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Der Tag, an dem der Papst zur Päpstin wurde

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09.06.2005
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Der Tag, an dem der Papst zur Päpstin wurde

Der Tag an dem der Papst zur Päpstin wurde

Eine Geschlechtsumwandlung​

Es war im Jahre des Herren 20xx, das heißt, wenn das Jahr noch dem Herren gehörte, denn die Schäfchen waren seit Jahrzehnten in immer größeren Scharen der Kirche ferngeblieben. Die Soziologen schrieben komplizierte Abhandlungen darüber, dass die Kirche im postchristlichen Zeitalter ihre Vormachtstellung in der Welt so geschickt behaupten konnte, aber diesen Abhandlungen gelang nur eine ungefähre Darstellung der Realität, denn die Autoren hatten keinen Einblick in die weltpolitischen Machenschaften des Vatikans. Die Kirchenväter selber hielten es aber mit dem traditionellen Spruch ihrer Vorgänger sehr genau: „ora et labora“. Und so beteten und laborierten die nie müde werdenden Herrschaften aus dem Vatikan seit Jahrzehnten erfolgreich an der Weltpolitik der Überlebenskünstlerin katholische Kirche.
Also es war an einem schönen Sommertag anno Domini 20xx, als die Nachrichtensprecher in der ganzen Welt professionell frohlockten: „Habemus Papam!“ Die Kirchenglocken frohlockten auch lauthals, aber nur diejenigen konnten ihr Bimmeln hören, die sich am Vormittag eines ganz normalen Arbeitstages in der Fußgängerzone aufhielten. Die Rundfunksprecher verfehlten dagegen die Ohren der Gläubiger und der Ungläubiger nicht, egal wo diese sich gerade aufhielten. Der weiße Rauch des Vatikans kringelte sich zum Himmel empor, um den Namen des neuen Heiligen Vaters aus Rom, Johannes-Pauls des Dritten, des ehemaligen Kardinals Alberto Frank Rollinger Mawi da Pada dem Herrn zu verkünden. Die Wählerschaft des Vatikans landete mit der Person des Kardinals Mawi da Pada zumindest nach Außen hin einen Volltreffer. Es war eine wahre politische Meisterleistung und die Konklave durfte mit recht stolz darauf sein, denn der Kardinal war von bester Abstammung, der Sohn einer traditionsbewussten, erzkatholischen, erzkonservativen Diplomatenfamilie. Sein Vater kam aus einem Land des Westens, seine Mutter aus einem des Ostens. Seine Großeltern stammten wiederum je aus dem nördlichen und aus dem südlichen Teil der Ökumene. Dazu konnte Mawi da Pada auf mütterlicher Linie seine Abstammung zu jener uralten italienischen Adelsfamilie da Pada zurückverfolgen, die bereits im Mittelalter fünf Päpste gestellt hatte. Seine enge Verwandtschaft zum Medienmogul Rollinger, dem Chef der Vereinigten Europäischen Medien EUM machte den Kardinal Mawi da Pada erst recht zum haushoch überlegenen Wunschkandidaten unter all den anderen Anwärtern auf dem Heiligen Stuhl.
Der Vatikan hatte bereits während der Amtszeit Johannes Pauls des Zweiten die Bedeutung der Medien erkannt und die charismatische Erscheinung des längst verblichenen polnischen Papstes geschickt für sich genutzt. Benedikt der Sechzehnte setzte diesen Trend fort, denn der Vatikan hatte lange vor den englischen Geschäftsleuten den Spruch „never change a running system“ erkannt und praktiziert. Aber diesmal bekam der Heilige Stuhl nicht nur einen charismatischen Papst. Diesmal streckte er die Hand nach dem gesamten Medienwesen Europas selber aus. Die Fachkreise munkelten hinter vorbehaltener Hand von einer Vernunftehe zwischen der Kirche und den Medien, von einer Allianz jener Art, wie in frühen Zeiten bei den Königshäusern Europas üblich war. Was blieb dem Vatikan sonst übrig, wenn heute, anno Domini 20xx seinen Söhnen die weltliche Eheschließung immer noch versagt blieb?
Mawi da Pada hatte nie solche Bestrebungen gehegt. Seinetwegen hätte die katholische Kirche für weitere fünfhundert Jahre auf das Zölibat behaaren können. Er entwickelte unter dem Einfluss des starken, dominanten Charakters seiner Mutter einen gewissen Ödipuskomplex, wie sein Psychoanalytiker es bezeichnete. Er hatte bereits seit seiner frühesten Jugend dem weiblichen Geschlecht gegenüber eine Art Hassliebe entwickelt, die mit einer guten Dosis männlicher Überheblichkeit vermengt war. Diese Einstellung kam später seiner erfolgreichen geistlichen Laufbahn zugute. Einen Vaterkomplex hatte er nie entwickelt. Dazu bekam er kaum die Gelegenheit, denn sein Vater war fast nie da, wie er mal später seinem Psychoanalytiker erzählte. Sicherlich machte Mawi da Pada während seiner Ausbildungszeit im besten katholischen Internat eines Alpenlandes die üblichen homosexuellen Erfahrungen. Aber mit solch kleinen Schönheitsflecken im Laufbahn eines hohen Kirchengeistlichen hätte der Heilige Stuhl nie ernsthafte Probleme bekommen. Mawi da Padas Geheimnis war ein anderes. Und hätte der Vatikan rechtzeitig davon Kenntnis gehabt, wäre der Kardinal nie ins Rampenlicht des öffentlichen Interesses gerückt. Für solche Fälle wie er gab es unter den alten kirchlichen Besitztümern einige, in denen sie in vornehmer Abgeschiedenheit die ihnen gebührende Annehmlichkeiten des Lebens genießen konnten.
