Was ist neu

Der Segen der Technik

Mitglied
Beitritt
02.06.2006
Beiträge
4

Der Segen der Technik

Maria wurde durch ihr immer empfangbereites Handy geweckt. Der Sound imitierte das monotone Quäken eines Radioweckers. Mühsam schälte sie sich aus dem Bett und las ihre erste SMS an diesem Morgen. Es ging um Terminverschiebungen für diesen und den nächsten Tag. Sie öffnete schlaftrunken ihren Terminkalender und korrigierte die Daten. Dann wanderte sie zielgesteuert auf das Bad und putzte sich mit der elektrischen Zahnbürste die Zähne. Der Kaffee stand schon dampfend in der Kanne bereit – dank Zeitschaltuhr. Nach dem Frühstück checkte sie noch schnell ihre Mails und verlies die Wohnung. Ihr Chauffeur wartete schon. Heute würde ein anstrengender Tag werden, also arbeitete sie im Wagen noch etwas am Laptop.
Die Sitzung hatte bereits begonnen, als Maria telefonierend in den Konferenzraum platzte. Ihr Vorgesetzter wollte gerade Gründe für die Umsatzeinbusen in Südamerika vorbringen. Maria setzte im vorbeigehen ihr ‚Entschuldigung-Lächeln“ auf und beendete rasch das Gespräch.

„Nun, nachdem wir vollzählig sind, kommen wir noch mal zurück auf den Exportmarkt von Argentinien...“, fuhr Herr Wolters fort und zeigte mit dem Laserpointer auf die von einem Beamer an die Wand geworfene Karte.

Maria setzte sich auf ihren Platz und startete den Tablet-PC, der schon bereitwillig blinkte. „Habe ich was versäumt?“, fragte sie ihren Tischnachbar Robert. „Nicht wirklich. Nur langweiliges Blabla über die ‚Italiener, die Spanisch sprechen und gerne Engländer wären’.“, gab dieser zurück. Maria schaute ihn fragend an. „Das ist von Jorge Luis Borges“. Sie nickte bestätigend und drückte am Tablet-PC die Kaffee-Taste. Dann lauschte sie gespannt. Keine fünf Sekunden später brüllte ihr Handy ‚Angel’ von Robbie Williams in den Raum. Herr Wolters unterbrach abermals seine Erklärung über den landwirtschaftlichen Aufstieg Argentiniens der letzten 20 Jahre und sah Maria resigniert an, die hastig ihr Handy abschaltete. „T’schuldigung...“.

Nach der 4-stündigen Besprechung gönnten sich Maria mit Robert eine kurze Pause auf dem Vorplatz der Firma. Sie kannten sich schon fast 15 Jahre und hatten vor geraumer Zeit eine kurze und heftige Beziehung. Jetzt war ihr Verhältnis freundschaftlich. Beide zogen gierig an ihren Zigaretten. „Stell’ dir mal die Welt ohne Technik vor.“, sagte Robert. „Wie meinst du das?“, wollte Maria wissen. „Na ja – eben ohne die moderne Technik wie Computer und so.“, beantwortete er die Frage. „Das ist schwer vorstellbar.“, gab sie zurück.

Der Tag ging mühsam rum und nach 18 Stunden lag Maria erschöpft in ihrem Bett und stellte den ‚Wecker’. Ihr gingen die Worte von Robert nicht mehr aus dem Kopf. Sie musste zwangsläufig grinsen. „So ein Quatsch.“, dachte sie, legte sich auf die Seite und schlief sofort ein.

