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Der Raum

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23.05.2005
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Der Raum

„Sie wollen hier doch genau so raus, wie ich, oder?“
Der Mann sieht mich an. Wenigstens reagiert er.
„Nein. Ich hatte schon schlechtere Unterkünfte. Mir gehts hier gut, dir gehts nur schlecht.“

Ich wende mich einer der Türen, einer blauen, zu und will sie öffnen und hindurch gehen.
Da hält mich die Stimme des Alten zurück.
„Warte!“
Ich drehe mich um.
„Das hier brauchst du“, sagt er und gibt mir einen Hammer, an dessen Spitze getrocknetes Blut klebt.
„Was soll ich damit?“, frage ich verdutzt und nehme das Werkzeug an mich.
„Geh jetzt!“
Damit schließt der Mann seine Augen.
Ich wende mich wieder der blauen Tür zu und gehe hindurch. Dann schließe ich die Tür hinter mir und drehe mich um. Sie ist auf der anderen Seite rot.
Und obwohl ich durch eine Tür den Raum verlassen habe, stehe ich wieder in demselben Raum.
Ich sehe mich um. Ja, alles genau gleich: Der alte Mann, der mit geschlossenen Augen auf dem Boden sitzt, die sechs Türen, eine blaue, eine rote, eine braune, eine weiße, eine schwarze und eine Spiegeltür.
„So helfen Sie mir doch bitte!“, appelliere ich an den Mann, in dem Wissen, dass er mir nicht antworten wird.
Ich sehe mir die Türen eingehender an. Dann betrachte ich den Hammer. Hm, er ist voller Blut. Blut ist rot, also muss ich wohl durch die rote Tür. Aber die Metallspitze ist schwarz. Und der Griff braun. Der Griff ist unten mit blauem und weißem Band umwickelt.
Ich weiß keinen Ausweg.
Ich versuche mich an irgendetwas zu erinnern, das vor dem Raum war, aber ich schaffe es nicht. Meine Erinnerung fängt damit an, den alten Mann gefragt zu haben, was es mit dem Raum auf sich hat.
Wie bin ich hier hergekommen? Was habe ich davor gemacht? Und wer bin ich überhaupt?
Wieso soll der Hammer ein Zeichen sein? Wie soll er mir den richtigen Weg weisen, wenn er alle Türfarben in sich vereint? Alle Farben in sich vereint. Was vereint alle Farben in sich? Weiß. Aber was noch? Es muss doch noch etwas geben.
Geleitet von dieser Intuition schreite ich auf die Spiegeltür zu.
Lange Zeit bleibe ich davor stehen und durchdenke meine These. Aus irgendeinem Grund weiß ich, dass ich nur einen einzigen Versuch habe, durch die richtige Tür zu laufen. Sollte ich die falsche wählen, müsste ich die Stelle des alten Mannes einnehmen, und er würde in die Freiheit gelangen. Dann müsste ich solange hier bleiben, bis ein anderer junger Mann hierher gelangt und zweimal die falsche Tür wählt.
Wie ich auch denke und denke, ich komme immer zu dem gleichen Schluss, durch welche Tür ich gehen muss.
Ich hebe den Hammer und schlage den Spiegel ein.
Der Spiegel zerbirst und fällt in sich zusammen. Im hinter ihm freigewordenen Sichtfeld sehe ich schwarze Leere. War es am Ende falsch, den Spiegel zu zerstören?
Aber jetzt ist es zu spät, sich Gedanken zu machen, ich trete über die Türschwelle und harre der Dinge, die mich erwarten mögen.

 

Diese Geschichte fand ich eigentlich ziemlich gut, aber nach gnoebels Kritik kann ich meiner Selbsteinschätzung wohl nicht mehr trauen ... hoffentlich gefällt sie wenigstens euch

 

Hallo Tserk,

mir gefällt die Geschichte ganz gut, auch wenn ich nach intensivem, langem Nachdenken (ca. 30 Sekunden) beim besten Willen den Kern nicht erkenne.

Da ist der Protagonist, der mit einem alten Mann in einem Raum ist, aus dem es verschiedene Ausgänge gibt, die aber alle wieder in den Raum zurückführen. Der Alte ist in gewisser Weise der Vorgänger des Protagonisten, also z.B. sein Vater. Das ließe die Interpretation zu, dass der Raum das Leben ist. Der Prot nimmt die Stelle des Vaters ein, wenn dieser das Leben verlässt, klar. Die andere Möglichkeit ist, dass der Prot das Leben verlässt. Aber wieso muss er dazu einen Spiegel zerhauen? Und wieso gibt ihm der Vater das Werkzeug dazu in die Hand?
Na, irgendwie komme ich da nicht weiter.