Der Kardinal selber hatte erhebliches Bedenken, ob er der richtige für das höchste Amt der katholischen Kirche war. Aber die Verlockung, seine geistliche Laufbahn auf dieser Weise zu krönen, war zu groß. Nicht minder groß war der Druck seitens seiner Familie, vor allem des Medienmoguls Rollinger. Mawi da Pada besprach sein Bedenken mit dem einzigen Menschen, mit dem er all seine verborgenen Träume und Geheimnisse frei und ungezwungen besprechen konnte, mit dem erfahrenen Psychoanalytiker Dr. Panjib Rajah aus Mailand. Während seiner Amtszeit als Kardinal der Kurie hatte er die Mailänder Praxis des Analytikers allwöchentlich besucht, auf dessen Couch er mit all seinen Problemen und beschämenden Geheimnissen für eine verstollene Stunde Mensch sein durfte. Dr. Panjib Rajah fand nichts schlimmes in diesen Geheimnissen. Er war ein Vollblutanalytiker, dem einzig und allein das psychische Wohlergehen seines Patienten am Herzen lag.
Beim Amtsantritt des Papstes Johannes Pauls des Dritten, alias Alberto Frank Rollinger Mawi da Pada dauerte die Behandlung bereits seit mehreren Jahren, so dass Dr. Panjib Rajah mit dem Psychogramm seines Patienten bestens vertraut war. Vor einem halben Jahr war der Kardinal auf Anraten des Analytikers bereits zu einer hormonellen Behandlung übergegangen, deren erste Wirkungen einer misstrauischen Ehefrau gewiss aufgefallen wären. Aber der Vatikan war keine misstrauische Ehefrau, die jede seelische Schwankung ihres Mannes argwöhnisch verfolgt und sich um sein seelisches und körperliches Wohlergehen sorgt. Der Vatikan benötigte lediglich einen vorzeigbaren, gebildeten Mann mit einer einwandfreien Laufbahn, die seine Aufgaben pflichtbewusst erfüllte.
Dr. Rajah war der Überzeugung, dass der Abbruch der Behandlung für seinen Patienten tiefgreifende seelische Wunden hinterlassen würde. Darüber hinaus hielt er, so weit er als treuer, praktizierender Buddhist dies beurteilen konnte, die Behandlung mit der Würde des öffentlichen Amtes vereinbar. Man musste nur die notwendigen Maßnahmen ergreifen und eine strickte Geheimhaltung bewahren. Schließlich war da Pada nicht die einzige hochrangige Person des öffentlichen Lebens, deren eigenartigen psychologischen Werdegang der Analytiker begleitete und pflegte.
Die wöchentlichen Exkurse nach Mailand kamen für die Zukunft sicherlich nicht mehr in Frage. Man musste für die Fortführung der Behandlung einen anderen, geeigneten Weg finden. Zunächst wurde die Möglichkeit der telefonischen Behandlung in Erwägung gezogen. Aber sowohl der Analytiker wie auch der Papst hatte Bedenken, dass man die Telefongespräche leicht abhören könnte. Nach langem hin und her kamen die Beiden zu dem Entschluss, dass der Internet für diesen Zweck den bestgeeigneten Rahmen bot. Möglicherweise kamen sie zu diesem Ergebnis, da sie beide mit dem weltweiten Netz selber nicht vertraut waren. So konnten sie sich nicht vorstellen, welche technische Mittel Außenstehenden Neugierigen zur Verfügung standen.
Seine Heiligkeit, Papst Johannes-Paul der Dritte lies dementsprechend einen Internetanschluss in seinen Privaträumen im Vatikan einrichten, wählte sich den wohlklingenden Nick „Flora“ und der psychoanalytischen Weiterbetreuung durch Dr. Panjib Rajah stand somit nichts mehr im Wege. Als Ort und Zeit einigte man sich auf den Mittwochabenden kurz vor Mitternacht, in den privaten Chatträumen des AOL. Andere Internetanbieter kamen kaum in Frage, da die Computerkenntnisse der beiden Herrschaften recht begrenzt waren. Sie wähnten sich den technischen Anforderungen des AOL jedoch gewachsen, zumindest wen man der Werbung Glauben schenken durfte. Nicht einmal die alterwürdigen Gemäuer des Vatikans konnten der weltweiten verlockenden Verheißung standhalten, dass man mit AOL im Sekundenschnelle auf der weltweiten Datenautobahn gelangte, bevor man recht wusste, wie es einem geschah. Jedenfalls konnte Mawi da Pada unter dem schönen AOL-Nick Flora das Heil seines Seelenbildes auf dieser unkomplizierten Weise pflegen, während seine Heiligkeit, der Papst Johannes-Paul der Dritte sich pflichtbewusst um das Heil der katholischen Welt kümmerte. Bis zum jenen Tag, als die Bombe explodierte!


