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Der Schänder

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17.04.2007
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Der Schänder

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"Verfluchter Hurensohn!", zischte die Frau ihm hasserfüllt zu und spuckte ihm ins Gesicht, bevor sie schnellen Schrittes davonging. Der Mann, der an einer Bushaltestelle saß, wo er die vorige Nacht verbracht hatte, wischte sich mit einer Hand die Spucke aus dem Gesicht und trocknete sie dann an seinem schwarzen Mantel ab. Er hatte sich daran gewöhnt und nahm es gelassen und gedemütigt hin. Dabei war er genau genommen schon genug bestraft. Der Mantel war so ziemlich das einzige, was er noch besaß. Auch wenn dieses Kleidungsstück sehr warm war, so war eine Nacht draußen im Schutze einer Bushaltestelle trotzdem nicht angenehm.
"Ihnen auch einen schönen Tag!", rief der Mann der Passantin hinterher und erntete dafür einen Stinkefinger. Mittlerweile war ihm alles egal. Die Gesellschaft hatte ihn bereits verstoßen, da konnte er freundlich oder unhöflich sein, wie er wollte.
Auf einmal sah er in einiger Entfernung ein Mädchen stehen, fünf oder sechs Jahre alt. Es trug eine rosa Hose und darüber eine weiße Jacke. Seine blonden Haare wurden von einem roten Haarreifen gebändigt.
"Hast du was?", fragte er leicht gereizt, denn er mochte es nicht, angestarrt zu werden.
"Mama hat gesagt, ich darf nicht mit dir reden, weil du böse bist."
Es hatte keine Angst vor ihm. Hatte seine Mutter es nicht aufgeklärt, oder glaubte das Mädchen diese Geschichte nicht?
"Da hat sie Recht", rief der Mann dem Mädchen zu. "Du solltest auf sie hören." Er erwartete, dass das Mädchen nun gehen würde. Doch stattdessen kam die Kleine auf ihn zu. Was sollen nur die Leute denken, wenn sie das sahen!
Einen Meter vor ihm blieb sie stehen.
"Mama hat gesagt, du bist böse, aber sie hat nicht gesagt, was du gemacht hast. Bist du wirklich ein Kinderschänder?"
Süß war die Kleine ja, jung und naiv. So zart und unschuldig. Und ein Tabu, wie der Mann sich fest vorgenommen hatte. Außerdem begann sie, ihm auf die Nerven zu gehen.
"Mädchen, kennst du die Geschichten nicht?", fragte er in einem unfreundlichen Ton. "Du solltest Angst vor mir haben und immer einen großen Bogen um mich machen."
Bei diesem Tonfall hätte jeder halbwegs vernünftige Mensch kehrt gemacht. Jeder Erwachsene. Doch zur großen Überraschung des Mannes an der Bushaltestelle, kam das Mädchen noch näher und setzte sich neben ihn, als wären sie Schulfreunde. Wenigstens wurde sie da von den Fußgängern schlechter bemerkt.
"In einer Folge 'Southpark' haben sie erzählt, dass Kinderschänder unsterblich werden, wenn sie mit Kindern vö... vögeln. Stimmt das?"
Jetzt musste der Mann doch lächeln. Zuckersüß war die Kleine. Doch ebenso gut konnte sie ihm noch großen Ärger bereiten.
"Das ist Unsinn", antwortete er und meinte es auch so. Es stimmte zwar, dass die Kinder ihn nicht mehr vergaßen, nicht mehr vergessen konnten, aber das war noch lange kein Grund zu sagen... Wenn er genauer darüber nachdachte, war er sich da nicht mehr so sicher. "Und eigentlich solltest du in deinem Alter noch kein 'Southpark' gucken. Das ist nichts für dich."
"Mein Bruder sagte, das sei in Ordnung", widersprach sie. "Und du bist auch ganz in Ordnung", fügte sie leiser hinzu. "Wie heißt du denn?"
Kinder interessieren sich sehr für Namen, und sie haben kein Problem, danach zu fragen. Die Namen waren die Personen für sie. Kinder brauchten Namen, damit die Person dahinter existierte. Kinder machten Wortspiele mit Namen und zogen sich gegenseitig mit Reimen darauf auf. Erwachsenen hingegen waren Namen mehr oder weniger unwichtig.
"Tom ist mein Name."
Namen sind nur Schall und Rauch. Dieser Satz konnte nur von einem Erwachsenen stammen. Das war das Schöne an Kindern. Für sie waren unwichtige Dinge noch wichtig.
"Tom." Die Kleine dachte über den Namen nach, prägte ihn sich ein. Bloß nicht vergessen, denn Namen sind Personen. Ist der Name vergessen, ist die Perso auch aus dem Sinn.
"Ich heiße Lisa", stellte sie sich vor. "Wollen wir Freunde sein, Tom?"
Er sah sich kurz um, ob jemand zu ihnen herübersah.
"Das solltest du mich nicht fragen."
Die Kleine sprang auf.
"Lass uns Freunde sein, Tom. Und ab heute komme ich dich jeden Tag besuchen, okay? Bis denne!"
Weg war sie und Tom seufzte. Das konnten noch ein paar 'tolle' Tage werden. Hoffentlich vergaß sie ihren Vorsatz. So wie es Kinder für gewöhnlich tun.

Am Abend, als Tom quälenden Hunger verspürte, erhob er sich nach Stunden von seinem Schlafplatz und suchte sich einen Laden. Auf dem Weg dahin wurde er angestarrt. Die Menschen machten einen Bogen um ihn, als hätte er etwas Ansteckendes. Einige blieben stehen, tuschelten oder zeigten mit dem Finger auf ihn. Er ignorierte sie. In einem Lebensmittelgeschäft drängelten sich einige Leute herum. Eine ältere Frau hatte ihre schweren Einkaufstaschen auf den Boden gestellt und begutachtete einige Waren.
"Entschuldigen Sie", sprach Tom sie möglichst freundlich an. "Aber haben Sie einen Euro für mich? Für etwas zu Essen?"
Die Frau sah ihn mit Abscheu an und trug wortlos ihre Taschen davon. Das Ganze hatte etwas von einer Flucht.
"Der will sich bestimmt ein Magazin kaufen", hörte Tom jemanden flüstern, und drehte sich zu zwei jungen Frauen um, die verstohlen herüberblickten. Tom war zu hungrig, um sich über diese Vermutung zu wundern. Schließlich waren in diesen Heften nur erwachsene Frauen zu sehen.
Gerade betrat ein Mann das Geschäft.
"Haben Sie einen Euro für mich?", versuchte Tom sein Glück. "Ich habe wirklich Hunger."
"Verschwinde, du Penner, oder ich rufe die Polizei!", brüllte der Mann, sodass sich alle Leute im Laden nach ihnen umdrehten. Gerade sah Tom, wie die Verkäuferin ihn musterte und dann einen Telefonhörer aufnahm.
"Schon gut. Bin ja schon weg", wehrte Tom hastig ab und verließ den Laden. Nebenbei fragte er sich, womit er eine solche Strafe verdient hatte.
Auf der Straße wurde es allmählich dunkel. Die Menschen wichen ihm nicht mehr aus, da sie ihn nicht mehr erkannten. Und trotzdem mochte er die Dunkelheit nicht, da sie eine weitere Nacht in der Bushaltestelle bedeutete. Eine kalte und unbequeme Nacht mit wenig Schlaf. Die Bank war hart und Tom hatte sich noch nicht an den Lärm der Autos gewöhnt.
"Tom, altes Haus, warte!"
Er drehte sich um und sah einen alten Bekannten auf sich zulaufen, den zu treffen Tom nicht freute.
"Hallo, Willie."
Der andere blieb stehen und kicherte, wie es seine Art war.
"Hallo Tom. Hat man dich endlich erwischt? Ich hätte mich nie so blöd angestellt."
Genau genommen war Willie von einer schlimmeren Sorte als Tom. Nur konnten Willies Opfer nicht mehr plaudern.
"Ich habe mich nicht erwischen lassen, aber eines der Kinder hat es seinen Eltern erzählt. Bist du nicht damals auch im Gerichtssaal gewesen? Dann weißt du doch, was passiert ist."
"Und es war köstlich, köstlich", beteuerte der andere kichernd. "Aber schade, dass du deine Spielchen nicht auf Band aufgenommen hast. Damit könntest du jetzt ein hübsches Sümmchen verdienen und müsstest nicht um Essen betteln."
"Wo wir schon dabei sind." Tom kam gleich auf das Thema zu sprechen. "Du hast nicht zufällig..."
Wieder kicherte Willie amüsiert.
"Selbstverständlich. Geh schon mal zu deiner Bushaltestelle. Ich komme zu dir, wenn ich fertig mit Einkaufen bin."
Sie verabschiedeten sich kurz und Tom ging seiner Wege. Schon vor Jahren hatte Willie Toms Geheimnis gekannt, und umgekehrt. Tom hatte seinen Bekannten eines nachts bei dessen Tun entdeckt, doch da sie keine Konkurrenten waren, hatte er geschwiegen. Irgendwann hatte auch Willie sein Geheimnis erfahren. Es war ganz nett, mit jemandem offen reden zu können, auch wenn sie sich meistens gegenseitig aufzogen.
Viel Zeit war nicht verstrichen, da kehrte Willie mit vollen Einkaufstaschen zurück und ließ sich kichernd neben Tom nieder. Schweigend begannen sie zu essen, wenn man von Willies gelegentlichen Hicksern absah.
"Du hast heute so gute Laune", stellte Tom fest. "Planst du etwa wieder was?"
"Du kennst mich ja", antwortete Willie geheimnisvoll. "Oder willst du mir erzählen, dass du auf deine alten Tage wieder prüde geworden bist?"
Tom sagte nichts dazu, sondern sah weg. Dabei musste er an das kleine Mädchen vom Nachmittag denken. Wenn sie tatsächlich wiederkam, dann sollte er es besser werden. Sonst hatte er mehr als nur ein Problem. Aber: konnte es denn noch schlimmer werden?
"Nebenbei: Hast du das von Bolto gehört? Er wurde auch vor einigen Tagen entlassen. Kurz nach dir."
Beinahe hätte Tom sich an seinem trockenen Brot verschluckt und musste mit etwas Wein von Willie nachspülen. "Ich hatte gedacht, er sitzt noch einige Jahre."
"Falsch gedacht." Willie lachte. "Ein paar seiner Kunden haben ein gutes Wort für ihn eingelegt. Habe ich gehört. Weil sie seine Videos so toll finden. Vielleicht hat er sich auch nur anständig benommen. Zur Abwechslung."
Bolto war der Schlimmste, schlimmer als Willie. Tom hatte ihn ihm Gefängnis kennen gelernt. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, hatte Bolto mit seinen Taten geprahlt und Kontaktadressen weitergegeben, wo seine Videos zu haben waren. Dieser Typ war ein Psycho, vollkommen verrückt. So etwas wie er sollte nicht frei rumlaufen dürfen. Allerdings wurde von Tom dasselbe behauptet.
"Das reicht jetzt", bestimmte Willie und zog Tom die Brottüte weg. "Ich brauch noch etwas fürs Frühstück. Wenn du noch mehr Hunger hast, dann geh doch anschaffen."
Er kicherte über seinen Witz. "Machs gut, altes Haus. Wir sehen uns."
Als sein Bekannter in der Dunkelheit verschwunden war, legte Tom sich nieder. Bereit für eine weitere, unbequeme Nacht an der Bushaltestelle.