Irgendwas stimmte nicht. Maria wachte von selbst auf. Kein Handy, das sie weckte. „Ich habe vergessen, den Akku aufzuladen. Mein Gott! Wie spät ist es?“, ging es ihr durch den Kopf. Sie tastete blind nach ihrem Handy, doch nichts war zu spüren. Sie erhob sich erschrocken. Anstelle ihres Handys stand ein alter Wecker da, der allerdings nicht lief. Verwirrt stand sie auf und verschwand im Bad. Der nächste Schock kam allerdings sofort. Wo war die elektrische Zahnbürste? Lediglich ein Zahnputzbecher mit einer ‚normalen’ Bürste stand auf dem Alibert. Sie nahm die Bürste unbeholfen in die Hand und putzte sich seit Jahren mal wieder ‚analog’ die Zähne. Natürlich war der Kaffee auch noch nicht fertig – keine Zeitschaltuhr, kein Kaffee. Maria, die wie versteinert vor der altertümlichen Kaffeemaschine stand, verstand die Welt nicht mehr. Was war geschehen? Ist sie in der falschen Wohnung? Sie schaute sich um, erkannte aber gleich, dass es ihre eigenen 4 Wände waren. Ein lautes Schrillen riss sie aus ihren Gedanken. Ein Schrillen, das sie Jahre nicht mehr gehört hatte. Wie selbstverständlich nahm sie vom Wahltelefon den groben Hörer ab. „Hallo?“, fragte sie in die riesige Sprechmuschel. „Guten Morgen Frau Pritsch. Ist alles in Ordnung bei Ihnen? Ich warte schon seit 40 Minuten unten. Sie sagten mir gestern, ich solle heute besonders pünktlich sein, da sie eine wichtige Verhandlung hätten.“. Es war der Chauffeur. „Großer Gott! Die Wachtel-Sache! Ich bin sofort unten!“, antwortete sie und warf den Hörer auf die Gabel zurück. Ein lautes *Pling* bestätigte das auflegen. Hastig ging sie durch ihre Wohnung und suchte ein letztes mal verzweifelt das Handy. Im Auto fehlte alles. Kein Telefon, kein Laptop, kein Navi für den Fahrer. „Wo ist das Laptop?“, herrschte sie den Chauffeur an. „Das was? Lebtopp? Sind das Unterlagen?“.

Sie wusste heute gar nichts. Keine Terminbestätigungen, keine Börsenkurse, kein Wetterbericht – nichts. In der Firma herrschte reges treiben. Robert stand an einem Karteikasten und blätterte in den kleinen, bunten Kärtchen. „Robert. Gott sei Dank. Was um Himmels Willen ist hier geschehen? Wo sind die Computer? Wo die ganzen technischen Einrichtungen? Mein Handy ist auch weg.“. Robert sah sie verwirrt an. „Geht es dir gut Maria? Was ist ein Komputa?“. Er nahm ihre Hände in seine. „Deinen Händen geht es doch gut.“. Sie fing an zu weinen. „Was ist hier los? Ich verstehe das nicht. Gestern war doch noch alles in Ordnung?“ Da piepste plötzlich Roberts Hosentasche. Marias Augen funkelten. Das war ein vertrautes Piepsen. War das alles nur ein abgekartetes Spiel? Sie dachte an die Worte von Robert gestern. „Das ist hier versteckte Kamera, oder? Ihr wollt mich alle reinlegen, nicht wahr?“, entfuhr es Maria. Robert hob den Kopf und suchte die Decke ab. „Wo? Moment mal – mein Pager.“. Robert zog aus seiner Hosentasche ein unförmiges Plastikteil und las das Display ab. „Das neueste auf dem Markt. Damit ist man ab jetzt immer und überall erreichbar. Deiner liegt auf Deinem Schreibtisch. Toll, oder?“. Maria lies Robert stehen und rannte in ihr Büro. Ein spartanischer Schreibtisch empfing sie. Dafür war das Zimmer vollgestopft mit Schränken und Tischchen, auf denen sich Karteikasten über Karteikasten stapelten. Ein großes Wahltelefon mit drei Tasten und der neue Pager waren alles, was auf dem Schreibtisch selbst stand. Kein Monitor, keine Tastatur geschweige den eine Maus. „Würden Sie für mich schnell in die Bibliothek fahren Frau Pritsch? Wir brauchen noch Kartenmaterial von Spanien.“ Maria zuckte erschrocken zusammen. Herr Wolters stand hinter ihr. „Bibliothek? Spanien? Können wir das nicht aus dem Internet holen?“, entfuhr es ihr. Doch gleich nachdem sie es gesagt hatte wusste sie, dass es ein Fehler war. „Wer ist nett?“, fragte Herr Wolters. „Sie haben wohl....“.

*määp* *määp* *määp* *määp* *määp*

Der vertraute Wecksound ihres Handys hallte durch Marias Schlafzimmer. Ganz automatisch griff ihre Hand nach dem kleinen Quälgeist und schaltete es ab – ganz. Sie setzte sich aufrecht hin und ordnete ihre Gedanken. „Nur ein Traum.“, dachte sie. Aus der Küche hörte sie die Kaffeemaschine blubbern. Sie musste innerlich grinsen.