Die Bombe wurde von einem so genannten paparazzo, dem der Zufall, launisch wie er ist, in die Hände spielte, sorgfältig vorbereitet. Es geschah an einem Mittwoch abend, an dem eine unerfahrene Angestellte des telefonischen Weckdienstes Dr. Panjib Rajahs Weckauftrag übersah, dass Flora im weltweiten Netz Bekanntschaft mit Horst machte. Der intelligente, phantasiebegabte Mann Anfang vierzig wurde zu einem passionierten Internetbenutzer, seit er vor ein paar Monaten im Kings Club von zwei bezahlten Schlägern krankenhausreif geprügelt wurde. Seine Brüche waren inzwischen alle bis auf einem komplizierten Beinbruch verheilt, aber auf seinen rechten Bein humpelte er seitdem merklich. Wegen des Beins, wie auch wegen der schlechten Erfahrungen, mied er seitdem den Kings Club und blieb die meiste Zeit daheim. Dank seinem Charme und seines Geldes konnte er vorher immer wieder je nach Lust und Laune eine Frau oder einen Mann abschleppen. Seit der Prügelei reichte aber sein Charme nicht mehr aus, um seine körperliche Behinderung wettzumachen. Seit dem Börsencrash waren auch seine finanziellen Mittel größtenteils hin. Von seinem einstigen Nobelsportwagen behielt er nur noch den Internetnamen: PorscheHorst1.
Am besagten Mittwoch Abend war im Chatraum der community nicht viel los und so fiel PorscheHorst1 ein netter Nick auf, der seit längerer Zeit die schlüpfrigen Diskussionen der Teilnehmer verfolgte, selber jedoch nicht mal die knappen Begrüßungen beantwortete, die ihm adressiert waren. Horst klickte auf den Nick Flora im Verzeichnis der Anwesenden und telte ein kurzes „hi“.
Links oben auf dem Bildschirm in Vatikan erschien ein kleines Fensterchen mit dem Inhalt:
PorscheHorst1: „hi“
Seine Heiligkeit starrte beunruhigt das Fensterchen an. Er überlegte sich, ob er seinen Computer nicht lieber abschalten sollte, als im Fensterchen oben weitere Worte auftauchten:
PorscheHorst1: „Hallo. Bist du da?“
PorscheHorst1: „Einen hübschen Nick hast du dir ausgesucht.“
Flora zögerte einen Augenblick.
Horst hatte bereits sein Fensterchen für instant messages weggeklickt und widmete sich erneut den anderen Nicks in der Anwesenheitsliste. Aber das Fensterchen ging wieder auf und inmitten leuchteten verlockend die vier Wörtchen:
Flora: „Guten Abend. Danke.“
Horst haute schnell mit seinen zwei flinken Zeigefingern in die Tastatur:
PorscheHorst1: „Wie alt?“
Flora: „Was?“
PorscheHorst1: „Wie alt bist du?“
Mawi da Pada zögerte. Wenn er seine vollen zweiundfünfzig Jahre angab, wollte der andere bestimmt nichts mehr von ihm wissen. Wer wollte schon mit einer zweiundfünfzigjährigen Flora flirten, die eigentlich ein Mann war?
PorscheHorst1: „Willst du mir dein Alter nicht verraten?“
PorscheHorst1: „Bitte“ – leuchtete die Schrift wartend auf dem Bildschirm.
Flora: „34“
PorscheHorst1: „Das beste Alter für eine Frau.“
Flora: „Und wie alt bist du?“
PorscheHorst1: „38“
Warten.
Flora: „Wo bist du?“
PorscheHorst1: „Hamburg“
PorscheHorst1: „Du?“
Flora: „Rom“
Die Unterhaltung verlief in jener Art knappen Fragen und Antworten, wie alle Internetuser es gewöhnt sind, wobei Horsts Fragen, mit seinen flinken zwei Fingern schneller erschienen und lange warten mussten, bis die zögerlichen Antworten Floras sie befriedigten. Für seine Heiligkeit war dies jedoch eine neue, aufregende Erfahrung. Er war auf einmal niemand, einer der zwanzig, dreißig Millionen AOL- Mitglieder und sprach mit einem Unbekannten irgendwo da draußen in der weiten Welt, von dem er nicht wusste, wer er war, wie er lebte, was er dachte. Und für eine kurze Zeit durfte er alles sein, was ihm sonst ein Leben lang versagt blieb. Dennoch nahm er dem Mann am anderen Ende des Netzes ab, dass er ein gutaussehender charmanter Mann aus Hamburg war, der mit der vermeintlichen weltmännischen Gehabe eines typischen Porschefahrers durch die Welt flitzte, und jeden Abend im real life mit mehreren attraktiven Floras nach Herzenslust flirtete. Heute Nacht gehörte dieser Traummann ihm allein. Oder besser gesagt, er gehörte der Frau aus seiner Phantasie, der Frau, die er erschaffen hatte, die er an so vielen Mittwochabenden auf der Couch in der Mailänder Praxis des Dr. Panjib Rajah mit viel Mühe und Anstrengung konturiert hatte.
Dieser Frau durfte er jetzt eine Seele einhauchen, er durfte in sie hineinschlüpfen und in der Seelenhaut dieses atemberaubenden Geschöpfes den Lebemann aus Hamburg verführen.
Die Fragen des Mannes leuchteten ungeduldig auf dem Bildschirm in Rom:
PorscheHorst1: „Bist du eine Italienerin?“
Flora: „Nein“
PorscheHorst1: „Was bist du dann?“
Flora: „Halb Deutsche, halb Italienerin.“
PorscheHorst1: „Warst du schon mal in Hamburg?“
Flora: „Noch nie“
PorscheHorst1: „Es ist eine schöne Stadt.“
PorscheHorst1: „Du kannst mich besuchen kommen.“
Flora: „Nein.“
Flora: „Ich kann nicht.“
PorscheHorst1: „Warum nicht?“
Keine Antwort.
PorscheHorst1: „Musst du arbeiten?“
Flora: „Ja.“
PorscheHorst1: „Was arbeitest du?“
Flora: „Bin eine Angestellte bei EUM.“
PorscheHorst1: „Wow!!!“
Pause.
PorscheHorst1: „Ein tüchtiges Blümchen.“
Flora: „Was für Blümchen?“
PorscheHorst1: „Auf deutsch bedeutet dein Nick Blume.“
PorscheHorst1: „Willst du mein süßes Blümchen sein?“
Seine Heiligkeit prickelte es unter der Haut. Gefühle, die er davor nie gekannt, deren Existenz er sich bis dahin nur erträumt hatte, wärmten seinen Bauch, prickelten wie tausend Schmetterlinge und stiegen hoch, schnürten seine Kehle zu, trieben das Blut in seinen Adern zum rasen, zwangen seine zierliche, gepflegte Finger zum tippen:
Flora: „Ja. Oh, ja, das will ich...“
Warten. Das Warten im Kästchen des instant messengers schien die ersteiffende Männlichkeit des Hamburgers am anderen Ende des Netzes in das Schlafzimmer des Vatikans zu vergegenwärtigen...
PorscheHorst1: „Was hast du an?“
Flora: „?“
PorscheHorst1: „Was trägst du gerade?“
Flora: „Ein langes, weißes Seidenhemd.“
PorscheHorst1: „Und darunter nichts?“
Flora: „Nichts.“
PorscheHorst1: „Mmm...!“
Pause.
PorscheHorst1: „Was für Körbchengröße hast du?“
Flora: „Was?“
PorscheHorst1: „Körbchengröße.“
PorscheHorst1: „Hast du große Busen?“
Flora: „Oh ja.“
PorscheHorst1: „Ich liebe großbusige Frauen!“
Pause.
PorscheHorst1: „Trägst du gern sexy Dessous?“
Flora: „Oh ja!“
PorscheHorst1: „Beschreib mir dein Lieblingsdessous.“
Flora: „Schwarze Seide.“
Flora: „Mit rubinroter Spitze.“
PorscheHorst1: „Mmm...!“
Pause. Die Luft war sowohl in Hamburg wie auch im Rom schwer beladen mit roten Spitzen, die nach Patschuli und Moschus dufteten.
PorscheHorst1: „Ich würde dich so gern darin sehen.
Die Zeigefinger an den beiden Enden des Netzes wurden immer träger. Die Tastaturen vermittelten nur die immer kürzeren „Oh!“s und „Ach!“s. Die Hände wurden derweil von einem seltsamen Urinstinkt gezwungen, sich von der Tastatur nach unten zu bewegen, streichelten und begrabschten immer sehnsuchtvoller die Textilien des eigenen Unterleibs.