Vom Stil gefällt mir der Text gut, er artet nicht so in Geschwätz aus, wie das sonst manchmal der Fall ist. Lediglich am Ende hast Du eine lange Strecke mit vielen Fragen drin, das fand ich etwas monoton.

Insgesamt ganz gut geschrieben, in der Intention mir aber unverständlich.

 

NAUTilus schrieb:
Vom Stil gefällt mir der Text gut, er artet nicht so in Geschwätz aus, wie das sonst manchmal der Fall ist.
Bei mir oder generell?
Und mit der Erklärung: Machts dir was aus, wenn ich noch n bisschen warte, und andere Leser ihre Ideen sagen lasse?

 

Hallo Tserk,

Nietzsche würde ich draußen lassen. ;) Sicherlich fandest du dieses banale Zitat komisch, mE aber ein in dieser Geschichte unpassender Gag.
Ansonsten hat mir diese Geschichte tatsächlich gefallen. Die verlockenden Angebote des Lebens, die eine Entschediung erschweren, das Nachdenken über die eigenen Bedürfnisse und Möglichkeiten? Welche Farben machen mich aus (der Hammer), wie decken sie sich mit dem Farben der Verlockungen, mit den Farben des Weges, den ich für mich wählen muss (Türen)?
Und zum Schluss der Spiegel. Den Weg wählen, auf dem man sich wiederfindet. Ihn zerschlagen kann heißen, über sich selbst hinaus zu wachsen. Oder aber auch, den eigenen Weg zu zerstören.
Das lässt du offen, nach meinem Eindruck ist das gut so, auch wenn ich gern gewusst hätte, ob es deinem jungen Mann gelungen ist, den Raum zu verlassen. Aber kann man sich selbst verlassen?

Lieben Gruß, sim

 

Das offene Ende .. ja, da war ich mir unsicher, ob ich euch das vorsetzen kann, oder weiterschreiben soll. Falls es gewünscht wird, kann ich es machen.

 

Tserk schrieb:
Bei mir oder generell?
Beides. Wenn ich das mal so direkt sagen darf: Mich stört an Deinen Texten die leichte Selbstverliebtheit, die aus ihnen spricht. Du versuchst - nach meinem Eindruck aus Deinen Texten - zu sehr zu beeindrucken, zu schockieren, was auch immer. Das ist bei diesem Text hier angenehm nicht der Fall, insofern finde ich ihn reifer.
Und mit der Erklärung: Machts dir was aus, wenn ich noch n bisschen warte, und andere Leser ihre Ideen sagen lasse?
Überhaupt nicht. Bin gespannt, und hoffe, dass das nicht wieder einer von der Sorte "Ich habe mir gar nichts dabei gedacht, und wer da jetzt was reininterpretiert kann mal sehen, wie doof er ist." ist. Nicht, dass Du jemals solche Texte verfasst hättest ...

 

Naut schrieb:
Nicht, dass Du jemals solche Texte verfasst hättest ...
Das habe ich doch wirklich nicht, oder? Ich meine, ich kritisiere das nur, aber selber gemacht?
Es könnte sein, dass du "So sinnlos" meinst, aber da - Verzeihung - muss man doch wirklich dumm sein, wenn man fragt, ob der Titel einen darauf hinweisen soll, dass die Geschichte sinnlos ist?! (Sorry, mb, alter Freund, ich wollte kein Salz in die Wunde streuen ;-) Naut hat angefangen!)
Und wenn du nicht "So sinnlos" meintest, bin ich der Depp, weil ich etwas in deinen Satz hineininterpretiert habe, was du gar nicht meintest :-)

 

Tserk schrieb:
Das habe ich doch wirklich nicht, oder? Ich meine, ich kritisiere das nur, aber selber gemacht?
Das will ich doch hoffen.
Es könnte sein, dass du "So sinnlos" meinst, [...]
Kenn ich nicht, daher meinte ich die auch nicht.