Am nächsten Vormittag stand das kleine Mädchen tatsächlich wieder vor Tom. Nach einer kurzen Begrüßung setzte sie sich neben ihn.
"Woher kennst du eigentlich 'Southpark'", fragte sie. "Guckst du das auch?"
Sie blickte interessiert zu ihm hinauf, als er nicht antwortete. Er wusste nicht recht, ob er die Frage beantworten sollte.
"Ich habe es die Kinder zur Belohnung gucken lassen", antwortete er mit gedämpfter Stimme. "In meiner Wohnung. Als wir fertig waren."
Die Wohnung besaß er nicht mehr. Sein Mietvertrag war gekündigt worden, als er im Gefängnis saß. Was eigentlich gut so war, denn er könnte die Wohnung jetzt sowieso nicht mehr bezahlen. Und er hätte sich unnötig verschuldet.
"Mit was fertig?", fragte das Mädchen. "Was hast du denn eigentlich mit ihnen gemacht?"
Tom seufzte. "Ach Lisa. Das sollte ich dir nicht sagen. Wenn deine Mama das erfährt, schimpft sie mit mir."
Lisa beugte sich zu ihm.
"Ach, bitte. Ich sag´s auch nicht weiter", flüsterte sie in sein Ohr, doch Tom schüttelte den Kopf. "Das ist keine gute Idee."
Doch das Mädchen gab noch nicht auf. "Och bitte, bitte, bitte, bitte..."
Das Wort wiederholte sie so lange, bis Tom lachend nachgab. Es fiel ihm immer schwer, einem Kind eine Bitte abzuschlagen. Nun musste er sich überlegen, wie er es ihr möglichst dezent erklärte.
"Zuerst habe ich Spiele mit ihnen gespielt."
"Was für Spiele?"
"Zum Beispiel war ich der Arzt und habe sie untersucht. Und dann... durften sie den Arzt spielen und mich untersuchen."
Plötzlich wurde Lisa heftig am Arm fortgerissen.
"Das reicht jetzt, Sie Perverser. Was fällt Ihnen ein, meiner Tochter von Ihren Verbrechen zu erzählen?", schimpfte die Frau.
"Aber Mama!", protestierte Lisa. "Er hat doch gar nichts gemacht!"
Sie wurde ignoriert.
Die Frau fuchtelte mit ihrem Zeigefinger vor Toms Gesicht herum, als wollte sie ihn erstechen.
"Halten Sie sich ja von meiner Tochter fern. Sonst mache ich Ihnen die Hölle heiß. Verrückte, wie Sie einer sind, sollte man einsperren und den Schlüssel wegwerfen."
Lisa rannen die Tränen übers Gesicht, als ihre zornige Mutter sie fortzog. Tom sah ihnen traurig hinterher, bis er Lisas Schreie nicht mehr hörte und er fragte sich, wer Kinder schlechter behandelte. Niemals hatte er ein Kind zum Weinen gebracht. Er hatte sich mit ihnen angefreundet und sie irgendwann zu sich nach Hause eingeladen. Sie bekamen ihr Lieblingsessen und durften fernsehen.
Ja, er hatte sie so gut behandelt, dass sie gerne, wiedergekommen sind. Die kleinen Spielchen zwischendurch waren ihr Geheimnis gewesen, etwas, das nur Erwachsene taten und die Eltern nicht wissen durften. Deswegen hatten die meisten Kinder geschwiegen. Und als Tom eines Tages vor Gericht stand, hatten sie ausgesagt, ohne zu verstehen, was schlimm daran gewesen war, und sie hatten geweint, als der Richter das Urteil verkündete. Doch das war mittlerweile viele Jahre her. Die Kinder waren erwachsen geworden und hatten es verstanden. Und sie hatten angefangen, ihn dafür zu hassen. Er fragte sich, ob es ihnen wohl gut ging.
"Hallo, Kumpel."
Tom wurde aus seinen Erinnerungen zurückgeholt und sah Willie vor sich. Er war bester Laune. Seine Kleidung war voller erdiger Flecken, die trocken aussahen. Vermutlich waren sie letzte Nacht noch feucht gewesen.
"Hallo", grüßte Tom zurück. "Wie ich sehe warst du erfolgreich."
Willie kicherte vergnügt. "War ganz frisch, das Grab, ganz weich, der Körper. Hatte meinen Spaß und hab das Loch wieder zugemacht. Sieht wieder aus wie gestern."
Willie hatte sich, objektiv gesehen, einen praktischeren Fetisch ausgewählt. Seine Opfer erzählten es nie jemandem, und solange niemand etwas ahnte, fand man keine Spuren.
"Bleib doch nächstes Mal gleich da", stichelte Tom. "Dann schläfst du nie wieder alleine."
Willie gluckste kurz und verengte die Augen. "Wenigstens bleibt mein Laken immer sauber. Bei dir war das sicher eine Sauerei."
Jetzt musste Tom lachen. "Ich habe gar kein Laken mehr. Ich habe nicht mal ein Bett."
Sein Bekannter machte ein beleidigtes Gesicht. "Das ist nicht witzig. Aber wenn du über deine tote Hose noch lachen kannst, bist du echt bemitleidenswert."
Er wollte gehen, drehte sich aber noch einmal um. "Ach übrigens: Bolto treibt sich in der Gegend rum. Hab gehört, er plant ein dickes Ding, wenn du verstehst. Muss jetzt los, saubere Klamotten anziehen. Puh, wie ich stinke!" Er schnupperte theatralisch an seiner Jacke und verzog das Gesicht. Dann ging er davon.
Die Nachricht von Bolto, die er gebracht hatte, war alles andere als gut gewesen. Tom musste unwillkürlich an die kleine Lisa denken, doch nach dem Vorfall vorhin würde ihre Mutter besondern gut auf sie aufpassen. Es bestand sicher klein Grund zur Sorge. Und war Bolto wirklich so dumm, dass er kurz nach seiner Entlassung wieder eine Straftat begehen würde?

"Achtzehn Prinzen ..."
Tom sah ein großes Schloss, mit vielen weißen Statuen auf den Zinnen. Sie stellten allesamt Kinder dar, Jungen und Mädchen, hauptsächlich unbekleidet. Teilweise zeigten ihre Körper noch so etwas wie Babyspeck, der ihnen in Wulsten von Hüften und Schenkel fiel.
"Achtzehn Prinzen tanzen mit der Jungfrau-Braut."
Aus den weiten Gängen ertönten Kinderlieder aus hellen Kehlen, doch zu sehen war niemand.
"Pust, Wind, pust, Wind, pust so kräftig du kannst."
Es waren echte Kinderlieder. Nicht die Lieder, die von Erwachsenen für Kinder geschrieben wurden, sondern die, die in den kleinen Köpfen selbst entstanden. Kinder sangen sie beim Spielen vor sich hin oder auch vor ihren Eltern oder anderen Personen, die ihnen nahe standen, wenn sie wollten. Tom hatte auch ein paar gehört.
"Schmetterling, du kleines Ding. Such dir eine Tänzerin."
Hm, war das eigentlich ein echtes oder ein künstliches Kinderlied? Tom hatte es nicht von einem Kind, sondern irgendwo anders gehört.
Langsame Schritte.
Eine Mädchenstimme sang das Lied noch einmal. Das zugehörige Kind trat hinter einer Ecke hervor. Es trug ein weißes Nachthemd mit kleinen, blauen Punkten darauf. Zwischen langen Strähnen braunen Haares blickte es Tom finster an. Der sich vage erinnerte, wo er das Lied gehört hatte. Es war ein Zwischenspiel auf einer CD. Das Kinderlied und andere Geräusche beschworen Bilder im Geist herauf. Nach dem zweiten Mal singen hörte man einen Mann in Panik davonlaufen, das Lied verfolgte ihn, kam mal von links, mal von rechts. Die Mädchenstimme lachte hämisch, sang weiter, kam näher. Man stellte sich vor, wie das Kind plötzlich vor dem Mann auftauchte und ein Messer hinter dem Rücken hervorzog.
Doch Tom hätte lieber nicht daran denken sollen. Er sah das Gesicht des Mädchens zu einer hässlichen Fratze verzerrt und lief davon.