Robert kam ihr aufgeregt entgegen. „Maria! Warum gehst du nicht ans Handy? Ist es kaputt?“. Sie standen sich auf dem gleichen Vorplatz gegenüber, auf dem ihr Robert tags zuvor den Traum impliziert hatte. „Nein Robert. Ich habe es abgeschalten.“. „Abgeschalten? Du?“. „Tja weißt du: früher war es Luxus erreichbar zu sein. Heute ist es Luxus nicht erreichbar zu sein. So einfach ist das.“ Mit dieser weiblichen Logik lies sie ihn stehen und betrat die Firma.

 

Hallo Cristalli!

Bevors zum Inhalt geht, kurz was zur Form: Geschichte ist flüssig geschrieben, beinhaltet aber doch noch einige Flüchtigkeitsfehler, die du selbst sicherlich locker erkennt, wenn du die Geschichte noch einmal in Ruhe überliest. Putzig fand ich die "Umsatzeinbusen" (bitte mit "ß" schreiben), das klingt so nach Abrechnung bei einem Schönheitschirurgen.

Jetzt zur inhaltlichen Ebene: Deine Grundidee ist eine sehr schöne, wenn in meinen Augen auch nicht massiv spektakuläre. Was wäre, wenn der ganze technische Schickschnack nicht unseren Alltag bestimmen würde? In zwei Hinsichten finde ich die Ausgestaltung schreibetechnisch nicht so gut.

Zum einen ballt es sich ziemlich stark. Natürlich möchtest du deutlich machen, was man so alles im Alltag vermissen kann und hier in "Gesellschaft" karikierst du dabei natürlich auch ein wenig und stellst jemanden da, der wirklich jedes technische Gerät zu besitzen scheint. Du machst dies aber leider in jedem Satz aufs Neue mit irgendeinem anderen Gerät, und dies macht auf mich irgendwann einen leicht künstlichen Eindruck, weil es wirkt ein "Und noch eins... und noch eins...". Dies in der Geschichte ein wenig zu entzerren (wodurch sie etwas länger würde)

Zum anderen bin ich kein Freund mehr dieser "Und es war alles nur ein Traum"-Schemen. Ist sicherlich nicht ganz leicht, das auch immer zu Umgehen. Eine schöne Möglichkeit wie ich finde: alles ab dem Schellen des Radioweckers wegzulassen und das Werk unter "Seltsam" zu posten. Das würde zumindest das Traummotiv umgehen.

Nicht grußlos verbleibt
König_Bindehaut :chaosqueen:

 

Nochmal hallo

also der Gedanke deiner Kg ist natürlich ein recht interessanter. Was wäre, wenn plötzlich die Technik aus unserem Leben verschwände?

Die Umsetzung finde ich allerdings ziemlich unspektakulär lau, sorry.
Bis auf die ewigen Fragezeichen-Sätze deiner Protagonistin hast du nicht viel anzubieten. Das könnte man wesentlich spannender/ bzw. ironischer gestalten.
So schreibst du nur sehr auffällig (im ersten Teil) wie die Dame von ihrer Technik umzingelt ist und im zweiten Teil, wie sie sich wundert, wo die Technik auf einmal hin ist.
und dann ist plötzlich alles nur ein Traum :dozey:

Die einzige Aussage, die sich in der Kg finden lässt, ist der Schlussatz. Und da musste ich mich plötzlich ducken, als diese Keule auf mich niedersauste ;)

naja, dein fantasy-posting ist dir da wesentlich besser gelungen (an dieser Stelle die Empfehlung immer nur eine Kg zu posten)
nix für ungut
weltenläufer

 

Moin Cristalli,

ich will ehrlich sein: Ich habe gelesen bis "Irgendwas stimmte nicht", dann runtergescrollt zu: „Nur ein Traum.“ Das war mir eigentlich schon klar gewesen.
Das, was ich gelesen habe, fand ich etwas verkrampft, die Sätze sind mir einfach zu vollgepackt mit Informationen; durch diese Dichte entsteht bei mir nicht viel im Kopf.

Den Versuch zu reflektieren wie sehr wir uns von Technik abhängig machen finde ich gut, das Thema wichtig (zumal Du auch Deinem Profil nach IT-Administrator bist).
Es hapert nur ein wenig an der Umsetzung.

Grüße, R.-

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom