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Der Test

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21.01.2003
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Der Test

Der rote VW-Käfer bog in die belebte Geschäftsstraße und verschwand in der nächsten Tiefgarage. Beatrice Kellermann lenkte den Wagen auf ihren Stellplatz. In dem Licht der Scheinwerfer wurde an der Wand ein Schild sichtbar: Praxis Dr. Kellermann, Psychologin.
Hohe Absätze klackten, als Beatrice auf den Lift zuging. Im fünften Stock stand die Tür zu ihrer Praxis halb offen. Mara, die Sprechstundenhilfe, hatte den Telefonhörer am Ohr und machte sich Notizen. Sie sah kurz auf und winkte Beatrice zu, die ins Sprechstundenzimmer ging. Auf ihrem Schreibtisch lagen Karteikarten für die Vormittagstermine. Beatrice zog ihren weißen Kittel über, studierte die erste Karte. Winfried Schmidt, 28 Jahre alt. Seine Firma schickte ihn vorbei. Beatrice sollte herausbekommen, ob er für eine Position als Vorarbeiter in der Strickwarenfabrik geeignet war.
Beatrice blickte aus dem Fenster. Keine einzige Wolke trübte den Himmel. Ein silbrig blinkendes Flugzeug zog einen Kondensstreifen hinter sich her. Das richtige Wetter, um mal wieder auszuspannen, dachte sie. Ich bin reif für den Urlaub.
Stimmen im Empfangsraum, dann öffnete sich die Tür. “Herr Schmidt, Frau Doktor.”
“Danke Mara. Bitte nehmen Sie Platz Herr Schmidt.”
Der Mann setzte sich auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch.
“Sie wissen, warum Sie hier sind, nicht wahr?” Sieht der Mann blendend aus. Beatrice rutschte unruhig in ihrem Sessel hin und her. Wie George Clooney, nur jünger. Athletische Figur, Schwarze Haare, fast quadratisches Gesicht, voller Mund und dann diese Augen, diese blauen Augen. Beatrice konnte ihren Blick nicht von ihnen lösen.
“Ich soll von Ihnen überprüft werden, ob ich als Vorarbeiter in der Strickwarenfabrik geeignet bin.”
“Ja, das stimmt. Ich möchte einige Tests durchführen, um Charakteristika Ihrer Persönlichkeit zu ermitteln.”
“Was sind das für Tests? Muss ich mich dabei ausziehen?”
“Um Gotteswillen,” lachte Beatrice. Leider nicht. Sie wurde gewahr, wie sie nervös mit den Fingern auf der Schreibtischplatte trommelte. “Ich bin kein Mediziner. Ich will Ihnen gleich sagen, was ich nicht mache. Z.B. graphologische Analyse. Das ist reiner Humbug.
Das, was ich mit Ihnen machen möchte, sind der Rorschach Test und der TAT, der Thematische Apperzeptionstest. Herr Schmidt, bitte legen Sie sich dort auf die Liege. Ich möchte, dass Sie sich vollständig entspannen.”
Beatrice deutete auf eine schwarze Lederliege, die auf einem chromblitzenden Gestell ruhte. Sie griff nach einem Stapel Papier mit Tintenklecksen, schob einen Stuhl dicht an die Liege heran, setzte sich und reichte Schmidt den ersten Zettel.
“Herr Schmidt, was sehen Sie in dieser Figur?”
Schmidt blickte unverwandt auf ihre Beine, auf ihren weißen Kittel, auf ihr Gesicht, dass sich unter seinem Blick leicht rötete. Er sah auf den Zettel, dann wieder auf ihre Beine.
“Ich sehe ein paar wunderschöne Frauenbeine, Doktor.”
“Blicken Sie auf Ihren Zettel, Herr Schmidt. Was sehen Sie da?”
“Ich sagte es bereits. Ein paar wunderschöne Frauenbeine, Doktor.”
Beatrice gab ihm den nächsten Zettel.
“Und hier?”
“Eine junge Frau in einem weißen Kittel. Der schwarze Klecks hier ist die Frau selbst, und das Weiße drumherum ist der weiße Kittel. Die Frau ist atemberaubend attraktiv. Und das hier unten, das sind ihre wunderschönen Beine, Doktor.”
“So, hier ist die nächste Figur. Was entnehmen Sie daraus, Herr Schmidt?”
“Das, was hier aussieht, wie ein einziger Klecks, Frau Doktor, sind wir beide in enger Umarmung. Sehen Sie, man kann uns nicht mehr auseinanderhalten.”
“Hören Sie auf, Herr Schmidt. Ich sehe schon, der Test hat bei Ihnen keine Aussagekraft.” Beatrice erhob sich verwirrt. Ihr war heiß geworden. Sie zog ihren Kittel aus und warf ihn auf den Schreibtisch.
“Ich ahnte, dass Sie attraktiv sind, Frau Doktor. Aber das übertrifft alle meine Erwartungen.”
Beatrice versuchte Haltung zu bewahren und griff nach einem Stapel Karten.
“Wir machen jetzt den Thematischen Apperzeptionstest. Ich zeige Ihnen Karten, die Figuren enthalten und Sie erzählen mir, was diese Figuren machen und denken.”
Die erste Karte, die Beatrice Schmidt gab, zeigte einen Jungen mit einer Violine.
“Das ist klar. Der Junge mit der Violine denkt, wäre die Violine doch eine Frau. Ich würde alle Saiten in ihr erklingen lassen.”
Wortlos reichte Beatrice Schmidt eine weitere Karte mit einer erregten Frau, deren Hand eine offene Tür umklammerte.
“Das sind Sie, Frau Doktor, nachdem ich gegangen bin.” Schmidt lächelte ihr zu und gab die Karte zurück.
“Und diese Karte?” fragte Beatrice mit zitternder Stimme.
Die Karte war vollkommen leer.
“Das sind wir beide in wilder Umarmung unter Ihrem weißen Kittel, Frau Doktor.”