"Hey, wach auf, du Penner!" Jemand lachte.
Tom wälzte sich herum. Seine Rückenschmerzen taten das Übrige, um ihn aufzuwecken. Gequält richtete er sich auf und sah gerade noch eine Gruppe Halbstarker davongehen, die lachten und sich ab und zu zu ihm umdrehten. Es gab wohl nicht genügend pädophile Obdachlose in der Stadt, über die man sich lustig machen konnte.
"Ich bin ja schon wach!", rief Tom ihnen hinterher, worauf die Gruppe in erneutes Gelächter verfiel. Und wenn schon. Sie waren nicht die ersten. Aber vielleicht waren sie die letzten, wenn Tom nicht bald eine beständige Nahrungsquelle fand.
Mit Mühe stemmte er sich hoch und streckte sich. Wegen dem vielen regungslosen Sitzen fühlte er sich unbeweglich. Das war bestimmt nicht gut.
Gemächlich und mit Rückenschmerzen von der harten Bank machte Tom sich auf den Weg.
"Es war einmal ein Männlein, ein kleines Mä-hänn-lein", summte er in Anlehnung an seinen Traum vor sich hin. Leise, damit ihn niemand hörte. "Das heilte alle Tiere, heilte sie geschwind."
Erwachsene interessierten sich selten für die einfachen, echten Kinderlieder. Sie mochten nur ihre eigenen, die sie für Kinder geschrieben hatten und verdrängten die anderen aus ihrem Bewusstsein. Als wären sie ihnen peinlich.
Vor einem Schaufenster sah Tom einen kleinen Jungen stehen, der auf dem Zeigefinger lutschte. Der Mann wollte schnell weitergehen, doch da drehte sich der Junge zu ihm um und nahm den Finger aus dem Mund.
"Bist du der, der gerne nackte Kinder anguckt?", fragte er gerade heraus. Kinder hatten noch nicht gelernt, ein Blatt vor den Mund zu nehmen.
Tom hatte früher - als er noch einen Fernseher besaß - Gerichtssendungen gesehen, wo die Kinder auf diese Weise zur Aufklärung beitrugen. Manchmal aber war ihre Gesprächigkeit auch lästig.
"Stimmt genau. Also behalt lieber deine Klamotten an."
Der Junge wusste nicht, was er daraufhin antworten sollte. Diesen Moment nutzte Tom und machte sich aus dem Staub. Wenigstens hatte kein Passant sein Geständnis gehört und hielt ihn jetzt mit Beschimpfungen auf. Viele Leute waren noch noch nicht auf der Straße.
Einige Meter weiter drehte Tom sich noch einmal um und sah eine Frau den Laden verlassen, vor dessen Schaufenster der Junge stand. Sie trug eine Papiertüte in der einen und nahm den Jungen an der anderen Hand. Beide machten sich in der entgegengesetzten Richtung auf den Weg. Tom erwartete, dass sich der Junge noch einmal umdrehte und beschleunigte seine Schritte.
Sein Ziel lag einige Straßen weiter. Im Fernsehen hatten sie einmal in einer Reportage gezeigt, wie ein Bäcker abends übrige Ware vom Tag weggeworfen hatte, denn das alte Zeug konnte er nicht mehr verkaufen und er buk sowieso jeden Morgen neu.
Doch bei diesem Bäcker hatte Tom kein Glück. Von dem Geruch dessen, was er in den Containern fand, wurde ihm schlecht. So groß war sein Hunger nun auch wieder nicht. Aber in einer Woche konnte das schon anders aussehen.
Als er sich umdrehte sah Tom, wie einige Leute neugierig stehen geblieben waren, um zu sehen, was er da trieb. Die Gesichtsausdrücke zeigten ein Spektrum von Schadenfreude bis Empörung, jedoch nur einen Augenblick lang.
"Was guckt ihr so?", rief Tom zu ihnen herüber, worauf sie sich schnell verstreuten. Eine Antwort erhielt er nicht, dafür entdeckte er etwas anderes. Oder besser gesagt, jemand anderen. "Zwei Perverse finden wohl immer zueinander, wie?"
Willie grinste. Heute waren seine Sachen wieder sauber.
"Ich habe den Menschenauflauf gesehen und mir schon gedacht, dass du dich hier herumtreibst." Er kicherte. "Hast wohl gerade gefrühstückt?"
Tom zog die Augenbrauen hoch.
"Das Essen da drüben lebte bereits wieder und passt damit besser zu dir. Du bist ja solche Gesellschaft gewohnt."
Für einige Momente vergaß Willie zu kichern.
"Hat dir schon mal jemand gesagt, dass dein Humor deutlich zu wünschen übrig lässt? Würd' mich nicht wundern, wenn sie dich deswegen und nicht wegen Kinderschändung eingebuchtet hätten."
"Jetzt hör mal zu!" Tom hob warnend den Zeigefinger. "Ich sage es dir zum letzten Mal: Ich bin kein Kinderschänder! Ich bin pädophil, man hat Videoaufnahmen bei mir gefunden und meine Fotogallery beschlagnahmt. Ich habe mich mit Kindern angefreundet und sie bei mir baden lassen, aber ich habe sie niemals angerührt!"
"Ist ja gut." Willie hatte seine Fassung wiedergewonnen und kicherte wieder. "Wenn es dich beruhigt: Du bist nicht der einzige Perverse in der Stadt."
Er setzte sich in Bewegung, was Tom als Aufforderung verstand, ihm zu folgen.
"Ach", sagte der Pädophile mit einem geringschätzigen Blick auf den anderen. Mindestens einen Perversen gab es noch.
Willie ignorierte die Äußerung.
In der Nähe des Lebensmittelladens, den Tom gestern unfreiwillig verlassen musste, hielten sie an.
"Siehst du die da?", fragte Willie und zeigte auf das Schaufenster. Dahinter konnte Tom die Verkäuferin sehen, die tags zuvor nach dem Hörer gegriffen hatte. Jetzt war sie gerade damit beschäftigt, auf ihrer Kasse herumzutippen und Wechselgeld herauszugeben.
"Die lässt sich gerne fesseln." Willie kicherte. "Hab sie neulich auf einem 'Ausflug' gesehen. Sie hatte vergessen, ihre Gardinen zu schließen. Und der da." Willie fuhr plötzlich herum und wies auf einen jungen Mann, der an der Straßenecke rauchte.
"Der kann nur beim Fernsehen. Das weiß ich, da die Wände seiner Wohnung so dünn sind."
Der Nekrophile grinste und hatte Mühe, sich wieder einzukriegen.
"Der kleine Junge dort drüben wird später ein Homo - nichts Besonderes. Auf seinen Bildern malt er seinen Vater ohne Genitalien."
Es fiel Tom schwer, dazu etwas zu sagen. Nicht zu fassen, was er da hörte.
"Und das machst du alles an solchen Kleinigkeiten fest? Bist du damit nicht etwas voreilig?", fragte er.
Willie wurde wieder ernster, behielt aber seinen Gesichtsausdruck bei.
Wenn er noch leicht grinste, war er ernst, nur wenn sich seine Mundwinkel nach unten bogen, war er sauer.
"Überhaupt nicht. Ich kenn' mich da aus. Vertrau mir..."
Was für ein Unsinn. Als hätte jemand wie Willie, der nekrophil war und ständig kicherte Ahnung davon.
Da stellte sich die Frage, was so einer beruflich machte. Mitarbeiter in einem Bestattungsunternehmen passte.
Willie fuhr fort.
"Siehst du das Paar da drüben? Der Junge ist frische zwanzig und steht auf Ältere. Seine Freundin geht auf die sechzig zu, bei ihr ist es umgekehrt. Wenn die beiden durch die Stadt gehen, hält man sie aber für Mutter und Sohn."
Oder er arbeitete in der Autopsie, überlegte Tom weiter und ihm wurde schlecht bei dem Gedanken. Widerlich! Oder er war lediglich Patient in einer offenen Anstalt und hatte oft Ausgang. Irgendwie klang dies alles zu klischeehaft, also war es wohl doch was ganz anderes.
"Der Mann da vorne hat für seine einsamen Stunden einen Esel zu Hause. Und die Frau auf der anderen Straßenseite ist koprophil."
Dieses Wort war Tom gänzlich unbekannt und er verzichtete darauf sich vorzustellen, was das Ekelhaftes sein könnte.
"Ist ja gut, Willie", unterbrach Tom. "Was willst du mir eigentlich damit sagen? Dass alle Menschen in Wahrheit pervers sind?"
Der andere grinste wieder und setzte zu einer Antwort an. Er kam nicht mehr dazu, da ein anderer Mann ihr Gespräch unterbrach.
"Hey, sind Sie der Kinderschänder, von dem die ganze Stadt spricht?"
Er war der erste, der das fragte, da wirklich jeder von der Sache wusste. Die Frage war rein rhetorischer Natur, und der Mann war zornig. Möglicherweise war er ein Familienvater und sah auf einmal sein Glück bedroht.
"Also eigentlich", antwortete Tom vorsichtig, "bin ich nur pädophil und kein ..."
Im nächsten Augenblick sah sich Tom am Kragen gepackt und mit dem Rücken gegen die nächste Hauswand gedrückt.
"Pass mal auf, du Perversling! Du lässt deine widerlichen Finger von meiner Tochter, klar?"
Ein Spuckeregen besprühte Toms Gesicht. Da er das gewohnt war, fiel es ihm leicht, sich nicht provozieren zu lassen.
"Belästige sie noch einmal und ich brech' dir alle Knochen!"
Der Mann ließ ihn los und ging, nicht ohne einen angewiderten Blick zurückzuwerfen. Bevor sich Tom wundern konnte, sah er den Vater auf eine Frau zugehen, mit der er sich entfernte. Diese war die Mutter von Lisa. Nun wurde dem Pädophilen einiges klar.
Willie, der sich taktvoll im Hintergrund gehalten hatte, kam nun wieder näher. Er lächelte nicht.
"Willst du wissen, was sein Fetisch ist? Ich habe keine Ahnung, also muss es etwas so Schlimmes sein, dass er es geheim hält."
Sein Grinsen kehrte zurück und seine Augen funkelten schelmisch. Tom wollte dazu nichts sagen, denn er hatte nur noch Hunger.

