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Der Pechvogel
Seit dem Beginn seiner Pubertät wollte T mit seiner Klassenkameradin M schlafen. Sie war so hübsch, klug, schlank, blond und einfach zu haben. Sie sagte zu keinem „Nein“.
Allerdings hatte T ein Problem! Er war ein Feigling. Er war schüchtern und devot. Nie im Leben hätte er seine Traumfrau angesprochen. Nie im Leben hätte er „Ja“ zu ihr gesagt. Selbst als sie an ihrem letzten gemeinsamen Schultag – abends auf der Schulabschlussfeier – total betrunken vor ihm stand und ihn um einen Beischlaf anbettelte, war er zu feige „Ja“ zu ihr zu sagen.
Danach verloren sie sich für viele Jahre aus den Augen.
T machte seinen Uniabschluss und arbeitete als Leiter einer großen Bank. Er verdiente gut – wurde aber von allen Seiten ständig ausgenutzt und übervorteilt.
Im Alter von 28 Jahren heiratete er seine Sekretärin, die ihn auf einer Weihnachtsfeier zuerst betrunken machte, ihn danach zum Sex zwang und daraufhin ein Kind von ihm erwartete.
Er hasste die Frau.
Trotzdem machte er gute Miene zum bösen Spiel, da das Kind ja nichts dafür konnte und er ihm ein gutes Heim und eine angenehme Jugend bieten wollte.
Dann geschah es!
35 Jahre waren vergangen, seitdem er M das letzte Mal gesehen hatte. Sie tanzte auf einem Tresen in einer üblen Spelunke, wo T mit drei Freunden den Junggesellenabschied seines zehn Jahre jüngeren Bruders feierte.
Sie sah fantastisch aus. Sie war immer noch dünn, hübsch, blond und für jeden einfach zu haben. Er wurde nervös. Konnte er seine Frau betrügen? Er nahm seinen ganzen Mut zusammen und wollte sie ansprechen – aber er konnte es nicht. Seine Feigheit übermannte ihn ein weiteres Mal und es schien, dass sie ihn erneut um etwas brachte, das er so sehr wollte.
Sein Bruder bemerkte, wie sehr sein Verwandter diese Frau begehrte. Als er T darauf ansprach, bekam der einen hochroten Kopf und damit war klar, dass er richtig lag.
Da T ihm immer ein guter Bruder war, bezahlte er die Frau für eine ganze Nacht und so sollte es kommen, dass T doch noch ins tiefste Innere seiner Traumfrau eindringen sollte.
T, wie sollte es anders sein, war es peinlich, zu seinen Gefühlen zu stehen und er war auch zu feige, der Dame seines Herzens zu gestehen, wie sehr er sie begehrte – immerhin war er ja verheiratet!
Da die Frau nun aber bezahlt war, und die Sache praktisch zu einem Selbstläufer wurde, nutzte er es aus, dass M ihn nicht erkannte und T gab den Namen eines Freundes als den Seinen an.
Er nannte sich B.
Dies ergab sich, da B - ein Arbeitskollege von T - gerade mit sehr schweren Verletzungen im örtlichen Krankenhaus lag und er dessen Wohnungschlüssel hatte, um sich um dessen Pflanzen und Post zu kümmern. Nun – unter falscher Identität - war T plötzlich mutig, stark und zu Allem bereit. Immerhin wusste die Frau ja nicht, dass er nicht B war.
So gingen die beiden also in die Wohnung des B. M begab sich ins Bad, wo sie ihre Kleider auszog und sich für T frisch machte. Plötzlich – T hatte gerade einen Morgenmantel angezogen und sich aufs Bett gelegt – klopfte es an der Haustür.
T ignorierte die drei ersten Klopfzeichen, dann aber wurde es der M im Bad zu bunt. Sie forderte T auf, sofort nachzusehen, wer das anstehende Liebespsiel zu stören wagte.
Also ging T zur Tür. Auf dem Weg zur Pforte malte er sich in Gedanken aus, wie schön es sein werde, mit seiner geliebten Frau zu schlafen. Es machte ihn noch mehr an, als ihm in den Sinn kam, dass er damit auch seine gehasste Frau betrügen würde. Endlich würde er auch mal „einen Punkt“ machen und jemand anderem eins auswischen.
Allerdings dürfte seine Frau dies niemals erfahren, da sie ihn sonst wieder vor seinem Sohn niedermachen und schlagen würde. Aber diesen Moment des Triumpfes sollte ihm niemand nehmen.
Dann erreichte er die Tür. Es pochte erneut. Er öffnete sie und - davor stand der TOD!
»Hallo B!«, begann er.
T wurde nervös und wusste im ersten Moment nicht, was er sagen sollte.
»Heute bist du dran!«, fuhr der Tod fort und sah auf seine Liste in Form eines Pergamentes.
»I... i... ich bin nicht B! D... d... das ist ... das muss ... also ich bin nicht B ... i... ich bin...!«
In diesem Moment trat M in den Gang. Als T sie hörte, drehte er sich sofort zu ihr um, da er die Hoffnung hatte, sie wäre nackt. Allerdings trug sie, ebenso wie er, einen Morgenmantel.
»Was treibst du denn da solange? Ich bin total geil auf dich! Was ist denn B!?«
Als der Tod den Namen hörte, streckte er seinen Arm aus und nahm T mit sich.
- Ende -