 

Es war in irgendeinem Film oder einer Serie, da wird ein Raum gezeigt, dessen Ausgänge gleichzeitig dessen Eingänge sind. Man geht durch eine Tür und kommt zu einer anderen wieder herein. Fand ich ein sehr schönes Bild und dachte mir: Das als Motiv, das hat was. Ich mag mich vage daran erinnern, dass es in der Literatur auch schon mal verbraten wurde.
Vielleicht könnte man da auch noch an Cube denken, wo die Räume zwar verschieden sind, doch alle gleich aussehen und letztlich auch ein Fortschreiten im Immer-Gleichen darstellen, nur halt mit Ausgang, der irgendwann kommt.

Dementsprechend, weil ich das Bild kenne, steht bei mir im Vordergrund, wie du das umgesetzt hast, und es gefällt mir sprachlich nicht sonderlich. Das ist mau, das holpert. Da entfaltet sich kein richtiges Bild und wenig Stimmung, einfach von der lustlosen Art her, wie du das schreibst.

Der Protagonist reflektiert viel, aber das macht keinen überzeugenden Eindruck. Z.B. "Ich bin hin – und hergerissen:..." - das wirkt schon fast komisch und ich muss an Rüdiger Hoffmann denken: "Jaaaa, duuu, alsooo das ist so, ich bin dann jetzt irgendwie schon ein bisschen hin- und hergerissen. Ich meine, das ist ja auch nicht so einfach duuuu."

Es käme besser, wenn du das von einer Stimmung her schreiben würdest, und nicht vom Bild, weil so wirkt das auf mich, als hättest du das Bild im Kopf, dazu 'ne vage Aussage und tackerst schnell ein bisschen Sprache dran.

In einem Raum zu sein, in dem jeder Ausgang wieder ein Eingang ist, sollte doch eigentlich etwas sehr Deutliches mit dem Protagonisten anstellen. Das vermittelst du aber nicht außer durch Holzhammer-Reflektionen wie "Ich bin hin- und hergerissen..." oder "Ich weiß keinen Ausweg."

Wenn da ein Ich-Erzähler im Vordergrund steht, dann kann der sich doch nicht so objektiviert betrachten, sondern der Text und alles, was in ihm geschieht, muss durch seine Augen gezeigt werden und durch seine Gefühle, Ängste, Vorurteile, Schwächen, Stärken usw gefiltert und gefärbt sein. Das ist doch der Sinn dieser Perspektive, dass man als Leser mitten drin steckt, und das, was der Prot denkt, sagt, macht, ist gleichzeitig Charakterisierung.

Der Charakter deines Protagonisten scheint mehr als seltsam, wenn er einfach mal so feststellt: "Hossa, ich weiß keinen Ausweg." Jemand, der keinen Ausweg kennt, sollte doch schon ein wenig Gemütsregung zeigen.

 

Hallo Tserk,

mir ist diese Geschichte zu steril, zu abstrakt geraten. Für mich legst du zuviel Gewicht auf Handlung, Dialoge und eine Prise wiederholende Selbstreflexion des Protagonisten und entschieden zu wenig auf die Vorzüge einer ansprechenden Atmosphäre oder die Empfindungen der Prots.

Der beschriebene Held befindet sich von Beginn an in einem zunächst nicht weiter erläuterten "Raum", der ihn, gemäß seinen eigenen Aussagen und Handlungen, offensichtlich sehr beschäftigt. Ich gehe also davon aus, dass er sich diesen Raum sehr genau angesehen hat. Warum erfahre ich als Leser nichts davon? Und vor allem, was mich beim Lesen wirklich gestört hat, rückt der Erzähler erst gegen Mitte der Geschichte damit heraus, dass der zweite Raum, der ja mit dem ersten identisch sein soll, ganze sechs(!) verschiedenfarbige Türen aufweist, während es in der ersten Hälfte einfach nur lapidar heißt:

Ich wende mich einer Tür, einer blauen, zu und will sie öffnen und hindurch gehen.
An dieser Stelle dachte ich mir, mangels weiterer Beschreibungen, natürlich: Ah, in diesem Raum gibt es eine einzige Tür.

Na, von wegen! Schon kurz darauf heißt es mal eben hinten nachgeschoben:

Ich sehe mich um. Ja, alles genau gleich: Der alte Mann, der mit geschlossenen Augen auf dem Boden sitzt, die sechs Türen, eine blaue, eine rote, eine braune, eine weiße, eine schwarze und eine Spiegeltür.
:rolleyes:

Stattdessen bekomme ich mitunter Kommentare wie diesen zu lesen

Von seiner Seite ist also keine Unterstützung zu erwarten.
die ich als überflüssig betrachte (bitte: Show, don't tell!).

Dann: Den Nietzsche würde ich dringend auch wieder rausnehmen.

