Der Sturm
Draussen begann es erneut zu regnen. Die Kälte strömte durch die Spalten in der Mauer ins Wohnzimmer hinein und dämpfte die wohlige Atmosphäre. Im Kamin züngelten vereinzelt Flammen zwischen den Holzstücken hervor, welche den düsteren Raum kaum erhellten.
Wyb Jan, ein kräftiger Seemann mittleren Alters, sass am alten Holztisch, an seiner Seite seine Frau. Dies sollte der letzte gemeinsame Abend werden.
Wyb Jan war ein Verehrer der Seefahrt, darauf wiesen die unzähligen Schiffsmodelle und Seekarten hin, welche überall in seinem Haus zur Schau gestellt wurden. Auch an Erfahrung mangelte es Wyb Jan nicht.
Aus diesen Gründen wurde er von der Marine für ein gefährliches Unterfangen berufen, dessen Risiken nur die fähigsten Seemänner gewachsen waren. Aufgrund wochenlanger Unwetter war die Insel „Rif“ vom Untergang bedroht. Die darauf ansässigen Angehörigen der Familie „van Basten“ waren dem Wetter wehrlos ausgesetzt und benötigten sofortige Hilfe. Wegen einer Beruhigung der Wetterlage bestand endlich eine Möglichkeit, zu dieser Insel aufbrechen zu können.
Langsam kam der Morgen näher, die Sonne blieb auch an jenem Tag hinter einer dicken Nebelschicht verborgen. Bei Wyb Jans täglicher Inspektion der Wetterlage konnte man nur Wind und Wolken erkennen. Und aus diesen Wolken regnete es in Strömen. Bei jedem Schritt versanken seine Füsse im losen Sand der Küste, übrig blieben nur wassergefüllte Fussspuren. Ein letztes Mal schrieb Wyb Jan mit blossen Füssen den Namen seiner Frau in den nassen Sand: „Alien“.
Es war an der Zeit, Abschied zu nehmen. Seine Frau, seine Bekannten, alle kamen, um ihm und seiner dreiköpfigen Mannschaft Glück und Gesundheit zu wünschen.
Beim Verlassen des Hafens hatte Wyb Jan ein eigenartiges Gefühl im Bauch, als wüsste er bereits jetzt, dass seine Crew und er selbst diesem Gewitter, dem tosenden Meer und den orkanartigen Stürmen nichts entgegenzubringen vermochten.
Die Insel „Rif“ wurde nie erreicht, Wyb Jan und seine Crew verschwanden spurlos in den Weiten des Ozeans.