Einige Tage später erhielt das Textilunternehmen einen Brief von Dr. Kellermann mit dem Untersuchungsergebnis. Winfried Schmidt war als Vorarbeiter ihrer Strickwarenfabrik ungeeignet. Die Personalabteilung versuchte Schmidt telefonisch zu erreichen, um ihn über das Ergebnis zu unterrichten. Es nahm niemand ab; er befand sich mit Frau Dr. Kellermann auf den Kanarischen Inseln und spielte Violine.

 

Hi Claudio,

leider hat mir Deine Geschichte nicht gefallen. Sie ist zwar flüssig geschrieben und fast fehlerlos, was die Grammatik und die Rechtschreibung betrifft - und da kann man ja hier manchmal ganz Anderes finden - aber mir fehlt jegliche Spannung.

Die Geschichte beginnt im Stil eines billigen Groschenromans und man vermutete nach den ersten Sätzen, dass die junge Frau Dr. Kellermann den Mann ihres Lebens finden wird.

Und tatsächlich, schon bei der Beschreibeung des Patienten Schmidt wird klar, dass er es ist.

Zitat: "Wie George Clooney, nur jünger. Athletische Figur, Schwarze Haare, fast quadratisches Gesicht, voller Mund und dann diese Augen, diese blauen Augen. Beatrice konnte ihren Blick nicht von ihnen lösen."

Was nun kommt, die Anmache von Schmidt, empfinde ich als platt und nichtssagend und es ist mir schleierhaft, wie die Frau darauf abfahren kann....

Drei Kleinigkeiten sind mir aufgefallen:

“Herr Schmidt, Fräulein Doktor.” Heute spricht man keine Frauen mehr mit Fräulein an!

"Um gotteswillen,” Gotteswillen groß!

"Das, (Komma!) was ich mit ihnen (Ihnen, groß!)machen möchte"

Tut mir Leid, dass ich Dir keine andere Kritik schreiben konnte. :)

Viele Grüße
Barbara

 

Hi Claudio,

ich schließe mich al-dentes Kritik an. Wäre die Geschichte zehnmal länger, könnte sie glatt einem Liebesromanheftchen entstammen. Das Geschehen ist absolut unrealistisch; Psychologen wie auch Ärzte pflegen grundsätzlich einen gesunden Abstand zu ihren Patienten, allein schon wegen des hippokratischen Eides sind sie dazu im Grunde verpflichtet (ich kenne den Wortlaut nicht, aber es geht glaube ich darum, alle Patienten gleich gut zu behandeln). Davon abgesehen dürften die meisten Akademiker/innen zu intelligent sein, um jemanden allein wegen des Aussehens (denn nur solche Vorzüge von Herrn Schmidt werden beschrieben) interessant zu finden.

Ich war gerade auf Deiner Homepage - ich staune ehrlich gesagt etwas. Nimm's mir nicht übel, aber aufgrund der doch sehr vereinfachten und realitätsfernen Darstellung der zwischenmenschlichen Beziehung in Deiner Geschichte hätte ich Dich für einen Teenager gehalten :D

Erklär doch mal, wie Du auf diese Geschichte gekommen bist, vielleicht steckt ja mehr dahinter als wir ahnen.

Uwe

 

Barbara,
Vielen Dank fuer Deine Kritik. Du hast Recht. Ist wohl so, und habe auch schon schlimmere bekommen. Das ist ja noch gar nichts <g>. Habe noch plattere Geschichten geschrieben. Was soll ich machen, bin nun mal so, dass ich eine Plattituede auf die andere haeufe. Vielleicht nicht immer, aber sehr oft. Wenn ich Witze mache, wundere ich mich immer wieder, dass nur ich darueber lache. Hoffe, Du hast Nachsicht mit mir. Mir macht das Schreiben trotzdem Spass. Die Fehler werde ich in der Geschichte ausbessern.