Den besorgten Kirchenbediensteten des Heiligen Stuhls fiel in den nächsten Tagen auf, dass es mit der Gesundheit des Heiligen Vaters nicht zum Besten bestellt war. Die offizielle Verlautbarung hieß: „Prostataprobleme“. Somit wunderte sich niemand, als der behandelnde Urologe aus Zürich, einer der berühmtesten Spezialisten der Welt, in das Gemellikrankehnaus in Rom eintraf um den Papst am Unterleib zu operieren. Nicht mal die engsten Vertrauten seiner Heiligkeit ahnten indessen, dass das allnächtliche Liebesgeflüster mit PorscheHorst1 die Ursache für seine allgemeine Müdigkeit und für die schwarzen Ringe unter seinen Augen waren. Dabei wussten eben diese engsten Vertrauten bereits, dass es bei dem streng abgeschirmten chirurgischen Angriff sich streng genommen um eine Geschlechtsumwandlung handelte.
Die politische Brisanz dieser Tatsache war in den engsten Kreisen des Vatikans lang diskutiert worden. Die Entscheidung wurde nicht leicht getroffen. Die Überlegung, ob der Papst nicht lieber abdanken und seinen – hm! – etwas unnatürlichen Neigungen in aller Zurückgezogenheit und Abgeschiedenheit frönen sollte, stand lange Zeit im Vordergrund. Leider hatte diese Möglichkeit einen nicht unbedeutenden Nachteil. Die Trennung von Alberto Frank Roller Mawi da Pada bedeutete gleichzeitig die Trennung von der Familie Roller samt deren EUM. Konnte sich die katholische Kirche diese Trennung überhaupt leisten? Die Zeiten waren schwierig und die Kirche hatte bereits seit Jahrzehnten ständig um ihr Überleben kämpfen müssen. Wie viele ethische Skrupel konnte sich der Vatikan leisten? Andere Religionen kämpften mit noch härteren Bandagen, wie die jüngsten Terroranschläge bewiesen. Und andere Großmächte hatten noch viel mehr schmutzige Affären unter dem undurchsichtigen Deckmantel des political correctness zu verbergen. Wenn ein oder anderer Journalist zufällig eine dieser Geschichten ausgrub und der Öffentlichkeit präsentierte, zuckten die großen Politiker nicht einmal mit den Wimpern. Und was war mit den vielen Superstars, Sängern und Spitzensportlern? Sie brauten sich ihre Skandalgeschichten selber zusammen, nur um ständig im Rampenlicht zu stehen. Im Grunde war ein geschickt angebrachtes Rampenlicht nie schädlich gewesen, egal weswegen man beleuchtet wurde.
Nach all diesen Überlegungen beschloss der Vatikan zu schweigen und die Dinge ihren Lauf nehmen zu lassen. Man hatte sich vorgenommen, den Verlauf gut zu überwachen und von den Augen der Welt streng abzuschirmen. Im Jahre 20xx war technisch alles machbar.

Über die technische Machbarkeit konnte Hans-Peter Beuler ein Lied singen, oder besser gesagt, einen guten Artikel für die Titelseite eines Schundblattes schreiben, denn er nannte sich freischaffender Journalist. Die Welt dagegen bezeichnete diese Berufsgruppe mit dem hübschen italienischen Wort „paparazzo“. Hans-Peter Beuler scheute keine Mühe, um an guten Geschichten heranzukommen. Viele Prominente ließen ihn gern an ihren Geschichten heran, auch wenn sie sich anstandshalber am Anfang etwas zierten. Leider interessierte sich die Leserschaft des Jahres 20xx kaum mehr für die zigsten Scheidungen und Affären der Politiker und Schauspieler. Die Zeiten der Praktikantinnen im Weißen Haus, die ihrem Präsidenten die Ehre auf den Knien erwiesen, wie einst Monika dem mächtigsten Mann der Welt, Bill Clinton bezeugt hatte, oder der britischen Thronfolger, die sich danach gesehnt hatten, ihr Dasein als Tampon in einer verlockenden Damenscheide zu fristen, war längst Vergangenheit. Solche Geschichten waren nur noch dazu geeignet, die Schmierblätter am Leben zu erhalten und um Hans-Peter Beuler ab und zu einen Honorarcheck zu bescheren, mit dem er sein Leben bestritt. Er träumte aber ständig von einem Knüller, der sein Leben verändern, ihn über Nacht berühmt machen würde. Dieser Knüller flatterte ihm eines Tages in der Form eines braunen Päckchens ins Haus, das für seinen Nachbar bestimmt war, und das er bitte freundlicherweise entgegennehmen wollte. Nein, er brauchte nichts zu bezahlen, die Bestellung war bereits beglichen worden.
Es war Hans-Peter Beulers Berufskrankheit, die ihn dazu veranlasste, den Inhalt des Päckchens zu untersuchen, bevor er es weiterleitete. Wie er dem beigelegten Lieferschein entnehmen konnte, war der Absender ein bekanntes Versandhaus für Sexspielzeug. Der einzige Inhalt war ein Stück Damenunterwäsche aus schwarzer Kunstseide mit rubinroten Randverzierungen. Nichts besonderes, stellte er enttäuscht fest.
Bei der Übergabe des Päckchens wurde er aus Dankbarkeit zu einem Bier eingeladen, dem noch eins folgte und dann noch eins. Anschließend überging man zu härteren Getränken und zu schlüpfrigeren Geschichten. Der frisch verliebte Horst wurde seinem Nachbarn gegenüber vertraulich. Hans-Peter wusste genau, wie man die Zunge der Leute lockerte. Dass war eine berufliche Gabe, die ihm in der Vergangenheit oft gute Dienste geleistet hatte. Die Leute belästigten ihn gar mit ihren intimsten Geschichten, wenn er keinerlei Interesse daran zeigte. Und an dem Internetflirt eines einsamen Hamburgers war, Gott weiß, nichts erwähnenswertes, außer vielleicht an dem guten Cognac, den Horst ihm wiederholt nachschenkte. Alles in allem war es der übliche Trink- und Geschwätzabend zweier einsamen Männer mitten einer Großstadt, die sonst wochenlang mit niemand über sich und ihrer Gefühlswelt sprechen, bis der Alkohol wieder mal ihre Zunge löst. Das Gespräch weckte Hans-Peters beruflichen Instinkt erst als der Name EUM fiel.
„Ich kenne die Tussis von dort“, sagte er. „Die sind unnahbar. Keine von denen würde sich mit einem wie du oder ich einlassen. Weder im Internet, noch im real life.“
„Ich habe mich aber nicht dafür ausgegeben, was ich bin“ beteuerte Horst. „ Sie glaubt, dass ich ein großer Macker mit einem dicken Porsche bin.“
„Du“ – sie waren inzwischen zu einem vertraulichen Duzen übergegangen – „Du, die Mädels vom EUM sind nicht darauf angewiesen, dir was zu glauben. Sie kriegen jeden Macker ab, den sie wollen. Von dem sie genau wissen, was er ist. Vom Glauben halten die nix.“ Männer haben es grundsätzlich nicht gern, wenn andere was besser wissen, wenn sie in eine Auseinandersetzung mit anderen Männern unterliegen. Hans-Peter wusste, dass er recht hatte und er wusste, wie er es beweisen konnte. Man brauchte nur das IP des Mädels zu prüfen. Ein Anruf zu einem Kumpel, ein Computerfritze aus Recklinghausen genügte um zu erfahren, was das Mädel war und wo es wohnte. Es dauerte eine Weile, bis der Kumpel aus Recklinghausen zurückrief. Horst, der den Rückruf entgegennahm und das Gerät seinem Gast überreichte, konnte bereits nach kurzer Zeit an das Zittern in Hans-Peters Stimme erkennen, dass ihm was Außerordentliches zuteil wurde. Auf sein aufgeregtes „Was?!“ und „Man, sag doch was! Ich sterbe hier vor Neugier!“ bekam er nur Hans-Peters nervöses Winken, dass er stillhalten soll.
Floras IP führte haargenau in das Schlafzimmer des Papstes! In Rom!
Wie sollte man das verstehen? Hatte etwa der Papst eine geheimnisvolle Freundin, die er im Vatikan verborgen hielt? Und betrog diese Freundin seine Heiligkeit allmitternächtlich mit Internetbekanntschaften wie Horst? Egal, was dahinter steckte, die Geschichte war der Knüller!
Hans-Peter setzte all seine Kenntnisse und Beziehungen ein, um den Dingen auf den Grund zu kommen. Und als es so weit war, hatte es alles Pfändbare in seiner Reichweite gekostet, bis er sich mit dem unabdingbaren, auf rosaroten Wolken schwebenden Horst im Schlepptau den Weg nach Rom, ins Gemellikrankenhaus freikaufen und, wo es nicht käuflich, freikämpfen konnte. Aber was auf ihn wartete, war der Mühe und des geliehenen Kapitals wert gewesen! Dessen war sich der freischaffende paparazzo Hans-Peter Beuler sicher, als er am Morgen des zweiten September im Jahre des Herrn 20xx in einem Hotelzimmer in Rom die ersten Zeitungen des Tages in den Händen hielt. Neben den großformatigen Bildern des Papstes beim ersten Liebeskuss mit seinem Angebeteten, gab es hie und dort ein kleines, feines Brustbild vom Starreporter des Tages, von ihm, Hans-Peter Beuler, Journalist aus Hamburg.


