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Der Park

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17.02.2006
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Der Park

Es war ein angenehmer Maimorgen gewesen und sollte ein schwül-warmer Nachmittag werden. Der Verkehr schleppte sich durch die engen Straßen und störte die Ruhe des immergrünen Parks lediglich für die, die sich stören ließ.
Der Frühling hatte spät begonnen und schien nun jeder verpasste Sekunde nachholen zu müssen. Tulpen, Wildrosen, Löwenzahn, Sumpfdotter, überall sprossen die schönsten Farben und wurden vom zarten grün, der noch winzigen Blätter der Bäumen einrahmt und so zu einem perfekten Gemälde verzaubert, welches nicht in eine Großstadt passte. Und vielleicht gar nicht mehr in diese Welt.
In den Morgenstunden wirkte die Oase, der Stadt fast ausgestorben. Erst gegen Mittag füllte sich gemeinhin der Park mit Pärchen und kleinen Gruppen von Teenagern, die sich mitunter im Bikini auf den Rasen legten.
Ich mied den Park ab Mittag, zu voll und unruhig.
Nur morgens kam ich, wenn ich Zeit hatte her und drehte einige Runden auf den schmalen Gehwegen.
Mein Blick floss über die sattgrüne Wiese, blieb kurz auf einem Schmetterling hängen und suchte dann weiter die Umgebung nach Besonderheiten ab. Als ich mir sicher war allein zu sein erblickte ich plötzlich ein junges Mädchen, sie hatte dunkelblonde Haare, trug schwarze Kleidung und hatte passend dazu ihre Augen schwarz umrandete. Auf ihr spielten die Schatten des Baumes, unter dem sie mit geschlossenen Augen und einem Ausdruck von Frieden saß.
Ich kam näher, meine Augen an dem widersprüchlichem Wesen geheftet um jede Bewegung zu sehen und mir einzuprägen. Am Weg stand eine kleine Bank, auf welcher Obszönitäten standen, die aber genau richtig platziert war um das Mädchen in schwarz zu beobachten. Ich ließ mich langsam auf die Bank fallen, bemüht sie nicht einen Augenblick aus den Augen zu lassen.
Es vergingen viele Momente. In Zeit konnte ich nicht mehr denken. Viele Frauen mit Kinderwagen und Männer mit Hunden trübten meine Sicht auf die Schönheit, die wie versteinert am Baum gelehnt saß.
Ich erschreckte mich fast, als sie aufstand und auf mich zukam.
„Morgen.“, sagte sie, in einer hellen aber rauen Stimme.
„Morgen.“, gab ich zurück und sah ihr in die Augen, die mit ihrem Tiefblau im Kontrast zum Schwarz stand.
Sie schwieg einen Moment, holte tief Luft und sagte dann: „Träume nicht. Lebe.“ Dann lächelte sie.
Ich sah sie verwirrt an, hörte zwar was sie sagte, konzentrierte mich allerdings mehr auf, dass was sie war. Auf ihre Gestik, Mimik und besonders auf ihre Augen.
„Sieh nicht zu wie andere leben. Das bringt dich nicht weiter.“, mit diesen sanften, fast schon mütterlichen Worten kehrte sie mir den Rücken und ging.

Ich saß jeden Tag für Stunden an dem Baum, an welchem sie gelehnt hatte und wartete. Doch sie kam nicht. Fast hatte ich den Verdacht sie sei gar nicht real gewesen.
Es war ungefähr zwei Wochen her, dass ich das Mädchen hier gesehen hatte und ich saß wie gewohnt unter dem, inzwischen mit dunkelgrünem Blattwerk besetzten Baum als sich ein Schatten vor der Sonne aufbaute.
Vorsichtig öffnete ich die Augen.
„Morgen.“, sagte sie in derselben Stimmlage und setzte sich neben mich.
Wir schwiegen eine halbe Ewigkeit und sahen mit geschlossenen Augen in die warme Sonne. Dann brach sie das Schweigen: „Seit wann lebst du eigentlich.“
Ich lachte ein wenig, zuckte dann mit den Schultern, schloss wieder die Augen und genoss mit ihr mein gerade begonnenes Leben.

 

Hallo,

mir gefällt die Naturbeschreibung am Anfang.
Die Obszönitäten auf der Bank sind irgendwie nicht erwähnenswert, finde ich.
Die erste Begegnung mit ihr ist spannend. So was wünsch ich mir auch manchmal. Aber die meisten Leute, und gerade die Feinfühligen, haben für solche spontane Kommunikation zu viel Hemmungen.
Die Worte der Dunkelblonden kommen mir ein bissl zu "hollywoodesque" vor.
Das Ende ist dann doch ganz schön.

Tschö, Nils

 

Hallo Nils,

Freut mich, dass dir meine Geschichte gefallen hat. Was das angeht was sie sagt, so dachte ich mir, dass ein zu lascher Satz auch nicht gut gekommen wäre... Da musste meiner Meinung nach schon ein wenig Dramatik drin liegen zumal es ja, wie du schon sagtest ein ungewöhnliche Situation ist.

Black

 

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