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Der Staudamm
Ein Staudamm, unweit von einer Kleinstadt gelegen. Die Herbstsonne wirft ihr wohliges Licht über diese und haucht ihr für diesen Moment unfassbare Schönheit ein. Das leise plätschern des Wassers hallt durch die nahe gelegenen Wälder und die Bewohner der Stadt gehen ihrem üblichen Tagwerk nach, so wie jeden Tag.
Die Sonne wandert langsam weiter am Horizont und läutet den Abend ein. Sie taucht die gesamte Umgebung in ein wärmendes orange und verleiht dem Wasser, welches die letzten Sonnenstrahlen einfängt, ein mystisches Glitzern. Immer wieder lassen sich Menschen erspähen, die einen Spaziergang tätigen, um die gewaltige Schönheit der Natur bestaunen zu können.
Doch als die Nacht hereinbricht begeben sich auch diese zu ihren Wohnungen, um sich ihrem wohlverdienten Schlaf hingeben zu können, so wie immer, denken sie.
Es ist eine klare, kühle und sehr ruhige Nacht. Einzig das monotone plätschern des Wassers durchzieht die endlose Stille der Stadt. Kein Auto, kein Mensch ist auf den Straßen zu erblicken, kaum ein Licht brennt noch, einzig die Laternen und ein paar Werbetafeln werfen ihr kühles, fahles Licht durch die Straßen.
Und auch das eben noch so faszinierende Wasser strahlt nun Bedrohung aus. Ein tiefer, schwarzer endlos wirkender See, der alles zu verschlingen droht und man glaubt ein leichtes auf Brausen erkennen zu können. Es drängt einem immer die Frage, wie es dieser Damm schafft, diese unheimliche Kraft des Wassers auf lange Zeit bändigen zu können.
Plötzlich durchzuckt ein leises Knacken die ewige Stille, doch zu leise um Aufmerksamkeit zu erwecken. Ein weiteres lauteres Knacken folgt, doch auch dieses verschafft sich kein Gehör.
Plötzlich erwacht die Stadt. Unter dem infernalen Donner des berstenden Dammes macht sich das Wasser auf den Weg, die Stadt und jedes Leben in ihr unter den dunklen Wassermassen zu begraben. In jenem Moment, in welchem die Menschen realisieren, was geschehen ist, haben sie keine andere Wahl, als sich ihrem nassen Tod zu ergeben, ein Tod ohne Vorwarnung.
Am nächsten Morgen wirft die Sonne ihre Strahlen über die überfluteten Ruinen der ehemaligen Kleinstadt. Vögel zwitschern und sofern man die Augen geschlossen hält ist die einzige Veränderung das fehlende plätschern des Staudamms. Doch wirft man einen Blick auf die Stelle, an der man meint eine Stadt erblicken zu müssen, so erblickt man einzig eine Geisterstadt in der das einzige, was noch zu leben scheint, eine mit letzter Kraft zuckende Werbetafel ist, die noch immer fettiges Essen anpreist.