem Detail scharf gezeichnete Bilder, aber doch ziemlich umfassende Prinzipskizzen, mit vielen konkreten Konturen und Farben, im Einzelnen variierbar, aber doch in der Grundansicht recht festgelegt.
Welche Frauen passen zu einem recht smarten, schlanken Typ, mit einzelnen grauen Haaren in der sportlich kurzen Frisur ? Ein leicht gebräunter Teint und meist ein angedeutet, ja fast spöttisches Lächeln. Überwiegend sachlich, nett im Umgang, gelegentlich mit einem Hauch Snobismus – aber in homöopathischer Dosis.
Ich gebe zu nicht zu wissen, wie er sich außerhalb unserer sterilen oder zumindest hellen Räume verhielt. Aber es fiel mir schwer zu glauben, dass er zu der Sorte gehörte, die kaum Jeans und T-shirt übergestreift plötzlich die Sau rauslassen. Nun, man weiß es nicht. Aber das war wohl nicht sein Stil.
Wenn ich mir nun anlässlich sich manchmal ergebender entspannter sechzig Sekunden mir ein Bild von seinen Frauen zu machen versuchte, stellten sich recht reproduzierbar immer die gleichen Gedanken ein: Sportlich- schlank, egal ob lange oder kurze Haare, diese Details erwiesen sich beim meinem geistigen Phantombild als austauschbar. Auf alle Fälle irgendwie mit beiden Beinen im Leben stehend und nicht darauf angewiesen, dass abends immer jemand mit konstanter Regelmäßigkeit nach Hause kommt und erzählt, was es in der Klinik so Neues gab. Und dann musste da auch noch viel Toleranz dabei sein. Wer ließe sich schon auf Dauer auf eine solche Beziehungskiste ein, die ja quasi eine Dreiecksbeziehung war, wenn auch mit verlängerter Hypothenuse.
Auf alle Fälle kein Heimchen am Herd, auch kein Trampel, nein – irgendwie ein bisschen rassig und mit spitzer Zunge, um gelegentliche , leicht arrogante Äußerungen schon im Keime ersticken zu können.
Das waren also so meine Gedanken zum Thema. Das Realität und persönliche Vorstellungen manchmal nicht unbedingt deckungsgleich sind ist eine Binsenwahrheit. Im Einzelfall ist man jedoch immer wieder überrascht.
An einem Samstag Vormittag platzte meine Gedankenblase. Im Comic hätte an dieser Stelle „ paff“ oder „ peng“ gestanden. Ich dagegen war eher nur sprachlos; zumindest ein bisschen.
Kurz zuvor hatte ich mich mit wenigen essbaren Dingen auf dem Markt versorgt und schlenderte gerade durch einige Buchläden, um wie so oft mit mehr Zeitschriften und Büchern als mit Brot und Butter nach Hause zu fahren – warum kann ich eigentlich nicht Zellulose verdauen ? Auf dem Wege zum Parkhaus, wo mein altes Auto, liebevoll „Gehhilfe“ genannt, auf mich wartete, passierte es dann. Es tippte mir jemand auf die Schulter, es war Frank. Er schob gerade mit dem Kinderwagen durch die Stadt – ich weiß nicht ob Woche A oder B war. Wir redeten über Dies und Das. Mir wurde klar, er wartete auf Jemanden. Er machte nicht den Eindruck, mich loswerden zu wollen. Also Plausch mit Zeitgewinn, warten was passiert. Es war praktisch die Gelegenheit mein virtuelles Bild, mit der Realität zu vergleichen – zumindest zur Hälfte. So plötzlich, wie er mir auf die Schulter getippt und ein Gespräch angefangen hatte verstummte er auch, drehte sich um und verpackte ein paar große Fleisch.- und Wurstpakete in einer Tasche. Seine Frage, ob auch die Steaks dabei wären, gerichtet an eine plötzlich aufgetauchte sie, machten mir endgültig klar, dass er nicht zufällig die kulinarischen Mitbringsel irgendeiner Passantin einpackte – das wäre ja noch was gewesen – nein, das stand eine seiner zwei besseren Hälften in Gänze vor mir. Er stellt mich ihr kurz vor; wie immer vergaß ich sofort den Namen. Es war einfach nicht zu fassen: 1,60 groß, trotz vorteilhafter Kleidung immer noch als ziemlich beleibt und unsportlich zu erkennen. Dann dieser Dialekt, genauso weich wie der kurze Händedruck, den ich über mich ergehen lassen musste, wobei sie ihren Blick für Sekunden vom Wurstpaket hob.
Ich habe schon oft den Spruch gehört, dass es auf die inneren Werte ankommt, was immer das heißen mag. Ich konnte ihn immer nur teilweise nachvollziehen. Gewiß, man muss auch mit dem Herzen sehen und nicht nur mit den Augen, besonders wenn man so kurzsichtig ist wie ich. Aber was neben den Augen da meinem Herzen angeboten wurde lag ziemlich außerhalb des Erwarteten. Kurz, ich konnte mich nur wundern. Der Ausstieg aus der Situation war einfach. Sie zog es vor, mich zu ignorieren. Nicht der Hauch einer unverbindlichen Äußerung wie man sie manchmal von sich gibt, um Gesprächspausen zu überbrücken oder bei Unbekannten die ersten Sekunden des Kennenlernens geschmeidiger zu machen. So zog ich mich mit meinem knappen Nahrungsmittelbeutel und einem kurzen „Tschüß“ zurück, ohne auch nur den Anschein von Unhöflichkeit oder Sprödheit zu hinterlassen.
Bei solchen Gelegenheiten frage ich mich , ob mir nicht allzu große Vorurteile ein Bein stellen und mich in die Irre laufen lassen. Doch dann denke ich an meine Oma, die immer sagte: Vertrau darauf, was dir dein Gefühl sagt ! Und das sagte damals: Vergiss es , geh los und wundere dich ein bißchen.
Und das tat ich dann auch.

