Hallo @deserted-monkey,
deine Geschichte habe ich ganz gerne gelesen. Ein zur Saison passender Stimmungstext, fast ein wenig nahe an der Grenze zum Topos: der Einbruch ins Freibad, ein Unfall (oder so was in der Art), da blitzen schnell Szenen aus einem "Tatort" auf oder aus typischen "Coming of Age"-Filmen. Hier muss man wirklich überall den richtigen Ton treffen, um nicht ins seichte Fach abzurutschen. Ich führe mal ein paar Stellen auf, wo der Text ohne Not an Boden verliert und du noch mal ran könntest in meinen Augen:
Wir radelten barfuß aus dem Dorf. Ich fuhr einhändig, die Pedale schnitten in meine Sohlen, die Badehose zwickte im Schritt.
Mit dem "radeln" setzt du bereits auf ein leichtgängiges Wort, da braucht es nicht noch eine "im Schritt zwickende Badehose". Das ist zu Nahe am Reim, nimmt dem viel schöneren Bild von den einschneidenden Pedalen direkt die Wirkung und macht den ersten Satz direkt auf eine nicht so ästhetische Weise anzüglich.
Kurz nach Mitternacht erreichten wir unser Ziel, ließen die Räder stehen und kletterten über den Zaun. Der Beton war noch warm vom Tag.
Gut! – Vielleicht aber besser "Betonboden" oder "die Steinplatten".
Zwischen Wolken glitzerten Stecknadelsterne.
Grenzwertig bzw. bin hin und her gerissen, ob das gut oder kitschig und leicht schief ist. Denn genau genommen müsste es "Stecknadelkopfsterne" heißen, die generische Form einer Stecknadel hat ja nichts mit einem Stern zu tun – und wenn diese Form vor dem inneren Auge aufpoppt, dann reibt es. Ist aber nur meine Meinung.
So oder so klingen das Wort oder besser der ganze Satz schon nach naiver Kindergeschichte. Ist das die Wortwahl/der Erlebniskosmos eines Teeniejungens? Oder eines Mannes, der erzählt?
Jasmin sagte, sie könne unter Wasser Gedanken hören. Ich lachte.
Es roch nach Chlor und irgendetwas Modrigem. Unterwasserlampen warfen grünliches Licht durchs Becken. Das kommt von unsichtbaren Algen, behauptete Jasmin und sprang kopfüber ins Wasser. Ich sah ihre Beine verschwinden, weiß und verschwommen.
Was verschwunden ist, kann nicht weiß und verschwommen aussehen.
Dann tauchte sie wieder auf.
Du denkst an deinen Vater, sagte sie. Dass du ihm ähnlich wirst.
Ich sagte nichts.
Vergiss den Streit mit deiner Mutter. Wir brauchen das Geld eh nicht.
Ich zuckte mit den Schultern.
Hat mich rausgehauen. Hier fehlt in meinen Augen Kontext. In was für einem Verhältnis stehen die beiden? Warum brauchen sie Geld (nicht)?
Stark, wie du den Automaten aufgebrochen hast!
Würde ich kicken. Klingt wie eingestreutes Klischeematerial, zumal du die Figurenzeichnung nicht weiter vertiefst. Da hängt diese Info in der Luft. Welchen Automaten? Wann und wozu aufgebrochen? Warum findet sie das gut? Du beginnst hier mit Charakterschattierungen, führst sie dann aber im Grunde überhaupt nicht aus. Das wirkt auf mich unentschieden, was der Text will: Skizze sein? Oder von zwei plastischen Figuren erzählen? Ich denke, du musst dich entscheiden: Radikale Verknappung oder nicht nur A, sondern auch B sagen und Backstory liefern.
Wir schwiegen eine Weile und rauchten auf dem Dreimeterbrett.
Ein wenig fehlt mir die Begleitung durch die Bewegung der Figuren. Du bist erst minutiös dran an ihren Bewegungen, dann sitzen sie plötzlich auf dem Brett, ohne hochgeklettert zu sein. Kann man machen, aber ich sehe keinen Grund dafür, hier nicht weiter nah dran zu bleiben und den Bewegungen und Reaktionen ganz genau zu folgen. Das ist ja schließlich der Kern des Textes, hier muss nicht ökonomisch gedacht werden. Vielmehr wird hier die Wirkung beim Leser erzielt, denke ich.