Die Verschwendung in einer Überflussgesellschaft war wirklich eine Schande. Zwar gab es noch Familien, die trotzdem ihre Reste verwerteten, doch die meisten warfen weg, was von den Mahlzeiten übrig blieb. Fleisch, Kartoffeln und Soße landeten in ländlichen Gebieten auf dem Komposthaufen oder in Städten in der Biotonne. Ein wenig konnte Tom verstehen, dass die Leute die zusammengematschte Pampe, die vom Essen übrig blieb, nicht verwendeten. Warum aber war es nötig, wenn man Äpfel schälte, gleich einen Zentimeter Fruchtfleich unter der Schale mitzuentfernen?
Schlecht für das ohnehin schon angeschlagene Weltbild von Tom, gut für seinen Magen. Jedoch hatte er von dem Vorfall hinter der Bäckerei gelernt und wartete geduldig an seiner Bushaltestelle, bis es dunkel wurde. Dann suchte er einen der braunen Container auf, die er auf seinen Stadtrundgängen schon entdeckt hatte.
Gierig schlang er ein Festmahl in sich hinein, und schalt sich dabei einen Narren, weil er nicht schon früher auf die Idee gekommen war. Nur Getränke warfen die Leute nicht weg. Wenn überhaupt, dann gossen sie sie in den Abfluss.
Nach dem Essen wollte Tom den Fluss aufsuchen, der durch die Stadt floss. Zwar war das Wasser oft so verschmutzt, dass man nach einer Handbreit den Grund nicht mehr sehen konnte, aber der durstige Pädophile wollte auch keine Fische beobachten.
Vielleicht würde er das Wasser nicht vertragen, doch das würde irgendwann vorbeigehen. Man konnte sich an alles gewöhnen.
Er machte sich auf den Weg. Es war schon dunkel, die Zeit, in der die wenigen Menschen auf den Straßen Tom nicht erkannten. Allerdings schlief und wachte er mit der Sonne, seitdem er keinen Wecker mehr besaß. Es konnte nicht besonders spät sein, doch ihm brannten schon die Augen vor Müdigkeit. Er wollte schnell machen, dass er zum Fluss kam und trank, damit er so bald wie möglich seine Bushaltestelle aufsuchen konnte.
Wer aber waren die fünf Gestalten, die Tom plötzlich durch den Schein einer Straßenlaterne gehen sah?
Er blieb stehen, als er eines der Gesichter wiedererkannte. Boltos war es und er drehte sich mit einem Grinsen um, um den anderen etwas zu erzählen, das Tom auf die Entfernung nicht verstehen konnte. Willie hatte erzählt, er plane ein 'dickes Ding', was immer das hieß. Bei Bolto auf jeden Fall nichts Gutes.
Da der Pädophile gerade seinen schwarzen Mantel trug und die fünf Männer ihn noch nicht gesehen hatten, folgte er ihnen unauffällig. Nebenbei versuchte er zu hören, was sie sagten, doch das meiste war zu undeutlich.
"Videos", glaubte er mehrfach herauszuhören, doch Tom war sich nicht sicher. Es könnte aber passen, denn den Gerüchten nach hatte Bolto viel Geld mit einer bestimmten Sorte Film verdient. Solche, die man im eigenen Haus oder im Garten drehen konnte und dann heimlich verkaufte. Da ging man dann in einen Tattooladen, fragte nach 'einem bestimmten Ersatzteil für die Fernbedienung' oder 'wo kann man hier mit Haifischzähnen handeln' und konnte sich ein solches Video besorgen.
Im Gefängnis hatte Bolto alle, die interessiert waren, informiert, doch außer ihm verstand kaum jemand, worum es überhaupt ging. Und wenn doch jemand glaubte etwas zu verstehen, dann konnte er nichts beweisen. Welcher Wärter glaubte schon, dass 'Stuhlbezugflicken' etwas Illegales wären?
So lief es eben ab: Wer offensichtlich etwas Schlimmes getan hatte - so wie Tom - wurde beschimpft und verstoßen, doch die wahren Verbrecher blieben unerkannt.
Ob er jetzt etwas aufdecken konnte?
Doch schon nach einigen Straßen verschwanden die Gestalten in einer Tür und Toms Hoffnungen zerstreuten sich. Es wäre auch zu schön gewesen. Kurzerhand machte er kehrt und schlug den Weg zum Fluss ein.

"Ah!"
Er wurde unsanft aus dem Schlaf gerissen, als er einen Schlag ins Gesicht bekam. Sofort schrak er zusammen und hob schützend die Hände. Das geschah rein intuitiv.
Dann aber erkannte Tom die Gruppe Halbstarker und senkte die Arme wieder. Solche Leute waren nur in der Gruppe mutig, aber in Wahrheit nur Angsthasen.
Tom verfinsterte seinen Blick und schaute dem Typen tief in die Augen, als wollte er sagen: "Ich bin ein mieser Kinderschänder. So etwas wie dich verspeise ich zum Frühstück."
Es wirkte. Die vier blieben auf Abstand. In einem letzten, kläglichen Versuch schleuderte der eine Tom die Zeitung entgegen, bevor er - Desinteresse vortäuschend - vorschlug, zu verschwinden. Für alle Fälle hielt Tom den Blick aufreht, bis sie weit genug entfernt waren. Er verabscheute Gewalt, aber es gab zum Glück noch genügend andere Wege, seinen Willen durchzusetzen.
Dann warf er einen Blick auf die Zeitung und erschrak. Das konnte nicht sein!
Seine Augen flogen von einer Zeile zur anderen, als er den Artikel neben dem Bild las. Doch in Wahrheit änderte er nichts.
Enttäuscht von der Welt und allem knüllte Tom die Zeitung zusammen und warf sie in den nahen Papierkorb. Nun ergab der Angriff eben noch mehr Sinn als alle anderen zuvor. Niemals hatte Tom ein Kind verschleppt, doch das kümmerte niemanden. Als stadtbekannter Kinderschänder bekam er automatisch für alles die Schuld und ständig wurden ihm irgendwelche Greueltaten nachgesagt. Wenn er nach Geld fragte, meinten die Leute, er wolle ins Bordell. Wenn er grüßte, plante er eine unsittliche Annäherung. Selbst wenn er einfach nur verträumt irgendwo hinblickte, dann - so hieß es - hing er versauten Gedanken nach. Nun war ein Kind verschwunden und automatisch war es der böse Pädophile gewesen. Das Leben war einfach nur ungerecht.
Doch schon im nächsten Moment holte Tom die Zeitung wieder, strich sie wieder etwas glatt und verließ die Bushaltestelle.

Fordernd klopfte er an die Tür, die so gewöhnlich aussah, dass es fast schon auffiel. Sie war eine rechteckige Holztür mit zwei kleineren, rechteckigen Erhebungen darauf. So ähnlich sahen viele Türen aus. Selbst an den Farben von Holz und Schloss war nichts Besonderes.
Ein Mann öffnete einen Spaltbreit, gerade genug, um nach draußen zu schauen.
"Was gibt's?", fragte er scheinbar desinteressiert, musterte aber Tom von oben bis unten.
"Ich muss mit Bolto reden", antwortete dieser.
"Ist nicht da!" Der Mann wollte die Tür wieder zuschlagen, doch der Pädophile hatte schon seinen Fuß im Spalt und verschaffte sich selbst Zutritt.
"Ich muss mit ihm reden", erklärte er wieder und hielt dem anderen die Zeitung vor die Nase. Der andere Mann gab seinen Widerstand auf.
"Ist ja gut. Hier entlang."
Tom hatte nun Gelegenheit, den anderen genauer zu betrachten, der auch so merkwürdig normal aussah. Ein Stein auf dem Acker könnte nicht weniger auffällig sein. Jeans und Turnschuhe wurden von vielen Leuten getragen, doch vielleicht war das nur ein Klischee, das sich bildete, weil eigentlich niemand auf so was achtete. Jedenfalls tat Tom das nicht.
"Durch die Tür da", wies der andere Mann und ließ Tom alleine eintreten. Dort saß Bolto in einem schwarzen Drehstuhl und sah durch einen Spalt zwischen den Gardinen aus dem Fenster, man erkannte ihn aber erst, als er sich herumdrehte. Wie das Klischee eines Bandenbosses. Dies war das Haus der Klischees.
Mit einem scheinheiligen Lächeln erhob er sich und stützte sich dabei auf den Schreibtisch auf und lehnte sich nach vorne.
"Tom, mein alter Freund. Hast du dich endlich entschlossen, für mich zu arbeiten?"
Der Angesprochene knallte nur wortlos die Zeitung auf den Tisch. Bolto warf einen kurzen Blick darauf.
"Darf ich das als 'nein' auffassen?"
Der Typ hatte seine Angewohnheit, bestimmte Dinge nicht auszusprechen oder durch unverbindliche Formulierungen zu ersetzen, nicht abgelegt. Nie wusste Tom, ob er alle Zweideutigkeiten bei Bolto ausmachen konnte oder nicht. Er durfte sich nicht beirren lassen.
"Du hast Lisa entführt. Lass sie wieder frei."
Dies versuchte er, so neutral wie möglich klingen zu lassen. Weder sollte es wie eine Bitte, noch wie ein Befehl klingen, auch sollte man nicht hören können, dass das Mädchen ihm etwas bedeutete.
Bolto lachte leise.
"Ich habe sie nicht entführt."
Er betonte jedes Wort für sich, sodass man eine tiefere Bedeutung nicht heraushören konnte. Bei 'ich' hätten es seine Männer gewesen sein können, bei 'sie' wäre es eine andere gewesen und bei 'entführt' hätte es bedeutet, dass sie schon tot war. So aber konnte es alles mögliche heißen.
"Hey!", rief Bolto laut zur Tür. "Schafft mir den Kinderschänder hier heraus!"
"Nein, warte!"
Tom wollte noch nicht aufgeben, auch nicht, als zwei weitere Klischees eintraten und ihn an den Schultern packten.
"Lass sie frei, bite, Bolto. Ich werde auch für dich arbeiten, ich werde..."
"Raus!", brüllte Bolto und schnitt ihm damit das Wort ab. Tom wurde hinausbefördert.
Vorher hörte er Bolto noch rufen: "Freundschaftsangebote lehnt man nicht ab!"

