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Der schwarze Stein
Alex Brooks, Bill Yasgur und John Morris saßen an dem Tisch, der fast genau in der Mitte des Raumes stand. Sie kamen jeden Tag hierher, genehmigten sich ein paar Bier und spielten Poker. Gelegentlich spielten sie auch zu viert. Dann nämlich, wenn sich Stan, der Besitzer des kleinen Gasthauses, dazugesellte. Die drei gehörten zu seinen Stammgästen und ohne sie hätte er schon längst schließen müssen.
Das Gasthaus liegt direkt an dem weitläufigen Waldgebiet, das sich um den Mount Logan ausgebreitet hat. Das Panoramafenster an der Ostseite des Gebäudes bietet dem Betrachter eine prachtvolle Aussicht auf den Berg.
Stan hatte heute nicht viele Gäste. Bei diesem Wetter würde ich auch nicht herkommen, dachte er. Der heftige Regen in den letzten Tagen hat den Waldboden völlig aufgeweicht und schien ihn jetzt in einen Sumpf verwandeln zu wollen.
Trotzdem hatte Stan momentan zwei ‚Überraschungsgäste’. Sie waren vor ein paar Minuten gekommen und hatten sich an den Tisch vor dem Panoramafenster gesetzt.
Alex hatte gerade vierzehn Dollar gewonnen und lehnte sich zufrieden auf seinem Stuhl zurück. Er schaute zu dem Tisch an dem sich das Paar gesetzt hatte und sah Stan zu ihnen gehen, um die Bestellung aufzunehmen. Ich hätte echt nicht gedacht, dass heute noch jemand kommt, sagte er sich. Es pisst noch viel stärker als heute Mittag.
Gerade als er sich wegdrehen wollte, um die Karten für ein neues Spiel auszugeben, sah er, dass die Frau im Begriff war, von ihrem Stuhl zu fallen. Ihr Partner packte sie im letzten Moment am Arm, und zog sie wieder hinauf. Bill und John schauten jetzt auch zum Tisch hinüber, an dem das Paar saß. „Was war denn da los?“, sagte Alex zu den anderen beiden.
„Wahrscheinlich n’ Kreislaufkollaps oder so was.“, sagte Bill. Alex nickte beiläufig und sah wieder rüber zum Tisch vor dem großen Fenster. Stan redete jetzt mit den beiden. Alex konnte allerdings nur jedes zweite Wort verstehen.
Als Stan sah, wie die Frau zusammensackte, wollte er instinktiv helfen und sie stützen, damit sie nicht vom Stuhl fiel. Doch bevor er vorschnellen konnte, kam ihr Partner ihm zuvor, und Stans Muskeln entspannten sich wieder. „Alles in Ordnung mit Ihnen?“, fragte er. Sie schaute Stan mit großen Augen an. Schweißtropfen liefen über ihre Stirn.
„Ich bin eben noch draußen gewesen. Ich war eben noch auf der Straße.“ Sie sprach schnell und in einer hohen Stimmlage. Nun drehte sich zu ihrem Partner um, der eben so verwirrt schien, wie sie. „Eben gehe ich noch und jetzt sitze ich...wir waren eben noch nicht hier. Sag doch was. Wir beide waren eben noch nicht hier, Pete.“ Sie krallte sich an seinen Armen fest. „Das stimmt“, sagte er. Seine Stimme zitterte merklich.
Stan hörte zwar, was die beiden sagten, aber er verstand nicht, was das alles sollte. „Geht es Ihnen... beiden gut?“, fragte er.
„Wie soll ich das ihnen erklären? Stellen Sie sich vor, sie stünden zwar hier, aber in der nächsten Sekunde wären Sie… beispielsweise da oben auf dem Berg. Von einem Moment auf den anderen. Cathy, so geht’s dir doch auch, oder?“ Sie nickte.
„Aber ich habe Sie doch eben gerade reinkommen sehen.“, sagte Stan verwirrt.