 

Hallo cromell,

zunächst sei erstmal herzlich willkommen auf kurzgeschichten.de!

Dein sog. Einstand hat mir nicht so besonders gut gefallen und wie hier üblich, versuche ich dir das auch genauer zu erläutern.

Zunächst zum Plot:
die Idee, einfach einen kleinen Lebensausschnitt en detail zu schildern, nämlich, wie hier geschehen, zwei Männer zu charakterisieren, ist ansich nichts zu Tadelndes, aber der Plot ist auch nicht grad als besonders innovativ zu bezeichnen.
Um jetzt nicht das Missverständnis zu produzieren, dass immer nur Innovatives Erfolg hat, füge ich noch hinterher, dass man aus JEDEM Sachverhalt Spannendes, Interessantes zaubern kann, wenn es einem gelingt, eine gute Verpackung zu wählen.
Genau das aber gelingt dir nicht.

Das beginnt schon mit dem lieblosen Titel, der nichtssagend daher dümpelt und deutlich erkennen lässt, dass du dir vermutlich noch keine Gedanken darüber gemacht hast, weshalb und auf welche Weise Menschen auf Geschichten zugehen.
Auch, wenn ich dir hiermit nix Neues sage, tu ichs jetzt trotzdem: mit einem interessant klingenden Titel weckt man Neugierde.

Die Geschichte selbst enthält leider nicht viel Spannung, was zum einen daran liegt, dass der Plot selbst nicht viel dazu hergibt, aber auch du viel ungenutzt lässt, um trotzdem etwas Spannung einzubauen bzw. aufzubauen.

Z.B. kannst du ein wenig mehr Schwung in die Geschichte bringen, indem du wörtliche Rede einfügst.

