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Der Rabe

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28.01.2006
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Der Rabe

Tick. Nachdenklich liege ich auf meinem Bett. Tack. Und lausche den dumpfen Lauten meiner Wanduhr. Tick. Wie in einem Kanon reiht sich parallel eine zweite Stimme in das monotone Ticken ein. Der Rabe, der von draußen gegen mein Fenster klopft, im gleichen Rhythmus, das gleiche monotone Geräusch. Tack. Er krächzt um Einlass. Tick. Mit seinem dunkelgrauen Schnabel. Tack.

„Draußen friert es. Du musst mir Unterschlupf gewähren“, hallt es in mein Zimmer.
„Flieg doch in den Süden, so wie all die anderen Vögel im Winter!“, schreie ich ihm entgegen, bevor ich das Rolloband hinunterschnappen lasse, dass der Rabe beinahe seinen dunkelgrauen Schnabel zwischen den etwas bleicheren Lamellen und der Fensterbank einklemmt.
„Ich bin nicht wie die anderen. Du weißt, dass ich nicht wie die anderen bin. Und das tut mir leid...“, er flattert auf den nahen Baum ein Stück rechts von meinem Fenster.

Ich weiß es, ohne es sehen zu können, und doch ziehe ich den Rollo wieder nach oben, um mich zu vergewissern, dass er wirklich da sitzt, auf dem schwachen und schneebedeckten Ästchen, das aussieht, als wolle es bald brechen.

Tick. „Lass' ihn doch hinein“, schnurrt meine Katze, „ich werde ihn zerfetzen. Mit einem Mal. Schau nur, wie scharf meine Krallen...“ Sie lächelt, ihre Zähnchen blitzen. Ich kraule ihr Köpfchen, streichel ihr Fell. Tack.
„Nein, ich will ihn nicht hier haben, nicht lebendig und auch nicht in Stücken... Nie wieder will ich ihn bei mir haben, verstehst du? Er soll in den Süden, soll weg, weg von meinem Fenster...“
Das Kätzchen schleckt mir die frischen Tränen aus den Augen; wenn es doch nur ein Schwert als Zunge ... und damit durch meine rotgeheulten Äpfel ..., damit ich sein pechschwarzes Federkleid nicht mehr sehen muss.

Und dann hämmert es wieder an meinem Fenster, der harte Schabel dröhnt auf dem lange nicht geputzten Glas. „Ich brauche dich. Ich werde kümmerlich verrecken in der eisigen Kälte...“
„Nie hast du mich gebraucht“, schreie ich dem Raben entgegen, während meine Katze mich am Arm kratzt und mein Schreien dadurch immer lauter und schmerzvoller wird: „Nie warst du für mich da! Geh weg von meinem Fenster, meinem Leben...“

Und wieder muss ich weinen. „Mein ganzes Leben war ich ihm egal. Ich war da, einfach nur da. Wie ein Ding, ein Wurm vielleicht, den er einst gefangen und in sein Nest geschleppt hat. Doch statt mich zu fressen, hat er mich einfach liegen lassen, eingesperrt und gefüttert, damit ich ihm nicht verhungert bin und er mich weiter hat ignorieren können.“ Die Katze kratzt mich wieder am Arm, doch diesmal bohrt sie sich in meinen Adern fest. Welch erlösender Schmerz, wie befreiend er ist und doch heule ich weiter. Blut tropft auf meinen strohbraunen Teppichboden.

Das Pochen an der Tür reißt mich aus meinen Gedanken. Sie knarzt, das macht sie schon immer, mein ganzes Leben lang. „Möchtest du nichts essen heute Abend?“, krächzt er.. Meine liebe Katze stürmt ihm entgegen, – Tick-Tack – und bohrt ihre Krallen mitten durch sein Herz. Stille. Einen kurzen Moment lang. Er liegt tot auf meinem Teppich.

Die untergehende Sonne schickt mir ein zartes Rot durchs Fenster. Mein Miezekätzchen tanzt zur Melodie der Wanduhr durchs Zimmer. Zum ersten Mal höre ich, wie fröhlich all die vielen Töne sind. Tick-Tack. Tick-Tack.

 

Hallo Sebastian,

bei dem Thema "Der Rabe" erwarte ich eine ganz andere Geschichte. Von daher ist es vielleicht problematisch sich so einen -mehr als bekannten- Titel auszusuchen. Aus gutem Grund nennt kaum einer seine Geschichten mehr "Vom Winde verweht" oder "Es" - "der Rabe" genießt als Titel für mich ähnlichen Artenschutz.