„Ja, aber ich kann mich nicht mehr daran erinnern“, sagte Pete. „Eigentlich weiß ich noch nicht einmal warum wir überhaupt hierher gefahren sind.“
Stan schaute ihn ungläubig an. Wenn jemand in diese Gegend kommt, dann bestimmt nicht ohne Grund.
„Nun, vielleicht waren Sie in der Stadt und haben da irgendwo nach einem Lokal gefragt...“
Er glaubte selbst nicht daran, was er sagte.
„Wir haben Ihnen doch gesagt, dass wir es nicht wissen“, sagte Cathy. „Ich verstehe das einfach nicht. Das kann doch nicht... einfach so passieren. Pete, was kann denn nur mit uns los sein?“
„Ich weiß nicht, aber wir werden es herausfinden müssen.“, erwiderte Pete.
Im selben Moment stand Alex vom Tisch auf. Er musste jetzt einfach herausfinden, was da los war. Seine Tischgenossen folgten ihm, als er auf Stan und das Paar zuging.
„Was ist hier eigentlich los?“, fragte Alex. „Ich denke ich hab ein Recht darauf das zu erfahren. Immerhin… hab ich gerade 15 Dollar gewonnen.“
„Vierzehn“, korrigierte ihn Bill.
„Na ja, so wie’s aussieht haben die zwei hier ihr Gedächtnis verloren.“
„Beide?“, fragte Alex überrascht.
„Sie behaupten es zumindest“, erwiderte Stan.
Pete sah verwirrt zu ihm auf. „Warum zum Henker sollten wir das erfinden?“
„Ich hab mal irgendwo gehört, dass das Gedächtnis bei so was später immer zurückkommt“, sagte Stan. „Sie müssen einfach nur etwas warten.“
„Stan, Stan, Stan… du hast das Wichtigste vergessen“, tadelte ihn Alex. „Nämlich das ein Mensch allein eine Amnesie haben kann, aber zwei zusammen, zur selben Zeit und am selben Ort nie und nimmer.“
„Du willst mir also sagen, lass mich raten, dass hier übernatürliche Kräfte am Werk sind. Irgendwelche Geister, die Menschen die Erinnerungen entziehen können. Willst du mir das sagen, Alex?“
„Nicht so sarkastisch bitte. Ich dachte da mehr an... Energiewesen. Sie leben in den Glühbirnen! Im Gehirn werden doch Signale durch kleine Energieimpulse weitergeleitet. Und dadurch...warte, gleich hab ich’s.“
„Also, wenn ich hier auch mal was sagen darf“, warf Bill ein, „was ist das da oben eigentlich?“ Er zeigte auf das Fenster.
„Was meinst du?“, fragte Stan.
„Der Berg. Seht ihr das? Ungefähr auf halber Höhe.“
„Ich denke, ich weiß, was Sie meinen“, sagte Pete. Plötzlich spürte einen stechenden Schmerz in seinem Kopf.
„Was ist los?“, fragte Cathy ihn leise.
„Nur ein wenig Kopfschmerzen“, antwortete er und wandte sich wieder dem Fenster zu.
Der Regen hatte etwas nachgelassen, aber die Sicht war trotzdem schlecht. Doch nun bemerkte es auch Stan. Was er sah, war ein metallisch glänzendes, unförmiges Objekt. Und wenn er die Größe und Entfernung des Berges berücksichtigte, musste es riesig sein.
„Ich sehe es auch. Das Ding ist muss da irgendwie eingeschlagen sein.“, sagte Stan.
„Hast du kein Fernglas hier?“, fragte Bill ihn aufgeregt.
„Nein, das liegt bei mir zuhause. Und bei diesem Mistwetter will ich es auch nicht holen.“
„Was meinen Sie, was das ist? Ein Satellit vielleicht?“, fragte Pete in die Runde.
