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Der Preis der Unschuldigen
Projektile ungeahnter Macht und Stärke durchschlugen die Membran des Todes. Die Grausamkeit des Seins begann sich zu formen. Zellteilung nannten sie es, die Wissenschaftler einer Ära der Agonie, einer Ära der Theatralik, des Hohns, und der Vergessenheit.
Nichtsdestotrotz, und im vollen Bewußtsein dieser meiner Umstände beschloß ich mich in der Höhle meiner Geborgenheit, welche mir nicht nur Lebensodem sondern auch Nahrung und Liebe spendete, einzunisten. Wie ein versunkener Parasit in den Untiefen eines Jedermanns Leben.
Ich begann meine Form und mein Volumen stetig zu vergrößern, wie auch die äußere Form meines Wirtskörpers sich stetig aufblähte. Ich schmeckte den süßen Geschmack des Leids, welcher mir durch die Gebeine fuhr in jenen Momenten der partnerschaftlichen Aversion, welche scheinbar bezeichnend waren für diese Zeit. Der Geruch des Sterbens den jeder Körper in seinem Inneren trägt, er gestattete keine Sekunde der Entspannung, keinen Moment der Erinnerung an bessere Zeiten, er erinnerte mich nur daran wie tot meine Zeit des Daseins von Anbeginn war. Es gibt keine Momente der Vergangenheit die auch nur im Entferntesten etwas Tröstliches an sich haben wenn sie in einer Höhle wie der meinigen liegen.
Existent ist lediglich die Zukunft, getragen vom aggressiven Hoffen, keine Bestätigung der Seele, ein Urvertrauen auf die Zeit danach. Doch niemals wird die Seele eines Lebens der Höhle gestillt durch die Zuversicht eines Rückblicks auf die damaligen Zeiten, diese immerzu und immerwährend besseren Zeiten. Ich erwachte aus diesen Gedanken mit dem Gefühl dass der Faden des Lebens zu reißen begann, förmlich erstickt, als stünde ich unter dem Einfluß eines Strickes welcher sich langsam um meinen Hals windet und sich immer fester zieht. Die Schlinge der Erlösung.
Noch viele werden meinem Beispiel folgen. Schon viele sind mir vorangegangen Ihrem Leben bar jeglicher Berechtigung ein heimliches Ende zu bereiten. Ich spürte die Sinnlosigkeit meiner Existenz in jeder Zelle meines Körpers. Ich hatte nichts erreicht, hatte nicht einmal die Möglichkeit dazu gehabt, und war somit dem selben Schicksal anheimgefallen als wäre ich einer jener da draußen. Als weilte ich unter ihnen, Als wäre ich ein gern gesehener Gast in der Gesellschaft der Leider und Verleider.
Nein, ich hatte genug gespürt von dieser Welt, ich beschloß den Strick zu greifen, ich zerrte mit aller Kraft die mir noch geblieben war, bis ein Schimmer von Licht auf meine verblendete Netzhaut traf.
Etwas Gewaltiges, Monströses packte mich am Kopf und zerrte an mir. Ich ließ es gerne geschehen, denn ich bemerkte das ich schon schlaff und leblos geworden war.
„Es tut mir unendlich leid Frau LueCidor. Doch ich muß Ihnen leider mitteilen, daß es diesmal ...“ weiter konnte die Krankenschwester nicht sprechen, da ein gellender Schrei aus Frau LueCidors Munde sie unterbrach. In Folge schnappte sich die arme Frau ihr totgeborenes Kind und liebkoste noch lange den Kadaver. Wenige Monate darauf starb auch sie an gebrochenem Herzen.