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Der Preis der Unschuldigen

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21.02.2010
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Der Preis der Unschuldigen

Projektile ungeahnter Macht und Stärke durchschlugen die Membran des Todes. Die Grausamkeit des Seins begann sich zu formen. Zellteilung nannten sie es, die Wissenschaftler einer Ära der Agonie, einer Ära der Theatralik, des Hohns, und der Vergessenheit.
Nichtsdestotrotz, und im vollen Bewußtsein dieser meiner Umstände beschloß ich mich in der Höhle meiner Geborgenheit, welche mir nicht nur Lebensodem sondern auch Nahrung und Liebe spendete, einzunisten. Wie ein versunkener Parasit in den Untiefen eines Jedermanns Leben.
Ich begann meine Form und mein Volumen stetig zu vergrößern, wie auch die äußere Form meines Wirtskörpers sich stetig aufblähte. Ich schmeckte den süßen Geschmack des Leids, welcher mir durch die Gebeine fuhr in jenen Momenten der partnerschaftlichen Aversion, welche scheinbar bezeichnend waren für diese Zeit. Der Geruch des Sterbens den jeder Körper in seinem Inneren trägt, er gestattete keine Sekunde der Entspannung, keinen Moment der Erinnerung an bessere Zeiten, er erinnerte mich nur daran wie tot meine Zeit des Daseins von Anbeginn war. Es gibt keine Momente der Vergangenheit die auch nur im Entferntesten etwas Tröstliches an sich haben wenn sie in einer Höhle wie der meinigen liegen.
Existent ist lediglich die Zukunft, getragen vom aggressiven Hoffen, keine Bestätigung der Seele, ein Urvertrauen auf die Zeit danach. Doch niemals wird die Seele eines Lebens der Höhle gestillt durch die Zuversicht eines Rückblicks auf die damaligen Zeiten, diese immerzu und immerwährend besseren Zeiten. Ich erwachte aus diesen Gedanken mit dem Gefühl dass der Faden des Lebens zu reißen begann, förmlich erstickt, als stünde ich unter dem Einfluß eines Strickes welcher sich langsam um meinen Hals windet und sich immer fester zieht. Die Schlinge der Erlösung.
Noch viele werden meinem Beispiel folgen. Schon viele sind mir vorangegangen Ihrem Leben bar jeglicher Berechtigung ein heimliches Ende zu bereiten. Ich spürte die Sinnlosigkeit meiner Existenz in jeder Zelle meines Körpers. Ich hatte nichts erreicht, hatte nicht einmal die Möglichkeit dazu gehabt, und war somit dem selben Schicksal anheimgefallen als wäre ich einer jener da draußen. Als weilte ich unter ihnen, Als wäre ich ein gern gesehener Gast in der Gesellschaft der Leider und Verleider.
Nein, ich hatte genug gespürt von dieser Welt, ich beschloß den Strick zu greifen, ich zerrte mit aller Kraft die mir noch geblieben war, bis ein Schimmer von Licht auf meine verblendete Netzhaut traf.
Etwas Gewaltiges, Monströses packte mich am Kopf und zerrte an mir. Ich ließ es gerne geschehen, denn ich bemerkte das ich schon schlaff und leblos geworden war.

„Es tut mir unendlich leid Frau LueCidor. Doch ich muß Ihnen leider mitteilen, daß es diesmal ...“ weiter konnte die Krankenschwester nicht sprechen, da ein gellender Schrei aus Frau LueCidors Munde sie unterbrach. In Folge schnappte sich die arme Frau ihr totgeborenes Kind und liebkoste noch lange den Kadaver. Wenige Monate darauf starb auch sie an gebrochenem Herzen.

 

Hallo reinhardb,

herzlich Willkommen auf Kurzgeschichten.de.

Am stärksten ist dieser Text im letzten Satz, der auch tatsächlich der einzige ist, der mir zusagt.
Davor teilt sich der Text in die von Dir auch so gesetzten zwei Abschnitte, im ersten wird viel phrasiert, allgemeingeplätzt, durch Schachtelsätze versucht, die Banalität des Erzählten zu kaschieren. Und im zweiten, im Perspektivwechsel sind zwei der drei Sätze auch missraten und fehlerhaltig.