Seit dem Ereignis hatte Tom die Hoffnung aufgegeben, Lisa jemals lebend wiederzusehen. Was die Gesellschaft betraf hatte sich in Tom eine Gleichgültigkeit breitgemacht. Er war auch so nicht gerne gesehen, und sollten die Angriffe jetzt wieder zunehmen, dann würde es irgendwann auch ruhiger werden. So war das. 'Über die Sache wuchs Gras drüber', sagten Erwachsene dazu.
Es war Nacht. Gerade hatte Tom seine Tagesration eingenommen und war auf dem Weg zum Fluss, um zu trinken. Ein wenig war es merkwürdig, aber seitdem er nur nachts essen ging, hatte er sich allmählich an eine Mahlzeit pro Tag gewöhnt. Automatisch hatte er keinen Hunger, solange es hell war.
Als er neben einer Brücke zum staubigen Ufer hinabstieg, wunderte er sich, da er nahe dem Wasser etwas Helles liegen sah.
Plötzlich stürzte er darauf zu, als er Lisa erkannte. Sie war bewustlos, bewusstlos und nackt.
Schnell zog er seinen Mantel aus und wickelte sie darin ein. Damit sie nicht erfror, und damit er sie nicht so sehen musste. Aber er war nicht schnell genug gewesen, sodass er die dunkleren Flecken auf ihren Oberschenkeln gesehen hatte. Flecken, die er nicht sehen wollte.
Sanft rüttelte er das Mädchen und versuchte, es zu wecken.
"Lisa. Lisa, hörst du mich? Wer hat dir das angetan?"
Ihre Augenlider flatterten, als sie wieder ein wenig Bewusstsein erlangte.
"Weiß nicht."
Natürlich, der oder die Täter hatten sich nicht gezeigt. Schade.
"Ich bringe dich nach Hause", versprach er und hob sie hoch. Vielleicht konnte sie ihm sagen, wo sie wohnte, sobald es ihr ein wenig besser ging.
"Mein Papa", flüsterte das kleine Bündel auf einmal und Tom erschrak.
Willie meinte, er würde den Fetisch des Vaters nicht kennen, weil es so schrecklich war, dass er es geheim halten müsste. Konnte dies die Lösung sein?
"Keine Sorge. Ich kümmere mich darum", versuchte er sie zu beruhigen, doch sie hatte schon wieder die Augen geschlossen.
Man würde ihr nicht glauben. Ihm schon eher, auch wenn das nicht viel wahrscheinlicher war.
Er setzte sich in Bewegung. Solange es dunkel war, machte es nichts, wenn er Lisa durch die Straßen trug. Doch sobald es hell wurde, wurde es kritisch. Eile war geboten.
Zuerst ging er zurück zu seiner Bushaltestelle und folgte dem Weg, durch den er einst Lisa und ihre Mutter hatte verschwinden sehen. Dort musste er Lisa wieder wecken und sie fragen, wo sie wohnte. Leider war sie noch so benommen, dass sie ihm ständig die falsche Richtung wies und er öfters die gleiche Strecke wieder zurückkehren musste. Es dämmerte bereits und Tom bekam es mit der Angst zu tun, da er ihr Haus immer noch nicht gefunden hatte.
Doch als bereist die ersten Leute auf den Straßen unterwegs waren, meldete Lisa, dass sie angekommen waren.
Tom klingelte an der Tür des Einfamilienhauses und hoffte, dass nicht der Vater des Mädchens öffnen würde. Glücklicherweise war es die Mutter.
"Lisa!", rief sie aus, entriss ihm das Bündel und drückte es an sich.
"Du sollst doch nicht weglaufen."
Weggelaufen? Hatte das ihr Vater behauptet? Das musste Tom klarstellen.
"Wissen Sie, ich habe Grund zur Annahme, dass Ihr Mann sie missbraucht hat..."
"Was erlauben Sie sich, Sie Perverser!" Die Frau war kurz davor, aus der Haut zu fahren. "Was wissen Sie denn davon? Sie haben ja nicht mal Kinder."
"Aber..." Oh, hätte er nur die Klappe gehalten! Nun war es zu spät. "Sie hat es mir gesagt."
Hoffentlich hatte er das auch richtig verstanden.
"Dann lügt sie!", behauptete die Mutter.
Einen letzten Versuch wagte Tom noch.
"Lisa hat blaue Flecken auf den Oberschenkeln."
Die aufgerissenen Augen der Frau loderten und sie bleckte die Zähne wie ein knurrender Hund.
"Sie ist vom Klettergerüst gefallen, Sie widerlicher Drecksack!"
Mit einem Knall flog die Tür zu.
"Mein Mantel", rief Tom halbherzig, worauf sich die Tür wieder öffnete und er seinen fleckigen Mantel mit Wucht ins Gesicht geschleudert bekam. Seufzend zog er sich ihn wieder an. Als er sich umdrehte, stand dort Willie, der mitleidig den Kopf schüttelte.
"Das hätte ich an deiner Stelle nicht getan", meinte er. Tom erwiderte nichts darauf, denn ihm brannte eine Frauge auf der Seele.
"Willie? Was wird aus Lisa, wenn sie groß ist?"
Der Nekrophile lächelte, ohne wieder in Gekicher zu verfallen und antwortete: "Eine Perverse."


(geschrieben: 25.5.2007 - 26.5.2007
neues Ende: 4.9.2007 - 22.9.2007)

 

Ich habe die Geschichte nicht komplett gelesen, weil sie mir einfach zu lang ist. Aber genug um zu spekulieren, dass Du dich nicht getraut hast, über einen echten Kinderschänder zu schreiben, sondern nur über einen "Pädophilen". Ist es nicht so?

Ansonsten ist die Thematik über die Resozialisation von Triebtätern, ob nun Kinder, Frauen oder Männer die Opfer sind immer problematisch. Jemanden in den Rollstuhl zu prügeln scheint dabei nicht so schlimm zu sein, wie eine Vergewaltigung. Und sich in irgend einer Form mit Tätern zu solidarisieren ist auch schon fast ein Tabu. Ich hab die Diskussionen in anderen Foren über Ja oder Nein zur Todesstrafe auch durch.

Trotzdem Daumen hoch für den Mut, dieses Thema anzugehen.

 

Hallo Angrynowaka.

Ich habe die Geschichte nicht komplett gelesen, weil sie mir einfach zu lang ist. Aber genug um zu spekulieren, dass Du dich nicht getraut hast, über einen echten Kinderschänder zu schreiben, sondern nur über einen "Pädophilen". Ist es nicht so?
Das habe ich vorgehabt, aber so ganz ist das nicht angekommen...
Und nicht getraut vielleicht auch, aber eigentlich wollte ich nicht soweit gehen, aufgrund der Thematik.

Trotzdem Daumen hoch für den Mut, dieses Thema anzugehen.
Vom Hochhaus zu springen ist auch sehr 'mutig'...
Versteh mich nicht falsch, danke für das Kompliment. Ich wollte damit nur sagen, dass die Grenze zwischen Mut und Dummheit sehr schmal ist.

Viele Grüße von Jellyfish

 

Vom Hochhaus zu springen ist vielleicht mutig, aber trotzdem ganz schön bescheuert.
Und bescheuert find ich Dein Vorhaben nicht...