Zur Interpretation: Das Zerschlagen des Spiegelbildes bedeutet für mich die Zerstörung des Bewusstseins über sich Selbst. Die "schwarze Leere" steht für das Nichts, das Nirvana, das Austreten aus dem Leben in ein unbekanntes Jenseits. Die Räume stehen im Gegensatz dazu für das Leben mit seinen vielfältigen Wahlmöglichkeiten.

Ich rate mal: Dass der Prot nur ausgerechnet zwei Versuche hat ist dichterische Willkür damit die Handlung vorwärtsgeht, oder?

 

Hallo,

ein offenes Ende finde ich besser als eine Auflösung. Man kann alles mögliche in diese Geschichte hineininterpretieren. Meistens ist die Lösung sowieso "weniger" als man sich vorgestellt (oder erhofft) hatte.

Eine Sache: Die Handlung ist von der Geometrie her nicht möglich. Die erinnert an das Scrollen über einen Bildschirm. Wir sind also nicht in der Realität, sondern woanders. Der Erzähler könnte ein Programm sein, das sich fürchten kann ("Oh Scheiße, ich werde gelöscht, wenn ich die falsche Entscheidung treffe!") ooooder eine Art Laborratte, und im Hintergrund sitzt ein verrückter Wissenschaftler und schaut zu, wie sich die existentielle Zwangslage entwickelt, die er sich selbst ausgedacht hat. Vielleicht bist Du das ja, Tserk :)

 

Während des Lesens, Tserk, habe ich die ganze Zeit daran gedacht, hoffentlich kömmt am Ende nicht ein Satz wie: Dann wachte ich auf. Daß er nicht kam, ist zweifellos ein Pluspunkt, obwohl das mit „dann“ schon zu dieser Geschichte gepaßt hätte. :)

Sätze wie
1. Dann schließe ich die Tür hinter mir und drehe mich um. Sie ist auf der anderen Seite rot. oder
2. Sollte ich die falsche wählen, müsste ich die Stelle des alten Mannes einnehmen, und er würde in die Freiheit gelangen. Dann müsste ich solange hier bleiben, bis ein anderer junger Mann hierher gelangt und zweimal die falsche Tür wählt.
3. Im hinter ihm freigewordenen Sichtfeld sehe ich schwarze Leere.
4. Soll ich mich alleine auf den Weg machen, was zweifelsfrei gefährlich ist, da ich nicht weiß, wo ich bin, oder soll ich es noch mal mit dem alten Mann versuchen.
sind nicht das Gelbe vom Ei, Solches kannst du doch sicher anders und besser formulieren, oder?
Ich meine hier nicht nur dieses „dann“, sondern auch die unglückliche, ja unbeholfene Satzkonstruktion mit Hilfsverben, um vom „freigewordenen Sichtfeld“ ganz zu schweigen. Und wieso sollte (im vierten Zitat, wo zudem ein Fragezeichen hingehört) „zweifelsfrei“ gefährlich sein, wenn man nicht weiß, wo man sich befindet?

Inhaltlich überzeugt die Geschichte allerdings. Das durch die Türen gehen ist ja verbunden mit der (berechtigten) Hoffnung, jenseits einer Tür gäbe es Anderes als diesseits. Das entspricht ja unserer Erfahrung, und die wandelt sich zwangsläufig in Erwartung – so funktionieren wir eben. Ob das hinter Tür sich als etwas Besseres (oder Schlechteres) herausstellt, steht auf einem anderen Blatt, wichtig ist zunächst allein die Erwartung, es würde sich etwas ändern. Insofern ist das mit der (eingebildeten) Gefahr ein bißchen zu dick aufgetragen, will sagen, für das Funktionieren der Geschichte ist sie nicht notwendig, denn der letzte Satz deutet ja an: Egal, was uns die Zukunft bringt, wir können sie nicht aufhalten, d.h. wir müssen weitergehen, durch viele, viele Türen, egal wie diese angestrichen.
Jeden Tag.