Wörtliche Rede zeigt viel vom Charakter eines Menschen und dies auf spannende Art und Weise, weil du mit den gesprochenen Worten den Leser dazu anregst, sich selbst Gedanken zu machen, das Gelesene mit den eigenen Lebenserfahrungen zu vermischen und sich ein Bild vom Sprechenden zu machen.

Deine beiden Hauptakteure mögen dir vielleicht deutlich genug gezeichnet sein, mir erscheinen sie zu blass. Ich könnte jetzt Frank nur das Attritbut "smart" beigeben und dem Erzähler "nachdenklich", aber ansonsten haben die Männer keine klaren Konturen.

Die Spannung bezüglich der Frage, wie wohl die Frauen geartet sein mögen, mit denen Frank zusammen ist, könntest du in der Form aufbauen, indem du einerseits die Neugierde des Erzählers beschreibst, der immer mal wieder, mehr oder weniger deutlich, versucht, was aus Frank heraus zu bekommen, der aber immer aufläuft, und, indem du auch Frank nur vage Andeutungen machen lässt, so dass man als Leser selbst langsam ungeduldig wird, was denn das wohl für Frauen sein mögen.
Die Szene im Parkhaus jedenfalls entbehrt nicht der gewissen Spannung.

Was mir aber ganz und gar nicht gefallen hat, ist die Darstellung der Frau.

Du erschöpfst dich darin, sie als übergewichtig zu bezeichnen, was du aber gänzlich auslässt, ist, dass sie vermutlich eine völlig abtörnende Aussstrahlung hat.
Wenn du dir selbst einmal Gedanken darüber machst, weshalb dir manche Menschen sympathisch sind und weshalb andere Menschen es nicht sind, dann wirst du feststellen, dass es keineswegs die körperlichen äusseren Merkmale sind, die dich steuern, sondern dass es immer diejenigen Erlebnisse sind, die man mit der Ausstrahlung des anderen hat.

Dein Protagonisterzähler wirkt in dieser Geschichte so als wäre für ihn jeder Dicke unerträglich unsympathisch.
Ich glaube, dass du genau so es aber gar nicht darstellen wolltest oder doch?

Diese Frau muss also mehr Negatives ansich gehabt haben, was deinen Erzähler schockiert und enttäuscht hat.

Sie könnte z.B. in einer Art mit Frank geredet haben, dass man sich abgestoßen fühlt, vielleicht war sie arrogant, vielleicht wirkte sie einschüchternd keifig, vielleicht wirkte sie verbittert nörgelnd, vielleicht wirkte sie wie jemand, der in dem Zustand des dauernd beleidigt seins, die ganze Welt anklagt, vielleicht stank sie nach Schweiß, vielleicht war ihre Stimme schrill und aufgedreht, vielleicht wirkte sie peinlich debil...tausend charakterliche Eigenschaften stehen dir zur Verfügung.

Gib doch bitte dieser Frau einen Körper, einen inneren Körper!

Bezüglich deines Schreibstils ist mir aufgefallen, dass du manchmal zu arg langen Sätzen neigst. Nimm dir doch gerne den Raum, den du benötigst, um etwas zu erzählen. Kürzen kann man immer noch, wenn was zu lang geworden ist. Aber deine Sätze wirken teils, als habe man dir damit gedroht, dass es was kostet, wenn du zu viele Sätze bildest. Da sind teils Aussagen mit reingequetscht und verlieren sich dann in ihrer Wirkung.

Und mir fiel auf, dass du teils unpräzise darstellst. Es gäbe für manche deiner Aussagen treffendere Worte.

Mein Vorschlag lautet:

Bevor du an einen Text gehst, arbeite in Kladde deine Figuren bis in alle Verästelungen aus. Was für Typen sind das? Wie wirken sie auf andre Menschen? Was für Ziele, Wünsche, Sehnsüchte, wirren oder auch klare Ideen haben deine Figuren. Wie würdest du sie charakterisieren? Natürlich gehört zum Ausarbeiten auch, dass man sich beantwortet, wie diese Figuren aussehen, was für Vorlieben sie haben, wie sie sprechen und so weiter.