John, der bisher noch gar nichts gesagt hatte, antwortete als erster. „Für einen Satellit ist das Ding entschieden zu groß. So ein Vieh würde doch niemals in eine Rakete passen. Und es ist auch kein Ballon oder so was, denn so wie sich das Teil in den Fels gegraben hat, gab es bestimmt einen gewaltigen Aufprall.“
„Aber warum haben wir dann nichts gehört?“, warf Alex sofort ein. „Ich sage euch warum: weil das Ding hier ganz sanft gelandet ist. Und möglicherweise besitzen die da drin auch telepathische Fähigkeiten, die irgendwie im Zusammenhang mit der Amnesie unserer beiden Weltenbummler hier stehen.“
„Aber wie ein UFO sieht das nicht gerade aus“, sagte Pete unbeeindruckt.
„Mein Gott, erkennen sie denn nicht den Zusammenhang?“, fragte Alex aufgebracht. „Was kann denn sonst mit Ihnen passiert sein? Zwei Leute! Zwei! Wie kann den so etwas möglich sein?“
„Irgendeine Vergiftung vielleicht“, erwiderte Bill. „Im Wald hier gibt es bestimmt einige Pflanzen, die eine psychotropische Wirkung haben.“
„Und wir waren so hungrig, dass wir einfach eine davon gegessen haben. Alles klar, Mister.“, sagte Pete.
„Bei manchen Pflanzen reicht vielleicht der Hautkontakt schon aus.“, meinte Bill. „Sind sie eigentlich mit ihrem PKW unterwegs gewesen, oder zu Fuß?“
„Genau!“, ergänzte Alex, als Cathy schon den Mund öffnete, um zu antworten. „An was können sie sich überhaupt noch erinnern? Sie können ja nicht alles vergessen haben. Wenn es nur zwanzig Minuten sind, können sie sich den Psychiater vielleicht sparen.“
„Also das letzte, an das ich mich erinnern kann“, berichtete Cathy, „ist irgendein Parkplatz kurz vor der Ausfahrt nach Buckley. Wir haben meine Schwester in Harrisburg besucht und waren gerade auf dem Weg nach Arlington, wo wir wohnen. Während der Fahrt hat Pete ein Geräusch gehört und dachte der Kofferraum stand offen. Ich sah gerade den kleinen Parkplatz und schlug vor, dass wir da mal kurz halten, um nachzusehen. Ich stieg aus, Pete blieb im Wagen. Und dann, auf dem kurzen Weg von der Tür zum Heck, von einem Augenblick zum anderen, war ich plötzlich hier. Es ging alles nahtlos ineinander über.“
„Das erklärt auch, warum sie fast vom Stuhl fielen und er nicht. Er saß nämlich zuvor auch, während sie allerdings binnen einer Sekunde vom Gehen zum Sitzen überwechselten.“, sagte Bill. „Aber das merkwürdigste daran ist“, fügte er hinzu, „dass ihr Gedächtnisverlust anscheinend erst einsetzte, als sie sich an diesen Tisch gesetzt haben.“
Stan dachte darüber nach. Es war einfach zu verwirrend.
Das war in der Tat noch ein wenig merkwürdiger als die gemeinsame Amnesie. Wie kamen die beiden eigentlich hierher.
„Ich weiß welchen Parklatz sie meinen“, sagte Alex. „In der Nähe ist auch ein Teich, oder?“ Beide nickten. „Das ist im Süden von Buckley. Aber wie zum Kuckuck kommt man von dort hierher, wenn man noch nicht mal in die Stadt selbst will? Tut mir leid, wenn ich dass sagen muss Stan, aber du besitzt ein Lokal am Arsch der Welt. Ein Fremder würde dieses Gebäude hier nicht mal ansatzweise vermuten.“
Stan lächelte. „Und das würde alles deine UFO Theorie untermauern. Es braucht also Außerirdische Einwirkung, um die Menschen in meine Gaststätte zu bringen. Vielleicht hast du ja am Ende auf irgendeine Weise Recht, aber wir haben einfach keine Beweise dafür. Es gibt immer Zufälle, Alex. Und möglicherweise ist heute einfach alles zusammengekommen.“
„Na klar doch. Hast du heute schon mal aus dem Fenster geguckt?“, fragte Alex, der sichtlich erregt war. „Gib mir die Nummer der NASA! Die sollen mir sagen was das ist.“
Stan musterte ihn mit einem scharfen Blick. „Du machst dich hier zum Idioten, Alex. Setzt euch wieder an euren Tisch und spielt weiter. Ich denke die beiden wollen jetzt ein wenig in Ruhe gelassen werden.“ Alex zögerte erst, und ging dann widerwillig zu dem Tisch zurück, an dem er vorhin gesessen hatte. Bill und John folgten ihm.