Das fängt schon im ersten Satz an und der sich da entwickelnde Eindruck über das Folgende wird bestätigt. Da reiht sich ein schiefes Bild ans andere, es wird versucht, mit großen Worten eine Atmosphäre zu erzwingen, doch es wirkt auf mich - auch, weil die verwendeten Vokabeln auch in dieser Kombination unoriginell sind - wie literarische Selbstbefriedigung.
"dieser meiner Umstände", "Grausamkeit des Seins", "Ära der Agonie", "süßen Geschmack des Leids" (den zu schmecken im übrigen eine unschöne Wortdopplung ist), "er erinnerte mich nur daran wie tot meine Zeit des Daseins von Anbeginn war", das sind alles große Kaliber und in ihrer Häufung ergeben sie für mich eben keinen guten Text.

Der Bruch im zweiten Absatz ist dann für mich auch missraten, denn der Perspektivwechsel ist zwar vorhanden, doch auch hier nervt die Erzählstimme.

weiter konnte die Krankenschwester nicht sprechen, da ein gellender Schrei aus Frau LueCidors Munde sie unterbrach.
daß der Schrei aus ihrem Mund kommt ist obsolet und kann raus, und auch der mehrfache Hinweis darauf, daß die Schwester nicht weitersprechen kann ist für mich als Leser nicht nötig. Warum nicht straffen, etwa :
"Ein gellender Schrei von Frau LueCidor unterbrach sie/fiel ihr ins Wort"
In Folge schnappte sich die arme Frau ihr totgeborenes Kind und liebkoste noch lange den Kadaver.
schnappen ist ganz arg !
Das Adjektiv würde ich rausnehmen, und Kadaver ist definitv einfach der falsche Begriff, auch wenn er cooler klingen mag als Leichnam

Naja, und dann kommt halt die Pointe, die mir als Satz echt gefällt, der klingt gut.

Weiterer Textkram:

Ich begann meine Form und mein Volumen stetig zu vergrößern, wie auch die äußere Form meines Wirtskörpers sich stetig aufblähte.
Wortdopplung
Ich schmeckte den süßen Geschmack des Leids, welcher mir durch die Gebeine fuhr in jenen Momenten
fuhrKOMMA
Der Geruch des Sterbens den jeder Körper in seinem Inneren trägt
SterbensKOMMA
er erinnerte mich nur daran wie tot meine Zeit des Daseins von Anbeginn war.
daranKOMMA
ung an bessere Zeiten, er erinnerte mich nur daran wie tot meine Zeit des Daseins von Anbeginn war. Es gibt keine Momente der Vergangenheit die auch nur im Entferntesten etwas Tröstliches an sich haben wenn sie in einer Höhle wie der meinigen liegen.
an sich habenKOMMA
Ich erwachte aus diesen Gedanken mit dem Gefühl dass der Faden des Lebens zu reißen begann
GefühlKOMMA
Als weilte ich unter ihnen,
Punkt statt Komma
Schon viele sind mir vorangegangen Ihrem Leben bar jeglicher Berechtigung ein heimliches Ende zu bereiten.
ihrem, und davor ein Komma
denn ich bemerkte das ich schon schlaff und leblos geworden war.
bemerkteKOMMA; dass
„Es tut mir unendlich leid Frau LueCidor. Doch ich muß Ihnen leider mitteilen, daß es diesmal ...“
Komma nach der wörtlichen Rede, und dass

Grüße
C. Seltsem

 

Hallo,

Vielen lieben Dank für das ausführliche Feedback. Finde es ziemlich interessant einmal eine andere Meinung zu einem Text zu lesen. Deine Ausführungen zeigen, dass du dich intensiv mit dem Text auseinandergestzt hast, wofür ich dir auf jeden Fall danken möchte!

Ich werde deine Anregungen auf jeden Fall annehmen und einbauen! Allerdings erscheint mir der Verweis auf literarische Selbstbefriedigung doch etwas ungewöhnlich, nachdem ich der Meinung bin, dass jeder der einen Text schreibt dies genau oder zumindest teilweise aus genau diesem Grund macht.

Ich freue mich jedenfalls über dein ehrliches und gelungenes Feedback und wünsche dir noch einen schönen Tag,
reinhardb

 

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