Beste Gruesse,
Claudio

 

Uwe,
Vielen Dank fuer den Kommentar.
>Davon abgesehen dürften die meisten Akademiker/innen zu intelligent sein, um jemanden allein wegen des Aussehens (denn nur solche Vorzüge von Herrn Schmidt werden beschrieben) interessant zu finden.

Ich bin da anderer Ansicht. Akademiker (lol): ich bin
Dipl. Betriebswirt. Was fuer Unterschiede meinst Du, gibt es da zu Leuten ohne Abschluss? Unter Umstaenden Borniertheit.

Mir gefallen auch solche 'platten' Geschichten, und dann, ich habe nichts gegen Liebesromanheftchen.

Beste Gruesse,

Claudio

 

Oje, Claudio, das ist wikrklich nicht Deine beste.

Zu naiv, zu vorhersehbar, zu unrealistisch. Und... der Roaschachtest wird nicht im Liegen durchgeführt.
Aaaber: der Mann hat endlich den gewünschten Erfolg :)
Bin übrigens immernoch der Meinung (ja, BArbara, ich wieß, Du siehst es anders...:)), dass die Anreden klein geschireben werden.

schöne Grüße, Anne

 

Tja, ich fahre Achterbahn. Mal bin ich unten, und mal bin ich oben.
Gruss,

Claudio

 

Ich mache es mal so: So lange ich der Meinung bin,
die Anrede sei im Dialog gro(ss = ich habe kein sz auf meiner Tastatur) zu schreiben, so lange tue ich es.
Und damit schliess ich das Thema.

Gruss,

Claudio

 

Hallo Claudio, ich hab da mal nachgeschaut... sorry, ich hatte nicht recht:


"Das Anredepronomen Sie und das entsprechende Possessivpronomen Ihr sowie die zugehörigen flektierten Formen schreibt man groß.

Beispiele:

Würden Sie mir helfen? Wie geht es Ihnen? Ist das Ihr Mantel? Bestehen Ihrerseits Bedenken gegen den Vorschlag?

E1: Großschreibung gilt auch für ältere Anredeformen wie:
Habt Ihr es Euch überlegt, Fürst von Gallenstein? Johann, führe Er die Gäste herein.

E2: In Anreden wie Seine Majestät, Eure Exzellenz, Eure Magnifizenz schreibt man das Pronomen ebenfalls groß.

§ 66

Die Anredepronomen du und ihr, die entsprechenden Possessivpronomen dein und euer sowie das Reflexivpronomen sich schreibt man klein.

Beispiele:

Würdest du mir helfen? Hast du dich gut erholt? Haben Sie sich schon angemeldet?

Lieber Freund,
ich schreibe dir diesen Brief und schicke dir eure Bilder ..."

sorry. :)

Anne

 

Anne,

Nun gut. Da ich nach zwei Jahren Schreiberei sehen wollte, wie es andere machen, weil ich an eine Grenze stosse, fange ich jetzt nach langer Zeit wieder an Buecher zu lesen. Eines davon ist die Korrektur von Franzen: Seite 411,
"Was halten Sie von Spielautomaten," und da dachte ich mir. Wenn die 'Sie' gross schreiben, kann ich es doch auch <s>.

Beste Gruesse,

Claudio

 

Hallo Claudio,

die Geschichte erinnert mich an einen alten Witz, da interpretiert jemand die Rohrschach- Bilder ähnlich `originell´, welch schlechte Psychologin muß sie sein, um auf so etwas einzugehen.

Ein Änderungsvorschlag: Z.B. graphologische Analysen oder: Z.B. eine graphologische Analyse.

Tschüß... Woltochinon

 

Tja, wenn die Hormone fliessen, schaltet die Ratio auf Rueckwaertsgang.

Gruss,

claudio

 

Hallo Claudio!

Ich bin zwar nicht überwältigt, aber es ist ein nettes Geschichtchen für zwischendurch. Tiefsinnige Gedanken und eine sensible Darstellung zwischenmenschnlicher Beziehungen ist wohl nicht das Ziel des Textes. Erotisierend ist er auch eher so ganz und gar nicht.

Aber als oberflächliche Unterhaltung nur so mal schnell zum Drüberlesen ist die Geschichte ganz passabel.

lg
klara

 

Klara,
Ich schuerfe nicht immer tief. Im Grunde gar nicht.
Nur manchmal faellt es nicht auf <g>.

Beste Gruesse,

Claudio

 

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