Ihr kurzes Haar glänzte und mein T-Shirt klebte mir am Rücken. In einem nahen Feld zirpten die Grillen.
Auf jeden Fall streichen – Grillen dürfen niemals zirpen, sonst setzt im Kopf des Leser direkt Jürgen Drews an: "Die Grillen zirpen und es duftet nach Heu ..." :-)
Wollen wir Nacktbaden?, fragte sie.
Ich weiß nicht.
Komm schon!, ermunterte sie mich und begann, sich auszuziehen.
Wieder: Meinem Empfinden nach sitzen sie hier noch, sie müsste also erst einmal aufstehen. Das wiederum ist auf einem dunklen Dreimeterbrett doch ein kleines Kunststück, dem man sich als Erzähler widmen müsste.
Im diffusen Beckenlicht konnte ich ihren Körper sehen, die Narben am Bauch.
Woher kommen die Narben? – Hier wirkt das sparsame Erzählen für mich wie Effekthascherei. Ich arbeite in der Kommunikation und da dreht sich auch alles um maximale Ökonomie, wenn man Informationen zusammenstellt. Aufmerksamkeit ist ja immer knapp. Also richtet man sich immer nach der Relevanz: Welche Informationen sind am relevantesten, welche kann man vernachlässigen?
Vor diesem Hintergrund muss man sagen: In einem Text, der quasi einer einzigen Figur/Person gewidmet ist, der eine einzige Erinnerung ist und dabei diese Figur/Person vorstellt, hat alles höchste Relevanz, was diese Person charakterisiert, ihr also eigen ist, sodass sie unverwechselbar wird. Narben am Bauch sind demnach von allerhöchster Relevanz. Sie erzählen von Schmerz, Versehrtheit, Scham ... usw. Das kann man nicht einfach in einem Nebensatz einstreuen, da muss der Text näher drauf eingehen, ansonsten betrügt er den Leser geradezu, zeigt ihm die lange Nase: "Hier wäre das Info-Gold, das du suchst, aber ich lasse es nur aufblitzen! Ätsch" – Ja schönen Dank!
Auffällig ist hier auch, dass du von "NarbeN" schreibst. Eine Narbe würde man quasi sicher mit einem Kaiserschnitt in Verbindung bringen. Das würde die Tür zu einer Backstory öffnen, die sich bereits abzuzeichnen beginnt. Wobei auch hier nicht viel klar werden würde, denn bei der Scham des Erzählers wäre er sicher nicht der Erzeuger gewesen. Trotzdem: Hier würde man etwas Fleisch an den Knochen bekommen. Aber mit "Narben"? Das führt als Info nirgendwohin.
Sie stand so dicht vor mir, dass ich mit meiner Zungenspitze über ihre Scham hätte fahren können. Schwerfällig stand ich auf. Das Brett wippte und einen Moment musste ich ums Gleichgewicht kämpfen.
Da du vorher nicht eng an den Bewegungen dran geblieben bist, wirkt dieses Stelle für mich schwer visualisierbar: Sie steht auf dem schmalen Brett vor ihm. Das geht nur, wenn sie sich vorher mit gespreizten Beinen gegenübergesessen haben. Das wäre aber erwähnenswert gewesen, weil erotisch aufgeladen. Außerdem hätten sie sich dann in die Augen gucken müssen und gegenseitig den Rauch ins Gesicht geblasen.
Zieh dich aus! Ich schau auch weg, wenn du willst.
Du siehst doch eh nie richtig hin, sagte ich.
Dieser Satz hat für mich irgendwie nicht die richtige Resonanz erzeugt. Ihr Verhältnis, aber auch ihr Alter und ihre Reifegrade sind bis hier für mich noch überhaupt nicht greifbar. Meint er das in Bezug auf ihr sexuelles Verhältnis? So klang es im ersten Moment für mich. Aber dann erscheint es mir doch unverfänglicher gemeint zu sein. Ist es aber auch nicht – er ist verkrüppelt, wie wir indes erst später erfahren.
Kurz: In der Story stimmt für mich die Infokaskade nicht ganz. Du hättest seine Behinderung irgendwie schon andeuten müssen, denke ich. Sonst läufst du in einen Fehler rein, den viele hier im Forum machen, in meinen Augen: zu denken, dass eine rückwirkende Enthüllung einen nennenswerten Effekt beim Leser hat. Wahrscheinlich spekulierst du darauf, dass dieser Satz hier dann später seinen ganzen Sinn entfalten wird. Aber das ist ein Trugschluss: Beim einmaligen Lesen ist dieser Satz, sobald man an der Stelle weiter unten, wo es mit der Behinderung klar wird, ankommt, längst vergessen.
Anders herum würde ein Schuh draus werden: Der Leser erfährt erst von der Behinderung und speichert das als relevante Info ab. Dann kommt dieser Satz hier und weil es schon den Nährboden fürs Verständnis gibt, klickt es: Aha, er will mehr, fühlt sich aber aufgrund seines Makels abgelehnt! Das Bild formt sich damit beim Lesen selbst, nicht in irgendeiner rückwirkenden Betrachtung, die meistens eh nie zustande kommt, weil man Texte in der Regel nur einmal liest und dann auch nicht gezielt interpretiert.
Sie lächelte müde und legte mir die Hände auf die Schultern. Ihr Haar roch nach Zitronenshampoo.
In meiner Lesart kommt er ihr hier nicht näher als zuvor, sodass diese Info hier nicht aus der Situation geboren wird.
Ihr Blick hielt mich fest. In diesem Moment fühlte ich, dass sie mich wirklich sah.
Für mich etwas schief, weil sie ihm ja zwei Sätze vorher die Hände auf die Schultern legt, sie ihn also gerade nicht metaphorisch festhält. Kannst du abfangen, indem du drauf eingehst:
"Sie lächelte müde und legte mir die Hände auf die Schultern. Doch es war ihr Blick, der mich festhielt."
Du musst dich nicht schämen, sagte sie.
Schwül drückte die Nacht.
Groschenromansound.
Unsicher überlegte ich, ob ich sie küssen sollte.
Dass er unsicher ist, haben wir längst verstanden ;-)
Kommst du morgen zur Schule?, fragte ich stattdessen.
Vielleicht, sagte sie. Kommt drauf an. Vielleicht bleib ich einfach unter Wasser. Ist leiser da. Nur wir. Deine und meine Gedanken.
Seltsamer Satz, da sie ja nicht unter Wasser ist. Warum also "bleiben"? Eher:
"Vielleicht tauche ich einfach unter."
Das würde sich dann – falls man es zwei Mal liest oder interpretiert – als ganz nette Andeutung des Endes entpuppen.
Ich wollte etwas erwidern, aber sie kam mir zuvor: Ich will einfach mal anhalten. Stehenbleiben.
Ich nickte, auch wenn ich nicht verstand. Widerstandslos ließ ich sie gewähren, als sie mir das T-Shirt über den Kopf und die Badehose auszog.
Bist ja ganz schön aufgeregt!, neckte sie mich und lachte leise.
Psychologisch nicht ganz stimmig für mich. Kurz vorher nimmt sie ihm seine Unsicherheit. Warum sollte sie diese jetzt wieder wachrufen? Führt sie die Situation nun souverän an oder ist sie selbst unreif?
Ich spürte ihre warme Hand und schloss die Augen. Dann sprang sie vom Brett und das Letzte, was ich hörte, war das Klatschen ihres Körpers auf dem Wasser. Der Strom fiel aus. Kein Licht. Keine Pumpen. Selbst die Grillen verstummten. Die Wasseroberfläche blieb glatt, schwarz und still.
Wieder etwas unsauber: Die Wasseroberfläche muss ja zunächst aufgewirbelt werden, bevor sie sich wieder glättet und dann so bleibt. Erneut folgt der Text der Szene nicht wirklich gewissenhaft, sondern macht so einen unkonsistenten Sprung.
Ich rief ihren Namen, aber sie antwortete nicht. Wie betäubt nahm ich meine Hose, das T-Shirt und ihr Badekleid, kletterte mit wackligen Beinen die Leiter vom Sprungturm hinab.