Die Nachrichten der nächsten Tage standen nicht nur in der katholischen Welt unter den aufreißerischsten Titeln seit der Geburt der Medienwesen. Die harmlosesten von ihnen waren noch: „Der Papst ist eine Päpstin!“, „Heiratet demnächst Johannes-Flora-Paul der Dritte im weißen Brautkleid?!“, oder „Wird der Liebhaber aus Hamburg in der Vatikan einziehen?“ Und die Schundpresse stellte sich gar viel pikantere Fragen über das neue Liebesleben des Papstes oder der Päpstin aus dem altehrwürdigen Vatikan.
Es ist unnötig zu sagen, dass kein einziges Detail aus den intimen Liebeserfahrungen der Päpstin ausgelassen wurde, dass jedes einzelne Email und jedes gespeicherte Chatgespräch seinen Weg von Horsts Computer in die Zeitungen der Welt gebahnt hatte.
Aber die Aufregung legte sich bald, wie es mit jeder Aufregung und jedem Skandal früher oder später geschieht. Und ja: an einem schönen Herbsttag im Jahre des Herren oder der Herrin 20xx heiratete Johannes-Flora-Roller Mawi da Pada in einem traumhaften Designerbrautkleid mit einer sage und schreibe zwölf Meter langen Schleppe in der altehrwürdigen Peterskirche in Rom ihren Angebeteten Horst aus Hamburg. Der Vatikan musste sich trotzdem nicht vom begehrten Partner EUM trennen. Und die Welt wollte sich nicht von ihrer beliebten, äußerst populären Päpstin Johannes-Flora der Ersten trennen.
Ist das nicht ein happy end?