Dann zur Geschichte: Ich würde gern was schreiben, aber das ist einer dieser Texte, der mir das Gefühl gibt, zu dumm zum lesen zu sein. Ich sehe schon, dass dort irgendwas dahinter ist und dass jemand darauf hofft, dass ich mich intensiv mit dem Text auseinandersetze, weil er mir irgendwas wahnsinnig wichtiges mitteilen will, aber tjo... ich weiß nicht, wo ich da anfangen soll, ich finde keinen Ansatz, der Text unterhält mich auch nicht oder weckt mein Interesse und auch stilistisch kann ich mich an ihm nicht ergötzen, nicht einmal einen klar formulierten, scharfen Gedanken, der mich bei der Stange hält, finde ich. Tut mir leid.


Zum Stilistischen nur ein paar Kleinigkeiten:

bevor ich das Rolloband hinunterschnappen lasse, dass der Rabe beinahe seinen dunkelgrauen Schnabel zwischen den etwas bleicheren Lamellen und der Fensterbank einklemmt.
Das soll wohl ein Konsekutivsatz sein, aber da fehlt ein "so": bevor ich das Rolloband so hinunterschnappen lasse, dass ...

Durch den ganzen Text zieht sich eine Schwäche für Adverbien und Adjektiven, gerne im Doppelpack: Warmes und weiches Fell; laut und schmerzhaft, usw. usf.
Normalerweise würde ich dir empfehlen, darauf zu achten, aber keine Ahnung, vielleicht verfolgst du damit irgendein Ziel.


Ansonsten hast du noch einige Kommafehler, Flüchtigkeitsfehler und Groß/Kleinschreibfehler drin. Da ich nun ein schlechtes Gewissen habe, suche ich ein paar raus:


und doch ziehe ich den Rolle wieder nach oben
Rollo

Die Katze kratzt mich wieder am arm
Arm groß.

Meine liebe Katze stürmt ihm entgegen, Tick-Tack.,
Punkt zuviel. Aber würde hier ohnehin eher zu Gedankenstrichen als Kommata raten.

Gruß
Quinn

 

Hallo Quinn,

so schnell hat noch nie wer auf eine meiner Geschichten reagiert, Respekt! ;-)

Dann erstmal vielen Dank fürs Lesen, auch wenn ich es schade finde, dass du überhaupt gar keinen Bezug zur Geschichte aufbauen konntest. Klar ist die Geschichte abstrakt und „seltsam“, aber dass du zu dumm zum Lesen bist, glaube ich nicht. Eher konntest du dich nicht dazu aufraffen, die Geschichte ein zweites oder drittes Mal zu lesen und über den Inhalt zu grübeln, - wenn sie dich weder sprachlich noch von der Rahmenhandlung her angesprochen hat, ist das auch verständlich.

Nett von dir finde ich, dass du mir trotzdem ein bißchen Textkram korrigiert hast, hätte ich vor Drücken des Veröffentlichen-Knopfs wirklich noch einmal öfter drüber gehen sollen...


Achja:

bei dem Thema "Der Rabe" erwarte ich eine ganz andere Geschichte. Von daher ist es vielleicht problematisch sich so einen -mehr als bekannten- Titel auszusuchen. Aus gutem Grund nennt kaum einer seine Geschichten mehr "Vom Winde verweht" oder "Es" - "der Rabe" genießt als Titel für mich ähnlichen Artenschutz.
Ich verstehe deinen Einwand sehr gut, allerdings bin ich nunmal ein Freund der „klassischen“ Titel, sprich einfach ein Artikel und dahinter ein Substantiv, nicht weil es einfacher ist und bei der Titelvergabe keine große Denkarbeit verlangt wird, sondern weil ich es einfach schöner finde als „Ein Rabe klopft an mein Fenster“ oder „Das Klopfen an der Scheibe“ usw., außerdem ist in dieser Geschichte „Der Rabe“ auch die zentrale Figur, um die sich das komplette Verhalten des Prots dreht. Aber wie gesagt, dein Einwand ist für mich absolut verständlich!


In diesem Sinne, liebe Grüße,
Sebastian

 

Irgendwie steig ich da auch nicht durch. Ich hatte sehr viele Interpretationsansätze, aber dann wurden die an manchen Stellen gestoppt. Da ging es nicht mehr. Das mit demjenigen, der durch die Tür kommt, blicke ich nicht.

Da scheiterts immer. Egal wer es sein sollte.

Aber die Geschichte lädt zum Grübeln ein. Die legt man nicht so schnell weg, sondern beschäftigt sich mit ihr. Und das hat für mich einen hohen Stellenwert. So kommt man in seinen Gedanken Wegen auf die Spur, die man nicht erahnen konnte, hauptsächlich gefördert durch die Geschichte.