Dion

 

Ach du liebe Sch... da hab ich ja so vielen Leuten nicht geantwortet :shy:

Der Reihe nach:
Thomas H.:
Deinen Beitrag habe ich mit Interesse gelesen, weiß jetzt aber nichts darauf zu antworten ;)

Die philosophische Ratte:

An dieser Stelle dachte ich mir, mangels weiterer Beschreibungen, natürlich: Ah, in diesem Raum gibt es eine einzige Tür.
Hm, ok ... Aber ich hatte ja nicht geschrieben "der Tür" (was bedeutet, es gibt nur eine), sondern "einer Tür". Als ich dann danach "alles genau gleich" schreibe, damit war gemeint, dass man viele Dinge auf den ersten Blick anders beurteilt als auf den zweiten. Ist irgendwie schwer zu erklären ... ich meine, der Leser hat sich ein Bild des Raumes gemacht, aus den Informationen, die ich ihm zugänglich gemacht habe, und vermutet also, den Raum sozusagen zu kennen. Dann aber gewähre ich ihm alle (mir bekannten) Informationen, und versuche so zu zeigen, dass er sich zu schnell ein Urteil gebildet hat. War nur ein Versuch, und ich weiß auch nicht, ob meine Erklärung wirklich verdeutlicht, was ich meine.
Ich rate mal: Dass der Prot nur ausgerechnet zwei Versuche hat ist dichterische Willkür damit die Handlung vorwärtsgeht, oder?
Nicht ganz. Es sollte eher dieses "jeder hat im Leben eine zweite Chance verdient" sein ...

Berg:
Schöne Interpretationen :)

Dion:

Sätze wie
1. Dann schließe ich die Tür hinter mir und drehe mich um. Sie ist auf der anderen Seite rot. oder
2. Sollte ich die falsche wählen, müsste ich die Stelle des alten Mannes einnehmen, und er würde in die Freiheit gelangen. Dann müsste ich solange hier bleiben, bis ein anderer junger Mann hierher gelangt und zweimal die falsche Tür wählt.
3. Im hinter ihm freigewordenen Sichtfeld sehe ich schwarze Leere.
4. Soll ich mich alleine auf den Weg machen, was zweifelsfrei gefährlich ist, da ich nicht weiß, wo ich bin, oder soll ich es noch mal mit dem alten Mann versuchen.
sind nicht das Gelbe vom Ei, Solches kannst du doch sicher anders und besser formulieren, oder?
Ich meine hier nicht nur dieses „dann“, sondern auch die unglückliche, ja unbeholfene Satzkonstruktion mit Hilfsverben, um vom „freigewordenen Sichtfeld“ ganz zu schweigen. Und wieso sollte (im vierten Zitat, wo zudem ein Fragezeichen hingehört) „zweifelsfrei“ gefährlich sein, wenn man nicht weiß, wo man sich befindet?
Zustimmung ... ich werde das auf jeden Fall noch überarbeiten :)
Inhaltlich überzeugt die Geschichte allerdings. Das durch die Türen gehen ist ja verbunden mit der (berechtigten) Hoffnung, jenseits einer Tür gäbe es Anderes als diesseits. Das entspricht ja unserer Erfahrung, und die wandelt sich zwangsläufig in Erwartung – so funktionieren wir eben. Ob das hinter Tür sich als etwas Besseres (oder Schlechteres) herausstellt, steht auf einem anderen Blatt, wichtig ist zunächst allein die Erwartung, es würde sich etwas ändern. Insofern ist das mit der (eingebildeten) Gefahr ein bißchen zu dick aufgetragen, will sagen, für das Funktionieren der Geschichte ist sie nicht notwendig, denn der letzte Satz deutet ja an: Egal, was uns die Zukunft bringt, wir können sie nicht aufhalten, d.h. wir müssen weitergehen, durch viele, viele Türen, egal wie diese angestrichen.
Jeden Tag.
:thumbsup:

Euch allen Danke fürs Lesen und Kommentieren, und Entschuldigung für das lange Nichtantworten.

Bruder Tserk

 

Hallo Tserk,
jetzt habe ich mir die Geschichte doch glatt auch mal angetan und angetan ist auch, was ich von diesem Gedankenspiel vom Raum mit den Türen war, das immer wieder in den selben Raum zurückführt. Ich meine auch, mal irgendwo etwas von so einer oder ähnlichen Situation gelesen oder gehört oder gesehen zu haben, aber ich liebe solche Gedankenspiele und von daher, soll das kein Tadel sein.

Was mir auch ein wenig fehlt ist die Verzweiflung des Protagonisten, die er mal zu mal empfindet, wenn er feststellt, dass es wieder der gleiche Raum ist, obwohl er doch diesmal durch die rote, dann durch die gelbe usw. Tür gegangen ist (also er sollte meiner Meinung nach öfter als einmal eine Tür durchschreiten). - Eben das, was meine Vorredner wohl mit "Gefühle des Prot" usw. meinten.