 

Zunächst will ich sagen, dass ich sehr froh bin, euch entdeckt zu haben. Während ich auf die Registrierung/Freischaltung gewartet habe, habe ich manche Geschichten durchgelesen. Meine Bemerkungen habe ich zunächst für mich behalten, wie Oscar Wildes Schwalbe im "The Happy Prince" - oder doch einfach nur deswegen, weil ich noch nicht schreibberechtigt war? :)

Auf alle Fälle werde ich euch bestimmt nicht zu oft mit meiner miesen Rechtschreibung und meinem verdrehten Außländerdeutsch belästigen. Aber diese Geschichte wollte ich gern irgendwo loswerden. Als mir die Idee dazu einfiel, mußte ich sie sofort niederschreiben und konnte nicht aufhören, bis ich damit fertig war. Ich habe es genossen. Euch wird vielleicht zu derb erscheinen, vielleicht sogar geschmacklos.
Mal sehen.

Schöne Grüße
masserena

 

Hallo masserena

Ich gehe mal davon aus, bisher hat sich noch niemand zu deiner Geschichte geäußert weil sie ziemlich lang ist. Aber ich wage mich jetzt mal ran.

Also es war an einem schönen Sommertag anno Domini 20xx
Ich würde einfach nur schreiben „Es war an einem schönen Sommertag, , als die Nachrichtensprecher ...“
Willst du den Satz unbedingt so stehen lassen, dann setzt nach „Also“ ein Komma.

aber nur diejenigen konnten ihr Bimmeln hören, die sich am Vormittag eines ganz normalen Arbeitstages in der Fußgängerzone aufhielten.
Ich weiß ja nicht, aber ist die Fußgängerzone so groß, oder die Glocke so leise? Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Glocke nur von rechts nach links zu hören ist, aber in die anderen Richtungen nicht.
Vielleicht sind ja aber lauter Wolkenkratzer um die Kirche gebaut, dass der Schall gar nicht durchkommt?

Die Abstammungsgeschichte des neuen Papstes find ich überflüssig. Es zieht sich dermaßen in die Länge, dass es beim lesen nervt.

wie in frühen Zeiten bei den Königshäusern Europas üblich war
War das tatsächlich nur bei den europäischen Könighäusern so? Wäre mir zwar nicht bekannt, aber egal.

auf das Zölibat behaaren können
Ja ja, ist schon ne recht haarige Angelegenheit so ein Zölibat. Da sehen die Katholiken vor lauter Haaren die Frauen nicht mehr. :rotfl:
Ich schätze, du meintest „beharren“.

Aber mit solch kleinen Schönheitsflecken im Laufbahn eines hohen Kirchengeistlichen
-> „in der Laufbahn“. Nicht „im Laufbahn“

... Geheimnissen für eine verstollene Stunde Mensch sein durfte
Für was für eine Stunde?
Ist das Wort „verstollene“ abgeleitet von Christustollen? Würde dann ja zumindest, im Zusammenhang mit der Kirche, irgendwie passen.