Die Geschichte gefällt mir ziemlich gut. Aber ich muss noch weiter forschen^^.

 

Hallo Nachtregen,
schön, dass sie dir gefällt und auch schön, dass du gerne grübelst...

Wenn du nicht mehr weiterkommst oder keine Lust mehr hast, schreib mir ne PN, dann kann ich dir die Auflösung ja verraten...
Aber ansonsten würd mich natürlich auch interessieren, wie du die Geschichte verstehst...

Viele liebe Grüße,
Sebastian

 

Hallo Sebastian,

mir hat deine kurze Geschichte nicht so gut gefallen.

Sprachlich fand ich sie auf jeden Fall gelungen. Auch die Idee mit der Wanduhr, die zwischen drin immer wieder schlägt gefälllt mir. Dadurch baust du mMn sehr schön Spannung auf.

Der Grund warum sie mir nicht gefällt ist, dass sie für mich zu abstrakt ist. Ich glaube sicher das du in deiner Geschichte eine Botschaft versteckt hast, aber zu sehr, wie ich finde. Das ist das Problem, dass ich habe. Ich weiß einfach nicht was du mir als Leser sagen willst und so wirken die Sätze auf mich, da sie nicht in einem richtigen Zusammenhang stehen.

Eine Geschichte als Rätsel ist ja prinzipiell nicht schlecht, doch solltest du dem Leser anhaltspunkte geben, bei denen er einsteigen kann. Für dich als Autor sind sie mit Sicherheit da, aber da es meinen Vorrednern schon so ging, sind sie für uns nicht sichtbar. Da solltest du dich nochmal ransetzen.

So hat die Geschichte für mich einfach zu wenig Sinn/Inhalt auch wenn sie in seltsam steht.

lg Daniel

 

Hej Daniel,

ich wollte mich mal an einer abstrakten Geschichte versuchen und irgendwie ist es gar nicht so leicht, das erforderliche Maß an Informationen preiszugeben, aber doch nicht zu viel verraten, so dass man sich hinterher noch Fragen stellt...

Finds auch schade, dass du so überhaupt keinen Bezug zum Inhalt gefunden hast, aber ich lass die Geschichte noch ein paar Tage so stehen, vielleicht stößt ja noch irgendwer auf des Pudels Kern...

Schöne Grüße,
Sebastian

 

Ich weiß nicht wieso, aber ich denke, ich bin hier immer der "netteste Kritiker". Mir hat deine "seltsame" Geschichte irgendwie schon gefallen.
Ich steh' auf so skurrile Sachen.
Vielleicht war das jetzt nicht die richtige Aussage, weil ich mir die Geschichte nicht so ganz aufmerksam durchgelesen habe. Aber was soll's, ich find's trotzdem cool...

Weiter so!
Dein namenlosER

 

ICh als Autor werd einen Teufel tun und sagen, dass dein Kommentar nicht "richtig" ist, sondern bedanke mich einfach für das Lob :)
Freut mich, dass sie dir gefallen hat und ich hoffe, dass ich mal wieder so ne schön skurille Geschichte aufs Papier zaubern kann ;)

Aber mal im Ernst: Du brauchst keine Angst zu haben, bei Literaturkritik sollte es in meinen Augen kein richtig oder falsch geben... Immerhin sind die Leser ja gefragt, was sie denken und auch wenn du ganz gegen den Strom empfindest, dann ist das nicht nur megachic und rebellisch, sondern dein gutes Recht! ;)

Schöne Grüße,
Sebastian

 

Hallo,

Ich habs auch gelesen und es hat mir auch gefallen.

Im Gegensatz zu den anderen Kritikern, finde ich relativ schnell einen Deutungsansatz: Rabeneltern!!

Tick (..) Tack

die Zeit ist vergangen ...
(sehr gute Metapher)

Irgentwie hat sich die Situation gedreht. Denn nun bittet der Rabe einlass.

Das lyrische Ich empfindet aber, vom Raben nicht gut behandelt worden zu sein.

„Nie hast du mich gebraucht“, schreie ich dem Raben entgegen, während meine Katze mich am Arm kratzt und mein Schreien dadurch immer lauter und schmerzvoller wird: „Nie warst du für mich da! Geh weg von meinem Fenster, meinem Leben...“

Ob es die Eltern waren - ist offen - es könnte natürlich auch ein Freundin oder ein Freund gewesen sein:

„Mein ganzes Leben war ich ihm egal. Ich war da, einfach nur da. Wie ein Ding, ein Wurm vielleicht, den er einst gefangen und in sein Nest geschleppt hat

... spricht aber doch wieder für: "Rabeneltern"
Gruss Hendrik

 

Hallo Hendrik,

schön dass sie dir gefallen hat und umso schöner, dass du auch einen Bezug zur Geschichte gefunden hast und was mit ihr anfangen kannst :)

Ist auch alles richtig, was du interpretiert hast und genau wegen des Ausdrucks "Rabeneltern" habe ich auch einen Raben am Fenster erscheinen lassen...