Interessant fand ich übrigens sims Interpretation des Ganzen, der alles wunderbar passend auf die Wirklichkeit übertragen konnte, ich persönlich hätte es viel mehr als rein abstrakte Phantasiesituation gesehen, einfach als eine Art "wahnsinnige Situation", aus der es kein Entrinnen gibt. Vielleicht magst du mir/uns auch noch einen kleinen Tipp geben, wie du das ganze gemeint hast, auch wenn es als Autor natürlich müßig ist, seine eigenen Texte zu interpretieren. ;)

Viele liebe Grüße,

Sebastian

 

Hallo Smilodon,

jetzt habe ich mir die Geschichte doch glatt auch mal angetan und angetan ist auch, was ich von diesem Gedankenspiel vom Raum mit den Türen war, das immer wieder in den selben Raum zurückführt.
hehe, cool :)
Was mir auch ein wenig fehlt ist die Verzweiflung des Protagonisten, die er mal zu mal empfindet, wenn er feststellt, dass es wieder der gleiche Raum ist, obwohl er doch diesmal durch die rote, dann durch die gelbe usw. Tür gegangen ist (also er sollte meiner Meinung nach öfter als einmal eine Tür durchschreiten). - Eben das, was meine Vorredner wohl mit "Gefühle des Prot" usw. meinten.
Nach meinem Dafürhalten darf der Prot keinesfalls mehr als zwei Türen durchschreiten. Stehen sie nämlich für die Entscheidungsmöglichkeiten, wäre das Bild zerstört, würde er durch mehrere oder gar alle Türen gehen - das hieße ja, es wäre egal, wie er sich im Endeffekt entscheidet, da er gleich darauf einen neuen Versuch hat; das sollte aber eben nicht so sein. Die erste Tür sollte sein Versuch sein, mit der gnädigen Einräumung einer zweiten Chance.

Zur Interpretation: sims Interpretation hat mir auch gefallen, obwohl sie sich mMn zu sehr auf die Wirklichkeit bezieht. Die Farben dienten nur zur Unterscheidung der Türen.
Diesen Satz möchte ich hervorheben:

Ihn zerschlagen kann heißen, über sich selbst hinaus zu wachsen
Genau. Denn im Gegensatz zu den anderen Türen muss man den Spiegel zerstören, um weiterzukommen, die anderen kann man normal öffnen und durchgehen. Man muss also erst etwas zerstören, um darauf aufbauen zu können, und den Spiegel zu zerschlagen, gleichsam sein Spiegelbild, soll besondere Selbstüberwindung symbolisieren.

Bruder Tserk

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Tserk,

ich habe hier mal, der Einfachheitshalber von Thomas geklaut, weil ich mit seinem Kommentar übereinstimme. Nicht böse sein:), mir hat dein Geschichte nicht gefallen, mir scheint der Raum befindet sich in einer Klinik ... so steril, kommt es bei mir an.

Wenn da ein Ich-Erzähler im Vordergrund steht, dann kann der sich doch nicht so objektiviert betrachten, sondern der Text und alles, was in ihm geschieht, muss durch seine Augen gezeigt werden und durch seine Gefühle, Ängste, Vorurteile, Schwächen, Stärken usw gefiltert und gefärbt sein. Das ist doch der Sinn dieser Perspektive, dass man als Leser mitten drin steckt, und das, was der Prot denkt, sagt, macht, ist gleichzeitig Charakterisierung.

liebe Grüße Weltflucht

 

Hi Weltflucht,

es spielt überhaupt keine Rolle, wo der Raum sich befindet.
Und natürlich ist der Prot nicht charakterisiert, er ist doch die leere Schablone für alle.

Danke fürs Lesen und Zitieren.

Bruder Tserk

 

Hallo Tserk,

das ist mir schon klar, dass es keine Rolle spielt, wo der Raum sich befindet, damit wollte ich auf dem Prot. anspielen, weil er ohne Gefühl (wie Thomas erwähnt hat) daher kommt, gerade wenn er für alle steht, also austauschbar ist, meinst du sicherlich, kommt er als Roboter daher (leere Schablone). Das empfinde ich an deinem Text als Manko, das hindert mich daran mit dem Prot. mit fühlen zu können.
lg Weltflucht

 

Hallo Weltflucht,

ja ... gerade weil er Platzhalter für alle ist, muss er doch gefühlslos sein ... es geht doch gar nicht darum, mit dem Prot. fühlen zu können, das ist nebensächlich.

Bruder Tserk

 

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