Der Vatikan benötigte lediglich einen vorzeigbaren, gebildeten Mann mit einer einwandfreien Laufbahn, die seine Aufgaben pflichtbewusst erfüllte.
Anhand deiner Formulierung, müssen sich die Aufgaben auf den Mann beziehen. Demnach heißt es „...Laufbahn, der seine Aufgaben“

Aber sowohl der Analytiker wie auch der Papst hatte Bedenken
„hatten“ Bedenken, da es sich ja um zwei Personen handelt.

dass der Internet für diesen Zweck den bestgeeigneten Rahmen bot
Auch wenn die kath. Kirchenmänner keine Frauen haben dürfen, so sollten sie doch zumindest den weiblichen Artikel dulden, oder?
Meiner Meinung nach heißt es nämlich noch immer „das Internet“.

...da sie beide mit dem weltweiten Netz selber nicht vertraut waren.
Da bin ich aber froh, dass diese Erklärung noch kam. Sonst wäre ich wirklich ins Zweifeln geraten wo die Logik hingekommen ist.

AOL. Andere Internetanbieter kamen kaum in Frage, da die Computerkenntnisse der beiden Herrschaften recht begrenzt waren
Sollte das eine nette kleine Anspielung darauf sein, dass dieser Anbieter, im Gegensatz zu allen anderen, von jedem Kleinkind begriffen werden kann?
Echt fies, eine solch ironische Andeutung. ;)

..dass man mit AOL im Sekundenschnelle auf der weltweiten Datenautobahn gelangte,
Immerhin schon mal ein weiblicher Artikel. Es heißt aber trotzdem immer noch auf „die“ weltweite Datenautobahn.

... Seelenbildes auf dieser unkomplizierten Weise pflegen
auf „diese“ umkomplizierte

Die Bombe wurde von einem so genannten paparazzo, dem der Zufall, launisch wie er ist, in die Hände spielte, sorgfältig vorbereitet.
Machen wir mal ein kleines Ratespiel. Was stimmt an diesem Satz nicht?
Kleiner Tipp: Achte mal auf die spielenden Hände. ;)
Oder hab ich nach dreimal durchlesen, den Satz einfach noch immer falsch interpretiert? Vielleicht stimmt er ja genau so, wie er dasteht?

... Weckauftrag übersah, dass Flora im weltweiten Netz Bekanntschaft mit Horst machte
Da würd ich noch „so“ einsetzen. Dann liest es sich logischer und flüssiger.
-> ... übersah, so dass Flora im ...

Seine Brüche waren inzwischen alle bis auf einem komplizierten Beinbruch verheilt, aber auf seinen rechten Bein humpelte er seitdem merklich.
Oh Gott .... was ist das für ein Satz?
1.)Fehlende Kommas
2.) einen komplizierten -> nicht einem
3.) seinem rechten Bein -> nicht seinen
4.) Nach „verheilt“ würd ich nen Punkt setzen, und somit zwei Sätze aus dem ganzen machen.
5.) Ab hier hab ich die Geduld verloren, um weiterhin leichtsinnige Rechtschreibfehler rauszupicken.

Auf alle Fälle werde ich euch bestimmt nicht zu oft mit meiner miesen Rechtschreibung und meinem verdrehten Außländerdeutsch belästigen. Aber diese Geschichte wollte ich gern irgendwo loswerden.
Ganz ehrlich! Gedulde dich bitte beim nächsten mal ein wenig mit dem posten und gib vorher jemand deine Geschichte zum korrigieren.
Ich kann hier nur für mich sprechen, aber ich finde es mehr als nervig, wenn ich eine Geschichte lesen will, und diese dann tausend Fehler aufweist.

Anwesenden und telte ein kurzes „hi“.
Er teilte das „hi“? Dann musst du es aber so schreiben „h/i“, oder „h-i“. Oder wie wäre es mit „H.I“.
Sorry, aber ich kann nicht mehr ernsthaft und konstruktiv auf so was eingehen. Da muss ich mir auf diese Weise eben Humor schaffen.
Und ab hier hab ich den Text einfach nur noch überflogen.
Lachen konnte ich nur über versehentlich falsch geschriebene Wörter wie z.B. „behaart“.

Im Großen und Ganzen: Mir hat die Geschichte nicht gefallen. Sie ist zu langatmig, zu viele unnutze Drumherum Erklärungen, .... und die Rechtschreibung hindert den Lesefluss einfach ungemein.

Etwas positives hat es ja evtl. für dich. Zumindest hast du jetzt überhaupt mal eine Kritik dazu.

Gruß
LoC

 

Der Text ist nicht lustig.
Möglicherweise kann man aus einem solchen Thema auch gar keinen lustigen Text machen, aber das ist eine andere Frage.
In dieser Rubrik fehlplaziert.

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