 

Hallo Jellyfish!
Zu Anfang will ich gleich sagen, dass ich deine Geschichte sehr gut finde nur leider kann ich nicht genau sagen warum. Es ist so eine, wo man da sitzt und einfach nur liest. Ich lese sehr gerne, doch lese ich nicht alle langen Geschichten, die hier angeboten werden. Bei deiner habe ich bis zur letzten Zeile alles mitbekommen. Das liegt vielleicht daran, dass das Thema nicht allzu üblich ist (wofür du auch einige Kritiken bekommen hast). Natürlich habe ich mich auch einiges gefragt, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich genug über dieses Themal weiß, um eine große Diskussion zu führen. Ich muss auch ehrlich zugeben, dass ich mir nicht alle deine Kritiken durchgelesen habe. Einmal aus reiner Faulheit:D und wiederrum, weil ich mir doch lieber erstmal eine eigene Stellung zu deinem Thema nehmen wollte.
Also, lass dich nicht beirren...Kritik wirds immer geben.
Ich finde jedenfalls deinen Schreibstil sehr schön.
Grün

 

Hallo Grün!
Mit deiner Kritik hast du mich kalt erwischt. ;) Das hätte ich jetzt nicht erwartet. (Gehofft vielleicht, aber erwartet nicht.)
Ehrlich gesagt hatte ich von dem Thema auch keine Ahnung und habe halt so geschrieben, wie ich mir das dachte. (Ich schreibe 'hatte keine Ahnung', denn ich arbeite daran.)
Danke für deine aufmunternden Worte.:)

Viele Grüße von Jellyfish

 

Hi Jellyfish,
erstmal find ichs supermutig, sich an solch schwieriges Thema zu wagen. Im Bezug auf den Schreibstil find ich's besser, als "Der Weg ins Dunkel 6" (bzw. dessen Neuzeitteil). Das Du von der Geschichte erstmal genug hast, kann ich voll nachfühlen. Lass sie 'ne Weile abhängen und dann schau nochmal. So mach ich das auch mit meinen hiesigen vorerst. Ohne Spaß dran, geht sowieso nichts. Für alles weitere schließe ich mich den letzten Beitrag von Häferl an. Was ich auch unglaubwürdig finde, dass die Polizei ihn nicht als Verdächtigen sucht, als die Kindesentführungsverdachtgeschichte (als Kritiker darf man sich die schlimmsten Worte leisten ;-) in den Medien auftaucht.
Trotzdem Hut ab! Schämen brauchst Du Dich nicht für diese Geschichte, das ist echt ein harter Brocken! Sauschwer denk ich. Ich glaub, Dir geht es ähnlich wie mir. Du willst keine La-la-Geschichten, sondern berühren. Das ist Dir schon mal gelungen.
VlG Damaris.

 

Hab mich jetzt doch entschlossen, auch auf die Kritiken von Häferl und Sim zu antworten.

@Sim

Ich habe die ganze Geschichte über das Gefühl, Tom bemitleidet sich selbst so sehr, dass er meines Mitleids gar nicht bedarf.
Es bleibt bei Toms Erleben. Dessen Selbstmitleid empfinde ich in der Geschichte als derartig mächtig, dass ich die anderen Aspekte tatsächlich eher als Nebenaspekte betrachte.
Ich sag's mal so: anders war es auch nicht gedacht.
Inzwischen habe ich die Bücher gelesen, die Häferl mir empfohlen hat. Nun denke ich nicht, dass ich alle Zusammenhänge in eine Kurzgeschichte quetschen könnte. Dafür wäre ein ganzer Roman eher geeignet.
Ich lese aus deinem Beitrag einen Hauch Negativkritik, trotzdem möchte ich dies lieber so lassen, wie es ist.

@Häferl

Welchen Sinn hat es, etwas anzuprangern, wenn es in der Form gar nicht existiert?
Ich hatte mir noch nicht viele Gesellschaftsgeschichten durchgelesen und habe den Begriff weiträumiger aufgefasst:
Ich könnte eine wirklich schlimme Gesellschaftsgeschichte schreiben, um zu zeigen, dass die Wirklichkeit besser ist.
Ich könnte eine Idealgesellschaft beschreiben und zeigen, was möglich ist.
Oder ich könnte eine fiktive Gesellschaft zeigen, die niemals möglich ist.

Oder etwa nicht?

Aber wenn Du beim Leser Verständnis für jemanden wecken willst, gerade für jemanden, der von der Gesellschaft verabscheut wird, das wolltest Du ja, dann kann das doch eigentlich nur über sein Innenleben gehen, oder?
Ehrlich gesagt weiß ich inzwischen nicht mehr, warum ich die Geschichte geschrieben habe. Aber um Verständnis zu wecken fehlt mir auch eigentlich die Bindung zum Thema.

Ich will Dich nicht zur Ich-Perspektive drängen, aber es würde Dich wohl nicht so schnell jemand mit dem Charakter identifizieren. Im Gegenteil sind die meisten Geschichten, von denen ich weiß, daß darin persönlich Erlebtes aufgearbeitet wurde, in dritter Person geschrieben – weil man dann leichter Abstand bekommt, genauso, wie man bei fiktiven Geschichten durch die Ich-Perspektive mehr Nähe hinbekommt. ;)
In irgendwelchen Diskussionen auf dieser Seite hatte ich das ganz anders gelesen. Nämlich, dass viele Menschen den Ich-Erzähler mit dem Autor gleichsetzen.
Wie auch immer, ich habe mich trotzdem dazu entschlossen, es so zu lassen.

Das Problem ist vor allem auch, daß Du hier durch die Erzählerstimme etwas so erzählen möchtest, als seien es Toms Gedanken, die es aber nicht sein können, wenn Du sagst, daß er sich nicht bewußt ist, was er getan hat. Wie sollte er da soweit sein, über Folgen für die Kinder nachzudenken?
Ok, hab dazu ein paar Kleinigkeiten geändert. (Ist zwar schon 'ne Weile her ...)

Du könntest auch einfach nur schreiben, daß er ganz erdig ist. Daß so richtige Klumpen an ihm hängen, kann ich mir auch gar nicht so richtig vorstellen.
Hab ich ausgebessert.

Es mag sich einer vielleicht nicht über die seelischen Folgen im Klaren sein, solange er nicht die Ursachen seiner eigenen Störung kennt, aber was gesetzlich erlaubt ist und was nicht, weiß jeder.
Aber die meisten Leute wissen auch, dass man CDs nicht schwarzbrennen sollen und tun es.
Tom kann ja wissen, dass das verboten ist, versteht das aber nicht und hat das Gesetz nicht verinnerlicht.

Warum läßt Du Willie dann unwidersprochen so ausführlich darüber referieren, wenn Du diese Ansicht gar nicht vermitteln willst?
Hab den Erzähler nun widersprechen lassen. Ist besser so?

Aber so nah bist Du Deinem Protagonisten leider nicht, daß man das unbedingt so lesen muß, als wäre es seine Sicht. Dafür brauchst Du Nähe in der ganzen Geschichte, nicht nur da, wo Du es gerade gern hättest.
Ich habe schon oft Geschichten mit einem nahen Er-Erzähler geschrieben, daher kann ich schlecht sagen, ob das so geht oder nicht. Werde mir das in einer ruhigen Minute mal ansehen.

Ich kann mir nicht vorstellen, daß das Mädchen da die Ruhe hat, einfach einzuschlafen. Zum einen hat sie etwas erlebt, das sie aufregt, zum anderen weiß sie, wie ihre Mutter über den Protagonisten denkt, und würde sich wohl auch Gedanken machen, wie die wohl reagieren wird, wenn der sie nach Hause bringt, vielleicht hat sie sogar davor noch zusätzliche Angst.
Das Mädchen friert und ist erschöpft. Man weiß nicht, wie lange sie da schon lag oder was vorher geschehen ist.

Und gerade, wenn er sich zu Unrecht verurteilt fühlt, wäre es doch nur natürlich, daß er seine Unschuld unter Beweis stellen will.
Aber doch nicht, indem er als vorbestrafter Kinderschänder mit einem nackten Mädchen in den Armen bei der Polizei aufkreuzt?
Ich meine: Er liefert sie im Haus ihres Peinigers ab und ihm damit wieder aus, weil er kein Vertrauen zur Polizei hat? Hat er also zu dem Vater mehr Vertrauen?
Okay, da gebe ich dir Recht. Aber wo sonst hin?
Und ein wenig hofft er ja auch, dass er sih irrt und was falsch verstanden hat.

Sie sind zwar alle entrüstet, wenn sowas in der Zeitung steht, aber wenn diese Opfer erwachsen sind und mit ihren Problemen kämpfen, will keiner etwas davon hören. Dann sollen sie ihre Probleme eine Stunde in der Woche zum Therapeuten tragen, weil niemand bereit ist, ihnen das Wichtigste an Hilfe, das Zuhören, zu schenken. Dann sagen sie so schöne Sachen wie »Du mußt deine Vergangenheit endlich hinter Dir lassen, sei doch einfach fröhlich, wir haben doch alle unsere Probleme« oder »Erzähl mir das bitte nicht, denn ich kann das dann so schwer von dir trennen und das ist dann so unangenehm für mich«. Das sind nur etwas diplomatischere, also nicht so direkte Arten, zu sagen, daß man »die Schnauze voll« davon hat.
Da ich nun die Bücher gelesen habe (nochmal vielen Dank für die Empfehlung! :-) ), verstehe ich nun annähernd, was du meinst.

Einem Kind, das seinen Vater so einer Tat beschuldigt, nicht zu glauben, sondern erst nach Beweisen zu suchen, ist der erste grobe Fehler, den man in so einem Fall machen kann. Damit stellt man sein eigenes Urteilsvermögen über das Kind, beweist ihm alles andere als Vertrauen und demütigt es erneut.
Und wenn die Mutter in Deiner Geschichte auf die Feststellung mit den blauen Flecken kontert "Sie ist vom Klettergerüst gefallen, Sie widerlicher Drecksack!", dann ist sogar anzunehmen, daß sie selbst davon weiß. Das geht sogar soweit, daß man annehmen kann, daß sie auch deshalb auf keinen Fall will, daß Tom Lisa erzählt, was er mit den Kindern gemacht hat, weil Lisa dann draufkommen könnte, daß das, was ihr Vater macht, genau dasselbe ist, und es so aufgedeckt werden könnte.
Für mich war der Schluß also sehr eindeutig und er wäre wirklich eine eigene Geschichte wert.
JETZT verstehe ich erst, was du damit wirklich meinst. Ohne die Lektüre hätte ich das nicht begriffen.