In diesem Sinne, viele liebe Grüße,

Sebastian

 

hi sebastian

eine wirklich sehr schöne geschichte - ehrlich. sie hat mir total gefallen und zugesagt. auch wenn ich anstatt die rabeneltern mir eher die hinterhältige freundin vorgestellt habe. beim zweiten lesen hats mir dann noch mehr gefallen. du hast das wirklich sehr intensiv geschrieben.
hier meine lieblingsstelle:

Tick. „Lass' ihn doch hinein“, schnurrt meine Katze, „ich werde ihn zerfetzen. Mit einem Mal. Schau nur, wie scharf meine Krallen...“ Sie lächelt, ihre Zähnchen blitzen. Ich kraule ihr Köpfchen, streichel ihr Fell. Tack.
„Nein, ich will ihn nicht hier haben, nicht lebendig und auch nicht in Stücken... Nie wieder will ich ihn bei mir haben, verstehst du? Er soll in den Süden, soll weg, weg von meinem Fenster...“
Das Kätzchen schleckt mir die frischen Tränen aus den Augen; wenn es doch nur ein Schwert als Zunge ... und damit durch meine rotgeheulten Äpfel ..., damit ich sein pechschwarzes Federkleid nicht mehr sehen muss.
:thumbsup:
ist jetzt die katze ein guter freund, oder besser gesagt eine gute freundin oder nur sein neues selbstbewusstes 'ich', das weiß, was es will? und sich selber tröstet.
Das Pochen an der Tür reißt mich aus meinen Gedanken. Sie knarzt, das macht sie schon immer, mein ganzes Leben lang. „Möchtest du nichts essen heute Abend?“, krächzt er.. Meine liebe Katze stürmt ihm entgegen, – Tick-Tack – und bohrt ihre Krallen mitten durch sein Herz. Stille. Einen kurzen Moment lang. Er liegt tot auf meinem Teppich.

Die untergehende Sonne schickt mir ein zartes Rot durchs Fenster. Mein Miezekätzchen tanzt zur Melodie der Wanduhr durchs Zimmer. Zum ersten Mal höre ich, wie fröhlich all die vielen Töne sind. Tick-Tack. Tick-Tack.

knarzen->nerven ihn ein lebenlang, stören ihn, sind unerträglich<lebenlang.
ein punkt zuviel.
seine liebe katze, sein neugewonnenes ich sagt ihm was sache ist.
tot>hat aufgegeben(also der rabe)
sein leben läuft normal weiter. kein knarzen und krächzen mehr.

wenn das so ist, wie ich es mir gedacht habe, dann hat die geschichte mir gefallen, wenn es nicht so ist, dann nicht. :D

cu J:baddevil:

 

Hallo Jo :),
freut mich sehr, dass dir meine Geschichte so gut gefallen hat :)

auch wenn ich anstatt die rabeneltern mir eher die hinterhältige freundin vorgestellt habe.
Ich hab es zwar auf Rabeneltern bezogen, richtig, aber im Prinzip kommt es ja auch darauf an, wie die Geschichte bei dir ankommt, ist finde ich bei so abskurren Geschichten immer so. Von daher wenn du es lieber auf einen Freund oder eine Freundin beziehen möchtest, soll dir auch das freigestellt sein ;)

Die Katze soll übrigens viel mehr eine Art Wahnvorstellung symbolisieren, einfach dass der Prot mit ihr einen inneren Monolog führt und sich von ihr leiten lässt... Also irgendwie auch als bester Freund oder so, aber eher so imaginär... Ich denke, du verstehst wie ich es meine.

Nochmal vielen lieben Dank und schöne Grüße,
Sebastian

 

Hi Sebastian!

Gute Geschichte. Rabe und Uhr synchron - ein gutes bedrohliches Bild, weil zermürbend.
Was der Rabe und was die Katze bedeutet, ist nicht so deutlich. Vorallem die katze kann zu Vieles sein.
Rabe der füttert - aber nicht richtig sorgt - weist auf Rabeneltern hin. Müsste aber ein Adoptivkind sein, da einfach ins Nest geholt.
„Nie hast du mich gebraucht“ finde ich irritierend, da es nicht so wesentlich ist, dass kinder gebraucht werden wollen. Anerkannt oder so wäre besser.


- Pol

 

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