Dann versuche so viel möglich in Form von wörtlicher Rede in deine Geschichte reinzugeben, anstatt einer Schilderung, lass die Figuren reden.
Nur ein kleines dilettantisches Beispiel soll das verdeutlichen:
***
Es war stickig heiß in der Kantine. Frank saß an einem der Tische, ich erkannte ihn sofort, weil er ein rotes Jackett trug und er dort saß wie ein Feuermelder. Das Tablett mit meinem Essen wäre mir fast aus meinen schwitzigen Händen gerutscht.
***
So sieht es mit wörtlicher Rede aus:

"Na? So auffallend rotberockt der Herr? Gibt's heute irgendwas zu feiern?" grinste ich herausfordernd und setzte mich zu Frank an den Tisch.
"Nein, aber ich muss noch heute Abend noch zu einer Versammlung und das Ding lässt sich noch am angenehmsten tragen bei dieser Affenhitze."
"Es ist so heiß, dass mir auf dem kurzen Weg das Tablett eben fast aus den schwitzigen Daumen gerutscht wäre."
"Habs gesehen. Dachte schon, dass es mitsamt dem Gemüseeintopf 'ne Flugbahn in meine Richtung nimmt", lachte Frank.

Im Vergleich habe ich in der wörtlichen Rede sogar mehr an Informationen unterbringen können als in dem Textteil ohne. Vielleicht habe ich ja verdeutlichen können, was ich meine.


Versuche bitte mit präziseren Angaben zu arbeiten. Dieser Text z.B. ist ungenau:

1,60 groß, trotz vorteilhafter Kleidung immer noch als ziemlich beleibt und unsportlich zu erkennen. Dann dieser Dialekt, genauso weich wie der kurze Händedruck,

vorteilhafter Kleidung? Wenn du diesen Begriff beschreiben musst, was würde dann da stehen?
Beleibt? Wie beleibt, wirkte sie wie ein Kegel mit kleinem Kopf, stummeligem Hals, flachen Brüsten und ausladenden Hüften und monströsem Hinterteil? Oder schwabbelte der Bauch, der Busen und das schlaff herunterhängende Fleisch der Oberarme? Stelle es dar? Zeichne mit Worten Bilder.

Woran machst du Unsportlichkeit fest? Doch gewiss in der Art wie sich jemand bewegt. Wie bewegte sie sich? Hatte sie einen watschelnden Gang, ruderte sie mit weit ausholenden Bewegungen, um sich fortbewegen zu können? Hatte sie rötliche Flecken der Anstrengung im Gesicht? Japste sie nach Luft?

Weicher Händedruck ist verständlich, das könnte man allenfalls noch steigern,l indem du darstellst, wie sich der Händedruck anfühlte, der weiche Händedruck als fasse man in Knetmasse.
Dann der Dialekt. Hm.. es gibt jede Menge Dialekte, die atmosphärisch angenehm klingen. Dein Hinweis auf den Dialekt wirkt auf mich viel zu undeutlich. Klang es so, dass man an untere soziale Schichten denken musste. Oder war es schlicht Wort für Wort nicht verständlich, was sie sagte?

Ich hoffe, ich habe dich jetzt nicht entmutigt mit all meiner Kritik, ich habe mich aber bemüht, dir auch Beispiele zu geben, wie man es anders machen könnte, weil es dir vermutlich herzlich wenig nützt, wenn ich nur aufzeige, was mir nicht so gefallen hat.