Ich sprang ins Becken. Tastete. Tauchte. Schwamm bis zum Grund.
Fände es logischer, wenn er vom Turm springt. Das wäre für mich psychologisch plausibler und der benötigte Wendepunkt: Er ist die ganze Zeit unsicher, erst in der Krise wird er mutig, aber dann ist es zu spät. Es würde auch besser zeigen, was sie ihm bedeutet: Angesichts der Gefahr denkt er über sein eigenes Wohl nicht mehr nach.
Ein Blubbern in meinen Ohren.
Würde ich ersetzen – klingt zu kindlich für die Schlüsselstelle.
Herzklopfen. Bis der Schmerz in meinen Lungen mich zum Auftauchen zwang.
Spontan würde ich sagen: Wenn einem die Luft ausgeht, hat man keine Schmerzen in der Lunge. Das Gefühl ist anders. Vielleicht mit einem Vergleich arbeiten?
Sie war nicht mehr da. Nur ihr Fahrrad lehnte noch neben meinem am Zaun.
Finde ich nicht ganz plausibel verknüpft: Sie versinkt im dunklen Wasser – ob nun real oder in einem surrealen Akt. Was hat das mit dem Fahrrad zu tun?
Für mich löst sich hier die Szene falsch auf: Müsste er nicht zunächst Licht erzeugen oder auftreiben, um den rabenschwarzen Grund abzusuchen? Er sieht doch gar nichts unter Wasser? Woher weiß er also, dass sie nicht mehr im Pool ist?
Das Fahrrad zeigt also in der Szene an, dass sie noch da sein müsste – und ist nicht als Überbleibsel zu werten.
Erinnerungen fluteten mich.
Hier ist er, wenn man sich die Absätze des Textes ansieht, noch vor Ort in der Situation. Da finde ich sein Verhalten unplausibel. Wie gesagt: Ohne Lichtquelle muss er sie auf dem Grund des Pools vermuten. Da ist Panik und Hilfeholen angesagt. Stattdessen beginnt er in Erinnerungen zu schwelgen?
Ich finde, die poetische Note rettet den Text hier nicht; er sollte die Situation plausibel auflösen und die Erinnerungen später bringen.
Wie wir im Dämmerlicht auf der Veranda saßen. Wie sie auf ihre Hände starrte und sagte: Manchmal hab ich das Gefühl, ich bin gar nicht richtig hier. Als ob ich langsam unsichtbar werde. Nicht für alle, nur für diejenigen, die mich nicht mehr sehen wollen. Damals hätte ich am liebsten protestiert, aber heute weiß ich es besser.
Oder ein paar Wochen vor unserem nächtlichen Ausflug: Wir lagen nebeneinander auf der Wiese und blickten in den Himmel. Weißt du, sagte sie, wir sind nur Schatten von dem, was wir einmal waren. Ich drehte meinen Kopf, wollte fragen, was sie damit meinte, aber sie schaute weg. Es gibt einen Ort hinter der Welt, einen Ort, wo niemand ist. Vielleicht bin ich schon halb dort und irgendwann springe ich komplett hinein.
Das sind gute Passagen. Sie machen den Text surreal, weil sie etwas Übersinnliches beschreiben, was dann ja wirklich einzutreten scheint.
Sie mochte Gewitter. Da hört man nichts außer Wasser und Wind, hatte sie gesagt, als wir im Schützenhaus saßen und die Blitze unsere Gesichter leichenblass, aber doch so lebendig wirken ließen.
Hört man bei einem Gewitter nicht vor allem Donner?
Ich tauchte unter, mit offenen Augen, ignorierte das Brennen. Durchschwamm die Dunkelheit und das Gefühl des kühlenden Wassers, in dem ich mich auflöste, wurde mit jedem Beinschlag ohnmächtiger. Ich suchte nach ihren Gedanken, nach ihrer flüchtigen Stimme. Du wirst mich finden, selbst wenn ich verschwunden bin. Sie hatte es mir versprochen.
Diese Stelle ist für mich nicht gut platziert und revidiert das Suchen nach ihr weiter oben. Würde ich streichen, auch weil die surrealen Andeutungen hier langsam etwas viel werden.