„Ich muss mich für die Drei Entschuldigen, falls sie zu aufdringlich waren. Hier passiert eben sonst nicht viel“, sagte Stan.
„Nein, es ist OK“, meinte Cathy. „Schon interessant, diese ganzen Theorien. Letztendlich ist es wahrscheinlich ganz einfach zu erklären.“
„Aber ich fürchte, Sie müssen uns helfen, wieder zu unserem Wagen zurückzufinden“, warf Pete ein. „Sie brauchen nur den Weg aufzuzeichnen.“
„Kein Problem. Ich hole mal was zum schreiben. Bin gleich wieder da.“ Stan verschwand in einer Tür hinter dem Tresen.
Pete hatte das Gefühl, dass Cathy mit der ganzen Sache viel besser zurechtkam als er. Aber an ihrer angespannten Körperhaltung merkte er, dass sie genauso verwirrt war, wie er selbst. Dieser Alex, sagte er sich, der hat schon irgendwie Recht. Es kann einfach keine normale Erklärung für das alles geben. Und was ist eigentlich mit dem Ding da auf dem Berg. Immer wenn ich daran denke, bekomme ich Kopfschmerzen.
Cathy unterbrach seine Überlegungen, als sie ihn mit dem Ellenbogen anstieß. „Siehst du das Bild da oben? Das mit dem Stein.“ Sie deutete mit dem Finger darauf. Auf dem Bild war ein ovaler, schwarzer Stein zu sehen, der fast die gesamte Fläche einnahm. Quer über ihn waren parallele gelbe Streifen gemalt, die zum Pol hin immer schmaler wurden. Ähnlich den Breitengraden der Erdkugel. „Es gefällt mir irgendwie“, sagte sie.
„Das meinst du nicht ernst, oder?“
„Doch. Es hat was. Ich werde ihn danach fragen, wenn er wiederkommt.“
Pete konnte sich einfach nicht vorstellen, wie jemand Gefallen an diesem Bild finden kann. Noch nie in seinem Leben hatte er etwas so hässliches gesehen. Er konnte sich seine Abneigung ebenso wenig selbst erklären, wie Cathy ihm erklären konnte, warum sie das Bild so gut findet, aber irgendwie erschien ihm beides richtig. Man konnte einfach keine passenden Worte dafür finden.
Die Tür hinter der Theke öffnete sich und Stan kam heraus. In der Hand hatte er einen Papierblock und einen Bleistift.
„Wer hat das Bild da gemalt?“, fragte ihn Cathy. „Es gefällt mir sehr.“
„Oh, dass hat meine Frau gemalt. Ihr gefiel es jedenfalls nicht. Sie wollte es zerreißen, kurz nachdem sie es gemalt hatte. Aber ich konnte sie davon abbringen, denn ich denke dass es ganz gut gelungen ist. Also habe ich es hier aufgehängt, denn sie wollte es auf keinen Fall irgendwo im Haus hängen haben.“
„Würden Sie es verkaufen?“, fragte sie.
Pete zuckte augenblicklich zusammen, und versuchte etwas zu sagen, aber er brachte nichts über seine Lippen. Er fühlte sich so, als hätte jemand eine Mauer direkt zwischen ihre beiden Stühle gezogen.