Ich kann Dich schon verstehen. Aber überleg Dir nächstens, welcher Themen Du Dich annehmen willst, und ob Du dafür auch bereit bist, die notwendige Zeit für Recherche usw. aufzubringen.
Darf ich nicht vorher noch ein paar unseriöse Verrisse schreiben, bevor ich mich ernsthaften Themen richtig zuwende? ;)

Und tut mir leid, wenn ich zuviel über Dinge diskutiere, von denen ich keine Ahnung habe. Ist doch aber besser, als immer nur ja und amen zu sagen, oder? ;)

@Damaris

Im Bezug auf den Schreibstil find ich's besser, als "Der Weg ins Dunkel 6" (bzw. dessen Neuzeitteil).
Ist auch später entstanden. Ich schreibe mal die Daten darunter ...
Das Du von der Geschichte erstmal genug hast, kann ich voll nachfühlen. Lass sie 'ne Weile abhängen und dann schau nochmal. So mach ich das auch mit meinen hiesigen vorerst. Ohne Spaß dran, geht sowieso nichts.
Das ist eine prima Idee, aber wie ich mich kenne, läuft dann gar nichts mehr. ;)
Kindesentführungsverdachtgeschichte
Aua ;)
Was ich auch unglaubwürdig finde, dass die Polizei ihn nicht als Verdächtigen sucht, als die Kindesentführungsverdachtgeschichte (als Kritiker darf man sich die schlimmsten Worte leisten ;-) in den Medien auftaucht.
Das hatte ich vor der Überarbeitung drin, und dann wurde dieser 'billige Krimi' draus. ;) (Siehe Beiträge ganz weit oben.)
Du hast natürlich Recht damit. Da lasse ich aber lieber die Finger von, aus dem Grund, dass ich erstmal gar nicht weiß, wie sowas abläuft, außerdem würde alles weitere dann nicht mehr hinhauen und es stimmt ja sowieso kaum was. (Tolle Einstellung für einen Autor ... wo ist die weiße Fahne? ;) )

Danke auch für das Lob.


Viele Grüße an Sim, Häferl und Damaris von Jellyfish

 

Hi Jellyfish!

Ich habe ein wenig die Diskussion über die Geschichte verfolgt. Tatsächlich, der Schluss ist um Längen besser ( und schmeichelhaft, weil du auf mich gehört hast :shy: ). Und man sollte dir auch hoch anrechnen, dass du keine Angst hast, heiße Eisen anzufassen. Gerade die Reaktion einiger Leute hier zeigt, dass wir die Auseinandersetzung mit der Thematik nicht dem Stammtisch überlassen dürfen.
Der Zweck der Geschichte ist Folgender: Du willst zeigen, dass auch Pädophile letztlich menschliche Wesen sind. Menschlichen Wesen aber müssen wir dieselben Rechte zugestehen, wie wir sie auch von unserer Umwelt erwarten. Dazu gehört das Recht auf eine zweite Chance. Genau die wird ihnen in dieser Gesellschaft verwehrt. Die Tragödie lässt sich am besten verdeutlichen, wenn das Ausgestoßensein des Protagonisten zu katastrophalen Fehlurteilen der anderen führt.

So weit, so gut. Allerdings gibt es da einige Probleme:

1. Kein Kinderschänder in Mitteleuropa ist gezwungen, nach seiner Haftentlassung ein Leben in einer Gegend zu führen, in der ihn jeder kennt und noch dazu ohne jegliche soziale Absicherung.

Mögliche Lösung: Du siedelst die Handlung in Amerika an. Die Leser werden nicht ohne Weiteres sagen können: "Ja, die Amis, mal wieder typisch" etc, weil auch bei uns die Neigung stark ausgeprägt ist, sich Rachejustiz gegen Kinderschänder zu wünschen ( von "Kastration" bis "Aufknüpfen" ist ja sogar hier im Forum alles dabei ).
Die Alternative wäre eben, dass der Prot in einer Sozialwohnung vor sich hin vegetiert, sich verbarrikadiert und nur nachts oder zum Einkaufen rausgeht, was für ihn immer wieder zum Spießrutenlauf wird. Die einzige Bezugsperson, an die er sich klammert, ist jemand, den er eigentlich überhaupt nicht mag, der ihn aber wenigstens halbwegs versteht: Willie.
Letzteres Szenario würde mir übrigens näher gehen, weil es nicht so weit entfernt von meiner Lebenswelt ist wie das Erstere.

2. Der Prot weckt keine wirklichen Sympathien. Gut, das ist für dich als Autor wahrscheinlich auch eine schwierige Sache, weil du einerseits gegen Dämonisierung von straffälligen Pädophilen bist, andererseits aber auch auf Distanz zu ihnen bleiben willst.
Aber genau diese Grenze musst du wohl oder übel überschreiten: Du musst das Innenleben eines Kinderschänders darstellen, der seine Taten bereut und aufgearbeitet hat, aber bemerken muss, dass die Gesellschaft ihm bei der Rehabilitation nicht nur nicht behilflich ist, sondern ihn permanent in die Rolle des "Schänders" zurückdrängen will. Und dabei sind Sätze wie "Zuckersüß war die Kleine" und Traumszenen mit leicht bekleideten, Messer schwingenden Mädchen und jede Menge Selbstmitleid nicht gerade hilfreich, da der Prot wirkt, als würde er die Schuld bei den Opfern sehen.

Mögliche Lösung: Stell dir vor, wie seine psychiatrischen Gutachter- und Therapiesitzungen aussehen könnten, und beschreibe sie in Rückblenden. In Gegenwartsszenen kommen dann reflexive Gedankengänge, die sich nicht nur auf seine erbärmliche Situation, sondern auch auf sein (Innen-)Leben beziehen, hinzu.

3. Die einseitige Perspektive macht es schwer, dem Leser begreiflich zu machen, dass da gesellschaftlich etwas falsch läuft, wenn ein reuiger Sünder wie ein Aussätziger behandelt wird.

Mögliche Lösung: Du schaust auch mal den Passanten in den Kopf, die an ihm vorübergehen und lässt sie voller Abscheu an das denken, was ihm wohl gerade für perverse Gedanken durch den Kopf gehen, wenn er versonnen vor sich hin blickt ( wie in einer Gedankensequenz sehr gut beschrieben ).
Als die Neuigkeit von Lisas verschwinden die Runde macht, sind einige bestimmt voller Hass gegen ihn - doch der Leser weiß, dass Tom unschuldig ist.
Erst durch diese Diskrepanz spürt man wirklich, dass da eine beängstigende Fehlentwicklung im Gange ist.

4. Das Ende ist doch ein wenig zu kurz angebunden. Fast hat man den Eindruck, du wolltest schnell zum Ende kommen. ;)
Eher würde es doch passen, wenn die Verdammnis richtig zum Ausdruck käme, die in der Situation liegt.

Mögliche Lösung: Du könntest mehr Spannung aufbauen, indem nicht die Eltern Lisa abnehmen ( das bewahrt ihn ja vor Schwierigkeiten, weil sie keine genauen Untersuchungen wollen ), sondern ihn jemand mit dem Kind auf dem Arm erwischt. Und dann spinn die Geschichte mal weiter ...
Dass ihr Vater der wahre Kinderschänder ist, könnte Lisa ja in einem Gespräch durchblicken lassen.

Auch wenn du im Moment nichts mehr mit der Geschichte zu tun haben willst, könntest du dir das ja durch den Kopf gehen lassen. Vielleicht wird einmal eine völlig neue Version daraus, die du dann in einem neuen Thread posten kannst.

Ciao, Megabjörnie

 

Hallo Jellyfish,

ich habe zwei Punkte anzumerken.

Erstens finde ich es nicht ganz okay, dass du dich an ein emotional sehr besetztes Tabuthema heranwagst und es nach einiger Zeit fast gleichgültig hinter dich wirfst wie einen abgeknabberten Hähnchenflügel. Wenn du plötzlich davon die Schnauze voll hast, dann liegt für mich die Vermutung nahe, dass du es womöglich nur deshalb aufgegriffen hast, weil die Enttabuisierung der Pädophilie in unserer Gesellschaft gerade "trendy" ist. Wenn dem so ist, finde ich das schäbig - insbesondere Opfern gegenüber.

Zweitens ist mir vor allem im zweiten Teil aufgefallen, wie die Geschichte von "dem Pädophilen" und "dem Nekrophilen" erzählt, auch dann, wenn etwas gar nicht im Zusammenhang mit der jeweiligen Störung steht. Traust du dem Leser nicht zu, dass er sich "Tom = der Pädo" und "Willie = der Nekrophile" irgendwann gemerkt hat? Oder willst du ihm vormachen, dass die leiseste Fingerkrümmung, der schwächste Atemhauch eines Pädophilen doch auch irgendwie an und für sich schon pädophil ist?
Das Gebot der beschreibenden Neubenennung bekannter Beteiligter ist journalistischer Stil. Was im Zeitungswesen Gang und Gäbe ist (aber auch so, dass diese Neubenennungen jeweils nur ein einziges Mal verwendet werden), kommt in einer Geschichte sehr unbeholfen rüber. Hier gibt es nur die zwei grundsätzlichen Möglichkeiten: Entweder Fürwörter wie er/sie, oder Verwendung des Rufnamens.


-- floritiv.

 

@Megabjörnie

Schön, von dir zu lesen. Ich hatte gar nicht mehr damit gerechnet. :D

Und danke, dass du wieder so schöne Vorschläge machst, auch wenn ich das mit Amerika auch nicht so toll finde.
Zum einen wird gar nicht gesagt, wo die Geschichte spielt, also könnte es sonstwo sein, aber natürlich denken die Leser automatisch an unsere Gegend.
Ich weiß nicht, ob es passt, wenn sich Tom zu Hause einschließt. Dann tritt das 'Spießrutenlaufen' auch viel mehr in den Hintergrund, weil abends weniger Menschen unterwegs sind. Außerdem bekommt er in seiner Wohnung weniger mit, und ich habe mich schon so an die Bushaltestelle gewöhnt.
Wie wäre es denn umgekehrt, dass er seine Wohnung noch hat, aber nur zum Schlafen nachts dorthin geht, weil er den Ablick nicht erträgt? Immerhin ist das sein Tatort, und wenn er seine Tat bereut, könnte ihn seine Wohnung anwidern.
Das mit der sozialen Absicherung ist ein wichtiger Punkt, das sollte ich einfügen.