Ich erzählte nie jemandem, dass wir dort waren. Sie suchten den Fluss ab, das alte Industriegelände, die umliegenden Baggerseen. Nichts. Zwei Wochen später fand ein Fischer ihr Fahrrad unter einer Brücke. Kein Helm, kein Handy, nur das Rad. Sein Rahmen hatte bereits Rost angesetzt.
Ich wurde nie befragt. Niemand wusste, dass wir uns nahe standen.
Doppelte Info
Ihre Eltern konnte man nicht fragen, weil sie längst tot oder über alle Berge waren. Aber die Heimleitung bekam es mit der Polizei zu tun. Heute ist das Gelände eine überwucherte Brache, Unkraut und Dornengestrüpp.
Kicken: Das ist wie die Erwähnung der Narben unschlüssiger Nebel ohne Wert.
Manchmal träume ich von ihr. Dass sie noch da ist, irgendwo in den Rohren, in der Filteranlage. Dass sie bei Gewitter zurückkommt, die unsichtbaren Algen im Haar und mit offenen Augen, mit denen sie mich ansieht wie damals auf dem Dreimeterbrett. Oder dass sie unter Wasser lebt, in der Stille, meine Gedanken sie erreichen, und dass sie so subtil antwortet, dass ich Mühe habe, die Zeichen zu verstehen.
Würde ich kicken. Hier kippt der Text zu sehr ins Bildliche und das funktioniert für mich stimmungstechnisch nicht. Die erste Fantasie macht sie zu einer kitschigen Moorhexe wie auf einem Gustav-Klimt-Bild, die zweite passt überhaupt nicht, weil der Pool bei Licht ja einsehbar ist. Bei dieser Transparenz würde mich sich doch kein Wesen "unter Wasser" vorstellen, das wäre ja eine völlig kuriose Vorstellung, nahe dran an einem Fisch im Aquarium.
Ich denke an sie, wenn ich trinke, am Fluss entlang spaziere und mich wasche.
? – Er geht trinkend an den Fluss, um sich zu waschen? Ist er obdachlos?
Am intensivsten ist es, wenn ich meine Armprothese abnehme und den Stumpf einseife. Dann spüre ich sie, oder das, was von ihr geblieben ist.
Durch die sexuelle Konnotation bekommen diese Sätze etwas unfreiwillig Komisches: Er wichst sich hier buchstäblich den Stumpf und denkt an sie

Und wenn auch meine körperlichen Narben nie heilen, so zumindest die seelischen.
Mein Vater ist im Gefängnis gestorben, Mutter steckten sie ins Pflegeheim. Manchmal radle ich barfuß und in Badehose durch die umliegenden Wälder und überlege, ob ich sie hätte besuchen sollen. Heute habe ich meine Arbeit verloren, weil das Postamt im Dorf dichtgemacht hat. Ich werde die Chance ergreifen und wegziehen.
Kicken: Hier kommen erneut die Nebelmaschine und der Theaterdonner zum Einsatz.
Zu "und überlege, ob ich sie hätte besuchen sollen": Wen besuchen? Die Eltern?
Am Tag bin ich nie mehr ins Freibad gegangen. Nur nachts ein paar Mal. Setzte mich ans Beckenrandgitter und hielt die Füße ins Wasser. Den Sprungturm haben sie irgendwann wegen eines Unfalls abgerissen.
Ich erinnere mich oft daran, wie sie sagte, wir seien nur noch Schatten unserer selbst. Wenn wir damals Schatten waren – was bin ich dann heute? Wenn es still ist, so wie in jener Nacht, und die Grillen für einen Augenblick innehalten, dann meine ich Jasmin sagen zu hören, ganz nah bei meinem Ohr: Danke, dass du immer noch an mich denkst.
Würde ich auch streichen. Der Satz davor ist – "Wenn wir damals Schatten waren – was bin ich dann heute? " – ist ein idealer Schlusssatz. Danach driftet es nur ins Pathetische ab.
Fazit: Ich sehe, dass der Text viel Potenzial hat, gerade in seiner Atmosphäre – deshalb lohnt sich der genauere Blick.
Freundliche Grüsse
Henry