„Ich würde es ihnen sogar schenken. So viel liegt mir auch nicht an dem Bild. Es hing hier wirklich lange genug.“
Cathy war außer sich vor Freude. Pete sah, wie sie aufstand, und auf das Bild zuging. Er sah, wie Stan ihr mit einem Stuhl folgte, um das Bild abzunehmen. Aber das alles lief für ihn wie ein Film ab. Er konnte sich nicht daran beteiligen. Ich bin ausgeklinkt, dachte er. Ich habe eine wichtige Wendung verpasst und nun finde ich mich nicht mehr rein.
Wie durch einen Schleier hindurch sah er Cathy. Sie hielt das Bild in den Händen. Stan stieg gerade vom Stuhl herunter.
Pete schaute zum Tisch, an dem die drei Männer saßen. Einer von ihnen, dieser Alex, winkte in seine Richtung. Er schaute nun wieder zu Cathy und Stan. In diesem Moment ließ Cathy das Bild fallen. Pete spürte ein heftiges Stechen über seinen Schläfen. Meine Kopfschmerzen, überlegte er, ich habe sie ganz vergessen. Ohne einen bestimmten Anlass schaute er aus dem Fenster zum Berg hinauf. Als er das metallische Objekt sah, fuhr ihm der Schmerz von seinen Schläfen direkt in die Augen. Er wendete seinen Blick wieder ab. Nun bemerkte er, dass das Bild immer noch auf dem Boden lag. Keiner der beiden wollte es aufheben. Sie standen immer noch unverändert dort, so als wäre dort die Zeit, währenddessen Pete weggeschaut hatte, stehen geblieben.
Was er nun sah, konnte er nicht fassen. Es sah fast so aus, als ob Stan von Außen abblätterte. Seine Kleidung, seine Haut. Er fiel in sich zusammen. Cathy jedoch nicht. Sie stand nach wie vor da und starrte auf das Bild, das am Boden lag. Er sah, dass mit Alex und den anderen dasselbe passierte, wie mit Stan. Es geschah nicht sehr schnell, sondern so, dass Pete den ganzen Vorgang beobachten konnte.
Inzwischen waren nur noch ein paar von Stans Knochen und einige Muskelstränge übrig. Sie hingen in der Luft, wie von einer unbekannten Kraft festgehalten. Kurze Zeit später waren alle Personen im Raum, außer Pete und Cathy komplett verschwunden. Das letzte, das er merkte, bevor Pete in eine tiefe Bewusstlosigkeit fiel, war, dass ihn von der Seite ein helles Licht blendete.
Als Cathy die Augen öffnete, sah sie die Holzlatten der Decke, die sich über ihr befand. Im Augenwinkel entdeckte sie Pete, der links neben ihr lag. Sie registrierte erst kurze Zeit später, dass er ihre Hand festhielt.
„Pete, bist du wach? Wach auf!“, sagte sie und schüttelte ihn leicht. Er öffnete seine Augen.
„Wir sind ja immer noch hier. Was ist eigentlich passiert?“, sagte er.
„Ich habe auch keine Ahnung. Wo sind die ganzen Leute? Sie sind einfach verschwunden.“ Sie halfen sich beide gegenseitig aufzustehen.
„Wenn das ganze nur Einbildung war“ sagte er, „Warum weiß ich dann immer noch nicht, warum wir hier sind?“
„Warte! Ich kann mich an etwas erinnern.“, sagte sie aufgeregt. „Wir kamen hier rein, und...der Stein lag auf dem Boden. Ich hob ihn auf. Danach fing das alles an! Es war der Stein, Pete. Er ist irgendwie dafür verantwortlich.“
„Nun nicht mehr. Es ist vorbei. Dort existierte er nur als Bild, aber hier gibt es ihn wirklich. Sieh, es hängt nicht an der Wand. Das ist die wirkliche Welt.“
„Was ist, wenn das nicht stimmt. Wenn das immer noch Teil der Illusion ist? Pete, was ist, wenn wir immer noch darin gefangen sind?“
„Worin gefangen? Ich meine, wir wissen doch gar nicht, was überhaupt mit uns passiert ist.“
„Ich habe ein ganz ungutes Gefühl, Pete. Wir haben keine Möglichkeit zu prüfen, ob das hier real ist. Ich kann so nicht leben, verstehst du das?“
Pete schaute sie nur an. Er wusste einfach nicht, was er ihr sagen sollte. Stattdessen dachte er an den schwarzen Stein. Er war hier, als wir ankamen, dachte er. Und er muss auch jetzt noch hier sein!
Pete brauchte nicht lange zu suchen. Der Stein lag nahe der Stelle, wo Cathy eben noch gelegen hatte.
„Zeig mir deine Hand! Deine rechte Hand, zeig sie mir!“, forderte er.
„Was...hier, aber warum?“
„Ich habe es gewusst. Du hast einen Abdruck. Du hast den Stein fest in der Hand gehalten. Die ganze Zeit. Als das Bild herunterfiel, fiel auch der echte Stein aus deiner Hand. Und kurz danach wachten wir auf.“
„Kurz danach? Es ist wahrscheinlich vormittags, und der Regen hat auch aufgehört. Wir könnten hier eine Woche gelegen haben, oder sogar länger!“
„Hauptsache, wir sind am Leben.“
„Was ist das für ein Leben, Pete? Was für ein verdammtes Scheißleben kann das sein?“, sie ging hastig zum Fenster, machte dabei aber einen großen Bogen um den Stein. Im Gehen sprach sie weiter: „Die Erinnerung an den Parkplatz kann falsch sein. Hast du daran mal gedacht? Noch nicht mal das wissen wir wirklich.“
„Ich zeige dir jetzt etwas, Pete. „Es ist groß und glänzt. Willst du es sehen?“
Das Objekt. Er hatte gar nicht mehr daran gedacht. Es ist immer noch dort auf dem Berg. Aber diesmal ist es anders.
„Die Kopfschmerzen sind weg. Cathy, das ist keine Illusion. Immer wenn ich dieses Ding sah, bekam ich fürchterliche Schmerzen. Aber nun sind sie weg.“
„Patt.“
„Genau. Keiner von uns kann es beweisen. Wir werden einfach damit leben müssen.“
„Und was machen wir jetzt?“
„Wir suchen unseren Wagen.“
„Und wie...die Zeichnung!“
„Aber er hat sie nicht gemacht. Er kam nicht dazu. Du hast ihn nach dem Bild gefragt, und...oh, mein Gott.“
Die Wegbeschreibung, ein einzelnes Blatt, lag auf den Tisch, auf dem Stan den Papierblock abgelegt hatte. Nur war der Block nicht da, und auch der Bleistift war verschwunden.
Erst jetzt registrierte Pete das restliche Mobiliar. Alles war komplett, aber die Möbel sahen nun morsch und brüchig aus. Das ergibt keinen Sinn, sagte er sich. Wenn es doch wenigstens einen Sinn machen würde.
„Hier ist ein Loch in der Scheibe, etwa Faustgroß“, sagte sie.
„Ein Loch?“
Der schwarze Stein...könnte ein Meteorit sein. Aber bei dieser Geschwindigkeit hätte er die ganze Scheibe zerschlagen müssen.
„Was hältst du davon?“
„Ich weiß nicht. Das hat sicher nichts zu bedeuten. Am besten wir nehmen jetzt den Zettel, und verschwinden von hier. Wenn ich noch eine Minute länger hier bleibe, werde ich verrückt.“
„Na gut. Du hast Recht. Auch mit dem, was du vorhin gesagt hast. Wir werden halt mit der Ungewissheit leben müssen.“
Sie gingen beide zur Tür. Kurz bevor Pete auf die Türklinke fassen wollte, hörte er irgendwo in der Nähe vom Tresen ein Telefon klingeln. Aber er hatte wirklich absolut kein Interesse daran, zu erfahren, wer der Anrufer war.