Der Selbstmitleid wurde schon von vielen kritikern angemerkt, das muss ich wohl wirklich ändern. Aber für die Therapiesitzungen fehlt es mir an Erfahrung. T_T Da würde dann sowas bei rauskommen, wie beim ursprünglichen Ende.

Dein dritter Punkt bereitet mir etwas Kopfzerbrechen. Muss ich drüber nachdenken, wie das dann aussehen soll.

Ja, das Ende ...

Auch wenn du im Moment nichts mehr mit der Geschichte zu tun haben willst, könntest du dir das ja durch den Kopf gehen lassen. Vielleicht wird einmal eine völlig neue Version daraus, die du dann in einem neuen Thread posten kannst.
Mal sehen. Vielleicht mach ich was, vielleicht nicht.

Danke für deine Mühe!

@floritiv

Erstens finde ich es nicht ganz okay, dass du dich an ein emotional sehr besetztes Tabuthema heranwagst und es nach einiger Zeit fast gleichgültig hinter dich wirfst wie einen abgeknabberten Hähnchenflügel.
Manchmal hilft es aber, die Geschichte eine Weile liegen zu lassen und sich an andere Projekte zu setzen. Schon nach der ersten Version hatte ich keine Lust mehr, hab dann aber doch das neue Ende geschrieben, weil mir dann doch was Neues eingefallen ist. Lass mich doch ehrlich zugeben, dass mir das Thema über wird.
Und: Kein Schreibzwang, okay? ;) Ich stehe ja nicht unter Vertrag.


Wenn du plötzlich davon die Schnauze voll hast, dann liegt für mich die Vermutung nahe, dass du es womöglich nur deshalb aufgegriffen hast, weil die Enttabuisierung der Pädophilie in unserer Gesellschaft gerade "trendy" ist.
Das das ein Trend sein soll, ist mir neu, aber wenn dem so ist, hoffe ich, dass es was bringt.

Zweitens ist mir vor allem im zweiten Teil aufgefallen, wie die Geschichte von "dem Pädophilen" und "dem Nekrophilen" erzählt, auch dann, wenn etwas gar nicht im Zusammenhang mit der jeweiligen Störung steht.
In einem Buch habe ich das so verwendet gesehen. Statt dauernd 'sie', 'er' und die Namen zu schreiben, wurde manchmal die Rasse oder der Beruf verwendet. Da hieß es dann manchmal 'der Elf', 'der Streuner' ... Eben das wollte ich selbst ausprobieren, da ich merkte, dass sich das andere so oft wiederholte. ('Pädophiler' ist natürlich kein Beruf und keine Rasse ;))
Nein, die Situationen haben nichts mit der Störung zu tun, aber ich habe auch nicht gesehen, dass das so sein muss.


Grüße von Jellyfish

 
Zuletzt bearbeitet:

Ich weiß nicht, ob es passt, wenn sich Tom zu Hause einschließt. Dann tritt das 'Spießrutenlaufen' auch viel mehr in den Hintergrund, weil abends weniger Menschen unterwegs sind. Außerdem bekommt er in seiner Wohnung weniger mit, und ich habe mich schon so an die Bushaltestelle gewöhnt.
Wie wäre es denn umgekehrt, dass er seine Wohnung noch hat, aber nur zum Schlafen nachts dorthin geht, weil er den Ablick nicht erträgt? Immerhin ist das sein Tatort, und wenn er seine Tat bereut, könnte ihn seine Wohnung anwidern.

Hmmm, ich weiß nicht recht ... Dann könnte er immer noch in eine andere Gegend ziehen. Dazu hätte ich übrigens folgende Idee: Zwar können hierzulande Päderasten, die ihre Strafe verbüßt haben, inkognito leben, aber wer sagt, dass es sich nicht rumsprechen kann, wer er ist? Im Internet könnte einer sein Foto nach der Haftentlassung verbreitet haben, und "aufmerksame Bürger" besuchen gewissenhaft regelmäßig die entsprechende Website. Demnach würde er sich nirgendwo mehr sicher fühlen.
Der Spießrutenlauf könnte trotz allem noch gut herauskommen, weil die Läden auch abends noch immer gut gefüllt sind. Du könntest dich vor allem auf die Szenen darin konzentrieren. Draußen könnten schon Leute darauf warten, ihn anspucken zu können. Zudem muss es ihm überhaupt nichts bringen, erst abends loszulaufen, wenn die anständigsten, gewissenhaftesten Bürger ihm ständig auflauern. Er könnte zu dem Schluss kommen, dass es besser ist, nicht zu festen Zeiten die Wohnung zu verlassen.
Die Bushaltestelle könnte der Ort sein, an den er sich in der Dunkelheit zurückzieht, um nachzudenken. Oder um Willie zu treffen, der sich nicht im Hellen mit ihm sehen lassen will.

Wichtig finde ich vor allem, dass der Leser beim Prot eine viel größere Portion Verzweiflung spürt. So wie Tom jetzt ist, kann der Leser schon deshalb nicht mitfühlen, weil er sich schon aufgegeben zu haben scheint. Beim Lesen habe ich nicht wie sim den Eindruck von Selbstmitleid gehabt, sondern eher, als würde ich den Gedanken eines fatalistischen Philosophen folgen. Das musst du ändern.
Tom hat wie alle Menschen das Bedürfnis nach emotionaler Zuwendung und Geborgenheit. Er muss doch darunter leiden, dass dies aufgrund seiner radikalen Isolation für immer unbefriedigt bleiben soll. Genau darauf sollte sich deine Geschichte konzentrieren. Vielleicht kriegst du den Leser sogar so weit, dass er widerwillig Verständnis aufbringt, wenn Tom beim Anblick von Lisas Schenkeln wieder so etwas wie Anziehung spürt ...

 

Hallo Megabjörnie.

Tut mir leid, aber deine Idee ist auch nicht gerade das Gelbe vom Ei. Das klingt noch ein wenig merkwürdig.

Zudem muss es ihm überhaupt nichts bringen, erst abends loszulaufen, wenn die anständigsten, gewissenhaftesten Bürger ihm ständig auflauern. Er könnte zu dem Schluss kommen, dass es besser ist, nicht zu festen Zeiten die Wohnung zu verlassen.
Das ganze mit der Verfolgung klingt ziemlich übertrieben und damit auch paranoid. Immerhin saß er jahrelang im Gefängnis, und es kann doch nicht sein, dass alle Leute Internet haben, alle Leute diese Seite finden und alle Leute sich entschließen, Tom zu verfolgen. Das klingt eher nach einer großen Verschwörung! Wie gesagt, sehr paranoid ...
Und am Ende ziehen die Leute mit Fackeln zu seinem Haus ...

Wichtig finde ich vor allem, dass der Leser beim Prot eine viel größere Portion Verzweiflung spürt. So wie Tom jetzt ist, kann der Leser schon deshalb nicht mitfühlen, weil er sich schon aufgegeben zu haben scheint. Beim Lesen habe ich nicht wie sim den Eindruck von Selbstmitleid gehabt, sondern eher, als würde ich den Gedanken eines fatalistischen Philosophen folgen.
Also: mehr Verzweiflung, weniger Selbstmitleid?
Aber okay: Tom darf sich selbst nicht aufgegeben haben.
Er könnte dann versuchen, trotzdem nett zu den Leuten zu sein, in der Hoffnung, dass er wieder angenommen wird.
Sowas habe ich aber leider schon eingebaut. Gleich am Anfang, wo er als Hurensohn beschimpft wird und "Ihnen auch einen schönen Tag" antwortet. Also irgendwie drehe ich mich im Kreis. :(

Er muss doch darunter leiden, dass dies aufgrund seiner radikalen Isolation für immer unbefriedigt bleiben soll.
Das kann ich mir leider aufgrund meines eigenen Charakters überhaupt nicht vorstellen.

Ich weiß nicht, inwieweit du mir noch weiter Vorschläge unterbreiten willst, und ob ich darin noch etwas Brauchbares finde. Ich würde es eher so handhaben, dass ich mich um die Geschichte nicht mehr kümmere, bis mir wieder eine Idee zufliegt. Hat ja schon einmal funktioniert. ;)

Viele Grüße von Jellyfish

 

Zum ersten Punkt muss ich aber sagen: Ich meinte nicht, dass alle Leute ihn verfolgen sollen, sondern nur ein paar, die sich als besonders gewissenhafte Bürger sehen, in Wahrheit aber natürlich nur ungestraft ihren Alltagsfrust abreagieren wollen.
Zudem kann sich eine Neuigkeit auch anders verbreiten als über Internet. Es gibt noch sowas wie Tratsch und Klatsch, das wird bei den meisten Leuten immer noch per Face-Mail verbreitet. :D

Jetzt lass ich dich aber erst mal in Ruhe ... ;)

 

Hm, ich kann mir das noch durch den Kopf gehen lassen, mal schauen, auch wenn das immer noch etwas paranoid klingt.
Vielleicht schreibe ich noch was zu dem Thema, vielleicht auch nicht, ich will nichts versprechen.
Wenn du aber noch etwas zur Geschichte sagen kannst, was ich mir auch in Zukunft merken sollte, dann immer her damit.

 

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