Lieben Gruß
lakita

 

Hallo Cromell,

warum war ich eigentlich beim Lesen die ganze Zeit davon ausgegangen, hier müsse eine Frau erzählen? Dabei gibt es im Text doch mehrere Passagen, die auf einen Mann als Erzähler hinweisen. Ich glaube, das Interesse des Protagonisten an Frank hat sich mir nie klar vermittelt. Es liegt eine latente Erotik in der Luft, ein Angezogen-sein vom Anderen, das in dem Augenblick endet, als der Erzähler eine der Partnerinnen kennen lernt. Ein anderes "Warum" für die Geschichte bietest du nicht an.

Natürlich kann mann sich auch über männliche Kollegen den Kopf zerbrechen, gerade dann, wenn die Fakten spärlich fließen. Ein wenig mehr an Motivation hätte ich mir dann aber doch gewünscht. Irgendwie sollte die Richtung der Geschichte deutlich werden.

Anders als Lakita finde ich es ganz genüsslich, einmal eine Geschichte ohne wörtliche Rede, dafür mit längeren Sätzen zu lesen. Das hat mich nicht gestört, im Gegenteil. Dass du damit einen Teil der potentiellen Leser abschreckst und dir die "Massentauglichkeit" nimmst, wirst du wissen.

Allerdings fand ich den stark reflektiven Ton, der wenig Platz für Bilder lässt, zumindest ungünstig. Dadurch, dass das Kopfkino so gar nichts bekommt, woran es sich erinnern kann, wird diese Geschichte genauso schnell vergessen sein wie gelesen. Tiefer in die Situationen hinein zu gehen und sinnliche Bilder zu evozieren, gehört m.E. zu den Grundvoraussetzungen, um als Autor im Gedächtnis zu bleiben.

Natürlich gibt es die andere Art von Literatur, die reflektive, abstrakte. Sie regt zum Denken an über das eigene Weltbild, über die eigene Philosophie. Aber dafür gehst du mit deinem Text nicht weit genug. Denn obwohl der Text stark reflektiv ist, also fast ausschließlich die Gedanken des Protagonisten vermittelt, bleibt er erstaunlich faktisch. Das Weltbild des Prots wird nicht wirklich deutlich. Und schon gar nicht evozierst du damit neue Denkmodelle.

Damit aber befindet sich deine Geschichte zwischen allen Stühlen. Zu abstrakt fürs Kopfkino, zu faktisch für einen reflektiven Text. Was bleibt, ist die zögerliche Annäherung an einen neuen Kollegen, der zwei Frauen hat und gut gebräunt ist. Ich bin sicher, du wolltest mehr mit der Geschichte.

Herzliche Grüße,
Ennka

 

Hallo Cromell,
danke für Deinen Text und herzlich willkommen! (Bin auch noch nicht so lange dabei.)
Im Prinzip haben meine Vorredner (-schreiber) schon alles ausgeführt. Ich mag Deine Sprache, die sehr elegant, wenn auch etwas überladen daherkommt. Leider wirkt der Text, auch magels wörtlicher Rede, blutleer und abstrakt. Versuch was draus zu machen!
Herzlichen Gruß, catlucy

 

hallo!

also ich konnte auch nicht verstehen, warum der erzähler so von dem "Neuen" fasziniert ist und dachte auch eine weile, dass eine frau erzählt. deine sprache mag ich irgendwie, und auch die aie kleinen kommentare die du einschiebst:
"warum kann ich keine zellulose verdauen...
einmal hast du glaub was auch von einer hypothenuse gesagt? hab's auf Anhieb nicht gecheckt, aber schön neue formulierungen zu lesen...

ich finde der ansatz deiner geschichte gut... ich vermute stark sie beruht auf wahre begebenheiten. liege ich da falsch? aber vielleicht tut sie das zu viel... ich fände es gut auch wirklich was krasseres passiert wäre... natürlich muss nicht immer in einer story krasse dinge passieren, aber so wie du schreibst hättest du uns auch deine prots überzeugend etwas krasses machen lassen können... es baut sich für mich eine spannung die antklimatisch endet. man beobachtet den arzt... und beobachtet... und beobactet... und dann??

gruß

JuJu

 

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